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THIS BOOK IS DUE ON THE DATE
INDICATED BELOW AND IS SUB-
JECT TO AN OVERDUE FINE AS
POSTED AT THE CIRCULATION
DESK.
DIE
NATURGESCHICHTE
DES
CAJÜS PLIMUS SECÜNDÜS.
INS DEUTSCHE ÜBERSETZT
UND MIT ANMERKUNGEN VERSEHEN
Prof. Dr. G. C. WITTSTEIN
in München.
ERSTER BAND:
(I-VL Buch)
Dedication, Inhaltsverzeichniss, Kosmographie und Geographie.
LEIPZIG.
Druck und Verlag von Gressner & Schramm.
1881.
Vorrede.
Cajus Plinius Secundus wurde im Jahre 23 nach Christi
Geburt (im Jahre Rom's 775, im neunten Jahre der Regierung
des Kaisers Tiberius) zu Como geboren, und starb unter
Titus, im Jahre 79 nach Christo, dem sechsundfünfzigsten
Jahre seines Alters bei einem Ausbruche des Vesuvs, dem-
selben, der auch die beiden Städte Pompeji und Herculanum
verschüttete. Sein Vater hiess Celer, seine Mutter Marcella,
durch welche er mit Pomponius Secundus verwandt war, und
von deren Familie er den Namen „Secundus" erhielt. Er
that zuerst Kriegsdienste in Deutschland unter der Regierung
des Kaisers Claudius, verwaltete nachher mehrere bedeutende
Civil- und Militairämter unter Nero und Titus Vespasian,
und commandirte zuletzt die Flotte zu Misenum.
Was wir ausserdem noch Näheres von dem Leben,
Wirken und dem Tode unsers Plinius wissen, enthalten
zwei Briefe seines Neffen, die daher hier folgen sollen.
C. Plinius Caecilius x) an seinen Freund Macer2)
(III. Buch. 5. Brief.)
„Es ist mir sehr angenehm, dass Du die Werke meines
Oheims so fleissig liesest, da^s Du wünschest, sie alle zu
*) C. Plinius Caecilius Secundus, wurde 62 n. Chr. zu Como geboren,
erwarb sich als gerichtlicher Redner viel Beifall in Rom, war unter
Doniitian Prätor, unter Nero und Trajan Consul, dann Augur und zu-
letzt Statthalter in Bithynien. Seine Mutter hiess Plinia und war
des Plinius Secundus Schwester; sein Vater, der aber früh starb, hiess
C. Csecilius.
2) Btebius Macer, ein angesehener Römer, bekleidete 101 n. Chr.
die Würde eines Consul suftectus (der beim Todesfall eines Consuls
1
D. H. HILL LIBRARY
North Carolina State College
2 Vorrede.
besitzen und zu wissen, welche es sind. Ich will daher die
Rolle eines Anzeigers übernehmen, und Dir zugleich be-
merken, in welcher Ordnung er sie geschrieben hat, denn
auch diess erfährt der Studierende gern.
Ein Buch Ueber das Spiesswerfen der Reiterei.
Dieses verfasste er als Befehlshaber eines Flügels1) mit
ebenso viel Scharfsinn als Sorgfalt.
Zwei Bücher Lebensbeschreibung desPomponius
Secundus,2) der ihn zärtlich liebte, und dem er, gleichsam
als schuldigen Tribut, darin die Erinnerungen an seinen
Freund darbrachte.
Zwanzig Bücher Ueber die Kriege in Deutsch-
land, worin er alle von den Römern mit den Deutschen
geführten Kriege beschreibt. Ein Traum veranlasste ihn
dazu, als er in Deutschland diente. Ihm erschien nämlich
die Gestalt des Drusus Nero3), der in Deutschland grosse
Siege erfochten hatte und daselbst gestorben war; er empfahl
sich seinem Andenken und bat, er möge ihn der Vergessen-
heit entziehen.
Drei Bücher betitelt Der Zögling, wegen ihrer Stärke
in sechs Bände vertheilt, in welchen er den Redner von
den ersten Elementen an behandelt und endlich vollendet
darstellt.
während der Amtsführung für die noch übrige Zeit des Jahres ge-
wählt wurde und weniger Ansehen hatte als der, welcher das Jahr
begonnen [Consul Ordinarius].)
*) ala, 300—500 Reiter.
2) Lucius Pomponius Secundus, aus Verona gebürtig, war zweimal,
in den Jahren 29 und 36 n. Chr. Consul und im J. 41 Oberfeldherr
über die Legionen in Deutschland.
3) Drusus Nero Claudius, Sohn des Claudius Tiberius Nero und der
Livia Drusilla (welche, als sie noch mit ihm schwanger ging, von
ihrem Gatten dem Augustus abgetreten wurde), Bruder des Tiberius,.
Gemahl der jüngeren Antonia, des Antonius und der Octavia Tochter
focht 11—9 v. Chr. erfolgreich gegen die Germanen, starb zu Main&
in Folge eines Sturzes vom Pferde, mit Hinterlassung von 3 Kindern,
des Drusus Germanicus, der Livilla und des nachmaligen Kaiser»
Claudius.
Vorrede. 3
Acht Bücher Ueber zweifelhafte Fälle im Aus-
druck. Diese schrieb er in den letzten Jahren der Regierung
des Nero1), wo die Tyrannei jede freiere und erhabenere
Art von Studien gefährlich machte.
Einunddreissig Bücher einer Fortsetzung der von
Aufidius Bassus begonnenen Geschichte2).
Siebenunddreissig Bücher einer Naturgeschichte,
ein umfassendes, gelehrtes Werk und so mannigfaltig, als
die Natur selbst3).
Wirst Du nicht erstaunen, dass ein mit Geschäften
überhäufter Mann so viele Bücher schreiben und in manchen
derselben so schwierige Gegenstände behandeln konnte?
Dein Erstaunen wird sich noch vermehren, wenn ich hinzu-
füge, dass er eine Zeitlang Rechtsgeschäfte trieb, dass er
im sechsundfünfzigsten Jahre starb, und dass ihm die
Zwischenzeit theils durch die wichtigsten Aemter, theils
durch die Freundschaft der Fürsten zerstreut und in An-
spruch genommen wurde. Aber er besass einen lebhaften
Geist, unglaublichen Fleiss und seine Wachsamkeit war
von grösster Ausdauer. Mit den Vulcanalien4) fing er bei
Einbruch der Nacht an zu arbeiten, nicht des Herkommens
wegen, sondern aus Eifer, im Winter aber von der siebenten,
spätestens achten, oft aber schon von der sechsten Stunde
') Claudius Caesar Domitianus Drusus Germanicus Nero, Sohn des
Doniitius Ahenobarbus und der jüngeren Agrippina, geb. 36 n. Chr.
ward mit Octavia, des Kaisers Claudius Tochter, vermählt, und nach
des letzteren Ermordung 54 n. Chr. Kaiser, Hess sich 68 n. Chr. von
einem Freigelassenen, Epaphroditus , erstechen.
2) Aufidius Bassus lebte unter den Kaisern Augustus und Tiberius
und schrieb eine Geschichte seiner Zeiten, die wir aber nicht mehr
besitzen.
3) Von allen diesen Schriften ist nur noch die Naturgeschichte
vorhanden.
') Am 23. August. Man opferte bei diesem Feste dem Vulkan
ein röthliches Kalb und ein wildes Schwein, damit er alle Feuers-
brünste abhalten möge.
1*
4 Vorrede.
an.1) Er war sehr sparsam mit dem Schlafe, der ihn daher
auch zuweilen beim Arbeiten überfiel, doch auch wieder
verliess. Vor Anbruch des Tages ging er zum Kaiser
Vespasian2), der ebenfalls bei Nacht arbeitete, dann zu den
ihm obliegenden Geschäften. Nach Hause zurückgekehrt,
widmete er die übrige Zeit den Studien. Nach dem Mit-
tagsmahl, das, wie bei den Alten, aus leichten Speisen
bestand, legte er sich oft im Sommer zur Erholung in die
Sonne, las in einem Buche, notirte und excerpirte, denn
aus allem, was er las, machte er Auszüge. Auch pflegte
er zu sagen, es sei kein Buch so schlecht, dass es nicht
etwas nützen könne. Nach dem Sonnen nahm er meistens
ein kaltes Bad, ass etwas und schlief ein wenig. Dann
studirte er, als ob ein neuer Tag angebrochen sei, bis zur
Zeit des Abendessens.3) Während der Tischzeit las er in
einem Buche und machte Bemerkungen, jedoch nur flüchtig.
Ich erinnere mich, dass, als einst der Vorleser etwas un-
richtig ausgesprochen hatte und ein gleichzeitig anwesender
Freund den Satz wiederholen liess, mein Oheim fragte:
„Du hattest es doch verstanden"? und, als jener diess
bejahete, fortfuhr: „warum liessest Du es denn wiederholen?
Durch Dein Zwischenreden haben wir nun schon zehn Zeilen
verloren". So karg war er mit seiner Zeit.
Im Sommer erhob er sich noch bei Tage von der Abend-
tafel, im Winter bei einbrechender Nacht, und diese Ord-
nung beobachtete er wie ein Gesetz. So hielt er es mitten
unter Geschäften und im Geräusche der Stadt. Auf dem
Lande war bloss die Badezeit von gelehrter Thätigkeit frei;
doch meine ich damit nur die Zeit, wo er sich im Bade
selbst befand, denn während des Entkleidens und Ab-
trocknens liess er sich vorlesen oder dictirte etwas. Auf
') Also nach unserer Zeitrechnung um ein, zwei oder zwölf Uhr
Mittags.
2) Titus Flaviuc Vespasianus, Sohn des Vespasianus, geh. 40 n.
Chr., wurde nach des letzteren Tode 79 Kaiser, starb aher schon 81,
wie man glaubt an Vergiftung durch seinen Bruder Domitian.
3) Ccena, die Hauptmahlzeit der Römer.
Vorrede. 5
Reisen, gleichsam von jeder Sorge entbunden, war diess
seine einzige Beschäftigung. Zur Seite sass ihm dann ein
Schreiber mit Buch und Schreibtafel, der im Winter Hand-
schuhe trug, damit selbst die Rauhigkeit der Witterung ihm
keine Zeit zur Thätigkeit rauben möchte. Aus diesem
Grunde Hess er sich auch zu Rom in einem Stuhlwagen
fahren. Als ich einmal spazieren ging, tadelte er mich mit
den Worten: „Du solltest diese Stunden besser anwenden."
Er hielt nämlich alle Zeit, die nicht zur Thätigkeit ver-
wendet würde, für verloren. Auf solche Weise war es ihm
möglich, jene Anzahl von Schriften zu vollenden; mir hinter-
liess er noch 160 Erläuterungen auserlesener Bücher, welche
auch auf der Rückseite des Papiers und sehr klein ge-
schrieben waren, so dass sich ihre Zahl eigentlich ver-
doppelt. Er selbst sagte, er habe als Procurator in Spanien
diese Erläuterungen dem Largius Licinius1) für 400,000
Sesterzen verkaufen können, und damals waren ihrer doch
weit weniger.
Dünkt Dich nicht, wenn Du bedenkst, wie viel er ge-
lesen und geschrieben hat, er könne weder öffentliche
Aemter bekleidet, noch der Kaiser Freundschaft genossen
haben? Ferner, wenn Du hörst, welchen Fleiss er auf
Amtsarbeiten verwendet, er könne weder zum Schreiben
noch zum Lesen die nöthige Zeit gehabt haben? Denn, was
kann nicht durch jene Abhaltungen vereitelt, was hingegen
durch solche Beharrlichkeit ermöglicht weiden? Ich pflege
daher zu lachen, wenn man mich fleissig nennt, denn mit
ihm verglichen gehöre ich zu den unthätigsten. Thue ich
aber nur so viel, als theils meine öffentlichen, theils meine
Pflichten gögen die Freunde mir erlauben? Wer von denen,
welche ihr ganzes Leben den Wissenschaften weihen,
möchte nicht, ihm zur Seite gestellt, als ein dem Schlafe
und dem Müssiggange Ergebener erröthen?
*) War Praetor und wurde dann Legat in Kleinafrika, wo er beim
Genuss einer Trüffel auf einen Denar biss und die Vorderzähne ein-
büsste.
6 Vorrede.
Ich habe diesen Brief sehr ausgedehnt, obgleich ich
nur, Deinem Wunsche gemäss, schreiben wollte, welche
Werke mein Oheim hinterlassen hat. Ich glaube jedoch, dass
Dir die übrigen Nachrichten von ihm nicht weniger ange-
nehm sein werden, als die Bücher selbst, weil sie Dich
nicht nur zum Lesen derselben sondern auch zu ähnlichen
Ausarbeitungen anregen können. Lebe wohl."
C. Plinius Caecilius an seinen Freund Tacitus.1)
(VI. Buch. 16. Brief.)
„Du wünschest, dass ich Dir über den Tod meines
Oheims schreibe, damit Du ihn der Nachwelt um so ge-
treuer berichten kannst. Ich danke Dir dafür, weil ich
sehe, dass seinem Tode, wenn er von Dir verherrlicht wird,
ein unsterblicher Ruhm bevorsteht. Denn, obgleich er bei
dem Untergange der schönsten Gegenden, gleichwie Städte
und Völker durch einen denkwürdigen Umstand als ewiger
Sieger gestorben ist; obgleich er sehr viele und eine feste
Dauer versprechende Werke geschaffen hat, so wird doch
die Unsterblichkeit Deiner Schriften seinem steten Andenken
das grösste Gewicht geben. Zwar halte ich diejenigen für
glückselig, denen die Götter verliehen haben, entweder so
zu handeln, dass es schreibenswerth, oder so zu schreiben,
dass es lesenswerth ist; jedoch scheinen mir diejenigen die
glückseligsten zu sein, denen beides zu Theil wurde. Unter
die Zahl der letzteren wird mein Oheim durch seine und
Deine Schriften gehören; um so freudiger empfange, ja
fordere ich Deinen Auftrag.
Er befand sich zu Misenum2) und befehligte die kaiser-
liche Flotte. Am 24. August um 1 Uhr Mittags meldete
ihm meine Mutter, es zeige sich eine Wolke von unge-
') C. Cornelius Tacitus, berühmter römischer Geschichtsschreiber,
Jurist und Redner, geb. 60 n. Chr.
2) Stadt und Vorgebirge bei Cuma; in Campanien; jetzt findet
man noch Trümmer der Stadt.
Vorrede. 7
■wohnlicher Grösse und Gestalt. Er hatte kurz zuvor ein
kaltes Bad genommen, kaltes Wasser getrunken, lag wie
gewöhnlich in der Sonne und studirte, forderte aber sogleich
seine Schuhe und bestieg eine Anhöhe, von wo aus er jene
merkwürdige Erscheinung am besten beobachten konnte.
Eine Wolke (es war nicht genau zu unterscheiden, von
welchem Berge sie kam; erst später erfuhr man, dass es
der Vesuv war), welche einem Baume und zwar einer Fichte
nicht unähnlich schien (denn sie zeigte gleichsam einen
hohen Stamm, der sich in mehrere Aeste ausbreitete), stieg
auf. Wie mir schien, wurde sie durch einen starken Wind
herbeigeführt, dann zertheilte sie sich, als dieser schwächer
werdend sie verliess, in Folge ihres eigenen Gewichts in
die Breite, an einigen Stellen weiss von Farbe, an andern
schmutzig und fleckig, je nachdem sie Erde und Asche mit
sich führte. Dem gelehrten Manne* schien es der Mühe
werth, sie näher kennen zu lernen. Er Hess ein leichtes
Schiff1) in Bereitschaft setzen; mir stellte er es frei, ihn zu
begleiten. Ich erwiederte, ich wolle lieber studiren, und
zufälliger Weise hatte er mir gerade etwas zu schreiben
gegeben. Als er aus dem Hause trat, empfing er einen
Brief von den Marinesoldaten zu Retina, welche durch die
drohende Gefahr erschreckt (denn dieses Landgut lag am
Fusse des Berges2) und bloss zu Schiffe war die Flucht
möglich) ihn dringend ersuchten, sie dem herannahenden
Unglücke zu entreissen. Er änderte daher seinen Entschluss,
und unterzog sich nun dem, was er mit dem Eifer eines
Gelehrten begonnen hatte, mit dem grössten Muthe. Er
liess die Vierruderer in See bringen und bestieg sie selbst
mit, um nicht nur Jenen sondern auch vielen Andern (denn
die Küste war wegen ihrer angenehmen Lage stark be-
völkert) zu Hülfe zu kommen. Er eilt dahin, von wo andere
fliehen, steuert geraden Laufs auf die Gefahr los und so
') Libumica, hatte seinen Namen von den Liburnern, einem illy-
xischen Volke, die sich derer bei ihren Seeräubereien bedienten.
2) Vesuv.
8 Vorrede.
unerschrocken, dass er alle Bewegungen und Gestalten
jener furchtbaren Erscheinung dictirte und aufzeichnen Hess.
Schon fiel die Asche, je mehr er sich näherte, desto
heisser und dichter in die Schiffe; schon stürzten selbst
Bimssteine, schwarze, verbrannte und durch die Hitze ge-
borstene Steinmassen herab; schon machte ihm das plötzlich
seicht gewordene Wasser und ein Einsturz des Berges die
Küste unzugänglich. Da war er einige Augenblicke un-
schlüssig, ob er umkehren sollte, sprach aber bald darauf
zu dem zur Rückkehr rathenden Steuermanne: „Den Kühnen
begünstigt das Glück; fahre zu Pomponianus!" Dieser war
zu Stabiae1) und durch einen dazwischen liegenden Meer-
busen getrennt, denn das Meer dringt hier durch eine all-
mälige Schwenkung und Krümmung der Küste ins Land.
Jener2) hatte, obgleich noch keine Gefahr herannahete, die-
selbe aber doch vor Augen lag und wahrscheinlich gross
werden würde, sein Gepäck, in die Schiffe bringen lassen,
entschlossen zu fliehen, sobald der widrige Wind sich ge-
legt haben würde. Als mein Oheim, den dieser Wind ge-
rade begünstigt, dort ankommt, umarmte er den Zagenden,
tröstet ihn, lässt sich, um dessen Furcht durch eigene
Sorglosigkeit zu beseitigen, in ein Bad bringen, setzt sich
sodann zu Tische und speist völlig heitern Gemüths, oder,
was gleiche Seelenstärke beweist, scheinbar heiter. In-
zwischen leuchteten aus dem Vesuv an mehreren Stellen
grosse Flammen hervor, deren Glanz und Reinheit durch
die nächtliche Finsterniss noch erhöht wurde. Um die Furcht
seiner Umgebung zu verscheuchen, sagte mein Oheim, die
Flammen seien nichts als brennende Häuser, welche von
den Landleuten aus Angst verlassen wären; dann begab er
sich zur Ruhe und schlief auch wirklich ein, denn die vor
') An der Stelle des jetzigen Castellamare.
-) Pomponianus ; ist wahrscheinlich eine Person mit Martius Pom-
ponianus, welchen Vespasian mit der Consulwürde beehrte, und Do-
mitian nach Corsica verbannte, wo er auf kaiserlichen Befehl hin-
gerichtet wurde.
Vorrede. 9
dem Gemache wachenden Diener vernahmen sein Athem-
holen, welches wegen seiner Corpulenz etwas stark und
laut war. Aber schon hatte sich der Hof, welcher zu dem
Zimmer führte, mit Asche und Steinen so sehr angefüllt,
dass bei längerem Aufenthalte darin der Ausgang nicht
mehr möglich gewesen wäre. Er wurde daher geweckt,
ging heraus und begab sich zu Pomponianus und den
Uebrigen, welche gewacht hatten. Man berathschlagte nun,
ob man im Hause bleiben oder ins Freie gehen sollte,
denn das Gebäude zitterte bereits von den häufigen und
starken Stössen, und schien, gleichsam aus seinen Fugen
gehoben, bald hier- bald dorthin zu wanken; andererseits
aber fürchtete man im Freien das Herabfallen wenn auch
leichter und ausgebrannter Bimssteine. Indessen wählte
man bei Vergleichung der Gefahren das letzte, da bei ihm
ein Grund den andern, bei den Andern eine Furcht die
andere besiegte. Man legte zum Schutz gegen die herab-
fallenden Steine Kissen um den Kopf und band sie mit
Tüchern fest. Schon war es anderwärts heller Tag, hier
aber noch dichte schwarze Nacht, jedoch verbreitete man
durch zahlreiche Fackeln und Lichter hinreichende Helle.
Man beschloss an die Küste zu gehen und nachzusehen,
ob das Meer schon fahrbar sei; allein dieses war immer
noch sehr ungestüm. Hier legte sich mein Oheim auf ein
hingebreitetes Tuch, verlangte einige Male kaltes Wasser
und trank davon, bis Flammen und ein demselben voraus-
gehender Schwefelgeruch, welche die Andern zur Flucht
trieben, auch ihn aufschreckten. Durch zwei Diener unter-
stützt, erhob er sich, sank aber sogleich todt nieder, indem
ihm, wie ich vermuthe, durch den dicken Dampf der Athem
benommen und die Luftröhre, welche bei ihm von Natur
schwach, enge und entzündet war, geschlossen wurde. Als
es wieder Tag geworden war (und diess geschah erst am
dritten Tage darnach), fand man ihn unverletzt und noch
in seiner Kleidung; sein Ansehn glich mehr dem eines
Schlafenden, als eines Todten.
Während dieser Katastrophe befand ich mich mit der
10 Vorrede.
Mutter zu Misenum. Doch das gehört nicht zu meiner Er-
zählung, und da Du nur einen Bericht über seinen Tod
haben willst, so eile ich zum Schlüsse. Nur eins füge ich
noch hinzu, nämlich, dass ich alles, wovon ich selbst Augen-
zeuge war und was ich gleich anfangs als authentisch ver-
nommen, treu wiedergegeben habe. Du wirst nun das
Wesentlichste daraus entnehmen, denn es ist ein Unter-
schied zwischen einem Briefe und einer Geschichte; für einen
Freund schreibt man anders als für das Publikum. Lebe
wohl."1)
Wie schon erwähnt, besitzen wir von den Schriften des
C. Plinius Secundus nur noch die Naturgeschichte, welche
aus XXXVII Büchern besteht. Das I. enthält die Dedication
an den Kaiser Titus nebst dem Inhaltsverzeichnisse der
folgenden. IL Kosmographie. III. bis VI. Geographie.
VII. handelt vom Menschen. VIII. bis XL Naturgeschichte
der Thiere. XII. bis XIX. Naturgeschichte der Pflanzen.
XX. bis XXVII. Arzneimittel von den Pflanzen. XXVIII. bis
XXXII. Arzneimittel vom Menschen, vom Wasser und von
den Thieren. XXXIII. bis XXXVII. Von den Metallen,
Steinen und den bildenden Künsten in Verbindung mit der
Geschichte der vorzüglichsten Künstler und Kunstwerke.
Deutsche Bearbeitungen dieses Werkes sind schon
mehrere Male unternommen worden. Die älteste erschien
zu Strassburg in Folio, aber nur theilweise, und zwar vom
I. bis V. Buche im Jahre 1509 und vom VII. bis XL Buche
im Jahre 1542 von Heinrich Eppendorf. — Bald darauf
gab Johann Heyden Bruchstücke einer Uebersetzung des
Plinius heraus. Von dieser sagt Grosse in der Vorrede
zum neunten Bande seiner Uebersetzung des Plinius: „Ich
habe die Heyden'sche Uebersetzung, erschienen 1580 zu
l) Weitere Nachrichten über jene furchtbare, mit Erdbeben be-
gleitete Eruption des Vesuvs, theilt der jüngere Plinius in einem
späteren Briefe an Tacitus (VI. Buch. 20. Brief) mit.
Vorrede. 11
Frankfurt a. M. in Folio mit Holzschnitten, an mich ge-
bracht, die aber kaum des Titels einer Uebersetzung werth
ist. Der Verfasser nennt sich Johannes Heyden von Dhann.
Trotz eines langen vielversprechenden Titels begreift diese
Uebersetzung doch nur das VII., VIIL, IX., X. und XI. Buch
des Plinius, und bei weitem nicht vollständig, sondern nur
stellenweise; aus einigen der übrigen Bücher sind nur
wenige Data genommen. Der Uebersetzer hat den Plinius
zum Grunde gelegt und sein Werk aus mehreren Schrift-
stellern zusammengeschrieben. Es ist also ein Irrthum,
diese Compilation von etwa 1 Zoll dick für eine Ueber-
setzung der Historia naturalis Plinii auszugeben oder zu
halten."
Die erste vollständige Uebersetzung besitzen wir von
Johann Daniel Denso, erschienen in den Jahren 1764 bis
65 zu Rostock und Greifswald in 2 Bänden in Quart. Denso
benutzte vorzüglich die lateinische Ausgabe, welche 1561
in 4 Bänden zu Lyon erschienen ist, indem er sie mit der
Basel'schen Ausgabe des Sigismund Gelenius vom Jahre
1549 verglich. — Darauf erschien eine vollständige Ueber-
setzung der Harduin'schen Ausgabe (die sich von der oben-
genannten Lyoner wesentlich nur durch die abweichende
Anzahl und Länge der Capitel in den einzelnen Büchern
unterscheidet) von Gottfried Grosse 1781 bis 88 zu Frank-
furt a. M. in 12 Bänden in Octav. — Im gegenwärtigen
Jahrhunderte hat zuerst M. Fritsch eine Uebersetzung (der
Harduin'schen Ausgabe) begonnen, von der die ersten XI
Bücher in 8 Bändchen 1828 bis 30 zu Prenzlau in Duodez
herausgekommen sind. Aber seitdem ist nichts mehr davon
erschienen. Ihm folgte P. H. Külb unter Zugrundelegung
der ersten Sillig'schen Ausgabe (Leipzig 1831 bis 36), seine
Uebersetzung begreift jedoch nur VII Bücher (erschienen in
7 Bändchen zu Stuttgart 1840 bis 43 in Duodez).
Unter diesen Umständen, vorzüglich aber, weil die so-
eben angeführten vollständigen Uebersetzungen von Denso
und Grosse dem dermaligen Grade der Ausbildung unserer
Muttersprache nicht mehr genügend entsprechen, und
12 Vorrede.
namentlich die erstere oft mangelhaft, unrichtig und unver-
ständlich ist, hielt ich es für ein ganz zeitgemässes Unter-
nehmen, eine neue Uebersetzung zu verfassen. Ich habe
mich dabei wesentlich der zweiten Sillig'schen Ausgabe
(Hamburg und Gotha 1851—58) bedient. — Doch auch noch
andere, wichtigere Beweggründe waren es, welche mich zur
Herausgabe einer deutschen Bearbeitung des Plinius ver-
anlassten. Der bescheidene Autor nennt sein Werk eine
Naturgeschichte1); ich glaube aber nicht zu viel zu sagen,
wenn ich dasselbe als eine Encyclopädie des damaligen
Wissens oder des damaligen Standes der Wissen-
schaften, Künste und Gewerbe betrachte. Es verdient
daher, ungeachtet des vielen darin enthaltenen Unrichtigen,
Lächerlichen, Abenteuerlichen, von einem Jeden, der nur
einiges Interesse an der Entwicklungsgeschichte der mensch-
lichen Kenntnisse nimmt — und diess sollte man von jedem
Gebildeten erwarten — gelesen zn werden. Plinius war,
wie aus unzähligen Stellen seines Werkes hervorgeht, über
den Aberglauben seiner Zeit weit erhaben, und wenn er
alles, was sich darauf bezieht, mittheilte, so zeugt diess
nur von seiner Wahrheitsliebe und seiner schriftstellerischen
Genauigkeit. Im Uebrigen müssen wir wohl bedenken,
dass seine eigenen Ansichten das Ergebniss der damaligen
Culturstufe sind, und insofern haben sie, wenn auch jetzt
als irrig erkannt, immerhin geschichtlichen Werth. Endlich
darf nicht vergessen werden, dass sehr, sehr Vieles in
seinem Werke auch noch jetzt Wahrheiten sind und bleiben
werden. Unser Zeitalter, so sehr hochgebildet es auch zu
') Naturalis historia. Es ist mir allerdings wohl bekannt, dass
das Wort historia ("otOQia) mehr bedeutet als unser deutsches „Ge-
schichte" oder „Beschreibung", indem es mehr den Sinn von „Be-
schauung", „Erforschung" in sich schliesst. Aber selbst diese Bedeu-
tungen des "Wortes historia genügen nicht, den Inhalt des "Werkes
vollständig zu bezeichnen. Ich hielt es daher für das Passendste, die
einmal gebräuchliche Uebersetzung „Naturgeschichte" nicht zu ver-
ändern, um nicht in weitläufige, dem Sinne des Original-Titels fremde
Definitionen zu verfallen.
Vorrede. 13
sein wähnt, wird dereinst von einer spätem Epoche in eben
demselben Grade bekrittelt und verspottet werden, wie wir
von dem Zeitalter des Plinius zu thun uns berechtigt
glauben. Es erfordert daher nicht bloss die gebührende
Nachsicht gegen alles menschliche Machwerk, sondern auch
die Gerechtigkeit, nicht den Maassstab unserer Civilisation
an ein fast 2000 Jahre altes Werk zu legen. Vielmehr
liegt es uns ob, das darin enthaltene Nutzbare auch nutzen-
bringend zu machen, wozu das Material im Ueberflusse vor-
handen ist.4)
Bei der Uebersetzung selbst machte ich es mir zum
Gesetz, den lateinischen Text möglichst treu im Deutschen
wieder zu geben; um aber nicht bloss eine kahle Ueber-
setzung zu liefern, fügte ich, wo es mir nöthig schien, er-
läuternde Anmerkungen hinzu. Auf die nähere Erklärung
der naturhistorischen und anderer fremdartiger Namen habe
ich mich in dem Inhaltsverzeichnisse nicht eingelassen; sie
findet zweckmässiger im Texte selbst statt. In Fällen, wo
ich den lateinischen Namen nicht mit einem passenden
deutschen bezeichnen konnte, behielt ich lieber den erstem
bei, und hoffe desshalb nicht getadelt zu werden. Ob es
J) Alexander v. Humboldt's Urtheil über dieses Werk möge hier
noch Platz finden. „Dem grossen encyclopädischen Werke des älte-
ren Plinius kommt an Reichthum des Inhalts kein anderes Werk des
Alterthums gleich. Es ist, wie der Neffe (der jüngere Plinius) sich
schön ausdrückt, „mannigfach wie die Natur". Ein Erzeugniss des
unwiderstehlichen Hanges zu allumfassendem, oft unfleissigem Sam-
meln, im Style ungenau, bald einfach und aufzählend, bald gedan-
kenreich, lebendig und rhetorisch geschmückt, ist die Naturgeschichte
des älteren Plinius schon ihrer Form wegen, an individuellen Natur-
schilderungen arm; aber überall, wo die Anschauung auf ein gross-
artiges Zusammenwirken der Kräfte im Weltall, auf den wohlgeord-
neten Kosmos (Natura^ majestas) gerichtet ist, kann eine wahre, aus
dem Innern quellende Begeisterung nicht verkannt werden. Das
Werk hat auf das ganze Mittelalter mächtig nachgewirkt." (Kos-
mos II, 23.) Auf die nähere Besprechung des Plinius'schen Werkes
von unserem grossen Zeitgenossen (Kosmos II, 230 — 234) können wir
nur verweisen.
14 Vorrede.
mir grösstenteils — immer, wage ich nicht zu sagen —
gelungen ist, die Individuen der drei Naturreiche richtig zu
deuten, d. h. nach der jetzigen systematischen Bezeichnungs-
weise richtig zu nennen, ist eine Frage, deren Beantwortung
mir am wenigsten zusteht; über manche derselben sind wir
ohnehin noch sehr im Zweifel, und werden es vielleicht für
immer bleiben.
Zur leichtern Vergleichung der oft vorkommenden
Münzen, Maasse und Gewichte sowohl untereinander
als auch mit den unsrigen, habe ich dieselben dem Texte
vorausgeschickt. Die dazu nöthigen Data stützen sich
grösstenteils auf die eigenen Angaben des Plinius.
Die am Schlüsse des Werks befindlichen Anhänge
dürften ebenfalls als eine willkommene Zugabe aufgenommen
werden.
München, 1880.
ö. 0. Wittstein.
15-
Tafel I.
Längenmaasse.
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20000
80000
1)50
1
125
4162/3
625
2500
10000
187,»
1
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5
20
80
1»50
1
IV2
6
24
0,45.
1
4
16
0,30
1
4
0,075
1 Parasanga ist = 5 Kilometer. 1,4806 Parasanga des Herodot = 1 geogr*
Meile = 7,4 Kilometer. Der römische Fuss (Pes) verhielt sich zum griechisch-
olympischen wie 24 : 25. Eratosthenes rechnet den Schcenus zu 40 Stadien (= 7 ,47
Kilometer). Vergl. Plin. XII, 14.
Tafel II.
Flächenmaasse.
IS
3
.2
'G
3
ö
CO
3
3
CO
bO
3
*-»
Actus
quadrat.
(Acnua)
00
3
OS
S-.
CO
>
CS
1
0
oo
m 3
5 3
^1
3 _,
^3
'3s
0Q
Römische
Quadrat-
Fuss
Quadrat-
Meter
1
4
400
800
1600
2400
6400
48000
230400
23,040000
2,205972
1
100
200
400
600
1600
12000
57600
5,760000
551493
1
2
4
6
16
120
576
57600
5514
1
2
3
8
60
288
28800
2757
1
IV«
4
30
144
14400
1378
1
22/3
1
20
7Va
1
96
36
44/5
1
9600
3600
480
100
1
919
344
46
9,6
0,09G
16
Tafel III.
Maasse für Getreide und andere trockne Waaren.
c3 .
CO
p
O
#p
ei
cä
g
"g
cd
w
S.S
P c
e3 S
-^ P
CO
p
ü
ja
's
bc
13
Kubik-
Meter
oder
Ster
-4-3
1
3
48
96
192
384
576
2304
0,025608
25,608
1
16
32
64
128
192
768
8,536
1
2
4
8
12
48
0,534
1
2
4
6
24
0)267
1
2
1
3
IV«
1
12
6
4
1
0,138
0.069
0,046
0,011
Tafel IV.
Maasse für Flüssigkeiten.
CO
P
O
CO
p
cS
O
Amphora
(Quadran-
tal)
c3
a
00
p
ö
o
u
CO
p
■rH
c3
■+3
cd
cä
1
Quarta-
rius
( Quadrans)
-s.3
CO
-*3
cä
ü
Ligula
3
1
18V«
20
40
160
960
1920
3840
7680
11520
46080
512,16
1
IV«
3
12
72
144
288
576
864
3456
38,4i2
1
2
8
48
96
192
384
576
2304
25,co8
1
4
24
48
96
192
288
1152
12,804
1
6
12
24
48
72
288
3,201
1
2
4
8
12
48
0-533
1
2
1
4
2
1
6
3
IV«
1
24
12
6
4
1
0,266
0,133
0,066
0,044
0,011
17
Tafel V.
Gewichte.
c8
°o
ö
'S
Ol
3
o
'S
's
-1-3
X
o>
in
'Ö
S
03
0
o
o
03
3
CO
2
2
C5
1
12
36
48
72
96
288
576
1728
2304
345
1
3
4
6
8
24
48
144
192
28,75
l
l'/a
2
22/s
8
16
48
64
9,58
1
IV«
2
6
12
36
48
7„85
1
IV«
4
8
24
32
4,79
1
3
1
6
2
1
18
6
3
1
24
8
4
IV«
1
3,5'.)
1,20
0,C0
0,20
o,15
Folgende Unterabtheilungen des römischen Pfundes wurden mit
einem bestimmten Namen bezeichnet:
As = 7 Unzen.
Sextans = * 6 As = 2 Unzen Septunx
Quadrans = ' 4 — = 3 — Bes
Triens = »/, — = 4 — Dodrans = 3/4 — = 9 —
Quincunx= 5/i2— =5 — Dextans = 5/6 — = 10 —
Sextunx = »/2 — = 6 — Deunx = »/i2 — == n _
Semisis
Yictoriatus als Gewicht hatte die Schwere eines halben Denars.
Tafel VI.
Münzen.
Das Geld der Alten ist von ihrem Gewichte abhängig. Die Römer
hatten Gold-, Silber- und Kupfermünzen; aber das Verhältniss des
Werthes dieser Metalle gegen einander war nicht immer das näm-
liche, wiewohl die Haupteintheilung des Pfundes (in Silber und Gold)
2
18
in seinen kleineren Theilen fast durchaus unverändert blieb. Unter
den römischen Kupfermünzen war die Einheit der Ass (As), dessen
Multipla folgende sind: a) Dupondius — 2 Assibus. b) Sestertius =
21 2- c) Tripondius seu Tressis = 3. d) Quinquessis = 5. e) Sexis-
=* 6. f) Septussis = 7. g) Vigesis = 20. Bis h) Centussis seu Cen-
tum pondium =100 Assibus. — Der römische Ass war anfänglich l Pfund
Kupfer, und würde etwa 1,2 Mark betragen haben. Bei den Römern
war aber der Werth des Kupfers anfänglich viel geringer und ver-
hielt sich zum Werthe des Silbers nur wie 1 : 960. Doch hob sich
der Werth des Kupfers in der Folge als man den Ass nach und nach
bis auf 1 Unze reducirte. — In den alten Zeiten der römischen Re-
publik, wo der Ass 1 Pfund wog, galt der Silberdenar 10 Ass oder
10 Pf. Kupfer, der Quinar 5 Ass, die Sesterze 2V2 Ass. Die Li-
belle, eine andere kleine Silbermünze, galt einen pfundigen Kupfer-
ass; die Sembelle oder Selibelle '/2 Ass; derTerunzius 1 Quad-
rans von 3 Unzen. Aber nach Verringerung des Asses (zuerst auf
ein Sechstel seiner früheren Grösse, wobei der Ass noch 12 Unzen
hatte und wobei man den Triens = l/a Ass oder 4 Unzen und den
Quadrans = xjt Ass oder 3 Unzen [dieser daher auch Teruncius ge-
nannt] unterschied — dann) bis auf 1 Unze Kupfer wurde beschlossen,
dass der Denar 16 solche Ass (16 Unzen Kupfer), der Quinar 8, und die
Sesterze deren 4 gelten solle, daher die letztere auch den Namen
Quadrans führt1). Uebrigens ist zu merken, dass man in allen Sum-
men, wo S esterzen oder Denare vorkommen, jederzeit nach altem Ge-
brauche die Sesterze zu 2V2 Ass, oder den Denar zu 10 Ass zu ver-
stehen habe, wenn nicht die Schriftsteller ausdrücklich das Gegen-
theil sagen. Der Silberdenar, welcher unter den Kaisern der tägliche
Sold eines Soldaten war, hatte für diesen allein den Werth von 10
Ass, auch nach der Reduction. — Die grosse Sesterze (Sester-
tium) war keine wirkliche, sondern nur eine Rechnungsmünze, und
galt 1000 kleine Sesterzen. Man bezeichnete die grosse Sesterze
durch die Buchstaben HS, z. B. C H— S = 100 grosse = 100000
kleine Sesterzen. Wenn die Zahl über 100000 steigt, so werden die
Worte : Centena millia von den Römern gewöhnlich ausgelassen, und
es stehen dann bloss die Adverbia numeralia mit Nummüm oder Se-
stertiüra, z. B. Quinquagies Nummüm = 5000000 kleine = 5000 grosse
Sesterzen.
*) Einmal wurden sogar auch halbunzenschwere Asse geprägt.
19
Zur bequemen Uebersicht der Münzen dient die folgende Tabelle :
a
Aureus
Argenteus
Sestertius
(Nummus)
Quadrans
^ 3
c3
03
S
CO
CD
.2
3
3
Sh
O
H
3
OD
CS
CO
CO
3
1
PI
»
Quinarius
(Victoria-
tus)
CO
3
1
3
Quinarius
(Victoria-
tus)
u
li
1
10
20
250
500
1000
2500
5000
10000
171,4
1
2
25
50
100
250
500
1000
17)14
1
12»/2
25
50
125
250
500
8,57
1
2
4
10
20
40
0,68
1
2
5
10
20
0,34
1
2»/«
5
10
0,17
1
2
1
4
2
0,07
0,04
1
0,02
Das griechische Geld hatte mit dem Gewichte einerlei Einthei-
lung. Für unsern Zweck theilen wir nur Folgendes davon mit:
Attisch:
Tä).avxov
Mvä
AQ*xm
'Oßoloq
Xakxovq
Mark
1
60
6000
i
36000
360000
4380
1
100
600*
6000
73
1
6
1
60
10
1
0,73
0,12
0,012
1 Drachme = 1 Denar am Gewichte.
10 „ =1 Cyathus „ „
15 „ =1 Acetabulum _
Erstes Euch.
C. Plinius Secundus au den Kaiser Titus Vespasianus.
Die Bücher der Naturgeschichte, ein unter den
Schriften1) Deiner Römer2) noch neues Werk, erst jüngst
von mir vollendet, habe ich beschlossen, Dir, geliebtester
Kaiser (dieser Titel, an den wir durch Deinen erhabenen
Vater 3) schon lange gewöhnt sind, sei auch der Deiner
würdigste), in einer freimüthigen Zuschrift vorzutragen. Du
pflegtest ja meinen unbedeutenden Arbeiten einigen Werth
beizulegen4) — dass ich den Catull, meinen Landsmann,
(Du kennst auch dieses militärische Wort) anzuführen wage;
denn derselbe bediente sich, wie Du weisst, nicht der
') Camoenae, Musen, gelehrte Arbeiten.
"-) Quirites war eine ehrenvolle Benennung der Bürger in der
Stadt Rom. Der Ursprung dieses Namens ist folgender: Nachdem
unter Romulus zwischen den Sabinern und Römern Friede geschlos-
sen, beide Reiche mit einander vereinigt und Rom als Sitz des ge-
meinschaftlichen Regiments bestimmt war, wurde man eins, um den
Sabinern doch auch einen Vorzug einzuräumen, dass für die Folge
die sihmntlichen Römer nach der sabinischen Stadt Cures: Quinten
heissen sollten. Der Ort, wo dieser Vertrag geschlossen wurde, hiess
Comitium. S. Livius I. 13. Plutarch im Leben des Romulus.
3) Tit. Flav. Vespasianus, geb. im Jahre 9 nach Chr. und gestorb.
im Jahre 79 nach Chr. Sein Sohn Titus wurde im Jahre 40 geboren
und starb im Jahre 81.
Eine Stelle aus einem Gedichte Catull's an C. Nepos. —
Q. Valeriua Catullus, einer der besten römischen Dichter, gebor, zu
Sirmio im Veronesischen, lebte 86—48 v. Chr. zu Rom.
Erstes Buch. 21
feinsten Ausdrücke, als ihm seine setabischen Tücher1) ver-
tauscht waren, weil er sie als Geschenk von seinen Freunden
Veraniolus und Fabullus sehr in Ehren hielt. Zugleich soll
aber durch diese meine Kühnheit das in Erfüllung gehen,
über dessen Unterlassung Du Dich auf ein früheres ehrer-
bietiges Schreiben von mir beklagt hast, damit einige Deiner
Thaten an's Licht treten und Jedermann erfahre, wie würdig
Du der Beherrschung des römischen Reiches bist. Du hast
Triumphe gehalten, wärest Censor, sechsmal Consul und
Dir wurde die Macht eines Tribuns zu theil; aber gross
und edel hast Du gehandelt, da Du, als Befehlshaber der
Leibwache, Deinem Vater und dem Ritterstande Deine
Dienste widmetest, und das alles thust Du für den Staat,
mir aber bist Du ebenderselbe im Feldlager. Bei Dir hat
die Grösse des Glücks nichts geändert, als, mehr und mehr
nützlich zu sein. Wenn daher den Uebrigen alle jene
Mittel zu Gebote stehen, Dir Verehrung zu erweisen, so
bleibt mir, um Dir auf eine vertrauliche Weise zu huldigen,
nur die Kühnheit übrig. Diese magst Du Dir selbst an-
rechnen, und, wenn ich schuldig bin, verzeihen. Ich wollte
aller Blödigkeit entsagen, kann sie aber dennoch nicht ganz
ablegen, denn Du trittst mir auf anderm Wege zu mächtig
entgegen, und bestimmst mich durch Deine grosse Gelehr-
samkeit, noch weiter zurückzuweichen. Noch bei Keinem
glänzte so sehr die wahre rednerische Kraft, die Beredsam-
keit der tribunitischen Gewalt. Wie donnerst Du das Lob
des Vaters! Wie lieblich bist Du beim Lobe des Bruders!
Wie gross ist Dein Dichtertalent! Oh, welche Fruchtbarkeit
des Geistes! Du wusstest auch dem Bruder2) nachzuahmen.
Aber wer kann diess alles wohl ohne Furcht würdigen,
') Setaba, zu Setabis (jetzt Xativa in Valencia) in Spanien ver-
fertigt. Siehe auch III. B. 4. Cap. und XIX. B. 1. Cap.
2) Domitian, der, im Jahre 51 geboren, seinem Bruder in der
Regierung folgte, der sich als einen der scheusslichsten Tyrannen
bewies, und auf Anstiften seiner Gemahlin Domitia im Jahre 96 ermor-
det wurde. In seinen Jünglingsjahren mag wohl sein Charakter eine
bessere Aussenseite gezeigt haben.
22 Erstes Buch. »
wenn er sich dem überdiess noch erbetenen Urtheile Deines
Geistes unterwerfen will? Denn die Lage Derer, welche
etwas öffentlich herausgeben, ist verschieden von Denen,
welche Dir speciell etwas widmen. In jenem Falle könnte
ich sagen, warum liest Du diess, mein Kaiser? Es ist für
das niedere Volk, die Bauern, Handwerker, zum Ausfüllen
müssiger Stunden geschrieben; wer hat Dich zum Kichter
bestellt? Als ich dieses Werk schrieb, wärest Du nicht
mit auf jener Liste. Ich hielt Dich für zu erhaben, als
dass ich glauben sollte, Du würdest Dich soweit herab-
lassen. Ueberdiess giebt es ja auch eine öffentliche Zurück-
weisung bei den Gelehrten. Ihrer bediente sich M. Tullius1),
der doch über alle Geistesarmuth erhaben ist, und Hess
sich, was mich wundert, durch einen Sachwalter ver-
theidigen. „Es ist nicht für die gelehrtesten Männer be-
stimmt; ich will nicht, dass Manius Persius, ich will, dass
Junius Congus mich lese". Wenn diess Lucilius2), der zu-
erst eine satyrische Schreibart einführte, von sich sagen
zu müssen glaubte, wenn Cicero solches von ihm entlehnte,
namentlich als er über den Staat schrieb, um wie viel eher
habe ich Ursache, mich vor irgend einem Richter zu ver-
wahren! Aber dieses Schutzmittels habe ich mich durch
meine Zuschrift selbst begeben; denn es ist ein grosser
Unterschied, ob Jemand einen Richter durchs Loos erhält
oder ihn wählt; ferner sind die Zurüstungen bei einem ge-
ladenen Gaste verschieden von denen bei einem unver-
mutheten.
Wenn bei Cato, jenem Feinde von zudringlichen Amts-
bewerbungen, der sich über versagte Anstellungen, gleich-
sam als wären sie unveräusserbar, freuete, die Bewerber
in den hitzigsten Versammlungen ihr Geld niederlegten, so
') Marcus Tullius Cicero, der bekannte römische Staatsmann,
Redner und Philosoph, geb. 106 v. Chr. bei Arpinum, 53 auf seinem
fonnianischeu Landgute ermordet.
5) C. Lucilius aus Suessa in Capanien um 150 v. Chr., röm.
Ritter, Grossoheim des grossen Pompejus. der Schöpfer der eigentl
römischen Satyre.
Erstes Buch. 23
gaben sie vor, sie thäten diess ihrer Unschuld wegen, die
sie für das beste aller menschlichen Güter hielten. Dahin
zielt jener edle Ausruf des M. Cicero; „Du glücklicher
M. Porcius, von dem Niemand eine Ungerechtigkeit zu be-
gehren wagte"! Als L. Scipio Asiaticus sich an die Tribunen,
unter denen auch Gracchus war, um Hülfe wandte, lieferte
er dadurch den Beweis, dass er sich auch dem Urtheile
eines feindlichen Richters unterwerfen könne. So ernennt
ein Jeder irgend einen zum höchsten Richter seiner Ange-
legenheit, wenn er wählt, und daher kommt auch der Aus-
druck „Aufruf."
Dass Du auf den höchsten Gipfel des menschlichen
Geschlechts gestellt, mit grösster Beredsamkeit und Gelehr-
samkeit begabt bist, ja selbst von den Dich Grüssenden
ehrfurchtsvoll begegnet wirst, ist mir bekannt. Daher be-
sorge ich, dass das, was Dir gewidmet wird, auch Deiner
würdig sei. Aber es opfern ja die Landleute und viele
Völker den Göttern mit Milch, und spenden mit Salz ver-
mischtes Mehl, weil sie keinen Weihrauch haben; und nie-
mals wurde es für ein Laster gehalten, die Götter so zu
verehren, wie man es vermochte. Meine Kühnheit wird
indessen noch dadurch vermehrt, dass ich Dir diese Bücher
von leichterer Arbeit gewidmet habe; in ihnen vermisst man
einen erhabenen Geist, der mir überdiess nur in sehr
massigem Grade zu Theil ward; auch fehlen darin, wegen
Trockenheit der Materie, Abschweifungen, Reden, Ge-
spräche, merkwürdige Ereignisse, verschiedene Vorfälle,
oder Gegenstände, welche angenehm zu nennen und in-
teressant zu lesen wären.
Das Wesen der Dinge, d. h. ihr Leben wird darin be-
schrieben, und zwar von seiner schmutzigsten Seite, so dass
vieles mit gemeinen oder auswärtigen, ja sogar barbarischen
und von einem anständigen Vorworte begleiteten Namen
bezeichnet werden musste. Ueberdem ist diess bis jetzt
nur erst ein Pfad, keineswegs eine von Schriftstellern schon
betretene Strasse, oder eine solche, auf welche der Geist
gern wandeln möchte. Niemand unter uns hat ihn noch
/
24 Erstes Buch.
benutzt; Niemand unter den Griechen, der alle diese Gegen-
stände allein behandelt hat. Viele suchen nur die ange-
nehme Seite der Studien auf. Was aber von Andern mit
ausserordentlichem Scharfsinn bearbeitet sein soll, das liegt
noch in tiefem Dunkel. Ich beabsichtigte nun alles das zu
berühren, was, nach dem Ausdrucke der Griechen, in eine
„Encyclopädie" gehört, was entweder noch unbekannt oder
noch nicht sicher erforscht ist. Andere Materien sind aber
von vielen Autoren bereits zum Ueberdrusse besprochen
worden. Es ist eine schwierige Sache, alte Dinge in ein
neues Gewand zu kleiden, neuen Dingen Ansehn, abge-
nutzten Glanz, dunkeln Licht, faden ein gefälliges Gewand,
zweifelhaften Glauben, allen aber ihr Wesen und dem Wesen
alles, was ihm gehört, zu geben. Daher erscheint schon
der Wille löblich und schön, wenn auch das Ziel nicht ganz
erreicht wird. Ich bin wenigstens der Ansicht, dass ein
besonderer Umstand in dem Bestreben Derer liegt, welche
nach überwundenen Schwierigkeiten, den Nutzen zu helfen
der Sucht zu gefallen vorzogen, und diess Princip habe ich
auch in andern Schriften befolgt. Daher gestehe ich meine
Verwunderung über den berühmten Schriftsteller T. Livius1),
welcher einen Band seiner vom Ursprünge Rom's beginnen-
den Geschichte also eröffnet: „er habe sich schon Ruhm
genug erworben und hätte seine Thätigkeit einstellen
können, wenn nicht sein rastloser Geist an dem Werke
selbst Nahrung fände." Denn ihm ziemte es wahrlich, zum
Ruhme der Völker besiegenden Nation und des römischen
Namens und nicht für seinen eigenen jenes Werk zu ^er-
fassen. Es wäre verdienstvoller gewesen, wenn er aus
Liebe zur Sache, nicht seines Geistes wegen, und für das
römische Volk, nicht aber für sich so beharrlich gear-
beitet hätte.
Zwanzigtausend merkwürdige Gegenstände (sie sollten
daher, wie Domitius Piso sagt, eher Schatzkammern und
') Aus Padua, der vornehmste römische Geschichtsschreiber, lebte
lange am Hofe des Augustus und starb 19 n. Chr. in seiner Vaterstadt.
Erstes Buch. 25
nicht Bücher heissen), gesammelt durch das Lesen von etwa
zweitausend Büchern, unter welchen erst wenige ihres
schwierigen Inhalts wegen von den Gelehrten benutzt sind,
von Hundert der besten Schriftsteller1), habe ich in XXXVI
Bänden zusammengefasst, dazu aber noch vieles gefügt,
wovon entweder unsere Vorfahren nichts wussten, oder
was das Leben erst später ermittelt hat. Ich zweifle in-
dessen nicht, dass auch mir manches entgangen ist; ich
bin ja Mensch, mit Geschäften überhäuft, arbeitete an dem
Werke nur in meinen Nebenstunden, d. h. des Nachts, um
der Meinung nicht Kaum zu geben, als habe ich von den
für Dich bestimmten Stunden etwas entzogen. Die Tages-
zeit widme ich Dir, ich schlafe nach Maassgabe meiner
Gesundheit, bin sogar mit dieser einzigen Belohnung zu-
frieden, weil ich (wie M. Varro sagt) im Dienste der Musen
so viele Stunden mehr lebe. Denn nur das Wachen ist
Leben. Dieser Ursachen und Schwierigkeiten wegen wage
ich nichts zu versprechen; Du bist mir selbst Bürge dafür,
weil ich an Dich schreibe. Diess ist kein Vertrauen auf
mein Werk, sondern nur eine Empfehlung für dasselbe.
Viele Dinge scheinen nur darum sehr werthvoll, weil sie
den Tempeln geweihet sind. Ich habe Alle, Deinen Vater,
Dich und Deinen Bruder in einem andern Werke geschildert,
welches in der Geschichte unserer Zeiten da beginnt, wo
Aufidius Bassus aufhört. Du wirst fragen, wo es sei?
Längst vollendet, wird es noch ausgebessert und überdiess
') Nach einer von mir unternommenen genauen Zählung hat Pli-
nius in diesem Werke 505 Schriftsteller benutzt. Von diesen sind
nur 447 in den Inhaltsverzeichnissen des ersten Buches, 58 dagegen
nur im Texte genannt worden. Ausserdem finden sich noch 8 Schrift-
stellerinnen (7, nämlich : Agrippina, Elephantis, Lais, Olympias, Phe-
monoe, Salpe und Sotira in den Inhaltsverzeichnissen, 1 nämlich: Erinna
nur im Texte) und 3 öffentliche Urkunden (Acta und Acta triumpho-
rum in den Inhaltsverzeichnissen, Annales nur im Texte). Die totale
Summe aller von PI. benutzten Schriftsteller, Schriftstellerinnen und
öffentlichen Urkunden beträgt also 516. Ein alphabetisches Verzeich-
niss derselben folgt am Schlüsse des Werks.
26 Erstes Buch.
ist es zur Uebergabe an einen Erben bestimmt, um selbst
den Schein zu vermeiden, als habe mein Leben nach Ehr-
geiz gestrebt. Ich räume Denen den Platz gern ein, welche
ihn zuvor schon inne hatten, aber auch den Nachfolgern,
von Denen ich weiss, dass sie mit mir ebenso, wie ich mit
den vorigen, wetteifern werden.
Den Beweis meiner Denkungsart magst Du daraus er-
sehen, dass ich die Namen der Schriftsteller diesen Büchern
vorgesetzt habe. Es ist nämlich, wie ich glaube, billig und
zeugt von edler Schaam, zu bekennen, wem man sein
Wissen verdankt, und es nicht zu machen, wie die meisten
der von mir angeführten. Denn wisse, dass ich bei Ver-
gleichung der Schriftsteller gerade unter den sich für originell
ausgebenden und neuesten solche fand, welche die Alten
wörtlich abgeschrieben und nicht genannt haben; nicht mit
jenem Edelmuthe des Virgil, um zu wetteifern; nicht mit
der Anspruchslosigkeit des Cicero, der in den Büchern
„über die Republik" dem Plato gefolgt zu sein gesteht,
der in der „Tröstung über den Tod seiner Tochter" sagt:
ich folge dem Crantor; der in dem Werke „über die
Pflichten" den Pansetius x) zum Muster nahm; — Du kennst
ja diese Werke, welche studirt und nicht bloss täglich in
die Hand genommen werden sollten. Es verräth sicherlich
einen schwachen und unglücklichen Geist, lieber auf dem
Diebstahle ertappt zu werden, als das Empfangene wieder
zu geben, da ja aus den Zinsen wieder ein Capital wird.
Hinsichtlich des Titels eines Buches herrscht bei den
Griechen eine wunderbare Fruchtbarkeit. Einige über-
schreiben KtjqIov, was sie Honigscheibe genannt wissen
wollen; Andere: Kegag afiaX^siag oder Hörn des Ueber-
flusses, so dass man aus einem solchen Buche Hühnermilch
zu schöpfen hoffen könnte. Andere Titel sind: 3Icovid2),
1) Von Rhodus, stoischer Philosoph aus dem 2. Jahrh. v. Chr.,
von dessen Werken wir keins mehr besitzen.
2) Veilchenbeet.
Erstes Buch. 27
Moväcti1), IlavdsxTai2), EyxsiQidiaz), steifioov*), Ilivc% 5),
I%sdiov6)1 — Namen, wegen denen man wirklich einen
Gerichtstermin versäumen könnte! Allein, liest man erst
solche Bücher, ihr Götter und Göttinnen, welch' ein Nichts
enthalten sie! Die Ernstern unter uns Römern bedienen
sich der Worte: Antiquitates7), Exempla8), Artes9); die
Scherzhaften sagen: Lucubrationes10), wie denn auch einer
von ihnen ein Säufer war und so genannt wurde. Weniger
ernst ist M. Varro, der seine Satyren mit Sesculysses11) und
Flexibula12) überschrieb. Unter den Griechen hörte Diodorus13)
zuerst auf zu scherzen und gab seiner Geschichte den Namen
Bißho^xtj. Zwar schrieb der Grammatiker Apion14), der-
selbe, welcher den Kaiser Tiberius die Cymbel der Welt
nannte, während dieser doch eher als die Pauke des öffent-
lichen Gerichts angesehen werden könnte, dass diejenigen
mit der Unsterblichkeit von ihm beschenkt werden sollten,
denen er etwas widmen würde. Mich reuet es nicht, keinen
pomphaften Titel ausgedacht zu haben. Damit es aber nicht
scheine, als verspotte ich die Griechen in jeder Beziehung,
so möchte ich wohl nach jenen Gründern der Malerei und
Plastik beurtheilt werden, welche Du in diesen Büchern
findest, und die ihre vollendeten Werke sowie auch die-
jenigen, welche wir nicht genug bewundern können, mit
einer schwankenden Inschrift versahen, wie z. B.: „Apelles
arbeitete daran"15), oder „Polycletus"; gleichsam als ob die
Kunst stets nur eine angefangene, keine vollendete wäre,
so dass dem Künstler den verschiedenen Urtheilen gegen-
*) Von Herodot. 2) Pandekten. 3) Handbücher, ein "Werk von
Epictet. 4) Wiese, von Gellius. 5) Gemälde, von Cebes. 6) Skizze, von.
Himerius. 7) Alterthümer, wie Varro. 8) Beispiele, wie Valerius Ma-
ximus. 9) Künste. 10) Nachtarbeiten. u) Anderthalbfacher Ulysses.
I2) Krümmungen.
,3) Von Agyrion in Sicilien, daher auch D. Siculus genannt, Hi-
storiker zur Zeit J. Caesar's und Augustus in Rom.
u) Ein Aegypter und bei'ühmter Schriftsteller aus der Zeit des
Tiberius.
,5) faciebat.
28 Erstes Buch.
über noch eine Ausflucht zur Entschuldigung übrig blieb,
in der Absicht, das was noch fehle zu verbessern, wenn er
nicht unterbrochen wäre. Es zeugt daher von grosser Be-
scheidenheit, dass sie alle ihre Werke wie als ihre neuesten
bezeichneten, denen sie durch das Schicksal entrissen wären.
Nur drei glaub' ich, sind, laut der Inschrift: „Der und Der
machte sie"1), als vollendete bezeichnet und auf diese werde
ich gehörigen Orts2) zurückkommen. Wir ersehen aus
diesen Worten, dass der Verfertiger seiner Kunst völlig
sicher zu sein glaubte, uud darum tragen alle dergleichen
Kunstwerke das Gepräge der Prahlerei.
Ich gestehe, dass ich meinem Werke noch vieles hätte
hinzufügen können, und nicht bloss diesem allein, sondern
allen, welche ich verfasst habe, um mich vor jenen Homers-
geisslern3) (wie ich sie mit Recht nennen möchte) zu hüten,
weil ich vernehme, dass auch die Stoiker, Dialektiker und
Epikuräer (denn von den Grammatikern habe ich das immer
erwartet) gegen meine Schriften über die Grammatik zu
Felde ziehen, und seit zehn Jahren nichts als unzeitige
Geburten zur Welt bringen, während selbst die Elephanten
schneller gebären. Aber ich müsste ja nicht wissen, dass
gegen Theophrastus, einen Mann, der sich wegen seiner
ausgezeichneten Beredsamkeit einen göttlichen Namen er-
warb4), sogar ein Weib geschrieben hat, und dass sich
daher das Sprichwort datirt: man solle sich einen Baum
zum Erhängen aussuchen. Ich kann mich nicht enthalten,
wenigstens die hieher passenden Worte des Censors
Cato5) anzuführen, damit man daraus entnehme, wie sogar
gegen ihn (der unter dem Africanus, ja unter Hannibal
') fecit. 2) Im XXXV. Buche. 3) Honieroniastigae, ungerechte
Tadler.
4) Er hiess ursprünglich T yrtamus, nannte sich dann Euphrastus
(der Wohlredner) und endlich sogar Theophrastus (der göttliche Red-
ner). Er stammte aus Eresus auf Lesbos und lebte 392—286 v. Chr.
5) Marcus Porcius Cato, der ältere, berühmter römischer Staats-
mann, Redner und Schriftsteller, lebte 232—147 v. Chr. Von seinen
zahlreichen Schriften besitzen wir nur noch das Buch über den Landbau.
Erstes Buch. 29
die Kriegskunst erlernt hatte, der nicht einmal den als
Feldherrn im Triumph eingezogenen Africanus leiden
konnte), als er über das Kriegswesen schrieb, Leute bereit
waren, durch Schmähung einer ihnen fremden Wissenschaft
sich selbst einen Ruhm zu erwerben. Denn was sagt er
in jenem Buche? „Ich weiss, dass Viele die Schriften,
sobald sie der Oeffentlichkeit übergeben sind, verspotten
werden; jene sind aber meistens von der Art, dass sie des
wahren Lobes ermangeln; ich lasse daher ihre Reden un-
beachtet vorüber gehen." Ebenso passend drückte sich
Plancus aus, als es hiess, Asinius Pollio1) verfasste Reden
gegen ihn, welche von ihm oder seinen Kindern erst nach
Plancus Tode herausgegeben werden sollten, damit er nichts
dagegen erwiedern könne: „Nur Gespenster stritten mit
Todten". Durch diese Worte entkräftete er sie so, dass
sie bei den Gelehrten für ein unverschämtes Machwerk ge-
halten wurden. Ich werde daher, unbekümmert um die
Fehlerankläger1) wie sie Cato treffend bezeichnet (denn was
thuen sie anders als anklagen oder Streit suchen?), das be-
gonnene Werk vollenden.
In Berücksichtigung Deiner Geschäfte, die ich als ein
öffentliches Gut schonen muss, habe ich den Inhalt der
einzelnen Bücher diesem Schreiben beigefügt, und die grösste
Sorgfalt darauf verwendet, um Dir das Durchlesen der
Bücher zu ersparen. Durch Dich3) werden also auch Andere
des Durchlesens enthoben; wer aber über irgend etwas
nähere Auskunft zu haben wünscht, braucht bloss in jenem
Inhaltsverzeichnisse nachzusehen, um sogleich zu erfahren,
an welcher Stelle es zu finden ist. Vor mir verfuhr in
unserer Literatur ValeriusSoranus4) schon auf ähnliche Weise
in den Büchern, welche er unter dem Titel 'Enomidcaf)
herausgegeben hat.
*) Berühmter Redner und Historiker aus der Zeit des Augustus,
dessen Werke sämmtlich verloren sind. 2) Vitelitigatores. 3) D. h.
wegen der eigentlich nur für dich gemachten Bequemlichkeit.
4) Arzt und Zeitgenosse Cicero's. 5) Uebersichten.
Kurzer Inbegriff
der Naturgeschichte des C. Plinius Secundus.
Zweites Buch.
Von der Welt und den Elementen.
1. Ob die Welt Grenzen hat und ob sie einzig ist.
2. Von ihrer Gestalt.
3. Von ihrer Bewegung. Warum sie Mundus genannt wird.
4. Von den Elementen und den Planeten.
5. Von Gott.
6. Von den Gestirnen. Von dem Laufe der Planeten.
7. Von den Mond- und Sonnenfinsternissen. Von der Nacht.
8. Von der Grösse der Gestirne.
9. Wer alle diese Entdeckungen am Himmel zuerst gemacht hat.
10. Wann die Sonnen- und Mondfinsternisse wiederkehren.
11. Von dem Laufe des Mondes.
12. Der Lauf der Planeten und die Gesetze ihres Leuchtens.
13. Warum sie zuweilen entfernter, zuweilen näher erscheinen.
14. Warum ihre Bahnen ungleich sind.
15. Allgemeine Bemerkungen über die Planeten.
16. Woher es kommt, dass sie ihre Farben ändern.
17. Der Lauf der Sonne, und die Ursache der Ungleichheit der Tage.
18. Warum dem Jupiter die Blitze zugeschrieben werden.
19. Abstände der Gestirne von einander.
20. Musikalische Raumesverhältnisse zwischen den Gestirnen.
21. Geometrische Raumesverhältnisse der Welt.
22. Von den plötzlich entstehenden Gestirnen oder den Kometen.
23. Ihre Beschaffenheit, Lage und Arten.
24. Hipparch's Ansichten von den Gestirnen.
25. Wunderbare Erscheinungen am Himmel, durch geschichtliche
Beispiele beglaubigt: Fackeln, Lampen, Spiesse.
Erstes Buch. 31
26. Feurige Balken und vom geöffneten Himmel.
27. Von den Farben des Himmels und dem flammenden Himmel.
28. Von himmlischen Kränzen.
29. Von plötzlich entstehenden Ringen.
30. Längere Verfinsterungen der Sonne.
31. Mehrere Sonnen.
32. Mehrere Monde.
33. Tageshelle in der Nacht.
34. Feurige Schilde.
35. Ein nur einmal am Himmel bemerktes Zeichen.
36. Vom Hin- und Hergehen der Sterne.
37. Von den Sternen, welche auf der Erde und im Meere vorkommen.
38. Von der Luft, und woher der Steinregen kommt.
39. Von den bestimmten Witterungen.
40. Vom Aufgange des Hundssterns.
41. Bestimmter Einfluss der Jahreszeiten.
42. Von den unbestimmten Witterungen, vom Platzregen.
43. Vom Donner und Blitz.
44. Entstehung der Winde.
45. Verschiedene Bemerkungen über die Winde.
46. Arten der Winde.
47. Zeiten, wann Winde entstehen.
48. Beschaffenheit der Winde.
49. Der Ecnephias und Typhon.
50. Wirbel, feurige Wirbelwinde, Drehwinde und andere merkwürdige
Sturmarten.
51. Von den Blitzen; in welchen Ländern es nicht blitzt und warum.
52. Arten der Blitze und ihre wunderbaren Eigenschaften.
53. Beobachtungen der Etruscer und Römer über dieselben.
54. Von der Beschwörung der Blitze.
55. Allgemeine Bemerkungen über die Blitze.
56. Was der Blitz niemals trifft.
57. Von Milch-, Blut-, Fleisch-, Eisen-, Wolle- und Ziegelstein-Regen
58. WafFengeklirr und Hörnerschall vom Himmel her gehört.
59. Steine die vom Himmel fallen. Ansichten desAnaxagoras darüber.
60. Der Regenbogen.
61. Beschaffenheit des Hagels, Schnees, Reifes, Nebels, Thaues, der
Wolken. Bilder in den Wolken.
62. Beschaffenheit des Himmels an verschiedenen Orten.
63. Beschaffenheit der Erde.
64. Von ihrer Gestalt.
65. Ob es Gegenfüssler giebt.
66. Wie dag Wasser mit der Erde verbunden ist.
67. Ob der Ocean die Erde rings umgiebt.
32 Erstes Buch.
68. Welcher Theil der Erde bewohnt ist.
69. Dass die Erde der Mittelpunkt der Welt ist.
70. Von der schrägen Lage der Erdgürtel.
71. Von der Ungleichheit der Klimata.
72. Wo die Sonnen- und Mondfinsternisse nicht gesehen werden, und
warum.
73. Welche ßewandtniss es mit dem Tageslichte auf der Erde hat.
74. Darauf bezügliche Bemerkungen über die Sonnenuhren.
75. Wo und wann kein Schatten entsteht.
76. Wo zweimal im Jahre Schatten und wo das Gegentheil ist.
77. Wo die Tage am längsten und wo sie am kürzesten sind.
78. Von der ersten Stundenuhr.
79. Von der Bestimmung der Tagesdauer.
80. Verschiedenheit der Völker nach ihrem Wohnsitze.
81. Vom Erdbeben.
82. Von Erdfällen.
83. Merkmale eines bevorstehenden Erdbebens.
84. Hülfsmittel gegen bevorstehende Erdbeben.
85. Wunder auf Erden, die nur einmal geschehen sind.
86. Wunderbare Erscheinungen beim Erdbeben.
87. In welchen Gegenden das Meer zurückgetreten ist,
88. Wie Inseln entstanden sind.
89. Welche und zu welchen Zeiten sie entstanden sind.
90. Welche Länder durch das Meer abgerissen sind.
91. Welche Inseln an das feste Land gesetzt sind.
92. Welche Länder vom Meere verschlungen sind.
93. Welche Länder von selbst untergegangen sind.
94. Städte, die das Meer verschlungen hat
95. Von den Luftlöchern der Erde.
96. Länder, welche immer zittern; schwimmende Inseln.
97. An welchen Orten es nicht regnet-
98. Eine Menge Wunder von Ländern.
99. Von der Natur der Ebbe und Fluth.
100. Wo Ebbe und Fluth von der Regel abweichen.
101. Wunder des Meeres.
102. Welchen Einfluss der Mond auf Land- und Meer-Geschöpfe hat.
103. Einfluss der Sonne auf dieselben.
104. Warum das Meer salzig ist.
105. Wo das Meer' am tiefsten ist.
106. Wunder der Quellen und Flüsse.
107. Vereinigte Wunder des Feuers und Wassers. *
108. Von der Maltha.
109. Von der Naphtha.
110. Welche Orte stets brennen.
Erstes Buch. 33
111. Wunder des- Feuers an sich.
112. Bestimmung der Grösse der ganzen Erde.
113. Hannonische Berechnung der ganzen Welt.
Zusammen: 417 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
M. Varro, Sulpicius Gallus, der Kaiser Titus, Q. Tubero, Tullius
Tiro, L. Piso, T. Livius, C. Nepos, Sebosus, Cselius Antipater, Fabia-
nus, Antias, Mucianus, Caecina der über etruskische Einrichtungen
geschrieben hat, Tarquitius desgleichen, Julius Aquila desgleichen,
Sergius, Paulus.
Von fremden Schriftstellern:
Plato, Hipparchus, Timaeus, Sosigenes, Petosiris, Nechepsus, die
Pythagoraeer, Posidonius, Anaximander, Epigenes, Gnomonicus, Eu-
clides, der Philosoph Coeranus, Eudoxus, Democritus, Critodemus,
Thrasyllus, Serapion, Dicaearchus, Archimedes, Onesicritus, Eratosthe-
nes, Pytheas, Herodotus, Aristoteles, Ctesias, Artemidorus von Ephe-
sus, Isidorus von Charax, Theopompus.
Drittes Buch.
Von der Lage und Grösse der Länder, Meere, Städte, Häfen,
Berge, Flüsse und den Völkern, welche noch da sind
oder da waren.
1. Europa' s Grenzen und Lage im Allgemeinen.
2. Von Spanien überhaupt.
3. Die baltische Provinz.
4. Das diesseitige Spanien.
5. Die narbonensische Provinz.
6. Itaüen.
7. Der neunte Bezirk von Italien.
8. Der siebente Bezirk von Italien.
9. Der erste Bezirk von Italien. Die Tiber, Rom.
10. Der dritte Bezirk von Italien.
11. 64 Inseln, unter ihnen die Balearen.
12. Corsica.
13. Sardinien.
14. Sicilien.
15. Gross- Griechenland; von Locri an.
16. Der zweite Bezirk von Italien.
17. Der vierte Bezirk von Italien.
18. Der fünfte Bezirk von Italien.
3
o. Erstes Buch.
19. Der sechste Bezirk von Italien.
20 Der achte Bezirk von Italien.
21. Der elfte Bezirk von Italien; Italien jenseits des Po.
22. Der zehnte Bezirk von Italien.
23. lstrien und dessen Bewohner.
24. Die Alpen und ihre Bewohner.
25. Liburnien und Illyrien.
26. Dalmatien.
27. Noricum.
28. Pannonien.
29. Moesien.
30. Die Inseln des ionischen und adriatischen Meeres.
Zusammen: Städte und Völker. ]
Berühmte Flüsse. Die Zahlen
Berühmte Berge. \ fehlen in allen
Inseln. Handschriften.
Untergegangene Städte und Völker, j
316 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
Turranius Gracilis, Com. Nepos, T. Livius, der Censor Cato, M..
Agrippa, M. Varro, der Kaiser Augustus, Varro von Atace, Hyginus,
L Vetus MelaPomponius, Curio der Vater, Caelius, Arruntius, Sebo-
sus, Licinius Mucianus, Fabricius Tuscus, L. Attejus Capito, Vemus
Fla'ccus, L. Piso, Gellianus, Valerianus.
Von fremden Schriftstellern:
Artemidorus, Alexander Polyhistor, Thucydides, Theophrastus,
Isidorus, Theopompus, Metrodorus von Scepsis, Calhcrates, Xenephon
von Lampsacus, Diodorus von Syracus, Calliphanes, Timagenes.
Viertes Buch.
Von der Lage und Grösse der Länder, Meere, Städte,
Häfen, Berge, Flüsse und den Völkern, welche noch
da sind oder da waren.
1. Epirus.
2. Acarnanien.
3. Aetolien.
4. Locris und Phocis.
5. Der Peloponnes.
6. Achaja.
7. Messenien.
Erstes Buch. 35
8. Laconien.
9. Argolis.
10. Arcadien.
11. Attica, Griechenland.
12. Böotien.
18. Doris.
14. Phthiotis.
15. Thessalien.
16. Magnesien.
17. Macedonien.
18. Thracien, das ägeische Meer.
19. Die Inseln, welche vor diesen Ländern liegen, darunter:
20. Creta.
21. Euböa.
22. Die Cycladen.
23. Die Sporaden.
24. Der Hellespont. Der Maeotis.
25. Dacien, Sarmatien.
26. Scythien.
27. Die Inseln im Pontus. Die Inseln im nördlichen Ocean.
28. Germanien.
29. 96 Inseln im gallischen Ocean, unter diesen:
30. Britannien.
31. Das belgische Gallien.
32. Das lugdunensische Gallien.
33. Das aquitanische Gallien.
34. Das diesseitige Spanien vom gallischen Ocean an.
35. Lusitanien.
36. Die Inseln im atlantischen Meere.
37. Bestimmung der Grösse von ganz Europa.
Zusammen: Städte und Völker.
Berühmte Flüsse. Die Zahlen
Berühmte Berge. \ fehlen in allen
Inseln. Handschriften.
Untergegangene Städte und Völker.
Gegenstände, Erzählungen !und Bemerkungen. .
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
M. Varro, der Censor Cato, M. Agrippa, der Kaiser Augustus,
Varro von Atace, Com. Nepos, Hyginus, L. Vetus, Pomponius Mela,
Licinius Mucianus, Fabricius Tuscus, Attejus Capito, der Philolog
Attejus.
Von fremden Schriftstellern:
Polybius, Hecatseus, Hellanicus, Damastes, Eudoxus, Dicsearchus,
Timosthenes, Eratosthenes, Ephorus, der Grammatiker Cratetes, Se-
3*
36 Erstes Buch.
rapion von Antiochien, Callimachus, Artemidorus, Apollodorus, Aga-
thocles, Euuiachus, Timseus aus Sicüien, Myrsilus, Alexander Poly-
histor, Thucydides, Dosiades, Anaximander , Philistides von Mallus,
Dionysius, Aristides, Callidemus, Mensechmus, Aglaosthenes, Anticlides,
Heraclides, Philemon, Xenophon, Pytheas, Isidorus, Pliilonides, Xena-
goras, Astynomus, Staphylus. Aristocriton, Metrodorus, Cleobulus,
Posidonius.
Fünftes Buch.
Von der Lage und Grösse der Länder, Meere, Städte,
Häfen, Berge, Flüsse, und den Völkern, welche
noch da sind oder da waren.
1. Mauritanien.
2. Numidien.
3. Afrika (im engern Sinne).
4. Die Syrten.
5. Cyrenaica.
6. Das libysche Mareotis.
7. Die Inseln um Afrika.
8. Das innere Afrika.
9. Asien. Aegypten und Thebais.
10. Der Nil.
11. Die Städte in Aegypten.
12. Arabien, welches am ägyptischen Meere liegt.
13. Syrien.
14. ldumäa, Palästina, Samaria.
15. Judäa.
16. Decapolis.
17. Phönicien.
18. Das antiochische Syrien.
19. Das übrige Syrien.
20. Der Euphrat.
21. Syrien am Euphrat.
22. Cilicien und die anwohnenden Völker.
23. Die Isaurer und die Homonader.
24. Pisidien.
25. Lycaonien.
26. Pamphylien.
27. Der Berg Taurus.
28. Lycien.
29. Carien.
30. Lydien.
Erstes Buch. 37
31. Ionien.
32. Aeolien.
33. Troas und die anwohnenden Völker.
34. 212 Inseln vor Asien, darunter:
35. Cypem.
36. Rhodus.
37. Samos.
38. Chios.
39. Lesbos.
40. Das Hellespont und Mysien.
41. Phrygien.
42. Galatien und die anwohnenden Völker.
43. Bithynien.
44. Die Inseln im Propontis.
Zusammen: Städte und Völker.
Berühmte Flüsse.
Berühmte Berge.
318 (?) Inseln.
Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
Agripppa, Suetonius, Paulinus, M. Varro, Varro von Atace, Com.
Nepos, Hyginus, L. Vetus, Mela, Domitius Corbulo, Licinius Mucianus,
der Kaiser Claudius, Arruntius, Livius der Sohn, Sebosus, die Acten
über die gehaltenen Triumphe.
Von fremden Schriftstellern:
Der König Juba, Hecata^us, Hellanicus, Damastes, Dicsearchus,
Baeton, Timosthenes, Philonides, Xenagoras, Astynomus, Staphylus,
Aristoteles, Dionysius, Aristocritus, Ephorus, Eratosthenes, Hippar-
chus, Pansetius, Serapion von Antiochia, Callimachus, Agathocles,
Polybius, der Mathematiker Tima^us, Herodotus, Myrsilus, Alexander
Polyhistor, Metrodorus, Posidonius, welcher 2 Bücher „die Erdum-
schiffung" und die „Erdumwanderung" geschrieben hat, Sotades, Pe-
riander, Aristarchus von Sicyon, Eudoxus, Antigenes, Callicrates,
Xenophon von Lampsacus, Diodorus von Syracus, Hanno, Himilco,
Nymphodorus, Calliphanes, Artemidorus, Megasthenes, Isidorus, Cle-
obulus, Aristocreon.
Die Zahlen fehlen
in allen Hand-
schriften.
Sechstes Bach.
Von der Lage und Grösse der Länder, Meere, Städte,
Häfen, Berge, Flüsse, und den Völkern, welche
noch da sind oder da waren.
1. Der Pontus und die Mariandyner.
2. Die Paphlagonier.
38 Erstes Buch.
3. Die Cappadocier.
4. Das theniiscyrenische Land und seine Völker. Die Heniocher.
5. Das colische Land, die Achaeer und die übrigen dort wohnenden
Völker.
6. Der cimmersche Bosporus.
7. Mseotis und die um ihn wohnenden Völker.
8. Cappadocien.
9. Gross- und Klein-Armenien.
10. Die Flüsse Cyrus und Araxes.
11. Albanien, Iberien und die anwohnenden Völker.
12. Die caucasischen Pässe.
13. Die Inseln im Pontus.
14. Die Völker vom scythischen Ocean an.
15. Das caspische und hyrcanische Meer.
16. Adjabene.
17. Medien und der caspische Pass.
18. Die Völker am hyrcanischen Meere.
19. Die scythischen Völker und die Länder vom östlichen Ocean an.
20. Die Serer.
21. Die Indier.
22. Der Ganges.
23. Der Indus.
24. Taprobane.
25. Die Gedroser und die angrenzenden Provinzen. Die Arianer.
26. Schifffahrten nach Indien.
27. Carmanien.
28. Der persische und der arabische Meerbusen.
29. Die Länder der Parther.
30. Mesopotamien.
31. Der Tigris.
32. Arabien.
33. Der Busen des rothen Meeres.
34. Troglodytice.
35. Aethiopien.
36. Die Inseln des äthiopischen Meeres.
37. Von den glückseligen Inseln.
38. Vergleichung der Länder miteinander nach ihrem Flächeninhalte .
39. Vertheilung der Länder in Parallelen und gleiche Schatten.
Zusammen: 1195 Städte.
576 Völker.
115 berühmte Flüsse.
18 berühmte Berge.
108 Inseln.
95 untergegangene Städte und Völker.
2214 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Erstes Buch. 39
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
M. Agrippa, M. Varro, Varro von Atace, C. Nepos, Hyginus,
L. Vetus, Mela Pomponius, Domitius Corbulo, Licinius Mucianus,
der Kaiser Claudius, Arruntius, Sebosus, Fabricius Tuscus, T. Livius,
Seneca, Nigidius.
Von fremden Schriftsteilem:
König Juba, Hecatseus, Hellanicus, Damastes, Eudoxos, Dicsear-
chus, B«ton, Timosthenes, Patrocles, Demodamas, Clitarchus, Era-
tosthenes, Alexander der Grosse, Ephorus, Hipparchus, Pansetius, Calli-
machus, Artemidorus, Apollodorus, Agathocles, Polybius, Eumachus,
Timaeus von Sicilien, Alexander Polyhistor, Isidorus, Amometus,
Metrodorus, Posidonius, Onesicritus, Nearchus, Megasthenes, Diogne-
tus, Aristocreon, Bion, Dalion, Simonides der Jüngere, Basilis, Xeno-
phon von Lampsacus.
Siebentes Buch.
Von der Entstehung und Beschaffenheit des Menschen
und von der Erfindung der Künste.
1. Vom Menschen.
2. Wunderbare Gestalten der Völker.
3. Seltsame Geburten.
4. Von der Erzeugung des Menschen; merkwürdige Beispiele der
Schwangerschaft von sieben bis zu dreizehn Monaten.
5. Anzeigen bei Schwange» in Bezug auf die Erkennung des Ge-
schlechtes der Leibesfrucht.
<>. Monströse Geburten.
7. Kinder, die aus der Mutter Leibe geschnitten sind.
8. Welche Menschen Vopiscer heissen.
9. "Von der Empfängniss und Zeugung.
10. Beispiele von Aehnlichkeiten.
11. Von der Zeit der Pubertät. Beispiele zahlreicher Empfängniss.
12. Bis zu welchem Alter der Mensch zeugungsfähig ist.
13. Wunderbare Bemerkungen über den Monatsfluss der Weiber.
14. Von der Zeugungsfähigkeit.
15. Geschichtliche Bemerkungen von den Zähnen, desgleichen von
den Kindern.
16. Beispiele auffallender Grösse.
17. Frühreife Kinder.
18. Ausgezeichnete Merkmale am menschlichen Körper.
19. Ausserordentliche Kräfte.
20. Ausserordentliche Schnelligkeit.
21. Sehr scharfes Gesicht.
40 Erstes Buch.
22. Sehr feines Gehör.
23. Beispiele von Ausdauer.
24. Beispiele von starkem Gedächtniss.
25. Beispiele von Geisteskraft.
26. Beispiele von Milde und Grossmuth.
27. Von hoher Berühmtheit in der Leitung ausserordentlicher Ange-
legenheiten.
28. Von den drei grössten Tugenden und von der grössten Unschuld
eines Menschen.
29. Von der grössten Tapferkeit.
30. Beispiele von ausgezeichneten Genie's.
31. Dessgleichen von grosser Weisheit.
32. Sehr nützliche Lebensregeln.
33. Von der Kraft des Weisssagens.
34. Wer für den rechtschaffensten Mann gehalten worden ist.
35. Welche Frauen die keuschesten gewesen sind.
36. Beispiele höchster kindlicher Liebe.
37. Ausgezeichnete Männer in den Künsten, der Sterndeutekunst,
Sprachkunde und Medicin;
38. Der Geometrie, Architectur;
39. Der Malerei, Bildhauerei, der Kunst in Elfenbein zu arbeiten und
getriebene Arbeit zu verfertigen.
40. Sehr hohe Preise für Menschen.
41. Von der höchsten Glückseligkeit.
42. Seltene Beispiele von dauerndem Glücke in Familien.
43. Merkwürdige Beispiele von Glückswechsel. Ein zweimal Ver-
bannter.
44. Merkwürdige Beispiele von Ehrenbezeugungen.
45. Die zehn höchsten Güter bei einem Manne.
46. Widerwärtige Schicksale des Kaisers Augustus.
47. Welche Menschen von den Göttern für die glücklichsten er-
klärt sind.
48. Wen man schon bei seinen Lebzeiten als einen Gott zu ver-
ehren befohlen hat. Ein merkwürdiger Blitz.
49. Von der längsten Lebensdauer.
50. Von der verschiedenen Geburtszeit.
51. Verschiedene Beispiele von Krankheiten.
52. Vom Tode.
53. Welche Menschen schon zu Grabe getragen und wieder auf-
gelebt sind.
54. Beispiele von plötzlich erfolgtem Tode.
55. Vom Begräbniss.
56. Von den Geistern der Verstorbenen; von der Seele.
57. Was ein Jeder im Leben erfunden hat.
Erstes Buch. 41
58. Worin die erste Uebereinkunft der Völker besteht.
59. Wann zuerst Barbiere gewesen sind.
60. Wann die erste Uhr existirt hat.
Zusammen: 747 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
Verrius Flaccus, Cn. Gellius, Licinius Mucianus, Massurius Sabi-
nus, Agrippina des Claudius Gemahlin, M. Cicero, Asinius Pollio,
M. Varro, Messala, Rufus, C. Nepos, Virgilius, Livius, Cordus, Melis-
sus, Sebosus, Com. Celsus, Valerius Maximus, Trogus, Nigidius Figu-
lus, Pomponius Atticus, Pedianus Asconius, Fabianus, der Censor Cato,
Fabius Vestalis, die Acten.
Von fremden Schriftstellern:
Herodotus, Aristeas, Bseton, Isigonus, Crates, Agatharchides,
Calliphanes, Aristoteles, Nymphodorus, Apollonides, Phylarchus, Dä-
mon, Megesthenes, Ctesias, Tauron, Eudoxus, Onesicritus, Clitarchus,
Duris, Artemidorus, der Arzt Hippocrates, der Arzt Asclepiades, He-
siodus, Anacreon, Theopompus, Hellanicus, Damastes, Ephorus, Epi-
genes, Berosus, Petosiris, Nechepsus, Alexander Polyhistor, Xenophon,
Callimachus, Democritus, der Geschichtsschreiber Diyllus, Strato der
gegen die „Erfindungen" des Ephorus schrieb, Heraclides von Pontus,
Asclepiades welcher tragische Begebenheiten schrieb, Philostephanus,
Hegesias, Archimachus, Thucydides, Mnesigiton, Xenagoras, Metrodo-
rus von Scepsis, Anticlides, Critodemus.
Achtes Buch.
Von den Landthieren.
1. Von den Elephanten, von ihrem Verstände.
2. Wann sie zuerst zum Ziehen gebraucht sind.
3. Von ihrer Gelehrigkeit.
4. Wunderbare Dinge in Bezug auf ihre Handlungen.
5. Dass die wilden Thiere wissen, was ihnen Gefahr bringt.
6. Wann in Italien zuerst Elephanten gewesen sind.
7. Ihre Kämpfe.
8. Wie sie gefangen werden.
9. Wie sie gezähmt werden.
10. Von ihrer Geburt und von ihrer übrigen Beschaffenheit.
11. Wo sie geboren werden. Von ihrer Feindschaft mit den Schlangen.
12. Von der Schlauheit der Thiere.
13. Von den Schlangen.
42 Erstes Buch.
14. Schlangen von ausserordentlicher Grösse.
15. Von den scythischen Thieren. Von den Bisons.
16. Von den nordischen Thieren; vom Elenthiere, dem Bonasus.
17. Von den Löwen und ihrer Geburt.
18. Ihre verschiedenen Arten.
19. Ihre sonstige Beschaffenheit.
20. Wer zuerst zu Rom einen Löwenkampf veranstaltet hat. Wer die
meisten Löwen dazu geliefert hat.
21. Wunderbare Begebenheiten von den Löwen.
22. Wer von einer Schlange erkannt und gerettet worden ist.
23. Von den Panthern.
24. Senatsbeschluss und Gesetze in Bezug auf die afrikanischen Pan-
ther. Wer die afrikanischen zuerst, und wer die meisten nach
Rom gebracht hat.
25. Von den Tigern. Wann der erste in Rom gesehen worden. Be-
schreibung derselben.
26. Von den Kameelen und ihren Arten.
27. Von der Giraffe. Wann die erste in Rom gesehen worden.
28. Von dem Thiere Chama und dem Cephus.
29. Vom Rhinoceros.
30. Vom Luchs, den Sphingen, Crocotten und Meerkatzen.
31. Die Landthiere Indiens.
32. Die Landthiere Aethiopiens. Ein Thier, welches durch seinen An-
blick tödtet.
33. Von den Basilisken.
34. Von den Wölfen. Woher die Sage von Verwandlung in Wölfe
kommt.
35. Die Arten der Schlangen.
36. Vom Ichneunion.
37. Vom Krokodil.
38. Vom Scincus.
39. Vom Flusspferde.
40. Wer zuerst ein Flusspferd und ein Krokodil zu Rom gezeigt hat.
41. Arzneimittel, welche von Thieren entdeckt sind.
42. Anzeigen von Gefahren an Thieren beobachtet.
43. Völker, die von Thieren vertilgt sind.
44. Von den Hyänen.
45. Von den Crocuten und Mantichoren.
46. Von den wilden Eseln.
47. Vom Castoreum. Von Thieren, welche im Wasser und auf dem
Lande leben. Von der Fischotter.
48. Von den Laubfröschen.
49. Vom Seekalbe. Vom Biber. Von den Stellionen.
50. Von den Hirschen.
Erstes Buch. 43
51. Vom Chamaeleon.
52. Von den übrigen Thieren, welche ihre Farbe verändern. Vom
Rennthiere, dem Lycaon, dem Thos.
53. Vom Stachelschweine.
54. Von den Bären und ihren Jungen.
55. Von den pontischen Mäusen und den Alpenmäusen.
56. Von den Igeln.
57. Vom Löwentödter und Luchse.
58. Von dem Dachse, dem Eichhörnchen.
59. Von den Vipern und Schnecken.
60. Von den Eidechsen.
61. Von den Hunden; Beispiele von Treue gegen ihre Herren. Welche
sich Hunde zum Kriege gehalten haben.
62. Von ihrer Fortpflanzung.
63. Mittel gegen die Hundswuth.
64. Von den Pferden.
65. Von ihrem Verstände. Merkwürdige Begebenheiten von einem
Gespann aus vier Pferden.
66. Von ihrer Fortpflanzung.
67. Welche durch den Wind empfangen.
68. Von den Eseln und ihrer Fortpflanzung.
69. Von den Mauleseln, dem übrigen Zugvieh und ihrer Fortpflanzung.
70. Von den Ochsen und ihrer Fortpflanzung.
71. Vom ägyptischen Apis.
72. Von dem Schafe überhaupt und seiner Fortpflanzung.
73. Von den Arten der Wolle und ihrer Farbe.
74. Von den verschiedenen Kleidern.
75. Von den äussern Merkmalen des Schafs; vom Musimon.
76. Von den Ziegen und ihrer Fortpflanzung.
77. Von den Schweinen.
78. Von den wilden Schweinen. Wer zuerst Thiergärten angelegt hat.
79. Von den halbwilden Thieren.
80. Von den Affen.
81. Von den Hasen-Arten.
82. Von den Thieren, welche weder zahm noch wild zu nennen sind.
83. Welche Thiere in manchen Gegenden nicht sind.
84. Welche Thiere nur den Ankömmlingen, und welche nur den Ein-
heimischen schädlich sind, und wo diess der Fall ist.
Zusammen: 787 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
Mucianus, Procilius, Verrius Flaccus, L. Piso, Cornelius Valeria-
nus, der Censor Cato, Fenestella, Trogus, die Acten, Columella, Vir-
gilius, Varro, Lucilius, Metellus, Scipio, Com. Celsus, Nigidius, Tre-
bius Niger, Pomponius Mela, Mamilius Sura.
44 Erstes Buch.
Von fremden Schriftstellern:
König Juba, Polybius, Herodotus, Antipater, Aristoteles, der Phy-
siker Demetrius, Democritus, Theophrastus, Euanthes, Agrippa der
die olympischen Siege beschrieben hat, König Hiero, König Attalus
Philometor, Ctesias, Duris, Philistus, Archytas, Phylarchus, Amphilo-
chus von Athen, Anaxipolis von Thasus, Apollodorus von Lemnos,
Aristophanes von Milet, Antigonus von Cymse, Agathocles von Chios,
Apollonius von Pergamus, Aristander von Athen, Bacchius von Milet,
Bion von Solis, Chsereas von Athen, Diodorus von Priene, Dion von
Colophon, Epigenes von Rhodus, Euagon von Thasus, Euphronius
von Athen, Hegesias von Maronea, Menander von Priene, Menander
von Heraclea, der Dichter Menecrates, Androtion der über den Acker-
bau geschrieben hat, Aeschrion desgleichen, Lysimachus desgleichen,
Dionysius der den Mago übersetzt, Diophanes der aus dem Dionysius
einen Auszug gemacht hat, König Archelaus, Nicander.
Neuntes Buch.
Von den Wasserthieren.
1. Warum die grössten Thiere im Meere sind.
2. Die Thiere des indischen Meeres.
3. Welche im Weltmeere überhaupt die grössten sind.
4. Von der Gestalt der Tritonen, Nereiden und Seeelephanten.
5. Von den Wallfischen und Orken.
6. Ob die Fische athmen und ob sie schlafen.
7. Von den Delphinen.
8. Wen sie lieb gehabt haben.
9. Wo sie gemeinschaftlich mit den Menschen Fische fangen.
10. Andere merkwürdige Erzählungen von ihnen.
11. Von den Tursionen.
12. Von den Schildkröten. Die Arten der Wasser-Schildkröten und
wie sie gefangen werden.
13. Wer zuerst Schildkrötenschalen geschnitten hat.
14. Eintheilung der Wasserthiere nach ihren Arten.
15. Welche behaart und welche nicht behaart sind; wie sie gebären.
Von den Seekälbern und Robben.
16. Wie viele Arten von Fischen es giebt.
17. Welche Fische am grössten sind.
18. Von den Thunfischen, Cordylen und Pelamiden, welche, wenn sie
in Stücke geschnitten und eingesalzen sind, Melandrya, Apo-
lecti und Cybia heissen.
19. Von den Amien und Scombern.
Erstes Buch. 45
■20. Welche Fische es im Pontus nicht giebt; welche an der einen
Seite hinein- und an der andern wieder heraus schwimmen.
21. Warum die Fische aus dem Wasser hervorspringen. Vom Schwerdt-
fisch.
22. Von Wahrsagungen aus Fischen.
23. Welche Fischart keine Männchen hat.
24. Welche einen Stein im Kopfe haben; welche im Winter verbor-
gen liegen, und welche im Winter nur an bestimmten Tagen
gefangen werden.
25. Welche im Sommer verborgen liegen; welche Fische von einer
Erstarrung befallen werden.
26. Von dem Mugil.
27. Vom Stör.
28. Vom Seewolf; vom Kabliau.
29. Vom Scarus; von der Mustela.
30. Arten der Meer-Barbe; von dem Gesellschafter Sargus.
31. Ausserordentliche Preise für Fische.
32. Dass ein und dieselben Fische nicht überall beliebt sind. Vom
Coracinus.
33. Von den Kiemen und Schuppen.
34. Fische, welche eine Stimme haben und ohne Kiemen sind.
35. Welche auf das Land kommen. Zeiten ihres Fanges.
36. Eintheilung der Fische nach der Gestalt. Unterschied zwischen
den Rhomben und Passeres. Von langen Fischen.
37. Von den Flossen und der Art und Weise des Schwimmens der
Fische.
38. Von den Aalen.
39. Von den Muraenen.
40. Arten der Plattfische.
41. Vom Echeneis und seiner zauberischen Kraft.
42. Welche Fische die Farbe wechseln.
43. Welche über dem Wasser hinfliegen; von der Meerschwalbe ; von
dem Fische der bei Nacht leuchtet; vom Hornfische; vom See-
drachen.
44. Von den Fischen die kein Blut haben; von den sogenannten
Weichfischen.
45. Von der Sepia, der Loligo, den kleinen Kammmuscheln.
46. Von den Polypen.
47. Von dem Polyp „der Segler" genannt.
48. Arten der Polypen; ihre Schlauheit.
49. Von dem Segler Nauplium.
50. Von den Schalenthieren; von den Krabben.
51. Arten der Krebse; von dem Pinnotheres, dem Seeigel, den
Schnecken und Kammmuscheln.
46 Erstes Buch.
52. Arten der Muscheln.
53. Dass im Meere die Ursache grosser Verschwendung liegt.
54. Von den Perlmuscheln; wie und wo sie entstehen.
55. Wie sie aufgefunden werden.
56. Wie viele Arten von Perlen es giebt.
57. Was dabei zu beobachten, und welches ihre Natur ist.
58. Geschichtliche Bemerkungen über die Perlen.
59. Wann sie zuerst in Rom in Gebrauch gekommen sind.
60. Von den Stachelschnecken und Purpurschnecken.
61. Von den Arten der Purpurschnecken.
62. Wie die Wolle damit gefärbt wird.
63. Wann der Gebrauch des Purpurs in Rom aufgekommen ist; wann
die breiten Purpurs treifen und mit Purpnr verbrämten Ober-
kleider dort zuerst getragen sind.
64. Von den conchylienfarbigen Kleidern.
65. Von dem Färben in Amethyst; vom tyrischen Farbstoff, dem
Dunkelroth und Scharlachroth.
66. Vom Pinna und dem Pinnotheres.
67. Von den Empfindungen der Wasserthiere; vom Zitterfische, dem
Stachelrochen, dem Scolopender und Wels; von dem Fische-
Aries.
68. Von den Wasserthieren, welche eine dritte Natur haben, d. h. die
der Thiere und Pflanzen zugleich; von den Seenesseln.
69. Von den Schwämmen, ihren Arten, ihrem Wohnorte und dass sie
Thiere sind.
70. Von den Hundsfischen.
71. Von den Wasserthieren, die in eine steinige Schale eingeschlos-
sen sind; -welche ohne Empfindung sind, und von den übrigen
unbedeutenderen Thieren.
72. Von den giftigen Seethieren.
73. Von den Krankheiten der Fische.
74. Von ihrer Fortpflanzung. Merkwürdige Nachrichten über Zeu-
gungen.
75. Bei welchen sich Eier und Junge zugleich erzeugen.
76. Welchen beim Abgange der Leibesfrucht der Uterus platzt und
dann wieder zusammenwächst.
77. Welche eine Schaam haben; welche sich selbst begatten.
78. Wie lange die Fische leben.
79. Wer zuerst Austernteiche angelegt hat.
80. Wer zuerst Teiche für die übrigen Wasserthiere angelegt hat.
81. Wer zuerst Teiche für Murinen angelegt hat. Merkwürdige
Nachrichten über Fischteiche.
82. Wer zuerst Teiche für Schnecken angelegt hat.
83. Fische die auf dem Lande leben.
Erstes Buch. 47
84. Von den Mäusen im Nil.
85. Von dem Fange der Anthien-Fisehe.
86. Von den Seesternen.
87. Wunderbare Dinge von den Fingermuscheln.
88. Von der Feindschaft und Freundschaft der Wasserthiere unter sich.
Zusammen: 650 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
Turrianus Gracilis, Trogus, Msecenas, Alfius Flavius, C. Nepos,
der Mimenschreiber Laberius, Fabianus, Fenestella, Mucianus, Aelius
Stilo, Statius Sebosus, Melissus, Seneca, Cicero, Aemilius Macer,
Messala Corvinus, Trebius Niger, Nigidius.
Von fremden Schriftstellern:
Aristoteles, König Archelaus, Callimachus, Democritus, Theo-
phrastus, Thrasyllus, Hegesidemus von Cythnos, Alexander Polyhistor.
Zehntes Buch.
Von den Vögeln.
1. Vom Strausse.
2. Vom Phoenix.
3. Arten des Adlers.
4. Ihre nähere Beschreibung.
5. Wann sie Feldzeichen der Legionen wurden.
6. Von einem Adler, der sich auf den Scheiterhaufen einer Jung-
frau setzte.
7. Vom Geier.
8. Vom Sanqualis und Immussulus.
9. Vom Buteo.
10. Wo die Habichte und Menschen gemeinschaftlich Vögel fangen.
11. Welcher Vogel allein von seinem eigenen Geschlechte umgebracht
wird; welcher Vogel nur ein Ei legt.
12. Von den Milanen.
13. Eintheilung der Vögel in Gattungen.
14. Von den Krähen, den Unglück bringenden Vögeln. In welchen
Monaten sie nicht zu sehen sind.
15. "Von den Raben.
16. Vom Uhu.
17. Vögel, welche nicht mehr existiren oder nicht genau bekannt sind.
18. Welche mit dem Schwänze zuerst aus dem Eie kommen.
19. Von den Nachteulen.
20. Vom Picus Martius.
21. Von den Vögeln mit krummen Krallen.
48 Erstes Buch.
22. Von den Pfauen.
23. Wer zuerst Pfauen zum Essen geschlachtet, wer sie zuerst ge-
mästet hat.
24. Von den Hühnervögeln.
25. Wie sie verschnitten werden. Von einem sprechenden Hahn.
26. Von der Gans.
27. Wer zuerst Gänselebern zubereitet hat.
28. Von dem Commagenum.
29. Von den Chenalopeces und Chenerotes, den Auerhähnen und
Trappen.
30. Von den Kranichen.
31. Von den Störchen.
32. Von den Schwänen.
33. Von den fremden Vögeln die zu uns kommen; von den Wachteln,
dem Glottis, Cychranius und der Ohreule.
34. Von den Schwalben.
35. Von unsem einheimischen Vögeln, welche fortziehen und wohin ;
von den Amseln, Kranmietsvögelu, Staaren. Von den Vögeln,
welche sich während der Mauserzeit verbergen; von der Tur-
teltaube und der Holztaube. Vom Fluge der Staare u. Schwalben.
36. Welche Vögel ein ganzes, welche ein halbes und welche ein viertel
Jahr bei uns bleiben. Vom Galgulus, Wiedehopf.
37. Von den Memnons-Vögeln.
38. Von den Meleagris-Vögeln.
39. Von den Seleucis-Vögeln.
40. Vom Ibis.
41. Welche Vögel an gewissen Orten nicht sind.
42. Von den Arten der Singvögel und denen, welche ihre Farbe und
Stimme verändern.
43. Von den Nachtigallen.
44. Von den Schwarzköpfen, den Rothkehlchen und Rothschwänzen.
45. Vom Oenanthe, dem Grünlinge, der gemeinen Amsel, dem Ibis.
46. Die Heckezeit der Vögel.
47. Von den Eisvögeln und den nach ihnen benannten Tagen, an
welchen das Meer schiffbar ist.
48. Von den übrigen Wasservögeln.
49. Von der Geschicklichkeit der Vögel im Baue der Nester. Wun-
derbareErzählungen von denSchwalben. Von den Uferschwalben.
50. Vom Acanthyllis.
51. Vom Merops und den Rebhühnern.
52. Von den Tauben.
53. Ihre wunderbaren Verrichtungen und ihre Preise.
54. 'Von dem verschiedenen Fluge und Gange der Vögel.
55. Von den fusslosen oder Höhlen-Schwalben.
Erstes Buch. 49
•56. Von der Nahrung der Vögel. Vom Ziegenmelker, dem Platea.
57. Von dem Verstände der Vögel. Vom Carduelis, Taurus u. Anthus.
58. Von den sprechenden Vögeln; von den Papageien.
59. Von den Eichel-Elstern.
60. Ein Aufstand des römischen Volkes wegen eines sprechenden
Raben.
61. Die Vögel des Diomedes.
62. Welche Vögel nichts lernen.
63. Vom Trinken der Vögel. Vom Purpurhuhn.
64. Von den Himantopoden.
65. Von der Nahrung der Vögel.
66. Von der Kropfgans.
67. Von den fremden Vögeln; von den Phaleriden, Fasanen und nu-
midischen Vögeln.
68. Von den Flamingo's, Attagenen, Scharben, Rcthraben, Lagopoden.
69. Von neuen Vögeln; von den Vipionen.
70. Von fabelhaften Vögeln.
71. Wer zuerst Hühner gemästet hat; welche Censoren diess zuerst
verboten haben.
72. Wer zuerst Vogelhäuser angelegt hat. Von der Schüssel des Aesop.
73. Von der Fortpflanzung der Vögel. Welche Thiere, ausser den
Vögeln, Eier legen.
74. Arten und Beschaffenheit der Eier.
75. Von den Fehlern und Hülfsmitteln beim Brüten.
76. Vom Wahrsagen aus Eiern.
77. Welche Hühner die besten sind.
78. Ihre Krankheiten und die Mittel dagegen.
79. Wann die Vögel Eier legen und wie viel.
80. Welche Eier Windeier und welche Cynosuren genannt werden;
wie man die Eier am besten aufbewahrt.
81. Welches geflügelte Thier das einzige ist, das lebendige Junge ge-
bärt und säugt.
82. Welche Landthiere Eier legen. Begattung der Schlangen.
£3. Von der Fortpflanzung aller Landthiere.
84. Wie die Thiere in der Gebärmutter liegen.
85. Bei welchen Thieren die Abkunft noch ungewiss ist.
86. Von den Salamandern.
87. Welche Thiere aus nicht geborenen entstehen, und welche ge-
boren sind und sich nicht fortpflanzen. Welche geschlechts-
los sind.
•88. Von den Sinnen der Thiere. Bei welchen das Gesicht, bei wel-
chen das Gehör, bei welchen der Geruch ausgezeichnet ist.
Von den Maulwürfen. Ob die Austern ein Gehör haben.
S9. Welche Fische am besten hören.
50 Erstes Buch.
90. Welche Fische den schärfsten Geruch besitzen.
91. Verschiedenheit der Thiere hinsichtlich der Nahrungsmittel.
92. Welche von Gift leben.
93. Welche von Erde leben. Welche durch Hunger und Durst nicht
sterben.
94. Von der Verschiedenheit des Saufens bei den Thieren.
95. Welche unter sich in Feindschaft leben. Von der Freundschaft.
und den Abneigungen der Thiere.
96. Beispiele davon bei den Schlangen.
97. Vom Schlafe der Thiere.
98. Welche Thiere träumen.
Zusammen: 794 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
Manilius, Corn. Valerianus, die Acten, Umbricius Melior, Massu-
rius Sabinus, Antistius Labeo, Trogus, Cremutius, M. Varro, Aenrilius-
Macer, Melissus, Mucianus, Nepos, Fabius Pictor, T. Lucretius, Com..
Celsus, Horatius, Deculo, Hyginus, Säsernus, Nigidius, Mamilius Sura*.
Von fremden Schriftstellern:
Homerus, Phemonoe, Philemon, Boeus der über die Zeugung der
Vögel, Hylas der über die Augurien geschrieben hat, Aristoteles,.
Theophrastus, Callimachus, Aeschylus, König Hiero, König Philome-
tor, Archytas von Tarent, Amphilochus von Athen, Anaxipolis von
Thasus, Apollodorus von Lemnos, Aristophanes von Milet, Antigonus
von Cymse, Agathocles von Chios, Apollonius von Pergamus, Aristan-
der von Athen, Bacchius von Milet, Bion von Solis, Chrereas von Athen,.
Diodorus von Priene, Dion von Colophon, Democritus, Diophanes von
Nic«a, Epigenes von Rhodus, Euagones von Thasus, Euphronius von
AtLen, Juba, Androtion welcher über den Ackerbau geschrieben hatr
Aeschrion desgleichen, Lysimachus desgleichen, Dionysius der den
Mago übersetzt, Diophanes der einen Auszug aus dem Dionysius ge-
macht hat, Nicander, Onesicritus, Phylarchus, Hesiodus.
Elftes Buch.
Von den Insekten.
1. Von ihrer zarten Beschaffenheit.
2. Ob sie athmen und ob sie Blut haben.
3. Von ihrem Körper.
4. Von den Bienen.
5. Von der Ordnung in ihren Verrichtungen.
6. Von dem Commosis, Pissoceros und Propolis.
7. Von dem Erithace oder Sandarace oder Cerinthos.
Erstes Buch. 51
8. Aus welchen Blumen sie den Stoff zu ihren Arbeiten nehmen.
9. Welche Personen sich mit Bienenzucht beschäftigt haben.
10. Wie die Bienen ihre Arbeit verrichten.
11. Von den Drohnen.
12. Von der Beschaffenheit des Honigs.
13. Welcher Honig der beste ist.
14. Vqn den Arten des Honigs in jeder Gegend.
15. Woran man sie erkennt. Von der Erice oder Tetralice oder Sisara.
16. Von der Fortpflanzung der Bienen.
17. Von der Beschaffenheit eines Bienenstaats.
18. Dass sie in Haufen versammelt zuweilen eine glückliche Vorbe-
deutung sind.
19. Arten der Bienen.
20. Von ihren Krankheiten.
21. Von ihren Feinden.
22. Von ihrer Erhaltung.
23. Von ihrer Wiederherstellung.
24. Von den Wespen und Hornissen. Welche Thiere aus einem
fremden Geschlechte ihr eigenes fortpflanzen.
25. Vom assyrischen Seidenspinner.
26. Von den Seidenraupen und den Seidenpuppen. Welches Frauen-
zimmer das erste seidene Kleid gemacht hat.
27. Vom coischen Seidenspinner. Wie ein Kleid von coischer Seide
gemacht wird.
28. Von den Spinnen; welche von ihnen weben und von welcher
Natur ihr Webestoff ist.
29. Fortpflanzung der Spinnen.
30. Von den Scorpionen.
31. Von den Stellionen.
32. Von den Cicaden; dass ihnen Mund und After fehlt.
33. Von den Flügeln der Insekten.
34. Von den Käfern. Von den Leuchtkäfern und den übrigen Arten-
35. Von den Heuschrecken.
36. Von den Ameisen.
37. Von den Puppen der Schmetterlinge.
38. Thiere, welche in oder aus dem Holze entstehen.
39. Vom Ungeziefer am Menschen. Welches Thier das kleinste ist-
Im Wachse enstandene Thiere.
40. Ein Thier ohne After.
41. Von den Motten, Canthariden, Mücken. Ein Thier im Schnee.
42. Vom Pyralis oder Pyrausta. •
43. Von dem Thiere, welches nur einen Tag lebt.
44. Beschreibung der Thiere nach den einzelnen Gliedern. Welche
Hauben und welche Kämme haben.
4*
52 Erstes Buch.
45. Von den Hörnern; welche bewegliche Hörner haben.
46. Von dem Kopfe; welche Thiere keinen haben.
47. Vom Haupthaare.
48. Von den Knochen des Kopfes.
49. Vom Gehirn.
50. Von den Ohren; welche Thiere keine Ohren oder derartige Oeff-
nung haben und doch hören.
51. Vom Gesichte, der Stirn, den Augenbrauen.
52. Von den Augen. Von denThieren, die keine od. nur ein Auge haben.
53. Von der Verschiedenheit der Augen.
54. Vom Sehen. Welche Thiere des Nachts sehen.
55. Von der Pupille. Welche Thiere die Augen nicht schliessen.
Welchen Thieren die Augen wieder wachsen, wenn man sie
ihnen ausgerissen hat.
56. Von den Augenwimpern; welchen Thieren sie ganz fehlen und
welche nur eine haben.
57. Welche keine Augenlider haben.
58. Von den Wangen.
59. Von der Nase.
60. Von den Backen, den Lippen, dem Kinn und den Kinnladen.
61. Von den Zähnen und ihren Arten; welche nicht in beiden Kinn-
laden Zähne und welche hohle Zähne haben.
62. Von den Zähnen der Schlangen und ihrem Gifte. Welcher Vo-
gel Zähne hat.
63. Wunderbare Erzählungen von Zähnen.
64. Dass man an ihnen das Lebensalter erkennt.
65. Von der Zunge und den Thieren welche keine haben. Von der
Stimme der Frösche. Vom Gaumen.
66. Von den Mandeln am Halse, dem Zapfen, dem Deckel, der Luft-
röhre, der Speiseröhre, der Kehle.
67. Vom Nacken, dem Halse, dem Rückgrate.
68. Von der Kehle, dem Schlünde und Magen.
69. Vom Herzen, dem Blute und der Seele.
70. Welche Thiere das grösste Herz, welche das kleinste, und welche
Thiere zwei Herzen haben.
71. Wann man angefangen hat, das Herz zu den weissagenden Ein-
geweiden zu rechnen.
72. Von der Lunge; welche Thiere die grösste, welche die kleinste,
welche nichts als eine Lunge haben und worin die Ursache
der Schnelligkeit der Thiere besteht.
73. Von der Leber; Bemerkungen der Wahrsager über den Kopf der
Eingeweide; welche Thiere in gewissen Ländern zwei Lebern
haben.
Erstes Buch. 53
74. Von der Galle; welche Thiere in gewissen Ländern zwei Gallen,
welche keine haben, und bei welchen sie nicht mit der Leber
in Verbindung steht.
75. Von der Kraft der Galle.
76. Bei welchen Thieren die Leber mit dem Monde wächst und ab-
nimmt. Beobachtungen der Vogeldeuter und andere seltsame
Nachrichten über dieselbe.
77. Vom Zwerchfell. Vom Lachen.
78. Vom Bauche und welchen Thieren er fehlt. Welche sich erbrechen.
79. Von den Dünndärmen, den Kleindärmen, dem Unterleibe und
dem Grimmdarme. Warum manche Thiere unersättlich sind.
80. Von dem Netze, der Milz, und den Thieren, welche keine Milz
haben.
81. Von den Nieren; welche Thiere vier und welche keine haben.
82. Von der Brust, den Rippen.
83. Von der Blase; welche Thiere keine haben. Die Ilia.
84. Von der Gebärmutter; von der Gebärmutter und dem Euter der
Schweine.
85. Welche Thiere Talg, welche Schmalz haben und welche nicht
fett werden.
86. Vom Marke; welchen Thieren es fehlt.
87. Von den Knochen und Gräten. Welchen Thieren beides fehlt.
Vom Knorpel.
88. Von den Nerven. Von den Thieren ohne Nerven.
89. Von den Arterien und Venen. Von den Thieren die beides
nicht haben. Von dem Blute und Schweisse.
90. Von welchen Thieren das Blut sehr schnell stockt und von wel-
chen nicht; welche sehr dickes, welche sehr dünnes und welche
gar kein Blut haben.
91. Welche zu bestimmten Jahreszeiten kein Blut haben.
92. Ob das Blut der wichtigste Theil des Körpers ist.
93. Von der Haut.
94. Von den Haaren und der Hautbedeckung.
95. Von den Brüsten; welche Vögel Brüste haben; welche Thiere
ihrer Euter wegen merkwürdig sind. Welches Thier im Fort-
schreiten an sich saugen lässt.
96. Von der Milch, dem Colostrum, den Käsen; welche Milch keinen
Käse giebt; vom Coagulum. Verschiedene Nahrungsmittel aus
der Milch.
97. Von den verschiedenen Käsen.
98. Unterschied der menschlichen Gliedinaassen von den thierischen.
99. Von den Fingern und Armen.
100. Von der Aehnlichkeit der Affen mit dem Menschen.
101. Von den Nägeln.
54 Erstes Buch.
102. Von den Knieen und Kniekehlen.
103. Welche Glieder des menschlichen Körpers für heilig gehalten
werden.
104. Von den Krampfadern.
105. Vom Gehen; von den Füssen und Schienbeinen.
106. Von den Klauen.
107. Von den Füssen der "Vögel.
108. Von den Füssen der Thiere, von 2 — 100. Von den Zwergen.
109. Von den Geschlechtstheilen; von den Zwittern.
110. Von den Hoden. Drei Arten von Halbmännern.
111. Von den Schwänzen.
112. "Von der Stimme der Thiere.
113. Von den nachgewachsenen Gliedern.
114. Zeichen der Lebensdauer und des Charakters, menschlichen Glie-
dern entnommen.
115. Von dem Athem und der Nahrung.
116. Welche Thiere durch den Genuss von Gift nicht sterben.
117. Warum der Mensch seine Speisen nicht künstlich zusammen
setzen soll. Von den Mitteln gegen unverdauete Speisen.
118. Wie der Körper zu- und wie er abnimmt.
119. Was schon in geringer Menge Hunger und Durst stillt.
Zusammen: 2270 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
M. Varro, Hyginus, Scropha, Saserna, Com. Celsus, Aemilius Ma-
cer, "Virgilius, Columella, Julius Aquila der über etruskische Einrich-
tungen geschrieben hat, Tarquitius desgleichen, Umbricius desgleichen,
der Censor Cato, Domitius Calvinus, Trogus, Melissus, Fabianus, Mu-
cianus, Nigidius, Manilius, Oppius.
Von fremden Schriftstellern:
Aristoteles, Democritus, Neoptolemus der über die Bienenzucht
geschrieben hat, Aristomachus desgleichen, Philistus desgleichen,
Nicander, Menecrates, Dionysius der den Mago übersetzt hat, Empe-
docles, Callimachus , König Attalus, Apollodorus der giftige Thiere
beschrieben hat, Hippocrates, Herophilus, Erasistratus", Asclepiades,
Themison, der Stoiker Posidonius, Menander von Priene, Menander
von Heraclea, Euphronius von Athen, Theophrastus, Hesiodus, König
Philometor.
Zwölftes Buch.
Von den Bäumen.
1. u. 2. Von ihrem Ansehn und Werthe.
3. Von den fremden Bäumen. Wann und woher die Platane zuerst
nach Italien gekommen ist.
Erstes Buch. 55
4. Beschreibung der Platanen.
5. Wunderbare Dinge von ihnen.
<6. Von den Zwergplatanen. Wer zuerst die Bäume beschnitten hat.
7. Wie der assyrische Apfelbaum gepflanzt wird.
8. Von den indischen Bäumen.
9. Wann der Ebenbaum zuerst nach Italien gekommen ist; seine
Arten.
10. Von dem indischen Dorngewächse.
11. Vom indischen Feigenbaume.
12. Vom Palabaume und dem arienischen Apfel.
13. Von den indischen Bäumen, welche keinen Namen haben, und
denen woraus Leinwand verfertigt wird.
14. Von den Pfefferbäumen; von den Pfefferarten, dem Brechma und
Zingiber oder Zimpiber.
15. Vom Caryophyllon; dem Lycium und chironischen Buxdorn.
16. Vom Macir.
17. Vom Zucker.
18. Von den Bäumen des arianischen, gedrosischen und hyrcanischen
Volks.
19. Von den Bäumen in Bactrien; vom Bdellium oder Brochon oder
Malacham oder Malodacon. Scordastum. Verfälschungen, Prü-
fungen und Preise von Parfümerieen und Gewürzen.
■20. Von den Bäumen in Persien.
21. Von den Bäumen auf den Inseln des persischen Meeres. Von
dem Wolle tragenden Baume.
22. Vom Chynas-Baume. Von welchen Bäumen im Oriente Leinwand
gemacht wird.
23. Wo die Bäume ihre Blätter nicht verlieren.
24. Von den Erzeugnissen der Bäume.
■25. Vom Costus.
26. Zwölf Arten der Narde.
27. Vom Asarum.
28. Vom Amomum und Amomis.
29. Vom Cardamomum.
30. Vom Vaterlande des Weihrauchs.
31. Welche Bäume Weihranch tragen.
32. Beschreibung des Weihrauchs und seiner Arten.
83. Von der Myrrhe.
34. Von den Myrrhe liefernden Bäumen.
35. Beschreibung und Arten der Myrrhe.
86. Vom Mastix.
37. Von dem Ladanum und Strobos.
38. Von der blutstillenden Arznei.
39. Vom Baume Bratus.
56 Erstes Buch.
40. Vom Baume Stobrus.
41. Von der Glückseligkeit Arabiens.
42. Vom Zimmt und Holzzimmt.
43. Von der Cassia.
44. Vom Cancamum und Taron.
45. Vom Sericbatum und Gabalium.
46. Vom Myrobalanenbaume.
47. Vom Phoenicobalanus.
48. Vom wohlriechenden Calmus und Juncus.
49. Vom Hammoniacum.
50. Vom Sphagnus.
51. Vom Cyprus.
52. Vom Aspalathus oder Erysisceptrmn.
53. "Vom Maron.
54. Vom Balsambaume, Opobalsamum und Xylobalsamum.
55. Vom Styrax.
56. Vom Galbanum.
57. Vom Panax.
58. Vom Spondylion.
59. Vom Malobathrum.
60. Vom Omphacium.
61. Vom Bryum, der Oenanthe und dem Massaris.
62. Von der Elathe oder Spathe.
63. Vom Cinnamum und Camacum.
Zusammen: 974 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
M. Varro, Mucianus, Virgilius, Fabianus, Sebosus, Pomponius
Mela, Flavius, Procilius, Trogus, Hyginus, Kaiser Claudius, Com.
Nepos, Sextius Niger der in griechischer Sprache über die Arznei-
kunde geschrieben hat, Cassius Heniina, L. Piso, Tuditanus, Antias.
Von fremden Schriftstellern:
Theophrastus, Perodotus, Callisthenes, Isigonus, Clitarchus, Anaxi-
menes, Duris, Nearchus, Onesicritus, Polycritus, Olympiodorus, Diog-
netus, Nicobulus, Anticlides, Chares von Mitylene, Mensechmus, Do-
rotheus von Athen, Lycus, Antaeus, Ephippus, Dion, Democles, Pto-
lomteus Lagi, die Macedonier Marsyas und Zoilus, Democritus, Ani-
philochus, Aristomachus , Alexander Polyhistor, Juba, Apollodorus
der über die Rauchwerke geschrieben hat, die Aerzte Heraclides,
Archimedes, Dionysius, Democlides, Euphron, Mnesis, Diagoras und
Jollas, Heraclides von Tarent, Xenocrates von Ephesus, Eratosthenes.
Erstes Buch. 57
Dreizehntes Buch.
Von den fremden Bäumen, den Salben und Balsamen.
1. Wann zuerst Balsame bereitet sind.
2. Zwölf Arten und Zusammensetzungen davon.
3. Von den Räucherspecies, dem Magma; von der Aechtheit der
Salben.
4. Von dem grossen Luxus mit Balsamen.
5. Wann sie zu Rom in Gebrauch gekommen sind.
6. Von den Palmen.
7. Beschreibung derselben.
8. Ihre Anpflanzung.
9. Ihre Arten und Kennzeichen.
10. Von den Bäumen in Syrien; von den Pistacien, Cottanen, Da-
mascener Pflaumen und Sebesten.
11. Vom Cedernbaume. Welche Bäume eine dreijährige Frucht
haben.
12. Von der Terebinthe.
13. Vom Rhus.
14. Von den Bäumen Aegyptens; von dem alexandrinischen Feigen-
baume.
15. Vom cyprischen Feigenbaume.
16. Vom Johannesbrotbaume.
17. Vom Pfirsichbaume; an welchen Bäumen die Früchte stets nach-
wachsen.
18. Vom Kokosbaum.
19. Vom ägyptischen Dombaum.
20. Acht Arten Gummi; von der Sarcocolle.
21. Von der Papierstaude; wann das Papier in Gebrauch gekom-
men ist.
22. Wie und wo die Pflanze wächst.
23. Neun Sorten Papier.
24. Von der Güte des Papiers.
25. Von den Fehlern des Papiers.
26. Vom Leimen des Papiers.
27. Von den Büchern des Numa.
28. Von den Bäumen Aethiopiens.
29. Von den Bäumen des Atlas. Vom Citrus und den daraus ver-
fertigten Tischen.
30. Welche von diesen Tischen gelobt, welche getadelt werden.
31. Von einem andern Citrusbaume.
32. Von den Lotus-Pflanzen.
33. Von den Bäumen in Cyrene, vom Paliurus.
34. Neun Sorten Granatäpfel. Von der Granatbliithe.
58
Erstes Buch.
35. Von den Bäumen in Asien und Griechenland; von der Epipactis.
Erice, Granum gnidium oder Thymelaea oder Chamelaea oder
Pyrosachne oder Cnestrum oder Cneorum.
36. Vom Tragion und Traganth.
37. ^om Tragus oder Scorpio; Myrice oder Brya, Ostrys.
38. Vom Evonymus.
39. Vom Baume Eon.
40. Vom Adrachne.
41. Von dem Coccygia, Apharce.
42. Von der Ferula.
43. Von der Thapsia.
44. Von der Capparis oder dem Cynosbatos oder Opheostaphylos.
45. Von dem Sari.
46. Vom königlichen Dornbaume.
47. Vom Cytisus.
48. Von den Bäumen und Sträuchem unseres Meeres; vom Phycos
oder Prason oder Zoster.
49. Vom Seemoose.
50. Von den Gewächsen im rothen Meere;
51. Im indischen Meere;
52. Im troglodytischen Meere; vom Isis-Haare, vom Liebesauge.
Zusammen: 468 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
M. Varro, Mucianus, Virgilius, Fabianus, Sebosus, Pomponius
Mela, Fabius, Hyginus, Trogus, Procilius, Kaiser Claudius, Com.
Nepos, Sextius Niger der in griechischer Sprache über die Arzneikunde
geschrieben hat; Cassius Hemina, L. Piso, Tuditanus, Antias.
Von fremden Schriftstellern:
Theophrastus, Herodotus, Callisthenes, Isigonus, Clitarchus, Anaxi-
menes, Duris, Nearchus, Onesicritus, Polycritus, Olympiodorus, Diog-
netus, Cleobulus, Anticlides, Chares von Mitylene, Mensechmus, Do-
rotheus von Athen, Lycus, Antaeus, Ephippus, Dion, Adimantus, Pto-
lemseus Lagi, Marsyas von Macedonien, Zoilus ebendaher, Democritus,
Amphilochus, Alexander Polyhistor, Aristomachus, König Juba, Apollo-
dorus der über die Rauchwerke geschrieben hat, die Aerzte Hera-
cUdes, Botrys, Archidemus, Dionysius, Democedes, Euphronius, Mne-
sis, Diagoras und Jollas, Heraclides vonTarent, Xenocrates vonEphesus.
Vierzehntes Buch.
Von dem Weinstocke und dem Weine.
1. und 2. Von der Beschaffenheit der Weinstöcke; wie sie tragen.
3. Von den Trauben und der Sorge für die Weinstöcke.
Erstes Buch. 59
4. 91 Sorten Weinstöcke.
5. Regeln für die Anlage von Weinbergen.
6. Von den ältesten Weinen.
7. Von der Beschaffenheit des Weines.
8. 50 edle Weinsorten.
9. 38 überseeische Weine.
10. 7 gesalzene Weine.
11. 17 süsse Weine. Vom Rosinenweine und dem eingekochten
Moste.
12. 3 Sorten Weine zweiter Qualität.
13. Dass die edlen Weine in Italien erst seit Kurzem bekannt sind.
14. Von der Achtung, welche Romulus dem Weine bezeigte.
15. Von den Weinen der Alten.
16. Bemerkungen über die Weinkeller; vom opimianischen Weine.
17. Wann zuerst 4 Sorten Wein auf die Tafel gesetzt worden sind.
18. Vom Gebrauche der Labrusca; welcher Saft von Natur der
kälteste ist.
19. 66 Sorten gekünstelte Weine.
20. Vom Meth oder Melicraton.
21. Vom Sauerhonig.
22. 12 seltsame Sorten Wein.
23. Welche Weine bei Opfern nicht gebraucht werden sollen.
24. Auf welche verschiedene Arten man den Most behandelt.
25. Von Pech und Harzen.
26. Von Essig und Hefen.
27. Von den Gefässen für den Wein; von den Kellern.
28. Von der Trunkenheit.
29. Dass man aus Wasser und andern Früchten weinähnliche Ge-
tränke bereitet.
Zusammen: 510 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
Com. Valerianus, Virgilius, Celsus, der Censor Cato, Saserna
Vater und Sohn, Scropha, Varro, D. Silanus, Fabius Pictor, Trogus,
Hyginus, Flaccus Verrius, Graecinus, Julius Atticus, Columella, Massu-
rius Sabinus, Fenestella, Tergilla, Maccius Plautus, Flavius, Dos-
sennus, Scsevola, Aelius, Attejus Capito, Cotta Messalinus, L. Piso,
Pompejus Lenseus, Fabianus, Sextius Niger, Vibius Rufus.
Von fremden Schriftstellern:
Hesiodus, Theophrastus , Aristoteles, Democritus, König Attalus
Philometor, König Hiero, Archytas, Xenophon, Amphilochus von
Athen, Anaxipolis von Thasus, Apollodorus von Lemnos, Aristo-
phanes von Milet, Antigonus von Cymse, Agathocles von Chios,
Apollonius von Pergamus, Aristander von Athen, Botrys von Athen,
Bacchius von Milet, Bion von Solis, Chsereas von Athen, Chseristus
60 Erstes Buch.
von Athen, Diodorus von Priene, Dion von Colophon, Epigenes von
Rhodus, Euagon von Thasus, Euphronius von Athen, Androtion
der üher den Ackerbau geschrieben hat, Aeschrion desgleichen,
Dionysius der den Mago übersetzt, Diophanes der einen Auszug aus
dem Dionysius gemacht hat, der Arzt Asclepiades, Onesicritus,
König Juba.
Fünfzehntes Buch.
Von den obsttragenden Bäumen.
1. Von dem Oelbaume; wie lange ihn die Griechen kennen, wann
er nach Italien, Spanien und Afrika gekommen ist.
2. Von der Beschaffenheit der Oliven und ihrem Wachsthume.
3. Vom Oele, Arten und Kennzeichen derselben.
4. 15 Sorten Oliven.
5. Von der Natur des Oeles.
6. Von der Cultur der Oelbaume; von der Aufbewahrung der Oliven;
wie das Oel daraus bereitet wird.
7. 48 Sorten gekünstelte Oele. Vom Cici oder Croton oder Seseli
oder Sesamum.
8. Von der Amurca.
9. Arten der Baumfrüchte und ihre Beschaffenheit. Vier Arten von
Piniennüssen.
10. Vier Arten Quitten; vier Arten Sperlingsäpfel.
11. Sieben Arten Pfirsiche.
12. 12 Arten Pflaumen.
13. Von der Persea.
14. 30 Arten Aepfel. Wann und woher die fremden Aepfel zuerst
nach Italien gekommen sind.
15. Welche in neuester Zeit erst dahin gekommen sind.
16. 41 Arten Birnen.
17. Von dem Unterschiede der gepropften, und von der Abwendung
des Blitzes.
18. Von der Aufbewahrung der Aepfel und Weintrauben.
19. 29 Arten Feigen.
20. Geschichtliche Bemerkungen von den Feigen.
21. Von der Caprification.
22. 3 Sorten Mispeln.
23. 4 Arten Speierlinge (Ariesbeeren).
24. 11 Arten Nüsse.
25. 18 Arten Kastanien.
26. Vom Johannisbrote.
27. Von dem fleischigen Obste; von den Maulbeeren.
28. Von dem Unnedo.
Erstes Buch. 61
29. Von den Beeren.
30. 9 Arten Kirschen.
31. Von der Kornelkirsche und dem Mastixbaume.
32. 14 Arten des Geschmacks bei den Säften.
33. Von der Farbe und dem Gerüche der Säfte.
34. Von der Verschiedenartigkeit des Obstes.
35. Von der Myrte.
36. Geschichtliche Bemerkungen von der Myrte.
37. 11 Arten der Myrte.
38. Ihr Gebrauch zu Rom bei den kleinen Triumphen.
39. 13 Arten des Lorbeers.
40. Geschichtliche Bemerkungen vom Lorbeerbaume.
Zusammen: 520 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
Fenestella, Fabianus, Virgilius, Com. Valerianus, Celsus, der
Censor Cato, Saserna Vater und Sohn, Scropha, M. Varro, D. Sila-
nus, Fabius Pictor, Trogus, Hyginus, Flaccus Verrius, Grscinus, Atticus
Julius, Massurius Sabinus, Tergilla, Cotta Messalinus, Columella, L.
Piso, Pompejus Lenseus, Maccius Plautus, Flavius Dossennus, Scse-
vola, Aelius, Attejus Capito, Sextius Niger, Vibius Rufus.
Von fremden Schriftstellern:
Hesiodus, Aristoteles, Democritus, König Hiero, Archytas, König
Attalus Philometor, Xenophon , Amphilochus von Athen, Anaxipolis
von Thasus, Appollodorus von Lemnos, Aristophanes von Milet, An-
tigonus von Cymae, Agathocles von Chios, Apollonius von Pergamus,
Aristander von Athen, Bacchius von Milet, Bion von Solis, Cha^reas
von Athen, Chseristus von Athen, Diodorus von Priene, Dion von
Colophon, Epigenes von Rhodus, Euagon von Thasus, Euphronius
von Athen, Androtion der über den Ackerbau geschrieben hat,
Aeschrion desgleichen, Lysimachus desgleichen, Dionysius der den
Mago übersetzt, Diophanes der einen Auszug aus dem Dionysius
gemacht hat, der Arzt Asclepiades, der Arzt Erasistratus , Commias
der über den "VVein geschrieben hat, Aristomachus desgleichen, Hi-
cesius desgleichen, der Arzt Themiso, Onesicritus, König Juba.
Sechszehntes Buch.
Von den wilden Bäumen.
1. Von den Völkern, welche keine Bäume haben.
2. Wunderbare Dinge von Bäumen in den nördlichen Ländern.
3. Von den eicheltragenden Bäumen ; von der Bürgerkrone.
4. Vom Ursprünge der Kränze.
ß2 Erstes Buch.
5. Welche Personen mit einem Laubkranze beschenkt sind.
6. 13 Arten Eicheln.
7. Von der Buche.
8. Von den übrigen Eicheln; von den Kohlen.
9. Von den Galläpfeln.
10. Was diese Bäume ausser den Eicheln noch tragen.
11. Von der Cachrys.
12. Vom Coccus.
13. Vom Agaricus.
14. Von welchen Bäumen die Rinden gebraucht werden.
15. Von den Schindeln.
16. Von der Fichte.
17. Vom Pinaster.
18. Von der rothen und weissen Tanne.
19. Vom Lärchenbaume und der Taeda-Fichte.
20. Vom Taxus.
21. Wie der Theer und das Cedrium gemacht werden.
22. Wie der Theer eingedeckt wird.
23. Von dem Harze Zopissa.
24. Von welchen das Holz besonders geschätzt wird.
25. 2 Arten der Linde.
26. 10 Arten des Ahorns.
27. Vom Bruscum, Molluscum, Staphylodendron.
28. 3 Arten des Buxus.
29. 4 Arten der Ulme.
30. Von der Beschaffenheit der Bäume nach ihrem Stande; welche
auf Bergen und welche in Ebenen wachsen.
31. Welche gern trocken, welche im Wasser stehen und welche das
Mittel davon halten.
32. Eintheilung der Arten.
33. Welche Bäume das Laub nicht verlieren. Vom Rhododendron.
Welche nicht alle Blätter verHeren, und von welchen Arten
kein Baum das Laub verliert.
34. Von der Verschiedenheit des Abfallens der Blätter.
35. Von ihrer verschiedenen Farbe; welche Blätter ihre Gestalt ver-
ändern. 3 Arten Pappeln.
36. Welche Blätter sich alljährig umdrehen.
37. Von der auf die Palmenblätter zu verwendenden Sorgfalt und
ihrem Gebrauche.
38. Wichtige Bemerkungen von den Blättern.
39. Von der Ordnung der Natur in den Aussaaten.
40. Welche Bäume niemals blühen. Vom Wachholder.
41. Von der Empfängniss der Bäume; von dem Ausschlagen; der
Fruchtreife.
Erstes Buch. 63
42. In welcher Ordnung sie blühen.
43. Wann sie Früchte tragen. Von der Comelkirsche.
44. Welche ein Jahr und welche drei Jahre lang ihre Früchte tragen.
45. Welche keine Früchte tragen , und welche für unglückbringend
gehalten werden.
46. Welche die Frucht oder Blüthe sehr leicht verlieren.
47. Welche Bäume in gewissen Gegenden nicht tragen.
48. Wie die Früchte auf den Bäumen sitzen.
49. An welchen die Früchte eher kommen als die Blätter.
50. Bäume, welche zweimal und welche dreimal im Jahre tragen.
51. Welche sehr schnell und welche sehr langsam altera. Frühe und
späte Früchte.
52. Welche Bäume Verschiedenes tragen. Vom Crataegus.
53. Von dem Unterschiede der Bäume nach Stamm und Aesten. Der
Lotos oder die griechische Bohne.
54. Von den Aesten.
55. Von der Rinde.
56. Von der Wurzel.
57. Bäume, welche von selbst wieder lebend geworden sind.
58. Wie die Bäume ohne Wartung heranwachsen. Dass nicht allent-
halben alles gedeihet.
59. Welche Bäume nicht überall gedeihen.
60. Von den Cypressen.
61. Dass oft etwas aus der Erde wächst, wovon vorher keine Spur
da war.
62. 20 Arten des Epheu.
63. Vom Smilax.
64. Von den Wassergewächsen; 28 Rohr-Arten.
65. Von den Pfeilrohren und Schreibrohren.
66. Von den Pfeifenrohren; vom orchomenischen Rohre, dem Rohre
zum Vogelstellen und zum Fischfange.
67. Vom Winzerrohre. Von den Erlen.
68. 7 Arten der Weide.
69. Was ausser der Weide zum Binden dient.
70. Von den Binsen, welche zu Lichtern, Fahrzeugen und Decken
dienen.
71. Von den Hollunder- und Brombeersträuchen.
72. Von den Säften der Bäume.
73. Von den Adern und dem Fleische der Bäume.
74. Von dem Fällen der Bäume.
75. Cato's Ansichten darüber.
76. Von der Grösse der Bäume. Von den Holzarten.
77. Feuerzeuge aus Holz.
78. Welche Bäume nicht faul und welche nicht rissig werden.
£4 Erstes Buch.
79. Geschichtliche Bemerkungen über die Dauer der Hölzer.
80. Von den Holzwürmern.
81. Von dem Bauholze.
82. Von dem Holze für Künstler.
83. Vom Leimen des Holzes.
84. Von den Brettern.
85. Von dem Alter der Bäume. Bäume, die von dem altem Africanus
gepflanzt sind. Ein fünfhundert] ähriger Baum in Rom.
86. Bäume von der Zeit der Gründung Rom's her.
87. Bäume um Rom, die älter als die Stadt sind.
88. Bäume, die von Agamemnon gepflanzt sind; Bäume vom ersten
Jahre des trojanischen Krieges; von dem Ursprünge des Namens
Ilium; Bäume bei Troja, die älter als der trojanische Krieg sind.
89. Bäume zu Argos, die von Hercules gepflanzt sind; von Apollo
gepflanzte Bäume; ein Baum älter als Athen.
90. Welche Bäume bald absterben.
91. Bäume d. durch besondere Begebenheiten in Ehren gehalten werden.
92. Welche Bäume keinen eigenen Wohnsitz haben; welche auf an-
dern Bäumen leben und in der Erde nicht fortkommen; 9 Ar-
ten davon. Vom Cadytas, Polypodium, Phaunus und Hippo-
pha^stum.
93. Drei Arten des Viscum; Stelis, Hyphear. Von der Beschaffenheit
des Viscum und ähnlicher Gewächse.
94. Von der Bereitung des Vogelleims.
95. Geschichtliche Bemerkungen vom Viscum.
Zusammen: 1135 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
M. Varro, Fetialis, Nigidius, C. Nepos, Hyginus, Massurius, Cato,
Mucianus, L. Piso, Trogus, Calpurnius Bassus, Cremutius, Sextius Ni-
ger, Com. Bocchus, Vitruvius, Grsecinus.
Von fremden Schriftstellern:
Alexander Polyhistor, Hesiodus, Theophrastus , Democritus, Ho-
merus, der Mathematiker Tinneus.
Siefoenzehntes Buch.
Von den angepflanzten Bäumen.
1. Ausserordentliche Preise für Bäume.
2. Von der Einwirkung der Luft auf die Bäume. Nach welcher
Himmelsgegend die Weinberge liegen müssen.
3. Welches Erdreich das beste ist.
4. Von den Erden, welche man in Griechenland und Gallien rühmt;
8 Arten davon.
Erstes Buch. 65
5. Vom Gebrauche der Asche.
6. Von dem Miste.
7. Welche Saaten das Land fruchtbarer machen und welche es aus-
saugen.
8. Wie der Mist anzuwenden ist.
9. Wie die Bäume gepflanzt werden.
10. Was aus Samen entsteht.
11. Was niemals ausartet.
12. Was aus Schösslingen wächst.
13. Was aus Abreissern und was aus Schnittlingen wächst.
14. Von den Baumschulen. Vom Versetzen der Baumschulen.
15. Vom Anpflanzen der Ulmen.
16. Von den Pflanzgruben.
17. Von dem Abstände der Bäume von einander.
18. Vom Schatten.
19. Von den Traufen.
20. Welche Bäume langsam und welche schnell wachsen.
21. Von der Fortpflanzung durch Ableger.
22. Von der Versetzung durch Samen und wie sie erfunden ist.
23. Von der Versetzung durch Augen.
24. Von den verschiedenen Methoden des Pfropfens.
25. Von der Pfropfung des Weinstocks.
26. Von dem Rindenpflaster.
27. Von der Fortpflanzung durch Zweige.
28. Welche Bäume durch Schnittlinge fortgepflanzt werden und wie
diess geschieht.
29. Von der Cultur des Oelbaumes.
30. Wann die verschiedenen Pfropfarbeiten etc. vorgenommen werden
müssen.
31. Von dem Grabenziehen um die Bäume und von dem Behäufeln.
32. Von den Weidenpflanzungen.
33. Von den Rohrpflanzungen.
34. Von den übrigen Materialien zu Stöcken und Pfählen.
35. Von Anlegung der Weinberge und der Bäume zur Befestigung
der Weinstöcke.
36. Mittel um die Trauben vor den Thieren zu schützen.
37. Von den Krankheiten der Bäume.
38. Wunder und Zeichen von Bäumen.
39. Mittel gegen die Krankheiten der Bäume.
40. Von dem Bewässern.
41. Merkwürdige Dinge von bewässerten Gegenden.
42. Von dem Schröpfen der Bäume.
43. Andere Heilmittel für die Bäume.
44. Von der Caprification der Feigen.
5
$Q Erstes Buch.
45. Von den Nachtheilen des Beschneidens.
46. Von der Düngung.
47. Verschiedene Heilmittel für die Bäume.
Zusammen: 1380 Gegenstände Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
C. Nepos, der Censor Cato, M. Varro, Celsus, Virgilius, Hyginus,.
Saserna Vater und Sohn, Scropha, Calpurnius, Bassus, Trogus, Aemi-
lius Macer, Grsecinus, Columella, Atticus Julius, Fabianus, Sura Ma-
milius, Dossennus Mundus, C. Epidius, L. Piso.
Von fremden Schriftstellern:
Hesiodus, Theophrastus , Aristoteles, Democritus, Theopompus,.
König Hiero, König Attalus Philometor, König Archelaus, Archytas,
Xenophon, Amphilochus von Athen, Anaxipolis von Thasus, Apollo-
dorus von Lemnos, Aristophanes von Milet, Antigonus von Cymse,
Agathocles von Chios, Apollonius von Pergamus, Bacchius von Milet,
Bion von Solis, Chsereas von Athen, Chaeristus von Athen, Diodorus
von Priene, Dion von Colophon, Epigenes von Rhodus, Euagon von
Thasus, Euphronius von Athen, Androtion der über den Ackerbau
geschrieben hat, Aeschryon desgleichen, Lysimachus desgleichen,
Dionysius der den Mago übersetzt, Diophanes der einen Auszug au s
dem Dionysius gemacht hat, Aristander der über Wunderzeichen ge-
schrieben hat.
Achtzehntes Buch.
Von den Feldfrüchten.
1. Vom fleissigen Betriebe des Ackerbaues bei den Alten.
2. Von dem ersten Aehrenkranze in Rom.
3. Von dem Jugerum.
4. Wie oft und zu welchen Zeiten die Getreidepreise am niedrigsten
gewesen sind.
5. Welche Männer am besten über den Ackerbau geschrieben haben.
6. Was beim Baue eines Ackers zu beobachten ist.
7. Von der Lage der Landgüter.
8. Vorschriften der Alten über die Bebauung des Ackers. >
9. Arten der Feldfrüchte.
10. Ihre Beschaffenheit nach den einzelnen Arten; vom Getreide.
11. Vom Far.
12. Vom Weizen.
13. Von der Gerste und dem Reise.
14. Von der Polenta.
15. Von der Ptisana.
16. Vom Tragum.
Erstes Buch. 67
17. Vom Stärkmehl.
18. Von der Beschaffenheit der Gerste.
19. Von der Arinca, Olyra, Zea. Von den übrigen Arten im Orient.
20. Vom Siligo und Similago.
21. Von der Fruchtbarkeit des Weizens in Afrika.
22. Vom Sesamum, Erysimum oder Irio, Horminum.
23. Vom Mahlen des Getreides.
24. Von der Hirse.
25^ Vom Panicum.
26. Vom Sauerteige.
27. Vom Brotbacken und dessen Ursprünge.
28. Wann in Rom zuerst Bäcker gewesen sind.
29. Von der Alica.
30. Von den Hülsenfrüchten; von der grossen Bohne.
31. Von den Linsen und Erbsen.
32. Von den verschiedenen Kichererbsen.
33. Von den Schwertbohnen.
34. Von den weissen Rüben.
35. Von den Steckrüben.
36. Von der Wolfsbohne.
37. Von der Wicke.
38. Von der Erve.
39. Von der Silicia.
40. Vom Seeale oder Asia.
41. Vom Farrago; Cracca.
42. Vom Ocymum; Ervilia.
43. Von der Medica.
44. Von den Krankheiten der Feldfrüchte; vom Hafer.
45. Mittel dagegen.
46. Was in jede Bodenart zu säen ist.
47. Wie man bei den verschiedenen Völkern säet.
48. Von den verschiedenen Pflugscharen.
49. Vom Pflügen.
50. Vom Eggen, Gäten, Behacken nach den einzelnen Arten der
Feldfrüchte; vom Nacheggen.
51. Von der höchsten Fruchtbarkeit des Bodens.
52. Vom mehrmaligen Säen in einem Jahre.
53. Von der Düngung.
54. Von der Güte des Samens.
55. Wie viel von jeder Getreideart auf ein Jugerum zu säen ist.
56. Von der rechten Säezeit.
57. Eintheilung der Gestirne in irdische Tage und Nächte.
58. Aufgang und Untergang der Gestirne.
59. Von den Cardinalzeiten.
ßg Erstes Buch.
60. Von der rechten Zeit zum Säen der Winterfrüchte.
61. Wann die Hülsenfrüchte und der Mohn zu säen sind.
62. Von den Feldarbeiten, und was in jedem Monate auf dem Acker
geschehen soll.
63. Was im Winter geschehen soll.
64. Was vom kürzesten Tage an bis zum ersten Frühlingswinde,
65. Was von da an bis zur Frühlings-Tag- und Nachtgleiche,
66. Was von da an, und
67. Was vom Aufgange des Siebengestirns an geschehen soll. Vom Äeu.
68. Von der Zeit der Sommer-Sonnenwinde.
69. Ursachen der Unfruchtbarkeit.
70. Hülfsmittel dagegen.
71. Was von der Sommer-Sonnenwende an geschehen soll.
72. Von der Erndte.
73. Von der Aufbewahrung des Getreides.
74. Von der Weinlese und den Arbeiten im Herbste.
75. Von der Berücksichtigung und dem Einflüsse des Mondes und
76. des Windes.
77. Von der Begrenzung der Felder.
78. Voranzeigen der Witterung: von der Sonne.
79. dem Monde,
80. den Sternen,
81. dem Donner,
82. den Wolken,
83. dem Nebel,
84. irdischen Feuern,
85. dem Wasser,
86. den Stürmen,
87. den Wasserthieren, Vögeln,
88. vierfüssigen Thieren,
89. Kräutern und
90. Speisen.
Zusammen: 2060 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
Massurius Sabinus, Cassius Hemina, Verrius Flaccus, L. Piso,
Com. Celsus, Turrianus Gracilis, D. Silanus, M. Varro, der Censor
Cato, Scropha, Saserna Vater und Sohn, Domitius Calvinus, Hyginus,
Virgilius, Trogus, Ovidius, Grsecinus, Columella, Tubero, L. Tarutius
der in griechischer Sprache über die Gestirne geschrieben hat, der
Dictator Caesar desgleichen, Sergius Paulus, Sabinus Fabianus, M.
Cicero, Calpurnius Bassus, Attejus Capito , Mamilius Sura, Accius
welcher praktische Bemerkungen verfasst hat.
Von fremden Schriftstellern:
Hesiodus, Theophrastus, Aristoteles, Democritus, König Hiero,
Erstes Buch. 69
König Attalus Philometor, König Archelaus, Archytas, Xenophon,
Amphilochus von Athen, Anaxipolis von Thasus, Aristophanes von
Milet, Apollodorus von Lemnos, Antigonus von Cyinae, Agathocles
von Chios, Apollonius von Pergamus, Aristander von Athen, Bacchius
von Milet, Bion von Solis, Chanreas von Athen, Cha^ristus von Athen,
Diodorus von Priene, Dion von Colophon, Epigenes von Rhodus, Euagon
von Thasus, Euphronius von Athen, Androtion der über den Acker-
bau geschrieben hat, Aeschrion desgleichen, Lysimachus desgleichen,
Diönysius der den Mago übersetzt, Diophanes der einen Auszug aus
den Diönysius gemacht hat, Thaies, Eudoxus, Philippus, Callippus,
Dositheus, Parmeniscus, Meton, Criton, Oenopides, Zeno, Euctemon,
Harpalus, Hecatseus, Anaximander, Sosigenes, Hipparchus, Aratus,
Zoroaster, Archibius.
Neunzehntes Buch.
Von dem Leine und der Cultur der Gartengewächse.
1. Von der Beschaffenheit und dem "Wunderbaren des Leins.
2. Wie er gesäet wird; 27 verschiedene Arten desselben.
3. Von der Zubereitung des Flachses.
4. Von dem unverbrennlichen Flachse.
5. Wann man angefangen hat, den Flachs zu färben.
6. Wann zuerst Vorhänge in den Schauspielhäusern gewesen sind.
7. Von dem Spartum.
8. Von dessen Zubereitung.
9. Wann es in Gebrauch gekommen ist.
10. Von dem Wolle tragenden Zwiebelgewächse.
11. Was ohne Wurzel entsteht und gedeihet; was entsteht und nicht
gesäet werden kann.
12. Vom Misy, Iton, Geranion.
13. Von den Trüffeln.
14. Von den Peziken.
15. Vom Laserpitium, Laser und Maspetum.
16. Vom Magydaris.
17. Von der Färberröthe.
18. Von der Pflanze Radicula.
19. Von dem Ansehn der Gärten.
20. Abtheilung des Landes.
21. Eintheilung der Gartengewächse, ausgenommen Feldfrüchte und
Sträucher.
22. Die Beschaffenheit und das Geschichtliche von 20 Arten Garten-
gewächsen. Wie sie gebauet werden.
23. Was von knorpeliger Beschaffenheit ist, von den Gurken und
Peponen.
70 Erstes Buch.
24. Von dem Krbiüs.
25. Von den weissen Rüben und Steckrüben .
26. Vom Rettig.
27. Vom Pastinak.
28. Vom Siser.
29. Von der Inula.
30. Von den Zwiebeln, der Meerzwiebel, dem Amin.
31. Von den Wurzeln, Blüthen und Blättern aller Gartengewächse.
Welche die Blätter verlieren.
32. Von den Arten der Zip ollen.
33. Vom Porrum.
34. Vom Knoblauch.
35. Am wievielsten Tage ein Jedes hervorkommt.
36. Von den Samen.
37. Welche Gewächse nur eine Art und welche mehrere haben.
38. Beschaffenheit und Geschichtliches von 23 Arten Gewächsen,
welche im Garten gebauet werden. Von den Latticharten.
39. Arten des Intubus.
40. 4 Arten der Beta.
41. Arten des Kohls.
42. Vom Spargel; von der Corruda.
43- Von den Disteln.
44. Von den übrigen Gartengewächsen. Ocymum, Eruca, Nasturtium.
45. Von der Raute.
46. Vom Eppich.
47. Von der Minze.
48. Vom Olusatrum.
49. Vom Feldkümmel.
50. Vom Ligusticum.
51. Vom Lepidium.
52. Vom Gith.
53. Vom Mohn.
54. Von den übrigen, die in der Herbst-Tag- und Nachtgleiche ge-
säet werden.
55. Vom Serpyllum und Sisymbrium.
56. 4 ruthenartige Gewächse. Vom Hanfe.
57. Von den Krankheiten der Gartengewächse.
58. Hülfsmittel dagegen. Wie man die Ameisen vertilgt. Mittel
gegen die Kohlraupen und Mücken.
59. Welchen das Salzwasser nützt.
60. Von der Bewässerung der Gärten.
61. Von den Säften und dem verschiedenen Geschmacke der Garten-
gewächse.
62. Von der Piperitis, Libanotis und dem Smyrniurn.
Zusammen: 1144 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Erstes Buch. 71
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
Maccius Plautus, M. Varro, D. Silanus, der Censor Cato, Hyginus,
Virgilius, Mucianus, Celsus, Columella, Calpurnius Bassus, Maniilius
Sura, Sabinus Tiro, Licinius Macer, Q. Hirtius, Vibius Rufus, Caesen-
nius der über den Gartenbau geschrieben hat, Castritius desgleichen,
Firmus desgleichen, Petrichus desgleichen.
Von fremden Schriftstellern:
Herodotus, Theophrastus , Democritus, Aristomachus , Menander
der nützliche Bemerkungen für das Leben geschrieben hat, Anaxilaus.
Zwanzigstes Buch.
Arzneimittel von den Gartengewächsen.
1. und 2. Von der wilden Gurke, 26 Arzneien.
3. Von dem Elaterium, 27.
4. Von der Schlangengurke, 5.
5. Von der Gartengurke, 9.
6. Von der Pepo, 11.
7. Vom Kürbis, 17. Spongos, 1.
8. Von der Coloquinte, 9.
9. Von den weissen Rüben, 9.
10. Von der wilden Rübe, 1.
11. Von der Steckrübe, dem Bunium oder Bunias, 5.
12. Vom wilden Rettig, 43 und vom Meerrettig, 1.
13. Vom Gartenrettig.
14. "Vom Pastinak, 5. Vom Hibiscus oder der wilden Malache oder
Plistolochia.
15. Vom Staphylius oder wilden Pastinak, 32.
16. Vom Gingidium.
17. Vom Siser, 11.
18. Vom Sili, 12.
19. Von der Inula, 11.
20. Von den Zipollen, 27.
21. Vom Schnittlauch, 32.
22. Vom Kopflauch, 39.
23. Vom Knoblauch, 61.
24. Vom Lattich, 42; vom Ziegenlattich, 4.
25. Vom Csesapum, 1; vom Waid, 1; vom wilden Lattich, 7.
26. Von der Hieracia, 17.
27. Von der Beta, 14.
28. Von dem Limonium oder Neuroides, 3.
29. Von dem Intubus, 8.
72 Erstes Buch.
30. Vom Cichorium oder Chrestum oder Fancratium oder Ambula, 12.
31. Von der Hedypnois, 4.
32. Von drei Arten Salat, 8.
33. Vom Kohl, 87. Cato's Verordnungen darüber.
34. Verordnungen der Griechen darüber.
35. Von den jungen Kohlsprossen.
36. Vom wilden Kohl, 37.
37. Von der Lapsana, 1.
38. Vom Meerkohl, 1.
39. Von der Meerzwiebel, 23.
40. Von den Zwiebeln, 30.
41. Von der Bulbine, 1; von der Brechzwiebel.
42. Vom Spargel.
43. Von der Corruda oder Lybicum oder Horminum, 24.
44. Vom Eppich, 17.
45. Vom Apiastrum oder Melissophyllum.
46. Vom Olusatrum oder Hipposelinum, 11; vom Oreoselinum, 11;
vom Heleoselinum, 1.
47. Von der Petersilie, 1; vom Buselinum, 1.
48. Vom Ocymum, 35.
49. Von der Eruca, 12.
50. Vom Nasturtium, 42.
51. Von der Raute, 84.
52. Von der wilden Minze, 20.
53. Von der gemeinen Minze, 41.
54. Vom Polei, 25.
55. Vom wilden Polei, 17.
56. Von der Nepeta, 9.
57. Vom Cuminum, 48; vom Cuminum sylvestre, 26.
58. Vom Ammi, 10.
59. Vom Capperstrauche, 18.
60. Vom Ligusticum oder Panax, 4.
61. Von der Ochsen-Cunila, 5.
62. Von der Hühner- Cunila, 5.
63. Von der Cunilago, 8.
64. Von der weichen Cunila, 3; von der Weihrauch-Cunila, 3.
65. Von der Garten-Cunila, 3; von der Berg-Cunila, 7.
66. Von dem Pfefferkraute oder Siliquastrum, 5.
67. Vom Origanum onite oder Prasium, 6.
68. Vom Tragoriganum, 9.
69. Von drei Arten des Origanum heracleum, 30.
70. Von der Kresse, 3.
71 Vom Gith oder Melanthium, 23.
72. Vom Anis oder Anicetum, 61.
Erstes Buch. 73
73. Wo der Anis am besten ist und von den übrigen aus ihm be-
reiteten Arzneien.
74. Vom Anethum, 9.
75. Vom Sacopenium oder Sagapenum, 13.
76. Vom weissen Mohn, 3; vom schwarzen Mohn, 8; von seiner
Schlaf machenden Kraft; vom Opium. Man soll es den Trän-
ken gegen Fieber, Mangel an Verdauung und gegen Ver-
stopfung nicht zusetzen. Vom Meconium, 1.
77. Vom Rhoeas-Mohn, 2.
78. Von dem wilden gehörnten Mohn oder Glaucium oder Paraliurn, 6.
79. Vom wilden heraclischen Mohn oder Aphrum, 4. Vom Diacodion.
80. Vom tithymalischen Mohn oder Paraliurn, 3.
81. Von der Porcilaca oder Peplis, 25.
82. Vom Coriander, 21.
83. Von der Atriplex, 14.
84. Von der Malva malope, 13; von der Malva malache, 1; von der
Malva althaaa oder Plistolochia, 59.
85. Vom wilden Lapathum oder Oxalis oder Lapathum cantherinum
oder Rumex, 1; vom Hydrolapathuni, 2; Hippolapathum, 6;
Oxylapathum, 4.
86. Vom zahmen Lapathum, 21; Bulapathum, 1.
87. Von drei Arten des Senfs, 44.
88. Von der Adarca, 48.
89. Vom Marrubium oder Prasium oder Linostrophum oder Philopaes
oder Philochares, 29.
90. Vom Serpyllum, 18.
91. Vom Sisymbrium oder Thymbraeum, 23.
92. Vom Leinsamen, 30.
93. Vom Blitum, 6.
94. Vom Meum athamanticum, 7.
95. Vom Fenchel, 22.
96. Vom Hippomarathrum oder Myrsineum, 5.
97. Vom Hanfe, 9.
98. Von der Ferula, 8.
99. Vom Carduus oder Scolymus, 6,
100. Zusammensetzung des Theriaks.
Zusammen: 1606 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
Der Censor Cato, M. Varro, Pompejus Lenaeus, C. Valgius, Hy-
ginus, Sextius Niger der in griechischer Sprache geschrieben hat,
Julius Bassus desgleichen, Celsus, Antonius Castor.
Von fremden Schriftstellern:
Democritus, Theophrastus, Orpheus, Menander der nützliche Be-
merkungen für das Leben geschrieben hat, Pythagoras, Nicander.
74 Erstes Buch.
Ton Aerzten:
Hippocrates, Chrysippus, Diocles, Ophelion, Heraclides, Hicesius,
Dionysius, Apollodorus von Tarent, Apollodorus von Citiuni, Praxa-
goras, Plistonicus, Medius, Dieuches, Cleophantus, Philistion, Ascle-
piades, Cratevas, Petronius, Diodotus, Jollas, Erasistratus, Diagoras,
Andreas, Mnesides, Epicharmus, Damion, Dalion, Sosimenes, Tlepo-
lernus, Metrodorus, Solon, Lycus, die Olyinpias von Theben, Philinus,
Petrichus, Micton, Glaucias, Xenocrates.
Einundzwanzigstes Buch.
Von den Blumen und Kränzen.
1 und 2. Von den Kränzchen und Blumenguirlanden.
3. Wer zuerst verschiedene Blumen zu Kränzen geflochten hat,
•wann und warum sie zuerst Corollen genannt sind.
4. Wer zuerst einen Kranz mit goldenen und silbernen Blättern ge-
geben hat; dass sie aus diesem Anlass Kranzgeschenke genannt
wurden. Von den Bändern an den Kränzen; wer diese zuerst
von getriebener Arbeit hat machen lassen.
5. Wie gross die Ehre, einen Kranz zu tragen, bei den Alten war.
6. Strenge der Alten hinsichtlich des Tragens der Kränze.
7. Wen das römische Volk mit Blumen bekränzt hat.
8. Von den Friedenskronen; von den zusammengebundenen, den
aus Narden und mit Seide gefertigten Kränzen.
9. Welche Personen über Blumen geschrieben haben. Eine Hand-
lung der Königin Cleopatra mit Kränzen.
10. 12 Arten der Rose. 32 Arzneien daraus.
11. 3 Arten der Lilie. 21 Arzneien daraus.
12. 3 Arten der Narcisse. 16 Arzneien daraus.
13. Wie der Same gefärbt wird, dass daraus gefärbte Blumen ent-
stehen.
14. Wie alles wächst, gesäet und behandelt wird, nach den einzelnen
. Arten. Drei Farben der Viole, 17 Arzneien daraus. Fünf Ar-
ten der gelben Viole, 10 Arzneien daraus.
15. Von der Caltha und dem königlichen Zweige.
16. Von der Baccharis, 17 Arzneien. Von dem Combretum, 1. Von
dem Asarum.
17. Vom Safran, 20 Arzneien. Wo die besten Blüthen vorkommen.
Von den Blumen zur Zeit des trojanischen Kriegs.
18. Von den Gerüchen.
19. Von der Iris, 41.
20. Von der Saliunca, 2.
Erstes Buch. 75
21. Vom Poliuin oder Teuthriuin, 18 Arzneien. 5 Arten.
22. Nachahmung der Blumen in den Kleidern.
23. Vom Amarant.
24. Vom Cyanus 2, vom Holochrysus 3.
25. Vom PetiHum, Bellio.
26. Von der Chrysocoine oder Chrysitis, 6.
27. Von welchen Sträuchern die Blumen z. Kränzen genommen werden.
28. Von welchen die Blätter genommen werden.
29. Vom Melothron, der Spirsea, dem Origanum; zwei Arten des
Cneorum oder Casia; vom Melissophyllum oder Melittoena, 21
Arzneien. Von den Meliloten in Campanien.
30. 3 Arten des Trifolium. Vom Myophonum.
31. 3 Arten Thymian; 28 Arzneien. Was aus einer Blume und nicht
aus Samen entsteht.
32. Von der Conyza; 4 Arzneien.
33. Von der Jupitersblume; der Hemer ocallis, 4; dem Helenium, 5;
der Phlox. Pflanzen deren Aeste und Blätter riechen.
34. Vom Abrotanum, 22; 2 Arten der Adonis. Was sich von selbst
fortpflanzt. Vom Leucanthemum, 1.
35. 2 Arten des Amaracus. 60 Arzneien.
36. Von dem Nyctegretum oder Chenamyche oder Nyctalops.
37. Von den Meliloten.
38. In welcher Zeitordnung die Blüthen hervorkommen. Frühlings-
blumen: Viole, Kranz-Anemone, 10; Oenanthe, 6; Melianthum,
11; Heliochrysuru, 11; Gladiolus, Hyacinthe, 7 Arzneien.
39. Sonunerblumen: Lychnis, 7 Arzneien; Tiphyon, phrygischer Ama-
racus, 2 Arten des Pothus, Vincapervinca oder Chamsedaphne,
4 Arzneien. Welches Kraut stets grün ist.
40. Von der Lebensdauer der Blüthen.
41. Welche Blumen der Bienen wegen gezogen werden müssen.
Von der Cerinthe.
42. Von den Krankheiten der Bienen und den Hülfsmitteln dagegen*
43. Von der Ernährung der Bienen.
44. Von giftigem Honig und den Mitteln dagegen.
45. Honig, welcher Raserei bewirkt.
46. Honig, den die Fliegen nicht anrühren.
47. Von den Bienenstöcken und ihrer Wartung.
48. Wann die Bienen Hunger leiden.
49. Von der Bereitung des Wachses; welches Wachs das beste ist,
vom punischen Wachse.
50. Vom Gebrauche der wildwachsenden Kräuter bei den Völkern,
ihrer Beschaffenheit und ihren Wundern. Von den Erdbeeren,
dem Tamnus, Ruscus, 4; von zwei Arten des Batis, 4 Arzneien.
Vom Wiesen-Pastinak und dem Weidenhopfen.
76 Erstes Buch.
51. Von der Colocasia, 2 Arzneien.
52. Vom Cichorium, Anthaliurn, Oetum, Arachidna, Aracos, Condrilla,
Hypochseris, Caucalis, Anthriscus, Scandix oder Tragopogon,
Parthenium, Strychnum, Corchorus, Aphace, Acinos, Epipetron.
Was niemals und was immer blühet.
53. 4 Arten des Cnicus.
54. Stachelige Kräuter. Eryngium, Glycyrrhiza, Tribulus, Ononis,
Phleos oder Stoebe, Hippophaes.
55. 4 Arten der Urtica. Lamium, Scorpionkraut.
56. Carduus, Acoma oder Phonos, Leucacanthos, Chalceus, Cnicus,
Polyacanthus, Onopyxus, Helxine, Scolymus, Chamadeon, Tetralix,
Mastiche acanthice.
57. Cactus, Ptemix, Paprjus, Ascalia.
58. Tribulus, Ononis.
59. Arten der Kräuter nach den Stängeln. Coronopus, Anchusa,
Anthemis, Phyllanthes, Crepis, Lotus.
60. Unterscheidung der Kräuter nach den Blättern. Welche theil-
weise blühen; welche che Blätter nicht verlieren; vom Helio-
tropium, Adiantum, Polium.
61. Arten der Aehren tragenden Kräuter. Cynops, Alopecurus, Ste-
lephurus, oder Ortyx oder Plantago, Tryallis.
62. Perdicium, Ornithogale.
63. Welche erst nach einem Jahre zum Vorschein kommen. Welche
von der Spitze, und welche von unten an blühen.
64. Das Kraut Lappa, an welcher die Blume eingeschlossen wächst.
Die Opuntia, aus deren Blatte eine Wurzel wird.
65. Jasione, Chondrylla, Picris, welche das ganze Jahr hindurch blühet.
66. An welchen die Blume vor dem Stängel, und an welchen der
Stengel vor der Blume erscheint; welche dreimal blühen.
67. Von den Cypirus-Arten, 8 Arzneien. Vom Thesium.
68. Vom Asphodelus oder Königsspiess; Anthericus oder Albucus.
69. Von 6 Arten der Binse, 4 Arzneien.
70. Vom Cyperus, 14. Cyperis, Cypira.
71. Vom Hoioschcenus.
72. Von der wohlriechenden Binse oder Teuchites, 10.
73. Arzneien von den oben genannten Blumen; von der Rose, 22.
74. Von der Lilie, 16.
75. Von der Narcisse, 28.
76. Von den Violen, 28. '
77. Von der Baccharis, 17. Vom Combretum.
78. Vom Asarum, 8.
79. Vom gallischen Nardus, 8.
80. Vom Phu, 4.
81. Vom Safran, 20.
Erstes Buch. 77
82. Von der syrischen Safransalbe, 2.
83. Von der Iris, 41; von der Saliunca, 3.
84. Vom Poliuni, 19.
85. Vom Holochrysum, 3; von der Chrysocome, 6.
86. Vom Melissophyllum, 13.
87. Vom Melilotus, 13.
88. Vom Trifolium, 4.
89. Vom Thymian, 29.
90. Von der Hemerocallis, 4.
91. Vom Helenium, 5.
92. Vom Abrotanum, 22.
93. Vom Leucanthemum, 1; vom Majoran, 9.
04. Von der Anemone oder dem Phrenion, 10.
95. Von der Oenanthe, 6.
96. Vom Heliochrysum, 11.
97. Von der Hyacinthe, 8.
98. Von der Lychnis, 7.
99. Von der Vincapervinca, 4.
100. Vom Ruscmn, 3.
101. Von der Batis, 2. Acinos.
102. Von der Colocasia, 2.
103. Vom AnthylHum oder Anthylluni, 6.
104. Vom Parthenium oder Leucanthes oder Amnacum, 8.
105. Vom Trychnon oder Stiychnon oder Halicacabuni oder Callion
oder Dorycnium oder Manicon oder Perisson oder Neuras oder
Morion oder Moly, 8.
106. Vom Corchorus, 6.
107. Von der Persoluta, 1.
108. Erklärung der griechischen Namen der Gewichte und Maasse.
Zusammen: 730 Arzneimittel, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
Der Censor Cato, M. Varro, Massurius, Antias, C«pio, Vestinus,
Vibius Rufinus, Hyginus, Pomponius Mela, Pomponius Lenseus, Corn.
Celsus, Calpurnius Bassus, C. Valgius, Licinius Macer, Sextius Niger
der in griechischer Sprache geschrieben hat, Julius Bassus desgleichen,
Antonius Castor.
Von fremden Schriftstellern:
Theophrastus, Democritus, Orpheus, Pythagoras, Mago, Menander
welcher nützliche Bemerkungen für das Leben geschrieben hat, Ni-
cander, Homerus, Hesiodus, Musaeus, Sophocles, Anaxilaus.
Von Aerzten:
Mnesitheus der über die Kränze geschrieben hat, Calliniachus
desgleichen, der Physiker Phanias, Simus, Timaristus, Hippocrates,
Chrysippus, Diocles, Ophelion, Heraclides, Hicesius, Dionysius, Apol-
78 Erstes Buch.
lodorus von Citium, Apollodorus von Tarent, Praxagoras, Plistonicus,
Medius, Dieuches, Cleophantus, Philistion, Asclepiades, Cratevas, Pe-
tronius, Diodotus, Jollas, Erasistratus, Diagoras, Andreas, Mnesis, Da-
mion, Dalion, Sosrmenes, Tlepolemus, Metrodorus, Solon, Lycus, die
Olympiasvon Theben, Philinus, Petrichus, Micton, 61aucias,Xenocrates.
Zweiimdzwanzigstes Buch.
Von dem Ansehn undWerthe der Kräuter und Feldfrüchte.
1 u. 2. Völker, welche sich der Kräuter ihrer Gestalt wegen bedienen.
3. Vom Färben der Kleider mit Kräutern; vom Sagmen, der Verbena
und Clarigatio.
4. "Von dem Kranze aus Gras und seiner Seltenheit.
5. Welche Personen allein damit beschenkt sind.
6. Wer allein als Centurio damit bekränzt ist.
7. Arzneien von den übrigen Kranzblumen.
8. Vom Erynge oder Eryngium.
9. Vom Hundertkopf, 30.
10. Vom Acanum, 1.
11. Von der Glycyrrhiza oder Adipsus, 15.
12. Von 2 Arten des Tribulus, 12.
13. Von der Stcebe oder Pheos.
14. Von 2 Arten der Hippophye, 2.
15. Von der Urtica, 61.
16. Vom Lamium, 7.
17. Von 2 Arten des Scorpionkrauts, 1.
18. Von der Leucacantha oder Phyllon oder Ischias oder Polygonatos, 4
19. Von der Helxine, 12.
20. Vom Perdicium oder Parthenium oder Urceolaris oder Astericum,ll.
21. Von 2 Arten des Chamseleon oder Ixia oder Ulophonon oder Cy-
nozolon, 12.
22. Vom Coronopus.
23. Von der Anchusa, 14.
24. Von der Pseudoanchusa oder Echis oder Doris, 3.
25. Vom Onochiles oder Arcebion oder Onochelis oder Rhexia oder
Enchusa, 30.
26. Von 3 Arten der Anthemis oder Leucanthemis oder Chamasmelum
oder Melanthium, 11.
27. Vom Kraute Lotus, 4.
28. Von der Lotometra, 2.
29. Von 2 Arten des Heliotropium oder Helioscopiurn oder Verrucaria,
12. Vom Tricoccum oder Scorpiurum, 14.
30. Von 2 Arten des Callitrichum oder Adiantum oder Trichomanes
oder Polytrichum oder Saxifraga, 28.
Erstes Buch. 79
31. Von der Picris, 1; vom Thesium, 1.
32. Vom Asphodelus, 51.
33. Vom Alimum, 14.
34. Vom Acanthus oder Psederos oder Melamphyllum, 5.
35. Vom Bupleurum, 5.
36. Vom Buprestis, 1.
37. Vom Elaphoboscum, 9.
38. Vom Scandix, 9. Anthriscus.
39. Von der Jasione, 4.
40. Von der Caucalis, 12.
41. Vom Sium, 11.
42. Vom Silybum.
43. Vom Scolymum oder Limonium, 5.
44. Von 2 Arten des Sonchus, 15.
45. Vom Condrillum oder der Condrille, 6.
46. Von den Boleten und ihrer eigenthümlichen Entstehungsweise.
47. Von den Pilzen; Kennzeichen der giftigen und 9 Arzneien aus
diesen.
48. Vom Silphium, 7.
49. Vom Laser, 39.
50. Vom Stopfwachs, 5; vom Honig, 16.
51. Durch welche Speisen auch die Sitten sich ändern.
52. Vom Wassermeth, 18.
53. Vom Weinmeth, 6.
54. Vom Honigtranke, 3.
55. Vom Wachse, 8.
56. Wider die Compositionen der Aerzte.
57. Arzneien von den Feldfrüchten. Vom Siligo, 1; vom Triticum,
1; von der Spreu, 2; vom Far, 1; von der Olyra und Arinca.
58. Von den Mehlarten, 28.
59. Von der Polenta, 8.
60. Vom Staubmehle, 5; vom Mehlbrei, 1; von den Papiermehl, 1.
61. Von der Alica, 6.
62. Von der Hirse, 6.
63. Vom Panicum, 4.
64. Vom Sesamum, 7; Sesamoides, 3; Anticyricum, 3.
65. Von der Gerste, 9; von der Mauergerste, die bei den Griechen
phönizisches Kraut heisst, 1.
66. Von der Ptisane, 4.
67. Vom Stärkmehl, 8; vom Hafer, 1.
68 Vom Brote, 21.
69. Von der Bohne, 16.
70. Von der Linse, 17; von der Sumpflinse, 3.
71. Von dem Elelisphacus oder Sphacus oder Salvia, 13.
£0 Erstes Buch.
72. Von der Kichererbse, 23.
73. Von der Erve, 20.
74. Von der Wolfsbohne, 35.
75. Vom Irio oder Erysimum, welches die Gallier Vela nennen, 15.
76. Vom Horminum, 6.
77. Vom Lolium, 5.
78. Vom Hirsetod, 1.
79. Vom Bromus, 1.
80. Von der Orobanche oder Cynomorium, 1.
81. Von den Thierchen auf den Hülsenfrüchten, und den Mitteln
dagegen.
82. Von dem Getränke Zythus und von dem Biere.
Zusammen: 906 Arzneien, Erzählungen und Bemerkungen.
Von Schriftstellern sind benutzt:
Dieselben wie im vorigen Buche und ausserdem noch: Chrysermus,
Eratosthenes und Alcseus.
Dreiundzwanzigstes Buch.
Arzneimittel von den cultivirten Bäumen.
1 und 2. Von den Weinstöcken, 30.
3. Von den Weinblättern und Weinranken, 7.
4. Vom Omphacium aus Trauben, 14.
5. Von der Oenanthe, 21.
6. Von den reifen und frischen Trauben.
7. Von 3 Arten eingemachter Trauben, 14.
8. Von den Traubenstielen, 1.
9. Von den Traubenkernen, 6.
10. Von den Weinbeerhülsen, 8.
11. Von der Theriaktraube, 4.
12. Von den Rosinen oder Astaphides, 14.
13. Von der wilden Astaphis oder Staphis oder Taminia oder Pitui-
taria. 12.
14. Von der Labrusca oder wilden Rebe, 12.
15. Vom Sahcastrum, 12.
16. Von der Vitis alba oder Ampeloleuke oder Ophiostaphylos oder
Melothros oder Psilothros, Archezostis oder Cedrostis oder
Mados, 35.
17. Von der Vitis nigra oder Bryonia oder Chironia oder Gynajcanthe
oder Apronia, 35.
18. Vom Moste. 15.
19. Vom Weine.
Erstes Buch. 81
20. Vom surrentinischen Weine, 3; vom albanischen, 2; vom faler-
nischen, 6 Arzneien.
21. Vom . setinischen, 1; vom statanischen, 1; vom siguinischen, 1.
22. Von den übrigen Weinen, 64.
23. Wiederum von Weinen, 61.
24. Welchen Kranken, wann und
25. Wie er gereicht werden soll, 91. Bemerkungen dazu.
26. Von den gekünstelten Weinen.
27. Vom Essig, 28.
28. Vom Meerzwiebelessig, 17.
29. Vom Sauerhonig, 7.
30. Vom gekochten Moste, 12.
31. Von der Weinhefe, 12.
32. Von der Essighefe, 17.
33. Von der Hefe des gekochten Mostes, 4.
34. Von den Blättern des Oelbaumes, 23.
35. Von der Blüthe desselben, 4; vom Baume selbst, 6.
36. Von den weissen Oliven, 4; von den schwarzen, 3.
37. Von der Amurca, 21.
38. Von den Blättern des wilden Oelbaums, 23.
39. Von dem Omphacium aus Oliven, 3.
4°. Von dem Oele aus den Trauben des wilden Weinstocks und von
allen Oelen, 28.
41. Vom Oele des Cici-Baumes, 16.
42. Vom Mandelöle, 16.
43. Vom Lorbeeröle, 6.
44. Vom Myrtenöle, 20.
45. Vom Zwerg- oder Spitzmyrtenöle, Cypressenöle, Citronenöle, Nuss-
öle, Gnideröle, Mastixöle und Dattelöle.
46. Vom Cyprusöle, 16; vom Gleucinusöle, 1.
47. Vom Balsamöle, 15.
48. Vom Oele des Malobathrum, 8.
49. Vom Bilsenöle, 2; Wolfsbohnenöle, l; Narcissenöle , 1; Rettig-
öle, 5; Sesamöle, 3, Lilienöle, 3; selgitischen Oele, 1; igu-
vischen Oele, 1.
50. Vom Honigöle, 2; vom Pechöle, 2.
51. Von den Palmen, 9.
52. Von der Myrobalane, 3.
53. Von der Palme Elate, 16.
54. Arzneien aus den Blüthen, Blättern, Früchten, Aesten, Rinden,
Säften, Hölzern, Wurzeln und der Asche der einzelnen Arten.
Von den Aepfeln, 6; den Quitten, 22; den Sperlingsäpfeln, 1.
55. Von den süssen Aepfeln, 6; den sauren, 5.
55. Von den Citronen, 5.
g2 Erstes Buch.
57. Von den Granatäpfeln, 26.
58. 14 Mundarzneien.
59. Vom Cytinus, 8.
60. Von der Granatblüthe, 12.
61. Vom wilden Granatbaum.
62. Von den Birnen, 13.
63. Von den Feigen, 111.
64. Von den wilden Feigen, 42.
65. Vom Kraute Erineus, 3.
66. Von den Pflaumen, 4.
67. Von den Pfirsichen, 2.
68. Von der wilden Pflaume, 2.
69. Von der Baumflechte oder dem Limus, 2.
70. Von den Maulbeeren, 39.
71. 4 Mundarzneien.
72. Von den Kirschen, 5.
73. Von den Mispeln, 2; den Ariesbeeren, 2.
74. Von den Piniennüssen, 13.
75. Von den bittern Mandeln, 29.
76. Von den süssen Mandeln, 1.
77. Von den welschen Nüssen, 24.
78. Von den Haselnüssen, 3; von den Pistacien, 8; Kastanien 5.
79. Vom Johannisbrote, 5; von der Kornelkirsche, 1; vom Unedo..
80. Von den Lorbeeren, 69.
81. Von der Myrte, 60.
82. Von dem Myrtidanum, 13.
83. Von der wilden Myrte, 6.
Zusammen: 1418 Arzneien, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
C. Valgius, Pompejus Lenseus, Sextius Niger der in griechischer-
Sprache geschrieben hat, Julius Bassus desgleichen, Antonius Castor,
M. Varro, Com. Celsus, Fabianus.
Von fremden Schriftstellern:
Theophrastus, Democritus, Orpheus, Pythagoras, Magon, Menan-
der welcher nützliche Bemerkungen für das Leben geschrieben hat,
Nicander, Homer, Hesiodus, Musseus, Sophocles, Anaxilaus.
Von Aerzten:
Mnesitheus, Callimachus, Phanias, Timaristus, Simus, Hippocra-
tes, Chrysippus, Diocles, Ophelion, Heraclides, Hicesius, Dionysius,
Apollodorus von Citium, Apollodorus von Tarent, Plistonicus, Medius,
Dieuches, Cleophantus, Philistion, Asclepiades, Cratevas, Petronius
Diodotus, Jollas, Erasistratus, Diagoras, Andreas, Mnesis, Epicharmus,.
Erstes Buch. 83
Damion, Dalion, Sosimenes, Tlepolemus, Metrodorus, Solon, Lycus,
die Olympias von Theben, Philinus, Petrichus, Micton, Glaucias,
Xenocrates.
Yierundzwanzigstes Buch.
Arzneimittel von den wilden Bäumen.
1. Von der Feindschaft und Freundschaft zwischen den Bäumen und
Kräutern.
2. Vom italischen Lotus, 6 Arzneien.
3. Von der Eiche, 13.
4. Von der Kermesbeere, 3.
5. Von den Galläpfeln, 23.
6. Von der Mistel, 11.
7. Von den Kügelchen, 1 und der Cerr-Eiche, 8.
8. Von der Korkeiche, 2.
9. Von der Buche, 4.
10. Von der Cypresse, 23.
11. Von der Ceder, 13.
12. Von der Cederfrucht, 10.
13. Vom Galbanum, 23.
14. Vom Ammoniakum, 24.
15. Vom Styrax, 10.
16. Vom Spondylium, 17.
17. Vom Sphagnum, 5.
18. Von der Terebinthe, 6.
19. Von der Rothtanne und dem Lärchenbaume, 8.
20. Von der Feldcypresse, 10.
21. Von der Pityusa, 6.
22. Von den Harzen, 22.
23. Vom Pech (und Theer), 34.
24. Vom (Theer -und) Theeröl, 16.
25. Vom Asphaltpech, 2.
26. Von der Zopissa, 1.
27. Vom Tsedabaume, 1.
28. Vom Matixbaume, 22.
29. Von der Platane, 25.
30. Von der Esche, 5.
31. Vom Ahorn, 1.
32. Von der Pappel, 8.
33. Von der Ulme, 16.
34. Von der Linde, 5; vom wilden Oelbaume, 1.
35. Vom Hollunder, 15.
36. Vom Wachholder, 21.
6*
84
Erstes Buch.
37. Von der Weide, 14; von der amerinischen Weide, 1.
38. Vom Keuschbaurne, 33.
39. Von der Erica, 1.
40. Von der Genista, 5.
41. Von der Myrica oder Tamariske, 3.
42. Von der Brya, 29.
43. Von der Blutruthe, 1.
44. Vom Siler, 3.
45. Vom Ligustrum, 8.
46. Von der Erle, 1.
47. Vom Epheu, 39.
48. Vom Cissus, 5.
49. Vom rothen Cissus, 2;"vom Zwergcissus, 2; der Smilax, 3; der
Clematis, 18.
50. Vom Schilfe, 1.
51. Von der Papierstaude, 2.
52. Vom Ebenbaume, 5.
53. Vom Rhododendron, 1.
54. Vom Rhus, 8 Arzneien und 1 Mundarznei.
55. Vom rothen Rhus, 9.
56. Von der Färberröthe, 11.
57. Von dem Alyssum, 2.
58. Von dem Struthion oder der Radicula, 13 ; vom Apocynum, 2.
59. Vom Rosmarin, 18.
60. Von der Cachrys.
.61. Von der Sabina, 7.
62. Von der Selago, 2.
63. Vom Samolus, 2.
64. Vom Gummi, 11.
65. Vom ägyptischen oder arabischen Dorngewächs, 4.
66. Von dem weissen Dorngewächs, 2; vom Acanthium, 1.
67. Von der Acacie. 18.
68. Vom Aspalathus, 1.
69. Erysisceptrum oder Adipsatheum oder Diachetum, 8.
70. Vom Hängedom, 2; vom Pyracantha, 1.
71. Vom Paliurus, 10.
72. Vom Aquifolium, 1; vom Taxus, 1.
73. Von den Rubusarten, 51.
74. Vom Cynosbatus, 3,
75. Vom Rubus idieus.
76. Von 2 Arten des Rhamnus, 5.
77. Vom Lycium, 18.
78. Von der Sarcocolla, 2.
79. Von der Oporice, 2.
Erstes Buch. 85
80. Von derTrixago oder Chamsedrys oder Chamserops od.Teucrium,16.
81. Von der Chamsedaphne, 5.
82. Von der Chamselea, 6.
83. Von der Chamsesyce, 8.
84. Vom Chamsecissus, 1.
85. Von der Chamaeleuce, 1.
86. Von der Chamarpeuce , 5; Chamsecyparissus, 2; Ampeloprasum,
6; Stachys, 1.
87. Vom Clinopodium, 3.
88. Vom Centunculus, 3.
89. Von der Clematis oder Echite oder Scammonia oder Lago.
90. Von der ägyptischen Clematis oder Daphnoides od.Polygonoides,2.
91. Vom Dracontium; widersprechende Ansichten in Bezug auf das
Arum.
92. Vom Arum, 13.
93. Vom Dracunculus, 2.
94. Vom Aris, 3.
95. Vom Millefolium oder Myriophyllum, 7.
96. Vom Pseudobunium, 4.
97. Von der Myrrhis oder Myrrha oder Myrrhiza, 7.
98. Von der Onobrychis, 3.
99. Von den Zauberkräutern. Coracesia und Callicia.
100. Von der Minyas oder Corysidia, 1.
101. Von der Aproxis, 6.
102. Von den fabelhaften Gewächsen, welche Democrit beschrieben
hat. Aglaophotis oder Marmaritis ; Achsemenis oder Hippopho-
bas; Theombrotium oder Semnium; Adamantis; Arianis; The-
rionarca; Aethiopis oder Merois; Ophiusa; Thalassegle oder
Potamacys; Theangelis; Gelotophyllis; Hestiatoris oder Proto-
media; Casignete oder Dionysonymphas; Helianthes oder Helio-
caUis; Hermesias; Aeschynomene; Crocis; Oenotheris; Anacamp-
seros.
103. Von der Eriphia.
104. Von dem wolligen Kraute, 1; von der Lactoris, 1; der Mihtaris, 1.
105. Von der Stratiotes, 5.
106. Von dem Kraute auf dem Haupte einer Bildsäule, 1.
107. Von dem Kraute in Flüssen, 1.
108. Von dem Zungenkraute, 1.
109. Von dem Siebkraute, 1.
110. Von dem Kraute auf Misthaufen, 1.
111. Von dem Kraute, neben welches die Hunde pissen, 1.
112. Von dem Rodarum, 3.
113. Von der Impia.
114. Vom Venuskamme, 1.
gg Erstes Buch.
115. Vom Exedum oder der Nodia, 2.
116. Von dem Philanthropus, 1.
117. Vom Tordylum oder Syreum, 3.
118. Von dem Grase, 17.
119. Vom Dactylus, 5.
120. Vom Fcenum grsecum oder Silicia, 31.
Zusammen: 1176 Arzneien, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
C. Valgius, Pompejus Lenseus, Sextius Niger welcher in griechi-
scher Sprache geschrieben hat, Julius Bassus desgleichen, Antonius
Castor, Cornelius Celsus.
Von fremden Schriftstellern:
Theophrastus , Apollodorus, Democritus, Orpheus, Pythagoras,
Magon, Menander der nützliche Bemerkungen für das Leben geschrie-
ben hat, Nicancler, Homer, Hesiodus, Musseus, Sophocles, Anaxilaus.
Von Aerzten:
Mnesitheus, Callimachus, Phanias, Timaristus, Simus, Hippocrates,
Chrysippus, Diocles, Ophehon, HeracUdes, Hicesius, Dionysius, Appol-
lodorus von Citium, Apollodorus von Tarent, Praxagoras, Plistonicus,
Medius, Dieuches, Cleophantus, PhiHstion, Asclepiades, Cratevas, Pe-
tronius Diodotus, Jollas, Erasistratus, Diagoras, Andreas, Mnesis, Epi-
charmus, Damion, Sosimenes, Tlepolemus, Metrodorus, Solon, Lycus,
die Olympias von Theben, Philinus, Petrichus, Micton, Glaucias, Xe-
nocrates.
Fiinfuiidzwanzigstes Buch.
Von der Beschaffenheit, dem Ansehn und Werthe der wild-
wachsenden Kräuter.
1. Von dem Ursprünge ihres Gebrauchs.
2. Welche Personen über ihren Gebrauch in lateinischer Sprache
geschrieben haben.
3. Wann die Kenntniss davon zu den Römern gelangt ist.
4. Von den griechischen Schriftstellern, welche Kräuter abgebildet
haben.
5. Welche Griechen zuerst über Kräuter geschrieben haben.
6. Kräuter, welche auf wunderbare Weise entdeckt sind; warum ihre
Heilkräfte wenig benutzt werden. Von der Hundsrose, 2 Arz-
neien; vom Dracunculus-Stängel, 1; von d. Kraute Britannica, 5.
7. Welche die edlen Kräuter entdeckt haben.
8. Von dem Moly, 3.
9. Vom Dodecatheon, 1.
10. Von der Pieonia oder Pentorobus oder Glycysis, 1.
Erstes Buch. 87
11. Vom Panax oder Asclepius, 2.
12. Vom heraclischen Panax, 3.
13. Vom chironischen Panax, 4.
14. Vom centaurischen oder pharnacischen Panax, 3.
15. Vom siderischen Heracleum, 4.
16. Vom chironischen Weinstocke, 1.
17. Von 2 Arten des Hyoscyamus oder Apollinaris oder Altercum, 3.
18. Von 2 Arten des Linozostis oder Parthenium oder Hermupoa oder
Mercurialis, 22.
19. Vom achilleischen Kraute oder Sideritis oder Millefolium oder
Panax oder Heracleus oder Scopa regia, 6; 3 Arzneien.
20. Vom Teucrium oder Hemionium oder Splenium, 2.
21. Drei Arten des Melampodium oder Elleborus oder Veratrum.
Wann es gesammelt wird und welches die Kennzeichen seiner
Güte sind.
.22. Von dem schwarzen, 24. Von seiner Anwendungsweise.
23. Von dem weissen, 23.
24. 88 Bemerkungen über beide Arten.
-25. In welchen Fällen der Elleborus nicht gegeben werden soll.
26. Vom Mithridatkraute, 2.
27. Vom Scordotis oder Scordium, 4.
28. Von der Polemonia oder Philetseria oder Chiliodynama, 6.
29. Von der Eupatoria, 1.
30. Vom Centaurium oder Chironium, 20.
31. Von dem Centaurium leptum oder Libadium oder Erdgalle oder
Exacum, 22.
32. Von dem dreihodigen Centaurium, 2.
33. Von dem Clymenus, 1.
34. Von der Gentiana, 13.
35. Von der Lysimachia, 8.
36. Von der Artemisia oder Parthenis oder Botrys oder Ambrosia, 5.
-37. Von zwei Arten der Nyinphsea oder Heracleum oder Rhopalum
oder Madium, 14.
38. Von zwei Arten der Euphorbia, 4.
39. Von zwei Arten der Plantago, 46.
40. Von der Buglossus oder Euphrosine, 2.
41. Von der Cynoglossus, 3.
42. Von dem Buphthalmus oder Cachla, 1.
43. Kräuter, die von Völkern entdeckt sind; vom scythischen Kraute, 3.
44. Von der Hippace, 3.
.45. Von der Ischa^mone, 2.
46. Von der Vettonica oder Serratula oder Cestrus oder Psycho-
trophum, 48.
-47. "V' on dem cantahrischen Kraute, 2.
$g Erstes Buch.
48. Von der Consiligo, 1.
49. Von der Iberis, 7.
50. Kräuter, welche von Thieren aufgefunden sind; von derCheIidonia,6.
51. Von der Canaria, 1.
52. Vom Elaphoboscum oder Seseli.
53. Vom Dictamnus, 8; vom falschen Dictamnus oder Chondris. An
welchen Orten die kräftigsten Kräuter wachsen. Dass man in
Arcadien der Kräuter wegen, welche die Thiere fressen, deren
Milch trinkt.
54. Von der Aristolochia oder Clematitis oder Cretica oder Plistolochia
oder vielwurzeligen Lochia oder Erdapfel, 22.
55. Von dem Gebrauch der Kräuter gegen den Biss der Schlangen.
56. Von der Argemonia, 4.
57. Vom Agaricus, 33.
58. Von 3 Arten des Echius, 2.
59. Von 2 Arten der Hierabotane oder Peristereum oder Verbenaca, 10.
60. Von der Blattaria, 1.
61. Vom Lemonium, 1.
62. Vom Pentapetes oder Pentaphyllum oder Chamsezelum oder Quin-
quefolium, 33.
63. Vom Sparganium, 1.
64. Von 4 Arten des Daucus, 18.
65. Von der Therionarce, 2.
66. Von der Persolata oder Arciuni 8.
67. Vom Cyclamen oder Erdknollen, 12.
68. Vom epheuartigen Cyclamen, 4.
69. Vom niedrigen epheuartigen Cyclamen, 3.
70. Vom Peucedanum, 28.
71. Vom Ebulus, 6.
72. Von der Polemonia, 1.
73. Vom Verbascum oder Phlomus, 15.
74. Von der Phlomis, 2. Von der Lychnitis oder Thryallis.
75. Vom Thelyphonum, 1.
76. Vom Phrynium oder Neuras oder Poterium, 1.
77. Vom Alisma oder Damasonium oder Lyrum, 17.
78. Vom Peristereus, 6.
79. Mittel gegen Gifte.
80. Vom Antirrhinum oder Anarrhinum oder Lychnis agria, 3.
81. Von der Euplea, 1.
82. Von 2 Arten des Pericarpum, 2.
83. Mittel gegen Kopfkrankheiten; von der heraclischen Nymphsea, 2.
Vom Kraute Polythrix.
84. Von der Lingulaca, 1.
85. Von der Cacalia oder Leontice, 3.
Erstes Buch. 8$
86. Von der Callitrix, 1.
87. Vom Hyssopus, 10.
88. Von der Lonchitis, 4.
89. Vom Xiphium oder Phasganium, 4.
90. Vom Psyllium oder Cynoides oder Crystallium oder Sicelicum
oder Cynomyia, 1; Thysselinum, 16.
91. Augenmittel.
92. Von zwei Arten der Anagallis oder Corchorus oder Wildauge, 6.
93. Von der Aegilops, 2.
94. Von 2 Arten der Mandragora oder Circsea oder Morium oder
Hippophlomus, 24.
95. Von der Cicuta, 13.
96. Vom wilden Crethnius, 1.
97. Von der Molybdsena oder Plumbago, 1.
98. Von der ersten Capnus oder Hühnerfuss, 1.
99. Von der strauchigen Capnus, 3.
100. Vom Acorum und wilden Acorum, 14.
101. Von 2 Arten des Cotyledon, 61.
102. Vom grossen Aizoon oder Buphthalmum oder Zoophthalmum
oder Stergethrum oder Hypogesum oder Ambrosia oder Ame-
rimnum oder grossen Sedum oder Auge oder Fingerchen, 31;
vom kleinen Aizoon oder Erithales oder Trithales oder Chryso-
thales oder Isoetes, 32.
103. Von der wilden Andrachne oder lllecebra, 32.
104. Mittel gegen Krankheiten der Nase.
105. Mittel gegen Zahnschmerzen.
106. Vom Erigeron oder Pappus oder Acanthis oder Senecio, 8.
107. Vom Ephemerum, 2.
108. Vom Labrum Venereum, 1.
109. Von 4 Arten des Batrachium oder Ranunculus oder Strumea.
oder Strumus, 14.
110. 2 Mittel gegen übelriechenden Athem.
Zusammen: 1292 Arzneien, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
C. Valgius, Pompejus Lenseus, Sextius Niger welcher in griechi-
scher Sprache geschrieben hat, Julius Bassus desgleichen, Antonius
Castor, Cornelius Celsus, Fabianus.
Von fremden Schriftstellern:
Theophrastus, Apollodorus, Democritus, Juba, Orpheus, Pythago-
ras, Magon, Menander welcher nützliche Bemerkungen für das Leben
geschrieben hat, Nicander, Homerus, Hesiodus, Musseus, Sophocles,
Xanthus, Anaxilaus.
Von Aerzten:
Mnesitheus, Callimachus, Phanias, Timaristus, Simus, Hippocra-
<90 Erstes Buch.
tes, Chrysippus, Diocles, Ophelion, Heraclides, Hicesius, Dionysius,
Apollodorus von Citium, Apollodorus von Tarent, Praxagoras, Plisto-
nicus, Medius, Dieuches, Cleophantus, Philistion, Asclepiades, Crate-
vas, Petronius Diodotus, Jollas, Erasistratus, Diagoras, Andreas, Mnesis,
.Epicharmus, Daniion, Sosimenes, Tlepolenrus, Metrodorus, Solon, Ly-
cus, die Olympias aus Theben, Philinus, Petrichus, Micton, Glaucias,
Xenocrates.
Seclisimdzwaiizigstes Buch.
Ton den übrigen Arzneimitteln aus Kräutern, nach den
verschiedenen Krankheiten zusammengestellt.
1. Von neuen Krankheiten.
2. Was man unter Flechten versteht.
3. Wann man sie zuerst in Italien kennen gelernt hat.
4. Vom Karbunkel.
5. Von der Elephantiasis.
6. Von der Kolik.
7. Von der neuern Arzneikunde. Vom Arzte Asclepiades.
-8. Wie er die alte Arzneikunde umschuf.
9. Einige Worte wider die Magier.
.10. Mittel gegen die Flechte; vom Flechtenkraute, 5 Arzneien.
11. Wider die Bräune. Von der Proseqiinaca, 1.
12. Wider den Kropf.
13. Von der Bellis, 2.
14. Vom Condurdum, 1.
15. Wider den Husten.
16. Vom Bechium oder Tussilago oder Chamseleuce, 3.
17. Von der Salvia, 4.
18. Wider Schmerzen der Seite, Brust und des Magens.
19. Vom Molum oder Syrum; Amomum, 3.
20. Von der Ephedra oder Anabasis, 3.
21. Vom Geuin, 3.
22. Für die Leber, Nieren, gegen Erbrechen. Vom Tripoliuin, 3.
23. Von der Grompha^na,
"24. Vom Malundrum, 2.
25. Vom Chalcetum, 2; vom Molemonium, 1.
26. Vom Halus oder Colonea, 5.
•27. Von der Chaxna?rops, 1; von der Stoechas, 1.
28. Mittel für den Unterleib.
29. Vom Astragalus, 6.
30. Vom Ladanum, 18.
-31. Von der Chondris oder dem falschen Dictamnus, 1; von 2 Arten
Hypocist oder Orobethrum, 8 Arzneien.
Erstes Buch. 91
32. Vom Laver oder Sion, 2.
33. Vom Potamogeton, 8. Von der Statice, 3.
34. Von der Ceratia, 2; vom Leontopodium oder Leuceorum oder
Doripetrum oder Thoribetrum, 3; Lagopus.
35. Vom Epithymum oder Hippopheos, 8.
36. Vom Pycnocomum, 4.
37. Vom Polypodium, 3.
38. Vom Scammonium, 8.
39. Vom Tithymalus cbaracias.
40. Vom Tithymalus myrsinites oder curyites, 21.
41. Vom Tithymalus paralius, 4.
42. Vom Tithymalus helioscopius, 18.
43. Vom Tithymalus cyparissias, 18.
44. Vom Tithymalus platyphyllus oder corymbites oder amygdalites, 3.
45. Vom Tithymalus dendroides oder cobius oder leptophyllus, 18.
46. Von der Apios ischas oder dem wilden Rettig, 2.
47. Gegen Bauchgrimmen.
48. Von der Heilung der Milz.
49. Gegen Blasensteine und andere Blasenübel.
50. Vom Crethmum, 11; und dessen Frucht Cachrys.
51. Vom Anthyllium, 2; von der Anthyllis, 2.
52. Von der Cepsea, 1.
53. Vom Hypericum oder Chamsepitys oder Corium, 9.
54. Von dem Coris oder Hypericum, 10.
55. Von der Callithrix, 1; der Perpressa, 1; dem Chrysanthemum, 1;
der Anthemis, 1.
56. Vom Silaus.
57. Vom Fulvischen Kraute.
58. Krankheiten der Hoden und Lenden.
59. Vom Schaamkraute oder Argemone.
60. Mittel gegen Geschwulste; von der Chrysippea, 1.
61. Mittel gegen die Begierde zum Beischlaf.
62. Von der Orchis oder Serapias, 5.
63. Vom Satyrium, 3. Vom Satyrium Erythraicum, 4.
64. Mittel gegen Podagra und andere Fusskrankheiten.
65. Von der Lappago oder Mollugo, 1; von der Asperugo, 1.
66. 3 Arten des Seetangs; von der Ochsenklette.
67. Mittel gegen Leiden des ganzen Körpers.
68. Von 3 Arten des Geranium oder Myrrhis oder Myrtis, 6.
69. Von der Oenothera oder Onuris, 3.
70. Mittel gegen Epilepsie.
71. Mittel gegen Fieber.
72. Mittel gegen Wahnsinn, Schlafsucht und Karbunkeln.
73. Für Wassersüchtige. Von der Acte oder Ebulus. Chamaeacte.
92 Erstes Buch.
74. Gegen die Rose.
75. Zur Heilung von Verrenkungen.
76. Gegen Gelbsucht.
77. Gegen Furunkeln.
78. Gegen Fistelschäden.
79. Gegen Saftanhäufungen und Verhärtungen.
80. Gegen Brandschäden.
81. Für die Sehnen und Gelenke.
82. Gegen Blutfluss.
83. Von 3 Arten der Hippuris oder Ephedra oder Anabasis oder
Equisetuni, 18.
84. Vom Stephanomelis.
85. Gegen Bruch und Verrenkungen.
86. Gegen die Läusekrankheit.
87. Gegen Geschwüre und Wunden.
88. Vom Polycnemum, 1.
89. Zur Vertreibung der Warzen und Heilung von Narben.
90. Mittel gegen weibliche Krankheiten.
91. Vom Arsenogonum, 1; vom Thelygonum, 1.
92. Vom Mastus, 1.
93. Für die Kopfhaare. Von der Lysiniachia; von der Ophrys, 1.
Zusammen: 1019 Arzneien, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
M. Varro, C. Valgius, Pompejus Lenseus, Sextius Niger der in
griechischer Sprache geschrieben hat, Julius Bassus desgleichen, An-
tonius Castor, Cornelius Celsus.
Von fremden Schriftstellern:
Theophrastus , Apollodorus, Democritus, Juba, Orpheus, Pytba-
goras, Magon, Menander der nützliche Bemerkungen für das Leben
geschrieben hat, Nicander, Homerus, Hesiodus, Musseus, Sophocles,
Xanthus, Anaxilaus.
Von Aerzten:
Mnesitheus, Callimachus, Phanias, Timaristus, Simus, Hippocrates,
Chrysippus, Diocles, Ophelion, Heraclides, Hicesius, Dionysius, Apol-
lodorus von Citium, Apollodorus von Tarent, Praxagoras, Plistonicus,
Medius, Dieuches, Cleophantus, Philistion, Asclepiades, Cratevas, Pe-
tronius Diodotus, Jollas, Erasistratus, Diagoras, Andreas, Mnesis,
Epicharmus, Damion, Tlepolemus, Metrodorus, Solon, Lycus, die
Olympias von Theben, Philinus, Petrichus, Micton, Glaucias, Xeno-
crates.
Erstes Buch. 93
Siebenundzwanzigstes Buch.
Von den übrigen Kräutern und ihrer arzneilichen An-
wendung.
1. Vom Fleisse der Alten in dieser Beziehung.
2. Vom Aconitum oder Thelyphonum oder Myoctonum oder Cam-
marum.
3. Vom äthiopischen Kraute, 4.
4. Vom Ageratum, 4.
5. Von der Aloe, 29.
6. Von der Alcea, 29.
7. Vom Alypum, 1.
8. Von der Alsine oder Myosotus, oder Helxine, 5.
9. Von der Androsace, 6.
10. Vom Androssemum oder Ascyrum,
11. Von der Ambrosia oder Botrys oder Artemisia, 3.
12. Von der Anonis oder Ononis, 5.
13. Vom Anagyrus oder Atopus, 3.
14. Von dem Kraute ohne Namen, 2.
15. Von der Aparine oder Omphacocarpus oder Philantropus 3.
IG. Von dem Arctium oder Arcturum, 5.
17. Vom Asplenium oder Hemionium, 2.
18. Von der Asclepias, 5.
19. Vom Aster oder Bubonium, 3.
20. Vom Ascyrum oder Ascyroides oder Androssemum, 3.
21. Von der Aphaca, 3.
22. Vom Alcibium, 1.
23. Vom Alectorolophus oder Christa, 2.
24. Vom Alum oder Symphytum petrseum, 14.
25. Von der rothen Alge, 1.
26. Von der Actsea, 1.
27. Vom wilden Weinstock, 11.
28. Von 4 Arten des Absinthium, 48.
29. Vom Meer-Absinthium oder Seriphium.
30. Von der Ballota oder dem schwarzen Porrum, 3.
31. Von der Botrys oder Ambrosia oder Artemisia, 1.
32. Von der Brabyla, 1.
33. Vom Bryum marinum, 5.
34. Vom Bupleurum, 1.
35. Von der Catanance, 1 ; vom Cemus, 1.
36. Von der Calyx, 1.
37. Von der andern Calyx oder Anchusa oder Onoclea, 2.
38. Von der Circaea, 3.
39. Vom Cirsiura, 1.
94 Erstes Buch.
40. Von 2 Arten des Cratseogonum, 8.
41. Vom Crocodilium 2.
42. Von der Cynosorchis oder Orchis, 4.
43. Von 2 Arten des Chrysolachanum, 3; vom Coagulum terra?, 2„
44. Von dem Culicus oder Strumus oder Strychnos, 6.
45. Von der Conferva, 2.
46. Vom Coccum Gnidium, 2.
47. Vom Dipsacus, 3.
48. Vom Dryopteris, 2.
49. Vom Dryophonum, 1.
50. Von der Elatine, 2.
51. Vom Empetrus oder Calcifraga, 4.
52. Von der Epipactis oder Elleborine, 2.
53. Vom Epimedium, 3.
54. Vom Enneaphylluni, 3.
55. 2 Arten der Filix, Pteris, Blechnos, Thelypteris oder Pteris nym-
pha?a, 11.
56. Vom Femur bubulum,
57. Von der Galeopsis oder Galeobdolon oder Galium, 6.
58. Von der Glaux, 1.
59. Vom Glaucium, 3; vom Collyrium, 2.
60. Von der Glycysis oder Pseonia oder Pentorobum, 20.
61. Vom GnaphaKum oder Chameezelum, 6.
62. Von der Gallidraga, 1.
63. Vom Holcus oder Aristis.
64. Von der Hyoseris, 1.
65. Vom Holosteum, 3.
66. Vom Hippophsestum, 8.
67. Von der Hypoglossa, 1.
68. Vom Hypecoum.
69. Von der Idsea, 4.
70. Vom Isopyrum oder Phaseolus, 2.
71. Von der Lathyris, 2.
72. Vom Leontopetalum oder Rhapeion, 2.
73. Vom Lycapsus, 1.
74. Vom Litbospermum oder Exonychum', oder Diospyrus oder He-
racleum, 2.
75. Vom Steinmoos, 1.
76. Vom Limeum, 1.
77. Von der Leuce oder Mesoleuce oder Leucas, 3.
78. Von der Leucographis, 5.
79. Vom Medium, 3.
80. Von der Myosota oder Myosotis, 3.
81. Vom Myagrus, 1.
Erstes Buch. 9J>
82. Von der Nyma, 1.
83. Von der Natrix, 1.
84. Von der Odontites, 1.
85. Von der Othonna oder Anemone, 1.
86. Von der Onosma, 1.
87. Vom Onopordon, 5.
88. Von der Osyris, 4.
89. Von der Oxys, 2.
90. Vom Polyanthemum oder Batrachium, 3.
91. Von 4 Arten des Polygonum oder Thalassias oder Calligonum
oder Polygonatum oder Teuthalis oder Carcinethrum oder
Clema oder Myrtopetalum oder Sanguinaria oder Oreum, 40.
92. Vom Pancratium, 12.
93. Von der Peplis oder Syce oder Meconium aphrodes, 3.
94. Vom Periclymenus, 5.
95. Vom Pelicinum, 1.
96. Von der Polygala, 1.
97. Vom Poterium oder Phryniuin oder Neuras, 4.
98. Vom Phalangites oder Phalangiuni oder Leucantheinum oder Leu-
cacantha, 4.
99. Vom Phyteuma, 1.
100. Vom Phyllum, 1.
101. Vom Phellandrium, 2.
102. Von der Phalaris, 2.
103. Vom Polyrrhizum 5.
104. Von der Proserpinaca, 5.
105. Von der Rheucyma, 36.
106. Von der Reseda, 2.
107. Von der Stcechas, 3.
108. Vom Solanum oder Strychnos, 2.
109. Vom Smyrnium, 32; vom Sinum, 2.
110. Vom Telephium, 4.
111. Von der Trichoinanes, 5.
112. Vom Thalictrum, 1.
113. Vom Thlaspi oder persischen Senf, 4.
114. Von der Traehinia, 1.
115. Von der Tragonis oder Tragium, 1.
116. Vom Tragus oder Scorpio, 4.
117. Vom Tragopogon oder Coma, 1.
118. Von der Dauer der Wirksamkeit der Kräuter.
119. Unter welchen Umständen sie am wirksamsten sind.
120. Von den verschiedenen Krankheiten der Völker.
Zusammen: 602 Arzneien, Erzählungen und Bemerkungen.
9g Erstes Buch.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
C. Valgius, Pompejus Lenseus, Sextius Niger der in griechischer
Sprache geschrieben hat, Julius Bassus desgleichen, Antonius Castor,
Cornelius Celsus.
Von fremden Schriftstellern:
Theophrastus , Apollodorus, Democritus, Aristogiton, Orpheus,
Pythagoras, Mago, Menander welcher über nützliche Gegenstände
für das Leben geschrieben hat, Nicander.
Von Aerzten:
Mnesitheus, Callimachus, Timaristus, Simus, Hippocrates, Chry-
sippus, Diocles, Ophelion, Heraclides, Hicesius, Dionysius, Apollo-
dorus von Citium, Apollodorus von Tarent, Praxagoras, Plistonicus.
Medius, Dieuches, Cleophantus, Philistion, Asclepiades, Cratevas,
Petronius Diodotus, Jollas, Erasistratus , Diagoras, Andreas, Mnesis,
Epicharmus, Damion, Tlepolemus, Metrodorus, Solon, Lycus, die
Olympias von Theben, Philinus, Petrichus, Micton, Glaucias, Xeno-
crates.
Achtundzwanzigstes Buch.
Arzneimittel von den Thieren.
1 und 2. Arzneien vom Menschen.
3. Ob bei der Heilung die Worte irgend eine Kraft haben.
4. Dass Wunderzeichen als Heilmittel verordnet und dadurch die
Uebel vertrieben werden.
5. Von ihrer verschiedenen Anwendungsweise.
6. 226 Arzneien und Bemerkungen von Männern.
7. Vom Speichel.
8. Vom Ohrenschmalze.
9. Vom Haupthaare, den Zähnen etc.
10. Vom Blute, vom Beischlafe etc.
11. Arzneien von Todten.
12. Verschiedene Erdichtungen der Magier.
13. Vom Unrathe des Menschen.
14. Arzneimittel, welche vom menschlichen Geiste ausgehen (nicht
materiell sind).
15. Vom Niesen.
16. Vom Beischlafe.
17. Verschiedene Arzneien.
18. Vom Harne.
19. Anzeigen des Befindens aus der Besichtigung des Harns.
20. 41 Arzneien von weiblichen Personen.
21. Von der Frauenmilch.
22. Von dem weiblichen Speichel.
Erstes Buch. 97
23. Von dem Monatsflusse.
24. Von fremden Thieren; vom Elephanten, 8.
25. Vom Löwen, 10.
26. Vom Kameel, 10.
27. Von der Hyäne, 79.
28. Vom Krokodil, 19; vom Krokodilkothe, 11.
29. Vom Chamaeleon, 15.
30. Vom Scincus, 4.
81. Vom Flusspferde, 7.
32. Vom Luchs, 5.
33. Allgemeine Arzneien von wilden Thieren oder von zahmen der-
selben Art. Vom Gebrauche der Milch nebst 54 Bemerkungen.
34. Von den Käsen, 12.
35. Von der Butter, 25.
36. Von der sauren Milch.
37. Vom Gebrauche des Schmalzes nebst 52 Bemerkungen.
38. Vom Talge.
39. Vom Marke.
40. Von der Galle.
41. Vom Blute.
42. Besondere Arzneien von Thieren, nach den Krankheiten einge-
theüt. Gegen die Schlangen. Von den Hirschen, 3; von den
jungen Hirschen; vom Ophion; vom wilden Schweine, 12; von
den Ziegen und Böcken, 46; vom Esel, 76.
43. Gegen den Biss der tollen Hunde. Vom Kalbe, 58.
44. Gegen Hexereien.
45. Gegen Gifte.
46. Gegen Kopfübel; gegen Glatzen.
47. Gegen Augenübel.
48. Gegen Ohrenübel.
49. Gegen Zahnübel.
50. Gegen Fehler des Gesichts.
51. Gegen geschwollene Mandeln und Kröpfe. Von der Seife.
52. Gegen Schmerzen im Genick.
53. Gegen Husten und Blutauswurf.
54. Gegen Magenschmerzen.
55. Gegen Schmerzen der Leber und gegen schweres Athemholen.
56. Gegen Schmerzen der Lenden.
57. Für die Milz.
58. Für den Unterleib.
59. Gegen Stuhlzwang, Würmer und Kolik.
60. Bei Blasenleiden und Blasensteinen.
61. Bei Fehlern an den Geschlechtstheilen und am Hintern.
62. Beim Podagra und andern Fussübeln.
7
98 Erstes Buch.
63. Gegen Epilepsie.
64. Gegen Gelbsucht.
65. Bei Knochenbrüchen.
66. Gegen Fieber.
67. Bei Melancholie, Schlafsucht, Schwindsucht.
68. Bei "Wassersucht.
69. Gegen die Rose und gegen Schleimergüsse.
70. Bei Verrenkungen, Verhärtungen und Furunkeln.
71. Bei Brandschäden. Von dem Ochsenleime und 7 Arzneien daraus.
72. Bei Schmerzen der Sehnen und bei Contusionen.
73. Zum Stillen des Blutes.
74. Bei Geschwüren und Krebsschäden.
75. Gegen Krätze.
76. Zum Ausziehen dessen, was im Körper steckt und für Narben.
77. Bei weiblichen Krankheiten.
78. Bei Kinderkrankheiten.
79. Bei Träumen und Schweiss.
80. Mittel bei Liebeswerken und gegen die Trunkenheit.
81. Wunderbare Dinge von Thieren. Vom wilden Schweine, 12 Arz-
neien; vom zahmen, 9; vom Hirsche, 3; vom Wolfe, 27; vom
Bären, 24; vom wilden Esel, 12; vom zahmen, 76; vom Esels-
füllenkothe, 3; vom wilden Pferde, 11; vom Füllen, 1; vom
zahmen Pferde, 42; vom Pferdekäse, 1; vom wilden Ochsen, 2;
vom zahmen, 81; von der Kuh, 53; vom Kalbe, 59; vom Hasen,
64; vom Fuchse, 20; vom Dachse, 2; von der Katze, 5; von der
Ziege, 46; vom Bocke, 31; vom jungen Bocke, 21.
Zusammen: 1682 Arzneien, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
M. Varro, L. Piso, Fabianus, Valerius Antias, Verrius Flaccus,
der Censor Cato, Servius Sulpicius, Licinius Macer, Celsus, Massurius,
Sextius Niger der in griechischer Sprache geschrieben hat, Bythus
von Dyrrachium, der Arzt Opilius, der Arzt Granius.
Von fremden Schriftstellern:
Democritus, Apollonius der über die Salben geschrieben hat,
Miletus, Artemon, Sextilius, Antaeus, Homerus, Theophrastus, Lysi-
machus, Attalus, Xenocrates, Orpheus der über besondere Natur-
bildungen geschrieben hat, Archelaus desgleichen, Demetrius, Sotiras,
die Lais, die Elephantis, die Salpe, die Olympias aus Theben, Dio-
timus aus Theben, Jollas, Andreas, Marcion von Smyrna, der Arzt
Aeschines, Hippocrates, Aristoteles, Metrodorus Scepsius, der Arzt
Icetidas, der Arzt Apelles, Hesiodus, Dalion, Csecilius Bion der über
die Kräfte geschrieben hat, Anaxilaus, König Juba.
Erstes Buch. 99
Neunundz wanzigstes Buch.
Arzneimittel von den übrigen Thieren, welche entweder
zu den nicht zahmen oder zu den wilden gehören.
1. Vom Ursprünge der Heilkunst.
2. Von Hippocrates, wann die Klinik und wann die Salbenheilkunst
zuerst betrieben ist.
3. Von Chrysippus und Erasistratus.
4. Von der empirischen Arzneikunst.
5. Von Herophilus und den übrigen berühmten Ärzten. Wie oft
das Prinzip der Arzneikunst geändert ist.
6. Wer und wann der erste Arzt in Rom war.
7. Urtheil der Römer über die alten Ärzte.
8. Schattenseiten der Arzneikunst.
9. Von der Wolle, 35 Arzneien.
10. Von dem Oesipum, 32.
11. Von den Eiern, 22.
12. Von den Eiern der Schlangen.
13. Von der Bereitung des Commagenum, 4 Arzneien daraus.
14. Arzneien vom Hunde.
15. Arzneien nach den Krankheiten eingetheilt. Gegen den Biss der
Schlangen. Von der Maus.
16. Vom Wiesel.
17. Von den Wanzen.
18. Von den kleinen Giftschlangen.
19. Vom Basilisk.
20. Vom Drachen.
21. Von der Viper.
22. Von den übrigen Schlangen.
23. Vom Salamander.
24. Mittel von Vögeln gegen die Schlangen. Vom Geier.
25. Von den Hühnervögeln.
26. Von den übrigen Vögeln.
27. Von den giftigen und übrigen Spinnen.
28. Von den Stellionen.
29. Von verschiedenen Insecten.
30. Von den Canthariden.
31. Wider einige Gifte.
32. Wider den Biss der tollen Hunde.
33. Wider die übrigen Gifte.
34. Wider die Glatzen.
35. Wider Nisse und Grind.
36. Wider Schmerzen und Wunden des Kopfes.
37. Für die Augenbrauen.
100 Erstes Buch.
38. Wider Fehler der Augen.
39. Wider Schmerzen und Fehler der Ohren.
40. Wider Ohrengeschwüre.
Zusammen: 621 Arzneien, Erzählungen Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
M. Varro, L. Piso, Verrius Flaccus, Antias, Nigidius, Cassius
Hemina, Cicero, Plautus, Celsus, Sextius Niger der in griechischer
Sprache geschrieben hat, der Arzt Ca3cilius, Scipio Metellus, der
Dichter Ovidius, Licinius Macer.
Von fremden Schriftstellern:
Homerus, Aristoteles, Orpheus, Democritus, Anaxilaus,Palaephatus.
Von Aerzten:
Botrys, Apollodorus, Archidemus, Aristogenes, Xenocrates, Dio-
dorus, Democrates, der Philosoph Chrysippus, Horus, Nicander,
Apollonius von Pitanaea.
Dreissigstes Buch.
Die übrigen Arzneimittel von diesen Thieren.
1. Vom Ursprünge der Magie.
2. Wann und von wem sie gegründet ist; welche Personen sich
vorzüglich mit ihr befasst haben.
3. Ob sie in Italien geübt worden ist; wann zuerst der Senat ver-
boten hat, Menschen zu opfern.
4. Von den Druiden der Gallier.
5. Von den Arten der Magie.
6. Von den Ausflüchten der Magier.
7. Urtheil der Magier über die Maulwürfe; 5 Arzneien von letztern.
8. Gegen Zahnschmerzen.
9. Gegen den Geruch aus dem Munde und gegen Mundgeschwüre.
10. Gegen Flecken im Gesichte.
11. Gegen Krankheiten des Schlundes.
12. Gegen Bräune und Kröpfe.
13. Gegen Schmerzen der Schultern.
14. Gegen Schmerzen in den Praecordiis.
15. Gegen Magenschmerzen.
16. Gegen Leberschmerzen und Blutspeien.
17. Für die Milz.
18. Gegen Schmerzen der Seite und Lenden.
19. Gegen Dysenterie.
20. Gegen Darmgicht und sonstige Unterleibsübel.
21. liegen Blasensteine.
Erstes Buch. 101
22. Gegen Uebel des Afters und der Schaam.
23. Gegen Podagra und andere Fusskrankheiten.
24. Gegen Krankheiten des ganzen Körpers.
25. Gegen Erkältungen.
26. Gegen Lähmungen.
27. Gegen Epilepsie.
28. Gegen Gelbsucht.
29. Gegen Wahnwitz.
30. Gegen Fieber.
31. Gegen Wassersucht.
32. Gegen die Rose.
33. Gegen Karfunkeln.
34. Gegen Furunkeln.
35. Gegen Brandschäden.
36. Gegen Nervenleiden.
37. Gegen Fehler der Nägel und Finger.
38. Zum Blutstillen.
39. Gegen Geschwüre und Wunden.
40. Gegen Knochenbrüche.
41. Gegen Narben und Leberflecke.
42. Zum Ausziehen dessen, was im Körper steckt.
43. Gegen weibliche Krankheiten.
44. Zur Beförderung der Entbindung.
45. Zur Erhaltung der Brüste.
46. Zur Vertreibung der Haare.
47. Gegen Kinderkrankheiten.
48. Gegen Träume.
49. Gegen die Sucht des Beischlafs.
50. Gegen die Läusesucht nebst andern vermischten Arzneien.
51. Gegen Trunkenheit.
52. Merkwürdige Dinge von Tbieren.
53. Sonstige Wunder.
Zusammen: 854 Arzneien, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
M. Varro, Nigidius, M. Cicero, Sextius Niger der in griechischer
Sprache geschrieben hat, Licinius Macer.
Von fremden Schriftstellern:
Eudoxus, Aristoteles, Hermippus, Homerus, Apion, Orpheus, De-
mocritus, Anaxilaus.
Von Aerzten:
Botrys, Horus, Apollodorus, Menander, Archidemus, Aristogenes,
Xenocrates, Diodorus, Chrysippus, Nicander, Apollonius von Pitansea.
102 Erstes Buch.
Einunddrei ssigstes Buch.
Arzneimittel von dem Wasser.
1. Wunderbare Dinge vom Wasser. |
2. Verschiedenheiten des Wassers. I 266 Bemerkungen.
3. Arzneien davon.
4. Welches Fruchtbarkeit hervorbringt und Raserei heilt.
5. Welches bei Steinbeschwerden gut ist.
6. Welches Wunden heilt.
7. Welches die Leibesfrucht anhält.
8. Welches Leberflecken vertreibt.
9. Welches Einfluss auf die Farbe der Wolle hat.
10. Was es bei den Menschen bewirkt.
11. Welches Wasser das Gedächtniss stärkt und welches Vergessen-
heit macht.
12. Welches die Sinne schärft, welches Stumpfheit und welches die
Stimme zum Singen geschickt macht.
13. Welches Ekel vor Wein erzeugt und welches betrunken macht.
14. Welches die Stelle des Oels vertritt.
15. Welches salzig und bitter schmeckt.
16. Welches Felsen fortgeschleudert hat; welches Lachen und Weinen
bewirkt; welches die Liebeswuth heilen soll.
17. Wasser, das nach dem Schöpfen die Wärme 3 Tage lang behält.
18. Wunderbare Erzählungen vom Wasser; in welchem alles und in
welchem nichts untergeht.
19. Wasser, das tödtlich wirkt-, von giftigen Fischen.
20. Welches zu Stein wird oder Steine erzeugt.
21. Von der Heilsamkeit des Wassers.
22. Von seinen Verunreinigungen.
23. Von der Güte des Wassers.
24. Von der Aqua Marcia.
25. Von der Aqua Virgo.
26. Wo man Wasser vermuthen kann.
27. Merkmale, dass sich irgendwo Wasser befindet.
28. Unterschied des Wassers nach dem Erdreiche.
29. Beschaffenheit des Wassers nach den Jahreszeiten.
30. Geschichtliche Bemerkungen über Wasser, was plötzlich hervor-
gekommen und wieder verschwunden ist.
31. Von der Leitung des Wassers.
32. Wie man die Mineralwässer gebrauchen soll.
33. Vom Gebrauche des Meerwassers. Was uns die Schifffahrt nützt.
34. Wie man sich Meerwasser mitten im Lande machen kann.
35. Bereitung des Meerwassermeths.
56. Bereitung des Wassermeths.
Erstes Buch. 103
37. Mittel, sich auf Seereisen trinkbares Wasser zu verschaffen.
38. 6 Arzneien vorn Wassermoose. Arzneien vom Sande.
39. 204 Bemerkungen von den Salzarten, ihren Zubereitungen und
Arzneien.
40. Von der Salzsoole.
41. 120 geschichtliche Bemerkungen von der Vortrefflichkeit des
Salzes.
42. Von der Salzblüthe, 20 Arzneien; von der Salsugo, 2.
43. Vom Garum, 15.
44. Von der Alex, 8.
45. Von der Natur des Salzes; vom Salzschaume.
46. 221 Bemerkungen von den Nitruui- Arten, ihren Zubereitungen
und Arzneien.
47. 92 Arzneien und Bemerkungen von den Schwämmen.
Zusammen: 924 Arzneien, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
M. Varro, Cassius von Parma, Cicero, Mucianus, Cselius, Celsus,
Trogus, Ovidius, Polybius, Somatius.
Von fremden Schriftstellern:
Callimachus, Ctesias, Eudicus, Theophrastus, Eudoxus, Theopom-
pus, Polycritus, Juba, Lycus, Apion, Epigenes, Pelops, Apelles, Demo-
critus, Thrasyllus, Nicander, der Schauspieler Menander, Attalus, Sal-
lustius Dionysius, Andreas, Niceratus, Hippocrates, Anaxilaus.
Zweiunddreissigstes Buch.
Arzneimittel von den Wasserthieren.
1. Grösste Kraft der Natur in der Antipathie. Vom Schiffshalter.
2. Vom Zitterfische, 7 Arzneien.
3. Vom Seehasen, 5.
4. Wunderbare Erzählungen vom rothen Meere.
5. Von der Schlauheit und dem Verstände der Fische.
6. Merkwürdige Eigenthümlichkeiten der Fische.
" 7. Wo sie aus der Hand fressen.
8. Wo sie auf den Ruf erscheinen und wo man von Fischen weis-
sagende Antworten ertheilt.
9. Wo die Fische bitter, wo sie salzig, wo sie süss sind, und wo
sie einen Laut von sich geben.
10. Wann zuerst Seefische gebraucht worden sind. Eine Verordnung
des Königs Numa über die Fische.
11. 43 Arzneien und Bemerkungen von den Corallen.
104 Erstes Buch.
12. Von der Sympathie, Antipathie und der Feindschaft der Seethiere
unter einander. Vom Galeas, 15; vom Mullus, 15 und vom
Pastinak, 8.
13. Von den Thieren, welche auf dem Lande und im Wasser leben.
66 Arzneien und Bemerkungen von dem Castoreum.
14. Von der Schildkröte, 66 Arzneien und Bemerkungen.
15. Mittel von Wasserthieren, nach den Krankheiten eingetheilt.
16. Wider Gift und Giftmischerei. Vom Goldfisch, 4; vom Seesteme, 7.
17. Gegen den Biss der Schlangen und Hunde und gegen andere
giftige Thiere. Vom Seedrachen, 3; von den eingesalzenen
Fischen, 15; von den Sarden, |; vom Cybium.
18. Vom Seefrosch, 6; vom Flussfrosch, 52; vom Laubfrosch; 32 Be-
merkungen darüber.
19. Von der Wasserschlange, 6. Vom Flusskrebse, 14. Von den
Flussschnecken, 7. Von den rabenschwarzen Fischen, 4. Von
dem Meerschweine, 2.
20. Vom Seekalbe, 10; der Mursene 1; dem Seepferdchen 1; dem
Seeigel 11.
21. Von den Arten der Auster, 59 Bemerkungen und Arzneien.
22. Von dem Seetange, 2.
23. Gegen Glatzen, zum Färben der Kopfhaare und gegen Kopfge-
schwüre dienen: das Seepferd, die Seemaus, der Seescorpion,
die Blutsauger etc.
24. Für die Augen und Augenlider: Fischfett, der CaUionymus, die
Galle des Coracinus, die Sepien, Ichthyocolla etc.
25. Bei Fehlern der Ohren: die Batia, der Bacchus oder Myxon, die
Seeläuse.
26. Bei Zahnschmerzen: der Hai etc.
27. Bei Flechten und Flecken im Gesichte: der Delphin, die Coluthia
oder Corythia, das Halcyoneum, der Thunfisch etc.
28. Bei Kröpfen, Geschwüren hinter den Ohren, Bräune und Krank-
heiten des Schlundes: der Mama, Scolopender, Saurus, die
Muscheln, der Silurus etc.
29. Gegen Husten und Brustübel.
30. Bei Schmerzen der Leber und Seite : der Strombus oder die lange
Muschel, die Tethea etc.
31. Gegen Unterleibsbeschwerden: der Meerkohl, Myax, Mitulus, Pe-
loris, Seriphium, Maena, Erythinus etc.
32. Gegen Milz-, Stein- und Blasenschmerzen: der Solea, Rhombus,
Blendea, Seenessel, Seelunge, Onyx etc.
33. Bei Darmbruch und Leiden des Afters: die Wasserschlange, der
Mugil, Pelamis etc.
34. Gegen Fettbeulen und gegen Fehler an der Schaam: der Scisena,
Perca, Squatina, Smaris etc.
Erstes Buch. 105
35. Bei Unenthaltsamkeit des Hams: das Ophidion etc.
36. Bei Podagra und andern Fussleiden: der Biber, das Bryon etc.
37. Gegen Epilepsie.
38. Gegen Fieber: der Asellus, Phagrus, Wallfisch etc.
39. Gegen Schlafsucht, Schwindsucht und Wassersucht.
40. Gegen Brandschäden und die Rose.
41. Gegen Fehler der Nerven.
42. Zum Stillen und Ausziehen des Blutes: der Polyp, Blutigel etc.
43. Zum Ausziehen dessen was im Körper steckt.
44. Bei Geschwüren, Krebsschäden und Karbunkeln.
45. Gegen Warzen und rauhe Nägel: der Glanus etc.
46. Gegen weibliche Krankheiten: der Glauciscus etc.
47. Zum Wegbeitzen der Haare.
48. Gegen Kinderkrankheiten.
49. Gegen Trunkenheit: der Rubellio, Aal, die Seetraube.
50. Zur Verhinderung sowie zur Erregung der Lust des Beischlafs:
das Flusspferd, das Krokodil etc.
51. Gegen Krankheiten der Thiere.
52. Von den übrigen Wassergeschöpfen. Adarca oder Calamochnus,
Calamus, Sepientinte etc.
53. 176 Namen aller im Meere lebenden Thiere.
54. Die im Ovid befindlichen Namen.
55. Fische, die von keinem Schriftsteller genannt sind.
Zusammen: 990 Arzneien, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
Licinius Macer, Trebius Niger, Sextius Niger der in griechischer
Sprache geschrieben hat, der Dichter Ovidius, Cassius Hemina, Mse-
cenas, Jacchus, Sornatius.
Von fremden Schriftstellern:
Juba, Andreas, die Salpe, Apion, Pelops, Apelles, Thrasyllus,
Nicander.
Dreiunddreissigstes Buch.
Von den Metallen.
1. Von den Metallen.
2. Vom Golde.
3. Welches seine erste Empfehlung ist.
4. Vom Ursprünge der goldenen Ringe.
5. Von der Goldmenge bei den Alten.
6. Von dem Rechte goldene Ringe zu tragen.
7. Von den Decurien der Richter.
8. Vom Ritterstande.
9. Wie oft der Name des Ritterstandes geändert ist.
106 Erstes Buch.
10. Von goldenen und silbernen Kriegsgeschenken.
11. Von den ersten goldenen Kränzen.
12. Von dem übrigen Gebrauche des Goldes bei den Frauen.
13. Von den Goldmünzen. Wann zuerst Gold und Silber geprägt ist;
wie man vorher das Kupfer gebrauchte und welche Geldsumme
bei der ersten Vermögensschätzung die grösste gewesen ist.
Wie oft und zu welchen Zeiten sich der Werth der geprägten
Kupfermünzen geändert hat.
14. Ueber die Sucht nach Gold.
15. Welche Personen am meisten Gold und Silber besessen haben.
16. Wann zuerst silberne Geräthschaften auf dem Kampfplatze er-
schienen. Wann Silber auf das Theater kam.
17. Zu welchen Zeiten das meiste Gold und Silber in der Schatzkam-
mer des römischen Volkes gewesen ist.
18. Wann die vergoldeten Zimmerdecken aufgekommen sind.
19. Warum das Gold den Vorzug von allen andern Metallen hat.
20. Vom Vergolden.
21. Vom Auffinden und Fördern des Goldes.
22. Vom Auripigment.
23. Vom Electrum.
24. Von den ersten goldenen Statuen.
25. 8 Arzneien vom Golde.
26. Von der Chrysocolla.
27. Ihre Anwendung in der Malerei.
28. 7 Arzneien von der Chrysocolla.
29. Von der Chrysocolla der Goldarbeiter oder der Saterna (Santerna).
30. Von der wunderbaren Eigenschaft, Metalle unter sich zu verbin-
den und zu verarbeiten.
31. Vom Silber.
32. Vom lebendigen Silber (natürlichen Quecksilber).
33. Vom Stimmi oder Stibium oder Alabastrum oder Larbasum oder
Platyophthalmum.
34. 7 Arzneien davon.
35. Von dem Silberschaume. 6 Arzneien davon.
36. Vom Minium; wie heilig es bei den Alten gehalten wurde.
37. Von seiner Auffindung und seinem Ursprünge.
38. Vom Cinnabaris.
39. Vom Gebrauche des Cinnabaris und Miniums in der Malerei.
40. Arten des Miniums, und seine Anwendung in der Malerei.
41. Vom (künstlich bereiteten) Quecksilber.
42. Von der Vergoldung des Silbers.
43. Von den Probirsteinen.
44. Arten des Silbers und Versuche damit.
45. Von den Spiegeln.
Erstes Buch. 107
46. Vom ägyptischen Silber.
47. Von übermässigen Geldsummen. Welche Personen die grössten
Schätze gehabt haben.
48. Wann das römische Volk zuerst Geldgeschenke ausgetheilt hat.
49. Von der Verschwendung in silbernen Gefässen.
50. Beispiele von Sparsamkeit der Alten im Silber.
51. Wann zuerst Silber an Betten angebracht ist.
52. Wann zuerst übermässig grosse Schüsseln, wann zuerst Gestelle
von Silber, wann zuerst Pauken gemacht sind.
53. Von übermässig theuren Silbersachen.
54. Von silbernen Statuen.
55. Berühmte Werke und Künstler in Silber.
56. Von dem Sil; welche Personen zuerst damit malten und wie.
57. Vom Bergblau
58. 2 Arzneien daraus.
Zusammen: 1125 Arzneien, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
Kaiser Domitian, Corvinus, L. Piso, Verrius, M. Varro, C. Nepos,
Messala, Junius Gracchanus, Atticus Pomponius, Mucianus, Calvus
Licinius, Bocchus, Fetialis, Fenestella, Valerius Maximus, Julius Bas-
sus der in griechischer Sprache über die Arzneikunst geschrieben hat,
Sextius Niger desgleichen.
Von fremden Schriftstellern:
Democritus, Theophrastus, Juba, der Historiker Tiimeus welcher
über die metallischen Arzneien geschrieben hat, Heraclides, Andreas,
Diagoras, Botrys, Archidemus, Dionysius, Aristogenes, Democles,
Mnesides, der Arzt Attalus, Xenocrates des Zeno Sohn, Theomnestus,
Nymphodorus, Jollas, Apollodorus, Pasiteles der wunderbare Arbeiten
beschrieben hat, Antigonus der über die Kunst, erhabene und ge-
gossene Arbeiten zu machen, geschrieben, Mensechmus desgleichen,
Xenocrates desgleichen, Duris desgleichen, Menander der über die
Verfertiger solcher Arbeiten geschrieben, Heliodorus der über die
Tempelgeschenke der Atheniensergeschrieben, Metrodorus vonScepsis.
Vierunddreissigstes Buch.
Von den Metallen des Erzes.
1. Von den Metallen des Erzes.
2. Arten des Erzes.
3. Vom corinthischen Erze.
4. Vom delischen Erze.
5. Vom äginetischen Erze.
108 Erstes Buch.
6. Von den Leuchtern.
7. Von den Zierrathen der Tempel aus Erz.
8. Von den erzenen Tischen.
9. Welches Götterbild in Rom zuerst aus Erz gemacht ist. Vom
.Ursprünge der Bildsäulen und ihrem Ansehn.
10. Arten und Gestalten der Bildsäulen. Welche Bildsäulen zu Rom
mit einem Panzer versehen sind. Welche Bildsäulen zu Rom
die ersten waren.
11. Welchen Männern zuerst Bildsäulen gesetzt, welchen sie zuerst
auf einer Säule gesetzt sind; wann man die Schiffsschnäbel auf
die Rednerbühne gebracht hat.
12. Welchen Fremden zu Rom Bildsäulen öffentlich gesetzt sind.
13. Welche Reiterstatue zuerst zu Rom öffentlich aufgestellt ist, und
welchen Frauen in Rom dergleichen öffentlich gesetzt sind.
14. Wann alle von Privaten und Behörden aufgestellten Bildsäulen
von öffentlichen Orten weggeschafft sind.
15. Welche Bildsäule zuerst von Fremden öffentlich gesetzt ist.
16. Dass schon vor langer Zeit Bilclgiesser in Italien gewesen sind.
17. Von ungeheurem Werthe der Bildnisse.
18. Von den berühmtesten Riesenstatuen in Rom etc.
19. 366 berühmte Arbeiten und Künstler in Erz.
20. Der Unterschied des Erzes und seine Mischung. Vom Pyrop
und dem campanischen Erze.
21. Von der Erhaltung des Erzes.
22. Von der Cadmia.
23. 15 Arzneien daraus.
24. Von den Erzschlacken, der Erzblüthe und den Erzschuppen.
25. Von dem Stomoma; 47 Arzneien aus diesen vieren.
26. Vom Grünspan, 18.
27. Vom Hieracium.
28. Von der Scolecia, 18.
29. Vom Chalcitis, 7.
30. Vom Sory, 3.
31. Vom Misy, 13.
32. Vom Chalcanthum oder der Schusterschwärze, 16.
33. Vom Pompholyx.
34. Vom Spodos oder Spodium, 6.
35. Vom Antispodos oder Antispodium, 15.
36. Vom Spegma.
37. Vom Diphryges.
38. Vom servilischen Drittelass.
39. Vom Eisen.
40. Statuen und getriebene Arbeit aus Eisen.
41. Der Unterschied des Eisens und seine Mischung.
Erstes Buch. 109
42. Von dem sogenannten lebendigen (magnetis ch gemachten) Eisen.
43. Schutzmittel gegen das Rosten des Eisens.
44. 7 Arzneien vom Eisen.
45. 14 Arzneien vom Eisenroste.
46. Vom Eisenhammerschlage, 17. Von dem flüssigen Pflaster.
4>7. Von den Bleimetallen; vom weissen Blei; von dem doppelten
Ursprünge des schwarzen Bleies.
48. Vom Stannum; vom Silberblei.
49. Vom schwarzen Blei.
50. 15 Arzneien vom Blei.
51. Von der Bleischlacke, 15.
52. Spodium vom Blei.
53. Von der Molybdaena, 15.
54. Vom Bleiweiss, 6.
55. Vom Sandarak,
56. Vom Arsenicum, 11.
Zusammen: 915 Arzneien, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
L. Piso, Antias, Verrius, M. Varro, Corn. Nepos, Messala, Rufus,
der Dichter Marsus, Bocchus , Julius Bassus der in griechischer
Sprache über Arzneikunst geschrieben hat, Sextius Niger desgleichen,
Fabius Vestalis.
Von fremden Schriftstellern :
Democritus, Metrodorus von Scepsis, Mensechmus der über die
Kunst, erhabene und gegossene Arbeiten zu machen, geschrieben
hat, Xenocrates desgleichen, Antigonus desgleichen, Duris desglei-
chen, Heliodorus der über die Tempelgeschenke der Athenienser ge-
schrieben, Pasiteles der wunderbare Arbeiten beschrieben, Timseus
der über die metallischen Arzneien geschrieben, Nymphodorus, Jollas,
Apollodorus, Andreas, Heraclides, Diagoras, Botrys, Archidemus,
Dionysius, Aristogenes, Democles, Mnesides, Xenocrates des Zeno
Sohn, Theomnestus.
Fünfunddreissigstes Buch.
Von der Malerei und den Farben.
1. Ehre der Malerei.
2. Ehre der Gemälde.
3. Wann zuerst Brustbilder gemacht und öffentlich ausgestellt sind.
4. Wann sie in Häusern eingeführt sind.
5. Vom Ursprünge der Malerei; von dem Malen mit einer Farbe;
von den ersten Malern.
HO Erstes Buch.
6. Alter der Malerei in Italien.
7. Von den römischen Malern.
8. Wann die fremde Malerei zuerst in Rom gewürdigt ist.
9. Wann und durch welche Männer die Malerei zuerst in Rom
öffentlich gewürdigt ist.
10. Welche Personen ihre Siege in Gemälden aufgestellt haben.
11. Von der Art zu malen.
12. Von den natürlichen und künstlichen Farben und den Farben
zur Malerei, ausser den metallischen.
13. Von der sinopischen Erde, 11 Arzneien daraus.
14. Vom Röthel und der lemnischen Erde, 4 Arzneien aus letzterer.
15. Von der ägyptischen Erde.
16. Vom Ocher. 3 Arzneien vom Röthel.
17. Vom Leucophorum.
18. Von der paratonischen Erde.
19. Von der melischen Erde.
20. Von dem gebrannten Bleiweiss.
21. Von der eretrischen Erde. 6.
22. Vom Sandarak.
23. Vom Sandys.
24. Von der syrischen Erde.
25. Von dem Atrament.
26. Von der Purpurfarbe.
27. Von dem Indigo, 3.
28. Von der armenischen Farbe, 1.
29. Vom appischen Grün.
30. Von der Ringfarbe.
31. Welche Farben nicht nass aufgetragen werden.
32. Mit welchen Farben die Alten gemalt haben.
33. Wann zuerst die Kämpfe der Fechter bildlich dargestellt sind.
34. Von dem Alter der Malerei. 405 berühmte Gemälde und Maler.
35. Erster Wettstreit in der Malerei.
36. Welche mit dem Pinsel gemalt haben, was ein Ieder in der
Malerei erfunden hat, und was das Schwierigste in der Ma-
lerei ist.
37. Von den Arten der Malerei.
38. Von der Beschwichtigung des Gesanges der Vögel.
39. Welche enkaustisch und mit dem Pinsel gemalt haben.
40. Wer zuerst Zimmerdecken gemalt hat; wann zuerst gewölbte
Decken gemalt sind. Ausserordentliche Preise für Gemälde.
41. Von der enkaustischen Malerei.
42. Von bemalten Kleidern.
43. Die Erfinder der Plastik.
44. Wer zuerst Gesichter und andere Bilder abgenommen hat.
Erstes Buch. Hl
45. 14 berühmteste Künstler der Plastik.
-46. Arbeiten aus Thon.
47. Von den verschiedenen Erden; vom puteolanischen Staube und
anderen Erdarten, welche zu Stein erhärten.
48. Von den geformten Wänden.
49. Von den Ziegelsteinen.
50. Von den Arten des Schwefels; 14 Arzneien daraus.
,51. Von den Arten des Erdpechs, 27.
52. Von den Arten des Alauns, 38.
53. Von der samischen Erde, 3.
54. Arten der eretrischen Erde.
55. Von dem Waschen der Erde zum medicinischen Gebrauche.
56. Von der chiotischen Erde, 3; von der selirrasischen, 3; von der
Pnigitis, 9; von der Ampelitis, 4.
57. Vom Gebrauche der Kreide zu Kleidern; von der eimolischen, 8;
von der sardischen, der umbrischen und von der Steinkreide.
58. Von der Silberkreide. Mit welcher die übermächtigen Freige-
lassenen bezeichnet wurden.
59. Von der galatischen, clupeischen, balearischen und ebusitanischen
Erde, 4.
Zusammen: 956 Arzneien, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
Der Redner Messala, der alte Messala, Fenestella, Atticus, Ver-
rius, M. Varro, Corn. Nepos, Deculio, Mucianus, Melissus, Vitruvius,
Cassius, Severus Longulanus, Fabius Vestalis der über die Malerei
geschrieben hat.
Von fremden Schriftstellern:
Pasiteles, Apelles, Melanthius, Asclepiodorus, Euphranor, Helio-
dorus welcher die Tempelgeschenke zu Athen beschrieben hat, Me-
trodorus welcher über die Baukunst geschrieben hat, Democritus,
Theophrastus , der Grammatiker Apion welcher über die Kenntniss
der Metalle geschrieben hat, Nymphodorus, Andreas, Heraclides,
Jollas, Apollodorus, Diagoras, Botrys, Archidemus, Dionysius, Aristo-
genes, Democles, Mnesides, Xenocrates, Zeno, Theomnestus.
Sechsunddreissigstes Buch.
Von den Steinen.
1. Von der Verschwendung in Marmor.
2. Wer zuerst in öffentlichen Gebäuden Marmor angebracht hat.
3. Wer zuerst in Rom Säulen aus fremdem Marmor gehabt hat.
112 Erstes Buch.
4. Welche Personen zuerst in Bearbeitung des Marmors berühmt
waren und wann. 225 berühmte Werke und Künstler in Mar-
mor. Das carische Mausoleum.
5. Wann zuerst der Marmor in Gebäuden in Gebrauch gekom-
men ist.
6. Welche zuerst Marmor geschnitten haben und wann.
7. Wer zuerst in Rom die Wände damit überdeckt hat.
8. Wann die verschiedenen Marmorarten zu Rom in Gebrauch ge-
kommen sind.
9. Wie man Mamior schneidet; von dem Sande, mit welchem man
ihn schneidet.
10. Von dem naxischen und armenischen Steine.
11. Vom alexandrinischen Marmor.
12. Vom Onyx und dem Alabastrites, 6 Arzneien davon.
13. Vom lygdinischen, corallitischen, alabandischen, thebischen und
syenitischen Steine.
14. Von den Obelisken.
15. Von dem, welcher als Sonnenzeiger auf dem Marsfelde steht.
16. Andere wunderbare Werke. Von den Pyramiden.
17. Von der ägyptischen Sphinx.
18. Vom Pharus.
19. Von den Labyrinthen.
20. Von den hängenden Garten und einer hängenden Stadt.
21. Von dem Tempel der Diana zu Ephesus.
22. Andere merkwürdige Tempel.
23. Von dem flüchtigen Steine. Von dem siebenfachen Echo zu
Cyzicum. Von Gebäuden ohne Nägel, auch zu Rom.
24. 18 bewunderungswürdige Werke in Rom.
25. Vom Magnetsteine, 3 Arzneien.
26. Vom scyrischen Steine.
27. Vom sarkophagischen Steine zu Assus, 10.
28. Von dem Chernites und Porus.
29. Von knochenartigen und handförmigen Steinen; von dem täna-
rischen und caranischen Steine; vom schwarzen Marmor.
30. Von den Mühlsteinen. Von den Feuersteinen, 7.
31. Vom Ostracites, 4.
32. Vom Gaeodes, 3.
33. Vom Melitites, 6.
34. Vom Gagates, 6.
35. Vom Schwammsteine, 6.
36. Vom phrygischen Steine.
37. Vom Blutsteine, 5; vom Schiefer, 7.
Erstes Buch. 113
38. Vom äthiopischen Steine; dem Androdamas, 2; dem arabischen;
dem Miltites oder Hepatites, dem Anthracites.
39. Vom Adlersteine; vom taphiusischen Steine und dem Callimus.
40. Vom samischen Steine, 8.
41. Vom arabischen Steine, 6.
42. Vom Bimssteine, 9.
43. Von den Mörsern zu Arzneien und anderen Dingen. Von etesi-
sischen, thebaischen und hagelartigen Steinen.
44. Vom siphnischen und den weichen Steinen.
45. Vom Spiegelsteine.
46. Vom Leuchtsteine.
47. "Von den Wetzsteinen.
48. Von den Tofsteinen.
49. Von den Kieselsteinen.
50. Von den übrigen Bausteinen.
51. Von der Zusammenfügung der Steine.
52. Von den Cisternen.
53. Vom Kalke.
54. Von den Arten des Sandes. Von der Mischung des Sandes mit
Kalk.
55. Von den Fehlern im Bauen. Von den Tünchwerken.
56. Von den Säulen und ihren Arten.
57. 5 Arzneien vom Kalke.
58. Von der Maltha.
*9. "Vom Gypse.
£0. Von den Aestrichen. Von dem sogenannten ungefegten Hause.
61. Wann in Rom der erste Aestrich gemacht ist.
62. Von den Aestrichen unter freiem Himmel.
63. Von den griechischen Aestrichen.
■64. Wann zuerst Musivarbeit und wann zuerst gläserne gewölbte
Decken gemacht sind.
65. Ursprung des Glases.
66. Seine Arten und wie sie dargestellt werden.
67. Von dem obsidianischen Glase. Hsematinon.
68. Wunderbare Dinge vom Feuer.
69. 3 Arzneien von dem Feuer und der Asche.
70. Wunderzeichen auf einem Heerde.
Zusammen: 434 Arzneien, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
M. Varro, Cselius, Galba, Cincius, Mucianus, Com. Nepos, L. Piso,
Q. Tubero, Seneca, Fabius Vestalis, Annius Fetialis, Fabianus, der
Censor Cato, Vitruvius.
Von fremden Schriftstellern:
Theophrastus, Pasiteles, König Juba, Nicander, Sotacus, Sudines,
8
114 Erstes Buch.
Alexander Polyhistor, Apion, Plistonicus, Durides, Herodotus, Euhe-
merus, Aristagoras, Dionysius, Artemidorus, Butoridas, Antisthenes,.
Demetrius, Demoteles, Lyceas.
Siefoenunddreissigstes Buch.
Von den Edelsteinen.
1. Ursprung der Edelsteine.
2. Von dem Edelsteine des Tyrannen Polycrates.
3. Von den Edelsteinen des Pyrrhus.
4. Von den berühmtesten Steinschneidern.
5. Von der ersten Edelsteinsammlung in Rom.
6. Von den Edelsteinen, welche in dem Triumphe des M. Pompejus-
mitgebracht sind.
7. Wann zuerst die mun-hinischen Geschirre gemacht sind, und von
der Verschwendung damit.
8. Von der Beschaffenheit der murrhinischen Geschirre.
9. Von dem Krystall und den Arzneien daraus.
10. Von der Verschwendung in Krystall.
11. Vom Bernsteine; was die Schriftsteller Falsches von ihm berichtet
haben.
12. Arten des Bernsteins und 6 Arzneien daraus.
13. Vom Luchssteine, 2.
14. Von den Edelsteinen nach ihren Hauptfarben.
15. 6 Arten des Diamants; 2 Arzneien daraus.
16. Von den Smaragden.
17. 12 Arten derselben.
18. Ihre Fehler.
19. Vom Tanus und Kupfersmaragd.
20. 8 Arten des Berylls und ihre Fehler.
21. 7 Arten des Opals.
22. Bare Fehler und Prüfung auf ihre Ächtheit.
23. Vom Sardonyx, seinen Arten und Fehlern.
24. Von den Arten des Onyx.
25. 12 Arten des Karbunkels.
26. Ihre Fehler und Prüfung auf ihre Ächtheit.
27. Vom Anthracitis.
28. Vom Sandastrus oder Sandaresus.
29. 4 Arten des Lampensteins.
30. Vom carchedonischen Karbunkel.
31. 5 Arten des Sarda.
32. 2 Arten des Topas.
Erstes Buch. 115
33. Vom Callais.
34. 3 Arten des Prasius.
35. Vom Nilius.
36. Vom Molochites.
37. 14 Arten des Jaspis und ihre Fehler.
38. Von den Arten des Blausteins.
39. Von den Sapphiren.
40. 4 Arten des Amethysts.
41. Vom Hyacinth.
42. 7 Arten des Chrysoliths.
43. Vom Chryselectrum.
44. 4 Arten des Leucochrysus.
45. Vom Melichrysus und Xuthus.
46. Vom Psederus oder Sangenos oder Tenites.
47. Vom Asteria.
48. Vom Astrius.
49. Vom Astroites.
50. Vom Astrobolus.
51. 4 Arten des Ceraunia; von dem Ba^tylos.
52. 2 Arten des Iris.
53. Vom Leros.
54. Die übrigen Edelsteine in alphabetischer Ordnung. 1. Achates.
2. Acopos und Arzneien davon. 3. Alabastrites und Arzneien
davon. 4. Alectoria?. 5. Androdamas. Argyrodamas. 6. Anti-
pathes. 7. Arabica. 8. Aromatites. 9. Asbestos. 10. Aspi-
sates. 11. Atizce. 12. Augites. 13. Amphidanes oder Chry-
socolla. 14. Aphrodisiaca. 15. Apsyctos. 16. Aegyptilla.
55. 1. Balanitae. 2. Batrachita?. 3. Baptes. 4. Oculus Beli. 5. Belus.
6. Baroptenus oder Barippe. 7. Botryites. 8. Bostrychites.
9. Bucardia. 10. Bronte. 11. Bolce.
56. 1. Cadmitis. 2. Callais. 3. Capnitis. 4. Cappadocia. 5. Callaina.
6. Catochitis. 7. Catoptritis. 8. Cepitis oder Cepolatitis.
9. Ceramites. 10. Cina?dia?. 11. Ceritis. 12. Circos. 13. Corsio-
des. 14. Coralloachates. 15. Corallis. 16. Craterites. 17. Cro-
callis. 18. Cytis. 19. Chalcophonos. 20. Chelidoniae. 21. Che-
lonia. 22. Chelonitis. 23. Chloritis. 24. Choaspitis. 25. Chry-
solampis. 26. Chrysopis. 27. Ceponides.
57. 1. Daphnia. 2. Diadochos. 3. Diphyes. 4. Dionysias. 5. Dra-
contites.
58. 1. Encardia oder Ariste. 2. Enorchis. 3. Exebenus. 4. Erythallis.
5. Erotylos oder Amphicome oder Hieromnemon. 6. Eumeces.
7. Eumithres. 8. Eupetalos. 9. Eureus. 10. Eurotias. 11. Eu-
sebes. 12. Epimelas.
8*
11(5 Erstes Buch.
59. 1. Galaxias. 2. Galactites oder Leucogaeas oder Leucographitis
oder Synnephitis. 3. Gallaica. 4. Gassinnade. 5. Glossopetra.
6. Gorgonia. 7. Gonisea.
60. 1. Hiliotropion. 2. Hephsestitis. 3. Herrnusedseon. 4. Hexeconta-
lithos. 5. Hieracitis. 6. Hammitis. 7. Hörn des Hammon.
8. Hormesion. 9. Hysenise. 10. Haamatites.
61. 1. Ideei dactyli. 2. Icterias. 3. Jupiters Stein. 4. Indica. 5. Ion
62. 1. Lepidotis. 2. Lesbias. 3. Leucophthalmos. 4. Leucopsecilos.
5. Libanochrus. 6. Limoniatis. 7. Lipare. 8. Lysimacbos.
9. Leucochrysos.
63. 1. Memnonia. 2. Medea. 3. Meconites. 4. Mithrax. 5. Morochi-
tes. 6. Morion oder Pramnium oder Alexandrinum. 7. Myr-
rbites. 8. Myrmecias. 9. Myrsinitis. 10. Mesoleucos. 11. Me-
somelas.
64. 1. Nasamonitis. 2. Nebritis. 3. Ninparena.
65. 1. Oica. 2. Ombria oder Notia. 3. Oritio oder Sideritis. 4. Ostra-
cias oder Ostracitis. 5. Ophicardelos. 6. Obsidiana. 7. Ono-
cardia.
66. 1. Panchrus. 2. Pangonius. 3. Paneros oder Panerastus. 4. Vier
Arten des Pontica. 5. Phloginos oder Cbrysitis. 6. Phcenicitis.
7. Phycitis. 8. Perireucos. 9. Pseantides oder Gseanides.
67. 1. Sonnenstein. 2. Sagda. 3. Samothracia. 4. Sauritis. 5. Sar-
citis. 6. Selenitis. 7. Sideritis. 8. Sideropoecilos. 9. Spongitis.
10. Synodontitis. 11. Syrtides. 12. Syringitis.
68. 1. Trichrus. 2. Thelyrrhizos. 3.Thelycardios oder Mulc. 4. Tra-
cia, drei Arten. 5. Tephritis. 6. Tecolithos.
69. 1. Venushaar. 2. Vejentana.
70. 1. Zathene. 2. Zmilampis. 3. Zoraniscsea.
71. Edelsteine, welche nach Gliedern des Körpers benannt sind. He-
patitis, Steatitis, Adadunephros, Adaduophthahnos, Adadudac-
tylos, Triophthalmos.
72. Edelsteine, welche ihren Namen von Thieren haben. Carcinias,
Echitis, Scorpitis, Scaritis, Triglitis, Aegophthalmos , Hyoph-
thalmos, Geranitis, Hieracitis, Aetitis, Myrraecitis, Cantharias
Lycophthalmos, Taos, Chehdonias.
73. Von den übrigen Steinen. Ammochrysos, Cenchritis, Dryitis,
Cissitis, Narcissitis, Cyamea, Pyren, Phönicitis, Chalazias, Py-
ritis, Polyzonos, Astrapias, Phlogitis, Anthracitis, Enygros.
Polytrichos, Leontios, Pardalios, Drosolithos, Melichrus, Melich-
loros, Polias, Spartopolias, Rhoditis, Chalcitis, Sycitis, Bostry-
chitis, Gernitis, Ananchitis, Synochitis, Dendritis etc.
74. Von plötzlich entstandenen neuen Edelsteinen und solchen, die
keinen Namen haben. Von den Cochliden.
75. Von der Gestalt der Edelsteine.
Erstes Buch. 117
76. Von der Prüfung der Edelsteine.
77. Vergleichung der Natur nach den Ländern; Vergleichung der
Naturdinge nach ihrem Werthe.
Zusammen: 1300 Gegenstände, Erzählungen und Bemerkungen.
Von römischen Schriftstellern sind benutzt:
M.Varro, die Triumph- Akten, Mascenas, Jacchus, Cornelius Bocchus.
Von fremden Schriftstellern:
König Juba, Xenocrates des Zeno Sohn, Sudines, Aeschylus, Phi-
loxenus, Euripides, Nicander, Satyrus, Theophrastus, Chares, Phile-
mon, Demostratus, Zenothemis, Metrodorus, Sotacus, Pytheas, Timseus
aus Sicilien, Theochrestus, Asarubas, Mnaseas, Theomenes, Ctesias,
Mithridates, Sophocles, König Archelaus, Callistratus, Democritus,
Ismenias, Olympicus, Alexander Polyhistor, Apion, Horus, Zoroaster,
Zachalias.
Zweites Euch.
Von der Welt und den Elementen.
1.
Wir haben Ursache zu glauben, dass die Welt und
das, was wir mit einem andern Namen Himmel nennen,
dessen Wölbung alles bedeckt, etwas Göttliches, Ewiges,
Unermessliches sei, welches weder erzeugt ist, noch unter-
gehen wird. Ueber dieses hinaus zu forscheu, nützt weder
dem Menschen, noch vermag sein Geist es deutend zu er-
fassen. Sie ist heilig, ewig, unermesslich, ganz in dem
Ganzen, ja sie ist selbst das Ganze; begrenzt und doch
scheinbar unendlich, sicher in allen ihren Theilen und doch
scheinbar unsicher; sie umfasst alle Dinge in sich; sie ist
zugleich ein Werk der Natur und die Natur selbst.
Es war thöricht, dass Einige über ihre Grösse nach-
dachten und dieselbe auszusprechen wagten; Andere wie-
derum, diess benutzend, von unzähligen Welten redeten,
so dass man eben so viele Naturen, oder, wenn Eine alle
jene belebte, doch ebensoviele Sonnen, ebensoviele Monde
und die übrigen unermesslichen und unzähligen Gestirne
in einer annehmen müsste; als wenn nicht, bei dem Wunsche
nach einem Ziele, am Ende des Nachdenkens dieselbe Frage
immer wieder kehrte, oder, weun diese Unendlichkeit der
Natur dem Urheber aller Dinge zugeschrieben werden
könnte, sich jenes nicht leichter an eiuem einzigen, so
grossen Werke erkennen Hesse. Unsinn, wahrer Unsinn
ist es, noch weiter zu gehen und nach Dingen zu forschen,
Zweites Buch. 119
welche ausser ihr liegen, als wäre ihr ganzer Inhalt schon
völlig bekannt, gerade wie wenn Jemand das Maass von
einem Gegenstande, den er noch nicht kennt, ausmitteln,
oder, der menschliche Geist etwas erspähen wollte, was
die Welt selbst nicht umfasst.
2.
Dass ihre Gestalt die einer vollkommenen Kugel sei,
lehrt besonders ihr Name und die Uebereinstimmung aller
Völker darin, dass sie sie Orbis x) nennen, dann aber auch
die in ihr selbst liegenden Beweise. Denn eine solche
Figur neigt sich in allen ihren Theilen zu sich selbst, muss
sich selbst tragen, schliesst sich ein und hält sich ohne
Beihülfe von Banden, hat kein Ende und keinen Anfang
in allen ihren Theilen; sie ist ferner für die Bewegung,
worin sie sich, wie wir bald zeigen werden, beständig
drehen muss, die schicklichste Form. Endlich lehrt es auch
der Augenschein, weil sie gewölbt ist, und man überall in
der Mitte sich befindet, was bei einer anderen Figur nicht
möglich wäre.
3.
Der Auf- und Untergang der Sonne setzen es ausser
Zweifel, dass die so gestaltete Welt im ewigen ununterbro-
chenen Umlaufe mit unbeschreiblicher Schnelligkeit, ihre
Bahn in 24 Stunden vollendet. Ob durch den beständigen
Umschwung einer solchen Last ein ausserordentliches und
über unsere Hörkraft hinausgehendes Geräusch entsteht,
kann ich eben so wenig behaupten, als dass das Getön
der umeinander wandelnden und im Kreise sich drehenden
Gestirne eine liebliche und von unglaublicher Anmuth be-
gleitete Harmonie sei. Für uns, die wir mitten darin leben,
verfolgt die Welt Tag und Nacht ihren Lauf ruhig. Dass
ihr unzählige Gestalten von Thieren und Gegenständen
aller Art aufgedrückt sind, und dass sie nicht, wie wir
von den Eiern der Vögel wahrnehmen, ein völlig glatter
Körper ist, wie doch sehr berühmte Schriftsteller behauptet
') Hier in der Bedeutung von Himmel, Himmelsgewölbe, Weltall.
120 Zweites Buch.
haben,1) geht aus vielen Gründen hervor; denn aus den
von dort herabgefallenen und meistens vermischten Samen
aller Dinge entstehen besonders im Meere unzählige wunder-
bare Gestalten. Ausserdem erblicken wir mitten in einem
helleren Kreise2) über uns, hier die Gestalt eines Wagens,
dort eines Bären, dort eines Stieres, dort eines Buchstaben.3)
Ich werde hier noch an die einstimmige Meinung der Völker
erinnert. Denn, was die Griechen xoafiog oder Schmuck
nennen, das nennen auch wir wegen ihrer vollkommenen
Schönheit Mundus. Den Himmel aber hat man nach der
Erklärung M. Varro's4) von der getriebenen Arbeit caelum
genannt. Diess beweist noch die Ordnung der Gegenstände
an dem sogenannten Thierkreise, welcher in 12 Thierbilder
getheilt ist, und die so viele Jahrhunderte lang durch jene
Bilder gleichmässig gehende Bahn der Sonne.
4.
Auch über die Existenz von vier Elementen5) scheint
kein Zweifel zu obwalten. Das höchste ist das Feuer; da-
von entstand jene gleich Augen schimmernde Menge vor*
Sternen. Demnächst kommt die Luft, welche die Griechen
und wir mit ein und demselben Worte A'er (dtjg) nennen.
Sie ist das belebende, alles durchdringende, und mit allem
in Verbindung stehende; durch ihre Kraft getragen schwebt
die Erde in der Mitte der Welt, mit dem vierten Elemente,
dem Wasser. So wird durch wechselseitige Verbindung
Verschiedenartiges verknüpft, das Leichtere durch Gewichte
verhindert zu entfliehen und das Schwere, damit es nicht
herabstürze, in leichter Spannung in der Luft gehalten.
Ein gleichmässiges Streben nach verschiedenen Richtungen
') Wahrscheinlich Plato im Timäus und Cic. de nat. Deor. II. 18.
2) Die Milchstrasse.
3) Das in Form des griechischen Delta aus 3 Sternen bestehende
hell leuchtende Sternbild in der Cassiopeja.
4) De lingua latina IV. 3. — M. Terentius Varro, der gelehrteste
Römer seiner Zeit, wurde 116 v. Chr. geb. und starb 27 v. Chr.
5) Nach der Lehre des sicilianischen Philosophen Empedokles
(zu Agrigent um 440 v. Chr.)
Zweites Buch. 121
bewirkt, dass jedes der 4 Elemente durch seine eigene Kraft
besteht und durch den ununterbrochenen Umschwung der Welt
selbst zusammengehalten wird. Während diese nun beständig
um sich schwingt, bildet die Erde den innersten und mit-
telsten Theil in dem Weltall, in dessen Axe sie schwebt,
und dem Medium, welches sie trägt, das Gleichgewicht
haltend. Sie allein ist unbeweglich,1) während die übrigen
Himmelskörper sich um sie wälzen, sie umschlingen und
sich zu ihr neigen. Zwischen der Erde und dem Himmel
schweben in derselben Luft, und durch bestimmte Räume
getrennt, 7 Gestirne,2) welche wir wegen ihres Laufes Irr-
sterne (Planeten) nennen, obgleich sie doch nichts weniger
als irren. Von ihnen befindet sich die Sonne, ein Gestirn
umfassendster Grösse und Macht, in der Mitte, unter deren
Einfluss nicht nur die Zeiten und Länder, sondern auch
die Sterne und der Himmel selbst stehen. Wohl ziemt es
uns daher, in Anerkennung ihrer Wirkungen, sie für die
Seele der ganzen Welt zu halten, ihr die höchste Herrschaft
der Natur und göttliche Kraft beizulegen. Sie giebt den
Gegenständen das Licht und verscheucht die Finsterniss;
sie verdunkelt durch ihren Schimmer die übrigen Gestirne;
sie bestimmt den Wechsel der Jahreszeiten und das nach
Naturgesetzen sich immer wieder erneuernde Jahr; sie
zerstreuet die Düsterheit des Himmels, und erheitert selbst
das traurige Gemüth des Menschen; sie giebt auch den
') Eine im Alterthum oft vorkommende, aber auch ebenso oft
bestrittene Behauptung. Plato, Aristoteles und Ptolemseus stellten
sich die Erde weder als rotirend noch fortschreitend, sondern als
unbeweglich im Mittelpunkte stehend, vor. Nach dem Berichte des
Philolaus aus Croton lehrten die Pythagoräer die fortschreitende Be-
wegung der nicht rotirenden Erde, ihren Kreislauf um den Weltheerd
(das Centralfeuer, Hestia). Hicetes aus Syrakus, der mindestens älter
als Theophrast ist, Heraclides aus Pontus und Ecphantus kannten
die Axendrehung der Erde; aber nur Aristarchus von Samos und be-
sonders Seleucus der Babylonier, anderthalb Jahrh. nach Alexander,
wussten, dass die Erde nicht bloss rotire, sondern sich zugleich auch
um die Sonne, als das Centrum des ganzen Planetensystems, bewege.
2) Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur und Mond.
122 Zweites Buch.
übrigen Sternen ihr Licht. Sie ist herrlich, über alles er-
haben, allsehend und allhörend, wie Homer,1) der Vater der
Gelehrsamkeit, an einer Stelle2) so schön sagt.
5.
Ich halte es daher für ein Zeichen menschlicher Schwäche,
das Bild und die Gestalt Gottes zu erforschen. Wer auch
Gott ist, wenn es noch einen giebt und wo er sich befin-
det, so ist er ganz Sinn, Gesicht, Gehör, Seele, Geist und
ganz er selbst. Aber an unzählige Götter glauben und so-
gar nach den Tugenden und Lastern der Menschen an
einen Gott der Schaamhaftigkeit, Eintracht, Klugheit, Hoff-
nung, Ehre, Milde, Treue, oder (wie Democrit3) sagt) an
zwei, ein Wesen der Bestrafung und Belohnung, zeugt von
einem noch grösseren Unverstände. Die gebrechlichen und
mühseligen Menschen haben, ihrer Schwachheit eingedenk,
die Gottheit in Theile getheilt, damit ein Jeder den Theil
verehre, dessen er am meisten bedarf. Daher finden wir
bei andern Völkern andere Namen von zahllosen Göttern;
auch sind unterirdische Dinge, Krankheiten und viele böse
Seuchen in Gattungen getheilt, weil wir sie in zagender
Furcht besänftigt wissen möchten.
So hat man auf dem palatinischen Berge einen Tempel
des Fiebers, einen Tempel der Laren4), einen Altar für die
Orbona5) und für das böse Geschick einen auf dem exqui-
linischen Hügel eingeweiht. Die Zahl der Götter muss
grösser als die der Menschen ausfallen, weil ein Jeder für
sich so viele Götter macht, indem er sich eine Juno6) oder
einen Genius7) wählt. Gewisse Völker aber halten Thiere
und sogar schmutzige, desgleichen viele Dinge, die ich mich
') Der allbekannte griechische Dichter, über dessen Lebensver-
hältnisse wir nichts Näheres wissen.
2) Iliade III. 277.
3) Von Abdera, lebte 469—361 v. Chr.
4) Hausgötter, sie wurden aber auch öffentlich verehrt.
5) Göttin der Eltern, die ihrer Kinder beraubt sind.
6) Junonen hiessen die Schutzgeister des weiblichen Geschlechts.
7) Genien waren die Schutzgeister des männlichen Geschlechts.
Zweites Buch. 123
zu nennen schäme, für Götter, und schwören bei stinkenden
Speisen und ähnlichen Sachen. Dass man aber glaubt,
unter den Göttern fänden Ehen statt, aus welchen in langer
Zeit keine Kinder geboren würden; ferner, einige von ihnen
wären sehr alt und immer Greise, andere Jünglinge und
Knaben, von schwarzer Farbe, geflügelt, lahm, aus einem
Eie gekommen, abwechselnd einen Tag lebendig und todt,
das grenzt an kindischen Wahnsinn. Allein alle Unver-
schämtheit übersteigt es, wenn man Ehebruch, Zank, Hass
unter ihnen, ja sogar Gottheiten des Diebstahls und der
Verbrechen annimmt.
Wer dem Sterblichen hilft, der ist ihm ein Gott und
das ist der Weg zum ewigen Ruhme. Ihn gingen die be-
rühmtesten Römer, ihn wandelt jetzt im himmlischen
Schritte mit seinen Kindern der grösste Herrscher unsers
Zeitalters, Vespasianus Augustus, als ein Retter in der
Noth. Das ist die älteste Sitte, dass man sehr verdiente
Männer, um sich ihnen dankbar zu erweisen, unter die
Götter versetzt. So sind auch die Namen aller übrigen
Götter und der oben genannten Gestirne von verdienstvollen
Männern entstanden. Wer sollte es nicht natürlich finden,
dass es einen Jupiter oder Merkur oder Andere anders
benannte gegeben habe, und dass ein himmlisches Namens-
verzeichniss existire? Lächerlich aber ist die Behauptung,
dass ein höchstes Wesen sich um die Angelegenheiten der
Menschen kümmere. Sollen wir nicht glauben, dass es
durch ein so trauriges und vielseitiges Amt entehrt werde?1)
Es ist in der That zu bezweifeln und kaum zu entscheiden,
ob es dem menschlichen Geschlechte dienlicher sein würde,
wenn Einige den Göttern keine, oder Andere ihnen nur
eine Verehrung erzeigen, die ihnen zur Schande gereicht.
Diese dienen auswärtigen heiligen Gebräuchen, tragen
Götter an den Fingern, verdammen wohl gar die Unge-
heuer, welche verehrt werden, ersinnen Speiseopfer und
') Dies war die Meinung Epikurs, zu dessen Lehren sich Plinius
bekannte.
124 Zweites Buch.
behandeln sie tyrannisch, indem sie ihnen nicht einmal
ruhigen Schlaf gönnen. Keine Ehen werden eingegangen,
keine Kinder gewählt und überhaupt nichts ohne heilige
Gebräuche unternommen. Andere betrügen auf dem Kapi-
tolio, und schwören Meineide beim donnernden Zeus; und
ihnen nützen die Schlechtigkeiten, jenen aber bringt ihr
heiliges Wesen Strafe.
Zwischen diesen beiden Meinungen erdachten sich
jedoch die Sterblichen eine mittlere Gottheit, damit ja die
Verwirrung recht vollständig wäre. In der ganzen Welt,
an jedem Orte und zu jeder Stunde wird nämlich von
allen Stimmen die Fortuna allein angerufen und genannt;
sie allein wird angeklagt, beschuldigt, nur an sie gedacht,
nur sie gelobt und getadelt und mit Schimpfen verehrt.
Man hält sie für veränderlich, grösstenteils aber für blind,
für unstet, unbeständig, unsicher, wankelhaft und für eine
Gönnerin Unwürdiger. Ihr werden alle Ausgaben, ihr
alle Einnahmen zugeschrieben, und in dem Rechnungsbuche
der Sterblichen füllt sie allein beide Seiten aus. So sehr
sind wir also dem Zufall unterworfen, dass dieser selbst
für einen Gott gilt, und dieser Gott daher für unzuverlässig
gehalten wird.
Andere verwerfen auch diese Ansicht, und schreiben
alle Begebenheiten ihrem Gestirne und dessen Stande bei
der Geburt zu; sie glauben, alles Zukünftige sei von Gott
ein für allemal beschlossen, um das Uebrige kümmere er
sich nicht. Diese Meinung fängt an, Eingang zu gewinnen,
und die gelehrte sowie die rohe Menge läuft ihr zu. Daher
entstanden die Warnungen durch Blitze, die Prophezeihun-
gen der Orakel, die Weissagungen der Haruspices, und um
auch das Geringste zu nennen, die Bedeutung des Niesens
bei den Auguren und des Anstossens mit den Füssen. Der
göttliche Augustus t) erzählt, dass ihm an dem Tage, wo ihm
') Der bekannte römische Kaiser, Sohn des C. Octavius und der
Atia, Grossneffe von mütterlicher Seite des Jul. Caesar, geb. 63 v. Chr.,
starb 13 n. Chr.
Zweites Buch. 125
ein militärischer Aufstand gefährlich zu werden drohte, der
linke Schuh verkehrt angezogen worden sei. *) Alles diess
beweist, dass die Menschen nichts vorher wissen; nur so
viel ist gewiss, dass es nichts Gewisses giebt, und dass
nichts ehuder und stolzer ist als der Mensch. Denn die
übrigen lebenden Geschöpfe sorgen nur für ihre Nahrung,
welche ihnen die gütige Natur freiwillig in reichlicher
Menge spendet; schon das eine ist allen Gütern vorzuziehen,
dass sie über Ruhm, Geld, Ehrfurcht und den Tod nicht
nachdenken.
Allein bei alledem dürfen wir aus dem täglichen Leben
schliessen, dass die Götter sich der menschlichen Angele-
genheiten annehmen, dass die Strafen für die Verbrechen
von der so sehr beschäftigten Gottheit zwar etwas aufge-
schoben, nie aber unterbleiben werden, und dass der Mensch
darum ihm am nächsten stehend geschaffen sei, um sich
mit den Thieren nicht auf einer und derselben Stufe der
Niedrigkeit zu befinden. Für die unvollkommene Natur des
Menschen ist es hingegen der grösste Trost, dass selbst
Gott nicht allmächtig ist, denn er kann sich weder den
Tod anthun, wenn er auch will, was er dem Menschen als
das beste Mittel bei den grossen Mühseligkeiten des Le-
bens verliehen hat; noch kann er den Sterblichen die Un-
sterblichkeitverschaffen oder Todte ins Leben zurückrufen;
noch machen, dass wer gelebt hat, nicht gelebt habe, wer
Ehrenstellen bekleidet hat, sie nicht bekleidet habe; noch
hat er ein anderes Recht über die Vergangenheit, als sie
zu vergessen. Endlich, damit wir auch durch scherzhafte
Beweise die Unvollkommenheit Gottes zeigen, kann er nicht
machen, dass 2 mal 10 nicht 20 sind, und noch viele ähn-
liche Dinge. Hieraus geht unleugbar die Macht der Na-
tur hervor, und dass sie das sei, was wir Gott nennen.
Diese Abschweifung hielt ich für nicht unpassend, da die
unaufhörliche Frage über Gott so allgemein verbreitet ist.
') Man vergleiche das Leben des Augustus bei Suetonius. XIV.92.
126 Zweites Buch.
6.
Wir wollen nun zu den übrigen Gegenständen der
Natur zurückkehren. Die Gestirne, welche wir angeheftete *)
genannt haben, sind nicht, wie der gemeine Haufe glaubt,
den einzelnen Menschen zugetheilt, die hellen den Reichen,
die kleinen den Armen, die dunkeln den Gebrechlichenr
und leuchten nicht nach dem Schicksal eines Jeden; denn
sie entstehen und vergehen nicht mit dem Menschen, noch
bedeutet ihr Fall, dass Jemand sterbe. Wir haben keine
so grosse Gemeinschaft mit dem Himmel, dass dort der
Glanz der Gestirne mit uns sterblich ist. Jene geben,
wenn sie zu viel Nahrung an Feuchtigkeit mit feuriger
Kraft an sich gezogen haben, den Ueberfluss wieder von
sich, und dann glaubt man, sie fallen; etwas Aehnliches
nehmen wir an unsern brennenden Oel-Lampen wahr. Ue-
brigens haben die himmlischen Körper eine einzige Dauer,
denn sie halten die Welt zusammen, und bilden durch die-
ses Zusammenhalten ein Ganzes. Ihre Gewalt erstrekt sich
vorzüglich auf die Erde, und wir kennen sie wegen ihrer
Wirkungen, Klarheit und Grösse sehr genau, wie ich an
seinem Orte zeigen werde.2) Auch die Lehre von den
Himmelskreisen werde ich schicklicher bei der Erde 3) vor-
tragen, da sie ganz dahin passt; nur von der Erfindung
des Thierkreises muss hier das Nöthige gesagt werden.
Der Erste welcher seine Schiefe4) erkannt und mithin die
Thore dieses Gegenstandes geöffnet hat, soll Anaximander
von Milet gewesen sein, zur Zeit der 58sten Olympiade. 5)
Die Zeichen desselben, und zwar zuerst die des Widders
') Fixsterne.
2) Im XVII. und XVIII. Buche, welche von der Landwirthschaft
handeln.
3) Im VI. B. 39. C.
4) Richtiger die Schiefe der Ekliptik.
5) Die Olympiade war bei den Griechen ein Zeitraum von 4 Jah-
ren, und die allgemeinste Zeitrechnung in Griechenland, welche 776
v. Chr. anfing. Die 58. Olympiade ist also gleich 548—544 Jahre
v. Chr. G.
Zweites Buch. 127
und des Schützen hat Kleostratus *) entdeckt. Den Kreis
selbst aber erkannte Atlas lange vorher. Nun verlassen
wir den Himmelskörper selbst, und wollen von den übrigen
Erscheinungen zwischen Himmel und Erde handeln.
Dass das Gestirn, welches Saturnus heisst, am höch-
sten2) steht, und daher am kleinsten erscheint, auch den
grössten Kreis beschreibt und in 30 Jahren3) seine Bahn
vollendet, ist gewiss. Aber der Lauf aller Planeten, und
unter ihnen der der Sonne und des Mondes hat eine dem
Umlaufe der Welt entgegengesetzte Kichtung, das heisst,
diese geht nach links, während jene immer der Rechten
zueilen. Obgleich sie durch die beständige Drehung in un-
geheuerer Geschwindigkeit von der Welt emporgehalten
und gegen Abend hingerissen werden, so behauptet doch
ein jeder in entgegengesetzter Richtung seine Bahn, Da-
her geschieht es, dass die durch die ewige Drehung der
Welt an eine Stelle zusammengedrängte Luft, nicht zu ei-
nem trägen Balle erstarrt, sondern durch den Gegenstoss
der Gestirne zertheilt wird. Der Saturn ist von kalter und
starrer Natur; weit tiefer liegt die Bahn des Jupiter, wel-
cher daher auch in schnellerer Bewegung innerhalb 12
Jahren seinen Lauf vollendet.4) Das dritte Gestirn, der
Mars, auch Herkules genannt, ist feurig und brennend we-
gen der Nähe der Sonne, und bedarf beinahe 2 Jahre zu
seinem Laufe. 5) Durch dessen allzu grosse Hitze und
>) Aus Tenedos, um 536 v. Chr.
2) Bis zum Jahre 1781, wo Herschel den Uranus entdeckte, war
dieser der entfernteste Planet; seine mittlere Entfernung von der
Sonne beträgt 384 Millionen Meilen und er durchläuft seine Bahn in
fast 84 Jahren. 1846 beobachtete aber Galle einen noch weit ent-
fernteren, den er Neptun nannte, und dessen Existenz von Leverrier
schon vorausgesagt war; derselbe ist von der Sonne über 600 Mill.
Meilen entfernt.
3) Vielmehr in 29 Jahren und 154 Tagen Von der Sonne ist er
191 Millionen Meilen entfernt.
4) Er vollendet seine Bahn in 11 Jahren und 312 Tagen und ist
104 Millionen Meilen von der Sonne entfernt.
5) Er vollendet seinen Lauf in 1 Jahre 322 Tagen und ist 30,5 Mil-
128 Zweites Buch.
durch die Kälte des Saturnus erhält der zvvischen beiden
liegende Jupiter eine gewisse Mässigung, die ihm wohl-
thätig ist. Dann folgt die in 360 Theile getheilte Sonnen-
bahn; damit aber die durch sie bewirkten Schatten bei
ihrer Rückkehr dieselben bleiben, wurden noch 5V4 Tage
hinzugesetzt. Aus diesem Grunde bekommt jedesmal das
5. Jahr noch einen eingeschalteten Tag, um die Zeitrech-
nung mit dem Laufe der Sonne in Uebereinstimmung zu
bringen.
Unterhalb der Sonne läuft ein grosser Stern, die Ve-
nus,1) mit abwechselnder Bahn,2) und wetteifert durch ihre
Beinamen mit der Sonne und dem Monde. Erscheint sie
nämlich vor Tagesanbruch, so heisst sie Lucifer, weil sie
als eine zweite Sonne den Tag früher bringt; leuchtet sie
aber vom Sonnenuntergänge an, so heisst sie Vesper, weil
sie den Tag verlängert und die Stelle des Mondes vertritt.
Pythagoras 3) von Samos erkannte zuerst das Verhältniss,
ohngefähr um die 32. Olympiade, das ist im 113. Jahre der
Stadt Rom. Schon an Grösse tibertrifft sie alle anderen
Gestirne,4) und ihre Helligkeit ist so bedeutend, dass
durch ihre Strahlen Schatten entstehen. Daher hat sie auch
viele Namen. Einige haben sie Juno, andere Isis, an-
dere die Mutter der Götter genannt. Durch sie wird
alles auf der Erde erzeugt; denn indem sie bei ihrem zwei-
fachen Aufgange einen belebenden Thau spendet, befruch-
tet sie nicht nur die Erde, sondern reizt auch alle lebenden
lionen Meilen von der Sonne entfernt. Zwischen dem Jupiter und
dem Mars entdeckte man 1801—1807 4 kleine Planeten, Ceres (1801),
Pallas (1802), Juno (1804), Vesta (1807), denen man den gemeinschaft-
lichen Namen Asteroiden gab. Seit 1845 haben sich die Entdeckun-
gen von Asteroiden so vermehrt, dass deren Anzahl bereits auf 200
gestiegen ist.
*) Sie ist etwa der Erde an Grösse gleich; der grösste Planet
ist der Jupiter.
2) d. h. sie geht bald vor der Sonne, bald folgt sie ihr nach.
3) Schüler des Pherecydes, Sohn des Mnesarchus, geb. um 584
v. Chr., starb 79 — 80 Jahr alt zu Metapontum.
4) Was natürlich ganz irrig ist; siehe Anmerkung, 1.
Zweites Buch. 12?
Wesen in gleicher Weise an. Sie vollendet ihren Lauf
in 348 Tagen, und ist nach Timseus l) nie weiter als 46 Grade
von der Sonne entfernt. 2)
Auf ähnliche Weise, aber von weit geringerer Grösse
und Kraft, befindet sich ihr zunächst das Gestirn des Mer-
kurs, der von Einigen auch Apollo genannt wird. Er voll-
endet seine niedrigere Bahn in einem um 9 Tage kürzeren
Zeiträume, leuchtet bald vor Sonnenaufgange bald nach
Sonnenuntergänge, und ist niemals weiter als 22 Grade3)
von der Sonne entfernt, nach dem Zeugnisse Ebendesselben*)
und des Sosigenes. 5) Daher haben auch diese Gestirne
eine eigenthümliche, von den oben genannten Gestirnen
verschiedene Beschaffenheit; denn sie sind um den vierten
-und den dritten Tbeil des Himmels von der Sonne entfernt,
stehen ihr oft gegenüber, und beschreiben sämmtlich an-
dere Bahnen bei vollkommner Umdrehung, von denen wir
bei Betrachtung des grossen Jahres reden wollen.
Aber alle Bewunderung übertrifft das letzte Gestirn, wel-
ches auf der Erde am bekanntesten ist, und das die Natur
.zur Verscheuchung der Finsterniss erfand, der Mond. Durch
seinen vielartigen Lauf setzte er den Geist der Beobachter,
und derjenigen, welche es unter ihrer Würde hielten, das
nächste Gestirn nicht zu kennen auf die Probe, indem er
beständig zu- oder abnimmt. Denn bald ist er in zwei
Hörner gekrümmt, bald gleich getheilt, bald ein ganzer
Kreis; einmal fleckig und plötzlich wieder glänzend, bald
bildet er eine ausserordentlich grosse Scheibe, bald ist er
unsichtbar; zuweilen scheint er die ganze Nacht hindurch
') Pythagoräer aus Locri um 400 v. Chr., schrieb über Physik
und Mathematik.
2) Die Entfernung beträgt 14,5 Millionen Meilen von der Sonne,
und sie vollendet ihren Umlauf in 224 Tagen 16 Stunden.
3) 7,8 Millionen Meilen beträgt sein Abstand von der Sonne und
seine Umlaufszeit 88 Tage.
4) Tima^us.
5) Er lebte in Alexandrien und berichtigte auf Ctesars Veran-
lassung den Kalender.
9
130 Zweites Buch.
zuweilen nur Abends spät und unterstützt einen Theil des
Tages das Licht der Sonne; bald ist er verfinstert und
bleibt doch während der Verfinsterung sichtbar; gegen Ende
des Monats ist er Verborgen und doch glaubt man nicht,
dass er fehlt. Er ist bald hoch und bald niedrig, und diess
nicht einmal immer auf dieselbe Weise, sondern ein mal
nähert er sich dem Himmel, ein ander mal den Bergen,
bald steigt er gegen Norden empor, bald senkt er sich
gegen Süden. Endynnion1) war von allen Menschen der
erste, welcher diese Erscheinungen einsah, und deshalb,
sagt man, soll er sich in den Mond verliebt haben. Wir
sind wahrlich nicht dankbar gegen die, welche sich bemüh-
ten, uns über dieses Licht aufzuklären; und eine wunder-
bare Krankheit des menschlichen Geistes ist es, dass wir
lieber Blut und Kriege in den Jahrbüchern aufbewahren,
damit die Schlechtigkeiten der Menschen denen, welche
von der Welt nichts wissen, bekannt werden.
Der Mond ist also dem Mittelpunkte der Welt2) am
nächsten, daher vom geringsten Umlaufe, und durchläuft in
211J3 Tagen denselben Raum, wozu das höchste Gestirn,
der Saturn, wie gesagt, 30 Jahre gebraucht. Darauf ver-
weilt er 2 Tage lang in Zusammenkunft3) mit der Sonne,
und fängt spätestens am 30. Tage seinen Lauf wieder eben-
so an. Ich weiss nicht, ob er nicht der Leiter für alles, was
wir am Himmel erkennen konnten, war, und veranlasste,
dass das Jahr in 12 Monate getheilt wurde, da er selbst
ebensoviel mal die zu dem Anfangspunkte ihres Laufes
zurückkehrende Sonne erreicht. Von dem Schimmer der
Sonne werden der Mond sowie alle übrigen Gestirne re-
giert, sie leuchten mit dem von ihr entlehnten Lichte ganz
auf eben die Weise, wie wir ein Licht aus dem Wasser
zurückspiegeln sehen; daher er mit seiner mildern und
schwächern Kraft die Feuchtigkeit nur auflöst, ja wohl gar
') Sohn des Aethlios und der Kalyke, war Hirt und kam aus
Thessalien mit einer Colonie nach JElis.
2) Worunter bekanntlich PI. die Erde versteht.
3) coitus, jetzt gewöhnlich Conjunction genannt.
Zweites Buch. 131
vermehrt, welche die Sonnenstrahlen verzehren. Er hat ein
ungleiches Licht, weil er nur in der der Sonne entgegen-
gesetzten Stellung voll ist, an den übrigen Tagen aber nur
soviel von sich sehen lässt, als er selbst von der Sonne
erhält. Bei der Zusammenkunft1) sieht man ihn nicht,
weil er alles auf der entgegengesetzten Seite empfangene
Licht dahin zurück schickt, woher er es bekommen hat.
Die Gestirne werden ohne Zweifel von der irdischen Feuch-
tigkeit ernährt; bei halber Scheibe erscheint er zuweilen
fleckig, weil dann seine Kraft nicht hinreichend ist um alles
aufzunehmen, denn die Flecken sind nichts anderes, als
Unreinigkeiten, die er mit Hülfe der Feuchtigkeit von der
Erde aufgenommen hat. Seine Verfinsterungen und
diejenigen der Sonne, eine der bewunderungswürdigsten
und wunderbarsten Erscheinungen in der Natur, zeigen
durch die entstehenden Schatten die Grösse dieser Welt-
körper an.
7.
Es ist nämlich klar, dass die Sonne durch dieZwischen-
kunft des Mondes und der Mond durch die Zwischenkunft
der Erde uns unsichtbar wird, sodass dort die Sonnen-
strahlen durch den Mond der Erde, hier aber durch die
Erde dem Monde entzogen werden. Tritt letzterer vor die
Sonne, so entsteht plötzlich Dunkelheit, und wiederum wird
durch den Schatten der Erde jenes Gestirn verfinstert.
Auch ist die Nacht nichts anderes, als der Schatten der
Erde. Die Gestalt dieses Schattens ist wie die Meta2) oder
ein umgekehrter Kreisel beschaffen; nur sein oberster Theil
trifft ir> den Mond und geht nicht darüber hinaus, weil kein
anderes Gestirn dadurch3) verdunkelt wird, und eine solche
Figur keine Spitze hat. Die höchsten Flüge der Vögel
bezeugen nämlich, dass der Schatten durch die Entfernung
*) d. h. bei Neumond oder Conjunction.
2) Die am Ende des römischen Circus befindliche Spitzsäule,
um welche die Wettfahrenden herumfuhren.
3) Durch die Zwischenkunft der Erde.
9*
132 Zweites Buch.
abnimmt und endlich ganz aufhört. Daher ist die Grenze
des Schattens auch die der Luft und der Anfang des
Aethers. Ueber den Mond hinaus herrscht durchaus reines
und beständiges Licht.1) Wir sehen des Nachts die Ge-
stirne, gleichwie Lichter aus der Finsternis?, und ebendes-
halb wird der Mond nur des Nachts verfinstert. Beide Arten
von Finsternissen treten aber, wegen der schiefen Lage
des Thierkreises, wegen der schon besprochenen, sehr ab-
weichenden Bahn des Mondes und der nicht immer auf
die kleinsten Theilchen zusammentreffenden Bewegung der
Gestirne, nicht zu bestimmten Zeiten und Monaten ein.
8.
Diese Betrachtung erhebt die sterblichen Seelen in den
Himmel, und offenbart ihnen von da aus die Grösse der
drei grössten Naturkörper. Es könnte nämlich die Sonne
nicht ganz der Erde entzogen werden durch den Zwischen-
tritt des Mondes, wenn die Erde grösser wäre als der Mond.
Der ungeheuere, die Erde sowohl als den Mond übertreffende
Umfang der Sonne, ergiebt sich von selbst, und es ist da-
her unnöthig, ihre Grösse durch den Augenschein und
durch Vermuthungen zu erforschen. Sie ist unermesslich
gross, denn sie wirft die Schatten der an den Wegen auf
mehrere 1000 Schritte hin stehenden Bäume immer in
gleichen Entfernungen von einander, als wenn sie überall
im Mittelpunkte wäre; ferner bei der Tag- und Nachtgleiche
allen Bewohnern der heissen Zone zugleich über dem
Scheitel, und die Schatten der um die Wendekreise Woh-
nenden fallen Mittags gegen Norden, und Morgens gegen
Westen. Alles diess könnte nicht eintreten, wenn die Sonne
nicht weit grösser wäre, als die Erde; auch würde sie bei
ihrem Aufgange den Berg Ida nicht an Breite übertreffen,
während sie bei so ungeheuerer Entfernung doch die rechte
und linke Seite desselben bescheint.
') Man weiss jetzt, dass auch andere Planeten, z. B. Jupiter und
Saturn, durch den Durchgang ihrer Trabanten zwischen ihnen und
der Sonne verdunkelt werden.
Zweites Buch. 133
Die Mondfinsterniss ist ein unzweideutiger Beweis ihrer
Grösse, so wie sich aus der Verfinsterung der Sonne die
Kleinheit der Erde ergiebt. Denn da 3 verschiedene Ge-
stalten des Schattens entstehen können, und es gewiss ist,
dass, wenn der Körper, welcher den Schatten wirft, dem
Lichte an Grösse gleicht, ein säulenförmiger Schatten ohne
Ende entsteht; dass aber, wenn der Körper grösser als das
Licht ist, der Schatten die Gestalt eines Kreisels hat, dessen
unterster Theil am schmälsten, dessen Länge aber eben-
falls unendlich; und, ist der Körper kleiner als das Licht,
der Schatten sich als eine, nach der Spitze zu abnehmende
Säule zeigt, wie z. B. bei der Mondfinsterniss, so erhellt
auf unzweideutige Weise, dass die Erde von der Sonne an
Grösse übertroffen wird. Auch in der Natur finden wir
schweigende Beweise dafür; denn warum entfernt sich im
Winter die Sonne von der Erde? Um durch das Dunkel
der Nächte die Erde zu erquicken, welche sie sonst ohn-
fehlbar verbrennen würde, was auch in gewissen Theilen
der Erde geschieht. So bedeutend ist ihre Grösse.
9.
Die Ursache beider Verfinsterungen hat unter den Rö-
mern zuerst Sulpicius Gallus, der mit Marcellus Consul war,
bekannt gemacht1); er war damals noch Kriegstribun, und
befreiete, als ihn der Feldherr den Tag vor dem Siege des
Paullus über den König Perseus zur Vorhersagung der
Finsterniss öffentlich aufforderte, das Heer von der Furcht;
nachher hat er ein Werk darüber geschrieben. Unter den
Griechen erforschte Thaies2) von Milet jenen Gegenstand
zuerst; er sagte im 4. Jahre der 48. Olympiade eine
Sonnenfinsterniss vorher, welche unter dem König Alyattes,3)
im 170. Jahre Roms erfolgte. Nachher hat Hipparchus4) den
Lauf beider Gestirne auf 600 Jahre vorausgesagt, wobei er
') Im Jahre Roms 584 (166 v. Chr. G.) Vergl. Livius 44, 37.
2) Einer der sieben Weisen Griechenlands, geb. 648 v. Chr.;
starb 568.
3) Vater des Krösus, König von Lydien.
4) Aus Nicsea in Bithynien, starb um 125 v. Chr.
134 Zweites Buch.
zugleich die Zeitrechnung, Tage, Stunden, die Lage der
Orte und die Art, wie den verschiedenen Völkern diess
alles erscheinen würde, mit berücksichtigte. Nach der
Meinung seines Zeitalters bewerkstelligte er sein Vorhaben
dadurch, dass er an den Rathschlüssen der Natur Theil
nahm. Gross und über die Natur erhaben waren diese
Männer, welche den schwachen Geist der Menschen, der
bei den Finsternissen schwere Unglücksfälle oder den
Untergang der Gestirne fürchtete, von diesem Wahne be-
freieten. Dass aber die Menschen sich bei Sonnenfinster-
nissen gefürchtet haben, beweisen die erhabenen Gesänge
der Dichter Stesichorus *) und Pindar;2) man beschuldigte
den Mond der Zauberei, und wollte durch heftiges Geräusch
die Gefahr abwenden. Aus gleicher Furcht und unbekannt
mit der wahren Ursache wagte es der atheniensische Feld-
herr Nicias*) nicht, die Flotte aus dem Hafen zu führen,
und veranlasste dadurch die Niederlage seiner Truppen.
Dank daher eurem Scharfsinn, ihr Deuter des Himmels, die
ihr die Natur der Dinge erfasst, die Gründe erforscht und
dadurch Götter und Menschen besiegt habt! Denn sollte
der, welcher alles dieses und die sogenannten beständigen
Arbeiten der Gestirne4) erkennt, nicht die Notwendigkeit
seiner Sterblichkeit einsehen?
Jetzt will ich die Ansichten über alle diese Er-
scheinungen in einzelnen Abschnitten kurz berühren, und
an den Orten, wo es nöthig erscheint, die Gründe bündig
hinzufügen; denn erstens liegt eine solche Beweisführung
nicht in dem Plane meines Werkes, und zweitens ist es
weniger zu verwundern, dass wir nicht die Ursachen von
allen Dingen angeben können, als dass wir es bei einigen
im Staude sind.
') Aus Himera in Sicilien, lebte 5—600 v. Chr.
2) Aus Theben in Griechenland, lebte von 520—442 v. Chr.
3) Er versäumte von Syrakus abzufahren und wurde von den Sy-
rakusanern gänzlich geschlagon. S. Plutarch 33. 34. Thucydides VII. 50.
") Yirgils Aeneide I. 746.
Zweites Buch. 135
10.
Es ist ausgemacht, dass die Verfinsterungen nach 223
Monaten wiederkehren, dass eine Sonnenfinsterniss nur im
Neumonde, was man die Zusammenkunft1) nennt, eine
Mondfinsterniss aber nur bei Vollmond und zwar immer
wenn er beinahe voll ist, entsteht. Alljährig treten diese
Verfinsterungen beider Gestirne an bestimmten Tagen und
Stunden auf der Erde ein. Da sie aber über uns entstehen,
so können sie theils wegen den Wolken, theils, weil wegen
der Kugelgestalt der Erde das Gewölbe des Himmels nur
stellenweise zu sehen ist, nicht allenthalben beobachtet
werden. Hipparchus hat, von 200jährigen Erfahrungen
unterstützt, auf eine scharfsinnige Weise dargethan, dass
eine Mondfinsterniss gewöhnlich im 5. Monate, eine Sonnen-
finsterniss im 7. Monate nach der vorigen erfolgt; ferner,
dass diese Verfinsterung zwei mal in 30 Tagen auf der Erde
entsteht, aber bald hier bald dort gesehen wird. Das
Wunderbarste dabei ist, dass der Mond durch den Schatten
der Erde bald auf seiner westlichen und bald auf seiner
östlichen Seite verdunkelt wird. Und wie wird die einmal
vorgekommene Erscheinung, dass der Mond beim Untergange
der Sonne sich verfinsterte, während beide Gestirne noch
über dem Horizonte standen, zu erklären sein, da doch
jener verdunkelnde Schatten beim Aufgange der Sonne
unter die Erde hätte fallen müssen? Denn, dass beide
Gestirne innerhalb 15 Tagen am Himmel vermisst wurden,
hat sich in unserer Zeit, als der Kaiser Vespasian zum
dritten und sein Sohn zum zweiten Male Consul war,
zugetragen.2)
11.
Dass der Mond stets seine Spitzen von der Sonne ab
und gegen Osten wendet, wenn er zunimmt, nach Westen
aber, wenn er abnimmt, ist ausser Zweifel. Bis er voll
J) Mit der Sonne.
2) Im Jahre Roms 825 (71 n. Chr.), wo am 8. Febr. eine Sonnen-
und am 22. Febr. eine Mondfinsterniss statt fand.
136 Zweites Buch.
wird, scheint er täglich um mehr als 3/4 Stunden1) länger,,
wenn er abnimmt, um so viel kürzer. Innerhalb 14 Graden
der Sonne ist er stets unsichtbar. Hierin haben wir den
Beweis, dass die übrigen Planeten grösser sind als der
Mond, da jene auch bei 7 Graden sich zeigen. Nur ihre
Höhe macht, dass sie kleiner erscheinen. Ebenso verhindert
der Sonnenschein, dass wir die Fixsterne am Tage sehen,
obgleich sie bei Tag und Nacht leuchten, was sich aus
den Beobachtungen während der Sonnenfinsternisse und in
tiefen Brunnen ergiebt.
12.
Die drei Planeten, welche, wie oben gesagt wurde,
über der Sonne stehen, sind unsichtbar, wenn sie mit ihr
zusammen kommen. Sie erscheinen aber früh Morgens
wieder, sobald sie nur um 11 Grade wieder entfernt sind.
Darauf werden sie von den Sonnenstrahlen bedeckt, und
halten im Gedrittstein, nämlich 120 Grade von der Sonne
entfernt, ihren Frühstand, welchen man auch den ersten
nennt; auf der entgegengesetzten Seite erfolgt in einer
Entfernung von 180 Graden ihr Abendaufgang. Nähern sie
sich aber wieder auf 120 Grade von der anderen Seite,,
so halten sie ihren Abendstand, oder den zweiten; bis die
Sonne sie in einer Nähe von 12 Graden verdunkelt, was
dann der Abenduntergang heisst.
Der Mars, welcher der Sonne näher ist, empfindet auch
im Geviertscheine, d. i. in einem Abstände von 90 Graden
ihre Strahlen, daher hat seine Bewegung den Namen „erste
und zweite Neunziger-Bewegung", von beiden Aufgängen
an gerechnet, bekommen. Wenn er seinen Stillstand hält,
verweilt er 6 Monate in den Zeichen, ausserdem nur 2
Monate, während bei den übrigen Planeten beide Stillstände
nicht volle 4 Monate dauern.
Die beiden unteren Planeten2) werden in der Abend-
Zusammenkunft auf gleiche Weise verdunkelt, und halten.
!) 47 » 2 Minuten.
2) Venus und Merkur.
Zweites Buch. 137
nachdem sie die Sonne verlassen, in gleichen Graden ihren
Frtihaufgang. Von den entferntesten Punkten ihres Ab-
standes an folgen sie der Sonne, werden, wenn sie sie er-
reicht, beim Frühuntergange verdeckt und gehen vorbei.
Bald darauf gehen sie in derselben Entfernung bis zu den
von uns angegebenen Grenzen am Abend auf, kehren von
diesen zur Sonne zurück und verschwinden beim Abend-
untergange. Die Venus hält auch von beiden Aufgängen
an 2 Stillstände, einen früh Morgens, den andern Abends,
und zwar in den entferntesten Grenzen ihres Abstandes;
die Stillstände des Merkur sind von zu kurzer Dauer, als
dass sie wahrgenommen werden können.
13.
So verhält es sich mit dem Leuchten und den Verfinster-
ungen der Planeten, Erscheinungen, welche wegen der Art
der Bewegung sehr verwickelt und von vielen Wundern
begleitet sind, denn sie verändern ihre Grösse und Farbe,
gehen nach Norden und entfernen sich nach Süden, bald
sieht man sie der Erde, bald dem Himmel näher. Wenn
wir bei diesen Gegenständen vieles anders, als unsere Vor-
fahren erklären, so räumen wir doch auch jenen, welche
zuerst den Weg zu weiterer Forschung gezeigt haben, ein
Verdienst ein. Möge daher Niemand zweifeln, dass mit
den Zeiten die Kenntnisse zunehmen. — Alle diese Er-
scheinungen beruhen auf mehreren Ursachen.
Die erste Ursache liegt in den, von den Griechen
Apsiden x) genannten Punkten der Planeten-Bahnen, (denn
wir werden uns hier der griechischen Worte bedienen
müssen). Eine jede Planetenbahn hat aber ihre eigenen
Apsiden, die von denen der Welt verschieden sind; denn
die Erde ist von den beiden Scheitelpunkten aus, welche
man Pole nennt, der Mittelpunkt des Himmels und des
Thierkreises, der schief dazwischen liegt. Alles dieses er-
*) Apsiden heissen die beiden Endpunkte der grössten Axe in
der Ellipse, wo der eine von der Sonne am weitesten entfernt, der
andere ihr am nächsten ist.
138 Zweites Buch.
hellt aus der stets unzweifelhaften Beschaffenheit des Zir-
kels. Daher entstehen zwei Apsiden von jedem der beiden
Brennpunkte der Planetenbahn; aus dieser Ursache haben
sie auch verschiedene Kreise und ungleiche Bewegungen,
weil die innern Apsiden nothwendig kürzer sein müssen.
Von dem Mittelpunkte der Erde liegt die entfernteste Ap-
side des Saturn im Skorpion, des Jupiter in der Jungfrau,
des Mars im Löwen, der Sonne in den Zwillingen, der Ve-
nus im Schützen, des Merkur im Steinbock, und zwar alle
mitten in diesen Zeichen. Auf der entgegengesetzten Seite
liegen die tiefsten und dem Mittelpunkte der Erde näch-
sten Apsiden.1) So geschieht es, dass die Planeten sich
langsamer zu bewegen scheinen, wenn sie die entfernteste
Bahn durchlaufen; nicht, weil sie etwa ihre natürliche Be-
wegung, welche für sie bestimmt und jedem eigentümlich
ist, beschleunigten oder verzögerten, sondern, weil die von
den höchsten Apsiden aus gezogenen Linien sich nothwendig
zusammendrängen müssen, wie die Speichen an den Rädern.
Ein und dieselbe Bewegung erscheint also je nach der Nähe
des Mittelpunkts bald grösser bald geringer.
Eine zweite Ursache der Höhe der Planeten ist, dass
sie ihre von ihrem eigenen Brennpunkte entferntesten
Apsiden in andern Zeichen haben, nämlich Saturn im 20.
Grade der Wage, Jupiter im 15. des Krebses, Mars im
28. des Steinbocks, die Sonne im 20. des Widders, Venus
im 17. der Fische, Merkur im 15. der Jungfrau, der Mond
im 4. des Stiers.
Ein dritter Grund ihrer Höhe ergiebt sich aus der
Grösse des Himmels, nicht der Kreisbahn, indem sie unsern
Augen in dem unermesslichen Räume der Luft auf- und
abzusteigen scheinen.
Mit diesem Grunde hängt die der Breite und schiefen
Lage des Thierkreises zusammen. Durch ihn wandern die
l) Also die des Saturn irn Stier, des Jupiter in den Fischen, des
Mars im Wassermann, der Sonne im Schützen, der Venus in den
Zwillingen, des Merkur im Krebs.
Zweites Buch. 139
genannten Planeten. Auch wird kein anderer Theil der
Erde als der unter ihm liegende bewohnt; die übrigen
Theile nach den Polen hin sind wüste. Nur die Venus
überschreitet ihn um zwei Grade, und diess mag die Ursache
sein, dass einige Thiere selbst in öden Gegenden vorkommen.
Auch der Mond geht durch seine ganze Breite, überschreitet
dieselbe aber nirgends. Demnächst geht der Merkur am
weitesten, doch so, dass er von den zwölf Graden, welche
die Breite des Thierkreises ausmachen, nur 8 durchläuft,
aber auch diese nicht gleichmässig, sondern 2 mittlere,
4 obere und 2 untere. Die Sonne bewegt sich in der Mitte
innerhalb 2 Graden mit gebogenem schlangenähnlichem
Laufe; Mars in den 4 mittelsten; Jupiter in dem mittelsten
und den 2 darüber befindlichen; Saturn in den beiden mit-
telsten, wie die Sonne. So Verhaltes sich mit den Breiten
der nach Süden herablaufenden, oder nach Norden aufstei-
genden Planeten. Viele sind der irrigen Meinung, dass
hierauf auch die dritte Ursache der Höhe der von der Erde
zum Himmel aufsteigenden Planeten beruhe, und dass auf
gleiche Weise auch die Erde emporsteige; um diese zu
widerlegen, müssen wir den höchsten und alle Gründe
umfassenden Scharfsinn anwenden.
Es ist die übereinstimmende Meinung, dass die Plaueten
beim Abenduntergange, sowohl der Breite als Höhe nach,
der Erde am nächsten stehen; dass ihr Morgenaufgang beim
Anfange einer jeden Breite und Höhe, und ihre Stillstände
in der Mitte ihrer Breiten, welche Ekliptik genannt wird,
stattfinden. Ferner hat man zugestanden, dass die Bewe-
gung zunimmt, so lange sie der Erde nahe sind, und ab-
nimmt, wenn sie sich von ihr entfernen, was sich am meisten
aus den Entfernungen des Mondes erweist. Auch waltet
kein Zweifel mehr ob, dass ihre Bewegung schneller bei
den Morgenaufgängen, und dass die der obersten Planeten
vom ersten Stillstande bis zum zweiten geringer ist. Unter
solchen Umständen ist ihr Steigen in die Breite vom Mor-
genaufgange an offenbar, weil sie in dieser Stellung zuerst
eine langsam zunehmende Bewegung anfangen; sie werden
140 Zweites Buch.
aber in den ersten Stillständen in die Höhe gehen, weil
dann zuerst die Zahl abzunehmen beginnt und die Sterne
zurückgehen. Den Grund hiervon muss ich noch besonders
angeben. Getroffen in dem bereits erwähnten1) Grade,
werden sie durch den Gedrittschein der Sonne an ihrem
geraden Laufe verhindert, und durch die feurige Kraft in
die Höhe gezogen. Dies können wir mit unsern Augen
nicht geradezu wahrnehmen, sie scheinen also still zu ste-
hen, und daher kam der Name: Stillstand. Dann geht die
Macht jener Strahlen noch weiter, und die zurückprallende
Hitze nöthigt sie zurückzugehen. Noch weit mehr ist
solches der Fall bei ihrem Abenduntergange, wenn die
Sonne sich hinter ihnen befindet, denn sie werden zu ihren
höchsten Apsiden getrieben und am wenigsten gesehen,
weil sie am höchsten stehen und die geringste Bewegung
haben, die um so geringer sein muss, wenn sie in den höch-
sten Zeichen der Apsiden erfolgt. Vom Abendaufgange
an geschieht die Bewegung in die Breite herunter, jetzt
aber in weniger abnehmender Weise, nimmt jedoch nicht
vor dem zweiten Stillstande wieder zu, da auch die Höhe
sich vermindert, indem der Strahl von der andern Seite
hinzukommt und sie mit derselben Kraft zur Erde hinab-
drückt, welche sie beim ersten Gedrittschein gegen den
Himmel hintrieb. So gross ist der Unterschied, wenn die
Strahlen von unten oder von oben kommen. Weit öfter
ereignet sich diess beim Abenduntergange. So verhält es
sich mit den obern Gestirnen; schwieriger ist die Beschaf-
fenheit der übrigen zu ergründen, und noch Niemand hat
vor mir davon gehandelt.
14.
Zuerst will ich erklären, warum die Venus nie weiter
als 46 und Merkur nie weiter als 20 Grade von der Sonne
entfernt sind, oft aber noch unter diesen Graden nach der
Sonne zurückkehren. Beide haben, da sie unterhalb der
Sonne liegen, entgegengesetzte Apsiden, und von ihren
') 120sten.
Zweites Buch. 141
Bahnen liegt so viel unterhalb der Erde, als hei den vor-
erwähnten Planeten oberhalb derselben. Sie können also
nicht weiter entfernt sein, weil der Bogen der daselbst be-
findlichen Apsiden keine grössere Ausdehnung hat. Daher
bestimmt bei beiden auf ähnliche Weise die Peripherie
ihrer Apsiden die Grösse der Bahn, und was ihnen an Länge
abgeht, wird durch die Ausdehnung in die Breite ersetzt.
Aber warum gelangen sie nicht stets zum 46. und 23. Gra-
de? Sie thun es allerdings, nur die gewöhnliche Berech-
nung betrügt uns; denn es erhellet, dass sich ihre Apsiden
auch bewegen, weil sie niemals über die Sonne kommen.
Wenn daher die Grenzen der Apsiden auf der einen oder
andern Seite theilweise in die Sonne fallen, so werden
auch die Planeten ihren grössten Abstand erreicht haben;
wenn die Grenzen und eben so viele Grade diesseits, so
glaubt man, dass sie schneller zurückkehren, da jener Punkt
für beide immer der höchste ist. Hieraus ergiebt sich nun
ihre entgegengesetzte Bewegung; denn die obern Planeten
gehen beim Abenduntergange am schnellsten, diese am lang-
samsten; jene sind von der Erde am weitesten entfernt,
wenn sie sich am langsamsten bewegen, diese, bei ihrer
schnellsten Bewegung.
Sowie bei jenen die Nähe des Centrums (Brennpunktes)
den Lauf beschleunigt, so thut es hier die Entfernung
ihrer Bahn. Jene fangen vom Morgen auf gange an lang-
samer, diese schneller zu gehen, jene halten ihren Rücklauf
von ihrem Morgenstillstande an bis zu ihrem Abendstill-
stande; die Venus aber vom Abendstillstande bis zum Mor-
genstillstande. Sie fängt von ihrem Morgenaufgange an in
der Breite zu steigen, steigt aber in die Höhe und folgt
der Sonne vom Morgenstillstande an, und am schnellsten
und höchsten läuft sie beim Morgenuntergange. Dann geht
sie in der Breite herab und vermindert ihre Bewegung
vom Abendaufgange an, kehrt aber wieder zurück und
geht nieder vom Abendstillstande au.
Merkur steigt auf beiderlei Weise1) vom Morgenauf-
') In Höhe und Breite.
142 Zweites Buch.
gange aD, nimmt aber in der Breite vom Abendaufgange
an ab; nachdem er sich der Sonne bis auf 15 Grad genä-
hert, bleibt er fast 4 Tage lang unbeweglich stehen;1) dann
steigt er von der Höhe herab und geht rückwärts vom
Abenduntergange an bis zum Morgenaufgange. Nur er und
der Mond steigen in eben so vielen Tagen aufwärts, wie
abwärts. Venus bedarf 15 Tage mehr zum Aufsteigen;
Saturn und Jupiter haben doppelt, und Mars viermal so
viel Zeit nöthig. So viel Mannigfaltigkeit liegt in der Na-
tur. Aber der Grund davon ist klar; denn die Sterne,
welche zur Glüht der Sonne hinstreben, entfernen sich un-
gern wieder von ihr.
15.
Es können bei dieser Gelegenheit noch manche Ge-
heimnisse der Natur, und Gesetze, denen sie selbst unter-
worfen ist, angeführt werden; z. JB., dass der Mars, dessen
Lauf am schwierigsten zu beobachten ist, wenn der Jupiter
im Gedrittschein steht, niemals einen Stillstand macht, und
nur sehr selten, wenn er 60 Grade von ihm entfernt ist;
diese Zahl theilt den Weltkreis in ein Sechseck. Auch
geht er nur in zwei Zeichen, dem Krebse und dem Löwen,
mit ihm zugleich auf. Merkur aber hält seinen Abendauf-
gang selten in den Fischen, am häufigsten in der Jungfrau,
seinen Morgenaufgang aber in der Wage und im Wasser-
mann, sehr selten im Löwen. Sein Rückgang geschieht
nie im Stiere und in den Zwillingen, im Krebse aber nicht
unter dem 25. Grade. Der Mond kommt in keinem andern
Zeichen als den Zwillingen zweimal mit der Sonne zusam-
men, und nur im Schützen zuweilen gar nicht. Man sieht
ihn an dem ersten Tage oder in der ersten Nacht, wo er
neu wird, nur im Widder, und auch diess haben nur wenige
wahrgenommen. Daher wurde auch Lynceus2) wegen sei-
») Nach neueren Erfahrungen dauert dieser scheinbare Stillstand
etwa zwei Tage.
2) Sohn des Aphareus und der Arene, der so scharf sah, dass
sein Blick nach Pindar (Nem. X. 114) Eichen, und nach Orpheus (Ar-
gonaut. 179) sogar Himmel, Erde und Unterwelt durchdrang. Er
Zweites Buch. 143
ner Sehkraft berühmt. Saturn und Mars sind meistens 170
Tage lang nicht sichtbar am Himmel; Jupiter 36, oder
mindestens 26; Venus 69, oder mindestens 52, Merkur 13s
oder höchstens 18 Tage.
16.
Die Farbe der Planeten ist nach ihrer Höhe verschie-
den; denn sie werden denjenigen Sternen ähnlich, in deren
Dunstkreis sie beim Aufsteigen kommen, und die Kreisbahn
eines anderen, der sie sich von einer oder der andern Seite
nähern, färbt sie. Ein kalter Stern macht sie blass, ein
heisser roth, ein windiger giebt ihnen ein furchtbares An-
sehn; die Sonne^aber, die Vereinigungspunkte der Apsiden
und ihre weiteste Bahn machen sie dunkelschwarz. Jeder
hat seine eigenthüraliche Farbe; so ist der Saturn weiss,
Jupiter hell, Mars feurig, Lucifer glänzend hell, Vesperus
leuchtend, Merkur strahlend, der Mond milde, die Sonne
beim Aufgange brennend, nachher aber strahlend. Mit die-
sen Ursachen muss man auch die Erscheinungen der übrigen
am Himmel befindlichen Sterne verbinden; denn bald sind
viele Sterne um die halbe Mondscheibe versammelt und
erleuchten sie massig in heiterer Nacht, bald nur sehr
wenige, so dass wir voll Verwunderung glauben sollten, sie
wären entflohen, während sie doch der Vollmond nur ver-
birgt, oder die Strahlen der Sonne oder der eben genann-
ten Gestirne unsere Augen blenden. Ohne Zweifel haben
die Sonnenstrahlen selbst durch ihren verschiedenen Einfall
Theil an dem ungleichen Lichte des Mondes, indem die
Convexität der Welt ihre Beugung schwächt, ausgenommen,
wenn sie im rechten Winkel auf ihn fallen. Daher ist er
beim Geviertscheine der Sonne hell, beim Gedrittscheine
beinahe voll, im Gegenscheine aber ganz voll, und wieder-
um beim Abnehmen zeigt er dieselben Erscheinungen in
gleichen Zwischenräumen auf ähnliche Weise, wie die drei
Gestirne oberhalb der Sonne.
nahm Theil an der kalydonischen Jagd und am Argonautenzuge.
Endlich wurde er nebst seinem Bruder vom Pollux und Jupiter er-
schlagen.
144 Zweites Buch.
17.
Die Sonne selbst aber bietet 4 Verschiedenheiten dar:
zwei in der Tag- und Nachtgleiche, im Frühling und
und Herbste, wenn sie senkrecht über der Erde im 8. Grade
des Widders und der Wage steht ; zwei in sehr verschie-
denen Tageslängen, nämlich im Winter, wenn die Tage
zunehmen, im 8. Grade des Steinbocks, und im Sommer,
wenn sie abnehmen, im 8. Grade des Krebses. Die Ur-
sache dieser Ungleichheiten ist die schiefe Lage des Thier-
kreises, da die eine Hälfte der Welt stets unter der Erde,
und die andere Hälfte über derselben sich befindet. Die-
jenigen Zeichen, welche bei ihrem Aufgange sich senkrecht
erheben,1) leuchten länger, aber die schief aufsteigenden
ziehen schneller vorüber.
18.
Die meisten Menschen wissen noch nicht, was die ge-
lehrtesten Männer durch ihre grossen Bemühungen und die
Himmels-Erscheinungen entdeckt haben, dass nämlich das-
jenige, was wir Blitz nennen, Feuer ist, welches vou den
3 obern Planeten und vorzugsweise dem mittleren (Jupiter)
auf die Erde herabfällt; vielleicht, weil er den zu grossen
Andrang von Eeuchtigkeit aus der obern, und von Hitze
aus der untern Kreisbahn, auf diese Weise fortschafft.
Daher ist das Sprichwort entstanden, dass Jupiter Blitze
schleudere. So wie sich aber von brennendem Holze eine
Kohle mit Geräusch ablöst, ebenso von dem Gestirne das
himmlische Feuer, und dieses ist dann bedeutungsvoll, da-
mit auch nicht einmal der abgelöste Theil in seinem gött-
lichen Wirken aufhöre. Meistentheils ereignet sich der-
gleichen bei trüber Luft, weil die gesammelte Feuchtigkeit
jenen Ueberfluss zur Entladung reizt, oder weil die Luft
durch die Geburt des gleichsam schwangeren Gestirnes
getrübt wird.
19.
Auch den Abstand der Planeten von der Erde haben
') Krebe, Löwe, Jungfrau, Wage, Scorpion und Schütze.
Zweites Buch. 145
Viele zu ergründen gesucht und gesagt, die Sonne sei von
dem Monde 19 mal so weit entfernt, als der Mond von der
Erde. Pythagoras aber, ein sehr scharfsinniger Mann,
gibt die Entfernung der Erde vom Monde zu 126,000 Sta-
dien, des Mondes von der Sonne zum Doppelten und der
Sonne von den 12 Zeichen zum Dreifachen an. Dieser
Meinung ist auch unser Gallus Sulpicius l) zugethan.
20.
Aber Pythagoras bestimmte diese Weiten zuweilen
auch nach musikalischen Gesetzen, und nannte die Entfer-
nung von der Erde zum Monde einen Ton, vom Monde bis
zum Mars einen halben, vom Mars bis zur Venus beinahe
einen halben, von der Venus zur Sonne anderthalb, von
der Sonne zum Mars, gleich wie von der Erde zum Monde,
einen, vom Mars zum Jupiter einen halben, vom Jupiter
zum Saturn einen halben und vom Saturn zum Thierkreise
anderthalb. So entstehen 7 Töne, welche man die voll-
ständige Harmonie, d. h. den Inbegriff aller Tonverhältnisse
nennt. Saturn soll sich nun in der dorischen, Jupiter in
der phrygischen Tonart bewegen, und von den übrigen
Planeten handelt er in ähnlichem Sinne mit mehr unterhal-
tender als praktischer Genauigkeit.
21.
Ein Stadium beträgt 125 Schritte, oder 625 Fuss. Po-
sidonius2) sagt, die Höhe, in welcher Nebel, Wind und
Wolken sich befinden, sei von der Erde weniger als 40 Sta-
dien entfernt; von da an sei die Luft rein, klar und von
ungetrübter Helle. Von der Region der Wolken soll der
Mond 2,000,000, und von da die Sonne 5,000,000 Stadien
weit sein. Dieser ungeheuere Zwischenraum sei die Ur-
sache, dass die Erde nicht verbrenne. Viele Wolken sollen
jedoch bis zu 900 Stadien hinaufsteigen. Diese Behauptun-
gen sind zwar ungewiss und unerweisbar, allein ich muss
') Ueber denselben s. d. 9. Kapitel.
2) Von Apamea in Syrien, geb. 135 v. Chr., machte grosse Rei-
sen, kam 100 nach Gallien, 86 nach Rom, wo er Cicero's und Pom-
pejus' Freund war, und lebte nachher zu Rhodus; starb 51 v. Chr.
10
146 Zweites Buch.
sie so vortragen, wie man sie uns überliefert hat. Dennoch
ist hiebei eine auf untrüglichen Grundsätzen der Geometrie
ruhende Berechnung nicht zu verwerfen, wenn man jene
Dinge weiter verfolgen will. Nur sollte man damit niemals
das Maass ergründen wollen, (denn das wäre ein unsinniger
Zeitvertreib), sondern dem forschenden Geiste nur eine
ohngefähre Schätzung darbieten.
Da nämlich die Sonnenbahn aus fast 366 Theilen von
dem Umfange der Sonuenscheibe besteht, und der Durch-
messer stets den dritten Theil, weniger beinahe einem Sie-
bentel eines Drittels, vom Umfange1) ausmacht; so erhellt,
dass, wenn man die Hälfte davon nimmt (weil die Erde
mitten in der Bahn liegt), beinahe der sechste Theil dieses
unermesslichen Baumes, den man sich als die Bahn der
Sonne um die Erde denkt, der Entfernung der Sonne von
der Erde gleich sei; die Entfernung des Mondes aber den
zwölften Theil betrage, weil er in so viel kürzerer Zeit als
die Sonne seinen Umlauf hält. Der Mond schwebt daher
mitten zwischen der Sonne und der Erde.
Man muss sich wundern, wie weit die Verwegenheit
des menschlichen Geistes geht; durch einen kleinen Erfolg,
wie wir ihn oben mitgetheilt haben, angereizt, übersteigt
seine Unverschämtheit alle Grenzen. Die da wagten, die
Entfernung der Sonne von der Erde zu errathen, wollten
diess auch auf den Himmel anwenden, weil die Sonne sich
in der Mitte befinde; ja es scheint fast, dass man die Grösse
der Welt nach Zollen berechnen will. Als wenn man das
Maass des Himmels durch das Bleiloth bestimmen könnte,
weil der Durchmesser eines Kreises 7, und der Umfang 22
solche Theile hat! Nach einer ägyptischen Berechnung
von Petosiris und Nechepsus 2) beträgt ein einzelner Grad
in der Mondbahn (die, wie wir gesagt haben, die klein-
ste ist) etwas mehr als 33 Stadien; in der des Saturn,
') Der Durchmesser des Kreises verhält sich zur Peripherie wie
7 : 22, oder wie 1 : 3, 14.
2) Sie lebten im 6. Jahrhundert v. Chr.; der letztere war König
in Aegypten.
Zweites Buch. 147
welche am grössten ist, doppelt soviel; in derjenigen der
Sonne, welche wir als die mittelste bezeichnet haben, die
Hälfte von der Summe beider Grössen. Dieses Rai-
sonnement ist noch das bescheidenste, weil, wenn man zur
Bahn des Saturn die Entfernung des Thierkreises fügt,
eine unzählige Vervielfältigung entsteht.
22.
Von der Welt bleibt jetzt nur noch etwas Weniges
zu sagen übrig. Am Himmel entstehen nämlich plötzlich
Sterne und zwar verschiedener Art. Die Griechen nennen
sie Kometen, wir Haarsterne *), denn sie haben einen
furchtbar blutrothen Schweif, und auf dem Scheitel gleich-
sam rauhe Haare. Auch nennen die Griechen dieselben
Bartsterne2),, weil unten an ihnen eine, einem langen Barte
ähnliche Mähne herabhängt. Pfeilsterne3) heissen sie, weil
sie gleich einem Geschosse dahineilen, und ihre Vorbe-
deutungen sehr schnell eintreffen. Ein solcher war der,
welchen der Kaiser Titas während seines 5. Consulats4)
in einem herrlichen Gedichte beschrieb, und der bis auf
diesen Tag der letzterschienene ist. Sind sie kürzer und
endigen sie in eine Spitze, so heissen sie Schwertsterne.5)
Diese sind unter allen Sternen die blassesten, glänzen wie
ein Schwert und werfen keine Strahlen. Die Scheiben-
sterne 6), welche, wie der Name schon sagt, scheibenförmig
sind, haben eine hellgelbe Farbe, und werfen nur wenige
Strahlen. Der Fassstern7) hat die Gestalt eines Fasses
und in der Höhlung ein rauchiges Licht. Der Homstern8)
gleicht einem Hörne; ein solcher stand am Himmel, als
die Griechen bei Salamis den Sieg erfochten.
Der Fackelstein9) sieht brennenden Fackeln ähnlich;
der Rossstern 10) Pferdemähnen, die sich in schnellster Be-
wegung im Kreise um ihn drehen. Es giebt auch einen
weissen Komet, mit silberfarbigem Schweife, und so glän-
') Crinita?. 2) Pogonia?. 3) Acontiae. '') Im Jahre 76 n. Chr.
5) Xiphise. 6) Disceus. 7) Pitheus. 8) Ceratias. 9) Lampadias.
10) Hippeus.
10*
148 Zweites Buch.
zend, dass man ihn kaum ansehen kann; dabei zeigt sich
in ihm ein Bild der Gottheit in menschlicher Gestalt. An-
dere sind rauh wie Wolle und mit einer Wolke umgeben.
Einmal nur verwandelte sich eine Mähne in einen Spiess,
in der 109. Olympiade, dem 398. Jahre der Stadt.1) Der
kürzeste Zeitraum ihrer Sichtbarkeit wird zu 7, der längste
zu 80 Tagen angegeben.
23.
Einige Kometen bewegen sich nach Art der Planeten,
andere sind unbeweglich. Gewiss ist, dass sie alle im Nor-
den erscheinen, zwar nicht immer in einer bestimmten
Region, meist aber doch in dem weissen Streife, welcher
den Namen Milchstrasse erhalten hat. Aristoteles2) er-
zählt, es würden wohl auch mehrere zugleich gesehen;
diess hat jedoch, soviel ich weiss, Niemand weiter bemerkt.
Sie zeigen starke Winde und Hitze an. Auch in den Win-
termonaten, sowie am Südpole sind sie sichtbar, dann aber
ohne Mähne. Ein fürchterlicher Komet zeigte sich den
Bewohnern Aethiopiens und Aegyptens, der von dem da-
maligen Könige Typhon genannt wurde; er hatte einen
feurigen Schein, war wie eine Spirale gewunden, von gräss-
lichem Ansehn, und eher ein feuriger Klumpen als ein
Stern. Zuweilen sieht man auch an den Planeten und
übrigen Sternen Haare. Niemals zeigt sich ein Komet am
westlichen Theile des Himmels.
Meistentheils ist der Komet ein schreckenerregendes
und nicht leicht zu versöhnendes Gestirn, wie der Bürger-
aufstand unter dem Consul Octavius 3) und der Krieg
zwischen Pompejus und Caesar 4) beweisen. Auch in
unserer Zeit sah man, als der Kaiser Claudius vergiftet
wurde5), ferner unter der Regierung seines Nachfolgers
») Dieses Jahr fällt aber in die 106. Olympiade.
2) Der berühmteste Schüler des Plato, geb. 384 zu Stagira in
Macedonie», starb 322 zu Chalkis.
3) 76 v. Chr.
A) 49 v. Chr.
5) Seine Gemahlin Agrippina vergiftete ihn 54 n. Chr. Er hiess mit
Zweites Buch. 149
Domitius Nero *) lange Zeit einen schrecklichen Kometen.
Man glaubt, ihr Einfluss hänge davon ab, nach welcher
Gegend sie hineilen, welches Sternes Kräfte sie annehmen,
welchen Dingen sie ähnlich sehen und an welchen Orten
sie sich zeigen. Haben sie die Gestalt von Flöten, so sol-
len sie auf Tonkunst deuten; auf unzüchtige Sitten aber,
wenn sie in den Schaamtheilen der Thierbilder stehen; auf
Verstand und Gelehrsamkeit, wenn sie eine 3- oder 4sei-
tige gleichwinklige Figur mit den naheliegenden Fixsternen
bilden; auf Giftmischerei, wenn sie im Kopfe der nördlichen
oder südlichen Schlange stehen.
Nur an einem einzigen Orte auf der Erde, nämlich zu
Rom, wird ein Komet in einem Tempel verehrt, weil ihn
der göttliche Augustus als ein sehr günstiges Zeichen für
sich ansah. Dieser erschien nämlich zu Anfang seiner
Regierung, während der Spiele, die er zu Ehren der Venus
Genetrix2), kurz nach dem Tode seines Vaters Caesar,
in dem von letzterem gestifteten Collegium 3) hielt. Mit
folgenden Worten bezeugte er seine Freude darüber: „In
den Tagen meiner Spiele wurde ein Haarstern 7 Tage lang
am nördlichen Theile des Himmels gesehen. Er entstand
um die elfte Tagesstunde, war klar und in allen Ländern
sichtbar. Das Volk glaubte, er bedeute die Aufnahme der
Seele Caesars unter die unsterblichen Götter, und aus dieser
Veranlassung habe ich jenes Zeichen an dem Kopfe des
Standbildes, welches ich bald nachher auf dem Forum ein-
weihete, angebracht." So legte er es öffentlich aus, aber
im Herzen freuete er sich und nahm an, der Stern sei
seinem vollständigen Namen Tiberius Claudius Drusus Caesar, war
der jüngste Sohn des Cl. Drusus Nero des Aelteren und der Schwester-
tochter des August, der jüngeren Antonia, Bruder des Germanicus
Caligula's Vatersbruders, geb. 9 v. Chr. zu Lyon, und wurde 41 n. Chr.
nach Caligula's Ermordung, Kaiser.
») 64 n. Chr.
2) Unter diesem Beinamen verehrte man die Venus als Stamm-
mutter des Julischen Geschlechts. Ihr Fest fiel in den Anfang des
Octobers.
3) Ein Priester-Collegium zur Feier jener Tage.
150 Zweites Buch.
seinetwegen erschienen und bedeute seine wachsende Grösse;
und, wenn wir die Wahrheit gestehen sollen, so war diess
auch wirklich eine der Erde heilsame Vorbedeutung.
Einige halten die Kometen für beständig dauernde Ge-
stirne, die ihren Umlauf haben, aber nur, wenn sie von der
Sonne entfernt sind, gesehen werden können. Andere mei-
nen, sie seien zufällige Erzeugnisse von Feuchtigkeit und
einer feurigen Kraft, und lösten sich von selbst wieder auf 1).
24.
Eben jener Hipparchus, der nie genug gelobt werden
kann, da Niemand besser als er die Verwandtschaft der
Gestirne mit dem Menschen, und dass unsere Seele ein
Theil des Himmels sei, erwiesen hat, entdeckte einen neuen
Stern von anderer Beschaffenheit, der zu seiner Zeit ent-
standen war. Durch dessen Bewegung an dem Tage, wo
er leuchtete, kam er auf die Vermuthung, dass diess öfter
geschehe, und dass sich auch diejenigen bewegten, welche
wir für feststehend halten. Er wagte auch — ein frevel-
haftes Unternehmen — den Nachkommen Sterne zuzuzählen,
und sie nach ihren Namen zu ordnen. Er erdachte Instru-
mente, vermittelst welcher er den Standort und die Grösse
eines jeden bezeichnete, damit man hiedurch nicht nur ihr
Verschwinden und Entstehen, sondern auch überhaupt, ob
sie vorüberziehen und sich bewegen, ob sie grösser oder
kleiner werden, leicht unterscheiden könnte. So hinterliess
er der Nachwelt den Himmel als eine Erbschaft, wenn Je-
mand sich fände, der seine Berechnung begreifen würde.
25.
Es leuchten auch Fackeln am Himmel, können aber
nur gesehen werden, wenn sie herabfallen. Eine solche
flog, während eines von Germanicus Caesar2) gegebenen
') Tyge Brahe und Mtestlin, Keplers Lehrer, scheinen zuerst
die Kometen als Himmelskörper erkannt zu haben; Kepler wies ihnen
geradlinige Bahnen an. Der Danziger Astronom Hevelius nahm
parabolische Bahnen an, ebenso Newton, dessen Methode von Halley
ausgebildet wurde.
'-) Neffe des Tiberius, Gemahl der älteren Agrippina, Vater des
Zweites Buch. 151
Fechterspiels vor den Augen des Volkes am Mittage vor-
über. Man unterscheidet zwei Arten davon; die einen nennt
man schlechthin Fackeln *), die andern heissen Wurf-
spiesse2); eine solche erschien zur Zeit des Mutinensischen
Krieges. 3) Sie unterscheiden sieb dadurch von einander,
dass die Fackeln eine lange Spur hinterlassen, während
ihr vorderer Theil brennt; die Spiessfackel aber brennt ganz
und nimmt einen grösseren Raum ein.
26.
Auf ähnliche Weise entstehen aueb feurige Balken,
welche die Griechen doxoi nennen; ein solcher zeigte sich, als
die Lacedämonier, zur See besiegt4), die Herrschaft über
Griechenland verloren. Bisweilen spaltet sich auch der
Himmel, was man Chasma nennt.
27.
Auch erscheint zuweilen ein blutrothes Feuer (eine der
schrecklichsten Erscheinungen für den furchtsamen Men-
schen), das dann vom Himmel zur Erde fällt; z. B. im drit-
ten Jahre der 107. Olympiade 5), als der König Philippus 6)
Griechenland bedrängte. Ich glaube, dass diese, sowie die
übrigen Naturerscheinungen, zu bestimmten Zeiten eintreten,
und nicht, wie die meisten annehmen, aus verschiedenen,
von ihnen erst ergrübelten Ursachen entstehen. Zwar sind
sie immer Vorboten grosser Unglücksfälle gewesen, allein
mich dünkt, dass letztere nicht eintrafen, weil jene ge-
schehen waren; sondern dass diese vorausgingen, weil jene
eintreffen sollten. Bei ihrer Seltenheit ist uns ihre nähere
Caligula und der jüngeren Agrippina, Nero's Grossvater, geb. 15 v.
Chr., starb 19 n. Chr. im Oriente.
') Lampades.
2) Bolides.
3) Mutina, jetzt Modena,. Brutus wurde darin (44 v. Chr.) von
Antonius belagert.
4) Durch Conon, den Befehlshaber der Athenienser, 395 v. Chr.
5) 350 v. Chr.
6) Der II. oder der Grosse von Macedonien, Vater Alexanders
des Grossen, war der jüngste Sohn des Königs Amyntas IL, regierte
bis 336 v. Chr. mit grossem Ruhme; wurde von Pausanias ermordet.
152 Zweites Bück
Beschaffenheit noch verborgen; daher kennen wir sie nicht
so genau wie die oben beschriebenen Aufgänge, Finsternisse
und viele andere Erscheinungen.
28.
Man sieht auch Sterne bei der Sonne ganze Tage lang,,
welche meistens die Sonnenscheibe wie einen aus Ähren
geflochtenen Kranz umgeben. Ferner buntfarbige Kreise
bemerkte man; ein solcher erschien, als der Kaiser Au-
gustus in früher Jugend nach Eom kam, um nach dem
Tode seines Vaters dessen grossen Namen auf sich über-
zutragen. Auch um den Mond und andere vorzügliche
Sterne, sogar um die Fixsterne, zeigen sich Kränze.
29.
Um die Sonne erschien ein Bogen unter den Consuln
L. Opimius und Q. Fabius1); eine Scheibe unter L. Por-
cius und M. Acilius2); ein Ring von rother Farbe unter
L. Julius und P. Rutilius. 3)
30.
Auch ereignen sich wunderbare und länger dauernde
Sonnenfinsternisse, wie bei der Ermordung des Dicta-
tors Caesar4), und im Antonianischen Kriege5), wo die
Sonne fast das ganze Jahr hindurch blass war.
31.
Auch sieht man zuweilen mehrere Sonnen auf ein-
mal, aber weder oberhalb noch unterhalb von ihr, sondern
in schräger Richtung; niemals neben ihr, noch zur Erde
gekehrt, noch des Nachts; sondern entweder beim Auf- oder
Untergange der Sonne. Einmal sollen auch solche Sonnen
Mittags am Bosporus gesehen worden sein, und vom Morgen
') 683 nach Roms Erbauung oder 121 v. Chr.
2) 640 » „ „ 114 „ „
3)664 , „ „ £0 , „
4) 710 „ , „ 44 , „ C. Julius Caesar,
Sohn des Prätors gleichen Namens und der Aurelia, Cotta's Toch-
ter, geb. den 6. Juli 100 v. Chr. Seine Ermordung fiel auf den
15. März des genannten Jahres.
5) Krieg des Antonius gegen Octavianus Augustus; er endigte
mit der Seeschlacht bei Actium, 721 nach R. E. oder 29 v. Chr.
Zweites Buch. 153
bis zum Abend gedauert haben. Drei Sonnen haben die
Alten öfters gesehen, so unter Sp. Postumius und Q. Mu-
cius *); Q. Martius und M. Porcius2); M. Antonius und
P. Dolabella 3); M. Lepidus und L. Plancus 4). In un-
serer Zeit sah man dergleichen unter der Regierung des
vergötterten Claudius, da derselbe mit Cornelius Or-
fitus5) das Consulat bekleidete. Mehr als drei sollen bis
jetzt noch nicht gesehen worden sein.
32.
Auch 3 Monde sind zugleich sichtbar geworden, und
zwar unter den Consuln Cn. Domitius und C. Fannius6).
Viele nennen diese nächtliche Sonnen.
33.
Unter C. Csecilius und Cn. Papirius7) und auch
ausserdem noch oft sah man des Nachts am Himmel ein
Licht, welches die Nacht gleichwie einen Tag erhellte.
34.
Ein brennender Schild fuhr, Funken sprühend, bei
Sonnenuntergang von Abend nach Morgen hin unter den
Consuln L. Valerius und 0 Marius8).
35.
Nur einmal und zwar unter den Consuln Cn. Octavius
und C. Scribonius 9), soll ein Funken aus einem Sterne
gefallen, jemehr er sich der Erde genähert immer grösser
geworden sein und nachdem er die Grösse des Mondes
erreicht, eine Helligkeit gleichwie die eines nebligen Tages
verbreitet haben; darauf wieder zum Himmel zurückgekehrt
und zu einer Fackel geworden sein. Diese Erscheinung
sah der Proconsul Silanus und sein Gefolge.
') 580 nach R. E. oder 174 v. Chr.
2) 636 „ „ . „ 118 „ .
3) 710 . , . , 44 . „
4) 712 „ » , , 42 „ „
5) 51 n. Chr.
6) 632 nach R. E. oder 122 v. Chr.
7) 641 „ . „ , 113 . .
8) 654 , * , , 100 „ „
9) 678 . , , , 76 „ .
154 Zweites Buch.
36.
Auch scheinen die Sterne hin und her zu fahren,
jedoch nicht ohne Grund, denn die Entstehung heftiger
Winde von derselben Seite her hängt damit zusammen.
37.
Auch im Meere und auf der Erde giebt e s Sterne.
Ich selbst habe bei den nächtlichen Feldwachen einen
leuchtenden Schein von derartiger Gestalt auf den Spiessen
der vor dem Walle stehenden Soldaten gesehen. Sie lassen
sich auch auf die Segelstangen und andere Schiffstheile
nieder, mit einem vernehmbaren Geräusch, wie wenn Vögel
von einem Sitze zum andern fliegen. Wenn sie einzeln er-
scheinen, bringen sie Unheil, denn sie versenken dann die
Schiffe und wenn sie unten in den Kiel fallen, so ver-
brennen sie dieselben; zu zweien aber sind sie ein günstiges
Zeichen und verkünden eine glückliche Fahrt. Durch ihre
Ankunft soll jene schreckliche und Unglückdrohende so-
genannte Helena *) verjagt werden. Deshalb schreibt man
auch diese Kraft dem Castor und Pollux 2) zu, und ruft
sie auf dem Meere als Götter an. Auch die Häupter der
Menschen leuchten rings um in den Abendstunden, was von
grosser Vorbedeutung ist. Die Ursachen aller dieser Er-
scheinungen kennt man nicht genau; sie sind in der Hoheit
der Natur verborgen.
38.
So viel von der Welt selbst und den Gestirnen. Nun
wollen wir zu den übrigen Merkwürdigkeiten des Himmels
übergehen; denn auch das nannten die Alten Himmel, was
wir jetzt mit einem anderen Namen Luft nennen. Dieser
Lebenshauch nimmt allen scheinbar leeren Raum ein. Un-
terhalb des Mondes ist ihr Sitz, und noch viel tiefer (wie
ich allgemein angenommen finde) wird sie, indem sich eine
unendliche Menge der obern Luft mit einer unendlichen
*) Nach Euripides wurde die spartanische Helena nach ihrer Er-
mordung von der Juno in den Himmel versetzt, wo ihr Gestirn aber
den Schiffern Gefahr drohete.
2) Die Zwillinge im Thierkreise.
Zweites Buch. 155
Menge irdischer Ausdünstungen mischt, mit beiden Antheilen
erfüllt. Daraus entstehen Wolken, Donner und Blitz, Ha-
gel, Reif, Regen, Stürme und Wirbel. Von da herab kommen
die meisten Uebel der Menschen, und dort ist der Schau-
platz des Kampfes der Naturkräfte unter sich. Die Macht
der Gestirne drückt die irdischen, zum Himmel strebenden
Theile nieder, und zieht die, welche nicht von selbst auf-
steigen, zu sich empor. Regen fällt herab, Nebel steigen
auf, Flüsse trocknen aus, Hagel stürzt nieder, die Sonnen-
strahlen dörren die Erde aus, drängen sie von allen Seiten
nach der Mitte hin, prallen ungeschwächt zurück, und neh-
men mit sich, was sie können. Die Hitze kommt von oben
und steigt wieder dahin zurück. Leer stürzen die Winde
herbei und kehren mit Raub beladen wieder zurück. Viele
Thiere ziehen die Luft von der Höhe ein; allein diese
strebt wieder empor und die Erde ergiesst ihren Hauch in
die Leere des Himmels. So wird, indem alles in der Na-
tur wie in einem Triebwerke hier und dort hin strebt, die
Zwietracht durch die schnelle Bewegung der Welt genährt.
Der Kampf kann nicht ruhen, sondern dauert bei dem
reissend schnellen Umschwünge fort, und zeigt, indem er
mittelst der Wolken plötzlich den Himmel anders überdeckt,
die Ursachen der Erscheinungen in der die Erde umgeben-
den unermesslichen Runde. Diess ist auch das Reich der
Winde. Daher hat die Natur die vorzüglichsten Erschei-
nungen, und fast alle übrigen Ursachen derselben dort
vereinigt; denn die Meisten schreiben auch den Donner und
Blitz der Gewalt der Winde zu. Ja es hat sogar zuweilen
Steine geregnet, die vom Winde emporgerissen waren, und
vieles andere. Wir müssen daher ausführlicher über diesen
Gegenstand sprechen.
39.
Es ist gewiss, dass die Ursachen der Witterung und
andere Erscheinungen zum Theil fest bestimmt, zum Theil
zufällig oder noch unerforscht sind; denn wer möchte zwei-
feln, dass Sommer und Winter, und was sonst im Laufe
der Zeit einem jährlichen Wechsel unterliegt von dem Laufe
156 Zweites Buch.
der Gestirne abhänge? Sowie daher die Natur der Sonne
an der Anordnung des Jahres erkannt wird, so haben auch
alle übrigen Gestirne ihre eigenthümlichen und ihrer be-
sondern Natur nach in ihren Wirkungen fruchtbaren Kräfte.
Einige sind ergiebig an Feuchtigkeit, die sich in Regen
verwandelt, andere an solcher, die zu Reif oder zu Schnee
oder zu Hagel wird; einige bringen Sturm, andere laue
Luft, andere Hitze, andere Thau und andere Kälte. Man
darf aber ja nicht glauben, dass sie nur so gross sind wie
wir sie sehen; denn die Berechnung einer so ungeheuren
Höhe beweist, dass keiner von ihnen kleiner ist als der
Mond. Ein jeder wirkt daher bei seiner Bewegung nach
der ihm innewohnenden Kraft; wie bekanntlich das Vor-
überziehen des Saturns sich durch Regen ankündigt. Diese
Kraft ist nicht nur den wandelnden Gestirnen eigen, son-
dern auch vielen am Himmel fest sitzenden, so oft sie durch
die Annäherung der Planeten angetrieben oder durch die
auf sie fallenden Strahlen gereizt werden. Diess nehmen
wir am Regengestirn *) wahr, welches die Griechen des-
halb nach ihrer Bezeichnung des Regens „Hyaden" nennen»
Ja, einige bringen von selbst und zu bestimmten Zeiten
Regen, wie die Böcke2) bei ihrem Aufgange; aber der Stern
des Arcturus3) geht fast niemals ohne stürmisches Hagel-
wetter auf.
40.
Wem ist nicht bekannt, dass beim Aufgange des
Hundsgestirns4) die Hitze der Sonne zunimmt? Die Wir-
kungen dieses Gestirns werden weit und breit auf Erden
empfunden. Bei seinem Aufgange schäumt das Meer, braust
der Wein in den Kellern und bewegen sich die Sümpfe.
Eine wilde Ziege, in Aegypten Oryx5) genannt, soll sich
bei seinem Aufgange ihm entgegen stellen, es ansehen und
') Suculae. Sie stehen im Kopfe des Stiers.
2) Haedi, neben und in der linken Schulter des Fuhrmannes.
3) Oberhalb des linken Knies des Bärenhüters (Bootes).
4) oder Sirius in des Schnauze des grossen Hundes.
*) Vielleicht die Spiessgemse, Antilope Oryx.
Zweites Buch. 157
durch Niesen gleichsam anbeten. Auch ist kein Zweifel,
dass die Hunde in der ganzen Zeit am leichtesten toll
werden.
41.
Sogar einzelne Theile einiger Thierzeichen haben be-
sondere Kraft, denn im Herbst - Aequinoctium und im
Winter-Solstitium sehen wir das Gestirn durch stürmisches
Wetter getrübt. Allein diess lässt sich nicht bloss an
Regengüssen und Stürmen wahrnehmen, sondern wird auch
durch viele Erfahrungen an unserm Körper und auf dem
Felde bestätigt. Einige Menschen werden davon angehaucht,
andere spüren zu gewissen Zeiten eine Bewegung im Un-
terleibe, den Nerven, dem Kopfe und Geiste. Der Oelbaum,
die weisse Pappel und die Weiden rollen im Sommersol-
stitium ihre Blätter zusammen. Selbst am kürzesten Tage
blühet das an Häusern aufgehangene, trockne Poleikraut,
und mit Luft gefüllte Blasen springen. Wundern wird sich
der, welcher die tägliche Erfahrung nicht beachtet, dass
ein Kraut, Heliotropium genannt, die Sonne stets ansieht,
und zu allen Stunden sich mit ihr drehet, selbst wenn jene
mit Nebel bedeckt ist. So wachsen und schwinden selbst
durch den Einfluss des Mondes die Körper aller Austern,
Schnecken und Muscheln. Fleissige Beobachter haben auch
gefunden, dass die Fibern der Spitzmäuse der Tagezahl
des Mondes entsprechen, und dass das so kleine Thier, die
Ameise, die Gewalt des Gestirns empfindet und stets im
Neumonde ruhet. Dem Menschen gereicht seine Unwissen-
heit hierin um so mehr zur Schande, da er sieht, dass die
Augenkrankheiten, besonders einiger Lastthiere, mit dem
Monde zu- und abnehmen. Alles steht unter dem Schutze
des weiten Himmels, dessen unermesslicher Umfang in 72
Zeichen getheilt ist. Diese Zeichen sind Bilder von Ge-
genständen und lebenden Wesen, in welche die Gelehrten
den Himmel geschieden haben. In ihnen haben sie noch
1600, durch Glanz und Grösse ausgezeichnete Sterne be-
stimmt; z. B. im Schweife des Stiers 7, welche das Sieben-
158 Zweites Buch.
gestirn J) heissen, an der Stirn desselben die Suculae und
den Bootes, welcher dem grossen Bären folgt.
42.
Dass, abgesehen von den angeführten Ursachen, auch
auf andere Weise Regen und Winde entstehen, will ich
nicht in Abrede stellen; denn so viel ist gewiss, die Erde
haucht einen feuchten, sonst aber durch Einflüsse der Hitze
rauchigen Dunst aus. Auch die Wolken erzeugen sich aus
der in die. Höhe gestiegenen Feuchtigkeit oder aus den
zu Feuchtigkeit verdichteten Dünsten. Dass sie eine ge-
wisse Dichtigkeit haben und etwas Körperliches sind, geht
unbezweifelt daraus hervor, dass sie die Sonne verdecken,
welche doch sonst den Tauchern in jeder Tiefe unter dem
Wasser sichtbar bleibt.
43.
Auch ist nicht zu leugnen, dass oben aus den Sternen
ein solches Feuer (wie wir es oft bei heiterem Himmel
sehen), in die Wolken fallen kann, durch dessen Schlag
die Luft erschüttert wird, da ja auch abgeschossene Pfeile
ein Geräusch machen. Sobald nun das Feuer in die Wolke
gelangt ist, entwickelt sich ein zischender Dampf, wie
wenn glühendes Eisen ins Wasser getaucht wird, und ein
Rauchwirbel steigt empor. Auf solche Weise entstehen
die Sturmwinde. Kämpfen in den Wolken Wind oder Dampf
sich drängend, so haben wir den Donner; durchbricht die
Glüht die Wolken, den Blitz; nimmt sie aber einen län-
geren Gang, das Wetterleuchten; dieses zertheilt die Wol-
ken, jener durchbricht sie. Die Donner sind also Stösse
des andringenden Feuers, daher gleich darauf feurige Risse
in den Wolken schimmern.
Auch die von der Erde aufgestiegene, aber durch den
Gegenstoss der Sterne niedergepresste und von einer Wolke
aufgehaltene Luft kann Donner erzeugen. So lange die
Luft kämpft, erstickt die Natur jeden Laut; bricht sie sich
aber Bahn, so entsteht ein Knall, wie beim Zerspringen
') Vergilise.
Zweites Buch. 159
einer mit Luft gefällten Blase. Ferner kann sich die Luft,
von welcher Beschaffenheit sie auch sein mag, beim Herab-
stürzen durch Reibung entzünden. Gleichfalls kann beim
Zusammentreffen von Wolken, ähnlich wie aus zwei an-
einander geriebenen Steinen Feuer entsteht, woher das
Funkeln der Blitze kommt. Aber alles diess gehört zu
den zufälligen Erscheinungen; solche Blitze sind meist wild
und unbedeutend, und weichen von dem natürlichen Gange
der Natur ab. Sie fahren in Berge und Meere; alle ihre
anderen Schläge sind wirkungslos. Jene andern aber kom-
men nach festbestimmten Ursachen als Verkünder des
Schicksals von oben herab aus ihren Gestirnen.
44.
Dass auf ähnliche Weise Winde oder vielmehr Luft-
ströme aus der dünnen und trocknen Ausdünstung der
Erde entstehen können, möchte ich nicht leugnen; auch
aus der von den Gewässern ausgehauchten weder zu Nebel
verdichteten noch zu Wolken verdickten Luft; sowie durch
den Trieb der Sonne (denn der Wind wird für nichts
anderes gehalten als für ein Strömen der Luft), endlich
noch auf verschiedene andere Weise bilden sie sich. Denn
auch aus Flüssen, und aus dem selbst ruhigen Meere ent-
wickeln sich Winde; andere, Atlanen genannt, steigen aus
der Erde. Wenn diese vom Meere zurückkehren, nennt
man sie Tropäen, und wenn sie über das Meer hinziehen,
Apogeen.
Die Bergzüge aber, ihre zahlreichen Gipfel, ihre wie Ell-
bogen gekrümmten oder wie Schultern gebrochenen Rücken,
die Aushöhlungen der Thäler, welche durch ihre Ungleich-
heit die aus ihnen emporgestiegene Luft durchschneiden
(daher auch die Stimme darin widerhallt), erzeugen fort-
während Winde. Ja selbst in Höhlen entstehen Winde;
so befindet sich an der Küste von Dalmatien eine weite
jähe Schlucht, in welcher durch Hineinwerfen eines leich-
ten Körpers selbst an ruhigen Tagen ein, einem Wirbel-
winde ähnliches Brausen erfolgt. Der Ort führt den Na-
men Senta. So soll auch in der Landschaft Cyrene ein
160 Zweites Buch.
dem Südwinde geheiligter Fels liegen, welchen keine
menschliche Hand berühren darf, ohne dass der Südwind
sogleich den Sand aufwirbelt. Sogar in manchen Häusern
haben viele durch Abhaltung des Lichts feucht gewordene
Gemächer ihren Wind; an einer Ursache fehlt es daher
niemals.
45.
Zwischen dem Luftstrome und dem Winde findet ein
bedeutender Unterschied statt. Jener wehet beständig und
fühlbar, und zieht sich nicht bloss über einzelne Striche,
sondern über ganze Länder hin. Er ist weder eine milde
Luft, noch ein Sturmwind, sondern wie schon der Name x)
anzeigt, der männliche Wind. Er wird entweder durch den
beständigen Lauf der Welt und den Gegenlauf der Sterne
erzeugt; oder er ist jener, allen Naturwesen gemeinsame,
bald hier bald dorthin wie in einem Schlauche herum-
schweifende Hauch; oder er ist die, durch den ungleichen
Stoss der Planeten und den vielfältigen Wurf der Strahlen
gepeitschte Luft; oder er entsteht aus besondern, den Son-
nenstrahlen näheren Sternen, oder aber aus den Fixsternen.
So viel ist gewiss, dass jenem Strome ein nicht unbekanntes,
wenn auch noch nicht genugsam erforschtes Naturgesetz
zum Grunde liegt. Mehr als 20 alte griechische Schrift-
steller haben ihre Beobachtungen darüber mitgetheilt. Es
ist in der That sehr zu bewundern, dass auf der uneinigen
und in kleine Staaten getheilten Erde, unter fortwährenden
Kriegen, wo die Gastfreundschaft verletzt ward, und sogar
Seeräuber, die Feinde aller Menschen, die Uebergänge be-
setzt hielten, so viele Männer mit so schwierigen Sachen
beschäftigt gewesen sind; so dass heutzutage ein Jeder in
seinem Lande aus den Werken jener Forscher, welche
doch nie dahin gekommen waren, über jene Gegenstände
besser unterrichtet ist, als durch die Kunde der Eingebornen.
Jetzt aber, bei dem beglückenden Frieden, unter einem
Künste und Wissenschaften befördernden Fürsten, erwei-
•) Flatus.
Zweites Buch. 161
tern wir unser Wissen nicht nur nicht, sondern machen
uns auch nicht einmal mit den Erfindungen der Alten be-
kannt. Die damaligen Belohnungen waren nicht gross,
denn die Glücksgüter theilten sich unter viele; und die
meisten fanden keinen anderen Preis für ihre Bemühungen
als das Bewusstsein, der Nachwelt genützt zu haben. Die
Sitten der Menschen sind gealtert, nicht ihre Werke. Eine
zahllose Menge schifft allenthalben auf dem offnen Meere
umher, und nimmt die Gastfreundschaft aller Küsten in
Anspruch, nicht der Wissenschaft, sondern des Gewinnes
wegen. Der blinde, von Habsucht so erfüllte Geist bedenkt
nicht, dass er seinen Endzweck durch die Wissenschaft
weit sicherer erreichen kann. Ich werde daher von den
Winden genauer, als es vielleicht für den Plan dieses Wer-
kes passt, handeln, weil ich auf so viele Tausend Seefahrer
Kücksicht nehme.
46.
Die Alten nahmen überhaupt vier Winde, nach den
vier Weltgegenden an (daher auch Homer nicht mehrere
nennt); allein diese Eintheilung war, wie man bald einsah,
mangelhaft. Das folgende Zeitalter fügte mit allzugrosser
Genauigkeit und Zersplitterung, noch acht hinzu. Die fol-
genden wählten das Mittel zwischen beiden, indem sie zu
der kleinern Eintheilung noch vier von der grössern setz-
ten. Dadurch kommen also je zwei auf die vier Himmels-
gegenden. Vom Aequinoctial-Aufgange (der Sonne) kommt
der Ostwind *), vom Winteraufgange der Südostwind 2);
jenen nennen die Griechen Apeliotes, diesen Eurus. Vom
Mittag kommt der Südwind8), vom Winteruntergange der
Südwest4); bei den Griechen Notus und Liba. Vom Aequi-
noctial-Untergange der Westwind5), vom Solstitial-Unter-
gange der Nordwest6); bei den Griechen Zephyrus und
Argestes. Von Mitternacht der Nordwind7), zwischen ihm
und dem Solstitial-Aufgange der Nordost8); bei den Grie-
') Subsolanus. 2) Vultumus. 3) Auster. 4) Africus. 5) Favonius.
«) Corus. 7) Septentrio. 8) Aquilo.
11
1(32 Zweites Buch.
eben Aparktias und Boreas. Nach der grössern Eintheilung
kommen noch vier Winde dazwischen, nämlich: der Nord-
nordwest1), mitten zwischen Nord und dem Solstitial-Unter-
gange; der Ostnordost2) mitten zwischen dem Nordost und
dem Aequinoctial- Aufgange, vom Solstitial-Punkte an; der
Südsüdost 3), mitten zwischen dem Winteraufgange und
Mittag; der Südsüdwest 4) mitten zwischen Mittag und dem
Winteruntergange, d. h. zwischen Süd und Südwest 5) und da-
her aus beiden (Namen) zusammengesetzt. Aber das ge-
nügte noch nicht! Einige setzten nämlich zwischen dem
Boreas und Csecias den Nordostnord6), und zwischen den
Eurus und Notus den Südostsüd.7)
Einige Winde sind nur gewissen Ländern eigenthüm-
lich, und gehen nicht über einen bestimmten Strich hinaus;
wie z. B. bei den Atheniensern der Sciron, der wenig vom
Argestes abweicht und dem übrigen Griechenland unbekannt
ist. An andern Orten, wo er etwas mehr von Norden weht,
heisst er Olympias; allein gewöhnlich ist mit allen diesen
Namen der Argestes gemeint. Auch den Csecias nennen
Einige Hellespontias. Ueberhaupt haben dieselben Winde
an verschiedenen Orten verschiedene Namen. In der Nar-
bonensischen Provinz ist der Circius der bedeutendste aller
Winde, denn er steht keinem an Heftigkeit nach, und weht
meistens über das ligurische Meer nach Ostia hin. Der-
selbe ist nicht nur in den übrigen Theilen der Erde unbe-
kannt, sondern er berührt auch nicht einmal Vienna, die
Hanptstadt jener Provinz, weil er, ungeachtet seiner Heftig-
keit, nahe vor der Stadt durch einen nicht sehr bedeuten-
den Bergrücken aufgehalten wird. Auch Fabianus leugnet,
dass der Südwind in Aegypten wehe. Hieraus geht ein
Naturgesetz hervor, wonach auch den Winden Zeit und
Grenzen gesetzt sind.
47.
Der Frühling eröffnet den Schiffern die Meere; bei sei-
•) Thrascias. 2) Csecias. 3) Phoenix. 4) Libanotus. 5) Notus und
Liba. 6) Meses. 7) Euronotus.
Zweites Buch. 163
nem Anfange, nämlich wenn die Sonne im 25. Grade des
Wassermanns steht, erreicht der Westwind den winterlichen
Himmel. Der Tag, an welchem diess geschieht, ist der
sechste vor den Iden des Februars.1) Dasselbe gilt fast
von allen Winden, die ich später besprechen werde; nur
in den Schaltjahren kommen sie um einen Tag früher, in
dem folgenden Lustrum2) aber befolgen sie wieder die
alte Ordnung. Der Westwind heisst bei Einigen vom ach-
ten Tage vor den Kaienden des März3) an Chelidonias
wegen der Ankunft der Schwalben, bei Anderen Ornithias,
weil er vom 71. Tage nach dem Wintersolstitium, das ist
von der Ankunft der Vögel an, neun Tage lang wehet.
Der dem Westwinde entgegengesetzte heisst Ostwind. Der
Sommer tritt mit dem Aufgange des Siebengestirns in dem-
selben Grade4) des Stieres, am neunten Mai, ein; diess ist
die Zeit des Südwindes, welcher dem Nordwinde entgegen
steht. In der heissesten Periode des Sommers geht der
Hundsstern auf, beim Eintritt der Sonne in den ersten
Grad des Löwen, oder am 16. Juli. Ohngefähr 8 Tage
vor seinem Aufgange wehet der Nordost, der daher auch
Vorläufer 5) heisst. Aber zwei Tage nach seinem Aufgange
wehet derselbe Wind in den Hundstagen beständig fort,
und heisst Passatwind. 6) Man glaubt, die Hitze der Sonne
verbunden mit der des Hundssterns mildere diesen Wind,
welcher beständiger als alle andern Winde ist. Darauf
folgt wieder häufiger Südwind bis zum Aufgange des Arc-
turus, elf Tage vor dem Herbst-Aequinoctium. Mit dem
') Der 7. Februar. Mus war der 15. Tag im März, Mai, Juli und
October, in den übrigen Monaten der 13.
2) Hier ein Zeitraum von 4 Jahren. Ursprünglich aber verstand
man darunter das Sühnopfer, welches alle 5 Jahre vorgenommen
wurde.
3) Am 22. Februar. Kalendse war der erste Tag eines jeden
Monats.
4) Dem 25.
5) Prodromus.
6) Etesias.
11*
164 Zweites Buch.
Herbst- Aequinoctium beginnt als Herbstwind der Nordwest;
ihm ist der Südostwind entgegen. Etwa 44 Tage nachher
tritt mit dem Untergange des Siebengestirns der Winter
ein, welcher Zeitpunkt auf den 10. November zu fallen
pflegt. Mit ihm beginnt auch der winterliche Nordost, wel-
cher von dem im Sommer wehenden sehr verschieden ist;
sein Gegner ist der Südwest. Sieben Tage vor und. nach
dem kürzesten Tage ist das Meer mit der Brut der Eis-
vögel bedeckt, woher auch diese Tage ihren Namen1) er-
halten haben; die übrige Zeit ist es Winter. Allein selbst
durch die Rauheit des Wetters wird das Meer nicht ver-
schlossen. Anfangs sah man sich nur aus Furcht, den
Seeräubern zur Beute zu werden, mit Todesgefahr genö-
thigt, im Winter das Meer zu beschiffen; allein jetzt ist
die Habsucht die Triebfeder dazu.
48.
Am kältesten siud die Winde, welche, wie wir an-
gegeben, vom Norden her wehen, uud der ihnen benach-
barte Nordwest. Diese herrschen auch über die andern und
vertreiben die Wolken. Feuchte Winde sind der Südwest,
und vorzüglich für Italien der Südwind. Auch im Pontus
soll der Ostnordost die Wolken an sich ziehen. Trockne
Winde sind der Nordwest und Südost, ausgenommen wenn
sie ruhig wehen. Der Nordost und Nord bringen Schnee,
der Nord und Nordwest Hagel, der Südwind ist heiss, der
Südost und West lau, beide aber trockner als der Ostwind,
und im Allgemeinen sind die von Norden und Westen
kommenden trockner als die, welche von Süd und Ost.
Der gesundeste unter allen ist der Nordost; der Südwind
nachtheilig und mehr trocken, vielleicht, weil er feucht,
und darum kälter ist. Während er wehet, sollen die Thiere
weniger Hunger empfinden.
Die Passatwinde hören fast immer bei Einbruch der
Nacht auf und erheben sich um die dritte Tagesstunde2)
•) Halcyonides,
2) 9 Uhr Morgens. Der Tag fing bei den Römern nach unserer
Zeitrechnung um G Uhr Morgens an.
Zweites Buch. 165
wieder. In Spanien und Asien wehen sie von Osten her,
im Pontus von Nordost, in den übrigen Ländern von Mittag.
Sie wehen auch vom kürzesten Tage au, wo sie dann
Ornithiä heissen, aber milder sind und nur wenige Tage
dauern. Zwei Winde verändern auch ihre Natur mit der
Ortlage; der Südwind bringt Afrika heitern, der Nordost
trüben Himmel.
Alle Winde wehen grösstenteils abwechselnd, oder so,
dass, wenn einer aufhört, der entgegengesetzte anfängt.
Erhebt sich aber der zunächst liegende, so geschieht diess,
gleich dem Laufe der Sonne, von der linken Seite zur
rechten. Ihre Beschaffenheit während eines Monats hängt
von dem 4. Tage nach dem Neumonde ab. Mit ein und
demselben Winde kann man in entgegengesetzter Richtung
schiffen, wenn man die Segeltaue nachlässt, weshalb auch
häufig des Nachts von entgegengesetzten Seiten kom-
mende Fahrzeuge zusammenstossen. — Der Südwind schlägt
grössere Wellen als der Nordost, denn jener weht von dem
untersten Ende des Meeres her, dieser dagegen vom ober-
sten. *) Daher treten nach dem Südwinde besonders häufig
gefährliche Erdbeben ein. Des Nachts ist der Südwind,
am Tage der Nordostwind heftiger. Die Ostwinde halten
länger au als die Westwinde. Die Nordwinde hören
meistens an ungeraden Tagen auf, was auch für viele
andere Naturgegenstände gilt, daher hält man die ungerade
Zahl für die männliche. Die Sonne vermehrt und unter-
drückt die Winde; die Vermehrung findet bei ihrem Auf-
gange und Untergange, die Verminderung zur Sommerzeit
um Mittag statt. Daher ruhen sie grösstenteils in der
Mitte des Tages oder der Nacht, indem sie durch die all-
zugrosse Kälte oder Hitze vertrieben werden. Auch durch
Regen werden die Winde beschwichtigt. Aber fast immer
sind wir ihrer gewärtig, wenn zerrissene Wolken den Him-
') Dieser Satz wird verständlich, wenn man sich, im Sinne der
Alten, die nördliche Weltgegend weit höher denkt als die südliche.
166 Zweites Buch.
mel durchblicken lassen. Eudoxus x) glaubt, dass (wenn
man die geringsten Nebenumstände beachten würde) alle
vier Jahre dieselben Wind- und Witterungswechsel wieder-
kehren. Der Anfang dieser vierjährigen Periode ist im
Schaltjahre, beim Aufgange des Hundssternes. Soviel von
den allgemeinen Winden.
49.
Nun gehen wir zu den plötzlich entstehenden Winden
über, welche sich, wie gesagt 2), aus den Dünsten der Erde
erzeugen, dann aber, mit einer Wolkenhülle umgeben, nie-
derstürzen und in vielfacher Gestalt erscheinen. Umher-
schweifend und gleich reissenden Strömen fortstürzend er-
zeugen sie (nach der oben angeführten Meinung Einiger) 3)
Donner und Blitz. Wenn sie mit grösserer Kraft und
schnellerem Anlaufe eine trockne Wolke durchbrechen, so
entsteht der Sturmwind, den die Griechen Eknephias
nennen. Haben sie aber, enger zusammengerollt, die Wolke
in einem flachen Bogen durchbrochen, jedoch ohne Feuer,
d. h. ohne Blitz, dann bilden sie einen Wirbel, welcher
Typhon oder gewirbelter Eknephias heisst. Dieser nimmt
ein abgerissenes Stück von der kalten Wolke mit sich, und,
indem er es wälzt und drehet und seine Zerstörung durch
jenes Gewicht noch beschleunigt wird, zieht er in reissendem
Wirbel von Ort zu Ort. Besonders den Seefahrern ist er
ein gefährliches Uebel, denn er zerbricht nicht nur die
Segelstangen, sondern die Fahrzeuge selbst. Mit einem
sehr billigen Mittel kann man sich gegen ihn schützen;
man giesst ihm nämlich Essig, dessen Natur sehr kühlend
ist, entgegen. Wird er nach heftigem Anprallen zurück-
gestossen, so reisst er das Ergriffene saugend mit sich in
die Höhe.
50.
Wenn er die gepresste Wolke in einer grössern Höh-
') Aus Knidos, ein Schüler des Plato, war Arzt und Geometer
und starb 348 v. Chr.
2) Im 42. Cap.
3) Im 43. Cap.
Zweites Buch. 167
lung, die aber nicht so weit ist als beim Sturmwinde, mit
Krachen durchbricht, so heisst er Wirbelwind1), und reisst
dann alles nieder, was ihm nahe steht. Ist er aber heiss
und zündet er während seines Tobens, so nennt man ihn
feurigen Wirbelwind2); er verbrennt und vernichtet
alles, was er berührt. Niemals entsteht aber bei Nordost-
winde der Typhon, noch im Winter oder wenn Schnee
liegt, der Eknephias. Wenn letzterer beim Durchbruch der
Wolke sich entzündet, das Feuer aber schon bei sich ge-
habt und nicht erst empfangen hat, so wird er zum Blitze.
Er unterscheidet sich vom Prester, wie die Flamme vom
Feuer. Dieser verbreitet sich durch sein Blasen weit und
breit, jener wird durch seine Heftigkeit zusammengeballt.
Der Dreh wind3) unterscheidet sich vom Wirbelwinde durch
sein Wiederkehren, gleich wie ein prasselndes Geräusch
vom Knalle. Von beiden aber ist der Sturmwind4) durch
seine Breite verschieden; er treibt die Wolken mehr aus
einander als er sie durchbricht. Es giebt auch schwarze,
ungeheuren Thieren ähnliche Wolken, welche für den
Schiffer Unheil drohend sind. Man nennt sie Säulen, wenn
die verdickte und starre Feuchtigkeit sich selbst aufrecht
hält. Zu derselben Gattung gehört ferner die Wolke, welche
gleich einer Röhre das Wasser an sich zieht.
51.
Im Winter und Sommer sind, aus entgegengesetzten
Ursachen, die Blitze selten, denn im Winter wird die
ohnehin dichte Luft durch die dickere Wolkenhülle noch
mehr verdichtet; alle Ausdünstung der Erde ist starr und
eisig, und was sie an Feuerstoff empfängt, erlöscht. Aus
diesem Grunde ist Scythien sammt den umliegenden kalten
Ländern frei von Blitzen; dagegen hat in Aegypten die
allzugrosse Hitze dieselben Folgen, denn die heissen und
trocknen Dünste der Erde verdichten sich nur selten, und
') Turbo.
2) Prester.
3) Vortex.
4) Procella.
168 Zweites Buch.
dann nur zu dünnen, lockern Wolken. Allein im Frühlinge
und im Herbste entstehen häufiger Blitze, weil die Ur-
sachen, welche ihrem Entstehen im Winter und Sommer
hinderlich sind, in jenen beiden Jahreszeiten wegfallen.
Daher wird Italien oft von Blitzen heimgesucht, denn die
bewegliche Luft des mildern Winters und feuchten Sommers
gleicht gewissermaassen derjenigen im Frühlinge und Herbste.
Auch in den mehr südlich gelegenen Gegenden Italiens,
wie um Rom und in Companien, blitzt es im Sommer sowohl
wie im Winter, was in andern Ländern nicht geschieht.
52.
Man giebt von den Blitzen selbst mehrere Arten an.
Die trocknen zünden nicht, sondern zerschmettern nur; die
feuchten brennen nicht, sondern sengen nur. Eine dritte
Art, der helle Blitz genannt, ist von wunderbarer Beschaf-
fenheit; er leert die Fässer aus, ohne sie im geringsten zu
beschädigen oder sonst eine Spur zu hinterlassen. Er
schmelzt Gold, Silber und Kupfer in den Beuteln, ohne die
letztern zu verbrennen, und nicht einmal das wächserne
Siegel wird dadurch verletzt. Marcia, eine vornehme Rö-
merin, wurde während ihrer Schwangerschaft vom Blitze
getroffen, und blieb selbst ohne ander weiten Unfall am
Leben, während ihre Leibesfrucht getödtet ward. Unter
andern Wunderzeichen während der Catilinarischen Ver-
schwörung ereignete es sich auch, dass der Dekurio1)
M. Herennius aus der Pompejanischen Pflanzstadt 2) an
einem heitern Tage vom Blitze erschlagen wurde.
53.
In den Schriften der Thuscer3) wird angegeben,
dass neun Götter die Blitze entsenden, und dass es elf
Arten derselben gebe; Jupiter allein schleudere drei davon.
Die Römer haben nur zwei behalten, und schreiben die
am Tage erfolgenden dem Jupiter, die des Nachts entste-
') Rathsherr in einer Pflanzstadt (municipium).
*) Pompeji.
3) Etruscer oder Hetrurier.
Zweites Buch. 169
henden dem Summanus a) zu. Die letzteren sind wegen
des kältein Himmels seltener. In Etrurien glaubt man, es
brächen auch Blitze aus der Erde hervor und nennt sie
unterirdische. Sie erfolgen im Winter und sind äusserst
wüthend und schrecklich, denn sie haben alle einen irdi-
schen Ursprung und gehören nicht zu den allgemeinen,
welche von den Gestirnen herabkommen, sondern erzeugen
sich aus den nächsten und unreinem Stoffen der Natur.
Der auffallende Unterschied beider Arten liegt darin, dass
alle vom Himmel kommenden Blitze schräg, die sogenann-
ten irdischen aber gerade einschlagen. Da sie aber aus
einem uns nähern Stoffe fallen, so glaubt man, sie kommen
aus der Erde, weil sie keine Spur ihres Zurückprallens
zeigen; allein dieses Verhalten spricht nicht für einen von
unten kommenden Schlag, sondern für einen diesem gerade
entgegengesetzten. Diejenigen, welche die Sache genauer
untersucht haben, glauben, sie kämen vom Saturn herab,
sowie die zündenden vom Mars. Durch einen solchen Blitz
ward Volsinii2), die reichste Stadt der Thuscser, ganz ver-
brannt.
Familienblitze nennt man die für das ganze Leben
bedeutungsvollen, welche dem, welcher eine Familie be-
gründet, zum ersten Male erscheinen. Uebrigens glaubt
man, dass die Vorbedeutungen der Blitze in Privatange-
legenheiten sich nicht über zehn Jahre hinaus erstrecken,
ausgenommen diejenigen, welche am Geburtstage und bei
der ersten Heirath erscheinen; in öffentlichen Angelegen-
heiten weissagen sie nicht über 30 JaJire, ausgenommen
bei der Anlegung neuer Städte.
54.
In den Jahrbüchern3) findet man, dass durch gewisse
Opfer und Gebete die Blitze weggebannt und herbei-
*) Gott der Unterwelt (Summus manium).
2) Volsena.
3) Annales, waren von den Priestern geführte Bücher, über die
Hauptereignisse eines jeden Jahres, aus welchen die spätem Histo-
riker ihren Stoff schöpften.
170 Zweites Buch.
gerufen werden können. Eine alte Sage in Etrurien er-
zählt, man habe, als einst ein Ungeheuer, Volta genannt,
die Aecker verwüstete und die Stadt Volsinii bedrohete,
Blitze herbeigerufen. Auch Porsenna1), der dortige Kö-
nig, erflehete Blitze; und dass vor ihm Numa2) dasselbe
gethan, berichtet L. Piso3), ein glaubwürdiger Schriftsteller
im ersten Buche seiner Annalen; T. Hostilius4) habe ihm
darin, aber weniger glücklich nachgeahmt, denn er sei
vom Blitze erschlagen. Wir haben zu diesem Behufe Haine,
Altäre und heilige Gebräuche; und neben dem Jupiter
Stator5), Tonans6) und Feretrius7) haben wir auch einen
Jupiter Elicius8) angenommen. Im gemeinen Leben hegt
man hierüber verschiedene Meinungen, die sich nach den
Ansichten eines Jeden richten. Es ist ein kecker Gedanke,
die Natur beherrschen zu wollen, und nur ein schwacher
Verstand wird behaupten, dass man Naturkräften durch
Opfer ihren Einfluss benehmen könne; ja die Kenntniss in
der Erklärung der Blitze ist schon so weit gekommen, dass
man durch Hülfe ihrer zukünftige Blitze auf den Tag be-
stimmt vorhersagt, und wie aus unzähligen Erfahrungen
') König von Clusium in Etrurien, im 6. Jahrh. v. Chr., zu dem
der aus Rom vertriebene Tarquinius flüchtete, Vergl. XXXIV. B.
14. Cap.
2) Numa Pompilius, der zweite römische König, 715 — 670 v. Chr.
3) L. Calpurnius Piso, ein verdienter Staatsmann, der 133
v. Chr. das Consulat bekleidete.
4) Enkel des Hostus Hostilius, dritter römischer König, 670 — 638
v. Chr. Vergleiche XVIII. B. 2. Cap.
5) Romulus gelobte dem Jupiter einen Tempel, wenn er die
vor den Sabinern fliehenden Römer zum Stehen bewegen würde.
Liv. I. 12.
6) Der Donnerer.
7) Romulus weihete dem Jupiter einen Tempel und brachte
ihm die dem Könige der Cänimenser abgenommene Beute dar, welche
auf einer Bahre (feretrum) getragen wurde.
8) Der herabgelockte. Numa soll nämlich die Kunst verstanden
haben, durch zauberische Gebräuche den Jupiter vom Olymp zu sich
herabzulocken.
Zweites Buch. 171
•des öffentlichen und Privatlebens hervorgeht, bestimmt, ob
sie das Schicksal ändern, oder das Kommen neuer Ereig-
nisse andeuten. Mögen diese Dinge nun, wie es ihre Na-
tur mit sich bringt, Einigen als gewiss, Andern als zweifel-
haft, Andern als erwiesen, Andern als verwerflich erschei-
nen; wir wollen die übrigen Erscheinungen, welche hiebei
noch bemerkenswerth sind, nicht übergehen.
55.
Dass der Blitz eher gesehen als der Donner gehört
wird, obgleich beide zu gleicher Zeit entstehen, ist gewiss,
aber auch kein Wunder, denn das Licht pflanzt sich weit
schneller fort als der Schall. Die Natur hat es zwar so
eingerichtet, dass Schlag und Schall in demselben Momente
zusammenfallen; aber der Schall ist die Wirkung des aus-
fahrenden, nicht des einschlagenden Blitzes. Noch schneller
als der Blitz ist die Luft, daher wird alles eher erschüttert
und ange wehet als vom Strahle getroffen, auch Niemand
vom Blitze erschlagen, der ihn zuvor gesehen oder den
Donner gehört hat. Die Blitze, welche von der linken Seite
herkommen, werden für glücklich gehalten, weil der Sonnen-
aufgang uns zur Linken Seite der Welt liegt. Jedoch wird
dabei nicht sowohl auf seine Ankunft als vielmehr auf seine
Rückkehr Rücksicht genommen; ob nämlich sogleich nach
dem Schlage Feuer abspringt , oder ob nach vollendetem
Schlage oder nach verlöschtem Feuer die Luft sogleich wie-
derkehrt. Die Thuscer haben zu diesem Behufe den Him-
mel in 16 Theile getheilt. Der erste Theil erstreckt sich
vom Norden bis zum Aequinoctial- Aufgange; der zweite
von da bis Mittag; der dritte von hier bis zum Aequinoc-
tial-Untergange; der vierte enthält den übrigen Raum von
da bis zum Norden. Jeder dieser Theile zerfällt wiederum
in vier, von denen acht die dem Sonnenaufgange links,
und acht die demselben rechts liegenden genannt werden.
Von allen Blitzen haben nun diejenigen die schrecklichste
Bedeutung, welche von West nach Nord sich zeigen. Es
kommt also sehr viel darauf an, von woher sie ziehen und
wohin sie sich wenden. Am besten ist es, wenn sie da,
172 Zweites Buch.
wo sie entstanden sind, wieder hineilen. Kommen sie da-
her vom ersten Theile des Himmels her und kehren wie-
der dahin zurück, so verkünden sie das grösste Glück, wie
dergleichen dem Dictator Sulla *) widerfahren sein soll. Die
Blitze, welche von den übrigen Theilen kommen, sind we-
niger Glück bringend oder Unheil verkündend. Manche
Blitze soll man weder nennen, noch nennen hören dürfen,
es sei denn, dass mau einem Gastfreunde oder Verwandten
davon erzählte. Wie unsicher diese Beobachtung ist, hat
sich in Rom erwiesen, als unter dem Konsul Scaurus2),
welcher bald darauf der erste unter seinen Amtsgenossen
wurde, der Blitz in den Tempel der Juno einschlug.
Blitz ohne Donner bemerkt man mehr bei Nacht »als
bei Tage. Das einzige lebende Wesen, welches er nicht
immer tödtet, ist der Mensch, die übrigen sterben auf der
Stelle. Die Natur scheint ihm diesen Vorzug deshalb ge-
geben zu haben, weil ihn so viele Thiere an Stärke über-
treffen. Alle Thiere liegen auf der dem Schlage entgegen-
gesetzten Seite; der Mensch stirbt nicht, wenn er nicht auf
die getroffene Stelle geworfen wird; die von oben Getrof-
fenen werden sitzend, die wachend Getroffenen mit geschlos-
senen Augen, und die schlafend Getroffenen mit offenen
Augen gefunden. Nach religiösen Vorschriften soll ein vom
Blitz erschlagener Mensch nicht verbrannt, sondern beerdigt
werden. Kein Thier wird, wenn es nicht schon todt war,
vom Blitz angezündet. Die vom Blitze herrührenden Wun-
den sind kälter als der übrige Körper.
56.
Von allem, was die Erde hervorbringt, wird der Lorbeer-
baum nicht vom Blitze getroffen, und nie dringt er über
fünf Fuss tief in die Erde. Daher halten Furchtsame sich
in tiefen Höhlen, oder auch in Zelten aus den Fellen der
Seekälber für sicher, denn diess Thier ist das einzige unter
den Seegeschöpfen, welches der Blitz nicht verletzt, sowie
') Geboren 147, gestorben 78. v. Chr.
2) 115 v. Chr.
Zweites Buch. 173
unter den Vögeln der Adler, daher derselbe als Träger die-
ses Geschosses abgebildet wird. In Italien zwischen Ter-
racina und dem Tempel der Feronia1) werden in Kriegs-
zeiten keine Thtirme mehr erbauet, weil keiner derselben
vom Blitze verschont blieb.
57.
Ausserdem finden sich, was die untere Region des
Himmels betrifft, Nachrichten, dass es unter den Konsuln
M. Acilius und C. Porcius2) und auch sonst noch Milch
und Blut geregnet habe; ferner Fleisch, unter den Kon-
suln P. Volumnius und Servius Sulpitius 3), und die Stücke,
welche die Vögel nicht weggeholt hätten, sollen nicht ver-
fault sein. Auch Eisen regnete es in Lukanien ein Jahr
zuvor, ehe M. Crassus nebst allen lukauiscben Soldaten,
von denen sich eine grosse Anzahl bei seinem Heere be-
fand, von den Parthern niedergemacht wurde. 4) Im Aeussern
glich das herabgefallene Eisen Schwämmen; die Harus-
pices hatten auch schon vorher vor Wunden, welche von
oben kämen, gewarnt. Unter den Konsuln L. Paulus und
E. Marcellus5) regnete es in der Nähe des compsanischen
Kastells6) Wolle; ein Jahr darnach wurde dort T. Annius
Milo getödtet. Die öffentlichen Urkunden 7) berichten auch,
dass es, als jener seine Rechtssache vertheidigte, Ziegel-
steine geregnet habe.
58.
Man erzählt, dass während des cimbrischen Krieges s),
und auch häufig früher und später Waffengeklirr und
') Göttin der Freiheit und Beschützerin der Wälder und Haine.
Der Tempel lag an der Stelle des heutigen Lago di Ferona.
-) 640 n. R. E. 114 v. Chr.
3) 293 n. R. E. 461 v. Chr.
«) 701 n. R. E. 53 v. Chr.
5) 704 n. R. E. 50 v. Chr.
6) bei Compsa (Conza).
7) Acta, eine Art Zeitungen, welche unter Julius Caesar auf-
kamen.
8) 101 v. Chr.
174 Zweites Buch.
Hörn erschall vom Himmel herab gehört worden sei. Aber
unter dem 3. Konsulate des Marius *) sahen die Ameriner
und Tuderter Waffen am Himmel, die von Morgen und Abend
her gekommen so lange mit einander kämpfteu,' bis die
letztern zurückgedrängt waren. Dass selbst der ganze Him-
mel brennt, ist keineswegs wunderbar und schon oft ge-
sehen, wenn die Wolken von einem grossen Feuer ergriffen
wurden.
59.
Die Griechen rühmen von Anaxagoras 2) aus Klazomenä,.
dass derselbe im 2. Jahre der 78. Olympiade3) vermöge
seiner Kenntniss in der Astronomie vorhergesagt habe, an
welchem Tage ein Stein aus der Sonne fallen würde, und
dass diess wirklich in einer Gegend von Thracien, am
Flusse Aegos4) bei Tage geschehen sei. Dieser Stein, von
der Grösse eines beladenen Wagens und von brandiger
Farbe, wird noch jetzt gezeigt. Um jene Zeit stand auch
ein feuriger Komet am Himmel. Wer aber an eine solche
Vorhersagung glaubt, der muss noth wendig auch zugeben,
dass die Weissagungskraft des Anaxagoras ein noch grös-
seres Wunder war; und unsere Einsicht in das Wesen der
Dinge würde in Nichts zerfallen, und in gänzliche Verwir-
rung gerathen, wenn entweder die Sonne selbst ein Stein
wäre, oder man glaubte, dass jemals ein Stein auf ihr ge-
wesen sei. Dass aber dennoch häufig Steine herabfallen,
wird darum keinen Zweifel erleiden. In der Fechtschule
zu Abydus5) wird noch heutzutage ein Stein, der zwar nur
klein ist, dessen Herabfallen mitten auf das Land aber
Anaxagoras. ebenfalls voraus gesagt haben soll, heilig ver-
wahrt. Auch zu Cassandria, welches jetzt Potidäa6) heisst,
') 103 v. Chr.
-) Geboren 500 v. Chr., starb 428 zu Lampsacus.
3) 4G7 y. Chr.
4) An der Strasse der Dardanellen.
5) Es gab mehrere Orte dieses Namens, einen in Troas, einen
in Thebais und einen in Japygia.
6) Auf der Landspitze Pallene in Macedonien; jetzt heissen ihre
Ruinen Porte di Cassandro.
Zweites Buch. 175
wird ein solcher Stein aus derselben Veranlassung verehrt
Ich selbst habe im Gebiete der Vocontier x) einen gesehen,
der erst kurz vorher herabgefallen war.
60.
Was wir Kegenbogen nennen, ist eine häufige, weder
mit Wundern noch Deutungen begleitete Erscheinung; denn
nicht einmal Hegen oder heiteres Wetter zeigt er mit Sicher-
heit an. Es ist offenbar, dass der in eine hohle Wolke
einfallende Sonnenstrahl, an der Spitze gebrochen und ge-
gen die Sonne zurückgeworfen wird; und dass die Ver-
schiedenheit der Farben aus der Mischung der Wolken,
der Luft und des Feuers hervorgeht. Er entsteht in der
That auch nur auf der der Sonne entgegengesetzten Seite,
und niemals anders, als in der Gestalt eines Halbkreises;
auch erscheint er nie des Nachts, obgleich Aristoteles an-
giebt, dass man um diese Zeit einst einen solchen gesehen
habe, zugleich gesteht er aber, dass diess nur am 14. Tage
nach dem Neumonde möglich sei. Die meisten Regenbogen
bilden sich im Winter, vom Herbst-Aequinoctium an, wenn
die Tage abnehmen. Wenn diese wieder zunehmen, also
vom Frühlings-Aequinoctium an, erscheinen sie eben so
wenig wie zur Zeit des Sommer-Solstitiums, in den läng-
sten Tagen. Im Winter-Solstitium, an den kürzesten Ta-
gen, sind sie sehr häufig. Sie stehen hoch, wenn die Sonne
tief, und tief, wenn die Sonne hoch steht; sie sind Morgens
und Abends kleiner, aber breiter, Mittags schmäler, aber
von grösserem Umfange. Im Sommer sieht man sie des
Mittags nicht, jedoch nach dem Herbst-Aequinoctium zu
jeder Stunde. Nie erscheinen auf einmal mehr als zwei.
61.
Die übrigen hieher gehörigen Naturerscheinungen dürf-
ten wohl den Meisten klar sein. Der Hagel entsteht aus
gefrorenem Regen, der Schnee aus derselben, nur lockerer
vereinigten Feuchtigkeit, der Reif aber aus erstarrtem Thau.
Im Winter fällt Schnee, aber kein Hagel, dieser selbst am
') Jetzt Vaison im südlichen Frankreich.
176 Zweites Buch.
Tage öfter als in der Nacht und zergeht schneller als der
Schnee. Nebel entstehen weder im Sommer noch bei
strenger Kälte; Thau fällt weder bei Kälte, noch bei Hitze,
noch beim Winde, sondern in heitern Nächten. Durch den
Frost wird die Wassermasse verringert und wenn das Eis
aufthauet, dieselbe Quantität nicht wiedergefunden. In den
Wolken nimmt man verschiedene Farben und Gestalten
wahr, je nachdem das beigemischte Feuer die Oberhand
hat oder untergeordnet ist.
62.
Ausserdem zeigen einige Orte gewisse Eigenthümlich-
keiten. So hat man in Afrika im Sommer thauige Nächte.
In Italien zu Locri1) und am velinischen See2) erscheinen
jeden Tag Kegenbögen. Zu Rhodus und Syrakus ist der
Himmel nie so sehr mit Wolken bedeckt, dass man nicht
"wenigstens zu einer Stunde des Tages die Sonne sehen
kann. Alles dies werde ich jedoch passender bei den be-
treffenden Orten vortragen. So viel von der Luft.
63.
Nun folgt die Erde, welcher wir, wegen ihrer grossen
Verdienste, allein von allen Theilen der Welt den Namen
und die Verehrung einer Mutter verliehen haben. Sie ist
dem Menschen das, was der Gottheit der Himmel ist; sie
nimmt uns bei der Geburt auf, ernährt und erhält uns
fortwährend, und zuletzt, wenn die übrige Natur sich von
uns lossagt, empfängt sie uns in ihrem Schoos und bedeckt
uns als eine liebende Mutter. Durch kein Verdienst ist
sie uns heiliger, als dass sie uns selbt heilig macht; auch
trägt sie unsere Monumente und Inschriften, und pflanzt so
unsere Namen und unser Andenken weit über das kurze
Leben hinaus fort. Im Zorne rufen wir sogar ihre Gottheit
gegen die Todten an, als wenn wir nicht wüssten, dass sie
es allein ist, welehe nie einem Menschen zürnt.
Die Wasser werden zu Regen, erstarren zu Hagel,
f) Jetzt Motta di Burzano.
2) Jetzt Rio de Luco oder Lagodella Mann.
Zweites Buch. 177
schwellen zu Fluthen an, und stürzen als reissende Ströme
daher; die Luft verdichtet sich zu Wolken und wüthet in
Stürmen. Aber diese gütige, milde, geduldige, und dem
Sterblichen stete Dienerin, was bringt sie nicht durch An-
bau hervor! Was spendet sie nicht schon freiwillig! Welche
Gerüche, Speisen, Säfte, dem Gefühle angenehme Dinge,
welche Farben! Mit welcher Treue giebt sie das ihr an-
vertraute Gut verzinst zurück, und was ernährt sie nicht
um unsertwillen! Denn die giftigen Thiere, an deren Da-
sein ihr belebender Geist schuld ist, muss sie, durch diesen
befruchtet, aufnehmen und nach der Geburt erhalten. Aber
die Schuld liegt an denen, welche das Uebel erzeugen.
Sie nimmt die Schlange, welche einen Menschen tödtete, nicht
wieder auf1), und vollführt die Strafen im Namen der Trä-
gen; sie spendet heilsame Kräuter und zeuget nur immer
für den Menschen. Ja es ist wahrscheinlich, dass sie auch
die Gifte aus Erbarmen mit uns hervorgebracht hat, damit
nicht, beim Ueberdruss des Lebens, der Hunger, eine den
Verdiensten der Erde ganz fremde Todesart, uns langsam
verzehrend aufreibe; oder Felsen den zerrissenen Körper
zerstreuen; ferner, damit nicht der Strick uns auf unnatürliche
Weise martere und den Geist einschliesse, der einen Aus-
weg sucht; damit nicht, wenn wir im Wasser den Tod
suchen, unsere Leiche zum Frasse werde; damit endlich
nicht das Eisen unsern Körper zertheile. So erzeugte sie
aus Erbarmen etwas, durch dessen leichten Genuss wir mit
unverletztem Körper und vollem Blute, ohne Mühe, gleich
Dürstenden das Leben aushauchen, damit die so Gestorbe-
nen kein Vogel oder wildes Thier berühre, und der in der
Erde bewahrt werde, welcher sich selbst den Tod gab.
Um die Wahrheit zu gestehen, so gab uns die Erde das
Mittel wider die Uebel, wir machen es aber zum Gifte für
das Leben. Denn bedienen wir uns nicht des Eisens, wel-
ches wir nicht entbehren können, auf ähnliche Weise? Und
dennoch haben wir Unrecht zu klagen, wenn sie auch die
») Siehe XXIX. Buch, 23. Capitel.
12
178 Zweites Buch.
Ursache irgend eines Uebels wäre, und nur gegen diese
eine Seite der Natur sind wir undankbar. Zu welchem
Vergnügen und zu welchen Schandthaten ist sie nicht dem
Menschen behilflich? Sie wird ins Meer geworfen, oder,
um Kanäle zu bauen, aus dem Wasser hervorgegraben ;
mit Eisen, Holz, Feuer, Steinen und Früchten wird sie stets
gequält, mehr um des Vergnügens als der Nahrung willen.
Das würde noch erträglich erscheinen, was man an ihrer
Oberfläche vornimmt. Allein wir dringen auch in ihr Inne-
res, graben nach Gold und Silber, Erz und Blei; sogar edle
und andere kleine Steine suchen wir in tief angelegten
Schächten. Wir reissen ihre Eingeweide heraus, um den
Stein, welchen wir suchen, am Finger zu tragen. Wie viele
Hände sind bemüht, damit nur ein Glied glänzen kann!
Wenn es unterirdische Menschen gäbe, wahrhaftig durch
jene habgierigen und schwelgerischen Gräber wären sie
längst herausgescharrt. Sollen wir uns nun noch wundern,
wenn sie etwas zu unserm Nachtheil hervorgebracht hat!
Denn die wilden Thiere, glaube ich, schützen sie noch und
halten die räuberischen Hände ab. Graben wir nicht mitten
unter Schlangen, und suchen die. Goldadern bei giftigen
Wurzeln? Allein die Göttin ist deshalb versöhnt, weil alle
diese Quellen des Reickthums zu Verbrechen, Mord und
Krieg führen, weil wir sie mit unserm Blute benetzen und
mit unsern unbegrabenen Gebeinen bedecken. Jedoch, nach-
dem sie uns gleichsam unsere Wuth vorgeworfen hat, be-
deckt sie endlich selbst jene Gebeine, und verbirgt so die
Schlechtigkeiten der Menschen. Unter die Verbrechen der
Undankbarkeit möchte ich auch noch das zählen, dass wir
mit ihrer Natur noch nicht gehörig vertraut sind.
64.
Ihre Gestalt aber ist das erste, worüber man einerlei
Meinung hat. Mit Recht nennen wir sie Erdkreis, und
geben zu, dass ihre Kugelform von Spitzen umschlossen sei.
Denn bei der ungeheuren Höhe der Berge und Fläche der
Felder kann sie keine vollkommene Kugel darstellen; aber,
Zweites Buch. 179
wenn man die äussersten Endpunkte durch eine Umfangs-
linie verbindet, dann entsteht ein vollkommener Kreis. Die
ganze Anordnung der Natur erheischt diess schon, nur
nicht aus denselben Ursachen, welche wir bei dem Himmel
angegeben haben. Denn dieser bildet eine in sich selbst
geneigte Hohlkugel, die allenthalben in ihrer Angel, d. i.
der Erde ruht. Diese dagegen, fest und voll, erhebt sich
gleichsam aufschwellend und strebt nach aussen. Die Welt
neigt sich zum Mittelpunkte, allein die Erde geht vom
Centrum aus, indem ihre ungeheure Masse durch den be-
ständigen Umschwung der Welt um sie in der Kugelform
erhalten wird.
65.
Bei den Gelehrten und dem gemeinen Volke herrscht
ein grosser Streit darüber, ob die Erde allenthalben von
Menschen bewohnt sei, die einander die Füsse entgegen-
kehren, ob sie alle denselben Scheitelpunkt am Himmel
haben, und auf gleiche Weise an jedem Orte in der Mitte
stehen. Die Letzteren dagegen werfen die Frage auf, wo-
Jier es denn käme, dass die Gegenfüssler nicht fielen?
als ob die Gegenfüssler sich nicht eben so gut darüber wun-
dern könnten, dass wir nicht fallen. Dazu gesellt sich noch
eine andere, wenngleich nur dem dummen Volke wahr-
scheinliche Meinung, dass die Erde, da sie nur eine unvoll-
kommne Kugel, etwa wie eine Pinienfrucht gestaltet sei,
doch allenthalben bewohnt werde. Doch was bedeutet diess
gegen ein anderes Wunder, was sich uns darbietet? Sie
schwebt sogar frei und fällt nicht mit uns herab. Allein,
lässt sich die Kraft der Luft, die ausserdem noch von der
Welt eingeschlossen ist, bezweifeln; und kann die Erde
fallen, da die Natur ihr widerstrebt, und ihr keinen Raum
lässt, wohin sie falle? Denn sowie der Sitz des Feuers
nur im Feuer, der des Wassers nur im Wasser und der
Luft nur in der Luft selbst ist, so hat die Erde, allent-
halben eingeschlossen, nur in sich selbst Platz. Wunder-
bar erscheint es aber doch, dass sie bei der ungeheuren
Fläche des Meeres und der Ebene noch eine Kugel bildet.
12*
Ig0 Zweites Buch.
Dieser Meinung pflichtet auch Dicsearchus l), ein sehr ge-
lehrter Mann bei, der auf Befehl der Könige2) die Berge
ausmaass, unter denen er den Pelion 3) als den höchsten zu
1250 Schritten nach der senkrechten Höhe angab und sagte,
dass diese Höhe im Vergleich zu dem ganzen Umfange der
Erde ganz verschwinde. Mir scheint diese Behauptung unzu-
verlässig, denn ich kenne Alpenspitzen, die sich in langem
Zuge bis zu 50,000 Schritten4) erheben. Aber am meisten
widerstreitet der Pöbel, wenn er sich die , Oberfläche des
Meeres auch als gerundet denken soll. Und doch giebt es iu
der ganzen Natur nichts, was durch den blossen Anblick be-
greiflicher wäre; denn auch herabhängende Tropfen bilden
Kugeln, und bringt man sie auf Staub oder wollige Blätter,
so erscheinen sie ebenfalls in vollkommener Kugelgestalt,
und in gefüllten Bechern steht der mittlere Theil am höch-
sten. Alles diess lässt sich wegen der Zartheit und Weich-
heit des Wassers leichter durch Vernunftsschlüsse als durch
den blossen Anblick einsehen. Noch wunderbarer ist die
Erscheinung, dass, wenn man in einen gefüllten Becher
nur das Geringste von Flüssigkeit noch hinzugiebt, der*
selbe sogleich überläuft, was hingegen nicht geschieht,
wenn man Gewichte, selbst bis zu 20 Denarien schwer,
hineinlegt. Der Grund davon beruht darauf, dass alles,
was ins Innere der Flüssigkeit gelangt, diese in die Höhe
treibt, aber, was auf die schon convexe Fläche gegossen
wird, herabläuft. Darum sieht man auch von den Schiffen
aus das Land nicht, was man von Mastbäumen aus er-
blickt, und darum scheint bei einem wegsegelnden Schiffe
etwas Glänzendes, was an der Spitze des Mastbaumes
befestigt ist, allmählig hinabzusteigen, und verschwindet
zuletzt ganz. Unter welcher anderen Gestalt würde
endlich der Ocean, den wir für das Aeusserste hal-
ten, zusammen halten und nicht herabfallen, da ihn kein
') Von Messina um 330 v. Chr.; Schüler des Aristoteles.
a) Die Nachfolger Alexanders des Grossen.
3) Jetzt Petras in Thessalien.
*) Eine viel zu hohe, offenbar durch Abschreiber entstellte Zahl.
Zweites Buch. 181
Ufer einschliesst? Gleichwohl bleibt es bei der Kugelform
wunderbar, dass der äusserste Theil des Meeres nicht ab-
fliesst. Dass diess aber nicht stattfinden könne, wenn auch das
Meer so flach wäre, wie es uns scheint, beweisen mehrere
griechische Forscher mit vieler Selbstgefälligkeit und Ruhm-
rederei durch folgende geometrische Spitzfindigkeit: „Da
nach der einstimmigen Meinung das Wasser von der Höhe
zur Tiefe hinabgezogen würde, auch Niemand daran zweifle,
dass dasselbe so weit sich zum Ufer erstrecke, als seine
Abschüssigkeit es nur immerhin zugiebt; da es ferner be-
kannt sei, dass, je tiefer etwas liege, es dem Mittelpunkte
der Erde um so näher sei, und alle Linien, welche von
diesem Mittelpunkte aus zum nächstliegenden Wasser ge-
zogen würden, kürzer wären, als diejenigen, welche von da
bis zur äussersten Wasserfläche gehen; also strebe die
ganze Wassermasse nach dem Mittelpunkte, und könne
nicht herabfallen, weil sie nach Innen drücke."
66.
Man muss annehmen, dass die kunstreiche Natur des-
halb diese Einrichtung getroffen hat, damit, weil die trockne
und dürre Erde für sich nicht ohne Wasser, und wiederum
das Wasser nicht ohne die Stütze der Erde sich halten
kann, beide Elemente durch gegenseitige Verschlingung
verbunden würden. Die Erde breitet ihren Schooss aus,
das Wasser durchströmt sie von innen, aussen und oben,
und seine Adern kreuzen sich wie Bande durcheinander,
ja selbst auf den höchsten Bergen bricht es hervor. Durch
Dünste getrieben und durch die Last der Erde gepresst,
springt es wie aus Röhren hervor, und ist so weit entfernt
von der Gefahr des Herabfallens, dass es sogar sehr weit
in die Höhe treibt. Daraus erklärt es sich denn, warum
das Meer durch den täglichen Zufluss so vieler Ströme
nicht grösser wird. Die Erdkugel ist daher in ihrem mitt-
leren Umfange ganz vom Meere umgürtet, Diess braucht
nicht erst durch Beweisgründe erforscht zu werden, sondern
ist längst durch die Erfahrung bekannt.
182 Zweites Buch.
67.
Von Gades1) und den Säulen des Herkules2) au wird
längs der Küste von Spanien und Gallien heutzutage der
ganze westliche Theil der Erde befahren. Auch das Nord-
meer ist grösstentheils beschifft, denn unter der Regierung
des vergötterten Augustus fuhr eine Flotte um Germanien
herum bis zum cimbrischen Vorgebirge3); von da gelangte
man, nachdem man ein unermessliches Meer gesehen oder
wenigstens davon gehört hatte, zum scythischen Lande und
zu wasserreichen, von Eis starrenden Gegenden. Es ist da-
her gar nicht wahrscheinlich, dass da, wo ein Ueberfluss
an Feuchtigkeit ist, das Meer fehle. Ebenso ist im Osten
vom indischen Meere aus unter demselben Sternbilde der
ganze gegen das kaspische Meer liegende Theil 4j durch
die macedonische Flotte unter der Regierung des Seleukus
und Antiochus5), welche diese Gewässer auch nach ihren
Namen benannt wissen wollten, durchschifft worden. Un-
weit von dem kaspischen Meere sind auch viele Küsten
des Oceans untersucht, und das ganze Nordmeer ist von
dieser sowohl als von jener Seite bis auf eine Strecke
durchrudert. Dass aber dennoch den blossen Vermuthungen
noch kein Ziel gesteckt ist, beweist der Mäotische See6)
aufs deutlichste, von dem man immer noch nicht weiss,
ob er, wie viele geglaubt haben, einen Busen jenes Oceans,
oder ein stehendes, nur durch eine Landenge von ihm ge-
trenntes Gewässer bildet.
') Cadix in Spanien.
2) So hiessen die beiden Berge Abyla und Calpe auf den Küsten
von Gibraltar, welche Herkules auf jeder Seite der Meerenge errich-
tet haben soll, um dem Mittelmeere einen Durchgang zu verschaffen
und ein Denkmal zu setzen, wie weit er auf seinen Reisen gekommen sei.
3) Das Scagencap in Jütland. Die hier gemeinte Fahrt unternahm
Drusus; s. Tacitus Annal. IL 8.
4) Nach der damaligen Ansicht bildete das Caspische Meer einen
Busen des nördlichen Oceans; s. im VI. Buch 15 und 17 Capitel.
5) Zu Ende des dritten und zu Anfang des zweiten Jahrhunderts
v. Chr.
°) Das asowische Meer.
Zweites Buch. 183
Auf der andern Seite von Gades wird heutzutage von
dem westlichen Ocean her ein grosser Theil des Südens
längs Mauritanien x) befahren. Ein noch grösserer Theil
davon, sowie des Ostmeeres bis an den arabischen Meer-
busen ist durch die Siege Alexanders des Grossen2) be-
kannt geworden. Als auf letzterm C. Caesar, der Sohn des
Augustus Krieg führte, soll man Ueberbleibsel von früher
daselbst gestrandeten spanischen Schiffen gefunden haben.
Auch Hanno3) schiffte, als Carthago's Macht noch blühete,
von Gades bis zur arabischen Küste, und gab darüber eine
Schrift heraus. Zu derselben Zeit wurde Himilco4) aus-
gesandt, um die äussersten Grenzen Europa's kennen zu
lernen. Ausserdem erzählt Cornelius Nepos, dass zu seiner
Zeit ein gewisser Eudoxus auf seiner Flucht vor dem Kö-
nige Lathurus 5) vom arabischen Meerbusen aus nach Gades
gesegelt sei; und lange vor ihm berichtet Caelius Antipater6),
er habe Einen gekannt, welcher von Spanien nach Aethio-
pien in Handelsangelegenheiten geschifft sei. Derselbe
Nepos sagt von den nördlichen Küsten, dass Quintus Me-
tellus Celer, der Mitkonsul des L. Africanus, aber damals
noch7) Prokonsul in Gallien, von dem Könige der Sueven
einige Indier zum Geschenk erhalten habe, die des Handels
wegen von Indien gesegelt und durch Stürme nach Ger-
manien verschlagen worden wären. So entziehen uns die
den Erdball allenthalben umfliessenden Meere einen Theil
desselben, zu dem es weder von uns, noch zu uns von ihm
her eine wegsame Bahn giebt. Diese Betrachtung, welche
besonders die Eitelkeit der Menschen ans Licht stellen
') Fez und Marokko.
2) Sohn Philipps II. von Macedonien, und der Olympias, ge-
boren zu Pella den 6. August 356 v. Chr., starb 323.
3) Karthagischer Feldherr aus dem 6. Jahrhundert v. Chr.
4) Ebenfalls ein Karthager.
s) Diess war der Beiname des ägyptischen Königs Ptolemaeus VIII.,
der von 117 — 81 v. Chr. regierte.
6) L. Cselius Antipater aus Kotyseum, geboren 20 v. Chr., beschrieb
unter den Römern zuerst den 2. punischen Krieg.
') 63 v. Chr.
184 Zweites Buch.
kann, veranlasst mich, den ganzen bekannten Erdkreis, auf
welchem Niemand seiner Habsucht Schranken setzt, gleich-
sam vor Augen zu stellen, und zu zeigen, wie gross er ist.
68.
Schon frühe scheint man das feste Land als die Hälfte
der Erde betrachtet zu haben, als wenn dadurch der Ocean
nicht zu kurz käme, da er doch das Ganze rings umgiebt,
alle andern Gewässer ausströmt und wiederum in sich auf-
nimmt, indem alles, was in die Wolken steigt, von ihm
ausgeht und er selbst so viele Gestirne ernährt; welchen
ungeheuren Raum muss er also einnehmen? Uebermässig
und unendlich muss der Umfang dieser ungeheuren Masse
sein. Nun denke man hinzu, was von dem übriggebliebe-
nen Theile der Himmel weggenommen hat. Die Erde wird
nämlich in 5 Theile getheilt, welche Zonen heissen. Alles
was an den beiden äussersten liegt, wird von heftiger Kälte
und ewigem Eise eingeschlossen, und grenzt an die bei-
den Pole, von denen der eine Nordpol und der andere ihm
entgegengesetzte Südpol heisst. In beiden herrscht ewige
Finsterniss, der Anblick der milden Gestirne ist ihnen fremd,
und nur ein kärgliches, durch den Reif weissliches Licht
ihnen verliehen. Der mittlere Erdgürtel aber, den die Sonne
umkreist, ist von der Hitze verbrannt und gänzlich ausge-
dörrt. Nur die beiden Zonen, zwischen der heissen und
kalten, sind gemässigt, stehen aber wegen des Brandes der
Sonne nicht miteinander in Verbindung. So hat also der
Himmel der Erde drei Theile entrissen; was der Ocean
weggenommen, ist unbestimmt.
Aber ich weiss nicht, ob der uns noch übrig gebliebene
Theil sich nicht in grösserer Gefahr befindet; denn der
Ocean, welcher, (wie ich noch zeigen werde) so viele Bu-
sen bildet, tobt mit solcher Wuth auf die benachbarten
innern Meere ein, dass z. B. der arabische Meerbusen nur
noch 115,000 Schritte vom ägyptischen, und der kaspische
See nur noch 375,000 Schritte vom pontischen Meere ent-
fernt ist. Ferner dringt er in so viele Meere, durch welche
er Afrika, Europa und Asien von einander trennt; wie viel
Zweites Buch. 185
Land nimmt er also ein? Hiezu rechne man die Grösse
so vieler Flüsse, so grosser Seen, Sümpfe und stehenden
Gewässer, und ziehe noch ab die zum Himmel emporstre-
benden, steilen Bergrücken, jähe Wälder und Schluchten,
einsame und aus tausend Ursachen wüste Gegenden! Die-
ser Theil der Erde, dieser, wie Einige sie genannt haben,
Punkt der Welt (denn im Vergleich mit dem Weltall ist
die Erde nichts anderes) ist der Gegenstand und Sitz un-
seres Ruhmes. Hier bekleiden wir Ehrenstellen, beherr-
schen Länder, streben nach Schätzen, beunruhigen das
menschliche Geschlecht, erregen sogar Bürgerkriege, und
machen uns durch gegenseitigen Mord die Erde geräumi-
ger. Und, um die öffentlichen Volksaufstände zu übergehen,
hier ist es, wo wir unsere Grenznachbarn vertreiben, ihre
Raine stehlen und zu unserm Acker pflügen; allein, den
wievielsten Theil der Erde hat der wohl, welcher die Gren-
zen seiner Felder erweiterte, und seine Nachbarn vertrieb?
Oder wenn er auch sein Besitzthum nach Maassgabe seiner
Habsucht vergrössert hat, wie viel wird er bei seinem Tode
davon behalten?
69.
Dass die Erde in der Mitte der Welt liegt, ergiebt
sich aus mehreren unbezweifelten Gründen, am deutlichsten
aber aus der Gleichheit der Stunden im Aequinoctium.
Denn dass, wäre sie nicht in der Mitte, auch keine gleichen
Tage und Nächte stattfinden könnten, beweisen schon die
Dioptern *), nach welchen zur Aequinoctialzeit Aufgang und
Untergang in ein und derselben Linie, sowie der Solstitial-
Aufgang und Brumal-Untergang in einer Linie liegen. Al-
les diess könnte auf keine Weise stattfinden, wenn di&
Erde nicht in der Mitte läge.
70.
Drei über den oben genannten Zonen liegende Kreise
bestimmen die Ungleichheit der Zeiten. Der Solstitialkreis,
') Wörtlich: Durchsichten, auch Sonnenquartanten genannt, ein
Instrument, an welchem die Sonne durch eine Oefthung auf eine
fläche fällt, und die Zeit angiebt.
186 Zweites Buch.
welcher sich an dem für uns höchsten Theile des Thier-
kreises befindet, liegt nach Norden; der Brumalkreis nach
dem andern Pole hin, mitten aber durch den Thierkreis
zieht sich der Aequinoctialkreis.
71.
Die Ursache der übrigen von uns bewunderten Er-
scheinungen liegt in der Gestalt der Erde selbst; sowie
ihre und mit ihr der Gewässer kugelrunde Form aus den-
selben Gründen hervorgeht. Daher kommt es denn ohne
Zweifel, dass uns die Gestirne am nördlichen Himmel nie-
mals untergehen, hingegen die südlichen niemals aufgehen;
ferner werden unsere Sterne von den Bewohnern der süd-
lichen Länder nicht gesehen, weil die Erdkugel den Blicken
in den Weg tritt. Im Lande der Troglodyten *) und dem
benachbarten Aegypten sieht man den Nordstern nicht; den
Canopus2), das sogenannte Haar der Berenice, sowie das
Gestirn, welches unter dem vergötterten Augustus der Thron
des Kaisers genannt wurde, welche doch alle dort wahr-
zunehmen sind, sieht man in Italien nicht. Ja die Krüm-
mung der Erdkugel ist so merklich, dass der Canopus etwa
nur um den vierten Theil eines Zeichens für Alexandrien
über den Horizont hervorzuragen scheint, während er zu
Rhodus scheinbar die Erde streift; im Pontus, wo der Nord-
stern am höchsten steht, sieht man jenen gar nicht. Da-
gegen ist der Nordstern auf Rhodus und noch mehr in
Alexandrien unsichtbar; im November bleibt er während
der drei ersten Nachtstunden3) verborgen, in den drei fol-
genden erscheint er; zu Meroe erscheint er imSolstitium eine
kurze Zeit des Abends, und wenige Tage vor dem Aufgange
des Bären4) sieht man ihn gleichfalls bei Tagesanbruch.
Dergleichen Erscheinungen bieten sich am häufigsten
1) Nubien und Abessinien.
2) Ein Stern erster Grösse im südlichen Ruder des Schiffes Argo.
3) Prima vigilia. Die Römer theilten die Nacht in vier Vigilien,
jede von drei Stunden; die Griechen aber hatten bloss drei Vigilien,
jede von vier Stunden.
4) Am 21. Februar.
Zweites Buch. 187
den Seefahrern da, indem das Meer auf der einen Seite in
die Höhe steigt, und auf der andern sich wieder herabsenkt,
wodurch dann die Sterne, welche erst hinter dem Erdballe
verborgen waren, plötzlich sichtbar werden, indem sie gleich-
sam aus dem Meere hervortauchen. Denn keineswegs er-
hebt sich (wie Einige behaupten) die Welt an diesem
(nördlichen) Pole so hoch, dass diese Sterne allenthalben
gesehen werden könnten, sondern sie scheinen denjenigen,
welche dem Pole näher wohnen, höher, den Entferntem
dagegen tiefer zu stehen. Sowie nun den am üussersten
Punkte wohnenden jener Pol sehr hoch vorkommt, so er-
heben sich denen, welche noch darüber hinaus gehen, die
tiefer liegenden Sterne, und diejenigen senken sich, welche
dort am höchsten standen; was alles nicht stattfinden könnte,
wenn die Erde nicht die Gestalt eines Balls hätte.
72.
Daher können die Bewohner des Ostens die am Abend
«ich zeigenden Sonnen- und Mondfinsternisse ebenso-
wenig, wie die Bewohner des Westens die am Morgen ent-
stehenden, sehen; öfter aber erscheinen beiden die mittägigen
Finsternisse. Als Alexander der Grosse die grosse Schlacht
bei Arbela1) gewann, soll daselbst in der zweiten Stunde
der Nacht eine Mondfinsterniss stattgefunden haben, wäh-
rend sie in Sicilien zur selbigen Zeit beim Aufgange des
Mondes eintrat. Vor einigen Jahren, unter den Konsuln
Vipstanus und Fontejus2) sah man in Kampanien am 30.
April zwischen der 7. und 8. Tagesstunde eine Sonnenfinster-
niss, welche Corbulo, der damalige Feldherr in Armenien,
zwischen der 10. und 11. Tagesstunde bemerkt haben
will. So zeigt und verdeckt die Erde durch ihre Ku-
gelform dem Ein&n diess, dem Andern jenes. Wäre die
Erde flach, so würden alle Menschen solche Erscheinungen
zugleich sehen, auch würden die Nächte nicht von unglei-
cher Dauer sein; denn sowohl diejenigen, welche in der
') Am 21. Sept. 331 v. Chr. gegen Darius.
2) 59 n. Chr. unter Nero.
188 Zweites Buch.
Mitte wohnten, als auch alle Andern würden Tage und
Nächte von zwölf gleichen Stunden haben.
73.
Deshalb ist es auch nie auf der ganzen Erde zugleich
Tag und Nacht, denn auf der der Sonne entgegengesetzten
Hälfte der Kugel entsteht Nacht, und durch ihren Um-
schwung bringt sie dieser Hälfte den Tag wieder. Diess
beweisen viele Erfahrungen. In Afrika und Spanien wurden
von Hannibal Thürme, und in Asien ähnliche Warten ge-
gen die Ueberfälle der Seeräuber erbauet; wenn man nun
auf denselben das Signalfeuer um die 6. Tagesstunde an-
zündete, so sahen es, wie mehrere Fälle beweisen, die dort
absegelnden Schiffe bloss bis zur dritten Stunde der Nacht.
Philonides, der Läufer Alexanders des Grossen, legte den
1200 Stadien langen Weg von Sicyon nach Elis in neun
Stunden am Tage zurück; von da aber, kehrte er, unge-
achtet es bergab ging, erst in der 3. Stunde der Nacht zu-
rück. Die Ursache war, dass er hinwärts mit der Sonne
ging, auf dem Eückwege aber ihm die Sonne entgegen kam.
Aus gleichen Gründen haben die nach Westen Segelnden,
selbst am kürzesten Tage, länger Tag als Nacht, weil sie
gleichsam die Sonne begleiten.
74.
Nicht überall kann man dieselben Stundenuhren ge-
brauchen, weil sie sich alle 300 bis 500 Stadien mit dem
Schatten der Sonne verändern. So beträgt die Schatten-
länge des Zeigers (welchen man Gnomon nennt) in Aegyp-
ten am Tage des Aequinoctii zur Mittagszeit etwas mehr
als die halbe Länge des Zeigers. Zu Rom fehlt dem Schat-
ten Vs der Länge des Zeigers; in Ankona ist er um V35
länger; in dem Theile von Italien, welcher Venetia heisst,
gleicht zu derselben Stunde die Länge des Schattens der
des Zeigers.
75.
Auch erzählt man, dass zu Syene *), einer Stadt, welche
') Jetzt Assuan.
Zweites Buch. 189
5000 Stadien jenseits Alexandrien liegt, die Sonne am
Tage des Solstitiums zu Mittag keinen Schatten werfe,
und dass sie einen Brunnen, den man zu diesem Behufe
gegraben habe, erleuchte. Daraus geht hervor, dass um
jene Zeit die Sonne dort gerade im Scheitelpunkte steht,
was nach Onesikritus l) auch in Indien über dem Flusse
Hypasis2) um dieselbe Zeit der Fall sein soll. Dasselbe
erfolgt zu Berenice 3), einer Stadt der Troglodyten, und dem
4820 Stadien von da entfernten, demselben Volke gehören-
den Ptolemäis4), welches an der Küste des rothen Meeres
zum Behufe der ersten Elephantenjagden erbauet wurde;
hier zeigt sich die erwähnte Erscheinung 45 Tage vor und
nach dem Solstitium, und diese neunzig Tage hindurch fällt
der Schatten nach Mittag. Auch zu Meroe5) (einer Insel
und Hauptstadt der Aethiopier, die 5000 Stadien von Syene
entfernt im Nil liegt) hat man zwei mal im Jahre keinen
Schatten, wenn nämlich die Sonne im 18. Grade des Stiers,
und im 14. Grade des Löwen steht. In Indien, im Lande
der Oreten, befindet sich ein Berg Maleus genannt bei
welchem die Schatten im Sommer nach Mittag und im
Winter nach Mitternacht geworfen werden. Dort ist der
grosse Bär auch nur 15 Nächte lang sichtbar. In dem be-
rühmten indischen Hafen Patalis geht die So nne zur Rechten
auf, und der Schatten fällt nach Mittag. Als Alexander
sich dort aufhielt, wurde der grosse Bär nur in den ersten
drei Stunden der Nacht gesehen. Sein Feldherr Onesikri-
tus berichtet, dass an den Orten in Indien, wo es keinen
Schatten gäbe, der grosse Bär niemals sichtbar sei, dass
diese Orte „schattenlose" hiessen, und dass man dort die
Stunden nicht zähle.
') Aus Aegina, Schüler des Diogenes von Sinope, und einer der
Begleiter Alexanders auf seinen Zügen.
-) Bis zu diesem Flusse gelangte Alexander der Grosse. Er heisst
jetzt Beyah.
3) Jetzt Salaca.
4) Jetzt Ras-Ahehas.
5) Jetzt Haschur.
190 Zweites Buch.
76.
Im ganzen Troglody tenlande sollen, nach Eratosthenes *),
die Schatten zweimal im Jahre 45 Tage hindurch auf
die entgegengesetzte Seite fallen.
77.
So kommt es auch, dass durch diess Ab- und Zunehmen
des Lichts, in Meroe der längste Tag zwölf Aequinoctial-
stunden und noch acht Theile einer Stunde2) beträgt, in
Alexandrien aber 14 Stunden, in Italien 15 und in Britan-
nien 17 Stunden, wo auch die hellen Nächte im Sommer
das, was die Vernunft uns schon glaublich macht, bekräftigen.
Nämlich zur Zeit des Sommersolstitiums, wo die Sonne
dem Pole näher steht und der Umkreis ihres Leuchtens
enger ist, haben jene Polarländer sechs Monate lang be-
ständig Tag, und, wenn sie sich zum Wintersolstitium hin
entfernt hat, ebenso lange Nacht. Dasselbe soll, wie Py-
theas von Massilien3) berichtet, auf der Insel Thule4),
welche sechs Schiflstagereisen nördlich von Britannien ent-
fernt ist, der Fall sein; Einige behaupten diess auch von
der Insel Mona5), welche von der britischen Stadt Ca-
maldunum6) 200,000 Schritte weit liegt.
78.
Diese Lehre von den Schatten und die sogenannte
Gnomonik erfand Anaximenes von Milet7), ein Schüler des
schon erwähnten Anaximander; er zeigte auch zuerst zu
Lacedämon eine Stundenuhr, Sciotherikum 8) genannt.
') Von Cyrene, lebte 277—196 v. Chr.
2) Die Alten theilten die Stunde in 12 Theile.
3) Pytheas von Marseille lebte im 4. Jahrh. v. Chr.
4) Thule scheint das heutige Island zu sein. Nur Plinius und
Strabo lassen den Pytheas obige Behauptung aufstellen. In den eig-
nen Worten des Pytheas, die Geminus anführt, ist nur von einem
22 stündigen längsten Tage die Rede.
5) Das heutige Anglesea.
6) Jetzt Colchester.
:) Lebte von 550—500 v. Chr.
B) Scjhattenfänger.
Zweites Buch. 191
79.
Die Dauer des Tages selbst findet man von Einigen
so, von Andern so fest gesetzt. Die Babylonier rechnen von
einem Sonnenaufgange bis zum Andern, die Athenienser
von einem Untergange bis zum andern, die Umbrier von
einem Mittage zum andern, alle gemeinen Leute von An-
bruch des Tageslichts bis zum Dunkelwerden; die römischen
Priester und diejenigen, welche den bürgerlichen Tag ein-
führten, desgleichen die Aegypter und Hipparchus rechnen
von Mitternacht zu Mitternacht. Es leuchtet aber ein, dass
die Abwesenheit des Tageslichts von einem Sonnenaufgange
zum andern zur Zeit des Sommer-Solstitiums kleiner sein
müsse, als in den Aequinoctien, denn die Lage des Thier-
kreises ist in den Aequinoctien schräger, beim Solstitium
aber senkrechter.
80.
Mit den bisherigen Ursachen der himmlischen Erschei-
nungen wollen wir nun noch die davon abhängigen ver-
knüpfen; denn es ist keinem Zweifel unterworfen, dass die
Aethiopier durch die Hitze der nahen Sonne geschwärzt,
und Verbrannten gleich, mit krausem Bart und Haupthaar
geboren werden. Dagegen haben die Völker der entgegen-
gesetzten, kalten Himmelsstriche eine weisse Haut und
blondes herabhängendes Haar; diese macht die Keilte rauh,
jener aber die Milde des Himmels schlaff. Selbst an den
Beinen kann man den Unterschied wahrnehmen; denn bei
jenen werden die Säfte durch die Hitze in die obern Theile
des Körpers gezogen, bei diesen senkt sich die Feuchtig-
keit nach den untern Gliedmaassen herab. Hier bringt das
Klima grosse wilde Thiere, dort sehr mannigfache Thier-
bildungen, besonders unter den Vögeln hervor. Aber in
beiden Zonen werden die Körper gross, dort durch die
Kraft der Hitze, hier durch die nährende Feuchtigkeit.
Allein mitten zwischen diesen Zonen findet eine wohlthätige,
in jeder Hinsicht fruchtbare Mischung aus beiden Statt.
Alles trägt hier das Gepräge der gehörigen Gleichmässig-
keit, selbst in den Farben, der Körper hat eine massige
192 Zweites Buch.
Grösse, die Sitten sind sanft, die Sinne scharf, der Geist
fruchtbar und fähig, die ganze Natur zu erfassen. Hier
giebt es auch Staatseinrichtungen, die unter den entfern-
tem Völkern unbekannt sind, daher diese wegen ihrer Ent-
fernung, und ihrer, durch die Strenge des Klimas bedingten
abgeschiedenen Lebensweise jenen nie gehorcht haben.
81.
Die Babylonier glauben, dass Erdbeben, Erdfälle
und alle übrigen derartigen Erscheinungen, vom Einflüsse
der Gestirne, und namentlich jenen drei, denen man die
Erzeugung der Blitze zuschreibt x) herrühren. Besonders
sollen dergleichen eintreffen, wenn sie mit der Sonne laufen
oder mit ihr zusammenkommen, hauptsächlich aber, wenn
sie im Geviertscheine stehen. Eine ausgezeichnete und,
wenn man es glauben will, göttliche prophetische Kraft in
Dingen der Art besass der Physiker Anaximander von
Milet. 2) Er soll die Lacedämonier im Voraus gewarnt
haben, auf ihre Stadt und Häuser Acht zu geben, denn es
stehe ein Erdbeben bevor, und in der That fiel auch die
ganze Stadt in Trümmer, wobei noch ein grosser Theil des
Berges Taygetus3) in Gestalt eines Schiffshintertheils ab-
gerissen wurde, und auf die zerstörte Stadt herabstürzte.
Auch Pherecydes4), dem Lehrer des Pythagoras schreibt
man eine nicht minder göttliche Weissagung zu; er soll
nämlich durch einen Trunk Wasser aus einem Brunnen ein
Erdbeben daselbst5) vorhergesagt haben. Sind solche Er-
zählungen wahr, wie wenig mögen diese Männer schon bei
ihren Lebzeiten von den Göttern unterschieden gewesen
sein! Ich überlasse den Glauben an dergleichen dem Er-
messen eines Jeden; dass aber die Winde Ursache von
Erdbeben sind, möchte ich nicht bezweifeln, denn die Erde
wankt nur dann, wenn das Meer still und die Atmosphäre
') Saturn, Jupiter und Mars.
2) Schüler des Thaies, lebte im 6. Jahre, v. Chr.
3) Monte di Maina.
4) Von Scyros im 6. Jahrb.. v. Chr.
5) Zu Samos.
Zweites Buch. 193
so ruhig ist, dass selbst die Vögel nicht fliegen können,
weil der sie tragende Luftzug gänzlich fehlt; und nur dann,
wenn nach einem Sturme der Wind sich in die Adern und
Höhlen der Erde versteckt hat. Das Beben der Erde ist
das, was der Donner in den Wolken; ein Erdriss gleicht
dem durchbrechenden Blitze, indem die eingeschlossene
Luft, sich gewaltsam zu befreien sucht.
82.
Die Erde wird auf mannigfaltige Weise erschüttert
und wunderbar sind die daraus folgenden Wirkungen. Hier
werden Mauern umgestürzt, dort verschlungen, hier brecheu
gewaltige Wasser hervor, dort ganze Ströme, zuweilen auch
Feuer und heisse Quellen, dort wird der Lauf der Flüsse
verändert. Vor und während des Erdbebens hört man ein
furchtbares Getöse, das bald einem dumpfen Brüllen, bald
einem menschlichen Hülferufe, bald einem Waffengeklirre
gleicht, je nach der Beschaffenheit der die Luft einschliessen-
den Stoffe, der Gestalt der Höhlen oder Gänge, durch den
sie geht. Das Toben ist heller in engen Bäumen, dumpfer
in Krümmungen, wiederhallend in hartem Gestein, brausend
in feuchten, wogend in sumpfigen Schluchten, und krachend,
wenn es an harte Körper stösst. Doch wird auch oft ein
Getöse ohne Erdbeben vernommen. — Die Erde wird nie
auf einfache Weise erschüttert, sondern sie zittert und
schwankt. Zuweilen bleibt der Kiss offen, und lässt das,
was er verschlungen hat, sehen, zuweilen schliesst er sich
und verbirgt so das Verschlungene, und hiebei ist der
Boden oft wiederum so geebnet, dass er keine Spuren
z. B. von versunkenen Städten oder Aeckern hinterlässt.
Die Küstenländer sind dem Erdbeben am meisten
ausgesetzt; doch auch bergige Gegenden bleiben nicht da-
von befreiet. So ist mir unter andern bekannt, dass die
Alpen und Apenninen oft erschüttert werden. Im Herbste
und Frühlinge finden sie, gleich den Blitzen, öfter statt.
Daher spüren sie Gallien und Aegypten am wenigsten,
denn hier steht ihnen die Hitze, dort die Kälte entgegen.
Häufiger ereignen sie sich bei Nacht als am Tage, am
13
194 Zweites Buch.
heftigsten aber Morgens und Abends; meistentheils aber
vor Tagesanbruch, und am Tage um die Mittagszeit ; auch
bei Sonnen- und Mondfinsternissen, weil dann keine Stürme
sind; vorzüglich aber dann, wenn auf Kegen Hitze, oder
auf Hitze Regen folgt.
83.
Auch die Schiffer können sicher auf ein bevorstehen-
des Erdbeben schliessen, wenn die Wogen ohne Wind an-
schwellen und sie von der Erschütterung Stösse verspüren.
Alles, was sich auf den Schiffen befindet, wankt ebenso wie
in Gebäuden, und verkündet durch das dadurch entstehende
Geräusch das Erdbeben. Sogar die Vögel bleiben furcht-
sam sitzen. Es giebt auch am Himmel ein Zeichen, was
einem nahen Erdbeben vorhergeht; dasselbe erscheint, ent-
weder am Tage oder kurz nach Sonnenuntergänge bei
heiterm Wetter, als ein langer schmaler Wolkenstreif. Das
Wasser in den Brunnen ist dann trübe und von widerlichem
Gerüche.
84.
Die Brunnen können aber ebenso wie zahlreiche Höhlen
als Hüifsmittel gegen Erdbeben dienen, weil sie die auf-
genommene Luft wiederum aushauchen. Diess zeigt sich
bei einigen Städten, welche, weil sie mit vielen unterir-
dischen Kanälen zur Ableitung der Unreinigkeiten versehen
sind, weniger von Erdbeben leiden. Noch sicherer sind
die Gebäude, welche einen hohlen Grund haben, wovon
Neapel in Italien den Beweis liefert, dessen auf festem
Grunde erbaueter Stadttheil jenen Unfällen weit mehr unter-
worfen ist. Das sicherste Schutzmittel bieten die Gewölbe
der Gebäude, auch die Winkel der Wände und die Pfosten
dar, weil diese durch den gegenseitigen Druck zusammen-
gehalten werden. Auch auf Wände von Backsteinen wirkt
die Erschütterung weniger schädlich.
Ein grosser Unterschied findet selbst in der Art der
Erschütterung der Erde statt, denn diese erfolgt auf mehr-
fache Weise. Am besten ist es, wenn sie schwingend auf-
tritt, wobei die Gebäude ein wirbelndes Getöse von sich
Zweites Buch. 195
geben; so auch wenn die Erde bei einem Stosse aufschwillt
und sich wieder senkt. Auch dann ist noch keine Gefahr
zu befürchten, wenn die Häuser gegeneinander stossen, weil
ein Stoss die Wirkung des andern bricht. Unglück drohend
ist dagegen ein wellenförmiges Neigen und Schwanken,
oder auch, wenn die ganze Erschütterung sich nach einer
Richtung hindrängt. Die Stösse hören auf, sobald sich der
Wind erhebt, dauern sie aber dennoch fort, so legen sie
sich nicht unter 40 Tagen, währen aber häufig noch länger,
so wie denn manche Erdbeben ein bis zwei Jahre lang
angehalten haben.
85.
Einmal hat sich, wie ich in den etruskischen gelehrten
Werken gefunden, unter den Consuln L. Marcius und Sext.
Julius1) in dem mutinensichen Gebiete2) ein ausserordent-
liches Erdwunder ereignet. Es liefen nämlich zwei Berge
mit ungeheurem Getöse gegeneinander und wichen wieder
zurück, während zwischen ihnen am hellen Tage Flamme
und Rauch emporstiegen. Eine grosse Anzahl von römi-
schen Rittern, Familien und Reisenden haben diess von der
ämilianischen Strasse 3) aus mit angesehen. Diess Ereigniss,
wodurch alle Landhäuser zerstört und die darin befindlichen
Thiere getödtet wurden, geschah ein Jahr vor dem Bundes-
genossenkriege4), von dem ich nicht entscheiden will, ob
er nicht traurigere Folgen, als die Bürgerkriege, für Italien
nach sich zog. Eine nicht minder wunderbare Begebenheit
hat sich zu unsern Zeiten, im letzten Jahre der Regierung
Nero's5), wie ich in dessen Geschichte erzählt habe, zuge-
») Im Jahre Roms 663, 91 v. Chr.
-) bei Modena.
3) Es gab zwei Strassen, die den Namen via Aemilia führten;
beide gingen von der via Flaminia ab, die erste führte nach Arirni-
num und Aquileja, die zweite nach Pisa und Luna. Die hier ge-
meinte war die erste, von dem Konsul M. Aemilius Lepidus 187 v. Chr.
angelegt.
4) 91 v. Chr.
5) 68 n. Chr.
13*
196 Zweites Buch.
tragen; im marrucinischen Gebiete1), auf den Gütern des
römischen Ritters Vectius Marcellus, der Nero's Sachwalter
war, wurden nämlich Wiesen und Oelgärten, welche durch
eine Landstrasse getrennt waren, auf die entgegengesetzten
Seiten versetzt.
86.
Zugleich mit den Erdbeben erfolgen auch Ueberschwem-
mungen des Meeres, wenn dieses nämlich durch dieselbe
Luft hereingetrieben und von dem Schlünde der sich sen-
kenden Erde aufgenommen wird. Das stärkste Erdbeben
seit Menschen Gedenken ereignete sich unter der Regierung
des Kaisers Tiberius, wodurch zwölf asiatische Städte in
einer Nacht zerstört wurden. 2) Die häufigsten erfolgten
im punischen Kriege3), wo man in einem Jahre 57 der-
selben nach Rom meldete. In demselben Jahre4) war die
Schlacht am trasymenischen See 5), allein weder die Punier
noch die Römer merkten während des Kampfes die Erd-
erschütterung. — Das Erdbeben ist aber kein einfaches
Unglück0), und seine Gefahr liegt nicht bloss in der Er-
schütterung, sondern ein gleich grosses und noch grösseres
Uebel wird durch dasselbe angedeutet. In Rom fand nie-
mals ein Erdbeben statt, was nicht der Vorbote irgend
eines Ereignisses gewesen wäre.
87.
Erdbeben sind auch die Ursache neuentstehenden Landes,
da eben jene Luft wohl fähig ist, den Boden zu heben,
aber nicht ihn zu durchbrechen. Denn neues Land ent-
steht nicht bloss durch das Anschwemmen der Flüsse, wie
z. B. die echinadischen Inseln 7) durch den Fluss Achelaus 8),
') Am Flusse Pescara, in der Gegend von Chieti.
2) 18 n. Chr.
3j Im zweiten punischen Kriege.
4) 217 v. Chr.
5) Jetzt Lago di Perugia.
ö) d. h. es kommt nie allein.
7) Im ionischen Meere, jetzt Curzolari genannt.
8) Jetzt Aspro Potamo.
Zweites Buch. 197
und ein grosser Theil von Aegypten durch den Nil, (der
nach Homer1) eine Nacht- und Tagereise von der Insel
Pharus entfernt war) entstanden sind; wie auch nicht bloss
durch den Rücktritt des Meeres, wie, ebenfalls nach
Homers Berichte 2), die circeischen Inseln 3) beweisen. Letz-
trer Fall soll sich auch im Hafen von Ambracia4) ereignet
haben, wo das Meer 10,000 Schritte zurückwich; desgleichen
im atheniensischen Hafen Piräus auf eine Strecke von 5O0O
Schritten, sowie zu Ephesus, wo es ehemals den Tempel
der Diana bespühlte. Wenn wir dem Herodot5) glauben
wollen, so reichte das Meer früher oberhalb Memphis bis
an die äthiopischen Gebirge, und die Ebenen Arabiens.
Auch die Gegend um Ilium war sonst Meer, sowie das
ganze Teuthranien 6), wo der Mäander7) das ganze Land
angeschwemmt haben mag.
88.
Es entsteht auch noch auf andere Weise Land, indem
es sich plötzlich aus dem Meere erhebt, gleichsam als ob
die Natur sich wieder ins Gleichgewicht setzen wollte, da
sie das, was hier ein Abgrund verschlang, dort wiedergiebt,
89.
Die schon lange berühmten Inseln, Delos und Rho-
dus, sollen auf eben diese Art entstanden sein. Später ka-
men noch kleinere zum Vorschein, wie Anaphe 8) hinter Me-
los, Neä 9) zwischen Lemnos 10) und dem Hellesponte, Halone
zwischen Lebedus und Teos, u) Thera12) und Theräsia13),
zwei Cykladen, im 4. Jahre der 135. Olympiade; 130 Jahre
*) Odyssee IV. 354.
2) Odyssee X. 194.
3) Eigentlich ein vom tuskischen Meere und den pontinischen
Sümpfen umgebener Berg, wegen der Niederungen rings umher einer
Insel ähnlich; jetzt Circello.
4) Jetzt Arta in Epirus.
5) Von Halikarnassus, berühmter griechischer Geschichtsschrei-
ber, lebte 484—408 v. Chr.
6) Eine Landschaft in Asien am Flusse Caicus (Girmasti).
7) Bojuk Minder. 8) Nanfi. 9) Agiostrati. ,0) Stalimene. ») Pusor.
,2) Santorin. ,3) Aspronisi.
198 Zweites Buch.
später Hiera1) oder Automate2), ebenfalls Cykladen, und
zwei Stadien davon entfernt entstand 110 Jahre später,
noch zu unserer Zeit unter den Konsuln M. Junius Silanus
und L. Baibus 3), am 8. Juli die Insel Thia. 4) Vor unserer
Zeit tauchte neben Italien unter den äolischen Inseln 5) eine,
desgleichen eine von 2500 Schritten Länge und mit darauf
befindlichen warmen Quellen neben Kreta aus dem Meere
hervor; noch eine andere, welche mit heftigem Winde be-
gleitet brannte, zeigte sich im 3. Jahre der 163. Olympiade
im tuscischen6) Meerbusen. Man erzählt auch, alle Men-
schen, welche von den um dieselbe in grosser Anzahl
schwimmenden Fischen gegessen hätten, wären sogleich
gestorben. Ferner sollen die pithekusischen Inseln7) im
campanischen Meerbusen auf ähnliche Art entstanden sein.
Der Berg Epopus auf einer dieser Inseln8) wurde bald
darauf, nachdem eine Flamme aus ihm hervorgebrochen
war, der Ebene gleich. Ebendaselbst wurde auch eine Stadt
vom Meere verschlungen, durch ein anderes Erdbeben ent-
stand ein See, und bei einem dritten durch zusammenge-
stürzte Berge die Insel Prochyta.
90.
Denn auch auf diese Weise hat die Natur Inseln ge-
schaffen; sie riss Sicilien von Italien, Cypern von Syrien,
Euböa 9) von Böotien 10j, Atalante u) und Makris 12) von Eu-
böa, Besbykus 13) von Bithynien, Leukosia u) vom Vorgebirge
der Sirenen15) los.
91.
Dann nahm sie auch dem Meere wieder Inseln, und
1) Die grosse Kammeni.
2) d. h. die von selbt entstandene.
3) 770 nach Roms Erbauung, 26 n. Chr.
") Die kleine Kammeni.
5) Liparische Inseln.
6) toskanischen.
7) Aenaria (Ischia) und Prochyta (Prochila).
8j Aenaria. 9) Negroponte. 10) Livadien. ") Talanda. l-) Elena.
") Kalolymno. ,4) Piana. ,5) Licoso.
Zweites Buch. 199
verband sie mit dem Festlande, als: Antissa mit Lesbos1),
Zephyrium2) mit Halikarnassus 3), Aetliusa mit Myndus4),
Dromiskus und Perne mit Milet5), Narthekusa mit dem
Vorgebirge Parthenium. 6) Die ebmalige Insel Hybanda
welche jetzt 200 Stadien vom Meere entfernt ist, mit Jonien.
Mitten im Gebiete von Epbesus liegt jetzt Syrie, sowie die
Derasiden und Sophonia in dem benachbarten Magnesia.
Epidaurus und Oricum7) haben aufgehört Inseln zu sein.
92.
Gänzlich aber verschwanden, wenn wir dem Plato 8)
glauben, die Länder, da wo jetzt das erste aller Meere,
das atlantische, sich in einem ungeheuren Räume erstreckt.
Im mittelländischen Meere ist, wie wir jetzt sehen, ein Theil
von Akarnanien im ambracischen 9), ein Theil von Achaja
im corinthischen Meerbusen, ferner ein Theil von Europa
und Asien im Propontis 10) und Pontus n) versunken. Zu
diesem gelangte das Meer, indem es Leukas 12), Antirrhinum 13),
den Hellespont und die beiden Bosporen durchbrach.
93.
Doch nicht zu reden von den Meerbusen und Land-
seen, muss man gestehen, dass die Erde sich selbst verzehrt.
Sie verschlang den hohen Berg Cybotus mit der Stadt
Kuris, Sypilus in Magnesia, und vorher schon in derselben
Gegend die berühmte Stadt Tantalis; ferner Galenes und
Galames, zwei Städte in Phönicien mit ihren Gebieten;
endlich den Phegius, den höchsten Bergrücken in Aethiopien,
als wenn nicht schon die treulosen Ufer genug Schaden
anrichteten.
94.
Pyrrha und Antissa, am mäotischen See belegen, hat
') Metelino. 2) Zefre. 3) Bodru. A) Mentesche. 5) Palatschia.
6) Eski-Burun. 7) Orso.
8) Im Timteus. — Plato (dessen ursprünglicher Namen Aristokles
war), wurde zu Athen 430 v. Chr. geboren und starb daselbst 348.
9) Golf von Arta. ,0) Das Meer von Marmora. ") Das schwarze
Meer. 12) Santa Maura. 13) Castello di Romelia.
200 Zweites Buch.
der Pontus verschlungen, Elice und Bura gingen im corin-
thischen Meerbusen unter, und Spuren davon erblickt man
noch auf der hohen See. Von der Insel Cea versank plötz-
lich ein abgerissenes Stück von mehr als 30,000 Schritten
nebst vielen Menschen. In Sicilien ging die halbe Stadt
Tyndaris und das Stück Land, was Italien mit Sicilien
verband unter. Auf gleiche Weise ging Eleusis in Böotien
zu Grunde.
95.
Doch genug von Erdbeben und von Ereignissen, welche
nur verbrannte Trümmer von Städten übrig lassen. Reden
wir lieber von den Wundern der Erde, als von den Gräueln
der Natur. Und wahrlich, die Erscheinungen des Himmels
darzustellen war keine so schwierige Aufgabe als dieses.
Der Schatz an Metallen ist so mannigfaltig, so reich,
so ergiebig, und wächst so viele Jahrhunderte hindurch
nach, obgleich täglich auf dem ganzen Erdboden Feuer,
Zerstörung, Schiffbruch, Krieg, Betrug so viel davon raubt
und die Ueppigkeit der Menschen so viel davon vernichtet.
Die Edelsteine sind in ihrer Zeichnung so verschieden,
andere Gesteine so bunt, und viele derselben von dem
reinsten Wasser! Dazu noch: die Kraft der Mineralquellen,
die so viele Jahrhunderte hindurch fortwährend an mehreren
Orten hervorleuchtenden Flammen. Anderwärts dringen aus
Gruben oder verpesteten Gegenden tödtliche Dämpfe hervor,
die hier nur für die Vögel, wie Sorakte1) bei Rom, dort
für die übrigen lebenden Geschöpfe ausser dem Menschen,
zuweilen aber auch diesem, wie im sinuessanischen 2) und
puteolanischen 3) Gebiete, gefährlich sind. Man nennt die-
selben Dunsthöhlen, oder auch Charons-Grotten, weil sie
einen verderblichen Rauch aushauchen. So giebt es ferner
im hirpinischen Gebiete zu Amsanktus beim Tempel der
') Jetzt Monte San Oreste.'
2) Sinuessa, eine Kolonie an der Grenze von Kaiupanien.
3) Puteoli, jetzt Puzzuoli in Kampanien.
Zweites Buch. 201
Mephitis *) einem Ort, wo ein Jeder, der ihn betritt, stirbt.
Ein ähnlicher Platz befindet sich zu Hierapolis2) in Asien,
der nur der Priesterin der grossen Mutter der Götter3)
unschädlich ist. An andern Orten hat man auch Wahr-
sagerhöhlen, aus deren betäubendem Dunste zukünftige
Dinge vorhergesagt werden, wie z. B. zu Delphi, wo das
berühmteste Orakel ist. Welche andere Ursache von alledem
vermag nun wohl irgend ein Sterblicher anzugeben, als
dass sich die göttliche Kraft der Natur bald so und bald
anders offenbart?
96.
Einige Gegenden gerathen, wenn man sie betritt, in
eine zitternde Bewegung, wie z. B. auf dem gabinischen
Gebiete, nahe bei Rom, fast 200 Morgen Landes erbeben,
wenn man darüber reitet; desgleichen im reatinischen
Gebiete.
Einige Inseln schwimmen beständig; solche giebt
es im cäcubischen, reatinischen, mutinensischen und stato-
niensischen Gebiete. Im See Vadimon4) und in den cu-
tilischen Gewässern5) befindet sich ein dunkler Wald,
welcher niemals, weder bei Tage noch bei der Nacht, an
einem und demselben Orte gesehen wird. Die sogenannten
calaminischen Inseln in Lydien werden nicht nur vom Winde
bewegt, sondern können auch mittelst Stangen nach Belieben
fortgetrieben werden; sie dienten im mithridatischen Kriege
vielen Bürgern zum Zufluchtsorte. Auch im nymphäischen
Meere sind kleine Inseln, die sogenannten Tänzer, denn
sie bewegen sich beim Absingen eines Musikstücks nach
dem mit dem Fusse der Singenden getretenen Taktschlage.
Auf dem grossen tarquiniensischen See e) in Italien schwimmen
') Eine römische Göttin, die gegen schädliche Ausdünstungen
schützte.
2) Pampuk Kalesi.
3) Cybele.
') See in Etrurien, jetzt Lago di Bassano.
*) Vergl. III. B. 17. Cap.
6) Lago di Bracciano.
202 Zweites Buch.
zwei Wälder herum, welche vom Winde getrieben, bald
eine dreieckige, bald eine runde, niemals aber eine vier-
eckige Gestalt annehmen.
97.
Paphos hat ein berühmtes Heiligthum der Venus, auf
dessen einen Altar nie Regen fällt. Ebenso regnet es
nicht zu Nea1), einer Stadt in Troas, um eine Bildsäule
der Minerva herum. Ebendaselbst verfaulen auch die Ueber-
bleibsel der Opferthiere nicht.
98.
Bei der Stadt Harpasa 2) in Asien steht ein ungeheurer
Felsen, den man mit einem Finger berühren kann; stösst
man aber mit dem ganzen Körper daran, so rührt er sich
nicht. Auf der taurischen Halbinsel3), in der Stadt Para-
sinum gibt es eine Erde, welche alle Wunden heilt. Um
Assus 4) in Troas wächst ein Stein, der alle Körper ver-
zehrt und daher Sarkophagus 5) genannt wird. Am Flusse
Indus stehen zwei Berge; der eine hat die Eigenschaft,
alles Eisen festzuhalten, der andere aber stösst es ab. Wer
daher Nägel in den Sohlen hat, kann auf jenem den
Fuss nicht erheben, auf letztern aber nicht auftreten. Man
findet aufgezeichnet, dass zu Locri6) und Croton nie eine
ansteckende Krankheit oder ein Erdbeben gewesen sei.
In Lycien folgen stets auf ein Erdbeben 40 heitere Tage.
Im arpanischen Gebiete geht das gesäete Getreide nicht
auf. In der Nähe der mucischen Altäre im Vejentinischen,
ferner bei Tusculanum7) und im ciminischen Walde8) gibt es
Plätze, wo das, was in die Erde gesteckt ist, nicht wieder
*) Jenischeer.
2) Arpas Kalesi.
3) Die jetzige Krimm.
4) Bagtsche Köi.
5) Fleischfresser. Aus diesem Steine wurden Särge verfertigt,
daher dieses Wort später von jedem Sarge überhaupt gebraucht
wurde. S. auch im XXXVI. B. 27. Cap.
6) Bruzzano.
7) Frascati.
8) Monte Fogliano.
Zweites Buch. 203
herausgezogen werden kann. Heu, welches im Crustu-
minischen 2) gewachsen, ist dort schädlich, anderwärts
gesund.
99.
Auch über die Beschaffenheit des Wassers ist bereits
mehreres gesagt worden, aber das Wunderbarste dabei bleibt,
dass die Fluthen des Meeres anschwellen und wie-
der zurücktreten, und zwar auf mehrfache Weise. Die
Ursache davon liegt in der Sonne und dem Monde. Zwi-
schen zwei Mondaufgängen oder innerhalb 24 Stunden
schwillt das Meer zweimal an, und tritt zweimal wieder
zurück. Sowie nämlich der Mond am Himmel aufsteigt,
tritt die erste Fluth ein, senkt er sich aber vom höchsten
Mittagspunkte nieder nach dem Untergange hin, so fällt
auch das Wasser wieder; von seinem Untergange an bis
zum tiefsten Punkte unter dem Horizonte, dem Mittags-
punkte gerade entgegen, schwillt das Meer abermals an,
und von da an bis zu seinem Aufgange ist wieder Ebbe.
Niemals tritt zu derselben Zeit, wie am Tage zuvor, die
Fluth ein, weil das sie beherrschende und das Meer be-
gierig nach sich ziehende Gestirn, stets an einem andern
Orte wie Tags zuvor aufgeht; jedoch wiederholt sich diese
Erscheinung in gleichen Zeiträumen, und zwar alle sechs
Stunden, unter welchen letztern aber nicht die Stunden eines
jeden Tages oder jeder Nacht oder jeden Ortes, sondern
die Aequinoctialstunden zu verstehen sind. Daher wer-
den nach der gewöhnlichen Stundeneintheilung diese Zeit-
räume ungleich, weil nach derselben die Tage oder Nächte
bald kürzer bald länger, und nur im Aequinoctium allent-
halben von gleicher Dauer sind. Diess ist ein ungemein
klarer und täglich sprechender Beweis von der Stumpfheit
aller derer, welche leugnen, dass Gestirne unter unserem
Horizonte weggehen und wieder aufsteigen, und dass, bei
demselben Vor gange des Auf- und Untergangs auf beiden
Seiten die Erde, ja sogar die ganze Welt, dort wie bei uns
l) Monte Rotondo.
204 Zweites Buch.
die nämliche Gestalt zeige, da doch der Mond unter der
Erde offenbar keinen andern Lauf und keine andere
Wirkung hat, als wenn er vor unsern Augen hinläuft.
Mannigfach ist ausserdem auch noch der Mondwechsel
und zwar hauptsächlich von 7 zu 7 Tagen. Vom Neumonde
nämlich bis zum ersten Viertel ist die Fluth massig, von
da an nimmt sie zu und beim Vollmonde steigt sie am höch-
sten. Dann wird sie wieder schwächer, am 7. Tage gleicht
sie der ersten wieder, und im letzten Viertel wird sie aber-
mals stärker. Beim Zusammentritt des Mondes mit der
Sonne ist sie ebenso stark wie beim Vollmonde. Wenn er
im Nordost und von der Erde weiter entfernt steht, ist die
Fluth schwächer, als wenn er nach Süden gewandt mit
grösserer Kraft auf die dann nähere Erde einwirkt. Nach
Verlauf von acht Jahren kehrt mit dem hundertsten Um-
laufe des Mondes, der jene Anschwellung veranlasst, die
anfängliche Bewegung und gleiches Steigen des Meeres
wieder. Der jährliche Umlauf der Sonne ist auch nicht
ohne Wirkung auf die Fluth, denn diese nimmt in den
Aequinoctien bedeutend zu, und zwar mehr im Herbst- als
im Frühlings -Aequinoctium; am kürzesten Tage ist sie
schwach, und noch schwächer im Sommer-Solstitium. Je-
doch treten diese Veränderungen nicht genau in den genann-
ten Zeitpunkten ein, sondern wenige Tage später. Die
beim Monde erwähnten Veränderungen erfolgen auch nicht
gerade beim Voll- oder Neumonde, sondern kurz danach;
ferner nicht sogleich, beim Aufgange oder Untergange des
Mondes oder, wenn er sich von seiner mittleren Bahn ab-
wärts neigt, sondern fast um zwei Aequinoctialstunden
später. Ueberhaupt zeigt sich die Wirkung eines jeden
Ereignisses am Himmel auf der Erde immer später, als wir
es erblicken, wie z. B. Donner und Blitz erweisen.
Vom Ocean gehen aber alle Fluthen weiter ins Land,
als von den übrigen Meeren; sei es nun, weil ein grosses
Ganzes mächtiger ist, als ein Theil davon, oder weil die
Kraft des weit um sich greifenden Gestirnes auf jene grosse
Fläche stärker einwirkt als auf einen engen Raum. Daher
Zweites Buch. 205
werden auch weder Seen noch Flüsse auf ähnliche Art be-
wegt. Pytheas von Massilien sagt, oberhalb Britannien steige
die Fluth bis zu acht Ellen empor. Die inneren Meere aber
werden wie Häfen vom Lande eingeschlossen. An einigen
Orten jedoch, wo die Ufer mehr von einander entfernt sind,
gehorcht das Meer doch dem Einflüsse des Mondes. So
gibt es mehrere Beispiele, dass Schiffer ohne Hülfe der
Segel bei starker Fluth in drei Tagen von Italien nach
Utika *) übersetzten. An den Küsten wird diese Bewegung
des Meeres mehr als auf hoher See wahrgenommen, gleich-
wie wir an den äussersten Theilen unseres Körpers den
Schlag der Adern, d. i. der Luft mehr empfinden. 2) In
den meisten Buchten sind aber wegen des für jede Lage
ungleichen Aufganges der Gestirne die Fluthen der Zeit,
nicht aber ihrer Natur nach verschieden; dasselbe ist auf
den Syrten3) der Fall.
100.
Einige Orte haben jedoch hierin ihre Eigenthümlich-
keiten, wie z. B. im tauromenitanischen Strudel4) die Fluth
öfter, und in Euböa siebenmal innerhalb 24 Stunden wie-
derkehrt. Auch bleibt die Fluth dreimal in jedem Monate,
am 7., 8. und 9. Tage nach dem Vollmonde unverändert
dieselbe. Zu Gades, nahe bei dem Tempel des Hercules,
befindet sich eine, wie ein Brunnen eingeschlossene Quelle,
welche bald gleichzeitig mit dem Ocean, bald aber zur ent-
gegengesetzten Zeit steigt und fällt. Eine zweite dortige
Quelle richtet sich nach den Bewegungen des Oceans. An
den Ufern des Bätis5) liegt eine Stadt, deren Brunnen bei
der Fluth fallen, bei der Ebbe steigen, in der Zwischenzeit
aber keine Veränderung zeigen. Von derselben Beschaffen-
l) Stadt in Afrika.
'-) Die Alten hatten die sonderbare Meinung, dass die Pulsadern
mit Luft erfüllt wären.
3) Die Buchten von Sydra und Cabes an der nordafrikanischen
Küste.
4) Bei Taormina.
5) Guadalquivir in Spanien.
206 Zweites Buch.
heit ist ein Brunnen in der Stadt Hispalis1), während die
übrigen nichts Ungewöhnliches haben. Der Pontus fliesst
beständig in den Propontis, aber nie geht Wasser aus
diesem in den Pontus zurück.
101.
Fast alle Meere reinigen sich beim Vollmonde, nur
einige zu einer andern bestimmten Zeit. Bei Messana und
Mylä wirft das Meer einen mistähnlichen Unrath ans Ufer,
woher die Sage entstanden ist, die Rinder der Sonne hät-
ten daselbst ihre Ställe. Hiezu fügt noch Aristoteles (da-
mit ich nichts, was mir bekannt ist, übersehe), dass kein
Thier zu einer andern Zeit, als während der Ebbe sterbe.
Am gallischen Ocean hat man diess vielfach beobachtet und
wenigstens am Menschen bestätigt gefunden»
102.
Hieraus geht die Wahrscheinlichkeit hervor, dass der
Mond nicht ohne Grund für das Gestirn des Lebens zu
halten sei. Er sättigt die Erde, erfüllt den Körper bei
seinem Erscheinen, und entleert ihn bei seiner Entfernung.
Daher wachsen auch, wenn er zunimmt, die Conchylien,
und vornehmlich empfinden alle blutlosen Thiere seine be-
lebende Kraft. Aber auch sogar das Blut der Menschen
mehrt und vermindert sich mit dem Monde, und selbst
Sträucher und Kräuter fühlen (wie ich an ihrem Orte noch
sagen werde) seine alles durchdringende Kraft.
103.
Durch die Glüht der Sonne aber wird die Feuchtigkeit
hinweggenommen, und da sie alles ausdörrt und verzehrt,
halten wir sie für ein männliches Gestirn.
104.
So wird dem weiten Meere der Salzgeschmack
gleichsam eingekocht, oder, indem sie ihm die süssen und
zarten Theile, welche gerade die feurige Kraft am leichte-
sten an sich zieht, benimmt, lässt sie alle grobem und
dichtem Stoffe zurück. Daher ist auch das Meerwasser in
») Sevüla.
Zweites Buch. 207
der Tiefe süsser als auf der Oberfläche. Diese Ursache
des unangenehmen Geschmacks des Meerwassers dürfte
wohl der Wahrheit näher kommen, als die Behauptung,
dass das Meer der beständige Erdschweiss sei 1), oder, dass
sich der grösste Theil der trocknen Ausdünstung mit ihm
vermische, oder aber, dass die Natur der Erde ihm gleich-
wie den Heilquellen, den fremden Geschmack ertheile.
Unter den wunderbaren Ereignissen verdient Erwähnung,
dass, nach der Vertreibung des Tyrannen Dionysius in
Sicilien2), das Meer im Hafen einen ganzen Tag hindurch
süss war.
Dahingegen wird der Mond für ein weibliches, mildes
Gestirn gehalten, welches die nächtliche Feuchtigkeit zwar
auflöst und anzieht, nicht aber wegführt. Diess ergibt sich
daraus, dass er die todten Körper der wilden Thiere durch
seinen Schein zu einer fauligen Masse auflöst, dass er den
eingeschlafenen die Mattigkeit in dem Kopfe zusammen-
zieht, dass er Eis schmelzt, und alles durch seinen befruch-
tenden Hauch erweicht. So erhält sich die Natur gegen-
seitig im Gleichgewicht, ohne einen Mangel zu fühlen, da
einige Gestirne die Elemente verbinden, andere sie ver-
teilen. Der Mond ernährt sich also aus süssem, die Sonne
aus Seewasser.
105.
Die grösste Tiefe des Meeres beträgt nach Fabianus8)
15 Stadien. Andere dagegen sagen, es sei im Pontus, dem
Lande der Koraxer 4) gegenüber, ungefähr 300 Stadien vom
Festlande entfernt, so unermesslich tief, dass man daselbst
niemals Grund gefunden habe. Diese Stelle im Pontus
heisst daher: die Tiefe.5)
106.
Noch wunderbarer sind die Eigenschaften des süssen
J) Nach der Ansicht des Empedocles.
2) Im Jahre 357 v. Chr.
3) Lebte unter Tiberius.
4) In Colchis.
5) Ba&va.
208 Zweites Buch.
Wassers, welches in der Nabe des Meeres wie aus Röhren
hervorsprudelt; denn auch dem Wasser fehlt es nicht an
Wundern. Das süsse Wasser schwimmt auf dem Meere,
ohne Zweifel, weil es leichter ist; daher trägt auch das
schwerere Seewasser alles, was hinein kommt, besser.
Sogar süsse Wasser schwimmen an manchen Orten auf
einander, wie z. B. der Fluss1), welcher sich in den fuci-
irischen2), die Addua, welche sich in den larischen3), der
Ticinus, der sich in der verbanischen4), der Mincius, der
sich in den benacischen5), der Ollius, der sich in den sevi-
nischen6), derßhodanus7), der sich in den lemanischen8) See
ergiesst. Der letztere liegt jenseits der Alpen, die übrigen
aber in Italien; sie alle strömen auf viele tausend Schritte
weit freundnachbarlich durch jene Seen hin, und nehmen
nur ihr eigenes, und nicht mehr Wasser, als sie hinein-
gebracht haben, wieder mit sich hinaus. Ein Gleiches soll
auch beim Orontes 9), einem Flusse in Syrien und bei noch
vielen andern stattfinden.
Einige Flüsse verlieren sich gleichsam, als hassten sie
das Meer, in die Erde, wie z. B. die Quelle Arethusa bei
Syrakus; was man in diese hineinwirft, kommt im Alpheus10),
welcher durch Olympien fliesst und sich an der peloponne-
sischen Küste ins Meer ergiesst, wieder zum Vorschein.
Der Lycus u) in Asien, der Erasinus 12) in Argolis, der Tigris
in Mesopotamien gehen in die Erde und kommen wieder
hervor. Was man in die Quelle des Aesculaps bei Athen
wirft, kommt im Hafen Phalerus wieder zum Vorschein.
In der atinatischen Gegend13) kommt ein in die Erde ge-
gangener Fluss u) erst 20,000 Schritte weiter wieder her-
vor; dasselbe ist der Fall mit dem Timavus im Gebiete
von Aquileja.
In dem Asphaltsee15) inJudäa, welcher Erdpech erzeugt,
') Jetzt Giovenculo. 2) Lago di Celano. 3) Lago cli Conio. 4) Lago
maggiore. 5) Lago di Guarda. 6) Lago d'Ises. 7) Der Rhone. 8) Der
Genfer See. '') Asi. 10) Rufia. ") Kulhissar. 12) Kephalari. ,3) Atino
im Neapolitanischen. M) Der Tanager (Negro). I5) Das todte Meer.
Zweites Buch. 209
sinkt nichts unter, ebenso im See Arethusa1) in Gross- Arme-
nien, in welchem, ungeachtet er Nitrum 2) enthält, doch
Fische leben. Im Salentinischen, unweit der Stadt Man-
duria3), liegt ein bis zum Rande seiner Ufer voller See,
welcher weder durch Herausschöpfen vermindert wird, noch
durch Eingiessen steigt. In dem Flusse der Ciconer4) und
im See Velinus in Picenum wird hineingelegtes Holz mit
einer Steinkruste überzogen; dasselbe geschieht auch im
Sirius, einem Flusse in Kolchis, und zwar hier in dem
Grade, dass noch eine den Stein härtende Rinde sich dar-
über legt. Auf ähnliche Weise versteinern im Flusse Sila-
rus, unterhalb Surrentum, nicht nur eingetauchte Ruthen,
sondern auch Blätter, übrigens ist sein Wasser gesund zu
trinken. Am Ausflusse des reatinischen 5) Sumpfes setzt
sich ein Felsen an, und im rothen Meere wachsen Oel-
bäume und grüne Sträucher hervor.
Viele Quellen sind wegen ihrer Hitze merkwürdig;
man findet deren sogar auf den höchsten Alpen, ja selbst
in dem Meere, zwischen Italien und Aenaria6), sowie im
bajanischen Meerbusen, im Flusse Liris 7) und vielen andern.
Auch trifft man im Meere an vielen Stellen süsses Wasser,
wie bei den Chelidonischen Inseln 8), bei Aradus 9) und im
gaditanischen Meere. In den warmen Quellen der Pata-
viner 10) wachsen grüne Kräuter, in denen der Pisaner leben
Frösche, in denen der Vetulonier in Etrurien, unweit des
Meeres, Fische. Im casinatischen Gebiete fliesst ein Strom,
Scatebra genannt, welcher im Sommer kalt ist und das
meiste Wasser hat; in ihm sowie im See Stymphalis u) in
') Nasik. 2) Soda. 3) Mandula in Apulien. 4) Ein thracischer
'Volksstamni.
5) Reate, jetzt Rieti, Stadt am See Velinus (jetzt Lago di Rieti).
') Vergl. d. 89. Cap. dieses Buches.
7) Garigliano in Latium.
8) Zwei kleine Eilande zwischen Rhodus und Cypern, jetzt Kali-
<loni genannt.
9) Ruad an der phönizischen Küste.
,0) Paduaner.
u) Jetzt See von Zaraka.
14
210 Zweites Buch.
Arkadien, giebt es Wassermäuse. Die kalte Quelle des
Jupiter zu Dodona x) löscht zwar hineingetauchte Fackeln
aus, nähert man ihr aber die ausgelöschten wieder, so ent-
zünden sie sich. Mittags bleibt sie stets aus, daher heisst
sie auch: die Aufhörende.2) Später fängt sie an zu wach-
sen, ist um Mitternacht ganz voll und nimmt dann allmählig
wieder ab. In Illyrien ist eine kalte Quelle, welche dar-
über ausgebreitete Kleider entzündet. Der See des Jupiter
Hammon3) ist am Tage kalt, bei Nacht heiss. Die so-
genannte Sonnenquelle im Lande der Troglodxten ist um
Mittag süss und sehr kalt, dann fängt sie an warm zu
werden und ist um Mitternacht heiss und bitter.
Die Quelle des Padus4) ist im Sommer des Mittags
stets trocken, gleichsam als wenn sie unterdessen Ruhe
hielte. Eine Quelle auf der Insel Tenedos tritt vom Som-
mersolstitium an stets von der 3. bis zur 6. Stunde der
Nacht aus. Die Quelle Inopus auf der Insel Delos steigt
und fällt gleichzeitig mit dem Nile. Dem Flusse Timavus
gegenüber liegt im Meere eine kleine Insel mit warmen
Quellen, welche mit der Fluth steigen und mit der Ebbe
fallen. Der Fluss Novanus im pitinatischen Gebiete, jen-
seits der Alpen, wird jedesmal im Solstitium reissend, am
kürzesten Tage dagegen trocknet er aus.
Im faliscischen Gebiete macht alles Trinkwasser die
Ochsen weiss, in Böotien der Fluss Melas die Schafe
schwarz, der Cephissus, welcher aus demselben See5) her-
vorfliesst, weiss, derPeneus6) wiederum schwarz, der Xan-
thus bei Ilium röthlich, woher dieser Fluss auch seinen
») Bonila.
2) ÄvaTtavopBvoq.
3) In Afrika.
4) Po.
5) Diess ist der See Copais in Böotien; allein der Cephissus ent-
springt nicht aus demselben, sondern bildet ihn erst, desshalb heisst
der Copais auch bei Homer der cephissische See (jetzt der See von
Livadia). Der Melas aber verliert sich südlich vom See Copais in
Sümpfen.
6) Jetzt Salambria in Thessalien.
Zweites Buch. 211
Namen hat. Der Astaces im Pontus macht, dass die auf
den von ihm bewässerten Fluren weidenden Stuten den
dortigen Bewohnern zu ihrer Nahrung schwarze Milch geben.
Im Reatinischen giebt es eine Quelle, Neminie genannt,
die bald hier bald da aus der Erde kommt, und dadurch
die Veränderung der Fruchtbarkeit anzeigt. Eine Quelle
im Hafen von Brundisium versorgt die Seefahrer mit gutem
Wasser. Das Wasser des Lyncestes1), welches Sauerwas-
ser genannt wird, berauscht wie Wein. Aehnliches Wasser
findet sich in Paphlagonien und im calenischen Gebiete.
Auf der Insel Andrus soll, nach Mucianus, der dreimal
Konsul war2), im Tempel des Bacchus eine Quelle hervor-
sprudeln, die jedesmal am 5. Januar einen Weingeschmack
hat; sie führt den Namen Göttergeschenk.3) Der Styx4)
bei Nonakris 5) in Arkadien, dessen Wasser sich weder
durch Geruch noch durch Farbe besonders auszeichnet,
tödtet sogleich, wenn man davon trinkt. Desgleichen befin-
den sich auf dem Hügel Librosus in Taurien drei Quellen,
die ohne Rettung, aber ohne Schmerzen tödten. Im car-
ninensischen Gebiete von Spanien fliessen zwei Quellen
nebeneinander, von denen die eine alles auswirft, die andere
aber alles verschlingt, Ebendaselbst ist eine andere, in
welcher alle Fische goldfarbig erscheinen, während sie
ausserhalb derselben nicht von den übrigen Fischen ver-
schieden sind. Eine starke "Quelle im comensischen Ge-
biete in der Nähe des Sees Larius6) schwillt alle Stunden
an und tritt wieder zurück. Eine warme Quelle auf der
Insel Cydonea vor Lesbos fliesst nur im Frühlinge. Der
See Sannaus in Asien hat den Geschmack des um ihn
wachsenden Wermuths. Zu Colophon, in der Höhle des
') Fluss in Macedonien.
'-) In den Jahren 52, 70 und 76 n. Chr.; starb im J. 77 n. Chr.
3) Jidg Oeodooia.
'•) Mauronero.
5) Naukria.
°) Lage- di Como.
14*
212 Zweites Buch.
Apollo Clarius1) ist ein Teich, dessen Wasser den daraus
Trinkenden die Wahrsagekunst verleiht, zugleich aber auch
ihr Leben verkürzt Dass Flüsse zuweilen einen rück-
gängigen Lauf nehmen, hat man auch zu unseren Zeiten,
in den letzten Jahren der Kegierung Nero's gesehen, wie
ich in dessen Lebensbeschreibung angeführt habe.
Wem ist es wohl unbekannt, dass alle Quellen im
Sommer kälter sind als im Winter? Nicht minder wun-
derbar erscheint es, dass Erz und Blei in Klumpen unter-
sinken, aber in dünnen Platten schwimmen; ferner, dass
einige Körper von gleichem Gewicht theils sinken, theils
schwimmen, dass sich Lasten im Wasser viel leichter be-
wegen lassen. Der Stein Scyrius 2) schwimmt in grossen
Stücken, zerkleinert sinkt er aber unter. Frische Leich-
name sinken unter, sobald sie aber angeschwollen sind,
kommen sie in die Höhe. Leere Gefässe lassen sich nicht
leichter aus dem Wasser ziehen als volle. Eegenwasser
ist in den Salzgruben besser als anderes; es bildet sich
auch kein Salz, wenn kein süsses Wasser hinzukommt.
Meerwasser friert langsamer als jedes andere, erhitzt sich
aber schneller. Im Winter ist das Meer wärmer, im Herbste
salziger. Alles Wasser wird durch hineingegossenes Oel
ruhig. Die Taucher spritzen Oel aus dem Munde, weil
dasselbe die Schärfe des Wassers mildert und ihnen Hellig-
keit verschafft. Auf hoher See fällt kein Schnee. Obgleich
alles Wasser abwärts fällt, so springen doch die Quellen
von unten herauf, und diess geschieht sogar am Fusse des
brennenden Aetna mit solcher Gewalt, dass der Sand auf
150,000 Schritte weit von der Feuermasse fortgeschleudert
wird.
107.
Nun müssen wir auch vom Feuer, dem vierten Ele-
mente, einige wunderbare Eigenschaften berichten, und
zwar zuerst von den flüssigen Körpern mit feuriger Natur.
*) Von der Stadt Claras in Kleinasien, wo Apollo einen Tem-
pel und vier Orakel hatte.
*) S. XXXVI. B., 26. Cap.
Zweites Buch. 213
108.
In der Stadt Samosata in Commägene l) ist ein Sumpf,
der einen brennenden Schlamm, Maltha genannt, auswirft.
Wenn er an einen festen Körper kommt, so hängt er sich
daran fest; berührt man ihn, so folgt er nach, auch wenn
man flieht. So vertheidigten die dortigen Einwohner ihre
Stadt, welche von Lucullus belagert wurde2), und die Sol-
daten verbrannten mit ihren Waffen. Auch im Wasser
brennt er fort; nur durch Erde kann man ihn löschen, wie
die Erfahrung gelehrt hat.
109.
Von ähnlicher Beschaffenheit ist die Naphtha; so
heisst nämlich eine bei Babylon, im astacenischen Gebiete
in Partkien aus der Erde wie flüssiges Harz hervorquel-
lende Materie. Sie hat grosse Verwandtschaft zum Feuer,
denn diess springt ihr, sobald es sich nur irgendwo blicken
lässt, zu. So soll Medea ihre Nebenbuhlerin3), als diese,
um zu opfern, vor den Altar trat, verbrannt haben, indem
das Feuer ihren Kranz ergriff.
110.
Aber auch die Berge zeigen wunderbare Erscheinungen.
Der Aetna brennt immer des Nachts, und sein Feuerstoff
reicht nach so unendlicher Zeit noch aus. Im Winter ist
er mit Schnee bedeckt, und seine ausgeworfene Asche
überzieht sich mit Reif. Aber nicht in ihm allein wtithet
die Natur, und bedroht die Erde mit Verbrennung. Auch
in Phaseiis4) brennt der Berg Chimära Tag und Nacht be-
ständig fort. Ctesias von Gnidus5) erzählt, dass sein Feuer
auch im Wasser fortbrenne, durch Erde oder Heu aber
gelöscht werden könne. In demselben Lycien brennen die
') Eine an Cilicien grenzende Provinz von Syrien.
») 68 v. Chr.
3) Kreusa, die Tochter Kreons von Korinth, mit der Jason sich
vermählen wollte.
4) Eine Hafenstadt in Lycien, jetzt Igeder.
5) Lehte im 4. Jahrh. v. Chr. war Leibarzt des jungem Cyrus,
und dann, bei Kunaxa gefangen, des Artaxerxes Mnemon.
214 Zweites Buch.
vulkanischen Berge, wenn man sich ihnen mit einer brennen-
den Fackel nähert, so heftig, dass selbst Steine und Sand im
Wasser glühen; dieses Feuer wird auch durch Regenwasser
unterhalten. Wenn Jemand einen Stock an diesem Feuer
anzündet und damit Furchen zieht, so sollen ihm Feuer-
ströme folgen. In Baktrien brennt die Spitze des Kophan-
tus alle Nächte, in Medien und Sittacene, an der Grenze
von Persien, giebt es ebenfalls brennende Berge. Zu Susa,
beim weissen Thurme, brennen des Nachts 15 Krater, von
denen der grösste auch am Tage Feuer speit. Bei Babylon
brennt eine Strecke Landes von der Grösse eines Fisch-
teichs. Auch in Aethiopien in der Nähe des Berges Hes-
perius, glänzen die Felder des Nachts wie Sterne, ebenso
im megalopolitanischen Gebiete, wo der leuchtende Platz
in einem angenehmen Walde, dessen überhängende Zweige
jedoch nicht entzündet werden, verborgen liegt. Auch neben
einer kalten Quelle brennt unaufhörlich der Krater des
Nymphäus, welcher, wie Theopompus x) berichtet, den
Apolloniaten schreckliche Ereignisse vorher anzeigt. 2)
Durch Regen wird seine Glüht vermehrt, und er wirft da-
bei ein Erdharz aus, welches nur durch jene untrinkbare
Quelle gelöscht werden kann; übrigens ist es flüssiger als
alles andere Harz. Doch wen kann diess alles noch in
Verwunderung setzen? Brannte doch mitten im Meere die
Insel Hiera 3) in der Nähe von Italien sammt dem Meere
mehrere Tage hindurch zur Zeit des Bundesgenossenkrie-
ges 4), bis eine Gesandtschaft des Senats es versöhnte. Mit
der grössten Flamme jedoch brennt ein Bergrücken in
Aethiopien, der Götterwagen genannt, und speiet während
') Aus Chios um 360 v. Chr.
-) Es gab im Alterthume 9 verschiedene Orte, die den Namen
Apollonia führten. Der, welchen PI. hier meint, ist derselhe, den er
im III. B. 26. Cap. anführt, nämlich eine Kolonie der Korinther (oder
Cörcyräer) am strymonischen Meerbusen.
3) Vulcano.
'') Der 91 v. Chr. begann.
Zweites Buch. 215
der Sonnenhitze ganze Ströme von Feuer aus. An so vielen
Orten und mit so vielen Flammen brennt die Erde?
111.
Da nun dieses Element allein die Eigenschaft hat, sich
von selbst zu erzeugen und zu vermehren, indem es aus
dem kleinsten Funken erwächst, was wird am Ende bei
so vielen Scheiterhaufen auf der Erde zu erwarten sein?
Was ist die Natur, welche in der ganzen Welt die hab-
gierigste Gehässigkeit nährt, ohne selbst Schaden zu lei-
den? Hiezu denke man sich noch die unzähligen Sterne
und die grosse Sonne; ferner das Feuer, dessen sich die
Menschen bedienen, das in den Steinen ruht, das durch an-
einander geriebenes Holz erzeugt wird, das aus den Wol-
ken als Blitze hervorbricht! Es übersteigt wahrlich alle
Wunder, dass nur ein Tag vergehen kann, an dem nicht
alles verbrennt, da noch überdiess Hohlspiegel, welche man
den Strahlen der Sonne entgegen hält, leichter zünden, als
jedes andere Feuer. Und welche unzählige kleine, aber
natürliche Arten von Feuer sind nicht überall? In Nym-
phäum bricht aus dem Felsen eine Flamme hervor, die
sich durch Regen entzündet. Dieses geschieht auch bei
den scomtischen Gewässern1); allein letztere Flamme ver-
liert ihre Kraft, wenn sie auf andere Gegenstände über-
geht, und hält in einem anderen Stoffe nicht lange an.
Seit undenklichen Zeiten beschattet eine lebende Esche
diese feurige Quelle. Im mutinenischen Gebiete bricht an
bestimmten, dem Vulkan geheiligten Tagen2) Feuer hervor.
Man findet bei den Schriftstellern angeführt, dass auf den
aricischen 3) Feldern die Erde in Brand gerathe, wenn eine
Kohle darauf fällt. Im Lande der Sabiner und Sicidiner4)
giebt es einen Stein, der mit Fett bestrichen zu brennen
') In Kampanien.
2) Im August.
3) Aricia, eine alte Stadt in Latium, vier Meilen von Rom an der
Via Appia am albanischen Berge.
4) Ein Volk in Kampanien; ihre Hauptstadt hiess Trauma, jetzt
Tiano.
21(5 Zweites Buch.
beginnt. In der salentiniscben Stadt Egnatia entsteht, wenn
man Holz auf einen daselbst für heilig gehaltenen Felsen
legt, sogleich eine Flamme. Auf einem unter freiem Him-
mel befindlichen Altare der Juno Lacinia1) soll die Asche
selbst durch die heftigsten Stürme nicht weggeführt werden.
Sogar im Wasser und am menschlichen Körper ent-
stehen plötzlich Flammen. So soll einmal der ganze trasi-
menische See in Feuer gestanden haben. Dem Servius
Tullius 2) brach in seiner Kindheit während des Schlafes
eine Flamme aus dem Kopfe hervor. Valerius Antias 3)
erzählt dasselbe von L. Marcius, als dieser nach dem Tode
der Scipionen 4) eine Rede hielt und die Soldaten zur Rache
aufforderte. Bald werde ich mehr und ausführlicher davon
handeln; gegenwärtig können diese Wunder nur vermischt
mit den übrigen Gegenständen der Natur erwähnt werden.
Da ich nun aber die Erklärung der Natur beendigt habe,
so beeile ich mich, den Geist der Leser gleichsam an der
Hand über den ganzen Erdkreis zu führen.
112.
Unser Erdtheil, von dem ich jetzt rede, und der (wie
schon gesagt) auf dem ihn umgebenden Ocean gleichsam
schwimmt, hat seine grösste Ausdehnung von Morgen nach
Abend, d. h. von Indien bis zu den von den Gaditanern
verehrten Säulen des Hercules, welche Entfernung nach
Artemidorus 5) 8,568,000, nach Isidorus 6) aber 9,818,000
Schritte beträgt. Artemidorus fügt noch 891,000 Schritte
hinzu, nämlich, von Gades um das heilige Vorgebirge7)
1) Unter diesem Beinamen wurde Juno in einem Tempel unweit
Crotona in Italien verehrt. Dieser Tempel soll vom König Lacinus,
oder vom Herkules, der den Strassenräuber Lacinius in dieser Ge-
gend erlegte, erbauet sein.
2) Sechster röm. König, regierte 576 — £34 v. Chr.
3) Lebte im letzten Jahrh. v. Chr.
4) Im 2. punischen Kriege. Vergl. Linius XXV. B. 32.-36. Cap.
6) Von Ephesus im 2. Jahrh. v. Chr.
°) Von Charax im 1. Jahrh. n. Chr.
7) Cap St. Vincent.
Zweites Buch. 217
herum bis an das Vorgebirge Artabrum *), welches der
äusserste Punkt der vordem Seite von Spanien ist. Dieses
Maass erhält man auf doppeltem Wege. Die Entfernung
vom Flusse Ganges und seiner Mündung im östlichen
Ocean, über Indien und Parthyene bis zur Stadt Myrian-
drus in Syrien, am issischen Meerbusen 2), beträgt nämlich
5,215,000 Schritte; von da, auf dem kürzesten Seewege,
über Cypern, Patara in Lycien, Rhodus, Astypaläa3), die
Inseln im carpathischen Meere 4), Tänarum 5) in Lakonien 6),
Lilybäum 7) in Sicilien, Kalaris 8) in Sardinien: 2,103,000
Schritte; von hier bis Gades 1,250,000 Schritte. Das Ge-
sammtmaass vom östlichen Meere an beträgt also 8,568,000
Schritte.
Die andere, zuverlässigere Bestimmung giebt der Land-
weg, und zwar beträgt die Entfernung:
Vom Ganges bis zum Euphrat 5,169,000 Schritte,
von da bis Mazaka9) in Kappadocien 319,000 „
„ „ durch Phrygien, Karien und
Ephesus 415,000
„ „ durchs ägeische Meer bis Delos 200,000 „
„ „ bis zum Isthmus10)! .... 212,500
„ „ erst zu Lande, dann durchs le-
chäische Meer u) und den ko-
rinthischen Meerbusen nach
Patras im Peloponnes . . . 90,000 „
„ „ bis Leukas12) 87,500
') Cap Finisterre.
2) Scanderum.
3) Stampalia.
4) Von der Insel Carpathus, jetzt Sarpento benannt.
5) Kaino.
6) Maina.
7) Marsala.
*) Cagliari.
9) Kaisarie.
">) Von Korinth.
") Der bei Korinth liegende Theil des Golfs von Lepanto.
12) Hauptstadt der Insel Leukadia, jetzt St. Maura.
218 Zweites Buch.
von da bis Korcyra1) 87,500 Schritte
., „ „ Akroceraunia 2) .... 132,500 „
„ „ „ Brundisium 87,500 r
.. „ „ Korn 360,000
., „ über die Alpen bis zum Dorfe
Scingomagus 3) 519,000
„ „ durch Gallien an die Pyrenäen
bis Illiberis 4) 927,000
„ „ bis zum Ocean und der Küste
Spaniens 331,000 „
„ „ bis zur Ueberfabrt nach Gades 7,500 „
Alle diese Entfernungen betragen nach Artemidorus
Berechnung zusammen: 8,945,000 Schritte.
Die Breite der Erde von Mittag zu Mitternacht wird
etwa um die Hälfte geringer angenommen, oder zu 4,490,000
Schritten. Hieraus ergiebt sich deutlich, wie viel uns auf
der einen Seite die Hitze und auf der andern die Kälte
entrissen hat. Allein ich glaube nicht, dass diess der Erde
geradezu fehlt, oder dass sie desshalb keine Kugelgestalt
hat, sondern nehme bloss an, dass beide Theile unbewohnt
und uns noch unbekannt sind. Die Entfernung der süd-
lichen Grenze von der nördlichen beträgt:
von der Küste des äthiopischen Meeres, soweit sie bewohnt
ist, bis Meroe 1,000,000 Schritte
von da bis Alexandrien 1,250,000 „
„ „ n Rhodus 563,000
„ „ „ Gnidus5) 87,500
„ „ „ Kos6) 25,000
„ „ „ Sainos 100,000
„ „ „ Chios 94,000
») Corfu.
2) Chimera.
3) Am Fusse der Alpen an der ital. Grenze, jetzt Sezanne.
«) Eine.
r>) Messi am Cap Krio.
6) Stancho.
Zweites Buch. 219
von da bis Mitylene 65,000 Schritte
„ „ „ Tenedos 44,000
„ „ „ zum Vorgebirge Sigeum . 12,500 ,.
„ r r „ Ausfluss des Pontus . 312,500 „
„ r ,, „ Vorgebirge Karambis1) 350,000 „
„ „ r „ Ausfluss des mäotischen
Sees2) 312,000
„ „ „ „ Ausfluss des Tanais 3) . 275,000
Dieser letztere Weg kann aber zu Wasser um 89,000
Schritte abgekürzt werden.
Von den Ländern, welche über die Mündung des Ta-
nais hinaus liegen, haben selbst die genauesten Schriftstel-
ler nichts Zuverlässiges aufgezeichnet. Artemidorus hält
jene entlegenen Gegenden für unbekannt, doch sagt er, dass
am Tanais gegen Norden die sarmatischen Völker wohnen.
Isidorus fügt zu dem angegebenen Maasse noch 1,250,000
Schritte bis nach der Insel Thule hinzu: doch diese Angabe
gehört zu den Ausgeburten der Phantasie. Ich wenigstens
weiss, dass die Grenzen der Sarmaten nicht weniger weit,
als der eben angegebene Raum beträgt, bekannt sind. Und
wie gross muss nicht das Land sein, welches so unzählige
Völker, die noch obendrein ihren Wohnsitz oft verändern,
bewohnen? Daher glaube ich, dass jene unbewohnten
Länder einen viel grösseren Raum einnehmen. Auch habe
ich erfahren, dass unlängst hinter Germanien sehr viele
Inseln entdeckt worden sind.
Diess ist es, was ich von der Länge und Breite zu
erwähnen für werth halte. Den ganzen Umfang der Erde
aber hat Eratosthenes, ein Mann, der in allen Wissen-
schaften und namentlich in dieser alle andern an Scharf-
sinn und Kenntniss übertrifft, dessen Meinungen auch fast
von Allen angenommen sind, zu 252,000 Stadien, welche
31,500,000 römischen Schritten gleich sind, angegeben.
') Kerempe.
*) Asowsches Meer.
3) Don.
220 Zweites Buch.
Diess ist eine kühne, aber so genau begründete Be-
hauptung, dass man sich schämen mtisste, ihr keinen Glau-
ben zu schenken. Hipparchus, der sowohl wegen seiner
gründlichen Beurtheilung des Eratosthenes, als auch wegen
seines übrigen Fleisses Bewunderung verdient, fügt noch
etwas weniger als 26,000 Stadien hinzu. Anders verhält
es sich mit der Glaubwürdigkeit des Dionysiodorus, und
ich will diess auffallende Beispiel griechischer Eitelkeit
dem Leser nicht vorenthalten. Er war aus Melus x) und
zeichnete sich in der Geometrie sehr aus. Er starb als
Greis in seinem Vaterlande, und diejenigen Verwandten?
denen seine Erbschaft zufiel, besorgten sein Begräbniss.
Als diese am folgenden Tage die herkömmlichen Gebräuche
verrichteten, sollen sie in seinem Grabe einen Brief, von
Dionysiodorus an die Oberwelt geschrieben, gefunden haben,
worin es heisst: „er sei von seinem Grabe aus in das
Innerste der Erde gelangt, und die Entfernung bis dahin
betrage 42,000 Stadien." Es fehlte nicht an Geometern,
welche erklärten, der Brief sei vom Mittelpunkte der Erde
aus geschickt, bis dahin sei von der äussersten Oberfläche
die weiteste Strecke, und letztere also die Hälfte des Erd-
durchmessers. Hieraus hat man nun berechnet, dass der
Umfang der Erde 252,000 Stadien betrage.
113.
Eine harmonische Berechnung, welche eine gleich-
förmige Uebereinstimmung der Natur voraussetzt, fügt zu
obengenanntem Maasse noch 12,000 Stadien hinzu, und
hiernach ist somit die Erde der 96. Theil der ganzen Welt.
») Milo.
Drittes Euch.
Von der Lage und Grösse der Länder, Meere, Städte, Häfen,
Berge, Flüsse und den Völkern, welche noch da sind
oder da waren.
Bisher haben wir von der Lage und den Wundern der
Erde, Gewässer und Gestirne, sowie von der Beschaffenheit
und Grösse des ganzen Weltalls gehandelt. Nun wollen wir
ihre einzelnen Theile in Betracht ziehen, wenngleich ein
solches Unternehmen für unendlich gehalten, und nicht
leicht ohne einigen Tadel durchgeführt werden kann. In
keiner andern Sache verdient man wohl mit mehr Recht
Kachsicht; denn es ist begreiflich, wenn ein Mensch nicht
alles, was ihn überhaupt betrifft, weiss. Ich werde daher
keinem Schriftsteller ausschliesslich folgen, sondern in jedem
Abschnitte stets dem, welchen ich für den glaubwürdigsten
halte; denn fast alle haben das mit einander gemein, dass
ein Jeder von ihnen die Gegend, wo er seine Schrift ver-
fasste, am genauesten beschrieben hat; und desshalb will
ich keinen tadeln oder widerlegen. Die blossen Namen
der Orte sollen in möglichster Kürze angegeben, ihre Merk-
würdigkeiten und sonstige Nachrichten von ihnen aber für
eigene dazu bestimmte Kapitel verspart werden; denn jetzt
rede ich noch immer von dem Ganzen. Ich möchte daher
mich in der Weise verstanden wissen, als wenn hier ihre
Namen, so ruhmlos wie sie zur Zeit ihrer Entstehung und
222 Drittes Buch.
vor dem Beginn ihrer Geschichte waren, aufgezählt wür-
den; sie sollen also nur ein Namenverzeichniss von der
Welt und der Natur sein.
Der ganze Erdkreis wird in drei Theile getheilt: Eu-
ropa, Asien und Afrika. Wir fangen im Westen bei der
Meerenge von Gades1) an, wo der atlantische Ocean ein-
bricht und sich in die innern Meere ergiesst. Kommt man
hier herein, so liegt Afrika zur Rechten, Europa zur Lin-
ken, und Asien zwischen beiden; die Grenzen zwischen
diesen drei Erdtheilen bilden der Tanais2) und Nil. Die
oben genannte Meerenge ist 15,000 Schritte lang, und vom
Flecken Mellaria 3) in Spanien bis zum weissen Vorge-
birge4) in Afrika 5000 Schritte breit, wie Turranius Graci-
lis 5), der daher gebürtig ist, angiebt. Nach T. Livius und
Com. Nepos beträgt die Breite an der schmälsten Stelle
7000 und an der breitesten 10,000 Schritte. Durch eine so
unbedeutende Mündung ergiesst sich eine so ungeheure
Wassermasse, und keineswegs erklärt sich dieses Wunder
durch eine sehr grosse Tiefe des Meeres, denn zahlreiche
weiss schimmernde Sandbänke machen daselbst die Fahrt
gefährlich. Daher haben Viele diesen Ort die Schwelle
des mittelländischen Meeres genannt. Da, wo der Pass am
engsten ist, schliessen ihn von beiden Seiten Berge ein,
nämlich derAbila6) in Afrika und derCalpe7) in Europa, die
letzten Werke des Herkules. Daher nennen die Eingebor-
nen diese Berge auch die Säulen dieses Gottes, und glau-
ben, dass er durch die Durchstechüng derselben dem vorher
ausgeschlossenen Ocean einen Zugang verschafft und da-
durch der ganzen Natur ein anderes Ansehn gegeben habe.
*) Jetzt Meerenge von Gibraltar genannt.
2) Don.
3) Fuente Ovejuna.
4) Cap Spartel, auch Ampelusia.
5) Ein nicht näher bekannter Schriftsteller.
'•) Dschibbel el Zatute.
7) Gibraltar.
Drittes Buch. 223
1.
Wir wollen also zuerst von Europa, der Ernährerin des
alle Völker besiegenden Volkes, und dem schönsten der
Erdtheile reden, welchen die Meisten mit Recht zur Hälfte
der ganzen Erde gemacht haben, indem sie dieselbe durch
eine vom Flusse Tanais an bis zur gaditanischen Meer-
enge gezogene Linie in zwei Theile theilen. Der Ocean,
welcher durch den genannten Pass das atlantische Meer
ergiesst, und die Länder, welche seinem Andringen furcht-
sam wichen, gierig verschlang, bespühlte auch die in viel-
fachen Krümmungen ihm widerstrebenden Ufer und hat so
an Europas Küsten viele Aushöhlungen, namentlich vier
Hauptmeerbusen gebildet. Der erste derselben zieht sich
von dem schon erwähnten äussersten Berge Calpe in Spa-
nien bis nach Locri1) und dem brutischen Vorgebirge2) in
einem sehr grossen Bogen herum.
2.
Das erste Land an diesem Busen ist das jenseitige
Spanien oder Bätica. Daran grenzt das tarraconensische
oder diesseitige Spanien, welches von der urgitanischen
Grenze 3) bis an die Pyrenäen reicht. Das jenseitige Spa-
nien wird der Länge nach in zwei Provinzen getheilt. An
der Nordseite von Bätica breitet sich das durch den Fluss
Anas 4) getrennte Lusitanien aus. Dieser entspringt im
laminitanischen 5) Gebiete des diesseitigen Spaniens, fliesst
bald durch Sümpfe, bald durch enge Schluchten, oder ver-
birgt sich gänzlich in Höhlen, als freue es ihn, öfter zu
') Stadt im Lande der Brutier in Unter-Italien. Die Bewohner
hiessen vom benachbarten Vorgebirge Zephyrium, die epizephyrischen
Locrer. Wenige Ruinen dieser Stadt finden sich noch beim Torre
di Pagliapoli.
2) Heisst im 10. Cap. dieses Buches Leucopetra; jetzt Capo
deH'Armi.
3) Urgi oder Urci, eine Hafenstadt am mittelländischen Meere,
jetzt Abrucena.
A) Guadiana.
5) Von der Stadt Laminium, jetzt Alhambra.
224 Drittes Buch.
entspringen, und ergiesst sich endlich in das atlantische
Meer. Das hier angrenzende tarraconensische Spanien zieht
sich an der ganzen Seite der Pyrenäen hin, breitet sich
vom iberischen Meere1) ab bis zum gallischen Ocean2) aus,
und wird durch den Berg Solorius3) sowie durch die ore-
tanischen 4), carpetanischen 5) und asturischen 6) Gebirge von
Bätica uud Lusitanien getrennt.
3.
Bätica7), welches nach dem ihn mitten durchschnei-
denden Flusse8) benannt ist, übertrifft alle anderen Pro-
vinzen durch seine reiche Kultur, Fruchtbarkeit und beson-
dere Schönheit. Es enthält vier Gerichtskreise, den gadi-
tanischen, cordubensischen , astigitanischen und hispalen-
sischen. 9) Die Gesammtzahl seiner Städte beträgt 175;
darunter befinden sich 9 Kolonien 10) , 8 Munieipien n), 29
mit lateinischem Bürgerrechte12), 6 freie, 3 Bundesstädte
und 120 zinsbare. Von diesen sind erwähnenswerth oder
wenigstens im Lateinischen leicht auszusprechen: Oroba13),
mit dem Beinamen Aestuaria an der Mündung des Anas;
ferner die Zwischenflüsse14) Luxia und Urium15), die Maria-
') Der Theil des mittelländischen Meeres, in den sich der Ebro
ergiesst.
2) Meerbusen von Gascogne.
3) Sierra de los Vertientes.
4) Sierra Morena.
5) Monte de Toledo.
6) Sierra de las Asturias.
7) Umfasste Andalusien, den grössten Theil von Granada. Estre-
madura und den westlichen Theil von la Mancha.
8) Baetis, jetzt Guadalquivir.
9) Diese Namen kommen noch weiter unten vor.
,0) Die Rechte der Colonien waren verschieden nach den Rech-
ten der Mutterstädte.
u) Fremde Städte, die das römische Bürgerrecht hatten.
,2) Dieses gestattete den Besitzern den Dienst in den Römischen
Legionen und die Bewerbung um alle militärischen Aemter und
Ehrenstellen.
I3) Huelva. 14) Zwischen dem Anas u. Baetis. ,5) Odiel u. Tinto.
Drittes Buch. 225
nischen Berge; der Bätis; die corensische Küste mit einem
Meerbusen, diesem gegenüber Gades, von dem noch bei den
Inseln die Rede sein wird; das Vorgebirge der Juno1), der
Hafen Bäsippo2); die Städte: Belon3), Mellaria4); die Meer-
enge des atlantischen Oceans; Carteja, von den Griechen
Tartessos genannt; der Berg Calpe. 5) Weiter an der innern
Küste die Stadt Barbesula am gleichnamigen Flusse 6), dess-
gleichen Salduba7), die Stadt Suel8), Malaca9) an dem
Flusse gleichen Namens10), eine der Bundesstädte. Dann
folgt Mänoba n) am gleichnamigen Flusse 12) ; Sexi Firmum 13)
mit dem Beinamen Julium; Seiambina14), Abdara15) und
Murgi 16), welches an der Grenze von Bätica liegt. M.
Agrippa17) glaubt, die Bevölkerung dieser ganzen Küste sei
punischen Ursprungs.
Die Küste des atlantischen Meeres vom Anas an be-
wohnen die Bastuler und Turduler. M. Varro berichtet,
die Iberier, Perser, Phönizier, Celten und Punier hätten
sich über ganz Spanien verbreitet. Lusitanien soll seinen
Kamen von einem Spiele (lusus) zu Ehren des Vater Bacchus
oder von Lysas, seinem Begleiter, erhalten haben, und Pan
soll der Schutzgott des ganzen Landes sein. Was aber
vom Herkules und der Pyrene 18), oder vom Saturn erzählt
wird, halte ich für eine Fabel.
Der Bätis entspringt in der tarraconensischen Provinz
auf dem tugiensischen Waldgebirge 19) und nicht, wie Einige
behauptet haben, bei der Stadt Mentisa20); neben ihm fliesst
*) Cap Trafalgar. 2) Porto Barbato. 3) Bolonia. 4) Fuente
Ovejuna. 5) Gibraltar. 6) Guadiaro, an der Grenze von Granada,
') Marbella. 8) Fuengirolo. 9) Malaga. ,0) Jetzt Guadalmedina.
") Velez Malaga. '-) Velez. ,3) Almunecar. M) Salobrena. 15) Adra.
16) Muxagar.
") Verwandter u. Freund des Augustus, u. verdienter Geograph,
starb 12 n. Chr.
18) Pyrene, Tochter des Bebryx und Geliebte des Herkules. Die
Pyrenäen haben von ihrem daselbst befindlichen Grabe den Namen.
,9) Sierra de Cazorla.
2°) Baeza.
15
226 Drittes Buch.
der Tader1), der die Gegend von Carthago2) bewässert;
jener entfernt sich wieder von diesem beim Grabmale des
Scipio zu Ilorcum 3), wendet sich gegen Abend, und ergiesst
sich, nachdem er der Provinz seinen Namen gegeben, in
den atlantischen Ocean. Anfangs ist er nur klein, doch
bald wird er durch viele Flüsse verstärkt, denen er Namen
und Wasser entzieht. Aus dem Ossigitanischen 4) Gebiete
kommt er nach Baetika, und seine reizenden Ufer sind zu
beiden Seiten mit zahlreichen Städten besetzt.
Die berühmtesten Städte zwischen dem Bätis und der
Meeresküste im Innern des Landes sind: Segeda 5), mit dem
Beinamen Augurina, Julia oder Fidentia 6), Urgao oder
Alba 7), Ebura oder Cerealis 8), Iliberi oder Liberini 9), III-
pula10) oder Laus, Astigi11) oder Julienses; Vesci12) oder
Faventia, Singili13), Attegua14), Arialdunum, Klein- Agla15),
Bäbro, Castra vinaria16), Cisimbrium17), Neu-Hippo, Illurco18),
Osca 19), Escua20), Succubo, Nuditanum, Tuati vetus; alle
diese nach dem Meere zu in Bastetanien und gehören zum
cordubensischen Kreise. Am Flusse Baetis selbst liegen:
Ossigi, mit dem Beinamen Laconicum, Illiturgi21) oder Fo-
') Segura. 2) Carthagena. 3) Lorca.
4) Von der Stadt Ossigi der Turduler an der Grenze vom tarra-
conensischen Spanien, jetzt Maquiz.
5) S. Jago de IIa Higuera.
6) Fuente del Rey.
7) Purchena.
8) Alcala la Real.
9) Ruinen bei Granada, auf der Sierra de Elvira.
10) Loxa.
11 ) Alameda.
12) Archidona.
13) Mira Xenil.
,4) Die wenigen Ruinen dieser Stadt führen den Namen Teva veja.
,5) Aguilar.
») Castro el Rio.
") Espeja.
,8) Illora.
19) Huescar.
M) Escuzar. 2I) Ubeda la vieja.
Drittes Buch. 227
rum Julium, Ipasturgi oder Triumphale, Setia und 14,000
Schritte weit im Lande, Obulco *), oder Pontificense.
Nicht weit davon liegt die Bundesstadt Epora2), Sacili
Martialium 3), Onoba und zur Rechten Corduba 4), eine
Pflanzstadt mit dem Beinamen Patricia, von wo aus der
Baetis schiffbar wird; Carbula5), Detunda; der Fluss Sin-
gulis 6), welcher auf derselben Seite in den Bätis fällt.
Die Städte des Hispalensischen Kreises sind: Celti 7),
Arua8), Camana, Evia, Ilipa 9) oder lila, Italica10); zur Lin-
ken die Pflanzstadt Hispalis11) oder Romulensis. Gegenüber
liegt die Stadt Osset 12) oder Julia Konstantia, Vergentum 13)
oder Julii Genus, Orippo14), Caura65), Siarum16) und der
Fluss Menoba17), der von der rechten Seite in den Bätis
fällt. Bei der Mündung des Bätis liegt: Nebrussa18) oder
Veneria, und Colobona19). Pflanzstädte sind: Asta10), auch
Regia genannt, und im Innern des Landes Asido21) oder
Caesariana.
Der Fluss Singulis, welcher sich an der oben bezeich-
') Porcuria, nach Andern Bujalance.
2) Riopar.
3) Alcurruca.
4) Cordova.
5) Corbul.
6) Xenil.
7) Guadalkanal.
8) Alcolea.
9) Niebla.
,0) Santiponte.
») Sevilla.
12) Castello de la Cuestra.
13) Gelves.
u) Villa de los Hermannas.
15) Coria,
lü) Sarrakatin.
") Guadalimar.
,8) Lebrixa.
,9) Tribuxena.
20) Xeres della Front era.
21) Medina Sidonia.
15*
228 Drittes Buch.
neten Stelle in den Bätis ergiesst, fliesst an der astigita-
nischen Pflanzstadt Augusta Firma *) vorbei, und wird von
da an schiffbar. Zu diesem Kreise gehören die übrigen
von Abgaben freien Pflanzstädte: Tucci 2) oder Augusta
Gemella, Itucci oder Virtus Julia, Attubi 3) oder Ciaritas
Julia, Urso 4) oder Genua Urbanorum; zu diesen gehörte
auch Munda 5), bei deren Einnahme der Sohn des Pompejus
gefangen genommen wurde. Freie Städte sind: Astigi ve-
tus 6), Ostippo 7); zinsbar sind: Callet, Calecula 8), Castra
gemina 9), Uipula minor10), Merucra11), Sacrana, Obulcula12),
Oningis. Unweit der Küste an dem ebenfalls schiffbaren
Flusse Menoba wohnen die Alontigiceler und Alostiger.
Der übrige noch nicht erwähnte Landstrich zwischen
dem Bätis und Anas heisst Baeturia, wird in zwei Theile
getheilt und von eben so vielen Völkerschaften bewohnt;
nämlich den Celtikern13), welche bis nach Lusitanien reichen,
und im Hispalensischen Kreise wohnen, und den Turdulern,
welche an der lusitanischen und terraconensischen Grenze
wohnen und zum Gerichtsbezirk Corduba gehören. Dass
die Celtiker von den Celtiberiern in Lusitanien abstammen,
ergiebt sich deutlich aus ihrer Religion, Sprache und ihren
Städtenamen, welche man in Bätica, zur Unterscheidung
(von den gleichnamigen in Celtiberien) mit besonderen Bei-
namen bezeichnet. So heisst Seria14) auch Fama Julia,
Nertobriga15) : Concordia Julia, Segida: Restituta Julia, Con-
tributa16): Julia Ucultuniacum, welche auch jetzt Turiga ge-
nannt wird, Laconimurgis17): Constantia Julia, Tereses18):
Fortunales, Callenses19): Emanici. Ausserdem liegen im Ge-
') Eceja. -) Martos. 3) Espejo. 4) Villa Ossune.
5) Berühmt durch eine Niederlage der Karthager im pun. Kriege
(Liv. 24, 42) und durch die entscheidende Schlacht zwischen Caesar
und den Söhnen des Pompejus (Caesar sp. Kr. 51); jetzt steht ein
schlechtes Dorf Monda in Granada an der Stelle von Munda.
«) Alhameda. 7) Estepa. 8) Calabra. ;') Campillo. 10) Olvera.
") Mairena. 12) Monclon. 13) Ein Stamm der Celten. ") Xeres de
Cavalleros. 16) Valera la Veja. ,6) Medina de los Torres. ") Con-
stantina in Andalusien ,8) Nicolo del Puerto. I9) Cacalla,
Drittes Buch. 229
biete der Celtiker: Acinippo, Arunda *), Arunci2), Turo-
brica 3), Lastigi 4), Salpesa 5), Saepona 6), Serippo. Der an-
dere Theil Bäturiens, welchen, wie wir gesagt haben, die
Turduler bewohnen, und der mit zum Cordubensischen
Kreise gehört, hat folgende nicht unbedeutende Städte:
Arsa 7), Mellaria 8), Mirobrica 9) und, im osintiadischen Land-
striche, Sisapo.10)
Im gaditanischen Kreise liegen: Regina11), mit römi-
schem Bürgerrechte; mit lateinischem Bürgerrechte Laepia
Ulia, Carissa12) auch Aurelia genannt; Urgia13) oder Cast-
rum Julium oder Cäsaris Salubai iensis. Zinsbare Städte
sind: Besaro, Belippo, Barbesula14), Lacippo15), Bäsippo16),
Callet, Cappagum, Oleastro 17), Itucci, Beana18), Lacibi, Sa-
guntia19), Andorisä.
Die ganze Länge dieses Landes beträgt nach M. Agrippa
465,000 Sehritte, die Breite 257,000 Schritte; allein damals
erstreckten sich dessen Grenzen bis nach Carthago. 20) In
den Maassbestimmungen entstehen überhaupt dadurch
grosse Fehler, dass bald die Grösse der Provinzen sich
ändert, bald die Wege nach grösseren oder kleineren Schrit-
ten gemessen werden. Dazu kommt noch, dass das Meer
nach und nach an dieser Stelle Land wegspühlt, an jener
ansetzt, und dass Flüsse oft einen andern Lauf nehmen.
Der Eine fängt seine Messung an diesem, der Andere an
jenem Orte an, und jeder beobachtet dabei seinen besonde-
ren Gang. Daher kommt es denn, dass niemals zwei An-
gaben übereinstimmen. Die jetzige Länge von Bätica be-
trägt von der Grenzstadt Castulo21) bis nach Gades
250,000 Schritte, und von Murci22) bis au die Meeresküste
ist die Entfernung um 25,000 Schritte weiter. Die Breite
beträgt von der Cartejanischen Küste an 234,000 Schritte.
') Ronda. 2) Aronches. 3) Torre Mexia. 4) Zahara. 5) Elvas.
6) Ruinen im Forste bei Ronda. 7) Aracena. 8) Fuente Ovejuna.
9) Capilla, 10) Ahnaden. ") Puebla de la Reyna. «) Carixa. >3) Las
Cabecas. 14) Torre di Guadiara. ,5) Alecippe. ,6) Vejer de la Fron-
tera oder Porto Barbato. ") Osmia. ,8) Santillana. iy) Xigonza.
2°) Carthagena. *') Cazorle. 22) Almeria.
230 Drittes Buch.
Wer sollte nun wohl glauben, dass Agrippa bei seinem
grossen Fleisse und der besonderen Sorgfalt, die er einer
Arbeit widmete, durch welche er den ganzen Erdkreis der
Stadt Rom zur Uebersicht vorzulegen gesonnen war, und mit
ihm der göttliche Augustus sich geirrt habe? Denn dieser
vollendete den nach dem Plane und den Schriften des M.
Agrippa von dessen Schwester begonnenen Bau des Por-
ticus, der eben jene Angaben enthält.
4.
Die ehemalige Gestalt des diesseitigen Spaniens1)
hat sich, wie die mehrerer Provinzen, etwas verändert;
denn Pompejus der Grosse bemerkte auf den Trophäen, die
er in den Pyrenäen errichten liess, er habe vou den Alpen
an bis zu den Grenzen des jenseitigen Spaniens 877 Städte
unter die römische Botmässigkeit gebracht. Jetzt wird die
ganze Provinz in 7 Kreise eingetheilt: in den carthaginien-
sischen, tarraconensischen, cäsaraugustinischen, clunien-
sischen, asturischen, lucensischen und bracarischen. Dazu
kommen noch die Inseln; ohne diese, welche besonders er-
wähnt werden sollen, und ausser den 294, andern Orten
zugezählten Gemeinden enthält die Provinz 179 Städte.
Von diesen sind 12 Colonien, 13 mit römischem Bürger-
rechte, 18 mit altlateinischem Bürgerrechte, 1 Bundesstadt
uud 135 zinsbare.
Unmittelbar an der Küste wohnen die Bastuler. 2) Dann
folgen der Reihe nach, in das Land hinein die Mentesa-
ner 3), Oretaner 4) und am Tagus die Carpetaner 5); daneben:
') Es begriff mit Ausnahme der Bätischen und Lusitanischen
Provinzen das ganze jetzige Spanien in sich.
2) PI. nennt sie auch Bastetaner. Sie waren kein eigenthümlicher
Volksstamm, sondern bestanden aus einer Mischung von Phöniciem,
Carthagern, Griechen und Römern. Sie wohnten vom Junovorgebirge
an der Küste hin bis Murgis in Granada.
3) Eigentlich bloss der südliche Theil der Oretaner, in dem Be-
zirk von Chinchilla.
4) Diese bewohnten einen Theil vom westl. Toledo, den mittleren
Theil von la Mancha, die Ostspitze von Jaen und die Nordspitze von
Granada. Ihr Land war der Hauptschauplatz im punischen Kriege.
5) Ein iberischer Stamm, der den grössten Theil von Toledo, die
Drittes Buch. 231
die Vaccäer *), die Veetoner 2) und die arevacischen Celti-
berier. 3) An der Küste liegen folgende Städte : Urci 4) und
Barea 5), das auch zu Bätica gerechnet wird; das mavita-
nische, deitanische und contestanische Gebiet, die Pflanzstadt
Neu-Carthago 6); von dem dabei liegenden Vorgebirge des
Saturn 7) beträgt die Ueberfahrt nach Cäsarea 8) in Mauri-
tanien 187,000 Schritte. . Ausserdem sind noch an der Küste
zu nennen: Der Fluss Tader 9), die freie Pflanzstadt Illici10),
von welcher der dabei liegende Meerbusen11) seinen Namen
hat; ihr sind die Icositaner untergeordnet. Dann folgt Lu-
centum12) mit lateinischem Bürgerrechte, das zinsbare Dia-
nium13), der Fluss Sucro14) und früher eine Stadt gleichen
Namens15), die Grenze von Contestanien; das edetanische16)
Gebiet mit dem sich daran hinziehenden schönen See17),
bis zu den Celtiberiern; die 3000 Schritte vom Meere ent-
fernte Pflanzstadt Valentia, der Fluss Turium18), und, in
gleicher Entfernung vom Meere Saguntum19) mit römischem
Provinz Segovia, Avüa, und Guadalaxara inne hatte ; sie hiessen auch
Carpesier oder Caracitaner.
') In Zamora und Salamanca.
'-) In Estreinadura und Leon.
3) In Valladolid.
4) Abrucenna.
5) Vera.
6) Carthagena.
7) Capo di Palos.
8) Vermuthlich das heutige Algier oder Tenez.
9) Segura.
10) Elche.
») Golfo di Alikante.
,2) Aükante.
,3) Denja.
,4) Xucar.
,5) Sueca.
16) Ein iberischer Stamm, woluite längs der Küste von Valencia
an bis über Pennisocola. Ihr Gebiet umfasste also den nördl. Theil
von Valencia und die Südostspitze Arragoniens.
17) Albufera. ,8) Guadalaviar.
t9) Eine Colonie der Zakynthier und Rutuler, die reichste Stadt
232 Drittes Buch.
Bürgerrechte und berühmt durch ihre Treue; der Fluss
Uduba *); das Gebiet der Uergaonier. 2) Der Iberus 3), ein
von vielen Handelsschiffen befahrener Fluss, entspringt in
Cantabrien, unweit der Stadt Juliobrica 4) und durchströmt
eine Strecke von 450,000 Schritten; 260,000 Schritte lang,
nämlich von der Stadt Varia5) an, ist er schiffbar; nach ihm
haben die Griechen ganz Spanien Iberien genannt. Das
cossetanische Land6), der Fluss Subi7); die Pflanzstadt
Tarraco 8), von den Scipionen angelegt, sowie Carthago von
den Puniern. Das Gebiet der Ilergeter 9), die Stadt Subur10);
der Fluss Rubricatum11), jenseits desselben die Laletaner12)
und Indigeter.13) Dann folgen der Reihe nach, gegen das
Innere des Landes am Fusse der Pyrenäen, die Ause-
taner14), die Lacetaner15), in den Pyrenäen die Cerretaner16)
und die Vasconer17); an der Küste aber liegt die Pflanz-
stadt Barcino18), mit dem Beinamen Faventia. Städte mit
römischem Bürgerrechte sind: Bätulo19) und Iluro20); der
Fluss Lanum21); Blandä22), der Fluss Alba23), die Doppel-
jenseits des Iberus. Mit ihrer Eroberung durch Hannibal begann
der zweite punische Krieg. Sie heisst jetzt Murviedro.
J) Mijares.
2) Zwischen dem Mijares und Ebro.
3) Ebro.
') Frias.
5) Logrono.
li) Die Vegerias de Tarragona und de Tortosa.
7) Francoli.
8) Tarragona.
a) Der Küstenstrich zwischen Tarragona und Barcelona.
10) Villa nova.
") Llobregat.
,2) Vegerias de Barcelona und de Mataro.
,3) Vegeria de Gerono.
M) Mit der Stadt Ausa, jetzt Vique.
,5) Vegerias de Cervera und de Manresa.
,6) Vegerias de Puigcerda.
") Provinz Guipuscoa.
,8) Barcelona.
ly) Badalona an der catal. Küste.
*>) Pineda. 21) Tordera. 22) Blanas. *>) Ter.
Drittes Buch. 233
Stadt Emporiä *), von alten Eingebornen und Griechen,
Nachkommen der Phocäer, bewohnt; der Fluss Ticher 2);
von hier bis nach Venus Pyrenäa3), auf der andern Seite
des Vorgebirges, beträgt die Entfernung 40,000 Schritte.
Nun wollen wir von jedem Kreise das Wichtigste
ausser dem bereits Mitgetheilten vorführen:
Zu Tarraco werden die Rechtssachen von 43 Völker-
schaften entschieden, unter denen folgende die berühmtesten
sind: die Dersutaner 4) und Bisgargitaner 5) mit römischem
Bürgerrechte; die Ausetaner und Cerretaner mit lateinischem
Bürgerrechte, welche auch Julianer oder Augustaner heissen;
die Edetaner, Gerundenser 6), Gessorienser, die Tearer oder
Julienser. Unter den zinsbaren verdienen erwähnt zu wer-
den: die Aquicaldenser 7), Onenser und Bäculonenser. 8)
Caesaraugusta 9) ist eine steuerfreie Colonie am Iberus,
wo ehemals die Stadt Salduba stand; sie liegt in der ede-
tanischen Landschaft und umfasst 55 Völkerschaften. Unter
diesen sind die vorzüglichsten mit römischem Bürgerrechte:
die Balitaner10) und Celsenser11); von Colonien: die Cala-
guritaner12) oder Nassiker, die Ilerdenser13), welche von
den Surdaonen abstammen und am Flusse Sicoris14) woh-
nen, die Oscenser15) in der Landschaft Vescitania, die
Turiasonenser16); mit lateinischem Bürgerrechte: die Cas-
cantenser17), Ergavicenser18), Graccuritaner19), Leonicenser20)
und Ossicerdenser.21) Unter den Bundesvölkern: die Tarra-
genser22); unter den zinsbaren: die Acrobrigenser23), Ando-
logenser2*), Arocelitaner25), Bursaonenser16), Calaguritaner27)
2) Sie bestand aus zwei durch eine Mauer getrennten Theilen, in
dem einen wohnten Griechen, in dem andern Eingeborne. Zu Stra-
bo's Zeiten waren sie aber zu einem Volke verschmolzen. (Jetzt Ca-
stello da Empurias.)
-) Fluvia. 3) Capo di Cruz. 4) Tortosa, 5) Berrus. 6) Girona.
7) Caldes. 8) Baylen. 9) Saragossa. ,0) Belchite. ") Xalsa. >2) Lo-
harra. ,3) Lerida. I4) Segra. ,5) Hueskar. ,6) Tarracona jenseits des
Ebro. 17) Cascanta in Navarra. 18) Oreja. ,9) Agreda. -°) Villar
Luengo. 21) Ixar. 22) Tarrega in Catalonien. 23) Arcos. 24) Andosilla.
25) Miranda. 26) Burgos. -1) Calahorra.
234 Drittes Buch.
oder Fibularenser, die Complutenser *), Carenser 2), Cincen-
ser 3), Cartonenser 4), Damanitaner 5), Larnenser 6), Lursen-
ser 7), Lumberitaner 8) , Lacetaner9), Lubienser10), Pompe-
lonenser11) und Segienser.12)
Zu Carthago gehören 65 Völkerschaften, mit Ausnahme
der Inselbewohner. Unter diesen nennen wir die Gemellen-
ser von der accitanischen Colonie 13) und Libisosona u)
oder Foroaugustana, welche beide das italische Bürgerrecht
erhalten haben; von der salariensischen Colonte15) mit altlatei-
nischen Rechten: die Castulonenser oder Cäsari Venales16),
die Setabitaner17) oder Augustaner, und die Valerienser.18)
Unter den zinsbaren sind am berühmtesten: die Alabanen-
ser19), Bastitaner20), Consaburenser21), Dianenser22), Egele-
staner23), Ilorcitaner24), Laminitaner25), Mantesaner26) oder
Oritaner, Mentesaner27) oder Bastuler, Oretaner28) oder Ger-
maner; Segobriga29), die Hauptstadt Celtiberiens, Toletum30)
am Tago, die Hauptstadt von Carpetanien; endlich die
Viatienser31) und Virgilienser.32)
Zum cluniensischen33) Kreise gehören 14 Völkerschaften
der Varduler, von denen ich nur die Albanenser34) nennen
') Alcala de Henarez. -) Carascosa. 3) Cisuentes. 4) Cordona.
5) Mediana. G) Larna. 7) Luezas. 8) Lumberitta. 9) S. oben. 10) Lubia.
n) Pampeluna. 12) Sesnia.
,3) Der vollständige Name der Colonie war: Col. Julia Genieila
Accitana, jetzt Guadix in Granada.
u) Deren Ruinen liegen bei dem Dorfe Laguri unweit Cuenca.
15) Cazorle.
,6) Weil sie ihr Gebiet an Caesar verkauft hatten.
17) Daher die sudaria Setaba. Vergl. die Dedication an Titus
Vespasianus; jetzt Xativa in Valencia.
18) Valeria la Viega. ,9) Abeloda.
20) Baza in Granada.
21) Consunara in Neu-Kastilien.
22) Denia. **) Uniesta. 2i) Lorca. 25) Alhambra. 26) Betanaez.
™) Baeza. 2») Oreto. 29) Priego. 30) Toledo. 3l) Bae'9a. 32) Murcia.
33) Corunna.
34) Alvana bei Vittoria. Die Varduler bewohnten das mittlere
Guipuskoa. die Ostspitze von Alava und den westlichen Theil von
Navarra.
Drittes Buch. 235
will. 4 der Turmodiger *), unter denen die Segisamonen-
ser 2) und Segisamejulienser. 3) Zu demselben Kreise ge-
hören auch die Carieter und Veunenser 4) mit 5 Stadtge-
meinden, unter denen die Velienser. Ferner die Pelendo-
ner 5), ein eeltiberiseher Stamm, mit 4 Völkerschaften, unter
denen die Numantiner 6) berühmt waren; sowie von den
18 Stadtgemeinden der Vaccäer 7), die Intercatienser 8),
Pallantiner !1), Lacobricenser10), Caucenser.11) Von den 7 Völ-
kerschaften der Cantabrier bemerken wir nur die Julobri-
censer12), von den 10 Städten der Autrigoner13), Tritium14)
und Virovesca.15) Die Arevacer16), welche ihren Namen
vom Flusse Areva17) bekommen haben, besitzen 6 Städte:
Saguntia18) und Uxama19), welche Namen auch andere Orte
irrigerweise führen, ferner Segovia, Neu-Augusta20), Tir-
mes21) und Clunia22) an der Grenze von Celtiberien. Die
übrigen hierher gehörenden Gemeinden, sowie die bereits
') Auch Murbogier genannt, im nördlichen Theil von Burgos.
2) Sasanion.
3) Palencia.
A) Viana.
5) Soria.
6) Puente Garray.
7) Sie bewohnten den grössten Theil von Valladolid, die Nord-
spitze von Salamanca, die Südostspitze von Leon, Südpalencia und
die Hälfte von Toro.
8) Villa nueva de Azuague.
9) Ebenfalls zu Palencia.
io) Lobera.
») Coca.
12) Frias.
i3) Sie bewohnten zu beiden Seiten des Ebro die östliche Spitze
von la Montana, die westliche von Biscaya und Alava, und die
nördlichen Theile von Burgos.
'<) Tricio.
lä) Briviesca.
16) Sie wohnten von Valladolid bis an die Quellen des Duero
hinaus.
") Arlanzo. 18) Siguen9a. 19) El Borgo d'Osma. ») Muro. «) Tier-
mes. —) Corunna del Conda, ein Dorf.
236 Drittes Buch.
genannten Vavduler und Cantabrier, liegen nach dem
Meere hin.
Hieran grenzt der asturische Kreis mit der prachtvollen
Stadt Asturica x) und 22 Völkerschaften, welche in die Au-
gustaner und Transmontaner zerfallen. Unter ihnen sind
zu erwähnen: die Cigurrer 2), Päsiker 3), Lancienser 4) und
Zöler. 5) Die Zahl sämnitlicher Bewohner wird auf 240,000
freie Köpfe geschätzt.
Der lucensische 6) Kreis hat 16 Völkerschaften, die mit
Ausnahme der Celtiker und Lebuner, unbedeutend sind und
barbarische Namen führen; er enthält aber 160,000 freier
Köpfe.
Die 24 Gemeinden des beakarischen7) Kreises enthalten
175,000 freie Köpfe; unter ihnen lassen sich, ausser den
Brakariern, nur die Biballer, Cölerner, Galläker; Hequäsen,
Limiker, Querquerner, ohne Widerwillen nennen.
Die Länge des diesseitigen Spaniens beträgt, von den
Pyrenäen bis zur Grenzstadt Castulo 8) 607,000 Schritte
und bis an die Küste noch etwas weiter; die Breite von
Tarraco bis zu der Küste bei Olarso 9) 307,000 Schritte.
Vom Fusse der Pyrenäen an, wo es zwischen zwei Meeren
eingeengt, spitzig zuläuft, breitet es sich allmälig aus, und
wo es mit dem jenseitigen Spanien zusammentrifft, wird es
mehr als noch einmal so breit. An Metallen, namentlich
Blei, Eisen, Kupfer, Silber, Gold hat fast ganz Spanien
Ueberfluss; im diesseitigen giebt es auch Frauenglas, in
Bätica Zinnober. 10) Auch Marmorbrüche sind dort. Der
') Astorza.
2) Cigurri.
*) Am Capo de Penas.
4) Sollanca. 5) Vivero.
*'•) Die Hauptstadt hiess Lucus Asturum, jetzt Lugo in Gallicien.
7) Die Hauptstadt hiess Bracaria Augusta, jetzt Braga.
8) Cazorla.
") Auch Oeaso, Eason, Jarsoni, ein Vorgebirge zwischen Gallien
und Spanien auf der Nordküste, jetzt Sierra de Jasquivel. Etwas
tiefer lag auch eine Stadt gleichen Namens, jetzt Ojarko.
">) minium, siehe XXXIII. B., 36. Cap.
Drittes Buch. 237
Kaiser Vespasianus Augustus verlieh, während der Drang-
sale des Staates *), ganz Spanien das lateinische Bürger-
recht. Die Pyrenäen trennen Spanien von Gallien, denn
ihre Vorgebirge erstrecken sich in zwei verschiedene Meere.
5.
Die narbonensische Provinz 2) wird derjenige Theil
von Gallien genannt, welcher das mittelländische Meer be-
spiihlt, und früher Braccata 3) hiess. Sie wird durch den
Fluss Varus 4) und die der römischen Macht so heilsame
Kette der Alpen von Italien, sowie auf der Nordseite durch
das Gebenna- 5) und Jura-Gebirge von dem übrigen Gallien
geschieden. Sie steht am Ertrag der Aecker, Bildung der
Männer und Sitten und Hülfsquellen aller Art keiner Pro-
vinz nach, und verdient daher mehr ein Italien, als eine
Provinz genannt zu werden. An der Küste liegt das Ge-
biet der Sordoner 6) und im Innern das der Consuaraner. 7)
Flüsse sind: der Tecum 9), und Vernodubrum. 9) Städte: Illi-
beris10), ein geringer TIeberrest einer ehemals bedeutenden
Stadt; Ruscino11) mit lateinischem Bürgerrechte. Der Fluss
Atax12), welcher auf den Pyrenäen entspringt und durch
den rubrensischen13) See geht; Narbo Martius14), eine Co-
lonie der zehnten Legion, 12,000 Schritte vom Meere. Die
») Der Krieg mit .seinem Vorgänger Vitellius 69 n. Chr.
2) V. d. Hauptstadt Narbo (Narbonne). Sie umfasste d. jetz. Depts.
Arriege, Pyrenees-Orientales, Haute- Gar onne, Tarn, Aude, Herault,
Gard, Ardeche, Ain, Isere, Drome, Hautes- Alpes , Vaucluse, Basses-
Alpes, Bouches du Rhone, Var, ferner Savoyen, Genf und Wallis.
3) Gallia braccata wurde diese Provinz wegen der Beinkleider
(Braccae) genannt, deren sich die Einwohner bedienten.
4) Var.
5) Die Sevennen.
6) Am Vorgebirge der Venus, jetzt die Gegend von Roussillon;
Departement Pyrenees-Orientales.
') Dep. Arriege. 8) Tee. 9) la Gly. 10) Eine.
n) Ein Schloss, eine Meile von Perpignan, la tour de Roussillon.
'-) Aude in Languedoc.
,3) Etang de Sigean, n. And. Etang de la Rubine.
M) Narbonne.
238 Drittes Buch.
Flüsse: Arauris *) und Liria. 2) Städte giebt es übrigens
wegen der grossen stehenden Gewässer, nur wenige; zu be-
merken sind Agatha 3), das früher den Massiliensern ge-
hörte, die Landschaft der Volcae Tectosages 4), und die
Stelle, wo einst das von den Rhodiern erbaute Rhoda 5)
stand; von letzterer hat der ergiebigste Fluss Galliens, der
Rhodanus6), seinen Namen. Dieser stürzt sich von den
Alpen herab, fliesst durch den Lemanischen See 7), nimmt
den trägen Arar 8), und die ihm an Wildheit gleichenden
Ströme Isara 9) und Druentia10) auf. Zwei seiner Mündun-
gen sind von massiger Breite und heissen die lybischen,
und von diesen wieder die eine die spanische, die andere
die metapinische; die dritte und weiteste heisst die massa-
liotische. Einige Schriftsteller geben an, an der Mündung
des Rhodanus habe ehemals eine Stadt Heraclea gelegen.
Jenseits befinden sich die vom Rhodanus ausgehenden
Kanäle des C. Marius11), gleich berühmt durch ihre Aus-
führung und durch ihren Namen; der Sumpf Mastramela12),
die Stadt Maritima Avaticorum13), darüber die Steinfelder14),
ein Denkmal der Kämpfe des Herkules, das Land der Arna-
tilier15), und im Innern das der Desuviater16) und Cavarer17).
Wiederum vom Meere an liegt das Gebiet der Tricorer,
J) Herault. 2) Lez. 3) Agde.
4) Dep. Arriege, Haute-Garonne, Aude, Tarn und Herault,
5) Soll das spätere Arelate sein.
6) Rhone. 7) Genfer See. 8) Saone. 9) Isere. 10) Durence.
") Im Clmbrischen Kriege (102 v. Chr.) angelegt; wahrscheinlich
der jetzige Canal de navigation d'Arles au port de Bouc.
12) Etang de Berre ou de Martiguez.
13) Martigues.
14) La Grau. Herkules soll hier mit den Albion und Geryon, Söh-
nen des Neptun, gekämpft haben, and als ihm keine Pfeile mehr zu
Gebote standen, von Jupiter durch einen Steinregen unterstützt wor-
den sein. Pompon. Mela II. 5.
15 Arles.
16) Tarascon.
") Zwischen Isere und Durance.
Drittes Buch. 2391
und im Innern das der Tricoller *), Vocontier 2) und Sego-
vellauner3), dann der Allobroger. 4) An der Küste folgt
die von den phocäensischen Griechen gegründete Bun-
desstadt Massilia 5); das Vorgebirge Zao e), der Hafen Ci-
tharista 7), das Gebiet der Camatulliker 8j; dann folgen die
Suelterer 9) und weiter oben die Verruciner.10) An der
Küste: Athenopolis11), den Massiliern gehörig, Forum Julii12),
eine Colonie der achten Legion, auch Pacensis und Classi-
ca genannt; dabei der Fluss Argenteus13); das Gebiet
der Axubier14) und Ligauner15), dahinter die Suetrer16), Ona-
riater17) und Adunicater. 18) An der Küste liegt die Stadt
Antipolis19) mit lateinischem Bürgerrechte, das Gebiet der
Deciater20), der Fluss Varus, welcher in den Alpen auf
dem Berge Cema21) entspringt.
Mitten im Lande befinden sich folgende Colonien: Are-
late22) von der sechsten, Beterrä23) von der siebenten und
Arausio24) von der zweiten Legion. Im Gebiete der Ca-
varer liegt Valentia25) und in dem der Allobroger Vienna.26)
') Sisteron.
-) Ihre Städte waren Dea (jetzt Die) und Vasio (jetzt Vaison).
3) Le Valentinois.
4) Zwischen dem Isara und Rhodanus.
5) Marseille.
6) Cap de la Croisette.
7) Port de la Ciotat.
8) Das Gebiet von Toulon.
) Brignole.
°) Verignon und Baryol.
*) Grimaud oder Napoule.
2) Frejus.
3) Argens.
4) Deren Hauptstadt Forum Julii war.
5) Beide im südöstlichen Theile des Dep. Var.
6) Scillaus im Dep. Basses-Alpes.
7) Denez im Dep. Hautes-Alpes.
B) Im Dep. Basses-Alpes. ,9) Antibes.
w) Im nordöstlichen Theile des Dep. Var.
2») Cemelione. 22) Arles. 23) Bessiers. **) Orange. 25) Valence.
26) Vienne.
240 Drittes Buch.
Städte von lateinischem Bürgerrechte sind: Aqua Sextiä l)
der Salmvier, Avenio 2) der Cavarer, Apta Julia 3) der Vul-
gientier, Alebaca 4) der apollinarischen Rejer, Alba5) der
Helver, Augusta 6) der Tricastiner, Anatilia7), Aeria 8),
die Bormanner 9), Comacina, Cabellio 10), Carcasum der Vol-
cischen Tectosagen11), Cessero, Carpentoracte12) der Me-
miner; die Cenicenser13), Cambolectrer14), welche auch
Atlantiker genannt werden, Forum Voconii15), Glanum
Livii16), die Lutevaner 17), welche auch ForoDeronienser
heissen; Nemausum18) der Arecomiker, Piscenä1-'), Ruteni20),
die Samnagenser21), die zu den Tectosagen gehörenden To-
losaner22), welche an Aquitanien grenzen; die Tasconer23),
Tarusconienser24), Umbrauiker25), zwei Hauptstädte des mit
Rom verbündeten Staats der Vocontier, Vasio26) und Lu-
cus Augusti.27) Ausserdem giebt es noch 19 unwichtige,
sowie 24 den Nemausiensern gehörige Städte. Der Kaiser
Galba28) hat noch von den Alpenbewolmern die Avantiker29)
und Bodiontiker, deren Stadt Dinia30) heisst, in das Ver-
zeichniss eintragen lassen. Die Länge der narbonensischen
Provinz giebt M. Agrippa zu 370,000, und die Breite zu
248,000 Schritten an.
6.
Von hier kommen wir nach Italien, und zwar zuerst
nach Ligurien; dann folgt Etrurien, Umbrien, Latium, wo
die Mündungen der Tiber sind, und Rom, die Hauptstadt
der Erde, 16,000 Schritte vom Meere entfernt. Darauf: die
Küste der Volscer und Campaniens, der Picentiner, Lucaner
und Bruter, wohin sich Italien von den mondförmigen Ge-
') Aix. 2) Avignon. 3) Apt. 4) Riez in der Provence. 5) Alps,
Dorf am Scontay. 6) St. Paul de trois chateaux, nach Andern Aouste.
7) Atais. 8) Mont Ventoux. 9) Um Bormes. t0) Cavaillon. »') Car-
cassonne. I2) Cai-pentras. 13) Am Flusse Ai-c. u) Cambo-Haut und
Cambo-Bas de Clarence. 15) Le Canet. I6) St. Remy. ,7) Lodeve.
,8) Nismes. ,9) Pezenas. 20) Rhodez. •il) Senez. «^ Toulouse. 23) Mon-
tauban. 24) Tarascon an der Rhone. 25) Lombes. 26) Vaison.
51 ) Luc in der Dauphine. 28) Regierte kaum ein Jahr und ward
69 n. Chr. ermordet. 29) Avancon. 30) Digne.
Drittes Buch. 241
birgsriicken der Alpen an am weitesten nach Mittag ins
Meer erstreckt. Auf diese folgt die Küste von Gross-Grie-
chenland, dann die Küste der Salentiner, Pediculer, Apuler,
Peligner, Frentaner, Marruciner, Vestiner, Sabiner, Picenter,
Galler, Umbrer, Etrusker, Veneter, Carner, Japider, Istrier
und Liburner. l)
Ich weiss wohl, dass man es leicht für ein Zeichen
eines undankbaren und trägen Geistes halten könne,
wenn ich nur kurz und wie bisher im Vorbeigehen von
einem Lande spräche, das die Ernährerin und Beherrscherin
aller übrigen ist, das von den Göttern ausersehen, selbst
den Himmel berühmter zu machen 2), zerstreuete Reiche zu
vereinigen, Sitten zu mildern, die verschiedenen rauhen
Zungen so vieler Völker durch seine Sprache zu verbinden,
Geselligkeit und Humanität unter den Menschen zu ver-
breiten, kurz, das einzige Vaterland aller Völker der Erde
zu werden. Aber wie soll ich es anfangen, da der Ruhm
aller Orte, auf welche man trifft, und der Glanz aller ein-
zelnen Gegenstände und Völker so gross ist? Schon die
Stadt Rom allein, dieses würdige Antlitz auf so prächtigem
Haupte, in welcher Weise soll man sie schildern? Wie soll man
Campaniens Küste, jene glückselige und anmuthige Gegend,
preisen, um Jedem klar zu machen, sie sei ein Werk, das
die Natur nur zu ihrer Freude geschaffen hat? Welch eine
belebende und heilsame Temperatur ist dort, welche frucht-
baren Gefilde, sonnigen Hügel, sanften Abhänge, schattigen
Haine und herrlichen Waldungen! wie wohlthuend die Berg-
luft, wie gross die Ergiebigkeit an Feldfrüchten, Wein und
Oel! welche edle Wolle, welche fetten Stiere werden da
erzeugt! wie viele Seen, Flüsse und Quellen bewässern
und durchströmen das Land! wie viele Meere und Häfen
stehen dort, gleich wie der Schooss der Erde, allenthalben
dem Handel offen, indem es, gleichsam zum Nutzen der
Menschen, sich tief ins Meer hinein erstreckt! Ich will
') Das Nähere darüber folgt weiter unten.
-) Durch die unter die Götter versetzten Kaiser.
16
242 Drittes Buch.
hier nicht einmal die geistigen Fähigkeiten, die Sitten, die
Menschen, noch die durch Wort und That von ihm über-
wundenen Völker erwähnen. Selbst die Griechen, dieses
im Selbstlobe unerschöpfliche Volk, haben ihr Urtheil dar-
über ausgesprochen, und wie gross ist denn der Theil von
Italien, den sie Grossgriechenland nennen? Wir müssen
daher denselben Grundsatz, den wir bei der Betrachtung
des Himmels befolgten, auch hier anwenden, und sowie
dort nur einige Gestirne, hier nur einige Merkmale anfüh-
ren. Die Leser aber bitte ich zu bedenken, dass wir, um
alle einzelnen Gegenstände der Erde berühren zu können,
uns beeilen müssen.
Italiens Gestalt hat grosse Aehnlichkeit mit einem
Eichenblatt, denn es ist viel länger als breit; auf der linken
Seite macht es eine hervorspringende Biegung x), und endigt
dann in der Form eines Amazonenschildes 2), indem es von
dem mittlem Vorsprunge aus, welcher Cocinthus3) heisst,
zwei mondförmige Busen bildet und zwei Spitzen, deren
rechte Leucopetra 4), deren linke aber Lacinium 5) heisst,
hervorstreckt. Von der Grenze der Alpen, bei Prätoria Au-
gusta6) an, über Rom und Capua bis Rhegium7), wel-
ches gleichsam auf der Schulter von Italien ruht, und
von wo dann die Biegung des Nackens beginnt, beträgt
1,020,000 Schritte. Viel grösser würde diess Maass seinr
wenn man Lacinium als äussersten Punkt annähme, allein
die Richtung dieser Linie wird zu schief und scheint zu
sehr in die Breite auszuweichen. Die Breite Italiens ist
verschieden; sie beträgt zwischen dem untern8) und obern9)
Meere und den Flüssen Varus10) und Arsia11) 410,000
Schritte. In der Mitte des Landes, etwa da wo Rom liegt,
misst die Breite von der Mündung des Flusses Aternus12),
der sich in das adriatische Meer ergiesst, bis zum Ausfluss
des Tiber 136,000 Schritte, und etwas weniger von Castrum
*) Provinz Otranto. 2) Dem Halbmonde ähnlich. 3) Capo di
Stilo. 4) Capo deir Armi. B) Capo della Colonne. 6) Aosta. 7) Reggio.
8) Tyrrhenischen. 9) Adriatischen. 10) Var. ") Arsa. I2) Pescara.
Drittes Buch. 243
novum *) am adriatischen Meere an bis nach Alsium 2) am
tuscischen Meere, und von da überschreitet sie nirgends
300,000 Schritte. Der Umfang des ganzen Landes vom
Varus bis zum Arsia beträgt 3,059,000 Schritte.
Unter den umliegenden Ländern ist Italien von Istrien
und Liburnien an einigen Punkten 100,000, von Epirus und
Illyricum 50,000, von Afrika, nach M. Varro, etwas weniger
als 200,000, von Sardinien 120,000, von Sicilien 1500, von
Corsika fast 30,000, von Issa 8) 50,000 Schritte entfernt. Es
zieht sich zwar, rücksichtlich der Himmelsgegend gegen
Mittag durch das Meer hin, allein bei genauerer Unter-
suchung ergiebt sich, dass es zwischen der sechsten und
ersten Wintersolstitialstunde liegt.4) Nun wollen wir seinen
Umfang und seine Städte aufführen, müssen aber zum vor-
aus erinnern, dass wir dabei dem göttlichen Augustus und
seiner Eintheilung von ganz Italien in 11 Bezirke folgen
werden, jedoch in der Ordnung, wie sie die Lage der
Küsten darbietet. Wir können aber bei unserer so eiligen
Behandlung nicht berücksichtigen, wie sich die Städte an-
einander reihen, müssen daher im Innern des Landes Au-
gustus' alphabetische Eintheilung festhalten, und die Colo-
nien, welche er bei dieser Aufzählung namhaft macht, gleich-
falls mit anführen. Auch lässt sich ihre Lage und ihr Ur-
sprung nicht leicht angeben; denn nur allein den ingonu-
nischen Liguriern5), der andern gar nicht zu gedenken,
wurden dreissigmal neue Ländereien angewiesen.
7. '
Vom Flusse Varus an folgen also: die von den Mas-
siliern erbaute Stadt Nicäa6), der Fluss Paulo7), die Alpen mit
ihren Bewohnern, welche viele Namen führen, grösstentheils
aber Capillater8) heissen, die zum Gebiete der Vediantiner
gehörige Stadt Cemelion9), der Hafen des Herkules Monö-
') Giulia Nova. 2) Palo. 3) Lissa, ') D. h. zwischen Süd und
Südost. 5) Um Albenga. c) Nizza. 7) Poglion.
8) Mit langem über die Schultern fallendem Haupthaar.
9) Cimiez.
16*
244 Drittes Buch.
cus1), die ligustische2) Küste. Unter den Liguriern, welche
jenseit der Alpen wohnen, sind am berühmtesten: die Sal-
tuvier, Deciater, Oxubier; diesseits der Alpen: die Venener3),
die von den Caturigern abstammenden Vagienner 4), die
Statieller5), die Vibeller6), Mageller, Euburiater, Casmona-
ter, Veliater und andere, deren Städte bei der zunächst
liegenden Küste genannt werden sollen. Der Fluss Retuba7),
die Stadt Albium Intemelium 8), der Fluss Merula9), die
Stadt Albium Ingaunum10), der Hafen Vadum Sabatium11),
der Fluss Porcifera12), die Stadt Genua, der Fluss Feritor13),
der Hafen Delphini14), Tigullia15), im Innern des Landes:
Segesta Tigulliorum 16), der Fluss Macra 17), die Grenze von
Ligurien. Im Rücken aller dieser genannten Städte liegt
der Apenninus, das grösste Gebirge Italiens, welches sich
von den Alpen ununterbrochen bis zur Meerenge von Sici-
lien hinzieht. Auf der andern Seite desselben bis zum
Padus 18), dem wichtigsten Strome Italiens, prangen überall
die herrlichsten Städte: Libarna19), die Coloniestadt Der-
lona20), Jria21), Barderate 22), Industria 23), Pollentia24), Car-
rea 25) oder Potentia, Forofulvi oder Valentinum 2,;), Augusta
Vagiennorum 27), Alba Pompeja 28), Asta 29), Aquis Statiello-
rum. 30) Diess ist nach August's Eintheilung der neunte
Bezirk. Die ligurische Küste dehnt sich zwischen den
Flüssen Varus und Macra 211,000 Schritte lang aus.
8.
An diesen Bezirk grenzt der siebente, welcher Etru-
rien umfasst und vom Flusse Macra anfängt. Er hat oft
seinen Namen gewechselt. Vor langer Zeit wurden daraus
die Umbrer von den Pelasgern vertrieben, diese aber wie-
derum von den Lydiern, welche nach ihrem Könige den
*) Monaco. 2) Genuesiche. 3) Um Vinadio. "') Im westl. Theile
der Provinz Saluzzo. 5) In der Provinz Acqui. B) In d. Prov. Biella.
7) Roya. 8) "Vintimiglia. 9) Arocia. ,0) Albenga. ») Vado. ,2) Pol-
covera. ,3) Bisagno. ,4) Porto Fino. ,5) Trigoso. 16) Sestri di Le-
vante. ") Magra. 18) Po. 19) Monte Chiaro. 20) Tortona. S1) Vog-
hiera. --) Barde. 23) Verrua. **) Polenza. -5) Carro. 26) Valenza.
27) Vasco. 28) Alba, 29) Asti. *») Acqui.
Drittes Buch. 245
Namen Tyrrhener, und bald nachher von ihren heiligen
Opfergebräuchen den griechischen Namen Thuscer *) erhiel-
ten. Die erste Stadt Etruriens ist Luna2), berühmt durch
ihren Hafen; die Colonie Luca3) etwas vom Meere entfernt;
die näher daran liegende Colonie Pisae, zwischen den Flüs-
sen Auser4) und Arnus5), welche von Pelops und den Pi-
sern 6) oder von den Teutanen 7), einem griechischen Volke,
angelegt ist. Dann folgt: Vada Volaterrana8), der Fluss
Cecinna 9), Populonium 10), einst die einzige Stadt der Etrus-
ker an dieser Küste. Der Fluss Prille n), nicht weit da-
von der schiffbare Umbro 12), und der nach ihm benannte
Landstrich Umbrien, der Hafen Telamon 18), Cossa Volcien-
tiurn14), von den Römern angelegt, Graviscä15), Castrum no-
vum16), Pyrgi17); der Fluss Cäretanus18) und die Stadt
Cäre 19), 4000 Schritte weit im Lande und von ihren Grün-
dern, den Pelasgern, Agylla genannt; Alsium20), Fregenä21),
der Tiber 284,000 Schritte vom Macra entfernt. Im Innern
des Landes liegen die Colonien: Faliska22), nach Cato von
den Argivern angelegt, mit dem Beinamen die etrurische,
Lucus Feroniä23), Rusellana24), Senensis25), Sutrina.26) Ausser-
dem noch die Aretini veteres27), A. Fidentes28), A. Julien-
ses29), Amitinenser, taurinischen Aquenser30), Boleraner 31),
Cortonenser32), Capenater33), die alten und neuen Clusiner34),
die Fluentiner 35) am Arnus, Fesulä36), Ferentini 37), Fescen-
') Ovoxrj Opfergefäss.
2) Die Ruinen dieser Stadt liegen am Macra; die Gegend führt
den Namen il Lunegiano.
3) Lucca. 4) Serchio. 5) Arno. G) Bürger der Stadt Pisa in Elis.
7) Ein griechischer Stamm, der in der Gegend von Sicyon im
Peloponnes wohnte.
8) Vadi im Pisanischen.
9) Cecina. 10) Piombino. u) Briunna. yi) Ombrone. ,3) Tala-
mona. u) Ruinen bei Orbitello. ,5) Nördlich von Civita vecchia. ,6) St
Marinello. ") St. Severa. I8) Vaccina. ,9j Cerveteri. *>) Palo. 21) Torre.
Macarese, 22) Falari. 23) SerofanO. 24) Rosello. 25) Siena. 26) Sutri.
27) Giovi. 28) Castiglione d'Aretino. 29) Arezzo. *) Bagni di Vica-
rello. 31) Bieda. 32j Cortona. 33) Morluppo. 3i) Chiusi. 35j Florenz.
3f>) Fiesole. 37) Zwischen Viterbo und Montefiascone.
246 Drittes Buch.
nia1), Hortanum2), Herbarium3), Nepeta4), Novem Pagi5),
die claudische Präfectur Foroclodium6), Pistorium7), Peru-
*sia8), die Suanenser9), Saturniner 10j früher Aurininer ge-
nannt, Subertaner n), Statoner, Tarquinienser 12), Tuscanien-
ser13), Vetulanienser 14), Vejentaner 15), Vesentiner le), Vola-
terraner17), etruscischen Volcentiner 18) und die Volsinien-
ser. 19) In diesem Bezirke haben einige Strecken den Na-
men der vormals daselbst befindlichen Städte behalten, so
das Crustuminiscbe und das Caletranische Gebiet.
9.
Der Tiberis sonst Tybris, und noch früher Albula
genannt, entspringt ungefähr in der Mitte des Apenninus
an der Grenze der Aretiner. Anfangs ist er unbedeutend,
und kann nur, gleichwie die in ihn mündenden Flüsse Tinia
und Glanis20), dadurch schiffbar gemacht werden, dass man
sein Wasser in Teichen sammelt und dann wieder auslässt,
zu welchem Einsammeln, wenn nicht Regengüsse kommen,
neun Tage erforderlich sind. Allein kann der Tiber wegen
seines unebenen und felsigen Bettes nur mit Flössen oder
richtiger gesagt, nur mit einzelnen Balken befahren werden.
Er durchfliesst in grossen Umwegen eine Strecke von 150,000
Schritten bei Tifernum 21), Perusia 22), und Ocriculum 23) vor-
bei und trennt Etrurien von den Umbriern und Sabinern.
Dann scheidet er nicht ganz 16,000 Schritte oberhalb Rom
das vejentinische Gebiet von den crustuminischen und da-
rauf das fidenatische und lateinische vom vaticanischen.
Aber unterhalb des aretinischen Glanis nimmt er 42 Flüsse
auf, worunter der Nar24) und Anien25), die bedeutendsten
sind; der letztere ist selbst schiffbar und schliesst Latium
von hinten ein. Da er nun durch die vielen in die Stadt
') Galese. '-) Orta. 3) Viterbo. 4) Nepi. 5) Bracciano. 6) Orio-
lo. 7) Pistqja. 8) Perugia. 9) Soano. 10) Sitergua. ") Sovretto.
,2) Deren Ruinen b. Dorfe Tarquinia im ehem. Kirchenstaate. u) Tos-
conella. I4) Vetuüa. I5) Valentano. 16) Bisontia. ,7) Volterra.
18) Grosseto. 19) Bolsena. 20) Timia und Chiana; letzterer scheidet
Etrurien vom Kirchenstaate. 21) Tifi. *•) Perugia. M) Ostricolo. '-4) Nera.
-6) Teverone.
Drittes Buch. 247
Rom selbst geleiteten Gewässer und Quellen keinen ge-
ringern Zufluss erhält, so wird er fähig jedes grosse Schiff
aus dem Italischen Meere zu tragen und wie ein emsiger
Kaufmann alle Erzeugnisse der Erde herbeizuschaffen.
Seine Ufer sind mehr bewohnt und mit Landhäusern be-
setzt, als die der übrigen Flüsse aller Länder. Keinem
andern Flusse wird weniger Freiheit gestattet, denn er ist
von beiden Seiten eingedämmt; und obgleich er oft und
plötzlich anschwillt, und nirgends mehr als in Rom austritt1),
so tobt er doch nicht. Ja, man kann ihn eher als einen
Propheten und Warner betrachten, da er durch sein An-
wachsen mehr der Religion aushilft2) als Zerstörungen an-
richtet.
Das alte Latium hat seine Grenzen behalten ; es reicht
von dem Tiber bis nach Circeji 3) und ist 50,000 Schritte
lang. So schwach war anfangs die Macht des römischen
Reiches. Die Besitzer des Landes haben oft gewechselt
und zu verschiedenen Zeiten wohnten darin die Aboriginer4),
Pelasger 5), Arcadier6), Siculer7), Aurunker8), Rutuler9);
jenseits Circeji wohnten die Volscer10), Oscer11), Ausoner12),
') 189 v. Chr. wurden das Marsfeld und die untern Theile der
Stadt zwölfmal von dem Tiber überschwemmt.
2) Man betrachtete das Anschwellen des Tiber als eine Mah-
nung, den erzürnten Göttern Sühnopfer zu bringen. Siehe Horat.
Oden. I. 2.
3) Eine der ältesten Städte Italiens, stand auf dem Monte Cir-
cello an der Küste von Latium; jetzt St, Felicita, ein Dorf.
*) Ein allgemeiner Name der ursprünglichen Bewohner von Italien,
im Gegensatz der späteren Einwandrer.
5) Sie kamen aus Griechenland nach Italien, unter Oenotrius uud
Peucetius ums J. 1570 v. Chr.
6) Auch ein griechischer Stamm.
7) Wurden später nach Sicilien gedrängt und gaben der Insel ihren
Namen.
8) Ursprünglich in Campanien, wurden von dem Pelasgern nach
Latium getrieben.
9) In der Gegend von Ardia.
,0) Am Garigliano. ») In Samnium und Campanien. ,2) In Cam-
panien.
248 Drittes Buch.
wesshalb sich der Name Latium bis an den Fluss Liris1)
erstreckte. An der Grenze liegt Ostia, eine von einem rö-
mischen Könige 2) gegründete Colonie; dann kommt die
Stadt Laurentum3), der Hain des Jupiter Indiges4), der
Fluss Numicius 5), Ardea, welches von Danae, der Mutter
des Perseus erbaut ist. Ferner: das ehemalige Aphrodi-
sium 6), die Colonie Antium 7), der Fluss und die Insel Astura,
der Fluss Nymphäus 8), Clostra romana 9). Circeji war
nach Homer10) ehemals eine von einem unermesslichen Meere
umgebene Insel, liegt aber jetzt in einer Ebene11). Hier-
über können wir aus altern Angaben noch etwas sehr Merk-
würdiges mittheilen. Theophrastus nämlich, der erste unter
den Ausländern, welcher über die Römer schrieb, (denn
Theopompus, vor welchem Niemand ihrer erwähnte, sagt
bloss, dass Rom von den Galliern eingenommen sei, und
Clitarchus12) zunächst nach ihm nur, dass sie eine Gesandt-
schaft zu Alexander geschickt habe) giebt in dem Buche13),
welches er im Jahre 440 unserer Stadt (314 v. Chr.) dem
Nicodorus, einer atheniensischen Magistratsperson, widmete,
mit mehr Sicherheit als ein blosses Gerücht darbietet, die
Grösse der Insel Circeji zu 80 Stadien an. Alles Land
also, was sich über diese fast 10,000 Schritte Umfang hal-
tende Insel ansetzte, hat sich nachher mit Italien vereinigt.
Eine andere Merkwürdigkeit ist folgende: Bei Circeji
') Garigliano.
2) Ancus Martius, der vierte König von Rom, regierte 638—618
v. Chr.
3) Torre Vajanico.
4) Aeneas. Dii indigetes waren die vergötterten Vorfahren, die
als Schutzheilige des Landes verehrt wurden.
5) Wahrscheinlich der Rivo di Nemi. In ihm kam Aeneas im
Kampfe mit den Rutulern ums Leben. Daher wurde ihm der eben
erwähnte Hain am Ufer dieses Flusses geweihet.
6) Ein Tempel der Venus. 7) Antio. 8) la Nympa. 9) Torre di
Fogliano. ,0) Odyssee X. 194 ") Siehe oben.
12) Aus Aeolis, begleitete Alexander den grossen auf seinen Feld-
zügen und beschrieb dessen Thaten.
13) Historia plant. V. B., 9 C.
Drittes Buch. 249
befindet sich der pontinische Sumpf, an dessen Stelle1) nach
Mucianus der drei mal Consul war, einst 33 Städte gestan-
den haben. Nun folgt der Fluss Ufens2), dahinter die Stadt
Terracina, in der Sprache der Volscer Anxur genannt; hier
lag auch Amyclä3), welches von Schlangen verödet wurde.
Dann: die Stelle einer Höhle, der See Fundanus4), der
Hafen Cateja5), die Stadt Formiä6), früher Hormiä genannt,
und, wie man glaubt, der alte Sitz der Lästrygoner.7) Weiter
die ehemalige Stadt Pyrä, die Colonie Minturnä8), durch
welche der Fluss Liris, auch Glanis genannt, fliesst; die
Stadt Sinuessa9) am äussersten Punkte des neuen Latii,
die früher Sinope geheissen haben soll.
Nun folgt das glückliche Campanien. An diesem Busen
erheben sich die rebentragenden Hügel, hier beginnt durch
den in allen Ländern berühmten Saft die edle Trunkenheit,
und, wie die Alten sagten, der mächtigste Streit des Vaters
Liber mit der Ceres. Von hier breiten sich die setinischen10)
und cäcubischen11) Aecker aus, an sie schliessen sich die
falernischen 12) und calenischen13), dann erheben sich die
massischen14), gauranischen15) und surrentinischen 16) Berge.
Hier liegen die labormischen17) Felder, welche zum Genüsse
der Graupen gemähet werden18). Diese Küsten sind reich
an warmen Quellen, und das Meer liefert zu den übrigen
Erzeugnissen vortreffliche Muscheln und Fische. Nirgends
') Mit dem Worte locus bezeichnet PI. in der Regel einen wüsten
Ort, wo ehemals eine Stadt stand.
2) Utfente.
3) Oder Amuclä, früher Hauptstadt der Ausonier, war anfänglich
eine griechische Colonie. Sie lag am Meere bei der heutigen Stadt
Gaeta.
4) Lago di Fondi. 5) Gaeta. c) Mola. 7) Ein wildes Volk an
der Küste von Italien oder Sicilien. Vgl. Homers Odyssee X. B. 82. V.
8) Von ihr sind noch prachtvolle Ruinen bei Scaftä am Liris,
(Garigliano) vorhanden.
9) Ihre Ruinen sind in der Nähe von Rocca del Mondragone.
10) Sezza. n) Castro vetere. ,2) Von Ceppano bis Alil'e. ,3) Bei
Calvi. ") Massico. ,5) Gauro. 16) Sorrento. «) Lavoro. 18) XVIII B.,
29 Cap.
250 Drittes Buch
findet man besseres Oel. Auch diesen Tummelplatz mensch-
licher Wollust besassen die Oscer, Griechen, Umbrier, Thus-
cer, und Campaner.
An der Küste ist der Fluss Savo I), die Stadt und der
Fluss Vulturnum 2), Liternum 3), Cumä 4) der Chalcidenser 5),
Misenum 6), der Hafen Bajä "), Bauli 8) der See Lucrinus 9)
und Averaus10), dabei die vormalige Stadt Cimmerinum11).
Dann folgt: Puteoli12), die dicäarchische Coionie genannt;
die phlegräischen Gefilde13), der Sumpf Acherusia14) in der
Nähe von Cumä. An der Küste liegt das ebenfalls von den
Chalcidensern gegründete Neapolis, von dem daselbst be-
findlichen Grabe einer Sirene Parthenope benannt, Hercu-
lanum, Pompeji, unweit des Vesuvs am Flusse Sarnus15);
das nucerinische Gebiet, und 9000 Schritte vom Meere Nu-
ceria16) selbst; Surrentum17) mit dem Vorgebirge der Mi-
nerva18), der frühere Sitz der Sirenen19). Der Weg von
Circeji bis hierher beträgt zu Wasser 78,000 Schritte. Dieser
ganze Landstrich von dem Tiber an, bildet nach Augustus
Eintheilung den ersten Bezirk Italiens.
Im Innern des Landes liegen folgende Colonien: Ca-
pua, von dem Worte Campus20) so genannt, Aquinum21),
Suessa22), Venafrum 23), Sora, Teanum der Sidiciner 24),
l) Saona. 2) Voltorno.
3) Torre di Patria. 4) Bei Baja.
5) Von Chalcis auf Euböa.
6) Capo di Miseno. 7) Castel di Baja. 8) Bacolo.
9) Wurde im Jahre 1638 durch ein Erdbeben in einen stinkenden
Sumpf verwandelt.
10) Averno. n) Vergleiche Homers Odyssee, XL B., 1. 4. V.
12) Puzzuolo.
,3) Campo Quarto; hier fiel der Kampf der Giganten mit den
Göttern vor.
") Fusaro. 15) Sarno. 16) Nocera. n) Sorrento. ,8) Capo della cam-
panella. ,9) Homers Odyssee XIV. B., 44. V.
'-20) Nach Andern hatte es seinen Namen von Capys, dem Gründer
dieser Stadt. Jetzt S. Maria Maggiore. M) Aquino.
22) Zum Unterschiede vom volscischen Suessa Pometia. Suessa
Aurunca genannt; jetzt Sessa. 23) Venafro.
24) Teano. Ein anderes Teanum lag in Apulien.
Drittes Buch. 251
Nola. Städte: Abellinum *), Aricia 2), Alba longa 3), die Acer-
raner 4), Allifaner 5), Atinater, Aletrinater 6), Anagniner 7),
Atellaner 8), Affilaner 9), Arpinater10), Auxiinater, Avella-
ner11), Alfaterner; ferner die von dem lateinischen, herni-
cischen und labikanischen Gebiete benannten Völker; Bo-
villa12), Calatiä13), Casinum14), Calenum15), Capitulum her-
nicum16), die Cereatiner oder Marianer, die vom Trojaner
Dardanus abstammenden Coraner17), die Cubulteriner18),
Castrimonienser19), Cingulaner20), Fabienser auf dem Berge
Albanus, die Foropopulienser21) im falernischen Gebiete,
die Frusinater22), Ferentinater, Freginater, die alten und
neuen Fabraterner23), Ficolenser, Foroappier24), Forentaner,
Gabiner, die succasinischen Interamnater25), auch Lirinater
genannt, die Ilionenser26), Lavinier27), Norbaner28), Nomen-
taner29), Pränestiner30) mit der frtiherhin Stephane genann-
ten Stadt, die Privernater31), Setiner32), Signiner33), Suessu-
laner34), Teliner, Trebulaner oder Balinienser, Trebaner85),
Tusculaner36), Verulaner37), Veliterner38), Ulubrenser, Ul-
vernater39), und endlich Rom selbst, dessen andern Namen
man gewisser geheimnissvoller Religionsgebräuche wegen
nicht nennen darf.40) Valerius Soranus sprach einst diesen
') Avellino. Ein anderes A. lag in Hirpinischen. Vergleiche 16 C.
2) Riccia. 3) Albano. 4) Acerra. ■"•) Allifi. 6) Alatri. 7) Anagni.
8) Aversa. 9) Affile. I0) Arpino. ") Avella. 12) Bei Fratochio u. Capo
di Leva. ,3) Cajasso. ») Monte Casino. 15) Calri. ,6) Caspoli. ") Core.
,8) S. Marie di Covultere. 19) Castro Pignano. 20) Cicoli. 2I) Rocca
di Papa. -1) Frosinone. 23) Falvaten-a. 24) Casarillo di S. Maria.
25) Torre di Termino.
**) Magliano. 27) Civita Lavinia. 28) Norma rovinata. 29) La Men-
tana. 3°) Palestrina. 3t) Piperno. 31) Sezza. 33) Segni. 34) Castel di Ses-
sola. 35) Tervi. 36) Frascati. 37) Veroli. 38) Velletri. 39) Tulivema.
40) Nach der gewöhnlichen Meinung erhielt die Stadt Rom ihren
Namen von ihrem Erbauer; allein nach der richtigem Ansicht erhielt
vielmehr Romulus den seinigen erst von der Stadt, die nach einem
alten Namen des Tiber „Rumon" benannt wurde. In der Folge lei-
tete man Roma aus dem Griechischen her, wo Qatfxr] Stärke, Gewalt
bedeutet. Diess gab man im Lateinischen durch das Wort Valentia
Wvieder, und das soll jener heilige, geheime Name gewesen sein.
252 Drittes Buch.
in der besten und heilsamsten Absicht abgeschafften Na-
men aus und musste bald dafür büssen l). Es scheint mir
nicht unpassend, hier eines alten religiösen Gebrauchs zu
erwähnen, der hauptsächlich wegen dieses Verschweigens
eingeführt ist. Die Göttin Angerona, deren Fest am 19.
Decbr. gefeiert wird, hat nämlich an ihrem Standbilde einen
verbundenen und versiegelten Mund.
Bei Romulus Tode hatte die Stadt drei oder (nach an-
deren Angaben) vier Thore 2). Ihre Mauern maassen, zur
Zeit als die Vespasianen die Kaiser- und Censorwürde be-
kleideten, im Jahre der Stadt 826 (74 u. Chr.) 13,200 Schritte
im Umfange. Sie liegt auf 7 Hügeln 3), ist in 14 Districte
eingetheilt, und enthält 265 D urchkreuzuugspunkte der
Strassen. 4) Die geraden Entfernungen von dem auf dem
höchsten Punkte des Forum stehenden Meilenzeiger 5) bis
zu den einzelnen Thoren, deren jetzt 37 sind, betragen zu-
sammen 20,765 Schritte, wobei jedoch 12 nur einmal ge-
rechnet, und 7, welche nicht mehr benutzt werden, über-
gangen sind. Das Gesammtmaass aber aller Wege von
jenem Meilenzeiger an durch die Strassen bis zu den letz-
ten Häusern und dem Lager der, Prätorianer 6) beträgt
etwas mehr als 70,000 Schritte. Bringt man nun noch die
Höhe der Häuser dabei in Anschlag, so wird man ein wahr-
haft würdiges Bild der Stadt bekommen und eingestehen
müssen, dass ihr keine andere auf der ganzen Erde gleich-
gestellt werden kann. Im Osten wird sie durch den Wall
'•) Seine Unvorsichtigkeit hatte den Tod zur Folge.
2) Nämlich das carmentalische , pandanische (saturnische) roma-
nische und muganische; nur letzteres erhielt sich.
3) Der Palatinus, Capitolinus, Cälius, (Querquetulanus, wo jetzt der
Lateran steht), der Esquilinus mit dem Viminaüs (jetzt S. Maria und
Nives), der Quirinalis (jetzt Monte Cavallo), der Aventinus und über
den Tiber der Janiculus.
4) Compita Larium. 5) Milliarium.
e) Die befestigten Kasernen der prätorianischen Cohorten wur-
den von Tiberius angelegt, und befanden sich am viminalischen
Thore.
Drittes Buch. 253
des Tarquinius Superbus x) geschlossen; dieses ist ein höchst
wunderbares Werk, denn er liess ihn auf der Seite, wo
der Zugang zur Stadt von der Ebene aus am meisten offen
stand, bis zur Höhe der Mauern aufführen. An allen übrigen
Punkten war sie durch sehr hohe Mauern oder steile Berge
geschützt, bis durch den fortwährenden Anbau neuer Häu-
ser noch mehrere Vorstädte um sie entstanden.
In dem ersten Bezirke lagen vormals in Latium noch
folgende berühmte Städte: Satricum 2), Pometia 3), Scaptia,
Pitulum, Politorium 4), Tellene, Tifata, Cänina5), Ficana,
Crustumerium 6), Ameriola 7), Medullia 8), Comiculum, Sa-
turnia, an deren Stelle jetzt Rom liegt; Antipolis, bildet
jetzt unter dem Namen Janiculum einen Theil von Rom,
Antemnä fl), Camerium, Collatia, Amitinum, Norbe, Sulmo,
und die albensischen Völker, welche mit diesen auf dem
albanischen Berge Fleisch zu bekommen pflegten; die Al-
baner, Aesolaner10), Acienser, Abolaner11), Bubetaner, Bo-
laner12), Cusuntaner, Coriolaner13), Fidenater, Foretier, Hor-
tenser, Latinienser, Longulaner, Manater, Macraler, Mutu-
cumenser, Munienser, Numinienser, Olliculaner, Octulaner,
Pedaner, Pollusciner, Querquetulaner, Sicaner, Sisolenser,
Tolerienser, Tutienser, Vimitellarier, Velienser, Venetulaner,
Vitellenser. So sind aus dem alten Latium 53 Völker spur-
los verschwunden. Im campanischen Gebiete war vormals
eine Stadt, Stabiä14) bis zum 30. April, zur Zeit der Con-
suln Cn. Pompejus15) und L. Cato, an welchem Tage sie
der Legat L. Sulla im Bundesgenossenkriege so zerstörte16),
dass nur noch ein Meierhof vorhanden ist. Eben daselbst
') Der letzte römische König, regierte von 534 — 509 und starb
497 zu Cumae: der erwähnte Wall lag zwischen dem esquilinischen
und collinischen Thore.
2) Pratica. 3) Torre Petrara. 4) Pocigliano. 5) Monte Gentile.
6) Monte Rotondo. 7) Marigliano. 8) S. Giubileo.
°) Am Zusammenfluss des Tiber und Teverone.
'») Quarto della Fajola. ») Aula antica. I2) Poli. ••') Carocello.
u) Casteir a mare di Stabia.
,5) Der Vater des grossen Pompejus. ,fi) 89 v. Chr.
254 Drittes Buch.
ist auch Taurania 1) verschwunden. Dort liegen auch die
Ueberreste des verfallenen Casilinum 2). Ferner erzählt
Antias, der König L. Tarqunius habe die lateinische Stadt
Apiolae 3) eingenommen, und von der dabei gemachten
Beute den Bau des Capitols begonnen. Vom Surrmatum
bis zum Flusse Silarus 4) erstreckte sich 30,000 Schritte
weit das den Tuscern gehörige picentinische Gebiet, be-
rühmt durch den von Jason erbaueten Tempel der Juno
Argiva 5). Im Innern des Landes liegen die Städte Salerni
und Picentia.
10.
Vom Silarus an beginnt der dritte Bezirk, und mit
ihm das lucanische und brutische Gebiet. Auch hier haben
die Bewohner oft gewechselt. Dieses Land besassen die
Pelasger, Oenotrier 6), Italer, Morgeter 7), Siculer, meist
griechische Völker; zuletzt liessen sich die Lucaner, ein
samnitischer Stamm unter ihrem Anführer Lucius dort nie-
der. Die Stadt Pästum 8), von den Griechen Posidonia
genannt, der pästonische Meerbusen 9), die Stadt Helia, jetzt
Velia10), das Vorgebirge Palinurum11); hier weicht der Meer-
busen 12) mehr zurück und die Ueberfahrt nach Columna
Ehegia13) beträgt 100,000 Schritte. Ihm zunächst folgen:
der Fluss Melpes14), die Stadt Buxentum15), von den Grie-
chen Pyxus genannt, der Fluss Lais16); früher gab es auch
eine Stadt dieses Namens. 17) Nun kommt die brutische
Küste, die Stadt Blanda18), der Fluss Batuni19), der den
1) Toretto. 2) Capua. 3) Apelosa. 4) Silaro.
5) Derselbe lag bei dem heutigen Dorfe St. Varra, etwas süd-
lich vom Silaro.
6) Ebenfalls ein pelasgischer Stamm,, der unter Oenotrius nach
Italien kam.
~) So genannt nach dem König Morges, welcher vor uralten Zei-
ten in Calabrien herrschte. 8) Pesti. 9) Golfo di Salemo.
10) Castel' a mare della Brucca.
") Panta della Spartimento.
12) Golfo di Policastro. '3) Calanna. *♦) Melpa. 15) Policastro
»6) Lao. ») Laghino. 18) St. Biasio. ">) Della Noce.
Drittes Buch. 255
Phocensern gehörige Hafen Parthenius J), der vibonensische
Meerbusen 2), die Stelle, wo Clampetia 3) stand, die Stadt
Temsa4), von den Griechen Temese genannt, die von den
Crotaniensern gegründete Stadt Terina 5) und der grosse
Terinaische Meerbusen 6); im Innern liegt die Stadt Con-
fentia. 7) Auf der Halbinsel 8) befindet sich der Fluss Ache-
ron 9), von welchem die dortigen Bewohner Acherontiner10)
heissen; Hippo, jetzt Vibo Valentia11) genannt, der Hafen des
Herkules12), der Fluss Metaurus13), die Stadt Tauroentum14),
der Hafen des Orestes15), und Medina.16) Die Stadt Scyl-
läum 17), der Fluss Cratäis18), wie man sagt, die Mutter der
Scylla.19) Dann kommt: Columna Rhegia, die sicilische
Meerenge und zwei einander gegenüber liegende Vorgebirge,
in Italien Cänys20), in Sicilien Pelorum21), 12 Stadien von
einander entfernt. Von hier bis Rhegium22) beträgt die
Entfernung 12,500 Schritte. Ferner: der Wald Sila23) auf
dem Apenninus, 15,000 Schritte weiter das Vorgebirge Leu-
copetra.21) Die dann folgenden, von dem Vorgebirge Ze-
phyrium25) benannten Locrer26), sind vom Silarus 303,000
Schritte entfernt.
So wird der erste Busen von Europa begrenzt und die
Meere, welche ihn bilden, haben folgende Namen. Das
Meer, aus welchem die Gewässer herausströmen, heisst das
atlantische oder auch das grosse; die Stelle, wo dieses ein-
tritt, nennen die Griechen Porthmos, wir aber die gadi-
tanische Meerenge; nach dem Eintritte heisst es, soweit es
Spaniens Küste bespühlt, das spanische oder iberische, oder
balearische Meer; dann an der narbonensischen Provinz das
>) Cetraro. 2) Golfo di St, Eufemia. 3) Torre di Mezzo. 4) Torre
di Lupo. 5) Terrati. 6) Ebenfalls Golfo di S. Eufemia. 7) Cosenza..
8 Der unterste Theil von Calabrien.
9) Mucone. ,0) In Acri. «>) Vibona. 12) Briatico. ,3) Marro.
14) Ruinen davon findet man in der Nähe des Fleckens Palma.
15) Gioja. I6) Melia. ") Scilla. ,8) Fallace. ,9) Siehe Homers Odysee-
XII B., 124. V. 2°) Cenide. 2l) Capo di Faro. 22) Reggio. 23) Monte-
delle Pece. 24) Pellara. 25) Capo di Brussano.
M) Die epizephyrischen Locrer.
256 Drittes Buch.
gallische und weiterhin das ligustische Meer; von diesem
bis zur Insel Sicilien: das tuscische, welches einige Grie-
chen das notische, andere das tyrrhenische, die meisten
von uns aber das untere Meer nennen. Von Sicilien an
bis zu den Solentinern nennt es Polybius *) das ausonische,
dagegen bezeichnet Eratosthenes den zwischen der Mündung
des Oceans und Sardinien belegenen Theil mit dem Namen
des sardoischen, den Theil aber von Sardinien bis Sicilien
nennt er das tyrrhenische, von Sicilien bis Creta das sici-
lische, und von da an das cretische Meer.
11.
Die ersten Inseln in diesen Meeren führen bei den
Griechen, von einem fichtenartigen Strauche den Namen
Pityusen, jetzt heissen sie beide Ebusus 2), bilden einen
mit uns verbündeten Staat und sind nur durch eine schmale
Meerenge von einander getrennt. Ihre Länge beträgt 46,000
Schritte. Von Dianium 3) sind sie 700 Stadien entfernt, und
ebenso weit liegt Dianium auf dem Festlande von Neu-
Carthago. In gleicher Entfernung von den Pityusen liegen
in hohem Meere die beiden Balearen, und gegen Sucro4)
hin Colubraria. 5) Die Balearen, deren Bewohner sich
durch die Schleuder im Kriege auszeichnen, nennen die
Griechen auch die gymnasiscben Inseln. 6) Die grössere 7)
hat eine Länge von 100,000 Schritten und einen Umfang
von 475,000 Schritten. Die darauf befindlichen Städte mit
römischem Bürgerrechte sind: Palma8) und Pollentia; mit
lateinischem: Cinium 9) und Cunici10); Bocchorum ist eine
Bundesstadt. 30,000 Schritte davon entfernt liegt die klei-
nere Insel11), deren Länge 40,000 und Umfang 150,000
Schritte beträgt, Sie enthält die Stadtgemeinden Jamno12),
Sanisera13) und Mago.14) Von der grössern liegt Capra-
ria15), in deren Nähe die Schiffe häufig scheitern, 12,000
l) Von Megalopolis in Arcadien, lebte 205—122 v. Chr. "
-) Ivica und Forcnentera. 3) Denia in Spanien. 4) Xucur in Spa-
nien. 5) Columbretes. 6) Weil die Bewohner nackt {yvfivoq) gingen.
7) Mallorka. 8) Palma. 9) Sineu. ,0) Alcudia. ") Minorka. '-) Ciu-
dadela. 13) Fornells. 14) Mahon. '•"') Cabrera.
Drittes Buch. 257
Schritte über dem Meere hin entfernt; der Stadt Palma
gegenüber liegen die Maenarien x), Tiquadra 2) und die
kleine Insel des Hannibal. 3) Die Erde auf Ebusus vertreibt
die Schlangen, die von Colubraria erzeugt sie, daher diese
Insel Allen gefährlich ist, welche keine Erde von Ebusus
mitbringen; die Griechen gaben ihr den Namen Ophiusa.
Auf Ebusus kommen auch keine Kaninchen vor, welche
auf den Balearen die Saaten verwüsten. Ausserdem giebt
es noch gegen 20 kleinere Inseln in diesem seichten Meere.
An der gallischen Küste, bei der Mündung des Rhoda-
nus liegt Metina4), unweit davon Blascon5); ferner drei
Inseln, welche von den benachbarten Massiliensern wegen
ihrer Lage in einer Reihe die Stöchaden6) genannt sind, die
eine heisst Prote7), die zweite Mese8) oder Pomponiaua
und die dritte Hypäa.9) Dann folgen: Sturium10), Phönice11)
Phila12), Antipolis13) gegenüber Lero14) und Lerina15), wo
sich noch das Andenken an die früher vorhandene Stadt
Vergoanum erhalten hat.
12.
Im ligustischen Meere, jedoch näher nach dem tus-
cischen hin liegt Corsica, welches die Griechen Cyrnos
genannt haben. Ihre Länge von Norden nach Süden be-
trägt 150,000 Schritte, ihre Breite an den meisten Stellen
50,000 und ihr Umfang 325,000. Sie ist von den volaterra-
nischen Untiefen 62,000 Schritte entfernt, hat 32 Stadt-
gemeinden und die Colonien Mariana16) von C. Marius, und
Aleria17) vom Dictator Sulla angelegt. Diesseits liegt Ogla-
sa18), und nicht ganz 60,000 Schritte von Corsica: Plana-
ria19), so genannt von ihrem ebenem Boden, wodurch sie
dem Meere ähnlich sieht und daher die Schiffer täuscht.
') Malgrates. 2) Dragonera. 3) Toro. 4) Jamatan. 5) Brescou.
«) Hyeren. 7) Poquerolles. «) Port Cros. 9) Levant oder Titan. ,0) Ri-
bauclas. ") Langaustier. ,2) Bagneau. 13) Antibes in Frankreich.
,4) St. Marguerite. I5) St. Honore de Lerin. ,6) und ") Von beiden
finden sich noch Ruinen auf der nach Italien zu gerichteten Seite
der Insel. Aleria wurde erst 1730 zerstört, ,8) Monte Christo.
w) Formicole.
17
258 Drittes Buch.
Von grösserem Umfange sind Urgo *) und Capraria2), von
den Griechen Aegilon genannt; ferner Aegilium3), Dianium4)
oder Artemisia, beide der cosanischen Küste5) gegenüber;
Barpana 6), Manaria 7), Columbaria 8) und Venaria. 9) Uya e)
bei den Griechen Aethalia, mit Eisengruben, hat im Umfange
100,000 und ist von Popularium n) 10,000 Schritte entfernt;
Planasia 12) liegt 28,000 Schritte davon. Nach diesen liegen
enseits der Mündung des Tiber im antianischen Meere
Astura13), dann Palmaria14), Sinonia15) und Formiä16) gegen-
über Pontiä.17) Im puteolanischen Busen liegt Pandataria18)
und Prochy ta 19), die nicht von der Amme des Aeneas, son-
dern weil sie von der Insel Aenaria fortgeschleudert sein
soll, diesen Namen hat. Aenaria20) führt ihren Namen vom
Aeneas, der hier mit seinen Schiffen landete. Homer21) nennt
sie Inarime, die Griechen Pithecusa, aber nicht von einer
Menge dort befindlicher Affen, wie Einige geglaubt haben,
sondern von den daselbst verfertigten fassförmigen 2'2) Töpfer-
waaren. Zwischen Pausilipus 23) und Neapel liegt Mega-
ris 24); ferner 8000 Schritte von Surrentum entfernt, die
durch das Schloss des Tiberius berühmte Insel Capreä25)r
welche 11,000 Schritte im Umfange hat.
13.
Nicht weit davon liegt Leucothea26), und ausser dem
Gesichtskreise an der Grenze des afrikanischen Meeres:
Sardinien, kaum 8000 Schritte von den äussersten Punkten
Corsica's entfernt, und dieser enge Kaum wird noch durch
einige kleine Inseln, welche Cuniculariae oder Hundsinseln27)
heissen, ferner durch die Inseln Phintoni28) und Fossä29),
') Gorgona. 2) Caprara. 3) Giglio. 4) Gianuti. 5) Halbinsel Argen-
taro. fi) Forniiche di Grosseto. 7) Meleora. 8) Palmajola. 9) Cervoli.
10) Elba. >') Piombino. ,2) Pianosa. ,3) Noch jetzt Astura. M) Pal-
maruola. ,5) Sennone. 16) Mola. ") Ponza. ,8) Ventotiene. 19) Pro-
eida. 20) Ischia. 21) Iliade IL, 290. 22) Tti&oq: Fass. 23) Posilippo.
2<i) Castello dell'Ovo. 25) Capri. 26) Lungo.
27) Sind eigentlich blosse Klippen, 10 an der Zahl und heissen
jetzt die Bucinarischen Inseln.
28) Figo. --9) Lovossi.
Drittes Buch. 25i*
von welcherietzteren die Meerenge selbst den Namen Taphros1),
bekommen hat, beschränkt. Sardinien misst an der Ostseite
188,000, an der Westseite 175,000, gegen Mittag 77,000,
gegen Mitternacht 125,000 Schritte; der Umfang beläuft sich
also auf 565,000 Schritte. Vom caralitanischen2) Vorgebirge
aus beträgt ihre Entfernung von Afrika 200,000 und von
Gades 1,400,000 Schritte. Auch auf der Seite des gordi-
tanischen 3) Vorgebirges liegen zwei Inseln, welche Herku -
lesinseln 4) genannt werden; ferner Enosis 5) beim sulcen-
sischen 6) und Ficaria 7) beim caralitanischen Vorgebirge.
Einige setzen auch in ihre Nähe die Bereliden 8), Collodes 9)
und die sogenannte Heras Lutra. 10) Die berühmtesten Völ-
ker Sardiniens sind: die Ilienser, Balarer und Corsen.
Unter den 18 Städten haben folgende das römische Bür-
gerrecht: die Sulcitaner11), Valentiner12), Neapolitaner13),
Bosenser14), Caralitaner 15) und Norenser16); ihre einzige
Colonie heisst „Zum Thurme des Libyso". 17) Timäus 18)
nennt Sardinien wegen ihrer Aehnlichkeit mit einer Fuss-
sohle Sandaliotis, Myrsilus19) wegen ihrer Aehnlichkeit mit
einem Fussstapfen Ichnusa. Dem pästanischen Meerbusen
gegenüber liegt Leucasia20) von einer daselbst begrabenen
Sirene so genannt. Gegen Velia 21) hin liegen Pontia 22) und
Iscia 23), die auch den gemeinsamen Namen Oenotriden füh-
ren, ein Beweis, dass die Oenotrier einst Italien im Besitz
') Tu<fQoc = fossa, Graben.
2) Capo Ferrato und Capo di Carbonara.
3) Capo di monte Falcone und Capo di Argentera.
') Asinaro (Zavara) und Piana.
5) S. Antioco. 6) Punta dell'Ulga. ~) Cortelazo. 8) Toro, Vacca
und Vitello. 9) Maldivente. ,0) S. Pietro. ») Palma di Solo. 12) Igle-
sias. ,3) Oristano. M) Bosa.
,s) Calaris, jetzt Cagliari, die Hauptstadt der Insel.
,,!) Fanura. 1T) Porto di Torre.
,8) Von Tauromeniurn in Sicilien, um 260 v. Chr., lebte, von sei-
nem Vaterlande verbannt, in Athen.
,9) Oder Myrtdias, ein griechischer Schriftsteller aus Lesbos, über
dessen Lebensverhältnisse aber nichts weiter bekannt ist.
20) Piana. 2I) Castell'amare. 22) IJonza. -3) Isca.
17*
2(50 Drittes Buch.
hatten. Vibo l) gegenüber liegen einige kleine Inseln,
welche von der auf ihr befindlichen Warte des Ulysses die
ithacesischen -) genannt werden.
14.
Alle andern Inseln aber übertrifft Sicilien an Ruhm;
sie wird von Thucydides 3) Sicania, von Mehreren wegen
ihrer dreieckigen Gestalt Trinacria oder Triquetra genannt.
Ihr Umfang beträgt 618,000 Schritte. Früher hing sie mit
dem brutischen Gebiete zusammen, später aber riss sie das
zwischenströmende Meer von ihm los und bildete eine
15,000 Schritte lange und bei der Columna Rhegia 1500
Schritte breite Meerenge. Wegen dieses Abreissens gaben
die Griechen der an dem Endpunkte Italiens belegenen
Stadt den Namen Rhegium. 4) In dieser Meerenge befindet
sich die Klippe Scylla und der Meerstrudel Charybdis, beide
durch ihre Verheerungen berüchtigt. Das Vorgebirge dieser
dreieckigen Insel, welches der Scylla gegenüber nach Italien
zu liegt, heisst Pelorum 5), das nach Griechenland zu lie-
gende Pachynum 6) und ist 440,000 Schritte vom Pelopon-
nes, gegen Afrika hin das lilybaische 7) 180,000 Schritte
vom Vorgebirge des Merkur 8) und 190,000 Schritte vom
caralitanischen in Sardinien entfernt. Unter sich aber sind
diese Vorgebirge und Seiten durch folgende Zwischenräume
von einander geschieden Der Landweg vom Pelorum zum
Pachynum beträgt 191,000 Schritte, von da zum Lilybäum
200,000 und von da zum Pelorum 170,000 Schritte. Colo-
nien sind 5, Städte und Stadtgemeinden 63 vorhanden.
Beim Pelorum an der Küste des jonischen Meeres liegt
>
') Bibona.
2) Toricella, Brace, Praca und andere Klippen ohne Namen.
3) Der grösste griech. Geschichtsschreiber, Sohn des Oloros und
der Hegesipyle, geb. zu Athen 471 v. Chr., 403 auf einer Reise nach
Thracien von Räubern ermordet.
*) Von (jTjyvifii: reisseil.
5) Capo di Faro.
6) Capo di Passaro.
7) Capo di Boco. x) Cap Ron.
Drittes Buch. 261
Messana 1), deren Bewohner das römische Bürgerrecht haben
und Mamertiner genannt werden. Das Vorgebirge Drepa-
num 2), die Colonie Tauromenium 3), früher Naxos genannt,
der Fluss Asines 4), der Berg Aetna, merkwürdig wegen
seiner nächtlichen Flammenausbrüche. Sein Krater hat 26
Stadien im Umfange, die heisse Asche fliegt bis nach Tau-
romenium und Catina 5), das Getöse aber hört man bis
nach Maro 6) und den Zwillingshügeln. 7) Die drei Klippen
der Cyclopen 8), der Hafen des Ulysses9), die Colonie Ca-
tina 10), die Flüsse Symäthum n) und Terias. 12) Im Innern
liegen die lästryganischen Gefilde, die Städte Leontini 13),
Megaris14), der Fluss Pantagies 15), die Colonie Syrakusä
mit der Quelle Arethusa. Ausserdem trinkt man im syra-
kusanischen Gebiete auch aus den Quellen Temenitis 16),
Archidemia17), Magäa18), Cyane 19) und Milichie.20) Der
Hafen Naustathmus21), der Fluss Elorum22), das Vor-
gebirge Pachynum, ihm zur Seite der Fluss Hirminium 23),
die Stadt Caramina24), der Fluss Gelas25), die Stadt Acra-
gas 26), bei uns Agrigentum genannt, die Colonie Thermä 27),
die Flüsse Achates28), Mazara29) und Hypsa30), die Stadt
Selinus 31), dann das Vorgebirge Lilybäum, Drepana 32), der
Berg Eryx33), die Städte Panchornum u), Solus35), Himera 36)
mit dem Flusse gleichen Namens37), Cephalödis38), Alun-
tium39), Agathyrnum 40), die Colonie Tyndaris41), die Stadt
Mylä 42), und endlich das Vorgebirge Pelorum, von wo wir
ausgingen.
l) Messina. 2) Grosso. 3) Taormina 4) Cantara. 5) Catania.
') Maretto. 7) Monte cli Mele. 8) GH Farigliom. 9) S. Alessio. ,0) Ca-
bauia. ") Giaretta. ,'-) Guaralunga. ,3) Lentini. y>) Ruinen bei Mili-
tello. 15) Porcaro. ,6) Fontedi Canali. 17) Cefalino. ,8) Fönte dellaMa-
•lalena. ,9) Fönte Ciane. 20) Lampismotta. iX) Asparanetto. '--; Abisso.
-3) Fiume di Ragusa. 2i) Camerina. 25) Fiume di terra nova. 26) Gir-
genti. 27) Termini. -*) Dirillo. 29J Fiume di Mazzara. i0) Beiice
sinistre. 3M Ruinen bei Castelvetrano. 32) Trapani. 3aj Monte St.
Giuliano. 3i) Palermo. 3S) Solanto. 3C) Trümmer davon bei Termini.
;;T) Fiume Salso. 38) Cefalu. 39) AJonzo. /,0j S. Agata. 4I) Tindaro.
'-) Milazzo.
262 Drittes Buch.
Im Innern der Insel wohnen folgende Völker mit latei-
nischen Hechten: die Centuripiner *) , Netiner 2) und Sege-
staner. Zinsbar sind: die Assoriner 3), Aetnenser 4), Agy-
riner 5), Acestäer 6), Acrenser 7), Bidiner 8), Cetariner 9), Ca-
cyriner10), Drepanitaner11), Ergetiner12), Echetlienser13), Ery-
ciner14), Entelliner15), Eniner16), Enguiner17), Gelomer1-),
Galatiner19), Halesiner20), Hennenser21), Hyblenser22), Herbi-
tenser 23); Herbessenser 24), Herbulenser, Halicyenser25), Ha-
dranitaner26), Imacarenser27), Ipauenser28), Ietenser29)/ Myti-
stratiner 30), Magelliner31) Murgentiner32), Mutycenser 33),
Menaniner34), Naxier35), Noäer36), Petriner37), Paropiner 38),
Phtinthienser, Semellitaner, Scheriner39), Selinuntier, Syniü-
thier, Talarenser 40), Tissinenser41), Triocaliner42), Tiracinen-
ser43) und die messenischen Zancläer44) an der sicilischen
Meerenge.
Gegen Afrika zu liegen folgende Inseln: Gaulos45),
Melita46), von Camerina47) 87,000, von Lilybäum 113,000
Schritte entfernt, Cosyra48), Hieronesos49), Cäne50), Galata51),
*) Centorbi. -) Noto. 3) Asano. 4) Nicolosi. 5) San Filippo
d'Argyrone. 6) Agosta. 7) Palazzuola. 8) S. Giovanni di Bidini.
9) Catarra. 10) Cassaro. n) Trapani. ,2) Artesina. ,3) Granmichele.
14) Trapano del Monte. 15) Enteila. 16) Aidone. 1T) Gangi vetere.
18) Torre nova. 19) Galati. 20) Torre di Petineo. 21) Castro Giovanni.
«) Paterno. 23) Erba. 24) Li Grutti. -5) Rocalcale. 26) Aderno. 27) Mac-
cara. -8) Icana. 29) Jato. 30) Mistretta. 31) Macellaro. 32) Mandri
Bianchi, 33) Modica. 3i) Mineo. 35) Schisso. 36) Noara, 37) Petralia
Soprana. 38) Parco. 39) Calogero. A0) Tatria. 41) Randa/.za. -12) Co-
lotrasi Castello. 43) Torcisi.
44) Zankle wurde lange vor dem Anfange der Olympiaden (77H
v. Chr.) von ausgewanderten Cumanern gegründet. Nach der Ein-
nahme von Ira zog ein Theil der Messenier unter Gorgus dahin, und
der Name Zankle wurde nach und nach mit „Messene" vertauscht,
bis letzterer allgemein wurde, und der Tyrann von Rhegium, Anaxe-
las (von messenischer Abkunft), sich um die Zeit der marathonischen
Schlacht (990 v. Chr.) derselben bemächtigte. Späterhin wurde
Messena von den Mamertinern (Miethstruppen des Agatkocles von
Syrakus) erobert. Diese ermordeten alle männlichen Einwohnei
Diess war die nächste Veranlassung des ersten punischen Krieges.
45) Gozzo. 46) Malta. '") Auf Sicilien. 48) Pantalaria. 49) Mare-
timo. ™) Limosa. *•) Galita.
Drittes Buch. 263
Lopadusa1), Aethusa2), auch Aegusa geschrieben, Buci-
ma 3), Osteodes 4) , 75,000 Schritte vom Solus 5) entfernt,
und Ustica, Paropini e) gegenüber. Diesseits Sicilien aber,
dem Flusse Metaurus 7 ) gegenüber, liegen in einer Entfernung
von beinahe 25,000 Schritten von Italien die äolischen
Inseln, sie heissen auch die liparäischen, bei den Griechen
die hephästiadischen , bei uns die vulkanischen. Die äoli-
schen heissen sie deshalb, weil Aeolus zur Zeit des tro-
janischen Krieges dort regierte. Lipara 8), mit der gleich-
namigen Stadt welche das römische Bürgerrecht hat, ver-
dankt ihren Kamen dem Könige Liparus, dem Nachfolger
des Aeolus; sie hiess früher Melogonis oder Meligunis, ist von
Italien 25,000 Schritte entfernt, und hat einen fast eben so
grossen Umfang. Zwischen ihr und Sicilien liegt eine an-
dere Insel, welche ehemals Therasia hiess, jetzt aber den
Namen Hiera 9) hat, weil sich auf ihr ein alle Nächte Feuer-
speiender Hügel befindet, der dem Vulkan geweihet ist.
Die dritte, Strongyle 10), liegt von Lipara 1000 Schritte ent-
fernt gegen Osten; auf ihr regierte Aeolus; sie unterschei-
det sich von Lipara nur durch die hellere Flamme des
Berges, aus dessen Rauche die Einwohner schon auf drei
Tage im Voraus sollen bestimmen können, welche Winde
wehen werden; daher hat man geglaubt, die Winde gehorch-
ten dem Aeolus. Die vierte Insel heisst Didyme11) und ist
kleiner als Lipara; die fünfte Ericusa12); die sechste Phö-
nicusa13), dient den zunächst liegenden nur als Weide; die
letzte und kleinste heisst Evonymos. 14) So viel von dem
•ersten Hauptbusen Europa's.
15.
Von Locri fängt die Seite Italiens an, welche Gross-
Griechenland genannt wird und drei Busen des auso-
nischen Meees bildet; dieses Meer hat den Namen von den
Ausoniern, welche zuerst seine Küste bewohnten. Nach
') Larnpedosa. 2) Favignana. 3) Levanzo. 4) Alicur. 5) Solanto.
6) Parco. 7) Marro. 8) Lipari. 9) Volcano. 10) Stromboli. ») Sa-
line. 12) Alicudi. 13) Felicudi. 14) Eisca Bianca.
264 Drittes Buch.
Vai-ro x) dehnt es sich auf 86,000 Schritte aus , nach Än-
dern nur auf 75,000. Unzählige Flüsse befinden sich an
seiner Küste'; aber besonders merkwürdig sind, bei Locri:
(die) Sagra2), Spuren der Stadt Caulo3), Mystia4), Castrum
Consilinum 5), Cocinthum 6), welches Einige für das längste
Vorgebirge Italiens halten; dann der scylacische 7) Meer-
busen mit der Stadt Scylacium, welche von ihren Gründern,
den Atheniensern, Scylletium genannt ist. Die diesem Orte
gegenüberliegende terinäische 8) Bucht bildet eine HalbinseL
auf welcher ein Hafen, Castra Hannibalis9) genannt, liegt.
Nirgends ist Italien schmäler als hier, denn seine Breite be-
trägt nur 20,000 Schritte. Deshalb wollte der ältere Dio-
nisius an diesem Orte Italien durchschneiden lassen, und
das getrennte Stück mit Sicilien vereinigen. Schiffbare
Flüsse dieses Landes sind: der Carcines10), Crotalus n),
Seminus 12), Aroas 13) und Targines. 14) Im Innern liegt die
Stadt Petilia15), der Berg Clibanus, das Vorgebirge Laci-
nium 16), vor welchem in einer Entfernung von 10,000 Schrit-
ten die Insel Dioscoron liegt, eine andere heisst Calypsus,
welche für die Ogygia des Homer17) gehalten wird; ferner
Tiris, Eranusa und Meloessa. 18) Das Vorgebirge19) selbst
ist nach Agrippa 70,000 Schritte von Caulo entfernt.
An dem Vorgebirge Lacinium fängt der zweite Haupt-
busen von Europa an; er macht einen sehr grossen Bogen und
endigt mit dem in Epirus belegenen Vorgebirge Acrocerau-
nium20), welches von jenem 75,000 Schritte entfernt ist.
Hier liegen: die Stadt Croto21), der Fluss Neathus22), die
') Von Atace im narbonensischen Gallien, ein röm. Dichter aus
dem 1. Jahr. v. Chr.
2) Sagriano. 3) Bei Pietra Percia. 4) Maida. a) Consignano.
fc) Stilo. ') Golfo di Squillace. 8) Golfo di S. Eufemia. 9) Torre di
Cuntazaro. 10) Corace. n) Alli. •*) Simmari. 13) Crocha. u) Tacina.
15) Strongoli. 1G) Capo della Colonne.
«) Odyssee VII. 244. XII. 245.
18) Fast keine dieser Inseln existirt jetzt mehr.
10) Lacinium. ao) Capo Linguetta.
2l) Crotone, an der Mündung des Flusses Essaro. -) Nieto.
Drittes Buch. 265
Stadt Thurii zwischen den beiden Flüssen Crathis1) und
Sybaris2), wo ehemals eine Stadt gleichen Namens3) war.
Auf gleiche Weise liegt zwischen dem Siris 4) und Aciris 5)
Heraclea6), früher Siris genannt. Die Flüsse Acalandrum 7),
Casuentum8), die Stadt Metapontum9), mit der sich der
dritte Bezirk von Italien endigt. Von den Brutiern wohnen
nur die Aprustaner 10) mitten im Lande, von den Lucanern
aber die Atenater11), Bantiner12), Eburiner13), Grumentiner14),
Potentiner15), Sontiner16), Siriner, Tergilaner17), Ursentiner18)
und Volcentaner 19) , an welche sich die Numestraner 20)
schliessen. Ausserdem ist nach Cato die lucanische Stadt
Thebä untergegangen, und nach Theopompus auch Pando-
sia, ebenfalls eine Stadt der Lucaner, in welcher Alexander
von Epirus21) starb.
16.
Hieran schliesst sich der zweite Bezirk von Italien,
welcher die Hirpiner, Calabrien, Apulien und die Salentiner
umfasst. Er liegt an dem 250,000 Schritte grossen Meer-
busen, welcher von der an seiner innersten Seite liegenden
laconischen Stadt Tarentum, zu der auch eine früher dort
befindliche See-Colonie gehört, seinen Namen hat. Tarent
ist von dem Vorgebirge Lacinium 136,000 Schritte entfernt,
und von hier an geht Calabrien in eine Halbinsel aus. Die
') Crati. 2) Misofato.
3) Diess war eine ungefähr 720 v. Chr. von Achäern und Tröze-
nern gegründete Colonie, und um die Zeit der 50. Olympiade eine
der reichsten und üppigsten Städte Italiens. 510 v. Chr. wurde sie
aber von den Crotoniaten gänzlich zerstört. Die entflohenen Syba-
riten legten am Flusse Laus ein neues Sybaris an, wurden aber
nach 6 Jahren wiederum von den Crotoniaten vertrieben, die nun
Thurii daselbst erbauten.
') Sinno. 5) Agri. 6) Torre di S. Basilio. 7) Scanzana. 8) Basiento.
9) Torre dimare. ,0) Castrovillari. ") Atena. 12) S. Maria di Vanze.
lJ) Eboli. ") Agromento. 15) Potenza. ™) Sanza. 17) La Terza.
18) Tursi. 19) Buccino. 20) Nusco.
-') König von Epirus, Bruder der Olympias, der Mutter Alexan-
ders des Grossen. Er blieb in Italien, als er den Tarentinern gegen
die Lucaner und Brutier beistand, 326 v. Chr.
2(56 Drittes Buch.
Griechen nannten diess Land nach ihrem Feldherrn Messa-
pia, vorher nach Peucetius, dem Bruder des Onotrius, im
salentini sehen Gebiete , Peucetia. Die beiden Vorgebirge
sind 100000 Schritte von einander entfernt. Die Breite der
Halbinsel beträgt von Tarent bis Brundisium zu Lande
35,000 Schritte, viel weniger aber vom Hafen Sasina1) aus
gemessen. Städte im Lande, von Tarent an, sind: Varia2)
mit dem Beinamen Apula, Messopia3) und Alatium4); an
der Küste: Senum, Callipolis 5), jetzt Anxa, 75,000 Schritte
von Tarent. 32,000 Schritte weiter liegt das Vorgebirge
Acra Japygia6), woselbst Italien sich am weitesten ins
Meer erstreckt. Dann folgt 10,000 Schritte weiter die Stadt
Basta7) und noch 9000 Schritte weiter Hydruntum.8) Hier
scheidet sich das adriatische Meer von dem jonischen; auch
ist hier die kürzeste Ueberfahrt nach Griechenland zu dem
gegenüberliegenden Apollonia9), da die Breite der dazwischen
befindlichen Meerenge nicht über 50,000 Schritte beträgt.10)
Pyrrhus, König von Epirus, fasste zuerst den Plan, auf
Schiffbrücken den Fussmarsch über diese Meerenge fortzu-
setzen, und nach ihm hatte M. Varro, der im Kriege mit
den Seeräubern die Flotte des Pompejus befehligte, dieselbe
Absicht. Beide wurden aber durch andere Umstände an
ihrem Vorhaben verhindert. Von Hydruutum gelangt man
zu dem jetzt wüsten Soletum n), dann folgt Fratuertium 12),
der tarentinische Hafen, die Schiffsstation Miltopä, Lupia13),
Balesium14), Cölia15), das von Hydruntum 50,000 Schritte
entfernte Brundisium16), mit einem der besten Häfen Italiens,
von wo aus die sicherste, wenngleich längste Ueberfahrt
nach der 225,000 Schritte entfernten illyrischen Stadt Dyr-
rhachium 17) stattfindet. An Brundisium grenzt das Gebiet
I) Porto Ce.sareo. 2) S. |Maria di Varietto. 3) Misagna. 4) Latiana.
s) Gallipoli. 6) Capo di S. Maria di Leuca. 7) Vaste. 8) Otranto.
9) Pelina.
,0) Diese Meerenge scheint also in jener Zeit nicht so breit ge-
wesen zu sein, wie jetzt.
II) Solito. ,2) Copertino. ,3) Lecce. u) S. Maria delle Lizza
1S) Ceglia. lG) Brindisi. I7) Durazza.
Drittes Buch. 267
der Pediculer. Neun Jünglinge und ebenso viele Jung-
frauen von illyrischer Abkunft sind die Stammeltern von
16 Völkerschaften. Die Städte der Pediculer heissen: Ru-
diä1), Egnatia2) und Barium3); die Flüsse: Japyx, welcher
seinen Namen von einem Könige, dem Sohne des Dädalus
hat, nach welchem auch Japygia benannt ist; Pactius4) und
der Aufidus5), welcher auf den hirpiuischen Bergen ent-
springt und bei Canusium6) vorbeifliesst.
Hierauf folgt Apulien 7), auch das Land der Daunier 8)
genannt, von ihrem Heerführer, dem Schwiegervater des
Diomedes. In demselben liegen die Städte: Salapia9), be-
kannt durch Hannibal's Ausschweifungen, Sipontum10), Uria11);
der Fluss Cerbalus 12), an der Grenze der Daunier, der Ha-
fen Agasus13), das Vorgebirge14) des Berges Garganus, des-
sen Entfernung vom salentinischen oder japygischen Ge-
biete, um den Garganus herum 234,000 Schritte beträgt;
der Hafen Garnä15), der See Pantanus16), der hafenreiche
Fluss Frento17), das apulische Teanum18), ferner das lari-
nische Cliternia19), der Fluss Tifernus20), dann das fren-
tanische Gebiet.21) Es giebt also 3 Stämme der Apulier:
nämlich die Teaner, so genannt von einem Feldherrn der
Griechen; die Lucaner, welche von Calchas überwunden
sind, und deren Wohnsitze jetzt die Atinater inne haben;
die Daunier, wozu ausser den oben angeführten, noch die
') Rotigliano. 2) Torre di Anazzo. 3) Bari 4) Patrica. 5) Ofanto.
<■) Canosa 7) Capitanata.
8) Daunus, ein angesehener Illyrier, der wegen Unruhen aus seinem
Vaterlande wanderte und sich hier niederliess. Diomedes flüchtete
zu ihm, als er nach seiner Rückkehr von Troja Argos verlassen musste.
Ein anderer Daunus war ein Sohn des Lycaon von Arkadien, der
mit seinen Brüdern Japyx und Peucetius nach Italien ging und sich
in dem nach ihm benannten Daunien niederliess. Plinius scheint
hier beide als eine Person zu betrachten.
9) Salpe. ,0) Manfredonia. ll) Ururi. **) Cervaro. 13) Porto greco.
**) Capo Viestice. ,D) Rodi. ,6) Capo di Lesina. ") Fortore. li) Chiati
Vecchio. ,9) Antica Cliternia. 20) Biferno.
21) Provinz Abruzzo citeriore.
268 Drittes Buch.
Colonien Luceria *) und Venusia 2) ; die Städte: Canu-
sium 8), Arpi 4), welches früher von seinem Gründer, dem
Diomedes, Argos Hippium genannt wurde, nachher aber
Argyrippa hiess. Diomedes vertilgte daselbst die Monader
und Darder, sowie zwei Städte, Apina und Trica5), deren
Namen zum scherzhaften Sprichworte geworden sind.
Im Innern des zweiten Bezirkes liegen ausser der ein-
zigen Colonie der Hirpiner, welche ihren frühem Namen
Maleventum, mit einem von besserer Vorbedeutung, nämlich
Beneventum6) gewechselt hat, die Aeculaner7), Aquilaner8),
Abellinater 9) mit dem Beinamen Protroper, Campsaner 10),
Caudiner11), Ligurer12), mit dem Beinamen Cornelianer, oder
auch Bebianer, die Vescellaner, Aeclaner, Aletriner 13),
Abellinater14) mit dem Beinamen Marser, Atraner15), Aca-
ner16), Alfellaner17), Attinater 18), Arpaner19), Borcaner20),
Collatiner21), Corinenser22), Cannenser23), bekannt durch
die bei ihrer Stadt erfolgte Niederlage der Römer, Dinner,
Focentaner24), Genusiner25), Herdonienser26), Hyriner27)
Larinater 28) mit dem Beinamen Frentaner, Merinater 29) am
') Luccra.
-) Venosa, der Geburtsort des Dichters Horaz. Vergl. Horaz
Satyr. Bd. II. Sat. 1. v. 34.
3) Canosa. 4) Arpino.
•"') Ganz unbedeutende, nichtige Dinge nannten die Römer Tricas
et Apinas.
°) Benevento. 7) Ruinen bei Mirabella. 8) Monte Chilone. 9) Avig-
liano. ,0) Conza.
u) Forchia. In der Nähe von Gaudium befinden sich die cau-
dinischen Engpässe (furculae Caudinae), wo einst die ganze römische
Armee unter den Consuln T. Veturius Calvinus und Spurius Postu-
mius Albanus von den Samnitern gefangen und gezwungen wurde,
durch das Joch zu gehen. Vergl. Livius IX. 2.
'"-) Taurasia. ,3) Alatri. M) Marsico vetere. 15) Atripella. lü) Troja.
,7) Guarda Alfiera. ,8) Atena. >9) Arpaja. 20) Citta Borella.
2I) Coglionisi. 22) Cornito vecchio.
23) Canne. Im zweiten punischen Kriege siegte Hannibal liier
über die Römer, 216 v. Chr.
M) Forenza. w) Ginosa. 26) Ordona. 27) Oria. 2S) Larina. 29) Vieste.
Drittes Buch. 269
Garganus, Mateolaner 1), Netiner2), Rubustiner 3), Silvi-
ner 4), Strabelliner 5), Turnientiner 6), Vibinater7); Venu-
siner 8), Ulurtiner. 9) Mitten im Lande wohnen folgende
calabrische Völker: die Agetiner10), Apamestiner n), Argen-
tiner, Butuntinenser 12), Decianer, Grumbestiner, Norbanen-
ser, Palionenser13), Sturniner 14), Tutiner. 15) Salentinische
Völker sind: die Aletiner16), Basterbiner H), Neretiner 18),
Uxentiner19) und Veretiner. 20)
17.
Nun folgt der vierte Bezirk, den die tapfersten Völker
Italiens bewohnen. An der Küste liegt vom Tifernus21) an
das Gebiet der Frentaner22), der hafenreiche Fluss Trinium23),
die Städte Histonium24) , Buca25) und Ortona26), der Fluss
Aternus.27) Im Innern wohnen die frentanischen Anxaner28),
die obern Carentiner29), die untern Carentiner 30) , und La-
nuenser;im Marrucinischen die Teatiner31); im Pelignischen32)
die Corfinienser33), Superäquaner34), Sulmanenser35); im Mar-
sischen36) die Anxantiner37), Atinater38), Fucenter, Lucen-
ser 39), Maruviner, das den Albensern gehörende Alba 40) am
See Fucinus41); die äquiculanischen Cliterniner und Carseo-
laner42); die vestinischen Augulaner43), jPinnenser44), Pel-
tuinater45), an welche die cismontanischen 46) Aufinater47)
grenzen; im Gebiete der Sommiter, welche die Römer Sabel-
ler, die Griechen Sauniter nennen: die Colonien Alt-Bovia-
- ') Motta della Regina. "-) Noja. 3) Ruvo. 4) Savigliano. 5) Ra-
polla. ß) Due Torre. 7) Bovino. 8) Venosa. 9) Gurigliano. 10) Ajeta,
'•) Vieste. 12) Bitonto. «) Palo. M) Torchiarolo. 15) Tutiano. ,G) Alez-
zano. ,7) Paravita. ,8) Nardo. 10) ügento. 20) Verato. 2l) Biferno.
-2) Abruzzo citeriore. 23) Trigno. -*) Guasto d'Ammone. -5) Termoli.
26) Ortona a niare. 27) Pescara. 28) Loniciana. 29) Civita Burella.
3°) Carlentino. 31) Chieti. 32) Campi di S. Pelino. 33) Pentinia.
M) Castel vecchio Subegno.
33) Sulmona, die Vaterstadt des Dichters Ovid. Vergl. Ovids
Tristi B. IV. Eleg. 9.
36) Ducato di Marsi. 87) Avezzana. 38) Civita dAntino. w) Luco.
") Albi, 41) Lago di Celano. 42) Carsoli. *3) Civita S. Angelo. ■») Ci-
vita di Penna. 45) Monte bello. K) Diesseits des Apennin.
•") Ofena la Pagliana.
270 Drittes Buch.
nuni *) und Bovianum Undecumanorum. 2) Die Aufidena-
ter 3), Eseminer 4), Fagifulaner 5) , Ficolenser, Säpinater 6),
Tereventinater 7); im Lande der Sabiner die Amiterniner 8),
Curenser9), Forum Decii10) Forum novum11), die Fidena-
ter12), Interamnater13), Nursiner14), Nomentaner 15), Reati-
ner16), Trebulaner mit dem Beinamen Mutuscer17) und Suffe-
nater18), Tiburter 19) , Tarinater. 20) In diesem Lande sind
von den Aequiculern untergegangen: die Cominer, Tadiater,
Cädicer und Alfaterner. Gellianus21) berichtet, dass die mar-
sische Stadt Archippa, welche von Marsyas, einem Anfüh-
rer der Lydier erbauet war, vom See Fucinus Verseilungen
sei22); desgleichen schreibt Valerianus 23), dass die Kömer
die Stadt der Viticiner im Picenischen zerstört hätten. Die
Sabiner, welche, wie Einige glauben, wegen ihrer Frömmig-
keit und ihrer heiligen Gebräuche Seviner u) heissen, woh-
nen an den velinischen Seen25) auf thauigen Hügeln. Der
Fluss Nar verdirbt durch seinen Schwefelgehalt ihr Wasser;
er kommt vom Berge Fiscellus 26), stürzt sich bei den Hai-
nen der Vacuna 27) und neben Reate in jene Seen, und
') Bojano.
-) Von der 11. Legion, aus welcher Soldaten hieher zur Gründung
der Colonie geschickt wurden.
3) Alfidena. 4) Isemia. 5) Tojana. 6) Sepino. '•) Trivento. 8) Ama-
trice. 9) Correze. 10) Fara. ") Fornano. 12) Castel Giubileo. !3) Te-
ramo. 14) Norcia. ,5) La Mentana. 16) Rieti.
1T) Monte Leone della Sabina.
»») Trivigliano. 19) Tivoli. 20) Tarano. 21) Ein nicht weiter be-
kannter Schriftsteller. «
22) Spuren dieser Stadt finden sich noch in der Nähe des Ufers
des Sees bei Trasacco. Man bemerkt sie bei niedrigem Wasserstande.
23) Ebenfalls unbekannt.
-A) Von GsßtG&ai: verehren.
25) Es gab deren zwei; der eine im Herzogthum Spoleto heisst
jetzt Lago di Pie de Lugo, der andere im Reatinischen Lago di S.
Susanna.
26) Monte Fiscello bei der Stadt Civita reale. Der Fluss Nar
heisst jetzt Velino bis nach Rieti, von da aber, wo er über den Seen
hinaus ist, Nera.
-7) Die Göttin der Ruhe nach der Ernte; daher feierten ihr die
Drittes Buch. 271
führt, nach dem er sie verlassen hat, sein Wasser dem
Tiber zu. Von der andern Seite her leitet der Anio *), wel-
cher auf dem trebanischen Berge2) entspringt, drei reizende
Seen, von denen Sublaqueum8) den Namen hat, in den Tiber.
M. Varro sagt, dass der cutilische See4) im reatinischen
Gebiete, auf welchem eine Insel schwimmt, die Mitte von
Italien sei. Unterhalb dem Lande der Sabiner liegt Latium,
zur Seite Picenum und im Rücken Umbrien, indem die
Bergrücken des Apenninus das Sabinerland auf beiden Sei-
ten einschliessen.
18.
Der fünfte Besirk ist Picenum5), einst ein sehr volk-
reiches Land, denn 360,000 Picentiner schlössen mit den Rö-
mern ein Bündniss. 6) Sie stammen von den Sabinern, in
Folge eines angelobten heiligen Frühlings7) ab. Sie wohnten
am Flusse Aternus8), da wo jetzt das adrianische Gebiet
und die 6000 Schritte vom Meere entfernte Colonie Adria 9)
liegt. Zu bemerken sind: der Fluss Vomanum10), das prä-
tutianische u) und palmensische Gebiet; ferner Castrum no-
vum 12j, der Fluss Batinum 13), Truentum w) mit dem Flusse
gleichen Namens15), der einzige Ort der Liburner, welcher
in Italien noch übrig geblieben ist. Der Fluss Albula16),
Landleute im December ein Fest , das Vacunalia hiess. Sie hatte
auch zu Rom einen Tempel. Die Römer erhielten ihren Dienst von
den Sabinern. Ovids Fast. IV. 307.
•) Teverone.
2) Die Berge bei Trevi.
-) Subiaco.
'•) Lago di Contigliano.
5) Abruzzo ulteriore und ein Theil der Mark Ancona.
6) Nach ihrer Niederlage durch den Consul Publ. Sempronius
268 v. Chr.
7) Ein solches Gelübde gebot nicht nur, alle Erzeugnisse des
Frühlings den Göttern zu weihen, sondern auch die mannbare Jugend,
welche das Mutterland nicht ernähren konnte, zur Anlegung einer
Colonie fortzuschicken.
8) Pescara. 9) Atri. ,0) Vomano. u) Teramo. n) Giulia nova.
13) Salinello. 14) Civitella del Tronto. ,s) Tronto. 16) Aso.
272 Drittes Buch.
Tervium 1), mit dem das prätutianische Gebiet sich schliesst,
und das picentische beginnt. Weiterhin folgt: die Stadt
Cupra2), Castellum Firmanorum3) und darüber die Colonie
Asculum 4), die berühmteste in Picenum. Im Innern des
Landes liegt Novana5); an der Küste Cluana6), Potantia7),
Numanas), welches von den Siculern erbauet ist. Eben-
dieselben legten auch die Colonie Ancona an, die am Vor-
gebirge Cunerum9) da liegt, wo die Küste einen Ellbogen
bildet, 183,000 Schritte vom Garganus entfernt. Im Innern
des Landes wohnen die Auximater 10), Beregraner n), Cin-
gulaner12), Cuprenser13) mit dem Beinamen Montaner, Fa-
larienser14), Pausulaner16), Planinenser16), Ricinenser17), Sep-
tempedaner 1S), Tollentinater 19), Trejenser20), Urbesalvier21)
und Pollentiner.
19.
Hieran schliesst sich der sechste Bezirk, welcher
Umbrien, nebst dem 'um Ariminum 22) belegenen gallischen
Gebiete umfasst. Bei Ancona beginnt die gallische Küste,
auch Gallia togata23) genannt. Die Siculer und Liburner
hatten den grössten Theil dieses Landstriches im Besitz,
namentlich das palmensische, prätutianische und adrianische
Gebiet. Sie wurden aber von den Umbrern, diese von den
Etruriern und letztere wieder von den Galliern vertrieben.
Die Umbrer werden für das älteste Volk Italiens gehal-
ten, und man glaubt, dass sie deshalb von den Griechen
Ombrier genannt sein, weil sie eine durch Regengüsse ver-
ursachte Ueberschwemmung der Erde erlebt hätten. Die
Thuscer sollen 300 ihrer Städte erobert haben. An der
') Grotte a inare.
2) Ruinen bei dem Dorfe Marano.
3) Fermo. 4) Ascoli. 5) Monte di Nove.
G) An der Mündung des Chiento, wo jetzt Piano di S. Giacomo.
7) Monte Santo. 8) Umana distrutta. 9) Monte Comero. I0) Osimo.
u) Monte Filatrano. ,2J Cingoli. ,3) Ripatransone. 14) Falleroni.
,ä) Grotta Azzolino. i6) S. Ginesio. ,7) Ruinen bei Recanati. ,8) S.
Severino. ,9) Tollentino. 20) Treja. -') Urbisaglia. 2-) Rimini. 23) Oder
cisalpina.
Drittes Buch. 273
Küste befindet sich der Fluss Aesis1), Senagallia 2) , der
Fluss Metaurus3), die Colonien Fanum Fortuna4), und Pi-
saurum5) mit einem Flusse6) gleichen Namens. Im Innern
liegen Hispellum7) und Tuder.8) Ausserdem wohnen dort:
die Ameriner9), Attidiater 10) , Asisinater n), Arnater12), Ar-
sinater 1S), Camerter 14), Casuentillaner 15), Carsulaner 16), Do-
later mit dem Beinamen Salentiner, Fulginater17), Foro-
flaminienser18), Forojulienser 19) mit dem Beinamen Concu-
bienser, Forobrentaner20), Forosompronienser 21), Iguviner22),
Interamnater oder Narter23), Mevanater24), Mevanionenser25),
Matilicater 26), Narnienser 27) , deren Stadt früher Nequinum
hiess, Nuceriner 28) oder Favonienser oder Camelaner, Ocri-
culaner 2!)), Ostraner 30), Pitulaner 31), die zum Theil Pisuer-
ter, zum Theil Mergantiner heissen, Pelestiner32), Sentina-
ter33), Sarsinater34), Spoletiner35), Suasaner, Sestinater 36),
Suillater37), Tadinater 38), Trebiater 39), Tuficaner40), Tifer-
nater, welche in die Tiberiner41) und Metaurenser 42) zer-
fallen, Vessinicater43), Urbinater, welche theils Metauren-
ser44), theils Hortenser45) heissen, Vettonenser46), Vindina-
ter 47), Viventaner. 4S)
In dieser Gegend sind untergegangen: die Feliginater
und die Völker, welche Clusiolum oberhalb Interamma inne
hatten; auch die Sarranater mit den Städten Acerrä 49) oder
Vafriä und Turocalum oder Vettiolum. Ferner die Solina-
ter, Curiater, Fallienater und Apiennater. Auch die Arie-
nater mit Crinovolum, die Usidicaner, Plangenser, Pisinater
') Esio. 2) Sinigaglia. 3) Metaro oder Mitro. *) Fano. 5) Pesaro.
*) Foglia. 7) Ispello oder Spello. ») Todi. 9) Amelia in Spoleto.
,0) Attigio. ") Assisi. ,!i> Civitella d'Arno. 13) Jesi. !i) Camerino.
,5) Valle Casentino. ,6) Monte Castrilli. ,7) Foligno. 18) Forfiamma,.
,9) Zugliano. *») Formigine. 2!) Fossombrone. 22) Gubbio. 23) Terni.
24) Bevagna. 25) Galeata. 26) Matelica. 21) Narni. 28) Nocera. 29) Otri-
colo. 30) Orziano. 3») Pitigliano. 32) Piobbico. 33) Beim heutigen
Sasso Ferrato. 3i) Sarcina. 35) Spoleto. 36) Sestino. 37) Sigello.
3*) Gualdo. 39) Trevi. *>) Ficano. ") Tifi. 42) S. Angelo in Vado.
a) Badia del Vescova. 4i) Urbaria. «) Urbino. 4i) Bettona. 47) S.
Venzano. 48) Cattolico.
49) Lag an der Stelle des heutigen Anzola.
18
274 Drittes Buch.
und Cälestiner. Nach Cato's Bericht ist das oben erwähnte
Ameria 964 Jahre vor dem Kriege mit Perseus1) erbauet.
20.
Der achte Bezirk wird von dem Ariminus2), dem
Padus und dem Apenninus begrenzt. An der Küste befin-
det sich der Fluss Crustumium3), die Colonie Ariminum4)
nebst den Flüssen Ariminus und Aprusa. 5) Hier ist auch
der Fluss Rubico6), der einst die Grenze von Italien bil-
dete. Auf ihn folgen der Sapis7), Vitis8) und Anemo9);
Ravenna, eine Stadt der Sabiner, mit dem Flusse Bedesis10)
105,000 Schritte von Ancona entfernt. Unweit des Meeres
liegt die umbrische Stadt Brutium. n) Im Innern liegen die
Colonien Bononia12), Felsina genannt als sie noch Haupt-
stadt von Etrurien war, Brixillum 13), Mutina14), Parma,
Placentia15); die Städte Cäsena16), Claterna17), Farum Clo-
dii18), Forum Livii19), Forum Popilii20), Forum Truentinorum21),
Forum Cornelii s2) ; die Faventiner23), Fidentiner 24) , Otesi-
ner, Padinater 2'°), Regienser26) von Lepidus gegründet, So-
lonater27) und die gallianischen Salter, welche auch Aqui-
nater heissen, die Tanetaner28), Veleiater29) oder alten Re-
giater30) und die Urbanater. 31) In diesem Lande sind die
Bojer, welche nach Cato aus 112 Stämmen bestanden, und
die Senoner, welche Rom erobert hatten32), untergegangen.
Der Padus 33) fliesst aus dem Schoosse des Berges Ve-
sulus 34), einem der höchsten Gipfel der Alpen, an der
Grenze der vagiennischen Ligurer, aus einer sehenswerthen
Quelle 35) hervor, verbirgt sich dann in einem unterirdischen
!) Der Krieg mit Perseus begann 171 v. Chr.; er wurde 168 bei
Pyclna geschlagen.
2) Marcachia. 3) Conca. 4) Riniini. 5) Ausa. 6) Luso, nach An-
dern der Pisatello. 7) Savio, auch Rio di Cesena genannt. 8) Mon-
tone. 9) Lamone. 10) Renco. ") Bei Palazzuolo? I2) Bologna. 13) Bre-
telo. w) Modena. ,5) Piacenza. ,6) Cesena. n) Maggio. 18) Fornochia.
,9) Forli. 20) Forlimpopoli. 21) Bertinoro oder Brittonoro. -2) Imola.
23) Farenza, 24) Borgo S. Domino. 25) Schloss Bohdeno. 26) Reggio
in Modena. 27) Citta del Sole. 28) Taneto. «•) Monte Veglio. ») Reg-
giola. 31) Sapigno. 32) 390 v. Chr. 33) Po. 34) Viso. 35) Sie heisst
"Visenda. 8. auch II. B. 106. Cap.
Drittes Buch. 275
Gange, und kommt im forovibiensischen Gebiete *) wiederum
zum Vorschein. Er steht keinem andern Flusse an Be-
rühmtheit nach. Bei den Griechen heisst er Eridanus und
ist durch die Strafe des Phaeton 2) bekannt. Beim Aufgange
des Hundssternes schwillt er vom Schneewasser an, allein7
obgleich er dann für Schiffe zu reissend ist, so nimmt er
doch von den Aeckern nichts mit sich fort, sondern be-
wässert sie nur und macht sie dadurch fruchtbarer. Er
durchfliesst eine Strecke von 388,000 Schritten, nimmt
nicht nur schiffbare Apennin- und Alpenflüsse, sondern
auch ungeheure Seen in sich auf, und führt überhaupt 30
Flüsse ins adriatische Meer. Die berühmtesten von diesen
sind, auf der Seite des Apenninus: der Tanarus3), Trebia4)
im Placentinischen, Tarus5), Incias6), Gabellus7), Sculten-
na8) und Rhenus9); von den Alpen her: der Stura, Orgus10),
die beiden Duria11), der Sessites12), Ticinus13), Lambrus14),
Addua15), Ollius 16) und Mincius. 17) Kein anderer Fluss
erhält auf so kurzer Strecke einen grössern Zuwachs. Da-
her presst sich seine Wassermasse stets vorwärts, wühlt in
die Tiefe und wird dem Lande furchtbar, denn obgleich er
zwischen Ravenna und Altinum18) in mehrere Kanäle und
Gräben auf eine Strecke von 120,000 Schritten abgeleitet
ist, so soll er doch, wo er am weitesten austritt, 7 Meere19)
bilden.
Ein schmaler Arm von ihm zieht sich nach Ravenna
hin, der Padusa20) heisst, früher aber Messanikus genannt
wurde. Die nächste Mündung von da an bildet einen ge-
') Pignerolo.
-) Vergl. Ovid's Metamorph. II. Bd. 304.
3) Tanaro.
■) Trebbia. Hier fiel die berühmte Schlacht, 218 v. Chr., im
zweiten punischen Kriege vor.
5) Taro. °) Lenza. 7) Gavecello. 8) Panaro. 9) Reno. ,0) Orco.
n) Dora Baltea und Dora Ripera.
,2) Sesia. !3) Tesino. M) Lambro. ,5) Adda. ,ß) Oglio. I7) Mincio
,8) Altino. I9) Septem maria; siehe weiter unten.
,2°) Portp nuovo della Bajona.
18*
276 Drittes Buch.
räumigen Hafen l), der Vatreni 2) heisst, aus dem der Kai-
ser Claudius, als er siegreich aus Britannien zurückkehrte 3),
in einem sehr grossen Schiffe, das mehr einem Hause
glich, ins adriatische Meer auslief. Ehemals hiess sie die
eridanische Mündung, nach Andern die spinetische von der
Stadt Spina, welche daneben lag, von Diomedes erbauet
war, und, wie man aus den zu Delphi befindlichen Schätzen4)
schliesst, viel Keichthum besass. Hier erhält der Padus
durch den Fluss Vatrenus, welcher aus dem forocornelien-
sischen Gebiete5) kommt, neuen Zuwachs.
Die dann kommende Mündung heisst Caprasiä6), die
folgende Sagis, und endlich Volane 7), früher Olane genannt.
Alle diese Kanäle und Gräben haben, von Sagis aus, die
Thuscer zuerst gemacht, indem sie den heftigeu Strom quer
durch die atrianischen Sümpfe, welche die 7 Meere genannt
werden, nach dem berühmten Hafen der thuscischen Stadt
Atria8) leiteten. Von dieser Stadt hiess das Meer, welches
wir jetzt das adriatische nennen, vormals das atriatische.
Nun folgen9) die wasserreichen Mündungen Carbo-
naria10) und die philistinischen Teiche11), die auch der
Tartarus genannt werden. Sie entstehen sämmtlich durch
den Austritt des philistinischen Kanals12), wozu noch die
Flüsse Athesus 13) von den trideutinischen Alpen und Togi-
sonus 14) aus dem patavinischen Gebiete kommen. Ein Theil
dieser Gewässer bildet den nächsten Hafen Brundulum15),
') Porto di Primaro.
"-) Vom Flusse Vatrenus (Santerno), welcher in diesen Arm des
Po fallt.
3) 44 v. Chr.
4) Die von den Spinetern dorthin geschenkt waren.
5) Imola.
6) Die Stelle von dieser und der jetzigen Mündung nehmen jetzt
die stagni di Comachio ein. Nur eine Mündung findet sich noch da-
selbst, welche Porto di magnavacca heisst, die andere ist versandet.
7) Porto di Volano. 8) Adria. ») Nördlich.
,0) Bocca detta la Maestra. ») Porto di Pozzatini. '*-) Polosella.
»») Et seh. •<) Concone Togna. ,s) Brondolo.
Drittes Buch. 277
sowie die beiden Medoacischen Flüsse *) und der clodiscbe
Kanal den Edro2) bilden. Mit diesem vereinigt sieb der
Padus und dureb diese Mündungen ergiesst er sich. Die
Meisten glauben, er bilde, gleichwie der Nil in Egypten
das Delta, ein Dreieck von 2000 Stadien im Umfange. So
sehr ich mich schäme, bei der Beschreibung Italiens von
den Griechen etwas zu entlehnen, so muss ich doch anfüh-
ren, dass Metrodorus von Scepsis3) behauptet, der Padus
habe seinen Namen von den Fichten, welche in grosser
Menge an seiner Quelle wachsen, und in der gallischen
Sprache Padi heissen, erhalten. In der Sprache der Li-
gurer heisst er Bodincus, was seine fast grundlose Tiefe
andeutet. Diess erweist sich durch die dort liegende Stadt
Industria4), welche vormals Bodincomagum hiess, und in
deren Nähe der Padus sehr tief zu werden beginnt.
21.
Der jetzt folgende elfte Bezirk heisst der transpa-
d an i sehe5); er liegt ganz im Innern des Landes und vom
Meere wird ihm alles durch diesen fruchtbaren Strom zu-
geführt. Städte darin sind: Vibi Forum6) und Segusio.7) Co-
lonien am Fusse der Alpen: Augusta Taurinorum8), von
einem alten Stamme der Ligurer gegründet; hier wird der
Po schiffbar. Dann Augusta Prätoria9) im Lande der Sa-
lasser, neben den Alpenpässen Grejä10) und Peniä.11) Durch
letztern sollen die Carthaginienser, durch erstem aber Her-
kules gegangen sein. Die Stadt Eporedia12), vom römischen
Volke durch einen Befehl der sibyllinischen Bücher erbauet.
Die Gallier halten die Eporedier für gute Reiter. Vercella
Libicorum13) ist von den Salluviern erbauet, Novaria14)
von den Vertacanacoren und gehört jetzt zum Distrikte der
*) Die Brenta und Bacchiglione. -) Porto di Chioggia.
:1) Lebte im zweiten Jahrh. v. Ohr.
Yerrua. 5) Jenseits des Po. 8) Castel Fiori. ") Suse.
8) Turin. 9) Aosta.
,0) Zwischen dem Mont Iseran und Mont Blanc.
n) Zwischen dem Mont Blanc und dem grossen St. Bernhard.
vi) Ivrea. I3) Vercelli. 14) Novara.
278 Drittes Buch.
Vocontier, nicht, wie Cato glaubt, zu dem der Ligurer.
Die Lavier und Maricier aus dem Stamme der Ligurier
haben in der Nähe des Padus Ticinum1) erbauet, sowie
die Bojer, welche über die Alpen gereist waren, Laus Pom-
peja2), und die Insubrer Mediolanum 3) baueten. Cato giebt
an, dass die Bewohner vonComum4), Bergamum5) und Li-
ciniforum 6) und andere Völker jener Gegend von den
Orobiern herstammten, gesteht aber, dass er den Ursprung
dieses Volkes nicht kenne, wogegen Cornelius Alexander7)
sie aus Griechenland abstammen lässt, weil ihr Name so-
viel als Bergbewohner bedeute.
In dieser Gegend sind verschwunden: Die orobische
Stadt Barra, woher nach Cato die Bergomater abstammen,
doch soll nach ihm Barra eine höhere und glücklichere
Lage gehabt haben; ferner die Caturiger, ein verbannter
Stamm der Insubrier, das oben genannte Spina, auch das
reiche Melpum, welches nach Cornelius Nepos von den
Insubriern, Bojern und Senonen an demselben Tage zerstört
ist, an welchem Camillus8) Veji einnahm.
22.
Nun folgt der zehnte, am adriatischen Meere belegene
Bezirk. Zu ihm gehört: Venetia, der von dentarvisonischen9)
Bergen kommende Fluss Silis 10), die Stadt Altinum, der auf
den opiterginischen Bergen entspringende Fluss Liquentia11),
mit einem Hafen desselben Namens, die Colonie Concor-
!) Pavia. 8) Lodi. 3) Mailand. '') Como.
B) Bergamo. 6) Barlasina.
7) Von Kotyaeum in Phrygien oder (nach Suidas) von Milet,
griechischer Schriftsteller um 84 v. Chr., war Sclave des Cornelius
Leutulus, der ihm die Freiheit schenkte. Er nannte sich deshalb
auch Cornelius, und seiner ausgebreiteten Kenntnisse wegen hiess er
Polyhistor. Kam im Brande seines Hauses um.
8) 395 v. Chr. S. Livius V. 19. Die Stadt wurde später wieder
aufgebauet und heisst jetzt Melzo.
») Bei Treviso.
,0) Sile, an dessen Ufern die Ruinen von Altinum liegen.
") Liven/.a.
Drittes Buch. 279
dia *), die Flüsse und der Hafen Romatinum 2), die Flüsse
Tilaventum majus 3) und minus4), Anaxum 5), in welchen
der Varranus6) fliesst, der Alsa7), Natiso8), der nebst
dem Turms9) vor der 15,000 Sehritte vom Meere entfern-
ten Colonie Aquileja vorbeifliesst. Diesen Landstrich be-
wohnen die Carner, und den angrenzenden die Japyder;
hier ist zu bemerken : der Fluss Timavus 10), das durch sei-
nen Wein berühmte Castell Pucinum11), der tergistinische
Busen 12), die Colonie Tergeste 13), 23,000 Schritte von Aqui-
leja entfernt. Ueber 6000 Schritte weiter und 189,000
Schritte von Ravenna fiiesst der Formio u), die ehemalige15)
Grenze des vergrösserten Italiens, jetzt aber die von Istrien.
Istrien hat seinen Namen von dem Flusse Ister16), von
welchem Mehrere, unter andern auch Nepos, der doch am
Padus wohnte, behaupten, dass er aus dem Danubius, der
auch Ister heisst, den Mündungen des Padus gegenüber, ins
adriatische Meer fliesse, und dass durch den von beiden
entgegengesetzten Seiten kommenden Andrang dieser Flüsse
das dazwischen liegende Meer süss sei; allein sie irren
hierin, denn kein Arm ergiesst sich aus dem Danubius ins
adriatische Meer. Ich glaube, sie haben sich dadurch täu-
schen lassen, dass das Schiff Argo auf einem Flusse unweit
Tergeste, dessen Namen man aber nicht weiss, ins adria-
tische Meer fuhr. Genaueren Nachrichten zufolge wurde es
auf den Schultern über die Alpen getragen, dann auf dem
Ister, dem Savus17) und Nauportus18), der davon seinen
Namen hat und zwischen Aemona19) und den Alpen ent-
springt, weiter gefahren.
1) Oderzo am Livenza.
2) Die Flüsse heissen jetzt: Lemene und Regene. Der Hafen:
Oruaro.
3) Taglianiento. 4) Tajamento. 5) Stella. 6) Muzonela. 7) Ansa.
«) Natisone. 9) Torre. 10) Timuvo. ») Duina, ,2) Golfo de Trieste.
,3) Triest. M) Risano.
a) Vor Augusts Eintheilung.
,G) Ister war der griechische. Danubius der römische Name
der Donau.
'7) Die Sau. '») Laybach. ,9) Laybach.
280 Drittes Buch.
■ 23.
Istrien läuft in eine Halbinsel aus. Seine Breite beträgt
40,000, sein Umfang aber, wie Einige angeben, 125,000 Schritte.
Ebenso verhält es sich mit dem angrenzenden liburnischen
und dem flanatischen Meerbusen1), während Andere deren
Grösse zu 225,000 Schritten angeben. Nach Einigen soll die
Grösse Liburniens 180,000 Schritte betragen; noch Andere
sagen, Japydien ziehe sich hinter Istrien bis zum flanatischen
Meerbusen auf 130,000 Schritte hin. Tuditanus2), der die
Istrier unterjochte, schrieb aufseine dort aufgestellte Bildsule:
„Von Aquileja bis zum Flusse Titius3) siud 1000 Stadien."
Istrische Städte mit römischem Bürgerrechte sind Aegida4)
und Parentium5); die Colonie Pola6), welche jetzt Pietas
Julia heisst, wurde von den Colchiern gegründet; von Ter-
geste ist sie 100,000 Schritte entfernt. Nicht weit davon
liegt die Stadt Nesautium 7), und dann folgt als Grenze von
Italien der Fluss Arsia. 8) Der Seeweg von Ancona nach
Pola beträgt 120,000 Schritte.
Im Innern des zehnten Bezirkes liegen die Colonien:
Cremona und Brixia9) im Gebiete der Cenomaner; in dem
der Venetier aber Ataste 10) und die Städte Acelum n), Pa-
tavium12), Opitergium 13), Belunum14) und Vicetia. 15) Man-
tua ist noch die einzige den Thuscern gebliebene Stadt jen-
seits des Padus. Nach Cato stammen die Veneter von
einem trojanischen Stamme, ferner haben, nach ihm, die
Cenomaner früher bei Massilien im Volcischen gewohnt.
Nun folgen die Fertiner16), Tridentiner 17) und Beruenser,
welche in rhätischen Städten wohnen. Verona gehört den
Rhätiern und Euganeern, sowie die Julienser zu den Carnern.
Andere Völker, von denen wir indessen keine nähere Be-
') Golfo di Quarnero.
2) Sempronius Tuditanus, ein römischer Feldherr im zweiten pu-
nischen Kriege, triumphirte im Jahre 228 v. Chr. über die Istrier.
3) Kerka. 4) Capo d'Istria. 5) Parenzo. 6) Pola. 7) Refonzi. 8) Arsa.
») Brescia. 10) Este. ") Asolo. 12) Padua. 13) Oderzo. ") Belluno.
,s) Vicenza, ,6) Feltre. ») Triente.
Drittes Buch. 281
Schreibung beizufügen brauchen, sind: die Alutenser1), Asse-
riater 8), Flamonienser, von denen ein Theil Vanienser 3), ein
anderer Culicer4) heisst, die Forojulienser5) mit dem Bei-
namen Transpadaner, die Foretaner6), Nedinater7), Quar-
quener8), Taurisamer, Togienser und Vervarer. Unterge-
gangen sind in diesem Distrikte längs der Küste: Iramina,
Pellaon, Palsatium; bei den Venetern Atina und Cälina,
bei den Carnern Segeste9) und Ocra, und bei den Tauris-
cern Noreja. 10) 12 Meilen11) von Aquileja ist, wie L. Piso
berichtet, eine Stadt von Claudius Marcellus, wider den
Willen des Senats, zerstört worden. Es giebt hier auch 11
berühmte Seen, aus denen entweder Flüsse entspringen,
oder die von Flüssen durchströmt werden, wie der See
Larius 12) von der Addua13), der Verbanus14) von dem Tici-
nus15), der Benacus16) von dem Mincius17), der Sebinus18)
von dem Ollius 19), der Eupilis 20) von dem Lambrus21); alle
diese Flüsse aber ergiessen sich in den Padus.
Die Alpen sollen sich, nach Cälius,22), der Länge nach
vom obern23) bis zum untern24) Meere auf eine Million Schritte
erstrecken. Timagenes25) nimmt 22,000 Schritte weniger
an; ihre Breite beträgt nach Cornelius Nepos 100,000
Schritte, nach T. Livius 3000 Stadien. Beide gehen aber
') Lodrone. -i Ruinen bei Benkovac. 3) Venzona.
4) Flagogna. 5) Friaul. 6) Fortino.
7) Nadin. 8) Görz.
9) An dessen Stelle jetzt Alt-Sissek.
,0) An dessen Stelle jetzt Friesach.
n) lapides. I2) Lago di Como.
I3) Adda. M) Lago maggiore. ,5) Tessin. 16) Lago di Garda.
") Mincio. I8) Lago d'Iseo. ,9) Oglio.
M) Lago di Pusiano. -') Lambro.
-2) L. Caelius Antipater, gegen 20 v. Chr., beschrieb unter den
Römern zuerst den zweiten punischen Krieg.
w) Adriatischen. M) Etrurischen.
") Von Alexandrien, verlor bei der Eroberung seiner Vaterstadt
durch die Römer (55 v. Chr.) seine Freiheit, und kam durch Kauf an
Faustus, Sulla's Sohn, der ihn freigab. Seine Schriften sind nicht
mehr vorhanden.
282 Drittes Buch.
von verschiedenen Orten aus; denn da, wo die Alpen
Deutsehland von Italien trennen, übersteigt ihre Breite mit-
unter 100,000 Schritte, während sie an ihren schmalen
Stellen, gleichsam durch eine Vorsorge der Natur, niemals
70,000 Schritte breit sind. Die Breite Italiens am Fusse
der Alpen vom Varus an über Vada Sabatia, Taurinum,
Comum, Brixia, Verona, Vicetia, Opitergium, Aquileja, Ter-
geste und Pola bis zur Arsia beträgt 745,000 Schritte.
. 24.
In den Alpen wohnen viele Völker, die berühmtesten
aber von Pola bis zum Gebiete von Teigeste sind : die Se-
cusser x), Subocriner, Cataler, Merocalener, und in der Nähe
der Carner die Noricer2), welche früher Tauriscer hiesseu.
An diese grenzen die Rhätier3) und Vindelicier4), welche
alle in viele Gemeinden getheilt sind. Man hält die Rhä-
tier für Abkömmlinge der Thuscer, welche mit ihrem An-
führer Rhätus von den Galliern vertrieben sind. Auf der
andern gegen Italien gerichteten Seite der Alpen wohnen
die euganeischen Völker mit lateinischen Rechten, deren
Städte Cato zu 34 angiebt. Darunter: die Triumpiliner 5),
welche sich sammt ihrem Gebiete (an die Römer) verkauft
haben, die Camuner 6), die nebst mehreren ähnlichen Stäm-
men zu den angrenzenden Municipal-Städten gehören. Cato
hält die Lepontier7) und Salasser8) für tauriscischen Ur-
sprungs. Die übrigen Schriftsteller halten, in Folge ihres
griechischen Namens9), die Lepontier für Begleiter des
Herkules, welche beim Uebergange über die Alpen die Glie-
der erfroren hätten und zurückgeblieben wären; bei dem-
selben Zuge sollen auch die Grajer gewesen sein, welche
die grajischen Alpen bewohnen, und die Euganeer, welche
wegen ihrer edlen Abkunft diesen Namen 10) erhielten. Ihr
Hauptort heisst Stoenos. n) Von den Rhätiern wohnen die
*) Auf dem Berge Cocusso. -) S. im 27. Cap. 3) In Graubündten.
4) Vom Bodensee bis zum Inn. 5) Val Trompio. 6) Val Camo-
nico. 7) Val Leventina. 8) La Sala. 9) Von ksineiv : zurücklassen.
,0) Evyfvsig; Wohlgeboren. ") Storo.
Drittes Buch. 283
Vennoneter und Saruneter an den Quellen des Rheines,
und diejenigen von den Lepontiern, welche Viberer heissen,
auf demselben Alpenzuge an der Quelle des Rhodanus.
Ausserdem haben noch folgende Völker lateinische Rechte:
die Octodurenser *), die benachbarten Centronen2), die
cottianischen 3) Gemeinden, die Caturiger 4) und deren Ab-
kömmlinge die ligurischen Vagienner5) die auch Montaner
heissen; ferner mehrere Stämme der Capillater, welche am
ligustischen Meere wohnen.
Es scheint mir nicht unpassend zu sein, hier eine In-
schrift beizufügen, welches auf einem Siegesdenkmal in den
Alpen steht; sie lautet folgendermaassen :
Dem Imperator Caesar, dem Sohne des gött-
lichen Augustus, dem Pontifex maximus, dem
vierzehnmaligen Tribun] der Senat und das rö-
mische Volk, weil unter seiner Anführung alle
Alpenvölker vom obern bis zum untern Meere
unter die Herrschaft des römischeu Volkes ge-
bracht sind. Die besiegten Alpenvölker sind:
die Triumpiliner 6), Camuner 7), Vennonenser8),
Venoster9), Isarcer10), Breuner11), Genauner12), Fo-
runater13), 4 Stämme der Vindelicier, die Con-
suaneter14), Rucinater16), Licater 16), Catenater 17),
Ambisonter18), Ruguscer19), Suaneter20), Caluco-
ner21), Brixenter22), Lepontier23), Viberer24), Nan-
') Martinacli. '-) Centron.
3) Sie hatten ihren Namen vom König Cottus, einem Freunde
August's, und wohnten an den Quellen des Var und der Stura bis
zum Mont Iseran.
4) Um Chorges.
5) An der Ostseite der Alpen, am ersten Laufe des Po.
6) Val Trompio. 7) Val Camonico.
8) Wangen. 9) Vinstgau.
,0) An der Eisach. ") Brunecken. 12) Val Non. ,3) Vocogna.
") Venzingen. ,5) Rusi. 16) Am Lech. n) Kettenacker.
,8) Sontrio. 19) Rüsseck. *») Sanen. 2l) Catankathal. *2) Brixen.
23) Val Laventina. -4) Vispach.
284 Drittes Buch.
tuater x), Seduner2), Varagrer3), Salasser4), Aci-
tavoner5), Meduller 6), Ucener 7), Caturiger 8), Bri-
gianer 9), Sagiontier10), Brodiontier, Nemaloner11),
Edenater12), Esubianer 13), Veaminer u), Galliter15),
Triulatter 16), Ectiner17), Vergunner 18), Eguitu-
rer19), Nementurer, Orateller20), Neruser21), Ve-
launer22), Suetrer23).
Die zwölf cottianisclien Gemeinden, welche nicht fried-
lich gesinnt waren, sind darin nicht aufgeführt, ebensowenig
die, welche nach dem pompejischen Gesetze 24) zu den Muni-
cipial-Städten gerechnet werden.
Diess ist das den Göttern heilige Italien. Diess sind
seine Völker und Städte! Und eben diess Italien hat, als
unter den Consuln L. Aemilius Paulus und C. Attilius Re-
gulus 25), die Kunde von einem Aufstande der Gallier an-
langte, ohne alle auswärtigen Mittel, ja sogar ohne die
transpadanischen, 80,000 Reiter und 700000 Mann zu Fuss
bewaffnet. An Reichthum von Metallen aller Art steht es
keinem andern Lande nach; allein durch einen alten Se-
natsbeschluss ist befohlen, Italiens in dieser Beziehung zu
schonen.
25.
Von der Arsia bis zum Titius86) wohnt das Volk der
Liburnier. Ein Theil desselben waren die Mentoren, Hy-
maner, Encheleer, Bunier und die, welche Callimachus27) Peu-
') Am obern Laufe des Rheins.
2) Sitten. 3) Vernayes. 4) La Sala. 5) St. Jean de Maurienne.
6) Die ehemalige Baronie Menouillon , in dem jetzigen Bezirk
Montelimart.
7) Bourgs d'Oisans. 8) Um Charges. 9) Briancon. ,0) Sauze.
") Meolan. ,2) Ville de Seyne. ,3) Ubaye. 14) Senez.
15) Guillitres. ,6) Alloz. ,7) Estene. ,8) Vergons. ,9) Guillaumes.
-°) Le Puget de Thenieres. 2t) Vence.
*«) Valdahon. 23) Serres.
24) Vom Jahre 89 v. Chr.; es ertheilte den Italiern und cispada-
nisehen Galliern das römische Bürgerrecht.
25) 225 v. Chr. 26) Kerka.
27) Battiades aus Cyrene, um 280 v. Chr., Grammatiker zu
Alexandrien.
Drittes Buch. 285
ceter nennt; jetzt fasst man das Ganze mit dem Namen
Illyrien zusammen, von deren Völkern nur wenig bemer-
kenswerthes zu sagen ist, oder deren Namen nicht leicht
auszusprechen sind. In dem scardonitanischen Kreise woh-
nen die Japyder und 14 Gemeinden der Liburner, unter
denen man allenfalls die Lacinienser *), Stulpiner2), Bur-
nister 3) und Olbanenser anführen kann. Zu demselben
Kreise gehören auch die Aluter4) und Flanater5), mit ita-
lischem Bürgerrechte, nach denen auch der Meerbusen 6)
benannt ist; dieLopser7), Varvariner 8) , und die abgaben-
freien Assesiater 9), und auf den Inseln die Fertinater 10)
und Curicter.11)
Ausserdem liegen längs der Küste von Nesactium 12)
an: Alvona13), Fianona14), Tarsatica 15), Senia16), Lopsica17),
Ortopula18), Vegium19), Argyruntum 20), Corinium 21), Aeno-
na22), Pasinum, der Fluss Tedanium23), an der Grenze von
Japydien. Inseln in diesem Busen mit ihren Städten sind
ausser den obengenannten24): Absyrtium25), Arba26), Crexa27),
Gissa28), Portunata. 29) Wiederum auf dem Festlande: die
Colonie Jadera30), von Pola 160,000 Schritte weit; von da
bis zur Insel Colantum 31) sind 30,000, und bis zur Mündung
des Titius 18,000 Schritte weiter.
26.
An der Stelle, wo Liburnien aufhört und Dalmatien
beginnt, liegt 12,000 Schritte vom Meere entfernt an dem-
selben Flusse32) Scardona. Dann folgen: das alte Gebiet
der Autarieter und das Castell Tariona33); das Vorgebirge
') Lakza. -) Sluin.
3) Ruinen in der Nähe des Eerka.
*) Um Albona. 5) Fianona. 6) Golfo di Quarnero. 7) Um Gospich.
8) Verbovsko. 9) Ruinen bei Benkovacz. 10) Parwich.
») Karek. >2) Refonzi. ») All>ona. ■*) Fianona. ,5) Tersact.
,6) Zengg. 17) Gospich. I8) Stangrad. 19) Vezzo.
-°) Ruinen bei Obrivacz. 2l) Karin. --) Nona. 23) Zermanja.
24) Fertinater und Curicter. 25) Osero. 2G) Arbe. -') Grossa.
'28) Gisto. 29) Puntadura. 30j Zara vecchia. 3t) Mortera.
32) Titius. 33) Alt-Sebenico.
286 Drittes Buch.
des Diomedes1), oder, wie andere wollen, die Halbinsel
Hyllis genannt, 100,000 Schritte im Umfange; Tragurium 2),
mit römischem Bürgerrechte, berühmt durch seinen Marmor ;
Sicum 3), wohin der Kaiser Claudius die Veteranen schickte;
die Colonie Salona 4), 112,000 Schritte von Jadera entfernt.
Zu ihrem Gerichtsbezirke gehören die Dalmatier mit 342
Decurien, die Deuricer mit 32, die Ditioner mit 239, die
Mazäer mit 69 und die Sardiater mit 82 Decurien. Auch
liegen in diesem Landstriche: Burnum, Andetrium und Tri-
bulum, drei durch die Schlachten des römischen Volkes 5)
berühmt gewordene Castelle. Von den Inselbewohnern ge-
hören die Issäer6), Colentiner 7), Separer und Epetiner
ebenfalls zu diesem Gerichtshofe. Dann folgen die Castelle
Piguntiä 8) und Rataneum. 9) Die Colonie Naroua10) gehört
zum dritten Gerichtsbezirke und liegt an dem gleichnamigen
Flusse11), 32,000 Schritte von Salona und 20,000 Schritte
vom Meere entfernt. Nach M. Varro haben früher 89 Ge-
meinden dort ihre Rechtssachen verhandelt. Jetzt kennt
man fast nur noch die Ceraunier mit 24, die Daorizer 12)
mit 17, die Däsitiater mit 103, die Docleater 13) mit 33, die
die Deratiner mit 14, die Deremister14) mit 30, die Dinda-
rer mit 33, die Glinditioner 15) mit 44, die Malcomaner mit
24, die Naresier16) mit 102, die Scirtarer mit 72, die Sicu-
loter mit 24 und die Vardäer17), die ehemaligen Verwüster
Italiens, mit nicht mehr als 20 Decurien. Ausser diesen
wohnten noch in demselben Landstriche: die Ozuäer, Par-
thener, Hemasiner, Arthiter uud Armister. Die Colonie
Epidaurus 18) liegt 100,000 Schritte vom Flusse Naro 19) ent-
fernt. Von Epidaurus an folgen die Städte mit römischem
') Trau Vecchio. 2) Trau. 3) Sebenigo. *) Spalatro.
5) In dem Kriege gegen die Dalmatier und Pannonier unter Au-
gust's Regierung, 7 n. Chr. Die römischen Feldherrn waren Tiberius
und Germanikus.
6) Lissa. 7) Mortera. 8) Pogosnitza. °) Rudunich.
'°) Ruinen bei Vido. n) Narenta. ,2) Dobor. 13) Dognidalaz.
14) Dernich. 15) Glinbigne. 1C) Narentoa.
,: I Am Berge Verdovacz. 18) Ragusi vecchio. ,9) Narenta.
Drittes Buch. 287
Bürgerrechte: Rhizinium1), Ascrivium2), Butua1), Olchinium4),
welches von den Colchern erbauet ist und früher Colchi-
nium hiess; der Fluss Drilo 5) und an ihm die Stadt Scodra6)
mit römischem Bürgerrechte, 17,000 Schritte vom Meere.
Von vielen griechischen Städten und mächtigen Ortschaften
ist kaum das Andenken noch vorhanden; denn hier wohn-
ten meist die Labrater7), Enderoduner8), Sassäer9), Gra-
bäer10), die eigentlichen Illyrier11), die Taulantier 12) und
Pyräer. Das an der Küste belegene Vorgebirge Nym-
phäum 13) hat seinen Namen behalten. Die Stadt Lästus 14)
mit römischem Bürgerrechte liegt von Epidaurus 100,000
Schritte entfernt.
Bei Lissus beginnt die Provinz Macedonien, worin: die
parthinischen Völker 15), und hinter diesen die Dassareter 16) ;
die candavischen Berge 17), 78,000 Schritte von Dyrrachium.
An der Küste aber liegt Denda mit römischem Bürgerrechte,
die Colonie Epidamnum 18), wegen ihres unglücklichen Na-
mens19) von den Römern Dyrrachium genannt; der Fluss
Aous 20), von Einigen Aeas genannt, Apollonia 21), eine ehe-
malige Colonie der Corinther, 4000 Schritte vom Meere.
Den berühmten Berg Nymphäum 22) an der Grenze des Ge-
biets bewohnen die rohen Amanter 23) und Bulioner. 24) An
der Küste liegt noch die von den Colchern erbauete Stadt
Oricum.25) Hier fängt Epirus an und die acroceraunischen
Berge26), welche wir als die Grenze dieses Hauptbusens
') Pisano. 2) Andricz. 3) Buclua. 4) Dulcigno.
5) Drino. 6) Skutari.
7) Uiu Scodra. Einen König dieses Stammes, Namens Gentiusr
erwähnt Livius im XLIII. B. 20. Cap.
8) Um C. Roduni. 9) Um Vassoewitz. 10) Um Grabovo.
n) Zwischen den Flüssen Narenta und Drino.
'*) Diesen gehörten die Städte Apollonia und Dyrrachium.
13) Nimfio. u) Alessio, die Residenz des Gentius.
1J) Im Sandshak Ochri. ,6) Am See von Ochri.
17) Im Sandshak Ilbessan. 18) Durazzo.
I0) Abgeleitet von damnum: Schaden. 20) Vojuza. 21) Polina.
--) Im Sandshak Avlona. S. auch II. B. 110. Cap. 23) Avostma.-
21) Boklin. 25) Ericho. 26) Monte Chimaera,
288 Drittes Buch.
von Europa bezeichnet haben. Oricum ist vom salentinischen
Vorgebirge1) in Italien 80,000 Schritte entfernt.
27.
Hinter den Carnern und Japyden, da, wo der grosse
Ister fliesst, grenzen an die Rhätier die Noricer. 2) Die
Städte der letzteren sind: Virunum3), Celeja4), Teurnia5),
Aguntum 6), Vianiomina 7) , Claudia8) und Flaviuni Sol-
vense 9) An Noricum grenzt der See Peiso 10) und die
Wüste der Bojer, die jedoch jetzt durch die Colonie Saba-
ria11) des Kaisers Claudius, und die Stadt Scarabantia
Julia12) bevölkert ist.
28.
Nun folgt das Eicheln erzeugende Pannonien13), wo die
wilder werdenden Zweige der Alpen, welche Illyrien von
Norden nach Süden mitten durchschneiden, sich links und
rechts sanft abdachend in die Ebene übergehen. Der nach
dem adriatischen Meere zu liegende Theil bildet Dalmatien
und das oben beschriebene Illyrien. Nach Norden zu liegt
Pannonien und wird daselbst vom Danubius begrenzt. Die
darin befindlichen Colonien heissen Aemonia14) und Siscia.15)
Berühmte schiffbare Flüsse, welche in den Danubius fallen,
sind: der wilde Dravus16) aus Noricum und der sanfte
Savus 17), von den carnischen Alpen kommend, beide 120,000
Schritte von einander entfernt. Der Dravus fliesst durch
die Länder der Serreter18), Serrapiller 19) , Iaser20), Andi-
zeter21), der Savus durch die der Colapianer22) und Breucer.25)
') Capo di Leuca.
'-) In Kärnthen und Steiermark. 3) Klagenfurt. 4) Cilly.
5) Lurnfeld. 6) Iniching. 7) Wien. 8) Klana. 9) Lavamünde.
,0) Neusidlersee. n) Stein am Anger. 12) Oedenburg.
,3) Es umfasste das auf der rechten Seite der Donau liegende
Ungarn, einen östlichen Strich von Oesterreich und Steiermark, den
grössten Theil von Krain, den nördlich von der Sau liegenden Theil
von Kroatien, Slavonien und einen schmalen Streifen von Bosnien
an der Sau.
u) Laybach. ,5) Siszek. M) Drau. ,7) Sau. ,8) Veröcze.
I9) Um Pilisch. 2°) Um Jascza. 21) Sauritsch.
-) Am Flusse Kulpa. 23) In Slavonien.
Drittes Buch. 289
Diess sind die Hauptvölker. Ausserdem wohnen daselbst:
die Arivater1), Azaler2), Amanter3), Belgiter4), Catarer5),
Cornacater6), Eraviscer7), Hercuniater 8) , Latovicer9), Ose-
riaten0), Varcianer11). Der Berg Claudius 12), vor welchem
die Scordiscer und hinter welchem die Tauriscer wohnen.
Im Savus liegt Metubarris, die grösste aller Flussinseln.
Von Flüssen sind noch zu erwähnen: der Colapis13), wel-
cher sich bei Siscia in den Savus ergiesst und durch seine
Theilung die Insel Segestica, bildet; der Bacuntius 14) fliesst
bei der Stadt Sirmium 15) in den Savus, daselbst wohnen die
Sirmienser und Ammatiner. Von da sind es 45,000 Schritte
bis nach Taurunum 16), wo die Donau den Savus aufnimmt.
Weiter oben fliessen die ebenfalls nicht unbedeutenden
Flüsse Valdasus17) und Urpanus18) in die Donau.
29.
An Pannonien grenzt eine Provinz, welche Mösien19)
heisst und längs der Donau bis an den Pontus sich erstreckt.
Sie fängt bei dem oben erwähnten Zusammenflusse ^ an.
In ihr wohnen die Dardaner 21), Celegerer, Triballer 22),
Timacher, Mösier, Thracier und die an den Pontus gren-
zenden Scythen. Bemerkenswerthe Flüsse sind: im Ge-
biete der Dardaner der Margis23), Pingus24) undTimachus25);
vom Berge Rhodope 26) kommt der Oescus 27) und vom Ha-
naus28) der Utus29), Asamus30) und Jeterus. 31)
Die grösste Breite von Illyrien beträgt 325,000 Schritte.
Die Länge vom Flusse Arsia bis zum Drinius 530,000
Schritte. Der Drinius liegt vom Vorgebirge Acroceraunium
175,000 Schritte entfernt. M. Agrippa giebt den Gesammt-
*) Ariaviza. 2) Ozaly. 3) Mancluszebes. 4) Bellecz. 5) Kottori.
6) Vulkovar. 7) Agrara. 8) Kersko. 9) Litay. ,0) Ostercz.
") Varasdin. ,2) Bacher Gebirge. '3) Kulpa. ") Bossuth.
,5) Ruinen bei Mitrowitz. ,6) Semlin. ") Bosna. ,8) Verbasz.
,9) Servien und Bulgarien. -°) Der Donau und Sau.
-') Im südlichsten Theile von Servien.
22) Im westlichen Bulgarien. 23) Morawa. M) Ipek. 25) Timok.
26) Rhodope. 27) Isker. 28) Balkan. 29) Vid.
3°) Osme. 31) Jantra.
19
290 Drittes Buch.
umfang des Meerbusens von Italien und Illyrien zu 1,700,000
Schritten an. Darin befinden sich, wie schon früher er-
wähnt, zwei Meere, vorn beim Anfange des Busens das
jonische, und im Innern des Busens das adriatische, auch
das obere genannt.
30.
Ausser den schon genannten Inseln giebt es im au-
sonischen Meer weiter keine bemerkenswerthen mehr, im
Jonischen nur wenige; an der calabrischen Küste vor Brun-
dusium liegen einige, welche den Hafen bilden. Der apu-
lischen Küste gegenüber liegt die Insel Diomedea x), be-
rühmt durch das Denkmal des Diomedes, eine andere des-
selben Namens nennen Einige Teutria. 2)
An der Küste von Illyrien liegen über 1000 Inseln,
weil das Meer dort seicht und das Wasser in flache Betten
vertheilt ist. Zu bemerken sind: vor der Mündung des
Timavus die, deren warme Quellen mit der Fluth des Mee-
res anwachsen3); neben dem istrischen Gebiete Lissa und
Pullaria, von den Griechen auch die Absyrtiden genannt,
weil dort Absyrtus, der Bruder der Medea getödtet wurde.
Neben diesen liegen die sogenannten Electriden, auf wel-
chen Bernstein vorkommen soll, den die Griechen Electrum
nennen — ein klarer Beweis griechischer Lügenhaftigkeit,
denn Niemand hat noch ausmitteln können, welche Inseln
diess sind. Jader4) gegenüber liegt Lissa5) und einige
schon genannte; Liburnien gegenüber die crateischen 6), die
ebenso zahlreichen liburnischen und die celadussischen 7)
Inseln; Surium8) gegenüber Bavo9), die durch ihre Ziegen
berühmte Insel Brattia10); Issa11) mit römischem Bürger-
rechte und der Stadt Pharia.12) Von Issa ist Corcyra13),
') S. Domenico. 2) Pianosa.
3) Vergl. im II. B. 106. Cap.
4) Zara vecchia. 5) Uglian.
6) Dervenich, Zirona, Oratch, Krato, Kludi.
7) Kakagne, Kapri, Esat, Provichio.
8) Zuri. 9) Bua. ,0) Brazza. ") Lesina. I2) Citta vecchia.
,3) Curzola. Auch Korfu hiess früher Corcyra; siehe IV. B. 19. C.
Drittes Buch. 291
genannt Melana1), mit einer Stadt der Gnidier2), 25,000
Schritte entfernt; zwischen ihr und Illyrien liegt Melite3),
woher, nach Callimachus, die melitäischen Hündchen ihren
Namen haben; von da bis zu den drei Elaphiten4) sind
15,000 Schritte Im jonischen Meere, 12,000 Schritte von
Oricum liegt Sasonis5), bekannt als Aufenthaltsort der
Seeräuber.
!) Die schwarze. 2) Curzola. 3) Meleda.
4) Giupana, di Mezzo und Kalamata; ihren gemeinschaftlichen
Namen hatten sie von den vielen daselbst vorkommenden Hirschen
(§Xa<poi). 5) Saseno.
19*
Viertes Buch.
Von der Lage und Grösse der Länder, Meere, Städte, Häfen,
Berge, Flüsse und den Völkern, welche noch da sind
oder da waren.
1.
Der dritte Hauptbusen von Europa beginnt beim Vor-
gebirge Acroceraunium1), endigt am Hellesponte, und hat,
19 kleinere Buchten abgerechnet, eine Weite von 2,500,000
Schritten. Er begreift in sich: Epirus, Acarnanien, Aetolien,
Phöeis, Locris, Achaja, Messenien, Laconien, Argolis, Mega-
ris, Attica, Böotien; an dem andern 2) Meere liegen, ausser
^hocis und Locris, noch: Dori Phthiotis, Thessalien, Mag-
nesien, Macedonien und Thracien. Alle Fabelhaftigkeit
Griechenlands, sowie alle Künste und Wissenschaften sind
von diesem Busen zuerst ausgegangen. Wir wollen uns
daher ein wenig bei demselben aufhalten.
Epirus3) im weitem Sinne oder Epiros, fängt bei den
acroceraunischen Bergen an. Die ersten Völker darin sind
') Monti clella Chiniera.
*) Ägeischen.
3) Jetzt das von den Arnauten bewohnte Paschalik von Janina.
Früher hatte es seine eigenen Könige, unter denen Pyrrhus der be-
rühmteste war, der 278 v. Chr. Rom bekriegte. Aemilius Paullus machte
es 167 zur röm. Provinz und 1432 kam es durch Amurat II. unter
türkische Botmässiffkeit.
Viertes Buch. 293
die Chaoner1), von welchen der Name Chaonien herrührt,
dann folgen die Thesproter2) und Antigonenser3); der Ort,
wo sonst Aornos4) lag, mit seiner den Vögeln tödtlichen
Ausdünstung; die Cestriner5), Perrhäber, in deren Gebiete
der BergPindus6) liegt; die Cassiopäer7), Dryoper8), Seiler9)»
Helloper10), Molosser11), mit einem durch sein Orakel be-
rühmten Tempel des Jupiter Dodonaeus, der Berg Tomarus,
an dessen Fusse, wie Theopompus erzählt, hundert Quellen
entspringen.
Das eigentliche Epirus zieht sich nach Magnesien und
Macedonien hin. In seinem Rücken wohnen die schon oben
genannten Dassareter, ein freies Volk, und die wilden Dar-
daner. Den Dardanern zur Linken12), wohnen die Triballer
und mösischen Völkerschaften; an der vordem Seite grenzen
die Meder13) und Denselater14) daran, und an diese die
Thracier, welche bis zum Pontus hin wohnen. So sind
die hohen Berge Rhodope 15) und Hämus 16) von diesen
Völkern wie mit einem Walle umgürtet.
An der Küste von Epirus, am acroceiaunischen Gebirge,
liegt das Kastell Chimera17), unter welchem sich die Quelle
Aquae regiae18) befindet. Feiner sind zu bemerken: die
Städte Mäandria und Cestria19), der thesprotische Fluss
Thyamis20), die Colonie Buthrotum21); der sehr berühmte
') Sie bewohnten den schmalen Küstenstrich vom Vorgebirge
Chimera bis zur Meerenge, welche den nördlichen Theil ,der Insel
Corfu vom Festlande trennt.
2) Sie reichten von den Chaonem bis zum Meerbusen von Arta.
3) Im Paschalik Avlona südlich von Depedelen. 4) Aorna.
5) Am nördlichen Ufer des Kalamas.
(1) Mezzovo. 7) Um Agio Saranta. 8) Auf der Corfu gegenüber-
liegenden Küste. 9) Sulioten. 10) In Saracovizas.
") Vom nördlichen Ufer des Sees von Janina bis nach Arta.
,2) Gegen Osten. Bei solchen Bestimmungen dachten sich die
Alten stets den Blick nach Süden gerichtet.
,3) Oder Mäder, zum Unterschiede von den Medern in Asien.
,4) Wohnten, gleichwie die Meder, westlich vom Flusse Karäsu.
1S) Despoto. ,6) Balkan. 17) Kimara. ") Existirt nicht mehr.
,9) Palaeo-Kistes. 20) Kalamas. 2») Butrinto.
294 Viertes Buch.
ambracische Meerbusen *), welcher durch einen 500 Schritte
weiten Raum das Meer aufnimmt, 37,000 Schritte lang und
15,000 Schritte breit ist. In ihn ergiesst sich der Fluss
Acheron 2), der 36,000 Schritte von seiner Mündung entfernt,
aus dem See Acherusia 3) in Thesprotien kommt, und den
Griechen, welche alles, was ihnen angehört, bewundern,
wegen seiner 1000 Fuss langen Brücke merkwürdig er-
scheint. In dem Busen selbst liegt die Stadt Ambracia. 4)
Im Lande der Molosser findet man die Flüsse Aphas 5) und
Arathus 6), die Gemeinde Anactoria 7) und die Stelle, wo
ehedem Pandosia 8) stand.
2.
In Acarnanien, das früher Curetis hiess, liegen die
Städte Heraclia 9), Echinus 10), an der Küste August's
Colonie Actium11) mit dem berühmten Tempel des Apollo
und der freien Gemeinde Nicopolis.12) Wenn man aus dem
ambracischen Busen ins jonische Meer fährt, so gelangt
man zur leukadischen Küste und an das Vorgebirge Leu-
kates.13) Dann folgt der Busen und die Halbinsel Leu-
cadia14), früher Neritis genannt. Die Einwohner trennten
sie vom Festlande, allein der Wind trieb so viel Sand zu-
sammen, dass sie wieder damit vereinigt wurde; die Stelle
wo diess geschah, heisst Dioryctos15), und ist 3 Stadien
lang. Auf dieser Halbinsel liegt die Stadt Leucas16), einst
Neritum genannt, die übrigen acarnanischen Städte sind:
Alyzea17), Stratos18), Argos19), mit dem Beinamen Aniphi-
lochicum. Der Fluss Achelous20), kommt vom Pindus, schei-
!) Golf von Arta. 2) Fauar. 3) Janina. *) Arta. 5) Lurkha.
«) Arta. 7) Vunidscha. 8) Ruinen bei Turko-Palaki. 9) Lutraki.
w) Kokino Vuni.
n) Hier wurde 30 v. Chr. die berühmte Seeschlacht zwischen Au-
gustus und Antonius geliefert.
Vi) Prevesa. ,3) Capo Ducato. M) Die Insel St. Maura. ,5) Durch-
stich. w) Trümmer davon findet man noch bei dem Flecken Ama-
xihi. ") Candili. ,8) Ruinen bei Lepenon. 19) Vlicha. w) Aspro
Potamo.
Viertes Buch. 295
det Acarnanien von Aetolien, und verbindet die Insel Ar-
temita x) durch beständiges Anschwemmen von Erde mit
dem festen Lande.
3.
Die ätolischen 2) Völker sind: die Athamonier, Tym-
pbäer, Ephyrer, Aenienser, Perrhäber, Doloper, Maracer
und Atracer, aus deren Lande der ins jonische Meer sich
ergiessende Fluss Atrax 3) kommt. Die ätolische Stadt
Calydon 4) ist 7500 Schritte vom Meere entfernt und
liegt am Flusse Evenus. 5) Dann folgt Macynia 6), Moly-
cria und dahinter der Berg Chalcis 7) und Taphiassus. 8)
An der Küste liegt das Vorgebirge Antirrhium, da wo der
corinthische Meerbusen in einer Breite von weniger als
1000 Schritten ausmündet, und Aetolien vom Peloponnes
trennt. Das gegenüberliegende Vorgebirge heisst Rhion 9).
Am corinthischen Meerbusen10) liegen die ätolischen Städte
Naupactum11) und Pylene12) und mitten im Lande Pleuron
und Halicyrna.13) Bemerkens werthe Berge sind: in Dodona
der Tomarus, in Ambracia der Crania14), in Acarnanien
der Aracynthus15), in Aetolien der Acanthon16), Panätolium17)
und Macynium.18)
') Existirt jetzt nicht mehr.
2) Diese waren meistens nicht griechischen Ursprungs. Sie bil-
deten einen Bund; ihre Abgeordneten versammelten sich alljährlich
zu Thernum. Uebrigens waren sie treulos und räuberisch.
3) Janninah? dieser ergiesst sich aber nicht unmittelbar ins jonische
Meer, sondern bei der Stadt Janninah (sonst Atrax) in den Peneus.
*) Ruinen beim Doife Mauromati.
5) Früher Lycormas genannt; jetzt Fidaris. 6) Am Berge Vara-
sova. 7) Clocovo. 8) Varasova.
9) Diese beiden Vorgebirge sind jetzt mit festen Schlössern ver-
sehen, welche die Dardanellen von Lepanto, oder Rumeli Kavak und
Morah Kavak heissen.
,0) Meerbusen von Lepanto. ") Lepanto. 12) Kukio Kastro.
,3) Kavuro Limni. ") Gribovo.
15) Dieser Name findet sich in vielen Gegenden, da die Alten
durch dieses Wort überhaupt einen Berg bezeichneten.
") Dsjumarka. ") Kuduni. ,8) Rhigani.
296 Viertes Buch.
4.
Zunächst den Aetoliern wohnen die Locrer, x) welche
den Beinamen Ozoler führen, und frei von Abgaben sind.
Darin: die Stadt Oeanthe 2), der Hafen des Apollo Phä-
stius 3) , der crissäische Busen. 4) Im Innern liegen die
Städte Argyna, Eupalia, Phästum, Calamissus. Weiterhin
folgen: das zu Phocis gehörige cirrhäische Gebiet, die
Stadt Cirrha 5), der Hafen Chaläon 6), und von diesem 7000
Schritte landeinwärts die Stadt Delphi 7) am Fusse des
Berges Parnassus, mit dem weltberühmten Orakel des
Apollo. Die castalische Quelle, der bei Delphi vorbeiflies-
sende Cephissus 8), welcher bei der ehemaligen Stadt Li-
läa seinen Ursprung nimmt. Ferner: die Stadt Crissa 9),
die Bulenser 10), Anticyra11), Naulochum12), Pyrrha, das steuer-
freie Amphissa, Tithrone13), Tritea14), Ambrysus15), das dry-
mäische Gebiet, welches Daulis16) genannt wird. Ganz am
Ende des Meerbusens wird eine Spitze Böotiens vom Meere
bespült, worauf sich die Städte Siphä17) und Theben18) be-
finden; letztere heisst auch das corsische Theben, beide
liegen aber in der Nähe des Helicon.19) Die dritte Stadt
in Böotien von diesem Meere an ist Pagä20); von wo aus
der Nacken des Peloponnes hervorspringt.
5.
Der Peloponnes21), früher Apia, auch Pelasgia, ge-
nannt, bildet eine Halbinsel, die keinem Lande der Erde
an Berühmtheit nachsteht. Er liegt zwischen zwei Meeren,
dem ägeischen und jonischen, gleicht wegen der eckigen
Buchten einem Platanenblatte, und misst, nach Isidorus,
') Die Locrer, ein altes griechisches Volk, theilten sich in 3 Haupt-
stämme, in die epicnemidischen, opuntischen nnd ozolischen Locrer.
2) Galaxidi. 3) Golf von Janaki. 4) Golf von Salona. 5) Salona.
6) Anemokampi. 7) Kastri. 8) Mauropotamo.
9) Salona, das ebengenannte Cirrha, war eigentlich bloss der Ha-
fen von Crissa (Krisso).
,0) Beim Kloster Dobo. ") Aspro Spiti. >*) Agio Sideri. ,3) Mul-
chi. u) Turcochori. 15) Distomo. ,6) Daulia. n) Bathy. ,s) Agiani.
19) Palaeovuni. 20) Psato. 21) Morea.
Viertes Buch. 297
563,000 Schritte im Umfange. Rechnet man aber alle Buch-
ten hinzu, so kommt fast noch einmal soviel heraus. Die
Landenge, wo er ausgeht, beisst der Isthmus. An dieser
Stelle verschlangen die beiden genannten, aus verschiedenen
Richtungen, von Norden und Osten einbrechenden Meere
seine ganze Breite, bis durch den entgegengesetzten Andrang
so grosser Wassermassen beide Seiten auf einen Zwischen-
raum von 5000 Schritten ausgespült waren, so dass Hellas
mit dem Peloponnes wie durch einen schmalen Hals zu-
sammenhängt. Der eine Busen heisst der corinthische, der
andere der saronische *); auf der einen Seite ist Lecheä 2),
auf der andern Cenchreä 3) die Grenze der Landenge. Die
Schiffe, welche wegen ihrer Grösse nicht auf Wägen hin-
übergeschafft werden können, haben von einem Orte zum
andern einen langen und gefährlichen Umweg zu machen.
Deshalb versuchten der König Demetrius 4), der Dictator
Cäsar 3), der Kaiser Cajus 6), und Domitius Nero 7) auf
der Landenge einen schiffbaren Kanal anzulegen, doch
brachte diess Unternehmen (wie das Ende Aller bewies)
kein Glück. 8)
Mitten auf diesem Isthmus liegt die auf einen Hügel
gebauete Colonie Corinth 9), früher Ephyra genannt, 60
Stadien von jedem der beiden Ufer entfernt. Von ihrer
hochgelegenen Burg Acrocorinth, in welcher die Quelle Pi-
rene entspringt, kann man beide Meere sehen. Der Seeweg
von Leucas10) bis Paträ11) am corinthischen Meerbusen be-
trägt 88,000 Schritte. Paträ ist eine an dem äussersten
Vorgebirge des Peloponnes angelegte Colonie, Aetolien und
') Meerbusen von Engia. 2) Lecheo. 3) Kenkri. 4) Demetrius
Polyorcetes. 5) Vergl. Suetons Jul. Cäsar Cap. 44. 6) Vergl.
Suetons Caligula. Cap. 21. 7) Vergl. Suetons Nero Cap. 10.
8) Sie starben nämlich keines guten Todes.
9) Sie wurde 146 v. Chr. G. durch den Consul Mummius erobert
und verbrannt, von Cäsar aber wieder aufgebauet, und sie hatte an
jedem der zwei Meere einen Hafen, Lecheä und Cenchreä.
10) Auf der Insel Santa Maura. n) Patras.
298 Viertes Buch.
dem Flusse Evenus gegenüber; der Raum dazwischen ist,
wie schon bemerkt, nicht ganz 1000 Schritte breit, die Länge
des corinthischen Meerbusens aber von hier bis zum Isthmus
beträgt 85000 Schritte.
6.
Die Provinz Achaja *) nimmt beim Isthmus ihren An-
fang; früher hiess sie, wegen der an der Küste in einer
Reihe liegenden Städte, Aegialos. 2) Die erste Stadt ist
das bereits genannte Lecheä, ein Hafen der Corinther; dann
folgt Olyros 3), ein Castell der Pellenäer; die Städte Heii-
ce; Bura 4), wohin die Bewohner flohen, als die erstere
untergegangen war 5), ferner Sicyon 6), Aegira 7), Aegion 8),
Erineos. 9) Im Innern liegen Cleonä10), Hysiä11); der Hafen
Panhormus12) und das schon angezeigte Rhium. Von letzte-
rem Vorgebirge liegt Paträ 5000 Schritte entfernt; die Ruinen
von Pherä.13). In Achaja ist unter 9 Bergen der Scioessa
der bekannteste; die Quelle Cymothoe. Hinter Paträ die
Stadt Olenum, die Colonie Dyme, die Stellen, wo Bupra-
sium14) und Hyrmine15) standen, das Vorgebirge Araxum16),
der Busen von Cyllene17), das Vorgebirge Chelonates18),
von wo aus man nach Cyllene 5000 Schritte hat; das
Schloss Phlius. Dieser Bezirk ist von Homer19) Aräthyrea,
später aber Asopis genannt worden.
Darauf folgt das Land der Elier, welche früher Epeer
') Die nördlichste Landschaft des Peloponnes am corinthischen
Meerbusen. Sie war in 12 Districte getheilt, deren jeder eine beson-
dere Stadt hatte. Nach der Unterjochung Griechenlands durch die
Römer erhielt der Name Achaja einen viel weitern Sinn, denn die
Römer theilten ganz Griechenland in 2 Provinzen, Macedonien und
Achaja, welches letztere den ganzen Peloponnes und Hellas umfasste.
2) Küstenland. 3) Ulogoca. 4) Perritza.
5) Durch ein Erdbeben 373 v. Chr.
e) Basilico. 7) Paläo-Castron.
8) Vostiza. 9) Artotina. 10) Klenje. ll) Bromo-Limni. ,2) Teket.
,a) Bei Kato-Achaja. 14) Am Flusse Verga.
,D) Beim Cap Clarentza.
,a) Cap Papas. ") Cap Clarenza.
18) Cap Tornesa. «») lliade IL 78.
Viertes Buch. 299
hiessen; Elis *) selbst liegt mitten im Lande, und von Pylus
12,000 Schritte nach dem Innern zu befindet sich das Hei-
ligthum des olympischen Jupiters, nach dessen berühmten
Spielen die griechische Zeitrechnung bestimmt wurde. 2)
Ferner: Die ehemalige Stadt der Pisäer, am Flusse Alpheus. 3)
An der Küste aber liegt das Vorgebirge Ichthys. 4) Der
Alpheus wird 6000 Schritte aufwärts bei den Städten Aulon5)
und Leprion 6) schiffbar. Weiterhin kommt das Vorgebirge
Platanodes. 7) Alle diese Orte liegen gegen Abend.
7.
Gegen Mittag aber liegt der cyparissische Meerbusen8)
mit der Stadt Cyparissu 9); sein Umfang beträgt 72,000
Schritte. Fernere Städte sind Pylos10), Methone11); die
Stelle, wo Helos stand, das Vorgebirge Acritas12), der von
der Stadt Asine13) benannte asinäische14), und von der Stadt
Corone15) benannte covonäische16) Meerbusen. Das Vorge-
birge Tänarum17) bildet die Grenze. Das alles gehört zu
der Landschaft Messenien, in welcher 18 Berge liegen.
Ferner der Fluss Pamisus18). Im Innern liegen: Messene19),
') Palaeopoli.
*) Die Zeit der ersten Einführung dieser Spiele verliert sich ins
graue Alterthum. Sie wurden mehre Male unterbrochen und zuletzt
von Iphitus, dem König von Elis, im Jahre 776 v. Ghr. G. wieder her-
gestellt, von welchem Jahre auch die bekannte Zeitrechnung ihren
Anfang nimmt. Sie wurden alle 4 Jahre, oder bestimmter, stets im
zweiten Monate des fünften Jahres, also abwechselnd nach 49 und
51 Monaten gefeiert. Ueber das endliche Erlöschen derselben findet
sich keine genaue Nachweisung, jedoch dauerten sie in den ersten
Jahrhunderten nach Chr. noch fort.
3) Ryfo. 4) Catacolo. 5) Avlon.
u) Ruinen beim Städtchen Strobitza. 7) Konello.
8) Busen von Arcadia.
9) Arcadia. ,0) Alt Navarino. ll) Modon.
'-) Gallo — Ein anderes Vorgebirge Acritas lag in Bithynien am
Propontis. 13) Jaratcha.
") Golf von Modon. ,5) Koron.
16) Busen von Koron.
") Cap Matapan. ,8) Pimazza. ,9) Mauromatia.
300 Viertes Buch.
Ithome *), Oechalia, Arene 2), Pteleon, Thryon, Dorion 3),
Zancle, die zu verschiedenen Zeiten berühmt waren. Der
Umfang dieses Busens 4) beträgt 80,000, die Ueberfahrt
aber 30,000 Schritte.
8.
Bei Tänarum beginnt das Gebiet der Laconier 5),
eines freien Volkes; der daselbst befindliche Meerbusen 6)
hat 106,000 Schritte im Umfange und 38,000 Schritte im
Durchmesser. Die Städte heissen: Tänarum 7), Amyclä 8),
Pherä 9), Leuctra10), im Innern des Landes Sparta11), The-
ramne; die Stellen, wo Cardamyle, Pithane und Anthane
lagen, die Ruinen von Thyrea und Gerania; der Berg Tay-
getus12); der Fluss Eurotas13), der Busen Egilodes14), die
Stadt Psammathus15); der nach der Stadt Gytheum16) be-
nannte gytheische Busen, von wo aus die sicherste Ueber-
fahrt nach der Insel Creta17) ist. Diese ganze Gegend
wird von dem Vorgebirge Malea18) eingeschlossen.
9.
Der nun folgende Meerbusen bis zum scylläischen Vor-
gebirge19) hin heisst der argolische, dessen Breite 50,000,
dessen Umfang aber 162,000 Schritte beträgt. Städte da-
') Burkano.
2) Es gab zwei Städte dieses Namens im Peloponnes. Diese
war die Residenz der alten mythischen Könige von Messene und
heisst jetzt Sareni, die andere lag in Triphylia.
3) Lag nach Homer und Pausanias in Argolis nördlich von Elec-
tra. '') Von Koron.
5) Wahrscheinlich sind die jetzigen Mainoten die Abkömmlinge
der alten Lacedämonier.
6) Bai von Kolokythia. 7) Maina.
8) Sklavochorion. 9) Chidri.
,0) Istechia. Ist wohl zu unterscheiden von Leuctra in Böotien,
wo die Spartaner von Epaminondas geschlagen wurden.
H) Paläochori, in der Gegend von Misita.
,2) Pentadactylon. ,3) Basilipotamo.
M) Pulithra. ,B) Porto delle Quaglie.
,6) Kolochina. 17) Candia. 18) Spathi. »») Capo Scyllo.
Viertes Buch. 301
rin sind: Böa 1), Epidaurus 2) mit dem Beinamen Limera,
Zarax3), der Hafen Cyphanta. 4) Flüsse: der Inachus 5)
und Erasinus6), zwischen denen Argos mit dem Beinamen
Hippium 7), oberhalb der Ruinen von Lerne, 2000 Schritte vom
Meere entfernt liegt; 9000 Schritte weiter liegt Mycenä8);
dann die Gegend, wo Tiryetha gelegen haben soll, und das
ehemalige Mantinea.9) Berge: der Artemius 10), Apesantes,
Asterion, Parparus und 11 andere. Quellen: Niobe, Amy-
mone und Psamathe. Vom Vorgebirge Scylläum bis zum
Isthmus beträgt die Entfernung 177,000 Schritte. Hier die
Städte: Hermione11), Trözen12), Coryphasium13), und das
bald Inachium, bald Dipsium genannte Argos. u) Der Ha-
fen Schönitas15), der saronische Busen16), der einst mit einem
Eichenwalde umgeben war, und daher seinen Namen hat,
denn so17) hiess im alten Griechenland die Eiche. An demsel-
ben liegt die Stadt Epidaurus18) mit einem berühmten Tempel
des Aesculap; das Vorgebirge Spiräum19), der Hafen An-
thedus und Bucephalus, endlich das obengenannte Cenchreä,
die andere Hälfte des Isthmus mit dem durch die fünfjäh-
rigen Spiele20) berühmten Tempel des Neptun. So viele
Busen bildet die Küste des Peloponnes, so viele Meere be-
spülen dieselbe; denn von Norden her stürmt das jonische
Meer an, von Westen das sicilische, von Süden das cretische,
von Nordosten das ägeische, und von Südosten her das
myrthoische, welches am megarischen Meerbusen beginnt
und ganz Attica umgiebt.
*) Paleo Castron. 2) Paleo Malvasia.
3) Porto Kari. 4) Stilo. 5) Planitza.
6) Kephalari. 7) Argos oder Arpi.
*) Karia. 9) Goridsja.
,0) Megavuni. ») Kastri. 12) Terfidsje. ,3) Karvathi.
M) Siehe ohen, der vorbeiflies sende Inachus trocknete im Som-
mer ein. 15) Porto Estremo. 16) Golf von Egina.
") ouQOiviq. ,8) Pidavri.
,9) Capo Franco.
'•*>) Nach Pindar wurden diese Spiele allemal zu Anfang des
dritten Jahres gefeiert.
302 Viertes Buch
10.
Arcadien nimmt hauptsächlich den mittleren Theil
des Peloponnes ein, und wird daher auf keiner Seite vom
Meere berührt; anfänglich hiess dasselbe Drymodes, nach-
her aber Pelasgis. Städte in demselben sind: Psophis *),
Mantinea 2), Stymphalum 3), Tegea, Antigonea 4), Orchome-
num5), Pheneum 6), Palantium 7), von welcher Stadt das
Palatium in Rom seinen Namen hat8), Megalopolis 9),
Gortyna10), Bucolium11), Carnion, Parrhasie12), Thelpusa13),
Melänä14), Heräa15) Pyle, Pallene, Agrä, Epium, Cyrätha 6),
das arcadische Lepreon, Partheniam, Alea17), Methydrium18),
Enispe, Macistum, Lampe, Clitorium19), Cleonä20); zwischen
letztern beiden Städten liegt die nemeische21) oder bembi-
nadische Gegend. Berge in Arcadien sind der Pholoe22),
mit einer Stadt gleichen Namens, ferner der Cyllene23),
Lycäus 24) mit einem Tempel des Jupiter Lycäus, der
Mänalus, Artemisius25), Parthenius26), Lampeus27), Nouacris28)
und ausserdem noch acht minder wichtige. Flüsse sind:
der Ladon29), der aus den Sümpfen um Pheneum30), und
der Erymanthus31), welcher aus dem Berge32) gleichen Na-
mens entspringt; beide ergiessen sich in den Alpheus33)
Die noch übrigen Gemeinden in Achaja sind folgende:
die Aliphiräer34), Abeater35), Pyrgenser36j, Paroreater37);
*) Jakovo. 2) Goridsja. 3) Sarke.
4) Ruinen dieser beiden Städte bei Tripolizza. 5) Kalpaki.
6) Phonje. 7) Thana.
8) Evander soll nämlich aus Palantium herstammen, weshalb die
alte Stadt, die er auf dem palatinischen Berge (wo später Rom ge-
gründet wurde) anlegte, Palatium genannt worden sei.
9) Sinano. ,0) Kartine. »*) Trupiais. 12) Firina. ,3) Telfusa.
,4) Rhavli. 15) Iri. *6) Kerpeni. ") Lavea. ,8) Methaga.
>9) Gardiki. 20) Klenje.
21) Ebene um Tristena. Herkules erwürgte hier den nemeischen
Löwen; alle drei Jahre im Herbste wurden daselbst die nemeischen
Spiele gefeiert.
22) Vodi. 23) Chelmos. 24) Tetragi. 25) Gymnovuni.
26) Megavuni. 27) Zambi. 28) Bei Naukria. 29) Landona.
») Phonje. 3I) Azikol. 32) Xiria. 33) Karbon. 34) Palatia.
36) Zarnata. 36) Bei Derwisch-Aga. 37) Pararia.
Viertes Buch. 303
Parageniter, Tortuner, Typaneer, Thriusier, Trilienser.
Domitius Nero schenkte ganz Achaja die Freiheit. Die
Breite des ganzen Peloponnes vom Vorgebirge Malea bis
zur Stadt Aegium am corinthischen Meerbusen beträgt
190,000 Schritte; allein quer hindurch von Elis nach Epi-
daurus 125,000, und von Olympia nach Argos durch Arca-
dien 68,000 Schritte. Von eben diesem Orte bis nach
Phlius haben wir die Entfernung schon angegeben. r) Auf
der ganzen Halbinsel erheben sich 76 Berge, und hierdurch
ersetzt die Natur gleichsam dasjenige wieder, was durch
das Meer entrissen wurde.
11.
An der Landenge des Isthmus fängt Hellas 2) an, was
die Römer Gräcia nennen. Das erste Gebiet darin ist
Attica, vormals Acte genannt. Es hängt mit dem Isthmus
durch einen Landstrich zusammen, welcher von der Pagä 3)
gegenüber liegenden Colonie Megara, Megaris genannt wird.
Diese beiden Städte liegen da, wo der Peloponnes ausgeht,
zu beiden Seiten gleichsam auf den Schultern von Hellas.
Die Pagäer und die Aegosthenienser 4) gehören noch zu
den Megarensern. An der Küste aber liegt der Hafen
Schönus. 5) Städte sind: Sidus 6) Cremmyon 7), die 6000
Schritte langen scironischen 8) Felsen, Gerania 9), Megara
und Eleusis.10) Früher lagen hier Oenoa11) und Probalin-
thos12), jetzt aber sind sie vom Isthmus 55,000 Schritte
entfernt; die Häfen Piräus und Phalera, welche durch eine
5000 Schritte lange Mauer mit Athen verbunden sind. Diese
Stadt ist frei, und bedarf keiner Lobrede, so gross ist ihr
Ruhm. Quellen in Attica sind: Cephissia, Larine, Callirrhoe,
Enneacrunos. Berge: der Brilessus, Aegialeus, Icarius, Hy-
mettus, Lycabettus; die Ruinen von Ilisos. 45,000 Schritte
vom Piräus liegt das Vorgebirge Sunium13) und Thoricos.14)
«) Im 6. Cap. 2) Livadien. 3) Psato. *) S. Basilio.
5) Porto Cocosi. 6) Kassidi. T) Kenella. 8) Derveni Bouno.
9) Porto Germano. I0) Lefsina. ") Bei Oenoe.
,2) Bei Vasileopyrgos. l3) Colonna. I4) Mandri.
304 Viertes Buch.
Potamos *), Steria 2) und Beauron 3) waren vormals Städte.
Der Flecken Rhamnus4), die Ruinen von Marathon5), die
thriasische Ebene 6), die Stadt Melita und Oropus 7) an der
Grenze von Böotien.
12.
In Böotien8) liegen Anthedon9), Onchestos 10), die freie
Stadt Thespiä u), Lebadea 12), und das Athen an Ruhm nicht
nachstehende böotische Theben 13), angeblich die Vaterstadt
zweier Götter, des Bacchus und Herkules. Auch die Musen
sollen in einem Haine des Helicon geboren sein. Zu The-
ben rechnet man noch das Waldgebirge Cithäron 14) und den
Fluss Ismenus. Ausserdem hat Böotien folgende Quellen:
Oedipodia, Psamathe, Dirce, Epicrane, Arethusa, Hippocrene,
Aganippe, Gargaphia. Ausser den schon genannten Bergen
sind noch zu erwähnen: der Mycalessus, Hadylius und Acon-
tius. Die übrigen Städte zwischen Megara und Theben
sind: Eleutherä 15), Haliartus 16), Platää17), Pherä18), Asple-
don19), Hyle20), Thisbe21), Erythrä, Glissas, Copä; Larym-
na22) und Anchoa23) am Flusse Cephissus24); Medeon, Phly-
gone25), Acräphia26), Coronea27), Chäronea.28) An der Küste
aber, unterhalb Theben, liegen: Ocolee, Heieon29), Scolos30),
Schönos, Peteon, Hyrie, Mycalessus, Iresion, Pteleon, Oly-
') Porto de Rafti. -) Siteri. 3) Braona.
4) Taurocastro oder Abriocastro.
5) Hier schlug Miltiades die Perser, 490 y. Chr.
6) Zwischen Athen und Eleusis. 7) Ropo.
8) Stramaüpa. 9) Luchisi.
w) Ruinen von San Topoglia (Copais).
") Ruinen bei Rirnacastro. ,2) Livadia. ,3) Thiva. ") Elatea.
,5) Contura. 16) Ruinen bei Maci.
") Kokla. Hier wurde Mardonius, der Feldherr des Xerxes, von
Pausanias 479 v. Chi\ geschlagen.
,8) Bei Skimitari. 19) Bei Scripu. 20) Bei Senjena. 2l) Cacosi.
22) Lamas. M) Putzomadi. 24) Mauronero. 25) Bei Dadi.
26) Kartitza. ^ Korunies.
28) Capourna. Hier siegte Philipp von Macedonien über die
Griechen, 333 v. Chr.
2i>) Ela. *») Sialesi.
Viertes Buch. 305
ros, Tanagra *), deren Bewohner frei sind, und am Eingange
der Bai Euripus2), welche durch die vorliegende Insel
Euböa 3) entsteht, das durch seinen geräumigen Hafen
berühmte Aulis. 4) Die Böotier hiessen in alten Zeiten
Hyanter.
Nun folgen die epicnemidischen Locrer5), welche früher
Leleger hiessen; durch ihr Gebiet ergiesst sich der Cephis-
sus ins Meer. Städte sind: Opus6), woher der opuntische
Meerbusen seinen Namen hat, Cynos. 7) An der Küste von
Phocis liegt die einzige Stadt Daphnus.8) Im Innern von
Locris liegt Elatea9), und am Ufer des Cephissus (wie be-
reits gesagt wurde)10) Liläa; gegen Delphi hin: Cnemis und
Hyampolis. n) Wiederum an der locrischen Küste Larym-
na 12) und Thronium 13) bei welcher der Fluss Boagrius sich
ins Meer ergiesst. Die Städte Narycion u), Alope, Scarphia.
Dann folgt der von den Einwohnern sogenannte maliacische15)
Meerbusen, an welchem die Städte Halcyone, Econia und
Phalara liegen.
13.
Hierauf folgt Doris mit den Städten Spanthos, Eri-
neon 16), Bojon 1T), Pindus und Cytinum. Hinter Doris liegt
der Berg Oeta. u)
14.
An Doris grenzt Aemonien, welches seinen Namen oft
geändert hat, denn es hiess Argos pelasgicum, Hellas,
Thessalien und Drypis, und zwar immer nach seinen Kö-
nigen. Ein eingeborner König dieses Landes hiess Gräcus;
') Skimitari. 2) Euripo. 3) Negroponte.
4) In diesem Hafen versammelte Agamemnon die Flotte der
Griechen zum Zuge nach Troja. Der Hafen heisst jetzt Bathy. Von
Aulis existirt keine Spur mehr.
5) So genannt, weil sie am Berge Cnemis (Talento) wohnten.
6) Talante. 7) Ruinen beim Dorfe Livanitis.
8) Ruinen bei Neschorio. 9) Levta. ,0) Im 4. Cap. ") Bogdana.
,2) Das untere nämUch; Ruinen bei Putzomadi.
13) Chilikous. M) Ruinen bei Tornitza. 15j Golf Isdin.
16) Erinei. 17) Bralo. ,8) Kumayta.
20
306 Viertes Buch.
von ihm erhielt Griechenland seinen Namen; vom Hellen
bekamen die Griechen den Namen Hellenen. Homer1) be-
zeichnet eben diese Völker mit drei Namen, Myrmidonen,
Hellenen und Achäer.
Von ihnen heissen diejenigen, welche an Doris gren-
zen, Phthioten. Ihre Städte sind: Echinus2) am Ausflüsse
des Flusses Sperchius3), der Engpass von Thermopylä 4),
von dem das 4000 Schritte davon gelegene Heraclea5) den
Namen Trachys6) führt. Daselbst befindet sich auch der
Berg Callidranus 7); berühmte Städte sind: Hellas, Halos,
Lamia. 8), Phthia, Arne.
15.
In Thessalien aber liegen: Orchomenus 9), früher Mi-
nyeus genannt, die Stadt Almon oder Salmon, Atrax 10), Pe-
linna11); die Quelle Hyperia; die Städte: Pherä13), hinter
welcher sich der Pieria13) bis nach Macedonien hinzieht,
Larissa14), Gomphi15), das thessalische Theben, der Wald
Pteleon, der pagasische Meerbusen. 16) Die Stadt Pagasa 17),
welche nachher Demetrias genannt wurde/ Tricca18), die
pharsalischen Gefilde mit einer freien Stadt 19), Crannon,
Iletia. Berge in Phthiotis sind: der Nymphäus, ehedem
sehenswerth wegen seiner natürlichen Gartenanlagen. Der
Buzygäus, Donacesa, Bromius, Daphusa, Chimerion, Atha-
') Iliade II. 191. -) Echina. 3) Ellada.
') Pass Elafu; bekannt durch die heldenmüthige Verteidigung
der 300 Spartaner unter Leonidas gegen Xerxes. — Der Pass wird
gebildet durch die Felsenwand des Öta und den malischen Meerbusen.
5) Ruinen am Asopo. 6) Von tqu^vq rauh, unwegsam.
■>) Ein Theil des Öta. 8) Zeitun. 9) Scripu. ,0) Zarko.
»») Balaklen. ,2) Velsin.
13) Ein Seitenast des Lacha, der sich bis an den Golf von Volo
herabzieht.
14) Larisse bei den Neu-Griechen, Jenischehr bei den Türken.
,:') Klinovo.
16) Golf von Volo, wo sich die Argonauten einschifften.
") Volo. ,8) Tricala.
19) Pale Farselus. Hier wurde 45 v. Chr. Pompejus von Cäsar
geschlagen.
Viertes Buch. 307
raas, Stephane. In Thessalien giebt es überhaupt 34 Berge,
von denen die merkwürdigsten sind: der Cercetii x), Olym-
pus 2), Pierus, Ossa. 3) Diesem gegenüber liegen der Pin-
dus 4) und Othrys5), die Wohnsitze der Lapithen; diese
Berge liegen gegen Abend. Gegen Morgen der Pelios6);
alle aber bilden einen theaterförmigen Bogen, in welchem
sich 75 Städte befinden. Flüsse Thessaliens sind: der Api-
danus 7), Phönix, Epineus 8), Onochonus 9), Pamisus; die
Quelle Messa'is; der See Böbr'is. 10) Am berühmtesten aber
ist der Peneus11), welcher in der Nähe von Gomphi ent-
springt, zwischen dem Ossa und Olympus in einem wal-
digen Thale von 500 Stadien hinabfliesst, und von der
Hälfte dieser Strecke an schiffbar ist. Ein Theil dieses
Thaies, welcher Tempe 12) heisst, ist 5000 Schritte lang
und beinahe anderthalb Joch Landes breit; links und rechts
erheben sich, soweit das menschliche Auge reicht, sanfte
Bergrücken. Mitten hindurch zieht sich der wegen seines
grünen Sandes ins grünlich spielende Peneus, seine Ufer
sind mit dem schönsten Grase bedeckt und vom Gesänge der
Vögel erfüllt. Er nimmt den Orcos auf, vereinigt sich aber
nicht mit ihm, sondern stösst ihn, nachdem er ihn (wie
Homer sagt) 13) gleich wie aufschwimmendes Oel eine kurze
Strecke getragen, wieder von sich, und verschmähet es,
seine silbernen Wogen mit einem verdammten, von Ver-
wünschungen erzeugten Wasser14) zu vermischen.
16.
An Thessalien grenzt Magnesien15), mit der Quelle
Libethra. 16) Städte darin sind: Jolcus17), Hormenium 18),
Pyrrha19), Methone20), Olizoa21); das Vorgebirge Sepias22):
^) Ein Zweig des Pindus. -) Lacha. 3) Kissavo, 4) Mezzovo.
5) Veloutzi. 6) Petras. 7) Epideno. 8j Vlachojanni. 9) Rejani.
10) Carlas. ") Salambria. 12) Bogazo. ,3) llliade II. 262.
") Die. Götter pflegten nämlich beim Orcos zu schwören.
*6) Die jetzigen Landschaften Zagora und Macrinizza.
16) Bei Goritza. 17) Goritza. t8) Milias. ,9) Korakai Pyrgo*.
20) Neochori. 21) Kortos bei Argalasti. 22) Giorgio.
20*
308 Viertes Buch.
die Städte Castfeanäa *), Sphalatra 2); das Vorgebirge Aean-
tium3); die Städte Meliböa4), Rhizus 5), Erymnä6); die
Mündung des Peneus 7); die Städte Homolion, Orthe, Thes-
piä, Pbalanna 8), Tbaumacia 9), Gyrton 10), Cranon n), Acharne,
Dotion, Melitäa, Phylace, Potniae. Die Länge von Epirus,
Achaja, Attica und Thessalien in einer Richtung soll
480,000 und die Breite 287,000 Schritte betragen.
17.
Hierauf folgt Macedonien mit 150 Völkerschaften, be-
rühmt durch zwei Könige 12) und seine ehemalige Weltherr-
schaft; vormals hiess es Emathia. Es zieht sich hinter
Magnesien und Thessalien westlich bis zu den epirotischen
Völkern hin, und wird von den Dardanern oft beunruhigt.
Päonien und Pelagonien schützen den nördlichen Theil
gegen die Triballer. Städte: Aegiä, wo man die Könige
begräbt, Beröa13), und in dem Gebiete, welches von einem
Walde den Namen Pieria führt, Aeginium. 14) An der Küste
liegt Heraclea 15) und der Fluss Apilas. 16) Die Städte Pyd-
na 17j, Aloros, der Fluss Aliacmon. 18) Im Innern des Lan-
des wohnen die Aloriter, Valläer, Phylacäer, Cyrrhester11')
Tyrissäer. Die Colonie Pella20); die Stadt Stobi 21) mit
römischem Bürgerrechte. Dann folgt Antigonea22), Euro-
*) Bei Tzankarada. -) Hagia Eutimia. 3) Monastir.
A) Bei Mintzeles. 5) Bei Pesi-Dendra. fi) Bei Conomio.
7) In den thermaischen Busen. 8) Baba. •') Taimak.
10) Kirsali. ") Crania.
,2) Philipp und Alexander der (.{rosse.
13) Wurde nach ihrer Zerstörung von der Kaiserin Irene wieder
autgebaut und. erhielt den Namen Irenopolis. Jetzt Beria.
,4) Ainovo. ,5) Monastir. ,r>) Sphetili.
17) Chitro oder Kitro. In der Nähe dieser Stadt wurde der letzte
König von Macedonien, Perses, von Aemilius Paullus 168 v. Chr. ge-
schlagen.
18) Indsche-Karasu. ,9) Kastranitza.
-°) Palatitza. Sie war der Geburtsort Alexanders und die Residenz
seiner Nachfolger bis auf Perses.
-') Istib. --) Nigothenio.
Viertes Buch. 309
pus *) am Flusse Axius 2) und noch eine Stadt gleichen
Namens 3), durch welche der Rhödias fliesst. Eordeä 4),
Scydra 5), Mieza, Gordyniä. An der Küste: Ichnä, der Fluss
Axius. An dieser Grenze von Macedonien wohnen die Dar-
daner, Trerer und Pierer. Am Flusse Axius wohnen die päo-
nischen Völker 6), als: die Paroräer, Eordenser, Almopier,
Pelagoner, Mygdoner. Berge sind: der Rhodope 7): Scopius
und Orbelus. 8) In der davor liegenden Ebene wohnen die
Arethusier, Antiochienser, Idomenenser 9), Doberer10), Ae-
sträenser11), Allantenser, Audaristenser, Moryller, Garescer,
Lyncester, Othryoneer, die freien Amantiner12) und Orester;
die bullidensische13) und diensische14) Colonie; die Xylopo-
liter, die freien Scotussäer, Heraclea Sintica15), die Tym-
phäer und Toronäer.
Vorn am macedonischen Meerbusen16) liegt die Stadt
Chalastra17), an seiner innersten Seite Pileros und Lete18),
und an der mittleren Einbiegung des Ufers Thessalonica19),
eine freie Stadt. Von Dyrrachium bis hierher beträgt die
Entfernung 240,000 Schritte. Nun folgt Therme20), und im
thermaischen21) Meerbusen die Städte Dicäa22) Pydna, Der-
rha, Scione. Das Vorgebirge Canasträum23); die Städte
Phallene und Phlegra. In dieser Gegend befinden sich die
Berge Hypsizorus, Epitus, Halcyone und Levomne; die Städ-
te: Nyssos, Phryxelon, Mendä und auf dem pallanensischen
Isthmus24) das ehemalige Potidäa, jetzt die Colonie Cassan-
dria; Anthemus, Olophyxus; der mecybernische Busen25);
') Köprili. 2) Vardar. 3) Orhissar. 4) Filorina.
'') Sidero-Kapsa. °) Die jetzigen Bulgaren. 7) Despoto.
8) Argentaro. 9) Kuuili-Kiöi. 10) Avrethissar. n) Tikwesch.
'-) Avostina. ,3) Poklin. «) Platamona. ,5) Rasluk.
,6) Golfo di Salonichi.
") Wurde von Cassander zerstört, um die Einwohner nach Thes-
salonich zu versetzen.
18) Litta. ,9) Salonichi.
-°) Thenna ist keine eigentliche Stadt, sondern bloss der alte
Name von Thessalonica.
'-') d. i. macedonischen. 22) Buraiu. 23) Piajuri.
M) Calandro. ") Golf Kassandra,
310 Viertes Buch.
die Städte Miscella, Ampelos l), Torone, Singos. 2) Die
1500 Schritte lange Meerenge, welche dadurch entstand,
dass der persische König Xerxes den Berg Athos 3) vom
Festlande trennte. Der Berg selbst läuft von der Ebene
an 75,000 Schritte weit ins Meer, und sein Umfang beträgt
am Fusse 150,000 Schritte. Auf seinem Gipfel lag vormals
die Stadt Acroathon; jetzt findet man daselbst Uranopolis,
Paläorium, Thyssus, Cleonä, Apollonia 4), deren Einwohner
den Beinamen Macrobier führen. Die Stadt Cassera 5),
der Busen auf der andern Seite des Isthmus 6), Acanthus 7),
Stagira 8), Sithone, Heraclea und die darunter liegende Land-
schaft Mygdonien, in welcher in einiger Entfernung vom
Meere Apollonia 9) und Arethusa liegen. Wiederum an der
Küste Posidium, der Meerbusen10) und die Stadt Cermorum,
das freie Amphipolis11), und die Bisalter. Dann folgt an
der Grenze von Macedonien der Fluss Strymo12), welcher
auf dem Hämus entspringt und — was bemerkenswerth ist
— erst durch 7 Seen geht, bevor er eine bestimmte Rich-
tung nimmt.
Diess ist das Macedonien, das sich einst der Weltherr-
schaft bemächtigt hatte, das sich über Asien, Armenien,
Iberien, Albanien, Cappadocien, Syrien, Aegypten, den Tau-
rus und Caucasus ausdehnte, Bactrien, Medien und Persien
beherrschte, also den ganzen Orient besass, sogar Indien
besiegte und in die Fusstapfen des Bacchus und Herkules
trat; diess ist dasselbe Macedonien, von dem unser Feld-
') Am Ausflusse des Axius lag auch ein Vorgebirge dieses
Namens.
2) Der Busen bei dieser 8tadt heisst jetzt Golf Kontessa.
3) Monte Santo oder Agios oros. A) Pollina.
5) Kareis. 6) Golf Kontessa. 7) Hierisos.
8) Libanova oder Stauros, der Geburtsort des Aristoteles.
9) Beschik. 10) Golf Kontessa.
u) Emboli. Von den Atheniensern unter Cimon gegründet; Phi-
lipp nahm sie ein. Sie war der Geburtsort des berüchtigten Kri-
tikers Zoilos.
12) Struma. Er ergiesst sich in den Meerbusen von Kontessa.
Viertes Buch. 311
lierr Paulus Aemilius1) an einem Tage 72 eroberte Städte
verkaufte. Solch eine Verschiedenheit des Schicksals ging
von 2 Menschen2) aus.
18.
Wir kommen nun nach Thracien 3), dessen Bewohner
unter die kräftigsten Völker Europas gehören. Es wird in
50 Strategien 4) eingetheilt. Von den nennenswerthen Völ-
kern wohnen auf dem rechten Ufer 5) des Strymon die Den-
selater und Meder, bis zu den obengenannten Bisaltern;
auf dem linken Ufer die Digerer und viele Stämme der
Besser bis zum Flusse Nestus 6) hin, welcher am Fusse
des Berges Pangäus 7) herum durch die Wohnsitze der Ele-
ther, Diobesser, Carbileser, Bryser, Sapäer und Odomanter
fliesst. Aus dem Gebiete der Odryser kommt der Hebrus 8),
an welchem die Cabyleter, Py rogerer, Drugerer, Cänicer,
Hypsalter, Bener, Corpiller, Edoner wohnen. In demselben
Distrikte wohnen auch die Selleter, Prianter, Doloncer,
Thyner, die altern Cöleter am Hämus und die jüngeren
am Rhodope. Auch ihre Gebiete durchfliesst der He-
brus. Die am Fusse des Ehodope liegende Stadt hiess
früher Poneropolis, bald darauf nach ihrem Erbauer Phi-
lippopolis 9), und wird jetzt ihrer Lage (auf drei Bergen)
wegen Trimontium genannt. Die Höhe des Hämus beträgt
6000 Schritte. Auf seiner hintern Seite, die sich gegen
den Ister hin abdacht, wohnen die Mösier, Geter, Aorser,
*) Der Besieger des Königs Perses ; nach der Schlacht bei Pydna,
168 v. Chr.
2) Paulus Aemilius und Alexander der Grosse.
3) Romanien, Rumili. 4) Militärbezirke.
5) D. i. gegen Westen. 6) Karasu.
7) Castagnatz; eigenthch nur ein Theil des Gebirges Rhodope.
Er war berühmt durch seine Gold- und Silberbergwerke.
8) Maritza. Er ergiesst sich der Insel Samothrace gegenüber in<s
ägeische Meer.
9) Philippopoli oder Phelibe. Poneropolis, die Stadt der Ver-
brecher, hiess sie, weil von ihrem Erbauer, dem König Philipp, Ver-
brecher als Kolonisten dahin geführt wurden.
312 Viertes Buch.
Gauder, Ciavier; weiter hin die arräischen Sarmater, auch
Areater genannt, und die Scythen, und an den Küsten des
Pontus die Morisener und Sithonier, von denen der Dichter
Orpheus abstammte.
Der Ister begrenzt also Thracien im Norden, der Pon-
tus und Propontis im Osten, und das ägeische Meer im Sü-
den, an dessen Küste vom Strymon an Apollonia l), Oesy-
ma, Neapolis 2) und Datos 3) liegen. Im Innern des Landes
liegt die Colonie Philippi, 325,000 Schritte von Dyrrachium
entfernt. Scotusa, die Gemeinde Topiris4), die Mündung
des Flusses Mestus, der Berg Pangäus, Heraclea 5), Olyn-
thos6); die freie Stadt Abdera 7) der See8) und das Volk
der Bistoner. Hier lag die Stadt Tirida, berüchtigt durch
die Pferdeställe des Diomedes9); jetzt steht daselbst Di-
cäa10) und Ismaron. u) Die Ruinen von Parthenion, Pha-
sina und Maronea 12), welches früher Ortagurea hiess. Der
Berg Serrium 13) und Zone. Der Ort Doriscus 14), der gerade
10,000 Menschen fasst, wesshalb Xerxes ihn zur Zählung
seines Heeres benutzte. Die Mündung des Hebrus; der
Hafen des Stentor15); die freie Stadt Aenos mit dem Grabe
') Später hiess sie Sozopolis, woraus ihr jetziger Namen Size-
poli verstanden ist. 2) Kavela.
3) Eine durch die Goldbergwerke in ihrer Nähe sehr reiche Stadt,
früher Crenides genannt. Später gab ihr Philipp von Macedonien den
Namen Philippi. In ihrer Umgebung wurden Brutus und Cassius von
Octavian und Antonius geschlagen. Ihr jetziger Name ist Philippi-
Ghi (4>i\i7Ctcov yr\).
4) Cavalla. r') Rasluk. °) Agio Mama.
7) Der Geburtsort des Democrit und Protagoras. Noch jetzt fin-
det man Ruinen von ihr bei Jenidsche-Karasu, am Karasu.
8) Lago di Bistogna.
9) Ein thracischer König, der nach der Fabel alle Fremde seinen
teuerschnaubenden Rossen zum Futter vorwarf. Hercules besiegte ihn
und Hess ihn zur Strafe für seine Grausamkeit von seinen eigenen
Pferden fressen.
,0) Burun. n) Imahan. 12) Marogna. ,3) Cap Makri.
l4) Ebene von Rumigick; Xerxes füllte den Ort hundertundsie-
benzigmal, sein Heer war also 1,700,000 Mann stark. HerodotVH. 59.
,B) Bojis Korfusi.
Viertes Buch. 313
des Polydorus *), ehemals das Gebiet der Ciconer. Von Do-
riscus an macht die Küste eine Krümmung von 122,000
Schritten bis nach Macron Tichos. Bei letzterm Orte mün-
det der Fluss Melas 2), von dem der Meerbusen seinen Na-
men hat. Hier die Städte: Cypsella 3), Bisanthe 4) und
Macron Tichos5), so genannt, weil vom Propontis bis zum
melanischen Meerbusen sich eine Mauer zwischen den bei-
den Meeren hinzieht und den vorlaufenden Chersones absperrt.
Thracien hat aber auf der andern Seite, da wo es an
der pontischen Küste, in der Nähe der Mündung des Ister
seinen Anfang nimmt, die schönsten Städte, als: Istropo-
lis 6), von den Milesiern erbauet, Tomi 7) und Calatis 8),
welches früher Acervetis hiess. Hier lag auch Heraclea
und Bizone, was von der Erde verschlungen wurde; jetzt
steht daselbst Dionysopolis9), früher Cruni genannt, und
der Fluss Ziras fliesst an ihr vorbei. Diesen ganzen Land-
strich haben die sogenannten aroterischen Scythen inne ge-
habt. Ihre Städte waren: Aphrodisias, Libistos l0), Zigene,
Rocobe11), Eumenia12), Parthenopolis 13), Gerania14), wo die
Pygmäer gewohnt haben sollen; die Barbaren nennen diese
Cattuzer und glauben, sie seien von den Kranichen ver-
jagt worden. An der Küste bei Dionysopolis liegt das von
den Milesiern gegründete Odessus15); der Fluss Panysus16);
die Stadt Tetranaulochus 17); das Gebirge Hämus18), wel-
ches mit seinem breiten Rücken19) in den Pontus reicht,
und auf dessen Gipfel früher die Stadt Aristäum lag. Jetzt
befinden sich an der Küste: Mesembria 20), Anchialum 21), wo
') Sohn des Priamus, Königs von Troja.
*) Salduti. Er entspringt bei Adrianopel; der Meerbusen, in den
er sich ergiesst, heisst jetzt der Meerbusen von Saros.
3) Ipsala. 4) Rodosto. °) Magar.
,;) Karahirman.
7) Tomismar oder Baba, der Verbannungsort Ovids.
8) Schablefer. 9) Baltschik. ,0) Oliben. «) Takfurgköl.
,2) Gojemlik. 13) Hadsji-Oglu-Bazardsjik. u) Karaagatsch.
15) Varna. I6) Varna. ,7) Emineh. '*) Balkan. ,9) Cap Emineh.
20) Misevira. 2l) Ahioli.
314 Viertes Buch.
früher Messa stand. In der Landschaft Astico lag sonst
die Stadt Anthium, jetzt Apollonia. x) Flüsse sind: der Pa-
nisus, Rira 2), Teams3) und Orosines. Städte: Thynias 4),
Halmydessos 5) , Develton 6) mit einem See, jetzt Deultum
genannt und von den Veteranen angelegt; Phinopolis 7) am
Bosporus. Vom Ausflusse des Ister bis zur Mündung des
Pontus rechnen Einige 555,000 Schritte; Agrippa fügt
noch 60,000 hinzu. Von hier aus bis zu der oben erwähn-
ten Mauer beträgt die Entfernung 150,000 und von der
Mauer bis zum Chersones 126,000 Schritte.
Am Bosporus liegen: der Meerbusen Casthenes 8), der
Hafen der Greise 9), und noch ein anderer, welcher Weiber-
hafen10) heisst. Das Vorgebirge Chrysoceras, an welchem
die freie, früher Lygos genannte Stadt Byzanz n) liegt. Von
Dyrrachium ist sie 711,000 Schritte entfernt; eine solche
Ausdehnung hat das feste Land zwischen dem adriatischen
Meere und dem Propontis. 12j Flüsse: der Bathynias, Py-
daras oder Athyras. Städte: Selymbria13), Perinthus 14),
welches durch eine 200 Fuss breite Landenge mit dem
Festlande zusammenhängt. Im Innern liegt Bizya15), ein
Schloss der thracischen Könige, welches seit dem schänd-
lichen Verbrechen des Tereus16) von den Schwalben ge-
') Sizepoli. -) Kamczik.
3) Deare = Dere. 4) Inada. 5) Midje. 6) Zagora.
7) Iniinahaie. 8) Bujukdere. 9) Stenia. I0) Balta Liman.
n) Konstantinopel. 12) Meer von Mannora.
13) Selivria. ") Erekli. 15) Visaolla.
16) Tereus, ein Sohn des Mars und der Nymphe Bistonis König
in Thracien, schändete Philomele, die Schwester seiner Gemahlin
Procne, schnitt ihr, um nicht verrathen zu werden, die Zunge aus,
sperrte sie ein und gab sie für todt aus. Allein Philomele fand Ge-
legenheit, die Geschichte ihres Unglücks in ein Tuch zu sticken,
und dieses der Procne zu senden, die dann aus Rache ihren eigenen
Sohn Itys schlachtete, ihrem Gemale zum Essen vorsetzte, und als
dieser nach seinem Sohne fragte, ihm es entdeckte, worauf in dem-
selben Augenblicke die hereintretende Philomele ihm das Haupt ins
Gesicht schleuderte. Tereus wollte beide mit dem Schwerte ermor-
den, allein in dem Augenblicke wurde Procne in eine Schwalbe, Phi-
lomele in eine Nachtigall und Tereus in einen Wiedehopf verwandelt.
Viertes Buch. 315
mieden wird. Der cänische District, die Colonie Flavio-
polis, wo früher die Stadt Zela stand. 50,000 Schritte von
Bizya entfernt liegt die Colonie Apros x), welche von Phi-
lippi 189,000 Schritte entfernt ist. An der Küste fliesst
der Erginus; früher lag hier die Stadt Ganos; auch Lysi-
machia 2) auf dem Chersones wird immer öder. Es giebt
hier noch eine andere Landenge, die mit jener (der corin-
thischen) den Namen Isthmus führt, und ihr auch an Breite
gleich kommt. Auch steht auf jedem der beiden Ufer eine
berühmte Stadt, welche die Landenge auf ähnliche Weise 3)
begrenzen, nämlich Pactye am Propontis und Cardia am
melanischen Meerbusen; letztere Stadt hat den Namen von
der Gestalt des Terrains erhalten. 4) Beide wurden nach-
her mit dem 5000 Schritte von der langen Mauer entfernten
Lysimachia vereinigt. Vormals lagen auf der dem Propon-
tis zugekehrten Seite des Chersonesos die Städte: Tiristasis,
Chrithote und Cista am Flusse Aegos 5); jetzt befindet sich
daselbst nur noch Resistos, 22,000 Schritte von der Colonie
Apros entfernt und der parianischen 6) Colonie gegenüber.
Auch am Hellesponte 7), der, wie wir gesagt haben 8),
Asien von Europa durch einen Zwischenraum von 7 Sta-
dien trennt, liegen 4 Städte einander gegenüber, nämlich
in Europa Callipolis 9) und Sestos 10), und in Asien Lamp-
sacus u) und Abydos . 12) Dann folgt auf dem Chersones
das Vorgebirge Mastusia13) dem Vorgebirge Sigeum14) ge-
genüber, auf dessen schräger Vorderseite Cynossama, oder
das Grabmal der Hecuba15), ein Ankerplatz der Achäer.
l) Arhun. -) Esemü.
3) Wie Lecheae und Cenchreae. 4) "Von xagöiu Herz.
5) Argos Potamos, d. i. Ziegenfluss , Jugdir Hinan. Hier besiegte
Lysander, der Feldherr der Spartaner, 406 v. Chr., die Athenienser,
und machte ihrer Freiheit und dem peloponnesischen Kriege ein Ende.
6) Kemares. 7) Strasse der Dardanellen.
8) II. B. 92. C. 9) Gallipoli. 10) Jalova. ») Lapsak. «) Nagara .
13) Cap Greco. ") Jenischehr.
15) Gemalin des Priamus, die nach ihrem Tode in eine Hündin
verwandelt wurde, daher xvvoq oijfiv..
316 Viertes Buch.
Dev Thurm und Tempel des Protesilaus l); und auf der
äussersten Spitze des Chersones, welche Aeolium heisst,
die Stadt Eläus. 2) Am melanischen Meerbusen liegen die
Häfen Cölos 3), Panhormus und das oben genannte Cardin.
Hiermit scbliesst sich der dritte Hauptbusen von Europa.
Ausser den schon genannten Bergen 4) sind noch folgende
in Thracien zu bemerken: der Edonus, Gigemoros, Meritus,
Melamphyllos. Flüsse, welche sich in den Hebrus ergiessen,
sind: der Bargus und Syrmus. 5) Die Länge von Macedo-
nien, Thracien und dem Hellespont ist schon oben angege-
ben. Andere berechnen sie auf 720,000 Schritte. Die
Breite beträgt 384,000 Schritte.
Das ägeische Meer6) hat seinen Namen von Aex 7),
einem zwischen Teuus 8) und Chios f») gelegenen Stück
Landes, welches aber eher ein Felsen als eine Insel ge-
nannt zu werden verdient; es springt steil aus dem Meere
hervor und ist nach seiner ziegenähnlichen Gestalt (all;
heisst im Griechischen die Ziege) benannt. Die Schiffer,
welche von Achaja nach Andros 10) zusegeln, haben ihn
zur Rechten, und halten ihn für gefährlich und Unheil brin-
gend. Ein Theil des ägeischen Meeres heisst das myr-
toische, nach einer kleinen Insel, die denen, welche von
Gerästus n) nach Macedonien fahren, unweit Carystus in
Euböa zu Gesicht kommt. Die Römer bezeichnen alle die-
se Meere mit nur 2 Namen; sie nennen nämlich das, was
Macedonien und Thracien berührt, das macedonische, und
das, was an Grichenland grenzt, das griechische Meer.
Die Griechen theilten auch das jonische Meer nach den
darin liegenden Inseln in das sicilische und cretische, das
icarische nennen sie das zwischen Samos und Myconus.
') War der erste, welcher bei der Landung der Griechen vor
Troja ans Land sprang. (Homers Iliade II. 695.) Er wurde von den
Griechen göttlich verehrt.
2) Von ihr sind noch Ruinen vorhanden.
3) Kilidbahr. 4) Hämus, Pangäus und Rhodope. "') Usunuv.a.
«) Archipel. 7) Calviero. ,8) Tino. 9) Skio. 10) Andro.
") Karysto.
Viertes Buch. 317
Die übrigen Namen sind von den Meerbusen entlehnt, welche
wir angeführt haben. — So verhält es sich mit den Meeren
und Völkern des dritten Hauptbusens von Europa.
19.
Es folgen nun die Inseln, und zwar zuerst Thespro -
tien gegenüber, 12,000 Schritte von Buthrotum und 50,000
Schritte von den acroceraunischen Gebirge, Corcyra J) mit
einer freien Stadt gleichen Namens, der Stadt Casslope 2)
und einem Tempel des Jupiter Cassius. Ihre Länge be-
trägt 97,000 Schritte; bei Homer3) heisst sie Scheria und
Phäacia, bei Callimachus auch Drepane. Um sie herum
liegen noch einige andere Inseln , als Thoronos 4) gegen
Italien, die beiden Paxoe B) gegen Leucadien zu und 5000
Schritte von Corcyra. Nicht weit von diesen liegen vor
Corcyra: Ericusa6), Marathe, Elaphusa, Malthace, Trachie,
Pythionia, Ptychia 7), Tarachie. Bei dem auf Corcyra be-
findlichen Vorgebirge Phalacrum8) befindet sich eine Klippe,
die einem Schiffe ähnlich sieht, woher die Fabel entstand,
dass das Schiff des Ulysses in sie verwandelt worden sei.
Vor Leucimena 9) liegt Sibota. 10) Zwischen Leucadien u)
und Achaja aber liegen noch sehr viele Inseln, unter ihnen
die Teleboiden oder von ihren Bewohnern die taphischen
genannt, als: Taphias12), Axiä13) und Prinoessa; und vor
Aetolien dieEchiuaden: Aegialia, Cotonis, Thyatira, Geoaris,
Dionysia, Cyrnus, Chalcis, Pinara, Mystus.
Vor diesen auf dem hohen Meere liegen Cephalania u),
Zacynthus 15), beide frei, Ithaka16), Dulichium17), Same18),
») Korfu. 2) Cassopo. ;i; Odyssee IV. 34. XIII. 160.
*) Fano. 5) Paxo und Antipaxo. 6) Varcusa. 7) Scoglio di Vido.
8) Cap Sidari, auf dem nördlichen Theile von Korfu.
'•') Cap Lechino. 10) S. Nicolo. ") Santa Maura.
a) Meganisi. ,a) Cursolari. 14) Cefälonia. ,5) Zante.
") Thiaki — das Vaterland des Ulysses.
17) Jetzt mit dem festen Lande vereinigt.
18) So nennt Homer (IV. 671. 845) die Insel Cephalonia. was PI.
übersehen zu haben scheint, weil er Same als besondere Insel anführt
Auch eine Stadt auf Cephalonia hiess Same.
318 Viertes Buch.
Crocylea. x) Von Paxos ist Cephalania, welches früher
Meläna hiess, 103,000 Schritte entfernt, ihr Umfang beträgt
44,000. Same ist von den Römern 2) verwüstet, hat aber
doch noch 3 Städte. Zwischen Cephalania und Achaja liegt,
berühmt durch eine prächtige Stadt und grosse Fruchtbarkeit,
^acyuthus, ehemals Hyrie genannt, von der südlichen Küste
Cephalaniens 25,000 Schritte entfernt. Auf ihr befindet
sich der bekannte Berg Elatus. 3) Ihr Umfang misst
36,000 Schritte. Ithaka mit dem Berge Neritus liegt 15,000
Schritte weit von ihr, und hat im Umfange 25,000 Schritte.
Von Ithaka bis zum Vorgebirge Araxus 4) auf dem Pelo-
ponnes sind 12,000 Schritte. Vor Ithaka liegen auf dem
hohen Meere Asteris 5) und Prote 6); vor Zacynthus, 35,000
Schritte weit gegen Südost die beiden Strophaden 7), von
andern Plotae genannt. Vor Cephalania liegt Letoia8);
vor Pylus die 3 sphagischen 9) und vor Messene die 3
önussischen10) Inseln.
Im asinäischen Meerbusen n) liegen die 3 Thyriden 12),
im lacedämonischen Teganusa13), Cothon, Cythera14), früher
Porphyris genannt, mit einer Stadt. Sie liegt 5000 Schritte
vom Vorgebirge Malea entfernt, der Zwischenraum ist aber
wegen einiger engen Stellen für die Schiffe gefährlich. Im
argolischen Busen liegen Pityusa15), Irine16), Ephyre17);
dem hermionischen Gebiete gegenüber: Tiparenus18), Ape-
ropia19), Colonis20) und Aristera21); Trözenium gegenüber
in einer Entfernung von 500 Schritten: Calauria22), ferner
Plateis, Belbina, Lasia, Baucidias. Epidaurus gegenüber
») Calamota. -) 189 v. Chr. 3) Scopo. 4) Papas.
5) Diesen Namen führten in der ältesten Zeit auch die Inseln
Delos, Rhodos und Creta.
6) Prodano. 7) Strofadi und Strivali. 8) Guardiani.
9) Sphagia. 10) Sapienza, Santa Maria und Caprera.
») Golf von Modon.
,2) Sie heissen alle drei Venetico.
,3) Cervi. u) Cerigo. 15) Falconefa. 16) Kavuri. ") Hypsili.
18) Spezia. 19) Doko. *>) Spezia Pulo.
21) Hydron. 22) Porös.
Viertes Buch. 319
liegen: Cecryphalos *) und Pityonesos 2), 6000 Schritte vom
Festlande. 15,000 Schritte von dieser liegt Aegina 3), eine
freie Insel; die Fahrt längs derselben beträgt 18,000 Schritte ;
von dem athenieDsischen Hafen Piräus ist sie 20,000 Schritte
entfernt, und ihr früherer Name war Oenone. Dem Vorge-
birge Spiräus 4) gegenüber liegen: Eleusa, Dendros, die
beiden Craugiä, die beiden Caeciä, Seiachusa, Cenchreis und
Aspis. Im megarischen Meerbusen sind die 4 Mathuriden. 5)
Aegila 6) aber ist von Cythera 15,000, und von Phalasarna,
einer Stadt auf Creta, 25,000 Schritte entfernt.
20.
Die Insel Creta 7), welche mit der einen Seite gegen
Süden, mit der andern gegen Norden liegt, also ihre läng-
ste Ausdehnung von Osten nach Westen hat, ist durch 100
Städte berühmt. Dosiades 8) leitet ihren Namen von der
Nymphe Creta, Anaximander 9) von einer Tochter der
Hesperis, Philistides aus Mallos von einem Könige der
Cureten ab. Nach Crates10) hiess sie anfangs Aeria, dann
Curetis, und Macaron11) soll sie, nach der Meinung Einiger,
wegen ihres Klimas genannt worden sein. Sie ist nirgends
über 50,000 Schritte breit, in der Mitte am breitesten, ihre
Länge beträgt 270,000 und ihr Umfang 589,000 Schritte.
Sie wendet sich in das nach ihr benannte cretische Meer
und streckt da, wo sie am längsten ist, gegen Morgen das
Vorgebirge Sammonium1'2) nach Rhodus, gegen Abend aber
das Vorgebirge Criumetopon13) nach Cyrenae aus. Ihre
bemerkenswerthesten Städte sind: Phalasarne, Elaea, Cisa-
mum14), Pergamum, Cydon15), Minoum16), Apteron17), Pan-
tomatrium 18), Amphimalla 19), Rhithymna 20), Panhormum 21),
') Kerates. -) Anchistri. 3) Engia oder Egina. 4) Capo Franco.
•"') Revitiuza. 6) Cerigotto. 7) Candia.
8) Ein griechischer Dichter aus Rhodos im 3. oder 4. Jahrh. v. Chr.
9) Von Milet, geb. 610 v. Chr., t 548.
,0) Von Mallos, lebte im 2. Jahrh. v. Chr.
n) Nämlich vTjooq xäiv /xaxaQatv, Insel der Glückseligen.
'-) Cap Salomon. ,3) Cap Crio. M) Kissamo. ,5) Kanea.
,6) Gnim. ,7) Paleocastro. 18) Porpatumeno. ,9) Suda.
*°) Retimo. -') Panormo.
320 Viertes Buch.
Cytäum1), Apollonia, Matium, Heraclea 2), Miletos 3), Am-
pelos4), Hierapytna 5), Lebena6), Hierapolis. 7) Mitten
auf der Insel: Gortyna 8), Phästum, Gnossus 9), Polyrrhe-
num10), Myrina, Lycastus, Rhammus, Lyctus11), Dium12),
Asum, Pyloros, Rhytion, Elatos, Pharä, Holopyxos, Lasos,
Eleuthernä 13), Therapnä, Marathusa, Cylissos, und noch etwa
60 andere. Berge: der Cadistus14), Idäus 15), Dictynnäus 16)
und Corycus. 17) Von ihrem Vorgebirge Criumetopon bis
zum eyrenischen Vorgebirge Phycus 18) beträgt die Ent-
fernung nach Agrippa 125,000 Schritte. Ebensoweit ist es
vom Cadistus an; von dem peloponnesischen Vorgebirge
Malea 80,000 Schritte; von der Insel Carpathus 19) bis zum
Vorgebirge Sammonium, in westlicher Richtung60,000 Schritte.
Letztere Insel liegt zwischen Creta und Rhodus.
Die übrigen um Creta liegenden Inseln sind: vor dem
Peloponnes die beiden Corcyrae und die beiden Mylae; nörd-
lich, also der Insel Creta zur Rechten, gegen Cydonia hin
liegt Leuce20) und die beiden Budroä. 21) Gegen Matium:
Dia22); gegen das Vorgebirge Itanum23): Onisia24) und
Leuce; gegen Hierapytna: Chrysa25) und Gaudos26), ferner
Ophiussa, Buton und Aradus, und wenn man Criumetopon
umsegelt hat, gelangt man zu den drei Musagoren. Vor
dem Vorgebirge Sammonium liegen: Phoce, Platiä, Sirnidis,
Naulochos, Armedon, Zephyre. 27)
Im helladischen und ägeischen Meere liegen die Licha-
den, Scarphia, Coresa, Phocaria, und noch mehrere andere
') Sittia. 2) Candia. 3) Milipotamo. ') Ambellas. 5) Girapetni.
6) Lionda. ') Xacro. 8) Ajusdeka. 9) Ginosa. 19) Versanachia.
") Ligortino.
,2) Nach Ptolemäus lag auf Creta auch ein Vorgebirge dieses
Namens. ,3) Televerna. ,4) Lemi.
,5) Der Ida, jetzt Psilorito. '6) Lassiti. ") Cap Buso.
!8) Ras-al-Sem. ») Scarpanto. 20) S. Teodoro. 21) Turluru.
22) Standia. 23) Cap Sacro. 24) Kufonisi. 25) Gaidurognissa.
-6) Gadelonis. Plinius scheint hier Ciaudos mit Gaudos verwech-
selt zu haben. Jenes lag allerdings Hierapytna gegenüber; Gaudos
aber, jetzt Gozzo, liegt nach dem Vorgebirge Criumetopon hin.
27) Alle diese sind mehr Klippen.
Viertes Buch. 321
im Angesicht von Attica, aber ohne Städte und daher un-
bedeutend. Allein gegen Eleusis hin liegen das berühmte
Salamis1), vor dieser Psytalia2); ferner Helene3), welche
von Sunium 5000 Schritte entfernt ist. Ceos4) oder Hy-
drussa von den Griechen, Cea von den Römern genannt,
liegt ebensoweit davon entfernt; sie ist von Euböa abge-
rissen und war früher 500 Stadien lang; später wurden fast
vier Fünftheile davon auf der nach Böotien zugekehrten
Seite vom Meere verschlungen. Die auf ihr noch übrig
gebliebenen Städte sind Julis und Carthäa 5), untergegangen
sind: Coresus und Pöeessa. Auf dieser Insel wurden nach
M. Varro zuerst feinere Frauengewänder verfertigt.
21.
Euböa6) ist von Böotien losgerissen; der dazwischen
fliessende Kanal Euripus 7) ist aber so schmal, dass sie mit
dem Festlande durch eine Brücke zusammenhängt. Im
Süden hat sie zwei Vorgebirge, Gerästum8) gegen Attica
und Caphereum9) gegen den Hellespont zu; im Norden liegt
Cenäum10). Nirgends ist sie breiter als 40,000 und nir-
gends schmäler als 2000 Schritte. In der Länge aber er-
streckt sie sich ganz an Böotien, von Attica bis nach Thes-
salien, in einer Ausdehnung von 150,000 Schritten hin; ihr
Umfang beträgt 365,000 Schritte. Ihr Vorgebirge Caphereum
ist vom Hellesponte 225,000 Schritte entfernt. Ehemals
hatte sie folgende berühmte Städte: Pyrrha, Porthmus, Ne-
sus11), Cerinthus, Oreum 12), Dium 13), Ardepsus u), Ocha15),
Orchalia16). Jetzt sind noch bemerkenswerth: Chalcis17),
welcher Aulis auf dem Festlande gegenüber liegt, Ge-
rästum18), Eretria19), Carystus20), Oritanum, Artemisium;
') Coluri; berühmt durch den Sieg der Griechen unter Themi-
socles über die persische Flotte, 480 v. Chr. Auf ihr wurde Euri-
pides am Tage jenes Sieges geboren.
2) Lipso Contaüa. 3) Macranisi. 4) Zea. 5) Zea.
6) Negroponte. 7) Euripo. 8) Karysto. 9) Doro.
»o) Cap Heüenico. ") Neso. ,2) Orio. ,3) Litada. u) Dipso.
I5) Auf Euböa lag auch ein Berg dieses Namens. ,6) Kapo.
") Negroponte. ,8) Karysto. ,9) Trocco. -°) Castell Rosso.
21
322 Viertes Buch.
ferner die Quelle Arethusa, der Fluss Lelauthus und die
warmen Quellen, Ellopia genannt. Noch berühmter aber
ist die Insel durch den carystischen Marmor. Ehemals hiess
sie Chalcodontis oder Macris, wie Dionysius *) und Epho-
rus 2) berichten; Macra nach Aristides 3); Chalcis wegen
des dort zuerst gefundenen Erzes, nach Callidemus 4), Aban-
tias nach Menächmus 5); Asopis aber heisst sie gewöhnlich
bei den Dichtern.
22.
Ausser Euböa liegen noch viele Inseln im myrtoischen
Meere, von denen Glauconesos 6) und Aegila 7) die bemer-
kenswert!] esten sind. Beim Vorgebirge Gerästum liegen um
Delos in einem Kreise herum, die daher so benannten Cy-
c laden8). Die erste derselben ist Andros 9) mit einer
Stadt 10), 10,000 Schritte von Gerästum und 39,000 von Ceos
entfernt. Nach Myrsilus Berichte soll sie zuerst den Bei-
namen Cauros, dann Antandros erhalten haben. Callima-
chus n) nennt sie Lasia, Andere nennen sie Nonagriä, Hy-
drussa, Epagris ; ihr Umfang beträgt 93,000 Schritte. Von die-
ser Insel Andros sind es 1000, und von Delos 15,000 Schritte
bis nach Tenos12), auf welcher sich eine Stadt u) befindet.
Tenos, welche 15,000 Schritte lang ist, wird nach Aristo-
teles wegen ihres Reichthums au Wasser Hydrussa, von
Andern aber Ophiussa genannt. Die übrigen sind: Myco-
nos14) mit dem Berge Dimastus, 15,000 Schritte von Delos
') Von Byzanz?
2) Von Cumae in Kleinasien, lebte im 4. Jahrb.. v. Chr.
3) Von Milet. 4) Unbekannt.
5) Von Sicyon, Bildhauer und Schriftsteller.
6) Pondico. 7) Spitilus.
8) Der Zahl nach waren es ausser Delos 22, die man unter die-
ser Benennung begriff; nämlich: Rhenäa, Myconos, Tenos, Andro s,
Gyarus, Ceos, Syrus, Cythnus, Seriphos, Siphnos, Cimolis , Melos
Anaphe, Astopaläa, Amorgos, Lebinthus, los, Naxos, Paros, Oliarus,
Prepesinthus.
9) Andro. ,0) Arna. ") Von Cyrene, um 280 v. Chr.
'-) Tino. 13j S. Nikolo. u) Myconi.
Viertes Buch. 323
entfernt; Siphnue x), früher Meropia, auch Acis genannt,
28,000 Schritte im Umfange; Seriphus 2) 12,000 Schritte im
Umfange, Prepeshithus 3) und Cythnus 4). Die berühmteste
von allen aber ist Delos5), welche in der Mitte liegt, we-
gen des Tempels des Apollo und ihres Handels; sie schwamm,
wie man erzählt, lange auf dem Meere umher und wurde
nie von einem Erdbeben betroffen. Bis zum Zeitalter des
M. Varro ist sie jedoch, wie Mucian berichtet, zweimal er-
schüttert wurden. Nach Aristoteles soll sie ihren Namen
daher erhalten haben, weil sie plötzlich aus dem Meere em-
por stieg 6). Aeglosthenes 7) nennt sie Cynthia, Andere ge-
ben ihr die Namen Ortygia, Asteria, Lagia, Chlamydia,
Cynthus, Pyrpile aber, weil daselbst das Feuer zuerst erfun-
den sein soll. Ihr Umfang beträgt 5000 Schritte; auf ihr
erhebt sich der Berg Cynthus 8). Ihr zunächst liegt Rhene 9),
welche Anticlides 10) Celadussa, Callidomus n) aber Arte-
mis nennt. Syros12) soll nach dem Berichte der Alten
20,000, nach Mucian aber 160,000 Schritte im Umfange
haben. Olearos13); Paros14) mit einer Stadt15), 38,000
Schritte von Delos entfernt und berühmt durch seinen Mar-
mor, hiess zuerst Platea, dann Minois. 7500 Schritte da-
von liegt Naxos16) mit einer Stadt17), 18,000 Schritte von
Delos; sie hiess erst Strongyle, dann Dia, nachher Diony-
sias wegen ihres reichen Ertrages an Wein; Andere nann-
ten sie Kleinsicilien oder Callipolis. Ihr Umfang beträgt
45,000 Schritte, sie ist also um die Hälfte grösser als Paros.
23.
Soviel von den Cycladen; die nun folgenden Inseln
heissen Sporaden. Es sind: Helene18), Phacussa19), Nica-
•) Sifanto; sie war wegen ihrer Gold- und Silberbergwerke be-
rühmt. -) Serfo. 3) Strongylo. 4) Thermia. 5) Delo.
6) Von ÖTJkog sichtbar, offenbar. 7) Unbekannt.
8) Cintio. 9) Sdili oder Gross-Delo. I0) Unbekannt.
M) Gleichfalls unbekannt. M) Syra. ,3) Antiparo. ") Paro.
15) Parichia. 16) Nakscha. ") Nakscha.
»•) Pira. '») Gofinissa.
21*
324 Viertes Buch.
sia *), Scbinussa 2), Pholegandros 3) und die von Naxos
38,000 Schritte entfernte Icaros 4), von welcher das
Meer den Namen hat; sie ist ebenso lang und hat zwei
Städte, eine dritte ist untergegangen. Früher führte
sie den Namen Doliche, Macris, Ichthyoessa. Von Delos
liegt sie 50,000 Schritte weit gegen Morgen zu, von Samos
35,000. Zwischen Euböa und Andros befindet sich eine
10,000 Schritte breite Meerenge. Von Icaros nach Gerästum
sind es 112,500 Schritte. Bei den übrigen Inseln können
wir uns an keine bestimmte Ordnung halten, wir wollen
sie daher gruppenweise vornehmen. Scyros5) ; J o s6) von Naxos
18,000 Schritte entfernt und durch das Grabmal Homer's
verehrungswürdig, hiess ehedem Phönice und hat eine Länge
von 25,000 Schritten. Odia, Oletandros 7), Gyaros 8) mit
einer Stadt; letztere hat 12,000 Schritte im Umfange und
ist von Andros 62,000 Schritte entfernt, von Scyros aber
80,000 Schritte. Cynäthus, Telos9), berühmt durch seine
Salben, heisst bei Callimachus Agathussa. Donusa10),
Patmos n) mit einem Umfange von 30,000 Schritten; Co-
rasiä12), Leblnthus13), Leros 14), Cinara, Sicinus15), früher
Oenoe, Hieraca oder Onus, Casus 16) oder Astraba, Cimo-
lus17) oder Echinussa; Melos18) mit einer Stadt, bei Aristi-
des Memblis, bei Aristoteles Zephyria, bei Callimachus
Mimallis und bei Heraclides 19) Siphis und Acytos. Sie ist
die rundeste von allen Inseln. Dann folgt Machia20), Hy-
pere, welche früher Patage oder nach Andern Piatage, jetzt
aber Amorgos21) heisst; Palyägos22), Phyle23), Thera24), die,
') Rachia. 2) Skinossa.
3) Policandro. 4) Nicaria.
5) S. Georgio cli Skyro. 6) Nio. 7) Acariez.
8) Jura; ein unwirthbarer Felsen, wohin unter den römischen
Kaisern die Missethäter verwiesen wurden.
9) Piscopia. 10) Stenosa. ") Palmosa. ,2) Dragonisi. 13) Levitho.
u) Lero. ,5) Sicino. 16) Casso. ") Cimolo. 18) Milo.
,9) Welcher? ist nicht zu bestimmen.
20) Paximadi. "; Amorgo. —) Polino.
a3) Antimilo. 24) Santorin.
Viertes Buch. 325
als sie eben aus dem Meere hervorgetreten war, Calliste
hiess. Von dieser wurde nachher Therasia J) abgerissen;
später entstieg zwischen diesen beiden Automate, auch
Hiera 2) genannt, und neben diesen ist zu unsern Zeiten
noch die Insel Thia 3) entstanden. los liegt von Thera
25,000 Schritte entfernt.
Nun folgen: Lea 4), Ascama 5), Anaphe 6), Hippuris; die
freie Insel Astypaläa 7) mit einem Umfange von 88,000
Schritten ist von Cadistus auf Creta 125,000 Schritte ent-
fernt. Platea liegt 60,000 von ihr und von da Caminia
38,000 Schritte weit. Azibintha, Lanise, Tragäa, Pharma-
cussa 8), Techedia, Chalcia 9), Calydna mit der Stadt Coos,
Calymna10), welche von Carpathus, von der das carpathische
Meer seinen Namen hat, 25,000 Schritte entfernt ist. Von
da beträgt in südlicher Richtung bis Rhodus die Entfernung
50,000 Schritte; von Carpathus nach Casos 7000, von Casos
nach dem Vorgebirge Samoninm auf Creta 30,000 Schritte.
Im euböischen Euripus, fast am Eingange, liegen die vier
petalischen Inseln11), und beim Ausflusse Atalante 12). Die
Cycladen und Sporaden sind gegen Osten von den icarischen
Küsten in Asien, gegen Abend von den myrtoischen i»
Attica, gegen Norden vom ägeischen und gegen Süden vom
cretischen und carpathischen Meere eingeschlossen. Sie
dehnen sich in einer Länge von 700,000 und in einer Breite
von 200,000 Schritten aus.
Vor dem pagasischen Meerbusen 13) liegen Euthia w),
Cicynethus 15) und die oben erwähnte Scyrus, die äusserste
der Cycladen und Sporaden; Gerontia16), Scandila17), vor
dem thermäischen18): Irrhesia, Solimnia, Eudemia19), Nea20),
') Tiresia. 2) Aspronisi.
3) Nea - Kaimeni. 4) Piana, auch Pianoso. 5) Christiana.
6) Nanfi. 7) Stampalia.
») Fernaco. 9) Charki (bei Rhodus). 10) Calamine.
'») Spili. '2) Talanta. 13) Golf von Volo.
,4) Agios Nicolaos. ,5) Trikeri. ,6) Jura.
") Skangero. ,8) Golf von Salonichi.
'») Sarakin. ») Agio Strati.
326 Viertes Buch.
welche der Minerva geweihet ist. Vor dem Berge Athos
liegen vier: Peparathus *) mit einer Stadt, früher Evoenus
genannt, 9000 Schritte gross; Sciathus 2), 15,000 Schritte
gross; Imbrus 3) mit einer Stadt, 88,000 Schritte gross, von
Mastusia auf dem Chersones 25,000 Schritte entfernt, hat
einen Umfang von 62,000 Schritten und wird vom Flusse
Ilissus durchströmt. Lemnos 4) ist von ihr 22,000 und vom
Athus 87,000 Schritte entfernt, hat einen Umfang von
112,500 Schritten, und die Städte Hephästia 5) und My-
rina 6), auf deren Forum der Athos zur Zeit der Sonnen-
wende seinen Schatten wirft. Von Lemnos liegt Thasos 7)
eine freie Insel, welche ehemals Aeria oder Aethria genannt
wurde, 6000 Schritte entfernt; von da bis Abdera auf dem
Festlande sind 22,000 Schritte, nach dem Athos 62,900,
und ebenso weit bis zur freien Insel Samothrace 8), die vor
dem Hebrus liegt, 32,000 vom Imbrus, 22,500 von Lemnos,
38,000 von der thracischen Küste entfernt ist, und einen
Umfang von 32,000 Schritten hat. Auf ihr erhebt sich der
Berg Saoce 9) bis zu einer Höhe von 10,000 Schritten; sie hat
unter allen die wenigsten Landungsplätze. Callimachus
giebt ihr den alten Namen Dardania. Zwischen dem Cher-
sones und Samothrace, und zwar von beiden beinahe 15,000
Schritte entfernt, liegt Halonesos 10), weiterhin Gethone, Lam-
ponia, Alopeconnesus11), nicht weit von Cölus12), einem
Hafen des Chersones, und noch einige andere unbedeutende.
'■) Piperi. -) Skiatho. 3) Imbro oder Lambro.
4) Stalimene. 5) Kochino. 6) Lernno. 7) Thaso.
8) Samotraki; berühmt im Alterthume wegen der Mysterien.
9) Nettuno.
,0) Diese, vermuthlich ein unbedeutender Felsen, darf nicht mit
der zwischen Scopelos und Peparethos (Piperi), dem toranäischen
Meerbusen gegenüber liegenden Insel Halonesos (jetzt Dromi) ver-
wechselt worden, welche die Veranlassung zu einem Kriege zwischen
Philipp und den Atheniensern gab, und von der Strabo im IX. Buche
spricht.
n) Jetzt Kalafatli; es giebt auch eine Stadt an der Westküste
des thracischen Chersones, welche so hiess.
,2) Kilidbahr.
Viertes Buch. 327
Die übrigen unbewohnten Inseln in diesem Meerbusen, von
denen die Namen zu ermitteln waren, sind: Desticos, Lar-
nos, Cystirus, Carbrusa, Calathusa, Scylla, Draconon, Ar-
conesus, Dirthusa, Scapos, Capheris, Mesate, Aeantion, Pa-
teroünesos, Pateria, Calate, Neriphus, Polendos.
24.
Der vierte unter den grossen Meerbusen Europas geht
vom Helles pont bis zur Mündung des Mao tis 1). Wir wollen
aber zuerst die Gestalt des gauzen Pontus anschaulich
machen, damit man dann die einzelnen Theile leichter zu
erkennen vermöge. Das grosse, vor Asien liegende und
durch die von Europa her sich vorlehnende Küste des
Chersones zurückgedrängte Meer bricht, wie schon erwähnt,
durch einen engen Pass in das Land und scheidet Europa
von Asien durch einen 7 Stadien breiten Zwischenraum.
Die erste Meerenge heisst der Hellespont. Der persische
König Xerxes führte auf einer darüber geschlagenen Schiff-
brücke sein Heer hinüber. Von da zieht sich der schmale
Euripus in einer Länge von 86,000 Schritten bis zur asia-
tischen Stadt Priapus2), woselbst Alexander der Grosse
übersetzte. Dann breitet sich das Meer aus und zieht sich
wiederum eng zusammen. Die Erweiterung wird Propon-
tis 3) genannt, die enge Strecke aber der thracische
Bosporus4), der 500 Schritte breit ist und den Darius,
der Vater des Xerxes, und sein Heer auf einer Brücke
passirte. Die ganze Länge vom Hellesponte an beträgt
239,000 Schritte. Dann folgt ein grosses Meer, der Pontus
Euxinus 5), früher Axenus genannt, der weit entlegene Länder
berührt und, nachdem seine Ufer einen grossen Bogen ge-
macht haben, sich rückwärts gekrümmt in zwei Hörner zu
beiden Seiten fortzieht, so dass er dadurch die Gestalt eines
scythischen Bogens erhält. An seiner mittleren Krümmung
vereinigt er sich mit der Mündung des Mäotis. Diese Mün-
») Das asowische Meer. -) Kara Burga. 3) Meer von Marmora.
4) Meerenge von Constantinopel. 5) Das schwarze Meer.
328 Viertes Buch.
dung heisst der cimmersche Bosporus *) und ist 2500
Schritte breit.
Zwischen dem thracischen und cimmerschen Bosporus
beträgt nach Polybius 2) die Entfernung in gerader Linie
500,000 Schritte. Den Umfang des ganzen Pontus aber
geben M. Varro und fast alle älteren Schriftsteller zu
2,150,000 Schritten an. Cornelius Nepos fügt noch 300,050
hinzu. Nach Artemidorus beträgt der Umfang 2,919,000r
nach Agrippa 2,360,000, nach Mucianus 2,425,000 Schritte.
Ebenso diiferiren die Angaben der Länge auf der euro-
päischen Seite, welche Einige zu 1,478,500, Andere zu
1,172,000 Schritten annehmen. M. Varro bestimmt das
Maass auf folgende Weise:
Von der Mündung des Pontus bis Apollonia3) 187,500 Schritte
von da bis Calatis 4) ebenso viel . . . 187,500 „
„ „ „ zur Mündung des Ister . . . 125,000 „
„ „ „ zum Borysthenes 5) .... 250,000
„ „ „ Chersonesus 6), einer Stadt der
Heracleoten 375,000
„ „ „ Panticapäum 7), das Einige Bos-
porus nennen, dem äusser-
sten Punkte an der euro-
päischen Küste 212,500 „
Zusammen 1,337,500 Schritte.
Agrippa giebt die Entfernung von Byzanz bis an den Ister
zu 560,000 und von da bis Panticapäum zu 635,000 Schritten an.
Der Mäotis selbst, welcher den von den riphäischen Bergen
kommenden und die äusserste Grenze zwischen Europa und
') Die Meerenge von Kaffa und Theodosia.
2) Aus Megalopolis in Arkadien, f 122 v. Chr.
3) Sizeboli in Thracien.
*) Schablefer, in Niedermösien an der Westküste des schwarzen
Meeres, südlich von der Mündung der Donau. 5) Dnieper.
6) Cherson, auf dem westlichen Theile des taurischen Chersones
(Krim).
7) Kertsch, lag auf der Halbinsel Krim an der Meerenge von
Kafl'a und war, wie Calatis, eine Colonie der Milesier.
Viertes Buch. 329
AsieD bildenden Fluss Tanais *) aufnimmt, soll 1,406,000
Schritte im Umfang haben; nach Andern aber nur 1,125,000.
Von seiner Mündung bis zum Ausfluss des Tanais soll die
gerade Entfernung 375,000 Schritte betragen. — Die Be-
wohner an diesem Busen bis nach Istropolis 2) hin sind
schon bei Thracien genannt worden.
Wir kommen nun zur Mündung des Ister. Dieser Fluss
entspringt auf dem Rücken des Berges Abnoba 3) in Ger-
manien, der gallischen Stadt Rauricum 4) gegenüber, viele
tausend Schritte hinter den Alpen, fliesst unter dem Namen
Danubius durch viele Länder und nimmt ausserordentlich
an Wassermasse zu. Bei seinem Eintritte in Illyrien heisst
er Ister. Nachdem er 60 Flüsse, von denen fast die Hälfte
schiffbar ist, aufgenommen, ergiesst er sich in 6 Armen in
den Pontus. Die erste5) Mündung, Peuces6), welche von
der naheliegenden Insel Peuce 7) ihren Namen erhalten hat,
wird von einem 19,000 Schritte grossen Sumpfe verschlungen.
In demselben Bette bildet sich oberhalb Istropolis ein See
von 63,000 Schritten Umfang , Halmyris 8) genannt. Die
zweite heisst Naracustoma 9); die dritte Calonstoma10) in
der Nähe der Insel Sarmatica; die vierte Pseudostomon n),
auf der von ihr gebildeten Insel ist der Conopon Diabasis12);
dann folgt Boreostoma 13) und Psilonstoma14). Diese ein-
zelnen Arme sind aber so gross, dass das Meer auf eine
Weite von 40,000 Schritte von ihnen zurückgedrängt werden
und einen süssen Geschmack annehmen soll.
25.
Vom Ister an gehören zwar alle Völker zu den Sey-
then; jedoch haben verschiedene die Küstenländer bewohnt;
') Don. 2) Kara-Kerman.
3) Die rauhe Alp in Schwaben und ein Theil des Schwarzwaldes.
4) Augusta Rauracorum, jetzt Äugst, 2 Stunden oberhalb Basel.
Noch jetzt finden sich Trümmer der alten Stadt.
5) Die südlichste. 6) Portescza. 7) Piczina. 8) Ramsin.
9) Kutschuk. 10) Kedrille. ") Salvoa. 12) D. h. Mückenübergang.
,3) Suline. ,4) Kili.
330 Viertes Buch.
bald waren es die Geter1), bei den Römern Dacier ge-
nannt; bald die Sarmater, bei den Griechen Sauromater,
und die dazugehörigen Hamaxobier 2) oder Aorser 3); bald
die unechten und von Sclaven abstammenden Scythen oder
Troglody teil ; bald darauf die Alaner und Rhoxalaner, die
sich dort niederliessen. Die obern zwischen dem Danubius
und dem hercynischen Waldgebirge 4) belegenen Länder bis
zu den panuonischen Winterquartieren haben die Carnun-
ter, die daselbst an Germanien grenzenden Felder und
Ebenen die jazygischen Sarmater, die Berge und Wälder
aber bis zum Flusse Pathissus 5) die von letztern vertriebe-
nen Dacier inne. Die dem Marus 6) oder dem Duria 7),
welcher diese Völker von den Sueven und dem vannia-
nischen Reiche s) trennt, gegenüber liegenden Distrikte wer-
den von den Basternen und weiter hin von andern germa-
nischen Stämmen bewohnt. Agrippa giebt die Länge aller
dieser Länder vom Ister bis zum Ocean auf 1,200,000 und
die Breite von den sarmatischen Wüsten bis zum Flusse
Vistula 9) auf 440,000 Schritte an. Der Käme Scythen ist
durchgängig auf die Sarmaten und Germanen übergegangen,
und nur diejenigen Völker haben ihren alten Namen be-
halten , welche am entferntesten wohnen und der übrigen
Menschheit fast ganz unbekannt sind.
*) Ein thracisches Volk, das anfangs zwischen dem Hämus und
Ister wohnte. Sie hatten mit den Daciern Sprache und Verfassung
gemein. Ihr Gesetzgeber hiess Zamolxis. Erst unter Trajan kamen
sie unter römische Botmässigkeit.
2) Wagenbewohner.
3) Ein allgemeiner Name aller im europäischen Sarrn'atien (von
der Weichsel bis nach Dacien) wohnenden Völker.
4) Unter dieser Benennung begreift Plinius die ganze Strecke
von Wäldern und Gebirgen vom Thüringer Walde bis an die Car-
pathen in Ungarn.
5) Der Theis; er hiess auch Tibissus, Tisianus, Parthissus.
6) Morava. 7) Tyrna.
8) Das Reich des Vannius, eines von den Römern vertriebenen
Fürsten (Tacit. Annal. II. 63 XII. 29), begriff das heutige Mähren in sich.
9) Auch Visula. Vistillus ; jetzt Weichsel.
Viertes Buch. 331
26.
Vom Ister an folgen nun die Städte Creminscos x) und
Aepolium; die macrocremnischen Berge, der berühmte Fluss
Tyra 2), mit einer Stadt gleichen Namens, die früher Ophiusa 3)
hiess. Eine bedeutend grosse Insel auf dem letztern be-
wohnen die Tyrageter, sie ist von der Ister-Mündung Pseudo-
stomon 130,000 Schritte entfernt. Dann folgen die nach dem
Flusse4) benannten Axiacer, dahinter die Crobyzer; der
Fluss Rhode 5), der Busen Sagjarius 6), der Hafen Ordesus 7).
Vom Tyra ist der Fluss Borysthenes 8) 120,000 Schritte
weit; dann folgt ein gleichnamiger See und Volk, sowie
eine 15,000 Schritte vom Meere entfernte Stadt. Die alten
Namen dieser Stadt sind Olbiopolis und Miletopolis 9). Wie-
derum an der Küste liegt ein Hafen der Achäer. Die Insel
des Achilles10), berühmt durch das Grab dieses Mannes.
125,000 Schritte davon liegt eine in Form eines Schwerdtes
quer vorlaufende Halbinsel, welche wegen der daselbst statt-
gehabten Uebungen Dromos Achilleos genannt wird. Agrippa
giebt ihre Länge zu 80,000 Schritten an. Diesen ganzen
Landstrich bewohnen die taurischen und siracischen Scythen.
Von der angrenzenden waldigen Gegend u) hat das daran-
stossende Meer den Namen des hyläischen erhalten; die
Einwohner derselben hiessen Enäcadloer. Weiterhin fliesst
der Panticapes 12) , der die Nomaden von den Georgen
trennt. Dann kommt der Acesinus13). Einige geben an,
der Panticapes flösse unterhalb Olbia mit dem Borysthenes
') Lag auf der Norctwestküste des schwarzen Meeres, 6 Meilen
südlich von der Mündung des Dniester im Busen bei Islama.
2) Dniester. 3) Ovidiopel. 4) Janlaltrak? 5) Deligiol.
6) Golf Deligiol. 7) Okzakow. 8) Dnieper.
9) Kasi Kirman oberhalb der Mündung des Dnieper. 10) Tendra.
11) Diese Gegend, Hyläa, reichte vom heutigen Kinburn bis an
den Hals der taurischen Halbinsel. Nördlich davon wohnten die
ackerbautreibenden Scythen.
12) Samara.
,3) Jetzt fliessen dort nur einige im Sande sich verlaufende
Waldbäche.
332 Viertes Buch.
zusammen, allein genauere Schriftsteller sagen diess von
dem Hypanis1); in noch grösserem Irrthume befinden sich
diejenigen, welche ihn nach Asien versetzen.
Das Meer tritt nun weit zurück und umfliesst, bis es
nur noch durch einen Zwischenraum von 5000 Schritten vom
Mäotis getrennt ist, weite Strecken Landes mit vielen Völ-
kern. Dieser Busen heisst Carcinites 2) , der Fluss Paey-
mis 3). Städte sind: Naubarum, Carcine, in deren Rücken
sich ein durch einen Kanal ins Meer ergiessender See be-
findet. Er heisst Buges4), wird vom Coretus 5) , einem
Busen des Mäotis, durch eine Felsenwand6) getrennt und
nimmt die Flüsse Buges 7), Gerrhus 8) und Hypacaris, die
aus verschiedenen Gegenden kommen, auf. Denn der Ger-
rhus bildet die Grenze zwischen den Basiliden und Noma-
den; der Hypacaris fliesst durch das Gebiet der Nomaden
und Hyläer und ergiesst sich in einem künstlichen Bette
in den Buges, in dem natürlichen aber in den Busen Core-
tus. Dieser Landstrich heisst das sendische Scythien.
Bei dem Busen Carcinites beginnt Taurien 9), welches
vormals allenthalben, wo jetzt Land liegt, vom Meere um-
flossen wurde. Weiterhin erheben sich breite Bergrücken.
Das Land wird von 30 Völkern bewohnt, von denen 23 den
mittlem Theil inne haben , und hat 6 Städte , deren Ein-
wohner Orgocyner, Characener, Lagyraner10), Traetarer,
') Der Bug. Dieser ist von einem anderen Hypanis, auch Bar-
danias (jetzt Kuban) genannt, wohl zu unterscheiden. Letzterer
fliesst im asiatischen Sarmatien und ergiesst sich in mehreren Mün-
dungen in den cimmerschen Bosporus. Ein dritter Fluss dieses
Namens fliesst in Indien.
2) Golf von Perekop.
3) Kanikschack. Er heisst bei Ptolemäus Carcinis, weil er
sich bei der Stadt Carcine in den carcinischen Meerbusen ergiesst.
!) Siwasch. Bei Ptolemäus heisst er Byce.
5) Gulloe More, der westliche Theil des asowischen Meeres.
,;) Landzunge von Arabat. 7) Salgir. 8) Karasu.
9) Die Halbinsel Krim.
,0) Lagyra, jetzt Belbek, nordöstlich vom Vorgebirge Charax
(Cara Caja).
Viertes Buch. 333
0
Arsilachiter und Caliorder heissen. Im hohen Gebirge
halten sich die Scythotaurier auf; sie werden im Westen
von dem Chersones, im Osten von den satarchischen Scythen
begrenzt. An der Küste vom Carcinites an liegen die Städte
Taphrä *), auf der Landenge der Halbinsel, und Heraclea
Chersonesos , welcher die Römer die Freiheit schenkten.
Sie hiess früher Megarice und zeichnet sich im ganzen
Lande dadurch aus, dass sie den griechischen Sitten treu
geblieben ist; die sie umgebende Mauer ist 5000 Schritte
lang. Dann folgt das Vorgebirge Parthenium 2) , Piacia,
eine Stadt der Taillier , der Hafen Symbolon 3) , das Vor-
gebirge Criumetopon 4) , das dem Vorgebirge Carambis 5)
# in Asien gegenüberliegt und 170,000 Schritte weit in den
Pontus hinausläuft, wodurch die grosse Aehnlichkeit mit
der Gestalt eines scythischen Bogens entsteht. Von da an kom-
men viele taurische Häfen und Seen. Die Stadt Theodosia 6)
ist vom Criumetopon 125,000 und vom Chersones 165,000
Schritte entfernt. Weiterhin lagen die Städte: Cytä, Ze-
phyrium, Acrä, Nymphäum und Dia. Eine sehr mächtige
Stadt am Eingange in den Bosporus selbst ist das von den
Milesiern gegründete Panticapäum 7), welches von Theodo-
sia 87,500, von der jenseits der Meerenge belegenen Stadt
Cimmerium 8) 2500 Schritte (wie bereits erwähnt wurde)
weit liegt. Sowenig beträgt die Breite, welche Asien von
Europa an dieser Stelle trennt, und wenn die Meerenge
zugefroren ist, so kann man meistens zu Fuss hinüber-
gehen. Die Breite des cimmerschen Bosporus beträgt
12,500 Schritte. Die daselbst liegenden Städte heissen
Hermisium und Myrmecium 9), und in ihm selbst die Insel
Alopece. Vom äussersten Punkte des Isthmus an, welcher
») Perekop.
2) Die südwestlichste Landspitze der Krim, auf der jetzt das
Kloster St. Georgii liegt.
3) Balaclava. *) Ajadagh. 5) Karempe. •) Kaft'a. 7) Kertsch.
*) Eski Koiru, nordwestlich von Theodosia. Man findet noch
Trümmer der alten Stadt.
9) Etwas westlich von der Festung Jenikale.
334 Viertes Buch.
Taphrä heisst, über den Mäotis hin bis zur Mündung des
Bosporus wird die Entfernung auf 260,000 Schritte an-
gegeben.
Von Taphrä an wohnen nach dem Innern zu die Au-
cheter *), in deren Gebiete der Hypanis, die Neurer 2), wo
der Borysthenes entspringt, ferner die Geloner 3), Thussa-
geter, Budiner, Basilider und die von ihren bläulichen Haa-
ren sogenannten Agathyrser. Weiterhin sind die Nomaden
und Anthropopbagen. Vom Buges an ober dem Mäotis die
Sauromater und Essedoner. Aber an der Küste bis zum
Tanais hin wohnen die Mäoter, von welchen der See seinen
Namen erhalten hat; hinter diesen folgen zuletzt die Ari-
masper. Dann gelangt man zu den riphäischen Bergen 4)
und in die wegen des beständig herabfallenden federähn-
lichen Schnees Pterophoros genannte Gegend. Dieser Theil
der Welt ist von der Natur verflucht und in dichte Finsterniss
gehüllt; er dient zur Erzeugung der Kälte und zu den
eisigen Behältern des Aquilo.
Neben diesen Gebirgen und zwar jenseits des Aquilo
wohnt (wenn wir es glauben wollen) seit undenklichen Zei-
ten ein glückliches, durch viele an das Fabelhafte gren-
zende Wunderdinge berühmtes Volk, die Hyperboräer.
Dort sollen sich die Angeln der Welt befinden, die Gestirne
ihren äussersten Umlauf halten, dort soll die Sonne ein
halbes Jahr lang scheinen und nur einen Tag verborgen
sein, aber nicht, wie Unwissende behauptet haben, vom
Frühlings-Aequinoctium bis zum Herbste. Einmal im Jahre,
am Sommer-Solstitium geht ihnen die Sonne auf, und ein-
mal, am Winter-Solstitium, unter. Es ist ein sonniges
Land, hat ein glückliches Klima und ist frei von allen
schädlichen Winden. Wälder und Haine sind ihre Woh-
nungen; sie verehren die Gottheit einzeln und in Gesell-
1) Die Ukräne.
2) In der Gegend von Lemberg nach der Weichsel hin.
3) Zwischen dem Don und der Wolga.
4) Das uralische und werechoturische Gebirge.
Viertes Buch. 335
schaft, alle Zwietracht und Bekümrnerniss ist ihnen unbe-
kannt. Sie sterben nur, wenn sie des Lebens müde sind,
und die Alten stürzen sich, wenn sie geschmaust und in
Luxus geschwelgt haben, von einem Felsen vergnügt in
das Meer. Diess ist wohl die glücklichste Art des Begräb-
nisses. Einige haben dieses Volk an den äussersten Theil
der Küste von Asien und nicht nach Europa versetzt, weil
dort die ihnen an Sitten und Lage ähnlichen Attacer woh-
nen. Andere setzen sie in die Mitte zwischen beide Son-
nen, nämlich die untergehende der Gegenfüssler und unsere
aufgehende, was aber nicht sein kann, da der Ocean da-
zwischen liegt. Diejenigen, welche ihre Wohnplätze da be-
zeichnen, wo die Sonne ein halbes Jahr lang scheint, erzäh-
len, dass sie des Morgens säen, Mittags ernten, Abends
die Früchte der Bäume abpflücken und die Nacht in Höh-
len zubringen. Die Existenz dieses Volkes ist nicht zu
bezweifeln, da so viele Schriftsteller berichten, dass es die
Erstlinge der Früchte dem Apollo, den sie vorzüglich ver-
ehren, nach Delos zu schicken pflegt. Zuerst brachten
Jungfrauen dieselben und wurden mehrere Jahre hindurch
durch die Gastfreundschaft der Völker ehrerbietig aufge-
nommen. Als man ihnen aber einst die Gasttreue gebrochen
hatte, Hessen sie ihre Opfergaben an den Grenzen des
ihnen zunächst wohnenden Volkes niederlegen, dieses schaffte
sie weiter zu seinen Grenznachbarn, und so gelangten sie
nach Delos. Nachmals hörte auch dieser Gebrauch auf.
Die Länge von Sarmatien, Scythien, Taurien und dem
ganzen Länderstriche vom Flusse Borysthenes an wird von
Agrippa auf 980,000, die Breite aber auf 717,000 Schritte
angegeben. Ich halte jedoch die Maassbestimmung in die-
sem Theile der Erde für unzuverlässig.
27.
Wir wollen nun der einmal angenommenen Ordnung
gemäss das, was von diesem Busen noch zu sagen übrig
ist, berichten; die dazu gehörigen Meere haben wir bereits
genannt. Im Hellesponte befinden sich keine Inseln, die
sich bei Europa anführen Hessen. Im Pontus liegen die
336 Viertes Buch.
beiden, von Europa 1500, von der Mündung des Pontus
aber 14,000 Schritte entfernten cyaneisehen Inseln 1), von
Andern die Symplegaden 2) genannt, denn sie sollen, nach
der Sage, zusammen gelaufen sein; sie sind nämlich nur
durch einen kleinen Zwischenraum geschieden und erschei-
nen denen, welche quer zu ihnen hinfahren, als zwei, wen-
det man aber das Gesicht ein wenig, so glaubt man, sie
nähern sich einander. Diesseits der Ister liegt eine Insel
der Apolloniater 3), 80,000 Schritte vom thracischen Bospo-
rus entfernt, von welcher M. Lucullus den capitolinischen 4)
Apollo gebracht hat. s) Die, welche zwischen den Mündun-
gen des Ister liegen, haben wir bereits angeführt. Vor dem
Borysthenes liegt die oben genannte Achillea, welche auch
Leuce und Macaron 6) heisst. Nach einer zu unsern Zeiten
angestellten Messung ist sie vom Borysthenes 140,000, von
Tyras 120,000, von der Insel Peuce 50,000 Schritte entfernt.
Ihr Umfang beträgt gegen 10,000 Schritte. Die übrigen im
Busen Carcinites befindlichen Inseln sind: Cephalonneses 7),
Rhosphodusa und Macra. Bevor wir den Pontus verlassen,
dürfen wir auch die von Vielen angenommene Meinung
nicht übergehen, dass alle innern Meere im Pontus selbst
ihren Ursprung haben und nicht von der gaditanischen
Meerenge ausgeheD, und zwar aus dem nicht unwahrschein-
lichen Grunde, weil die Strömung stets vom Pontus her-
kommt, niemals aber dahin zurückkehrt.
Wir wollen jetzt die äussern Theile von Europa ken-
nen lernen, und wenden uns, nachdem wir die riphäischen
Gebirge überstiegen haben, zu der Küste des nördlichen
Oceans links herum, bis wir wieder nach Gades gelangen.
Auf dieser Strecke werden mehrere Inseln ohne Namen an-
') Zwei Klippen am Ausgange des thracischen Bosporus ins
schwarze Meer.
2) Zusammenschlagenden. 3) Beschik Adasi.
4) D. h. den auf dem Capitale zu Rom aufgestellten.
5) Vergl. Plin. XXXIV. B. 18 C.
6) D. h. Insel der Seligen, weil man glaubte, sie sei der Aufent-
halt der Seelen der Heroen. 7) Tenczel.
Viertes Buch. 337
geführt. Unter ihnen liegt eine vor Scythien, welche auch
Raunonia heisst, eine Tagereise von der Küste entfernt,
a,uf welche, nach Timäus Berichte, die Fluthen zur Früh-
lingszeit Bernstein auswerfen 1). Die übrigen Küsten kennt
man nur aus zweifelhaften Gerüchten. Hier befindet sich
der nördliche Ocean; Hecatäus 2) nennt ihn von dem Flusse
Paropamisus 3) an, soweit er Scythien bespühlt, den amal-
«hischen, welches Wort in der dortigen Volkssprache „zu-
gefroren" bedeutet. Philemon 4) sagt, es werde bis zum
Vorgebirge Rubeas 5) von den Cimbern 6) Morimarusa, d. h.
todtes Meer, genannt; weiterhin heisse es Cronium. Nach
Xenophon von Lampsacus liegt in einer Entfernung
dreier Seetagereisen von der scythischen Küste eine Insel
Baltia 7), von ungeheurer Grösse; Pytheas nennt sie Basilia.
Auch ist von oonischen Inseln die Rede, deren Bewohner
von Vogeleiern und Hafer leben. Andere, auf denen die
Menschen mit Pferdefüssen geboren werden sollen, heissen
die Hippopoden; noch andere, die panotischen Inseln8), wo
die Menschen nackend geheu und ihren Körper mit ihren
eigenen sehr grossen Ohren ganz bedecken.
Bestimmtere Nachrichten haben wir von den Ingävo-
nen 9), dem ersten Volke in diesem Theile von Germanien.
Hier erhebt sich das ungeheuere Gebirge Sevo 10), das den
*) Wohl nichts anderes, als die Nehrungen des frischen und
curischen Haffs an den Küsten von Preussen.
2) Von Müet im 6. Jahrh. v. Chr. 3j Die Oder?
4) Welcher? lässt sich nicht bestimmen.
8) Nach Einigen die nördliche Spitze von Curland, wahrschein-
licher ein Vorgebirge ein Schweden.
6) Sie bewohnten Jütland, Schleswig und Holstein.
7) Skandinavien. 8) Soll Wollin an der Mündung der Oder sein.
9) Dieser Name begreift fast alle in Norddeutschland von den
Rheinmündungen bis nach Preussen hin, und zum Theil in Skandi-
navien wohnenden Völker, als : die Friesen, Sturier, Marsacier zwischen
der Scheide und Eider; die Cauchen, Angivarier an der Nordsee,
die Saxen mit den Nord-Albingern (oder Dänen), die Esthen und
Wenden in Preussen, die Schweden und Finnen etc.
,0) Höchst wahrscheinlich der Kjölen zwischen Norwegen und
22
338 Viertes Buch.
Riphäen nichts nachgiebt und bis zum cimbrischen Vorge-
birge *) bin einen inselreichen Busen, Codanus 2) bildet.
Die berühmteste dieser Inseln ist Scandinavien 3), deren
Grösse man nicht kennt; nur einen Theil davon bewohnt,
soviel man weiss, in 500 Gauen das Volk der Hillevionen,
welche ihr Land den andern Erdkreis nennen. Für nicht
kleiner hält man Eningia4), welches Land nach der Be-
hauptung Mancher bis zum Flusse Vistula 5) von den Sar-
maten, Venedern, Sciren und Hirren bewohnt wird. Dieser
Busen heisst Cylipenus 6) und die an seiner Mündung lie-
gende Insel Latris. 7) Nicht weit davon ist ein zweiter
Busen, Lagnus 8), der an Cimbrien grenzt. Das weit ins
Meer auslaufende cimbrische Vorgebirge bildet die Halb-
insel Cartris 9). Dann folgen 23 Inseln, welche durch die
Kriege der Römer bekannt geworden sind. Unter diesen ver-
dienen bemerkt zu werden: Burchana10), wegen einer daselbst
wildwachsenden bohnenartigen Frucht von den Römern Fa-
baria genannt; ferner Glessaria n), welchen Namen ihr die
Soldaten wegen des Bernsteins (Glessum) gaben; bei den
Barbaren heisst sie Austrantia, ausserdem auch Actania.
28.
An diesem ganzen Meere hin aber bis zum Flusse
Scaldis12) wohnen die germanischen Völker. Die Grösse
dieser Länder lässt sich jedoch, wegen der so ausserordent-
lich widersprechenden Angaben, nicht wohl feststellen. Die
Griechen und einige Römer bestimmen die Länge der ger-
Schweden. Plinius scheint also zu irren, wenn er dieses Gebirge an
die Grenzen Germaniens versetzt.
*) Cap Skagen in Jütland. *) Die Südwestseite der Ostsee.
3) Das südliche Schweden.
A) Auch Epigia, wahrscheinlich Finnland. 5) Weichsel.
6) Die ganze Südseite der Ostsee.
7) Wahrscheinlich Seeland. Andere halten den Meerbusen Cy-
ipenus für den rigaischen und Latris für die Insel Oesel.
*) Vermuthlich das Cattegat. 9) Jütland.
,0) Borkum am Ausflusse der Ems.
") Ameland über Westfriesland. 12) Scheide.
Viertes Buch. 339
manischen Küste zu 2,500,000 Schritten. Agrippa giebt
die Länge mit Rhätien und Noricum zu 686,000, die Breite
zu 148,000 Schritten an. Aber die Breite von Rhätien allein
betrug schon mehr, als es um die Zeit seines Todes x) unter-
jocht wurde, und Germanien wurde erst viele Jahre später
und da noch nicht völlig bekannt. Wenn hier eine Ver-
muthung erlaubt ist, so dürfte die Küste nicht viel kürzer
sein, als die Griechen sie annehmen, und nicht viel länger,
als Agrippa angiebt. Die Germanen bilden 5 Hauptstämme :
Die Vandiler 2), zu denen die Burgundionen 3), die Variner 4),
Cariner 5) und Guttoner 6) gehören. Einen andern Haupt-
stamm bilden die Ingävonen 7), deren Zweige die Cimbern 8)r
Teutonen9) und Chaucer10) sind. Zunächst am Rheine
») 12 Jahre n. Chr.
2) Vandalen, der Name mehrerer engverbundener Völker, die
anfänglich zwischen der Elbe, Oder und Weichsel wohnten, sich dann
nach Böhmen, Dacien, Pannonien, und endlich zur Zeit der Völker-
wanderung nach Frankreich, Spanien und Afrika wandten.
3) Ihr erster Wohnsitz war an der Weichsel. Um 275 n. Chr.
kamen sie nach Frankreich, wo sie sich aber erst im 5. Jahrhunderte
festsetzten und ein grosses Reich stifteten.
A) An der Warne.
5) Am rechten Oderufer.
6) Gutä, Gythones, Gothones. Sie scheinen scythischen Ursprungs
und mit den Geten verwandt zu sein. Sie wohnten anfänglich an
der Weichsel, gingen im 4. Jahrh. nach Dacien, wo sie von der
Theis bis zur Donau ein Reich stifteten. Sie theilten sich in 2 grosse
Abtheilungen, die Ostgothen am schwarzen Meere und die West-
gothen in Dacien. Jene wurden den Hunnen unterwürfig, diese
drangen ins römische Reich und setzten sich in Thracien und Mösien
fest. Unter Alarich und Athaulf zogen sie durch Griechenland nach
Italien und Spanien. Nach Attila's Tode drangen die Ostgothen
unter Theodorich in Italien ein und stifteten ein mächtiges Reich,
das unter Justinian zerstört wurde.
7) und 8) Siehe das vorige Kapitel.
9) Eigentlich der gemeinsame Name aller deutschen Stämme ;
hier besonders die in Lauenburg und Mecklenburg.
10) Am Meere von der Ems bis zur Elbe, also in Ostfriesland,
Oldenburg und Bremen.
22*
340 Viertes Buch.
wohnen die Istävoner x), wozu die Cimbern 2); ferner die
mitten im Lande wohnenden Hermionen 3), wozu die Sue-
ven 4) , Hermundurer 5), Chatter 6) und Cherusker 7). Der
fünfte Hauptstamm endlich enthält die Peuciner und Bas-
teiner 8), welche an die oben 9) genannten Dacier grenzen.
Bedeutende, in den Ocean sich ergiessende Flüsse sind:
der Guttalus 10), Vistillus oder Vistula, Albis ll), Visurgis 12),
Amisius 13), Rhenus u) und Mosa 15). Im Innern des Landes
aber breitet sich das, keinem andern an Grösse nachstehende
hercynische Gebirge16) aus.
29.
Im Rheine selbst liegt die fast 100,000 Schritte lange
hochberühmte Insel der Bataver17) und Commenefatier 18),
sowie die übrigen Inseln der Frisen, Chaucer, Frisiaboner,
Sturier und Marsacier, welche zwischen demHelius19) und
Flevus20) zerstreut sind. So heissen nämlich die Mündungen,
durch welche sich der Rhein nördlich in Seen21) und öst-
lich in die Mosa ergiesst, indem nur ein massiger Arm
zwischen diesen beiden seinen Namen behält.
') Von der östl. Mündung des Rheins rückwärts bis zum Main.
*2) In den Provinzen Cleve, Berg und Niederrhein.
3) Einer der 5 Hauptstämme, die zwischen der Weichsel und
Elbe wohnten. Nach Mannert waren sie das eigentliche Stammvolk
der Deutschen, von dem alle übrigen auswanderten.
'•) Anfangs an der Elbe, zuletzt in Schwaben, nördlich vom
Schwarzwalde.
5) Im Meissnerlande bis an die Quellen der Elbe; später breite-
ten sie sich vom Main bis zur Donau aus.
6) Gatten, von der Vereinigung der Werra und Fulda bis zum
Spessart, westlich bis zur fränkischen Saale.
7) Im jetzigen Lüneburg, Braunschweig, Magdeburg, Halberstadt
und Thüringen. Sie standen lange Zeit an der Spitze eines mäch-
tigen Völkerbundes.
8) Sie wohnten im östlichen Theile der Karpathen, in Galizien
und Podolien. Die Peuciner waren nur ein Theil von ihnen.
9) Cap. 25. 10) Pregel. ") Elbe. ,2) Weser. ,3) Ems. •'•) Rhein.
15) Maas. I6j Vom Thüringer Walde bis nach Ungarn.
17) Ein Theil von Holland. '■; In Westfriesland. ,9) Waal.
20) Flie. 21) Zuydersee.
Viertes Buch. 341
30.
Dieser Gegend gegenüber liegt zwischen Norden und
Westen die durch die Werke der Griechen und Römer be-
rühmte Insel Britannien, welche von Germanien, Gallien
und Spanien , den grössten Ländern Europas, durch einen
grossen Zwischenraum getrennt ist. Sie selbst hiess sonst
Albion, denn unter dem Namen Britannien begriff man alle
übrigen Inseln, von denen wir bald sprechen werden. Von
Gessoriacus *), an der Küste der Moriner bis zu ihr beträgt
die kürzeste Entfernung 50,000 Schritte, und ihren Umfang
geben Pytheas und Isidorus auf 4,875,000 Schritte an.
Innerhalb 30 Jahren ist sie durch die römischen Waffen
noch nicht bis über den caledonischen Wald 2) bekannt ge-
worden. Agrippa schätzt ihre Länge auf 800,000, ihre Breite
aber auf 300,000 Schritte. Dieselbe Breite soll Hibernien 3)
haben, aber dessen Länge um 200,000 Schritte weniger be-
tragen. Letztere Insel liegt über jener, und zwar auf dem
kürzesten Wege von dem Distrikte der Silurer 4) an , in
einer Entfernung von 30,000 Schritten. Keine der übrigen
Inseln soll mehr als 125,000 Schritte im Umfange haben.
Es giebt 40 orcadische 5), in massiger Entfernung von ein-
ander liegende Inseln; 7 Acmoden 6) und 30 Häbuden 7).
Zwischen Hibernien und Britannien liegen: Mona 8), Mona-
pia9), Ricina, Vectis10), Limnus11) und Andros12); unter-
halb derselben aber: Samnis und Axantos. Gegenüber
nach dem germanischen Meere hin sind die glessarischen
Inseln 13) zerstreut, welche von den neueren Griechen Elec-
') Boulogne-sur-mer.
2) Grampiangebirge in Schottland. 3) Irland.
4) Diese wohnten im südlichen Theile von Wales, in Herford -
shire und Worcestershire.
5) Die Orkney-Inseln; es sind ihrer 67, aber bloss 29 davon be-
wohnt.
c) Die Shetlandsinseln , 86 an der Zahl, aber nur 17 bewohnt.
7) Die Hebriden, über 200, aber nur 87 bewohnt.
*) Anglesea. ») Man. ,0) Wight. ") Dalkey. 12j Arran.
,3) Siehe im 27. Cap.
342 "Viertes Buch.
triden genannt werden, weil auf ihnen Bernstein vorkommen
soll. Die letzte aller bekannten Inseln heisst Thule *), auf
welcher, wie schon erwähnt wurde 2), zur Zeit des Sommer-
solstitii, wenn die Sonne in das Zeichen des Krebses tritt,
keine Nacht, dagegen im Wintersolstitium kein Tag ist,
und zwar soll diess abwechselnd 6 Monate lang dauern.
Der Geschichtschreiber Timäus sagt, dass man innerhalb
6 Seetagereisen von Britannien nach der Insel Mictis 3) ge-
lange, auf welcher sich weisses Blei vorfinde, und dass die
Britannier in aus Ruthen geflochtenen und mit Leder be-
schlagenen Schiffen dahin führen. Einige Schriftsteller er-
wähnen noch andere Inseln, als: Scandia 4), Dumna 5),
Bergi 6) und Nerigos7), die grösste unter ihnen, von wo
aus man nach Thule schifft. Eine Seetagereise von Thule
liegt ein starres Meer, welches von Einigen Cronium ge-
nannt wird.
Ol.
Ganz Gallien, das man unter dem Namen Comata 8)
begreift, wird in drei Hauptvölkerschaften eingetheilt, welche
vorzüglich durch Flüsse von einander geschieden sind. Vom
Scaldis bis zur Sequana 9) reicht das belgische, von da
bis zur Garunna10) das celtische oder lugdunensische und
von da bis zum Ausgange der Pyrenäen das aquitanische,
vormals aremorische genannt. Die gesammte Küste ist
nach Agrippa 1,800,000 Schritte lang. Die Länge von Gal-
>) Island? 2) Vergl. II. B., 77. Cap.
3) Ist bisher nicht ermittelt worden.
4) Vermuthlich ein Theil der scandinavischen Küste.
5) Hay; sie gehört zu den shetlandischen Inseln.
6) Wahrscheinlich ein Theil der norwegischen Küste, etwa da,
wo Bergen liegt?
7) Norwegen. Man sieht aus diesen und anderen Angaben, dass
Plinius manche Länder für Inseln ausgiebt, welche entweder nur
Halbinseln oder auch diess nicht einmal sind.
8) Oder Celtica; es hatte jenen Namen daher, weil seine Be-
wohner lange Haare trugen.
9) Seine. 10) Garonne.
Viertes Buch. 343
lien zwischen dem Rhenus, den Pyrenäen, dem Ocean, dem
■Cebenna- l) und Juragebirge, durch welche es von dem nar-
bonensischen Gallien geschieden ist, giebt er auf 420,000,
die Breite auf 318,000 Schritte an. Die äussersten Di-
strikte vom Scaldis an bewohnen die unter mehreren Namen
vorkommenden Taxandrer 2). Dann folgen die Menapier 8),
Moriner 4), die Oromarsacer, welche an einen Ort, Namens
Gessoriacus, grenzen, die Britannier 5), Ambianer 6), Bello-
vacer 7) und Hasser. Im Innern wohnen die Castologer 8),
Atrebater 9) , die freien Neivier10), Veromanduer u) , Sue-
coner12), die freien Suessioner13), die freien Ulraaneter 14),
Tungrer15), Sunucer16), Frisiaboner17), Betaser18), die freien
Leucer 19) , die vormals freien Treverer 20), die verbündeten
Lingoner 21) und Remer 22) , Mediomatricer 23) , Sequaner 24),
Rauricer 25) und Helvetier26). Die Colonien Equestris 27) und
Rauriaca. Von den germanischen Völkern, welche an den
Rhein grenzen, wohnen in dieser Provinz: die Nemeter28),
Tribocer29), Vangioner 30), dann die Ubier, dabei die Colo-
nie der Agrippina 31), die Cugerner 32), Bataver und die bei
den Rhein-Inseln genannten33).
32.
Im lugdunensischen Gallien wohnen: die Lexovier34)
Vellocasser35), Galleter36), Veneter37), Abrincatuer38) und Osis-
mer.39) Daselbst ist der berühmte Fluss Ligeris40). Aber
eine bedeutende Halbinsel läuft in den Ocean hinaus, deren
Umfang von der Grenze der Osismer an 625,000 Schritte,
') Die Cevennen. 2) Tessenderloo.
3) Gemappe. 4) Dept. Pas de Calais. 5) Ebendaselbst.
6) Amiens. 7) Beauvais. 8) Le Chatelet. 9) Arras. I0) Bavay.
ll) Vermandois. ,2) Chauny. ,3) Soissons. ,4) Senlis.
,5) Tongres, sonst Aduaca. ,6) Luxemburg. ") Limburg.
18) Bethunes. 19) Lüttich. 20) Trier. 21) Langres. 22) Rheims.
M) Metz. **) Besancon. 26) Im Dept. Haut-Rhin.
26) Westliche Schweiz. 27) Nyon. 2«) Speier. 29) Strassburg.
x) Worms. 31) Köln. 32) Goch. 33) Im 29. Cap. 3i) Lisieux.
35) Rouen. x) L'Iskebonne. 37) Vannes. 38) Avranches.
39) St. Pol de Lion. 40) Loire.
344 Viertes Buch.
deren Breite da, wo sie mit dem Festlande verbunden ist,
125,000 Schritte beträgt. Jenseits derselben wohnen die
Namneter '); im Innern aber die verbündeten Aeduer 2) und
Carnuter 3), die Bojer 4), Senoner 5), Aulercer mit dem Bei-
namen Eburovicer6) oder Cenomanner7), die freien Melder8),
Parisier 9), Tricasser 10), Andegaver11), Viducasser 12), Bodio-
casser13), Veneller14), Cariosveliter15), Diablinder16), Rhe-
doner17), Turoner18), Atesuer19) und die freien Secusianer,
in deren Gebiete die Colonie Lugdunum20) liegt.
33.
Im aquitanischen Gallien wohnen die Ambilatrer21),
Anagnuter22) , Pictoner23), die freien Santoner24), die freien
Bituriger25) mit dem Beinamen Viviscer, die Aquitaner26),
von denen die Provinz ihren Namen hat, und die Sedibo-
viater. Dann folgen die in eine Stadt vereinigten Con-
vener27), die Begerrer28), quatuorsignanischen (4 Feldzeichen
führenden) Tarbeller29), sexsignanischen Cocossater30), Ve-
namer31), Onobrisater 32) , Belender33) und das pyrenäische
Gebirge. Weiter unten: die Moneser34), Berg-Oscidater &),
Sibyllater 36) , Camponer 37) , Bercorcater 38) , Pindedunner,
Lassunner 39) , Vellater 40) , Tornater 41) , Consoranner 42) , Aus-
cer 43), Elusater 44), Sottiater 45), Oscidater in den Ebenen 46),
J) Nantes. 2) Autin.
3) Chartres. 4) Moulins. 5) Sens. 6) Evreux. '•) Le Mans.
8) Meaux. 9) Lutetia (Paris). ,0) Troyes. ") Angers.
12) Vieux. ,3) Vez. M) Im Dept. Manche. 15) Corseuil.
,6) Mayenne. ,7) Rennes. ,8) Tours. ,9) Issoudun. 20) Lyon.
21) Ambialet. 22) St. Aignan. ») Poitiers. 24) Saintes.
25) Bordeaux. 26) Aire. 27) St. Bertrand de Cominges. Sie hat-
ten ihren Namen von convenire (zusammenkommen); früher hielten
sie sich nämlich in Wäldern auf und machten die Umgegend un-
sicher, auf Befehl des Pompejus mussten sie sich aber in einer Stadt-
vereinigen.
28) Tarbes. 29) Dax. 30) Marensin. 31) Veynes. 32) Lebret.
33) Belin. 3i) Monein. 3&) Houcilles. 36) Sobusse. 37) Campon.
38) Biscarosse. 39) Im Dept. Dordogne. 40) Rieumes.
4I) Tournay. ,8) Couserones. 43) Auch. 44) Ense.
45) Soz. 46) Ossun.
Viertes Buch. 345
Succasser J), Tarusater 2), Basabocater 3), Vasseer, Sennater,
Cambolectrer 4), Agesinater 5); an die Pictoner grenzen die
freien Bituriger 6) oder Cuber ; ferner, die Lemovicer 7), die
freien Arverner 8) und Gabaler 9). Wiederum an die nar-
bonensische Provinz grenzen die Rutener10), Cadurcer11),
Nitiobriger 12) und die von den Tolosanern 13) durch den
Fluss Tarnos14) getrennten Petrocorer 15). Die Meere an
den Küsten sind: an der Mündung des Rhenus der nörd-
liche Ocean, zwischen dem Rhein und der Sequana der bri-
tannische und zwischen diesem und den Pyrenäen der gal-
lische. Ferner sind noch sehr viele den Venetern gehörende
Inseln, welche daher auch die venetischen16) heissen, sowie
Uliarus17) im aquitanischen Meerbusen18) anzuführen.
34.
An dem Vorgebirge der Pyrenäen19) beginnt Spanien,
welches nicht nur schmäler als Gallien, sondern auch als
es selbst20) ist, indem, wie wir bereits gesagt haben21), von
der einen Seite der Ocean und von der andern das iberische
Meer die ungeheuere Ländermasse zusammen drücken.
Selbst die Kette der Pyrenäen , welche sich vom Aequi-
noctialaufgange bis zum Brumaluntergange22) ausdehnt, macht
Spanien an der Nordseite kürzer als an der Südseite. Die
nächste Küste23) ist die des diesseitigen Spaniens oder
der tarraconensischen Provinz24). Von den Pyrenäen
an liegen längs dem Ocean: das vasconische25) Gebirge,
') Cestas. 2) le Tursan. 3) Bazas.
4) Cambo-bas-de-Clarence. 5) Lusignan. 6) Bourges.
7) Limoges. 8) Clermont. 9) Javoulx. 19) Rhodez. n) Cahors.
I2) Agen. 13) Toulouse. u) Tarn. ,5) Perigueux.
,6) Die grösste derselben heisst Belle-Isle. n) Oleron.
18) Busen von Gascogne. ,9) Cabo de la Higuera.
20) Nämlich an andern Stellen, weiter nach Süden zu.
21) III. B. 4. Cap. 22) Von Ost nach Südwest.
23) Nämlich von Aquitanien aus.
24) Umfasste Navarra, Arragonien, Catalonien und einen Theil
von Castilien und Valencia.
25) Guipuzcoa.
^$46 Viertes Buch.
Olarso x), die Städte der Varduler als: Morisgi 2), Menosca 3),
Vesperies4), der Hafen der Amanen, wo jetzt die Colonie
Flaviobriga 5) liegt. Das Gebiet der Cantabrer 6) mit 9 Ge-
meinden , der Fluss Sauga 7) , der Hafen Victoria Julio-
brigensium 8). 40,000 Schritte davon entspringt der Iberus 9).
Der Hafen Blendium10). Die Orgenomescer, ein Stamm der
Cantabrer, mit ihrem Hafen Vereasueca. n) Das Gebiet der
Asturer12), die Stadt Noega13); auf einer Halbinsel die Pä-
sicer u). Dann folgt der Lucensische 15) Kreis vom Flusse
Navibulio 16) an , worin die Cibarcer 17) , Egovarrer 18) mit
dem Beinamen Nonnariner, die Jadoner, Arrotreber, das
celtische Vorgebirge19). Die Flüsse Florius20) undNelo21).
Die Celticer mit dem Beinamen Nerier22) und über diesen
die Tamaricer 23), auf deren Halbinsel 24) die drei von Sestius
dem Augustus geweihten Altäre sich befinden25). Die Co-
porer26), die Stadt Noela27); die präsonnarcischen Celticer
und Cilener 28). Von den Inseln verdienen Corticata 29) und
Aunios30) genannt zu werden. An die Cilener grenzt der
Kreis der Bracarer31), die Helener32), Gravier, das Schloss
Tyde33), sämmtlich griechischen Ursprungs. Die Inseln
Cicä34), die berühmte Stadt Abobrica 35), der Fluss Minius36),
welcher bei seiner Mündung 4000 Schritte breit ist. Die
Leuner und Seurber37), die bracarische Stadt Augusta38),
') Ojarsun. -) Motrico. 3) St. Sebastian?
4) Bermes. 5) Bilbao. 6) Asturias de Santillana. 7) Saja.
8) Santander. 9) Ebro. ,0) Blencia. »>) Laredo.
B) Asturias de Oviedo. ,3) Navia.
,4) Am Cabo de Pennas in Asturien. ,6) Lugo in Gallicien.
,6) Nalon. 17) Luarca. ,8) Alvare. 19) Cap Finisterre.
») De Oro. 21) Allonos. 22) Am Cap Finisterre.
23) Trestamara. 24) Cabo Villano.
25) Diese Altäre wurden nach dem Feldzuge gegen die Cantabrer
(24—18 vor Chr.) errichtet.
26) Compostella. 2T) Noalla. 28) Caldas de Rey. 29) Salvora.
30) Ons. 3l) Braga. 32) Pontevedra. M) Tuy. 34) Cies.
35) Bayona. 36) Minho.
37) In der Provinz Entre Duecro y Minho. 38) Braga.
Viertes Buch. 347
ttber welcher Galläcia *) liegt Der Fluss Limia 2) : der
Fluss Durius 3) , einer der grössten Spaniens , der im Pe-
lendonischen 4) entspringt, bei Numantia 5) vorüber fliesst,
dann seinen Lauf durch die Länder der Arevacer und Vac-
cäer nimmt, Asturien von den Vettonen, Lusitanien von den
Galläcern, und die Turduler von den Bracaren trennt Dieser
ganze von den Pyrenäen beginnende Länderstrich ist reich
an Gold-, Silber-, Eisen-, weissem und schwarzem Blei-
Bergwerken.
35.
Am Durius beginnt Lusitanien6); darin: die alten
Turduler 7), die Päsurer 8), der Fluss Vagä 9), die Stadt Ta-
labrica10), die Stadt und der Fluss Aeminium11), die Städte
Conimbrica12), Collippo13), Eburobritium.14) Von hier aus läuft,
gleich einem grossen Home, ein Vorgebirge15) ins hohe
Meer, welches Einige das artabrische, Andere das grosse,
Viele aber nach einer Stadt 16) das olisiponensische nennen,
und das die Länder, Meere und die Klimate trennt; denn
hier endigt sich eine Seite Spaniens und bei ihm nimmt
der vordere Theil seinen Anfang. Auf dieser Seite ist Nor-
den und der gallische Ocean, auf der anderen Westen
und der atlantische Ocean. Nach Einigen beträgt der
Vorsprung dieses Vorgebirges 60,000, nach Andern 90,000
Schritte. Die Entfernung von hier bis zu den Pyrenäen
geben nicht Wenige auf 1,250,000 Schritte an, und ver-
setzen durch einen offenbaren Irrthum das Volk der Ar-
tabrer, welches nie hier wohnte, dahin; denn durch eine
') Dieses Land begriff, mit Ausnahme einiger kleiner Küsten-
striche, Galizien, Asturien, Theile von Leon und Valladolid und die
portugiesischen Provinzen Entre Duero y Minho und Tras los Mon-
tes in sich.
2) Lima. 3) Duero. 4) Provinz Burgos.
s) Siehe über diesen und die folgenden Namen in diesem Cap.
das III. B. 3. und 4. Cap.
6) Portugal. 7) Auf der Südseite des Duero.
8) L. Joao de Pesqueira. 9) Vouga. ,0) Talavera de la Reyna.
") Dorf Minho und Fluss Quadalete. I2) Coimbra. ,3) Covilho.
M) Aveiro. ,5) Ortegal. 16) Olisipo (Lissabon^.
348 Viertes Buch.
Verwechselung der Buchstaben lassen sie die Arrotreber,
von denen wir schon sagten *), dass sie vor dem celtischen
Vorgebirge wohnen, an diesem Orte leben.
Auch selbst bei bedeutenden Flüssen hat man sich ge-
irrt, Von dem bereits erwähnten Minius ist, wie Varro
berichtet, der Aeminius 200,000 Schritte entfernt; letztern
verlegen aber Einige wo anders hin und nennen ihn Limäa;
bei den Alten hiess er der Fluss der Vergessenheit, und
viel wurde über ihn gefabelt 2). Vom Durius liegt der Ta-
gus 3) 200,000 Sehritte entfernt, und zwischen ihnen fliesst
der Munda4). Der Tagus ist durch seinen Goldsand be-
kannt. 160,000 Schritte von ihm springt das heilige Vor-
gebirge 5) fast in der Mitte von Spaniens Vorderseite her-
vor. Nach Varro beträgt die Entfernung bis zur Mitte der
Pyrenäen 1,400,000 Schritte; bis zum Anas6), den wir als
Grenze zwischen Lusitanien und Bätica bezeichnet haben,
126,000 Schritte, und bis nach Gades noch 102,000 Schritte
mehr. Dortige Völker sind: die Celticer, Turduler und
am Tagus die Vettoner. Vom Anas bis zum heiligen Vor-
gebirge wohnen die Lusitaner 7). Bemerkenswerthe Städte
an der Mündung des Tagus sind: Olisipo8), berühmt da-
durch , dass dort die Stuten durch den Westwind trächtig
werden; Salacia 9) mit dem Beinamen die Kaiserstadt, Me-
robrica10), Ossonoba11), Balso12) und Myrtili13); das heilige
Vorgebirge und ein anderes Cuneus u) genannt.
Die ganze Provinz wird in drei Kreisbezirke einge-
theilt, in den emeritensischen, pacensischen und scalabita-
■) Im 34. Cap.
*) Nach der Sage vergassen die Turduler und Celten, welche
auf einem Zuge begriffen waren, an seinen Ufern ihr Vorhaben und
die Heimkehr. Man schrieb es der Wirkung des Flusses zu, und
Brutus hatte grosse Mühe, seine Soldaten zum Uebergange über den-
selben zu bewegen. S. Florus II. 17.
3) Tago. 4) Mondego. 5) Cap St, Vincent. 6) Guadiana.
7) In Algarvien. 8) Lissabon. 9) Alcacer do Sal.
,0) Santjago de Cacem. Il) Estomba. ,2) Apalhao. ,3) Mertola.
u) Cap S. Maria.
Viertes Buch. 349
nischen. Im Ganzen enthält sie 46 Völkerschaften, worun-
ter 5 Colonien, 1 Municipalstadt mit römischem Bürger-
rechte, 3 mit alt lateinischen Rechten und 36 zinsbare. Die
Colonien heissen: Augusta Emerita *) am Flusse Anas, Me-
tallinensis 2), Pacensis 3), Norbensis 4) mit dem Beinamen
Cäsariana. Zu letzterer gehören Castra Servilia 5) und Cas-
tra Cäcilia 6). Die fünfte Colonie, Sealabis 7), heisst auch
Präsidium Julium. Die Municipalstadt mit römischem Bürger-
rechte heisst Olisipo mit dem Beinamen Felicitas Julia.
Die Städte mit altlateinischen Rechten sind: Ebora 8) oder
Liberalitas Julia, Myrtili und Salacia, die bereits genannt
sind. Von den zinsbaren Völkern verdienen, ausser den
unter den Beinamen bei Bätica schon erwähnten, noch an-
geführt zu werden: die Augustobrigenser 9), Ammienser 10),
Aranditaner11), Arabricenser 12), Balsenser 13), Cäsarobricen-
ser14), Caperenser 13), Caurenser 16), Colarner17), Cibilitaner,
Concordienser 18), Elbocorier19), Interamnienser, Lancienser20),
die celtischen Mirobrigenser 21) , Medubrigenser oder Plum-
barier, Ocelenser 22) oder Lancienser, Turduler 23) oder Bar-
duler oder auch Taporer24). Agrippa giebt die Länge Lu-
sitaniens nebst Asturien und Galläcien auf 540,000 , die
Breite auf 536,000 Schritte an. Der Umfaug der ganzen
Seeküste Spaniens aber von einem pyrenäischen Vorgebirge
bis zum andern beträgt nach Einigen 3,922,000, nach An-
dern 2,600,000 Schritte.
36.
Celtiberien gegenüber liegen mehrere Inseln, unter
J) Merida. '-) Medellin. 3) Beja.
*) Alcantara. 5) Truxillo. 6) Caceres.
7) Santarem. 8) Evora.
°) Muro. ,0) Almeida. •») Abrantes. ,2) Brega.
'3) Apalhao. ,4) Ciudad Rodrigo.
,5) Las Ventas de Capara.
,6) Coria. ") Villa Cova a Coelheira. I8) La Guarda.
I9) Celorico. 20) Sollahco. 2I) Miranda. 22) Fermoselle.
'a) Bei Badajoz. 2<) Tavova.
350 Viertes Buch.
denen die von Griechen sogenannten Cassiteriden x) ihren
Namen wegen ihrer Ergiebigkeit an Blei haben. In der
Gegend des arrotrebarischen Vorgebirges 2) liegen die 6
Götterinseln 3), von Einigen auch die glücklichen genannt.
An der Spitze von Bätica aber, 25,000 Schritte von der
Mündung der Meerenge, liegt Gadis 4), nach Polybius 12,000
Schritte lang und 3000 breit, Ihre Entfernung vom näch-
sten Theile des Festlandes beträgt nicht ganz 700 Fuss,
an den übrigen Stellen aber mehr als 7000 Schritte. Ihr
Flächenraum beläuft sich auf 15,000 Schritte; auch hat sie
eine Stadt mit römischem Bürgerrechte, welche Augusta
Julia Gaditana 5) heisst. Nach Spanien zu liegt in einer
Entfernung von 100 Schritten noch eine andere Insel 6),
1000 Schritte lang uud breit, auf der vormals eine Stadt
Gades stand. Ephorus und Philistides nennen diese Insel
Erythia, Timäus und Silenus 7) Aphrodisias, die Eingebo-
renen aber Junoinsel. Nach Timäus heisst die grössere 8)
Potimusa; die Kömer nennen sie Tartessos, die Punier Gadir,
was in ihrer Sprache einen Zaun bedeutet. Erythia heisst
sie 9) deshalb, weil die Tyrier, die Stammeltern der Punier,
vom erythräischen 10) Meere gekommen sein sollen. Einige
sind der Meinung, die Geryonen u), deren Rinder Herkules
weg führte, hätten daselbst gewohnt; Andere aber glauben,
diess sei eine andere Insel gleichen Namens gewesen, die
nach Lusitanien zu läge.
37.
Nachdem wir nun Europa in seinem ganzen Umfange
abgehandelt haben, wollen wir der Vollständigkeit wegen
den Wissbegierigen eine kurze Berechnung des Ganzen
l) Dies sind die sorlingischen oder Scilly-Inseln, die aber nicht
bei Spanien, sondern an der Südküste Englands, unweit des Cap
Landsend (der Spitze von Cornwallis) liegen. Die Phönicier waren die
ersten Entdecker derselben und bezogen viel Zinn (weisses Blei) daher.
8) Finisterre. 3) Die Azoren. 4) Leon. 5) Cadiz. c) S. Petri.
7) Unbekannt. 8) Leon. 9) Die kleinere. ,0) rothen.
u) Es waren nämlich 3 Brüder, welche diesen Namen führten,
woraus die Sage den dreiköpfigen Geryon machte.
Viertes Buch. 351
vorlegen. Artemidorus und Isidorus geben die Länge dieses
Erdtheils vom Tanais bis nach Gades auf 8,214,000 Schritte
an. Nach Polybius beträgt die Breite von Italien bis zum
Ocean 1,150,000 Schritte; allein damals war die wahre
Grösse von Europa noch unbekannt, denn Italien allein ist
bis zu den Alpen, wie bereits angezeigt, 1,120,000 Schritte
lang. Von da aber über Lugdunum bis zum britannischen
Hafen der Moriner x) sind es 1,169,000 Schritte, und hier-
auf mag sich Polybius' Angabe beziehen. Ein sichereres
und längeres Maass giebt jedoch eine von den Alpen gegen
den Sommersonnenuntergang 2) und die Rheinmündung hin
über das Lager der deutschen Legionen gezogene Linier
welche 1,543,000 Schritte lang ist.
Jetzt gehen wir zur Beschreibung von Afrika und
Asien über.
') Das schon erwähnte Gessoriacus (Boulogne).
2) Nordwesten.
Fünftes Euch.
Von der Lage und Grösse der Länder, Meere, Städte, Häfen,
Berge, Flüsse und den Völkern, welche noch da sind
oder da waren.
Die Griechen nannten Afrika Libyen und das vor
ihm liegende Meer das libysche. Dieser Erdtbeil endigt
mit Aegypten, und kein anderer hat weniger Busen, denn
seine Küste zieht sich von Westen her in einer schiefen
Linie hin. Die Namen seiner Völker und Städte sind
grösstentheils nur in den dortigen Sprachen auszudrücken
und jene wohnen fast nur in festen Burgen.
1.
Das erste unter den Ländern Afrikas heisst Mauri-
tanien *); es war bis zum Kaiser Cajus, dem Sohne des
Germanicus, ein eigenes Reich , wurde aber unter dessen
grausamer Regierung in 2 (römische) Provinzen getbeilt 2).
Das äusserste am Ocean gelegene Vorgebirge nennen die
1) Es umfasste Fez und Marocco und den grössten Theil von
Algier.
2) Nicht unter Cajus (Caligula), der 41 nach Chr. starb, sondern
im folgenden Jahre unter Claudius wurde Mauritanien römische
Provinz. Jedoch bahnte Caligula durch die Ermordung des letzten
Prinzen dieses Reiches, Ptolemäus, dazu den Weg. — Die westlich
gelegene Provinz hiess M. Tingitana, die östliche M. Cäsariensis.
Fünftes Buch. 353
Griechen Anipelusia. v) Vormalige Städte waren Lissa und
€otta jenseits der Säulen des Hercules; jetzt heisst die
dort befindliche Stadt Tingi 2). Sie wurde von Antäus 3)
gebauet, Kaiser Claudius aber machte sie hernach zur Co-
lonie und nannte sie Traducta Julia. Von Belo 4) , einer
Stadt in Bätica, ist sie auf dem kürzesten Wege 30,000
Schritte entfernt. 25,000 Schritte davon liegt an der Küste
des Oceans die Colonie des Augustus, Julia Constantia Zu-
lil 5), welche der Herrschaft der Könige entnommen ist und
unter der Gerichtsbarkeit von Bätica steht. Von ihr liegt
Lixos 6) , eine Colonie des Kaiser Claudius , von der viele
alte Sagen erzählt werden, 32,000 Schritte entfernt. In
dieser Gegend lag die Burg des Antäus, hier kämpfte er
mit dem Hercules, hier waren die Gärten der Hesperiden.
Aus dem Meere tritt hier das Wasser in gewundnem Gange
ins Laud, wodurch, nach jetziger Auslegung, das Bild eines
wachehaltenden Drachen entstanden ist. Jenes eindringende
Wasser umschiiesst eine Insel, welche in der ganzen be-
nachbarten und noch höher liegenden Gegend der einzige
Punkt ist, der nicht überfluthet wird. Auf ihr steht auch
noch ein Altar des Hercules, allein von jenem, goldene
Früchte tragenden Haine ist ausser einigeu wilden Oel-
bäumen nichts mehr vorhanden. Man wird sich über die
abenteuerlichen Lügen der Griechen rücksichtlich dieser
Gegenden und des Flusses Lixus 7) weniger verwundern,
wenn man bedenkt, dass selbst einige von unsern Schrift-
stellern noch neuerlich fast ebenso wunderliche Dinge da-
von erzählt haben. Es soll nämlich dort eine sehr mäch-
tige Stadt und grösser als Gross-Carthago sein, dieser gegen-
') Cap Spartel. -) Tanger.
3) Ein Riese, der von Hercules erdrückt wurde.
1) Bolonia. 5) Arzilla in Fez.
6) In Marocco, jetzt Larais oder El-Araisch. Sie war ursprüng-
lich eine Colonie der Phönicier.
7) Lucos, Linx, Lix; er ergiesst sich bei einer Stadt gleichen
Namens ins Meer.
•23
354 Fünftes Buch.
über liegen und von Tingi ausserordentlich weit entfernt
sein. Dergleichen und noch andere Märchen hat Corne-
lius Nepos mit der grössten Leichtgläubigkeit aufgegriffen.
40,000 Schritte von Lixus liegt im Innern eine zweite
Colonie des Augustus, Babba 1), auch Julia Campestris ge-
nannt, und 75,000 Schritte weiter eine dritte, Banasa 2), mit
dem Beinamen Valentia. 35,000 Schritte davon, und ebenso
weit von beiden Meeren entfernt, liegt die Stadt Volubile 3).
50,000 Schritte von Lixus fliesst an der Küste der Subur 4),.
ein stattlicher und schiffbarer Strom, neben der Colonie Ba-
nasa hin. Ebenso viele tausend Schritte von ihm und schon
in der Nähe der Wüsten liegt die Stadt Sala 5), am gleich-
namigen Flusse 6); sie wird von ganzen Heerden Elephanten,
noch weit mehr aber von den Autololern 7) , durch deren
Land der Weg zum Atlas, dem fabelreichsten Berge Afrikas,,
geht, beunruhigt.
Dieser Berg soll sich mitten aus den Sandwüsten zum
Himmel erheben, auf der nach der Küste des von ihm be-
nannten Oceans gerichteten Seite rauh und unwirthlich, hin-
gegen nach der Landseite zu schattig, waldig und von
Quellen bewässert sein, und Früchte aller Art von selbst
in solcher Menge hervorbringen, dass es jeder Begierde nie
an Befriedigung fehlt. Am Tage sehe man keinen von den
Einwohnern, überall herrsche tiefe Ruhe und schauerliche
Einsamkeit; stille Ehrfurcht bemächtige sich der Ge-
müther der Näherkommenden, und ein Schauder überfalle
sie beim Anblick des über die Wolken sich erhebenden
und die Sphäre des Mondes fast berührenden Berges. Des
Nachts glänze er von zahlreichen Feuern, die Aegipane und
Satyren trieben dort ihre muthwilligen Scherze, und von
dem Klange ihrer Flöten und Pfeifen, sowie vom Schalle
ihrer Pauken und Cymbeln halle er wieder. Alles diess
und ausserdem noch die daselbst von Hercules und Perseus
') Naranja in Marocco.
2) Alt-Mamore am Flusse Subur (jetzt Seboun).
3) Gualili. 4) Seboun. 5) Salle. 6) Buregreg. 7) Bei Fez.
Fünftes Buch. 355
vollbrachten Thaten erzählen berühmte Schriftsteller. Die
Entfernung bis dahin ist ungeheuer gross und noch nicht
sicher bekannt.
Es existirten auch schriftliche Notizen des carthagi-
niensischen Feldherrn Hanno J), welcher zur Zeit der Blüthe
des punischen Reichs beauftragt war, den Umfang von
Afrika zu ermitteln. Diesem sind viele griechische nnd rö-
mische Schriftsteller gefolgt; sie erzählen aber auch manches
Fabelhafte und sprechen von vielen von Hanno dort ange-
legten Städten, welche weder in der Erinnerung noch in
der Wirklichkeit mehr vorhanden sind.
Als Scipio Aemilianus in Afrika den Oberbefehl hatte,
tibergab er dem Polybius, dem Verfasser der Annalen, eine
Flotte, um damit diesen Erdtheil untersuchend zu um-
schiffen 2). Dieser berichtete nun, dass die Entfernung von
jenem Gebirge 3) an westlich, wo sich Walduügen voll wil-
der Thiere, wie sie Afrika erzeugt, befänden, bis zum Flusse
Anatis 4) 485,000 Schritte betrage. Von da bis nach Lixus
seien es 205,000, und Lixus sei von der gaditanischen Meer-
enge 112,000 Schritte entfernt. Sodann gelange man zu
einem Meerbusen, Saguti 5) genannt. Weiterhin folge die
Stadt Mulelacha 6) auf einem Vorgebirge ; die Flüsse : Su-
bur und Sala. Der Hafen Rutubis 7), 213,000 Schritte von
Lixus entfernt. Hierauf das Vorgebirge der Sonne 8), der
Hafen Risardir9), die gätulischen Autololer 10), der Fluss
') Er scheint auf dieser Reise, wie sich aus seinen Berichten
ergiebt, bis Guinea gekommen zu sein. Die Zeit, wann er lebte,
lässt sich nicht mit Gewissheit angeben; wahrscheinlich fällt sie in
das sechste Jahrhundert vor Chr. G. Nach Heeren war der Periplus
(oder Reisebericht, der sehr früh aus dem Punischen ins Griechische
übersetzt wurde) eine Inschrift, die Hanno als Denkmal seiner Reise,
nach der Sitte der carthaginiensischen Feldherren und Admirale, im
Tempel des Saturnus zu Carthago aufstellte. Ein Fragment dieses
Periplus besitzen wir noch jetzt.
*) Im Jahre 146 v. Chi-.
3) Atlas. 4) Ommirabih in Marocco. 6) Alcassar. G) Malebata.
") Mazagan. 8) Cap Cantin.
9) Safty. l0) Zwischen Risardir und dem Sala.
23*
356 Fünftes Buch.
Cosenus *), die Scelatiter und Masater2), der Fluss Masa-
tat3), der Fluss Darat 4) , in welchem Krokodile leben.
Dann komme man an einen Meerbusen, der eine Ausdeh-
nung von 616,000 Schritten habe und von einem gegen
Westen auslaufenden Vorgebirge des Berges Barce 5) , Na-
mens Surrentium 6) , eingeschlossen werde. Sodann der
Fluss Salsus 7) , hinter diesem die äthiopischen Perorser,
und noch weiter hin die Pharusier 8) , an welche letztere,
^egen das Innere des Landes zu die darischen Gätuler 9)
grenzen. An der Küste aber die äthiopischen Daratiter 10).
der mit Krokodilen und Flusspferden augefüllte Bam-
botus u). Von hier an zögen sich die Berge ununterbrochen
bis zu demjenigen fort, welchen wir später unter dem Na-
men Theon ochema12) (Götterwagen) beschreiben werden13).
Von da soll man in 10 Tagen und Nächten zum hespe-
rischen Vorgebirge14) hinüberschiffen; mitten in diesen
District versetzte er den Atlas, der nach allen andern Schrift-
stellern an der Grenze von Mauritanien liegt.
Zuerst haben die Römer unter dem Kaiser Claudius in
Mauritanien gekämpft, als der freigelassene Aedemon den
Tod des vom Kaiser Cajus ermordeten Königs Ptolemäus 15)
rächen wollte; da aber die Barbaren flohen, gelangte man
bekanntlich bis zum Berge Atlas. Und nicht allein die aus
den Consularen und dem Senate gewählten Feldherren, welche
damals dort Krieg führten, sondern auch die römischen
Ritter, welche daselbst im Dienste waren, hatten den Ruhm,
bis zum Atlas vorgedrungen zu sein. Fünf römische Colo-
nien befinden sich, wie wir bereits gesagt haben, in dieser
Provinz, und es möchte daher scheinen, dass wir leicht
') Tensift. 2) In den Ebenen von Akkeermute.
:1) Mogador. 4) Suse. 5) Daran. 6) Geer. 7) Messa.
8) Beide Völker wohnten zwischen dem Cap Geer und dem
•Cap Nun.
9) Vielleicht in der marokkanischen Provinz Draha.
,0) Um das Cap Nun. ") Nun.
'-) Ist wohl das weisse Vorgebirge. ,:t) VI. B. 35. Cap.
M) Cap Bojador. ,r,j Der letzte König von Mauritanien.
Fünftes Buch. 357
Nachrichten von dort her bekommen könnten. Allein darin
täuscht man sich, wie die Erfahrung lehrt, oft gar sehr;
denn vornehme Personen, welche gewöhnlich zu bequem
sind, um die Wahrheit zu erforschen, entblöden sich aus
Schaam der Unwissenheit nicht, zu lügen, und man lässt
sich nie leichter irre führen, als wenn ein bewährter Schrift-
steller eine Unwahrheit behauptet. Doch darüber, dass so
Manches von den Rittern und selbst von denen, welche aus
diesem Stande in den Senat getreten sind, unerforscht ge-
blieben ist, wundere ich mich weit weniger, als dass es
selbst dem Luxus nicht bekannt wurde , dessen Allgewalt
sich dadurch schon deutlich erweist, dass die Wälder nach
Elfenbein und Citrus *), alle gätulischen Felsen aber nach
Muscheln und Purpurschnecken durchsucht werden.
Nach dem Berichte der Eingeborenen fliesst in der
Nähe der Küste, 150,000 Schritte vom Sala entfernt, der
Fluss Asana 2), welcher salzig schmecke, aber einen ansehn-
lichen Hafen habe; dann folge der Fluss Fut 3); von diesem
bis zum Dyris (denn so heisst in ihrer Sprache der Atlas)
sei es 200,000 Schritte und dazwischen liege der Fluss
Vior 4). Hier sollen sich auch noch Spuren eines früherhin
bewohnten Landes und Ueberreste von Weinbergen und
Palmwäldern befinden.
Suetonius Paulinus 5) (den wir als Consul gesehen
haben) ist der erste römische Feldherr, welcher sogar um
einige tausend Schritte über den Atlas hinauskam; seine
Angabe rücksichtlich der Höhe dieses Gebirges stimmt mit
denen der Uebrigen überein. Den Fuss desselben fand er
bedeckt mit dichten, hohen Wäldern, die aus unbekannten
Bäumen bestanden; sie zeichneten sich aus durch hohe,
glatte und glänzende Stämme, hatten den Cypressen ähn-
liche Blätter, welche einen starken Geruch besassen und
mit dünner Wolle bedeckt waren, aus der sich, wie aus der
') S. XIII. B. 29. C. a) Ommirabih? 3) Tensift? 4) Sus.
5) Er war Consul mit L. Pontius Telesinus im 12. Jahre der
Regierung des Nero, 66 n. Chr.
358 Fünftes Buch.
Baumwolle, durch künstliche Behandlung Kleider anfertigen
Hessen. Der Gipfel des Berges war selbst im Sommer mit
Schnee bedeckt. Nach 10 Tagemärschen war er dahin ge-
gelangt, und nachdem er durch Wüsten voll schwarzen San-
des, aus denen sich hie Und da gleichsam ausgebrannte
Felsen erhoben und durch Gegenden, die der Hitze wegen
unbewohnt waren, obgleich er zur Zeit des Winters dort
eintraf, gezogen war, kam er an einen Fluss Namens Ger *).
Die Bewohner der benachbarten, mit Elephanten, wilden
Thieren und Schlangen aller Art erfüllten Bergwälder wür-
den Canarier genannt; ihre gewöhnlichen Nahrungsmittel seien
nämlich die Eingeweide der Hunde und anderer wilder Thiere.
Dass an diese ein äthiopisches Volk, die Perorser, grenzt,
ist bekannt. Juba2), der Vater des Ptolemäus, der zuerst über
beide Mauritanien herrschte, durch seinen wissenschaftlichen
Ruhm aber noch merkwürdiger war als durch seine Regie-
rung, hat ähnliches vom Atlas berichtet und sagt ausser-
dem noch, es wachse dort ein Kraut, das nach seinem Arzte,
der es zuerst fand, Euphorbia 3) genannt werde. Den milch-
artigen Saft desselben rühmt er in einem eigenen Buche
wegen der vortrefflichen Wirkung auf die Sehkraft, gegen
Schlangen und alle Gifte. Doch hiermit sei es mehr als
genug vom Atlas.
Die Länge der tingitanischen Provinz4) beträgt
170,000 Schritte. Das Hauptvolk darin war vormals das der
Mauren, welche meistens Maurusier genannt werden und
wovon auch das Land seinen Namen hat. Durch Kriege
geschwächt, ist es bis auf einige Familien verschwunden.
') Sifelmel.
2) Sohn des von Csesar 47 v. Chr. besiegten Königs Juba von
Numidien, wurde nach Rom gebracht und erhielt daselbst eine so
sorgfältige wissenschaftliche Ausbildung, dass man ihn als einen
der gelehrtesten Männer seiner Zeit betrachtet. Augustus gab ihm,
nachdem er sich mit Cleopatra Selene, einer Tochter der Cleopatra
und des Antonius, vermählt hatte, das väterliche Reich zurück.
3) XXV. B. 38. Cap.
4) Sie erstreckte sich vom atlantischen Meere bis zum Flusse
Molochhah.
Fünftes Buch. 359
Ihnen zunächst wohnten die Massäsyler , welche aber
-auch vertilgt sind. Jetzt wohnen daselbst die Gätuler, Ban-
jurer und die sehr mächtigen Äutololer; ein Stamm der
Letztern, die Vesuner, riss sich einst von ihnen los, bildete
ein eignes Volk und siedelte sich an den Grenzen der
Aethiopier an. Der östliche Theil der Provinz ist gebirgig
und wird von Elephänten bewohnt. Diese finden sich auch
auf dem Abila *) und den Bergen , welche wegen ihrer
gleichen Höhe die sieben Brüder2) heissen; sie sind mit
dem Abila verbunden und erstrecken sich bis zu der Meer-
enge 3). Bei ihnen fängt die Küste des inneren 4) Meeres
an. Es folgt nun der schiffbare Fluss Tamuda 5) und ehe-
mals eine Stadt gleichen Namens; der Fluss Laud6), der
selbst Seeschiffe trägt. Die Stadt und der Hafen Ryhadir 7) ;
der schiffbare Fluss Malvana 8). Die Stadt Siga 9) , Ma-
laca 10) in Spanien gegenüber, der Königssitz des Svphax u)
liegt schon im andern 12) Mauretanien. Diese Länder haben
lange die Namen ihrer Könige geführt; so hiess das äusser-
ste (tingitanische) Mauritanien das Bogudische und das
cäsariensische das Land des Bocchus 13). Dann folgt ein
Hafen, der von seinem Umfange der Grosse14) genannt
wird, und eine Stadt mit römischem Bürgerrechte. Der
Fluss Mulucha15), welcher das Land des Bocchus von dem
der Massäsyler scheidet. Quiza Xenitana16), eine Stadt
der Fremden; Arsennaria 17) mit lateinischen Rechten und
3600 Schritte vom Meere. Cartenna18), eine Colonie des
Augustus, von der zweiten Legion angelegt; Gunugum19)
eine andere Colonie des Augustus, von der prätorianischen
») Jibbel el Zatute. -) Sebat Jibbel. 3) Von Gibraltar.
4) mittelländischen. 5) Busega. 6) Gomera. 7) Melilla.
8) Mulvia. 9) Nad-Ronia. I0) Malaga.
") König der Massäsyler zur Zeit des zweiten punischen Krieges.
12) Cäsariensischen, grösstentheils Algier.
13) Der Schwiegervater des Jugurtha.
,4) Heisst noch jetzt so: Mersel Kibir.
,5) Mulvia. ,6) Giza bei Oran. ") Arzew. I8) Tenez.
t9) Mostagan.
360 Fünftes Buch.
Cohorte gegründet. Das Vorgebirge des Apollo x); daselbst
die überaus berühmte Stadt Cäsarea 2), früher Jol genannt,
die Residenz des Juba, vom Kaiser Claudius mit den Rech-
ten einer Colonie beschenkt; Oppidum novum 3), auf Befehl
desselben Kaisers von Veteranen erbauet, und Tipasa 4)
mit lateinischem Bürgerrecht. Icosion 5) wurde vom Kaiser
Vespasianus mit demselben Rechte beschenkt. Rusconiä 6),
eine Colonie des Augustus; desgleichen Rusazus 7), Saide 8)
und Igilgili 9) , das von Claudius mit dem Bürgerrechte
belohnte Rusucurium 10); die am Meere und am Flusse
Ampsaga u) belegene Stadt Tucca. Im Innern des Landes
liegen die Colonien des Augustus. Succabar12) und Tubu-
suptus13). Die Städte Timici und Tigavä14), die Flüsse
Sardabal 15), Aves 16), Nabar 17) und Usar 18) ; die Macureber
und Nabader. Der Fluss Ampsaga ist von Cäsarea 322,000
Schritte entfernt. Die Länge beider Mauritanien beträgt
1,038,000, die Breite 467,000 Schritte.
2.
Am Ampsaga beginnt Numidien19), welches durch den
Namen des Massinissa berühmt geworden ist. Die Griechen
nennen es das Land Metagonites, die Numidier aber heissen
bei ihnen Nomaden, von der Veränderung ihrer Weideplätze,
wobei sie ihre Zelte, welche die Stelle ihrer Häuser ver-
treten, auf Wagen mit sich führen. Städte darin sind:
Cullu 20) Rusicade 21), und 48,000 Schritte weit davon nach
dem Innern des Landes zu die Colonie Cirta22), oder der
>) Cap Mostagan.
2) Scherschell, nach Andern: Daraus, Tenez oder Algier.
3) El Cadara. 4) Bei Damus. 5) Algier? 6) Tadeies.
7) Acor. 8) Dellys. 9) Gigil. ,0) Coleah. ") Wad-el-Kibir.
,2) Zuckar. ,3) Burgh am Fusse des Berges Jurgura. ,4) Lezzoute_
,5) Shellif. 16) Hasham. ") Teft'ert. 18) Ajebbi.
19) Das östliche Algier. Zur Zeit des zweiten punischen Krieges
war es in 2 Reiche getheilt, welche Massinissa 202 v. Chr. vereinigte ;
47 aber machte es Cäsar zu einer römischen Provinz. Siehe die An-
merkung über Juba im vorigen Cap.
«0 Cullo. ") Stora. ö) Constantine.
Fünftes Buch. 361
Sittianer 1), die Colonie Sicca 2) und die freie Stadt Bulla
Regia 3). An der Küste liegen Tacatua 4), Hippo Regius 5),
der Fluss Armua 6). Die Stadt Tabraca 7) mit römischem
Bürgerrechte; der Fluss Tusca 8) an der Grenze von Nu-
midien. Ausser dem numidischen Marmor und wilden Thie-
ren bringt dieses Land nichts ausgezeichnetes hervor.
3.
Vom Tusca geht das zeugitanische Gebiet 9), welches
auch Afrika im engem Sinne genannt wird, an. Drei
ins Meer laufende Vorgebirge, das weisse 10), das des Apol-
lo n), Sardinien gegenüber, und das des Mercur 12), Sicilien
gegenüber, bilden 2 Meerbusen; der eine ist der Hipponen-
sische 13), zunächst der Stadt, welche das zerstörte Hippo14),
bei den Griechen aber wegen des durchströmenden Was-
sers Diarrhytus heisst. Ihm zunächst, nur etwas weiter
von der Küste entfernt, liegt die steuerfreie Stadt Theuda-
lis. Dann folgt das Vorgebirge des Apollo, und an dem
andern Busen15) die Stadt Utica16) mit römischem Bürger-
rechte, berühmt durch Cato's Tod, der Fluss Bagrada17).
Die Ruinen von Castra Cornelia18), die Colonie Carthago,
auf den Trümmern des grossen Carthago19); die Colonie
Maxulla20). Die Städte Carpi21), Misua22) und das freie
Clupea23) am Vorgebirge des Mercur. Ferner das freie
Curubis 24) und Neapolis 25). Nun folgt ein anderer Theil
') Von Caesar dem römischen Feldherrn Sittius geschenkt.
2) Kaff. 3) Badja. 4) Tamseh. 5) Bona. 6) Mafragg.
7) Tabarca. 8) Zaine. 9) Tnnis und Tripolis. 10) Bas-el-Abeadh.
,J) Cap Farina. I2) Cap Bon. >3) Golf von Ben-Zert (Biserta).
") Ben-Zert. ,5) Golf von Tunis. 16) Booshatter.
") Megarada. 18) Porto Farina.
19) Schon 30 Jahre nach Carthago's Zerstörung schickte Gracchus
eine Colonie dorthin. Augustus befolgte Caesar's Plan und erbaute
sie wieder, und bald ward sie eine der blühendsten Städte in Afrika.
439 n. Chr. wurde sie durch die Vandalen, 100 Jahre nachher aber
durch Belisar eingenommen, bis endlich 697 die Araber sie zerstör-
ten. Aus ihren Trümmern stieg Junis hervor.
20) Rhades. 2«) Gurta. 22) Sidi Doude. 23) Calibia.
24) Hamman Gurbos. 26) Nobal.
362 Fünftes Buch.
vom engein Afrika, Byziacum, dessen Bewohner Libyphö-
nicier heissen. Byzacium heisst ein Gebiet von 250,000
Schritten im Umfange, von so ausserordentlicher Frucht-
barkeit, dass der Boden den Landleuten hundertfältigen
Ertrag giebt. Hier liegen die freien Städte Leptis x) Ad-
rumetum 2), Ruspina 3), Thapsus 4); Thenä 5), Macomades 6)
und Täcape 7). Sabrata 8) grenzt an die kleinere Syrte,
bis zu welcher die Länge Numidiens und Afrika's vom
Ampsaga an 580,000 und die Breite, soweit sie ermittelt
ist, 200,000 Schritte beträgt. Dieser Landstrich, welchen
wir Afrika (im engern Sinne) genannt haben, wird in 2
Provinzen eingetheilt, in das neue und alte; beide sind
durch einen Canal geschieden, der nach der Uebereinkunft
zwischen dem zweiten Afrikanus 9) und den Königen 10)
bis zur Stadt Thenä, welche 216,000 Schritte von Carthago
entfernt ist, geführt wurde.
4.
Der dritte Busen theilt sich wieder in zwei, die an
den beiden Sy rten11) wegen des seichten und minder über-
fluthenden Meeres gefährlich zu befahren sind. Bis zur
nächsten Syrte12), welche die kleinere ist, beträgt nach
Polybius die Entfernung von Carthago 300,000 Schritte.
Der Seeweg zu ihr selbst ist 100,000 Schritte lang, und im
Umfange hat sie 300,000 Schritte. Der Landweg zu ihr
aber, den man nur durch Beobachtung der Gestirne finden
kann, führt durch wüste Gegenden voll Sandes und Schlan-
gen. Nächstdem folgen waldige Berge13) voll wilder Thiere,
weiter nach dem Innern öde Gegenden, welche von Ele-
') Leptisparva, jetzt Lempta , eine phönicische Colonie; nicht
weit davon lag Leptisniagna, jetzt Lebda.
2) Mahometa. 3) Bei Monastiho. 4) Damoss. 5) Thainae.
6) Maharass. 7) Cabes. 8) Alttripolis. 9) Der jüngere Scipio.
,0) Plinius meint hier die Söhne des Massinissa, unter welche
Scipio Africanus das väterliche Reich theilte.
n) Sandbänke im Meere.
,2) Meerbusen von Cabes.
u) Der nördliche Theil von Biledulgerid (Dattelland).
Fünftes Buch. 363
phanten bewohnt sind, dann ungeheuere Wüsten *); und
noch weiter hin die Garamanter 2), welche von den Augy-
lern 3) 12 Tagereisen entfernt sind. Hinter jenen wohnten
vormals die Psyller, an welche der von Wüsten umgebene
See Lycomedes grenzt. Die Augyler wohnen fast in der Mitte
und sind von dem nach Westen gelegenen Theile Aethio-
piens und dem zwischen beiden Syrten liegenden Land-
striche 4) gleichweit entfernt. Die Küste zwischen den bei-
den Syrten ist 250,000 Schritte lang. Hier befindet sich
die Stadt Oea 5), der Fluss und das Gebiet Cinyps 6) ; die
Städte Neapolis 7), Graphara 8), Abrotonum 9), das andere
oder sogenannte grosse Leptis. Dann folgt die grosse
Syrte10), mit einem Umfange von 625,000 Schritten; von der
Küste ist sie 312,000 Schritte entfernt. An derselben woh-
nen die Cisipader. Die Küste am innersten Theile des
Meerbusens hiess Lotophagon u), auch Alachroas, und ging
bis zu den aus Sand bestehenden Altären der Philäner12).
Nicht weit davon auf dem Festlande befindet sich ein grosser
Sumpf13), der den Fluss Triton14) aufnimmt und auch nach
ihm benannt wird; Callimachus nennt ihn Pallantias und
setzt ihn diesseits der kleinern Syrte; nach Andern liegt
er zwischen beiden Syrten. Das Vorgebirge, welches die
grössern einschliesst, heisst Borion15). Weiterhin folgt die
cyrenaische Provinz 16).
Bis hierher zählt Afrika vom Flusse Ampsaga an 516
') Die Wüste Sahara.
2) Diese scheinen demnach zwischen dem Nil und Niger im süd-
-östlichen Theile von Libyen gewohnt zu haben.
3) Oase Augila (Udschila). 4) Staat von Tripolis.
5) Tripoli vecchia. 6) Wadi-Quaam. 7) Tripolis? 8) Tezura.
9) Identisch mit Sabrata. ,0) Busen von Sidra.
11) Das Gebiet der Lotusesser, welche sich vorzüglich von der
Frucht des Rhamnus Lotus nährten.
12) Zwei Brüder aus Carthago, die durch ihre heldenmüthige
Aufopferung die Grenzen ihres Vaterlandes bedeutend erweiterten.
Vergl. Sallust im jugurth. Kriege C. 79. Valer. Max. V. 6 und Pom-
pon. Mela I 7.
,3) Ludeah. M) El-Hamniah. 15) Tajuni. ,6) Wüste Barca.
364 Fünftes Buch.
Völker, welche den Römern unterthan sind. Darunter be-
finden sich 6 Colonien, Dämlich, ausser den schon genannten *),
Uthina 2) und Tuburbis3); 15 Gemeinden mit römischem
Bürgerrechte, von denen folgende, im Innern belegen, zu
merken sind: die assuritanische 4) , abutucensische , aberi-
nasische, canopische 5), chilmanensische 6), simittuensische 7),
thunusidensische, tuburnicensische, tynidrumensische, tibig-
mesische , gross- und klein-ucitanische und vagensische.
Eine lateinische Stadt: Uzalitanum. Eine zinsbare Stadt:
Castra Cornelia. 30 freie Gemeinden, von denen folgende
nach dem Innern zu liegende zu nennen sind: die acholi-
tanische 8), aggaritanische , arinensische, abziritanische, ca-
nopitanische , melizitanische, materensische, salaphita-
nische, tusdritanische 9), tiphicensische, tunicensische,
theudensische, tagastensische, tigensische, ulusubritanische,
andere vagensische, visensische und zamensische 10). Von
den übrigen sind die meisten nicht bloss Stadtgemeinden,
sondern sie können mit Recht Völker genannt werden, als:
die Natabuder, Capsitaner n), Musulamer, Sabarbarer, Mas-
syler, Nisiver, Vamacurer, Cinither, Mussuner, Marchubier
und ganz Gätulien bis an den Fluss Nigris12), der Afrika
von Aethiopien scheidet.
5.
Die cy renaische oder pentapolitanische13) Landschaft
ist durch das Orakel des Hammon14), welches von Cyrene
400,000 Schritte entfernt liegt, ferner durch die Sonnen-
') Cirta, Sicca, Carthago und Maxulla. -) Udine. 3) Tuburbo.
4) Keff. 5) Zwischen Tabarca und dem Fluss Medsjerda.
°) Südlich von Rhades. 7) Oestlich von Bugia.
8) Ruinen von Acholla beim tunesischen Flecken Elalia.
M) Jemma.
10) Zama, jetzt Zowarin, lag 5 Tagereisen von Carthago im innern
Lande, und ist bemerkenwerth durch die Niederlage, welche Hanni-
bal hier von Scipio erlitt.
") Gafia. 12) Niger.
,3) Barka, der zweite Name deutet auf ihre 5 Hauptstädte.
,4) In der Oase Siwah.
Fünftes Buch. 365
Quelle x), vorzüglich aber durch die fünf Städte, Berenice 2),
Arsinoe 3), Ptolemais 4), Apollonia 5) und Cyrene 6) berühmt.
Berenice, an der äussersten Spitze der Syrte, hiess früher,
nach den fabelhaften griechischen Berichten, die Stadt der
(obengenannten) Hesperiden. Nahe bei der Stadt ist der
Fluss Lethon 7), auch ein heiliger Hain, wo die Gärten der
Hesperiden gewesen sein sollen. Sie ist von Leptis 375,000
Schritte entfernt, von Arsinoe, das auch Teuchira genannt
wird, 43,000 Schritte. Dann folgt in einer Entfernung von
22,000 Schritten Ptolemais, vormals Barce. Nicht weit, da-
von läuft das Vorgebirge Phycus 8) 40,000 Schritte weit
ins cretische Meer hinein; von dem lacedämonischen Vor-
gebirge Tänarum 9) ist es 350,000 Schritte , von Creta
selbst aber 225,000 Schritte entfernt. Hinter ihm liegt
Cyrene, 11,000 Schritte vom Meere. Vom Vorgebirge Phy-
cus Apollonia sind 24,000, bis zum Cherronesus 10) 88,000
und von da bis Catabathmus u) 216,000 Schritte. In der
Nähe wohnen die Marmariden, welche das Land vom pa-
rätanischen Gebiete12) bis zur grössern Syrte inne haben.
Dann folgen die Ararauceler und an der Küste der Syrte
selbst die Nasamoner, welche, wegen ihrer mitten im Sande
belegenen Wohnsitze, von den Griechen Mesammoner ge-
nannt worden sind. Das cyrenaische Gebiet soll in einer
Breite von 15,000 Schritten von der Küste an fruchtbar an
Bäumen sein, in einer gleichen Breite weiter nach dem
Innern zu bloss Feldfrüchte, und auf dem folgenden 30,000
Schritte breiten und 250,000 Schritte langen Landstriche
nichts als Laser13) hervorbringen.
Hinter den Nasamonen wohnen die Asbister14) und
Macer15) und noch weiter die Ammanter, 11 Tagereisen
») Om-el-Abid. -) Bengaz. 3) Teukna.
') Tolometa. 5) Marza Suza. 6) Grenne oder Kurin.
7) Der schmale Kanal, durch welchen ein bei Bengasi liegender
See mit dem Meere in Verbindung steht.
8) Ras Sem. '■>) Matapan. 10) Cap Razat. ") Luccu.
'-i El Baretoun. 13) Vergl. XIX. B. 15. Cap.
M) Südlich von Cyrene. 15j Am Wadi-Quaam.
366 Fünftes Buch.
von der grösseren Syrte gegen Westen hin und ganz von
Sandwüsten umgeben. Sie finden jedoch schon leicht in
einer Tiefe von etwa 2 Ellen Wasser, weil die maurita-
nischen Gewässer sich hier sammeln. Zum Bau ihrer
Häuser bedienen sie sich statt der Steine des Salzes, wel-
ches sie aus ihren Bergen hauen. 7 Tagereisen von ihnen
südwestlich wohnen die Troglodyten, mit welchen sie nur
wegen des Handels mit einem Edelsteine, dem sogenannten
Carbunkel *), welcher aus Aethiopien kommt, in Verbindung
stehen. Dazwischen liegt, nach den bei der kleinen Syrte
genannten Wüsten Afrika's hin , Phazania 2) , wo wir das
Volk der Phazanier und die Städte Alele 3) und Cilliba 4)
unterworfen haben; ebenso Cydamus 5) in der Richtung
von Sabrata. Von hier aus zieht sich ein langes Gebirge
von Osten nach Westen, welches von unsern Schriftstellern
das schwarze 6) genannt wird, entweder weil es von Natur
wie verbrannt aussieht, oder weil es durch die Glüht der
Sonne ausgebrannt ist* Dahinter liegt eine Wüste; dann
Talgae, eine Stadt der Garamanter, desgleichen Debris, an
einer Quelle, deren Wasser von Mittag bis Mitternacht heiss
und von Mitternacht bis Mittag kalt ist; ferner die weltbe-
rühmte Hauptstadt der Garamanter Garama 7). Ueber alle
diese Städte und Länder siegten die Römer und triumphirte
Carnelius Baibus 8) , der einzige Ausländer, welchem man
einen Triumph halten Hess und mit den Rechten der Qui-
nten beschenkte; er war nämlich aus Gades gebürtig und
erhielt mit dem älteren Baibus, seines Vaters Bruder, das
römische Bürgerrecht. Ein merkwürdiger Umstand, den
unsere Schriftsteller, neben den oben genannten von ihm
eroberten Städten, noch berichtet haben, ist, dass er die
Namen und Bilder aller Völker und Städte, ausser Cida-
mus und Garama, in folgender Ordnung im Triumph auf-
') Vergl. XXXVII. B. 25. Cap. 2) Fezzan. 3) Mellulen.
4) Zuila. 5) Gadamez.
6) Es heisst noch jetzt das schwarze (Soudah).
7) Gherma, zu Fez gehörig. 8) 44 v. Chr.
Fünftes Buch. 3(57
führte: die Stadt Tabudium l), das Volk Niteris, die Stadt
Negligamella , das Volk oder die Stadt der Bubejer, das
Volk der Eniper, die Stadt Thuba, der Berg Niger, die
Städte Nitibrum und Rapsa, das Volk Discera, die Stadt
Debris, den Fluss Nathabur, die Stadt Thapsagum, das Volk
der Nanniger, die Stadt Bois und Pege, den Fluss Dasi-
bari 2). Dann folgten ohne Unterbrechung die Städte Ba-
racum, Buluba, Alasi, Balla, Galia, Maxala 3), Zizama und
endlich der Berg Gyri 4), in welchem der vorangetragenen
Aufschrift zufolge Edelsteine vorkommen sollen. Den Weg
zu den Garamanten hat man bis jetzt noch nicht ermitteln
können, da räuberische Züge dieses Volkes die Brunnen
(nach denen man nicht tief zu graben braucht, wenn man
die rechten Stellen weiss) mit Sand verschütteten. In dem
letzten Kriege, welchen die Römer im Anfange der Regie-
rung des Kaisers Vespasian mit den Orensern führten, ist
ein kurzer, bloss viertägiger Weg entdeckt worden, welcher
„der Weg an der Felsenspitze vorbei" heisst. Die Grenze
des cyrenaischen Gebietes führt den Namen Catabathmos 5);
hier liegt eine Stadt gleichen Namens und ein von steilen
Höhen umschlossenes Thal. Bis hierher misst das eyre-
naische Afrika von der kleinen Syrte an 1,060,000 Schritte
in der Länge und, so viel man weiss, 800,000 Schritte in
der Breite.
6.
Das nun folgende Gebiet heisst das libysche Mareo-
tis 6) und grenzt an Aegypten. Darin wohnen die Marma-
riden, Adyrmachiden und Mareoten. Von Catabathmos bis
Parätonium 7) beträgt die Entfernung 86,000 Schritte. Auch
diese Strecke liegt im Innern Apis 8), wegen der Religions-
») Tibesty. 2) Azawan.
3) Missolat. ') Goriano. 5) Lucco.
6) Die ganze Küstenstrecke von Lucco bis Alexandrien.
7) Al-Baretum.
8) Ist mit der Stadt Apis auf einer Insel im See Mareotis nicht
zu verwechseln.
368 Fünftes Buch.
Gebräuche der Aegypter von Interesse. Von da ist Parä-
tonium 62,000 und von hier Alexandrien 200,000 Schritte
entfernt, die Breite x) beträgt 169,000 Schritte. Eratosthenes
giebt den Landweg von Cyrene nach Alexandrien auf
525,000 Schritte an. Nach Agrippa ist ganz Afrika mit
Einschluss von Unter-Aegypten, vom atlantischen Meere an
3,040,000 Schritte lang. Polybius und Eratosthenes, deren
Angaben man für die richtigsten hält, bestimmen die Länge
vom Ocean bis Gross-Carthago auf 1,100,000 Schritte, von
da bis Canopicunn, der nächsten Mündung des Nils, auf
1,628,000 Schritte. Isidorus sagt, von Tingis bis Canopus
sei es 3,599,000 Schritte; Artemidorus nimmt 40,000 weniger
als Isidorus an.
7.
Inseln liegen in diesem Meere nicht sehr viele. Die
berühmteste ist Meninx 2), 25,000 Schritte lang und 12,000
breit und von Eratosthenes Lotophagitis genannt. Sie hat
2 Städte, Meninx auf der afrikanischen und Troar auf der
andern Seite; von dem rechts liegenden Vorgebirge 3) der
kleinen Syrte ist sie 150,000 Schritte entfernt. 100,000
Schritte von ihr zur Linken liegt Cercina 4), mit einer freien
Stadt gleichen Namens; sie ist 25,000 Schritte lang, an der
breitesten Stelle halb so , aber am äussersten Ende nicht
über 5000 Schritte breit. Mit ihr steht auf der nach Car-
thago gerichteten Seite die kleine Insel Ceremibis 5) mit-
telst einer Brücke in Verbindung. Lopadusa G) , eine 6000
Schritte lange Insel, liegt beinahe 50,000 Schritte von ihnen
entfernt. Dann folgt Gaulos 7) und Galata 8) , deren Erde
den Scorpion, ein für Afrika gefährliches Thier, tödtet.
Sie sollen auch auf Clypea 9), welcher Cosyra10) mit einer
Stadt gegenüber liegt, umkommen. Dem Busen von Car-
thago gegenüber, zwischen Sicilien und Sardinien, liegen
die beiden Altäre des Aegimuron n), welche aber eher den
') Nämlich des libyschen Mareotis. '-) Dsjerbi. 3) Cap Dsjerbi.
') Kcrkeni. 5) Oeto. 6) Lampadosa. 7) Gozzo. 8) Galita.
9) Calibia. ,0) Pantalaria. ») Vergl. Virgils Aeneide I. 113.
Fünftes Buch. 369
Namen Felsen als Inseln verdienen. Einige Schriftsteller
berichten, sie wären vormals bewohnte Inseln gewesen,
aber grösstenteils versunken.
8.
Im Innern von Afrika, gegen Süden, nach den Gä-
tulern hin und hinter denselben, wohnen, durch Wüsten ab-
geschieden, zuerst die Libyägypter *) und dann die Leuc-
äthiopier 2). Hinter diesen die Nigritier, Stämme der
Aethiopier, an dem oben genannten Flusse3); ferner die
nackten Pharusier 4), welche bis an den Ocean reichen, und
die schon bei den Grenzen von Mauritanien erwähnten Pe-
rorser. Von allen diesen Völkern an ziehen sich nach
Osten unermessliche Wüsten bis zu den Garamanten, Au-
gylen und Troglodyten hin. Sehr wahr ist die Meinung
derer , welche zwei Aethiopien hinter den afrikanischen
Wüsten annehmen, und vor allen hat Homer 5) Recht, der
die Aethiopier in die östlichen und westlichen theilt. Der
Fluss Tigris hat dieselbe Beschaffenheit wie der Nil, denn
in ihm kommen dasselbe Schilf, Papyrus und dieselben
Thiere vor, und er schwillt zu derselben Zeit an. Er ent-
springt zwischen den Gebieten der tareleischen und oeca-
lischen Aethiopier. Die Stadt der letztern, Magium, haben
Einige in die Wüsten versetzt und sagen, daneben wohn-
ten die Atlauter, die halbwilden Aegypaner, die Blemmyer,
Ganphasanter, Satyrer und Himantopoder. Wenn wir ihnen
glauben wollen, so sind die Atlanter den menschlichen
Sitten und Gebräuchen fremd, denn unter ihnen findet
keine Namens-Bezeichnung statt, sie sehen die auf- und
untergehende Sonne als ein ihnen und ihren Aeckern ver-
derbliches Wesen unter schrecklichen Verwünschungen an;
auch träumen sie nicht wie andere Menschen. Die Troglo-
dyten graben sich Höhlen ß), welche zu ihren Wohnungen
') Westlich von Thebais, wo jetzt die libysche Wüste ist.
2) In der Wüste Sahara. 3) Niger.
4) In der Gegend das Cap Nun. 5) Odyssee I. 23.
6) Daher ihr Name, von TQOjy'/.r] Höhle.
24
370 Fünftes Buch.
dienen, nähren sich vom Fleische der Schlangen, ihre
Stimme ist nur ein Schnarren, und desshalb können sie
keine ordentliche Unterredung halten. Die Garamanten
haben keine Ehen, sondern vermischen sich mit den
Weibern ohne Unterschied. Die Augyler verehren nur
die Götter der Unterwelt. Die Gamphasanter gehen nacktr
verstehen nichts von Kriegführung und haben keine Ge-
meinschaft mit andern Völkern. Den BlemmyerD sollen die
Köpfe fehlen, Mund und Augen aber auf der Brust stehen.
Die Satyren haben ausser ihrer Gestalt nichts Menschliches
an sich; die Aegipanen sind so gestaltet, wie man sie ge-
wöhnlich abbildet l). Die Himantopoden haben krumme
Füsse und können sich nur durch Kriechen fortbewegen.
Die Pharusier, ehemals Perser, sollen den Herkules, als er
zu den Hesperiden reiste, begleitet haben. Weiter finde
ich von Afrika nichts, was erwähnenswerth wäre.
9.
Mit Afrika hängt Asien zusammen, welches sich nach
Timosthenes 2) von der eanopischen Nilmündung bis zu der
Mündung des Pontus 2,639,000 Schritte, und nach Eratho-
sthenes von der Mündung des Pontus bis zur Mündung des
Mäotis 1,645,000 Schritte weit ausdehnt. Die Grösse von
ganz Asien mit Aegypten bis zum Tanais geben Artemidorus
und Isidorus auf 5,375,000 Schritte an. Die es umspülenden
Meere haben von den umwohnenden Völkern verschiedene
Namen erhalten, weshalb sie zugleich mit diesen genannt
werden sollen.
Afrika zunächst liegt Aegypten, das sich in südlicher
Richtung nach dem Innern zurückzieht und bis zu den
Aethiopiern, welche dahinter wohnen, reicht. Den unteren
Theil desselben umschliesst und begrenzt der in einen
linken und rechten Arm getheilte Nil, dessen canopische
Mündung auf der afrikanischen Seite von der pelusiacischen
auf der asiatischen Seite 170,000 Schritte entfernt ist. Dieser-
') Nämlich mit rauhen Bocksbeinen.
a) Admiral der Flotte von Ptolemäus II. Philadelphus.
Fünftes Buch. 371
halb haben Einige Aegypten zu den Inseln gerechnet, und
da der Nil sich so theilt, dass er dem Lande eine dreieckige
Gestalt giebt, so haben Viele dasselbe mit dem Namen des
griechischen Buchstaben Delta bezeichnet. Die Länge von
dem Punkte, wo der Nil sich zuerst theilt, bis zur cano-
pischen Mündung beträgt 146,000, bis zur pelusiacischen
aber 166,000 Schritte. Der oberste, an Aethiopien grenzende
Theil heisst Thebais. Er wird in Stadtbezirke eingetheilt,
welche Nomen heissen ; sie sind : der ombitische x), apollo-
politische 2), hermonthitische 3), thinitische 4), phaturitische5),
coptitische 6), ten tyri tische 7), diospolitische 8), antäopoli-
tische 9), aphroditopolitische10) und lycopolitische n). Der
an Pelusium grenzende Distrikt hat folgende Nomen: den
pharbatischen 12), bubastitischen 13), sethratischen u) und tani-
tischen15). Das übrige Aegypten aber enthält den ara-
bischen16), den hammoniacischen, welcher sich bis zum
Orakel des Jupiter Hammon17) ausdehnt, den oxyrynchi-
tischen18), leontopoli tischen 19), athribitischen 20), cynopoliti-
schen21), hermopolitischen 22), xoitischen 23), mendesischen 24),
sebenny tischen25), cabasitischen 26), latopolitischen 27), helio-
politischen28), prosopolitischen 29), paropolitischen 30), busiri-
tischen31), onuphitischen 32), saitischen33), ptenethuischen34),
») Koum-Omboe. 2) Edfu. 3) Ermend.
4) Nach dem Städtchen This in der Nähe von Scheik-Abadu,
dem alten Abydus.
5) Wahrscheinlich der von Thebae. 6) Kuft. 7) Dendera.
8) How. 9) Qua-ou-el-Kharab. 10) Ed Sof. ") Siut.
12) Belbeis. ,3) Basta.
14) An der Stelle von Heracleum, dem Hauptorte dieses Nomos,
findet man jetzt den See Menzaleh. ,5) Aschmun-Tanah.
16) Zwischen dem Delta und dem arabischen Meerbusen.
,7) Oase Siwah. 18) Beneseh. ,9) Tel-Essabe. '■») Trieb.
21) Samalout. 22) Aschmunein. 23) Mehallet-el-Kebir.
w) Menzaleh. 25) Semenhud. 26) Dsjabas. 2T) Esneh. 28) Matareh.
29) Nach der Insel Prosopitis, welche durch 2 Nilarme (den ca-
nopischen und sebennytischen) und den Kanal Farauni gebildet wird.
30) Akmin. 31) Abusir. 32) Banub. M) Sah-el-Hadschar.
M) Bembeaw.
24*
372 Fünftes Buch.
phthempuischen *), naucratitischen 2), inetelitischen 3) , gy-
näcopolitischen 4) und nienelaitischen in der Gegend von
Alexandrien. In Libyen liegt der mareotische Nomos 5) und
der heracleopolitische auf einer 50,000 Schritte langen Nil-
insel, auf der man auch die Stadt des Herkules 6) findet.
Es giebt auch zwei arsinoitische Nomen 7), welche, nebst
dem memphitischen 8), den obersten Theil des Delta bilden.
An diesen grenzen auf der Seite nach Afrika hin die beiden
oasitischeu Nomen 9). Einige verändern manche dieser
Nomen und führen noch andre Nomen an, wie den heroo-
politischen 10) und crocodilopolitischen u). Zwischen dem
arsinoitischen und dem memphitischen Nomus lag ein künst-
licher See, der 250,000 oder, wie Mucianus berichtet,
450,000 Schritte im Umfange hatte und 50 Schritte tief
war, und nach dem Könige, welcher ihn angelegt, der See
des Moeiis12) genannt wurde. 62,000 Schritte davon liegt
Memphis13), die ehemalige Residenz der ägyptischen Könige,
von welcher der Weg bis zum Orakel des Hammou 12 Tage-
reisen beträgt. Bis zur Theilung des Nils aber, die wir
Delta genannt haben, sind es 15,000 Schritte.
10.
Der Nil, dessen Quellen man noch nicht genau anzu-
geben weiss, fliesst zuerst durch wüste und brennend heisse
Gegenden, und ist auf dieser Ungeheuern Strecke seiner
Länge nur durch Gerüchte und friedliche Forschung, nicht
aber durch Kriege, welche die Entdeckung aller übrigen
Länder veranlasst haben, bekannt, Er entspringt (in so
weit diess der König Juba hat ermitteln können) auf einem
Berge des unteren Mauritaniens, nicht weit vom Ocean, und
») Tafa.
2) Neucratis lag 3 St. südlich vom heutigen Orte Schabur.
3) Mentubes. 4) Auf der Westseite des canopischen Armes.
s) Mairiut. 6) Anas- el-Wodj out. 7) Adsjerut und Fejum.
s) Minieh. 9) El Wah und Charje.
10) Entspricht dem arabischen.
n) Entspricht dem einen arsinoitischen (Pejturi).
n) Birket-Kerum. Ia) Minieh.
Fünftes Buch. 373
bildet bald darauf einen See, welcher Nilis beisst. In dem-
selben leben die Fiscbgattungen Alabetä1), Coracini2) und
Siluri3), auch Crocodile, und zum Beweise davon hat er
einen solchen zu Cäsarea4) in den Tempel der Isis ge-
weihet, welcher noch heutzutage daselbst gezeigt wird.
Ausserdem hat man beobachtet, dass das Wasser des Nils
sich nach der Menge des in Mauretanien fallenden Schnees
und Regens richtet. Aus jenem See getreten verbirgt er
sich, als verschmähe er es, durch sandige und schmutzige
Gegenden zu fliessen, auf eine Strecke von mehreren Tage-
reisen unter der Erde. Hierauf bricht er im cäsariensischen
Mauritanien, da wo die Massäsyler wohnen, unter Bildung
eines andern, noch grössern See's hervor (dessen gleiche
Fischarten beweisen, dass es der Nil ist), gleichsam als ob
er sich nach den Menschen umsähe. Wiederum rinnt er in
den Sand ein und versteckt sich 20 Tagereisen weit bis
an die Grenze der Aethiopier, springt aber, sobald er die
Nähe von Menschen merkt, wahrscheinlich in derjenigen
Quelle, welche wir Nigris genannt haben, hervor. Von hier
an scheidet er Afrika von Aethiopien, wird, wenn auch
nicht sogleich von Völkern, doch von wilden und ungeheuren
Thieren umwohnt, bringt Wälder hervor und zieht sich
unter dem Namen Astapus5), welches in der Sprache jener
Völker ein aus der Finsterniss kommendes Wasser bedeutet,
mitten durch Aethiopien. Er bildet unzählige Inseln, und
einige von solcher Grösse, dass er, trotz seiner reissenden
Schnelligkeit, doch nicht weniger als fünf Tagereisen braucht,
um an ihnen vorbei zu fliessen. Da, wo er die berühmteste
derselben, Meroe6), umfliesst, heisst sein linker Arm Asto-
bores, d. h. der Arm des aus der Finsterniss kommenden
Wassers; der rechte aber Astosapes, was ihm noch die
') Gadus Lota L. oder Petromyzon fluviatilis L.
2) Labrus nüoticas L. 3) Silurus anguillaris L.
A) Tenez. 5) Der Nilarm Bahar-el-Azreck (blauer Strom).
6) Es ist eigentlich eine Halbinsel (im Innern Aethiopiens), die
durch den Zusammenfluss des Astobores (jetzt Tagazze) mit dem
Astosapes (jetzt Rahad) entsteht.
374 Fünftes Buch.
Bedeutung des verborgenen giebt. Den Namen Nil erhält
er nicht eher, bis sich alle seine Gewässer wieder in einem
Bette vereinigt haben ; doch auch dann heisst er noch einige
Meilen weit, wie auch etwas stromaufwärts, Siris; Homer1)
nennt ihn auf seinem ganzen Laufe nicht anders als Aegyp-
tus, Andere nennen ihn Triton. Weiterhin stösst er auf
Inseln und wird durch eben diese Hindernisse angetrieben;
zuletzt eilt er, von Bergen eingeschlossen, reissender als
irgendwo anders, einer Gegend Aethiopiens, wo die Cata-
puder wohnen, zu, und scheint bei seinem letzten Wasser-
falle, zwischen den entgegenstrebenden Felsen mit unge-
heurem Getöse eher herabzustürzen als zu fliessen. Dann
ergiesst er sich, nachdem seine Wogen gebrochen, seine
Heftigkeit gezähmt und er durch den langen Weg ermüdet
ist, obgleich in vielen Mündungen, doch sanft ins ägyptische
Meer. Zu gewissen Zeiten jedoch schwillt er sehr an, über-
schwemmt ganz Aegypten und befruchtet dadurch das Land.
Man giebt verschiedene Ursachen dieses Anwachsens
an, die wahrscheinlichsten aber sind folgende: Entweder
wird er durch die um jene Zeit gerade entgegenwehenden
Passatwinde 2), die das Meer in seine Mündungen drängen,
zurückgetrieben, oder, es sind die Sommerregen Aethiopiens,
indem durch dieselben Winde die Wolken aus allen Theilen
der Welt dorthin getrieben werden. Der Mathematiker
Timäus hat einen etwas dunkeln Grund angegeben ; er
sagt nämlich: der Nil, dessen Quelle Phiala heisse, ver-
sinke in unterirdische Gänge und dampfe zwischen den
rauchenden Felsen, welche ihn verbergen, vor Hitze. Wenn
nun die Sonne um jene Zeit3) in seine Nähe komme, so
werde er durch die Gewalt ihrer Glüht emporgehoben und
fliesse über, verberge sich dann aber wieder, damit er nicht
ganz verzehrt werde. Diess erfolge beim Aufgange des
Hundssternes, wenn die Sonne in das Zeichen des Löwen
tritt, also senkrecht über der Quelle stehe, wo dann in jener
>) Odyssee IV. 477. 2) Etesiae.
3) Wo nämlich der Nil anschwillt.
Fünftes Buch. 375
hegend kein Schatten stattfindet. Dagegen sind die Meisten
der Meinung, dass der Fluss anschwelle, wenn die Sonne
nach Norden abweiche, was im Zeichen des Krebses und
Löwen geschieht, und daher sei er dann weniger arm an
Wasser. Sobald aber die Sonne wieder in das Zeichen des
Steinbocks und nach dem Südpole zurückkehrt, werde er
aufgezehrt und fliesse daher wieder spärlicher. Wer aber
dem Timäus glaubt, der Fluss könne in die Höhe gezogen
werden, der bedeuke, dass daselbst um jene Zeit nirgends
Schatten ist 1 ).
Der Nil beginnt mit dem ersten Neumonde nach dem
Sommer-Solstitium zu wachsen 2), jedoch nur laugsam und
massig, wenn die Sonne durch das Zeichen des Krebses,
sehr rasch aber, wenn sie durch das Zeichen des Löwen
geht, und fällt wieder in der Jungfrau auf dieselbe Weise,
wie er gewachsen ist. In seine Ufer tritt er zurück in der
Waage, und zwar, wie Herodot angiebt, am hundertsten
Tage 3). Während seines Wachsens dürfen die Könige
und Präfecten ihn nicht befahren. Den Grad des Wachs-
thums beobachtet man an Zeichen, die in den Brunnen
angebracht sind. Die rechte Höhe ist 16 Ellen; bei niedri-
gerem Stande bewässert er nicht alle Gegenden, bei höherem
bleibt er zu lange stehen, weil sein Abfluss mehr Zeit erfor-
dert. In letzterem Falle wird wegen des feuchten Bodens
die Saatzeit verzögert, in jenem fehlt es an hinreichender
Feuchtigkeit. Beides ist von bedeutendem Einflüsse für das
ganze Land. Bei 12 Ellen Wasserstand entsteht Hungers-
noth, bei 13 Ellen ist noch Mangel, 14 Ellen verschaffen
Heiterkeit, 15 Wohlstand, 16 Ueberfluss. Der höchste Stand
bis auf die jetzige Zeit fand unter dem Kaiser Claudius
statt und betrug 18 Ellen, der niedrigste von 5 Ellen wäh-
') Dass also der Nil, so lange die Sonne in dieser Gegend ihre
Strahlen senkrecht herabsendet, wachsen müsste, was doch nicht
der Fall ist.
2) Diess wäre im Julius , allein er fängt schon Ende April zu
steigen an.
3) Nämlich vom Anfange seines Steigens an gerechnet.
376 Fünftes Buch.
rend des pharsalischen Krieges, als habe der Fluss durch
ein Wunderzeichen seinen Abscheu vor dem Morde des
grossen Mannes *) darthun wollen. Wenn das Wasser seinen
höchsten Standpunkt erreicht hat, wird es durch geöffnete
Dämme auf das Land gelassen, und sobald eine Strecke
vom Wasser wieder frei ist, wird sie besäet. Dieser Fluss
ist auch der einzige, welcher keinen Nebel erzeugt.
An der Grenze von Aethiopien, bei Syene, 2) tritt der
Nil in Aegypten ein. Syene heisst eine Halbinsel von
10C0 Schritten im Umfange, auf welcher sich nach Arabien
zu ein befestigtes Lager, an der entgegengesetzten Seite
aber die vier philäischen Inseln befinden, und von wo die
Theilung des Nils, von der, wie wir gesagt haben, das Land
den Namen Delta hat, bOO,000 Schritte entfernt ist. Dies
Maass hat Artemidorus angegeben, und bemerkt, dass auf
dieser Strecke 250 Städte gelegen hätten. Juba nimmt
400,000 Schritte an. Aristcocreon 3) bestimmt die Entfernung
der Insel Elephantis 4) vom Meere zu 750,000 Schritten.
Diese Insel liegt 4000 Schritte unter dem letzten Nilfalle
und 16,000 Schritte über Syene, und bis dahin, oder
585,000 Schritte von Alexancliien geht die Schifffahrt der
Aegypter. So sehr haben sich die eben genannten Schrift-
steller geirrt. Dort sammeln sich die äthiopischen Fahr-
zeuge, denn diese können zusammengelegt werden, und man
trägt sie auf den Schultern weiter, so oft man an einen
Wasserfall kommt.
11.
Aegypten rühmt sich, ausser seiner im hohen Alter-
thume erlangten Celebrität, zur Zeit der Herrschaft des
Amasis 5) 20,000 Städte gehabt zu haben, und auch jetzt
ist es noch reich daran, wenngleich sie meist unbedeutend
sind. Bemerkenswertli sind indessen: die Stadt des Apollo6),.
') Des Pompejus, der nach der pharsalischen Schlacht bei Pe-
lusium 705 n. R. E. oder 49 v. Chr. ermordet wurde.
2) Assuan. 3) Unbekannter Schriftsteller.
4) Dsjesiret-el-Sag. 5) Von 563—515 v. Chr. 6) Edfou.
Fünftes Buch. 377
dann die der Leucothea *), Gross-Diospolis oder Theben2),
bekannt wegen seiner 100 Thore; Coptos 3), nahe am Nil,
der Stapelplatz der indischen und arabischen Waaren. Dann
die Stadt der Venus4), noch eine des Jupiter5) und Tentyris6) ;
unterhalb derselben Abydus 7), 7500 Schritte nach Libyen
zu vom Nil entfernt und berühmt als die Residenz des
Memnon und durch den Osiristempel. Ferner Ptolemais 8),
Panopolis 9) und eine zweite Stadt der Venus10). Nach
Libyen zu, wo die Gebirge die Provinz Thebais begrenzen,
liegt Lycon11). Bei diesem Gebirge die Stadt des Mer-
cur1'2), Alabastron, die Stadt der Hunde13) und die schon14)
genannte des Hercules. Arsinoe 15) und . das obengenannte
Memphis; zwischen letzterer Stadt und dem arsinoitischen
Nomos liegen auf der libyschen Seite die Thiirme, welche
Pyramiden16) genannt werden, das Labyrinth17) am See
Moeris 18), welches ohne alles Holz erbauet ist, und die
Stadt Crialon19). Ausserdem liegt noch im Innern auf der
arabischen Seite eine sehr berühmte Stadt, nämlich die der
Sonne20.)
Aber mit Recht ist das an der Küste des ägyptischen
Meeres, auf der afrikanischen Seile liegende, von Alexander
dem Grossen erbauete Alexandrien zu rühmen. Es liegt
12,000 Schritte von der canopischen Mündung (des Nils)
entfernt am See Mareotis21) und zwar da, wo früher Rha-
cotes stand. Den Plan dazu entwarf der Baumeister Di-
') Wahrscheinlich Ele-Kab.
2) Prachtvolle Ruinen bei den Dörfern Luxor, Carnak, Medinet-
Abu und Gurnu.
3) Kuft. «) Ed-Soph. 5) How. 6) Denderah.
7) Scheik-Abadu.
8) Trümmer dieser von Ptolemäus Philadelphus erbaueten Stadt
finden sich bei Menschieh.
9) Akmim. ,0) Atfieh. ,l) Syouth. 12) Aschmunein.
13) El-Gis. m) Im 9. Cap. ,5) Adsjerut.
>6) Beim Dorfe Gizeh. l7) S. XXXVI. B. 19. Cap.
I8) Birket-Kerun. 19) Soll wohl Crocodilopolis heissen.
*>) Mattarieh. 21) Birket Mariut.
378 Fünftes Buch.
nochares, dessen ausgezeichnetes Talent sich dabei auf
mehrfache Weise zeigte; er gab ihr 15000 Schritte im Durch-
messer und die Gestalt eines macedonischen , am Rande
mit Zipfeln versehenen Kleides x) , indem zur rechten und
linken Seite Spitzen ausliefen. Schon damals wurde der
fünfte Theil ihrer ganzen Grösse zur königlichen Residenz
bestimmt.
Der See Mareotis auf der südlichen Seite der Stadt er-
hält sein Wasser durch einen Kanal aus der canopischen
Mündung, dient zur Beförderung des Handels mit dem In-
nern des Landes und fasst mehrere Inseln in sich. Die
Ueberfahrt über denselben beträgt nach Kaiser Claudius
30,000 und sein Umfang 150,000 Schritte. Nach Andern ist
er 40 Schönus, den Schönus zu 30 Stadien gerechnet, lang,
mithin macht die Länge 150,000 Schritte und die Breite
ebensoviel aus.
Auch zwischen den Ausflüssen des Nils liegen viele
bedeutende Städte, besonders die, welche den Mündungen
ihre Namen gegeben haben, jedoch gilt diess nicht von allen
(denn es sind ihrer 12 und ausserdem noch 4, welche
falsche Mündungen heissen), sondern nur von den 7 wich-
tigsten, nämlich von der in der Nähe von Alerandrien lie-
genden canopischen 2) , dann von der bolbitinischen 3), se-
bennytischen 4) , phatnitischen 5) , mendesischen 6) , taniti-
schen 7) und endlich der pelusiacischen 8). Ausserdem
nenne ich noch die Städte: Butos9), Pharbäthos10), Leon-
topolis11), Athribis12), die Stadt des Isis13), Busiris14), Cy-
nopolis15), Aphrodites16), Sais17) und Nauceatis, von der
Einige eine Mündung die naucratische nennen, welche bei
Andern die heracleotische heisst und die sie der ihr zu-
nächst liegenden canopischen vorziehen.
») Chlamys. 2) Bei Abukir.
3) Bei Rosette. 4) Bei Semenhud. 5) Bei Damiette.
°) Bei Menzaleh. 7) Bei Aschrnun-Tanah. 8) Bei Tineh.
9) Bembeaw. 10) Belbeis. ») Tel-Essabe. ,2) Trieb.
•3) Zaöygeh. 14) Abusir. >5) El-Gis. 16) Ed-Soph.
") Ssa-al-Hadjar.
Fünftes Buch. 379
12.
Jenseits der pelusiacischen Mündimg liegt Arabien,
•welches an das rothe Meer und an jenes gewürzerzeugende,
reiche und unter dem Beinamen des glücklichen x) be-
kannte Land grenzt. Das in Rede stehende Arabien aber,
•welches auch das Land der catabanischen , esbonitischen
und scenitischen Araber 2) heisst , ist ausser dem Theile,
welcher an Syrien grenzt, unfruchtbar und enthält ausser
dem Berge Casius 3) nichts Merkwürdiges. Hieran grenzen
gegen Osten die canchleischen, gegen Süden die oedrai-
schen Araber und an diese beiden die Nabatäer. Der eine
nach Aegypten hin liegende Busen des rothen Meeres heisst
der heroopolitische 4), der andere der aelanitische 5). Die
beiden Städte Aelana 6) und Gaza 7) , welches an unserm 8)
Meere liegt, sind 150,000 Schritte von einander entfernt.
Agrippa giebt die Entfernung von Pelusium bis Arsinoe 9),
einer Stadt am rothen Meere, welche beide durch Wüsten
von einander getrennt sind, auf 125,000 Schritte an. Eine
so geringe Entfernung trennt dort so verschiedene Distrikte.
13.
Syrien, vormals ein sehr ausgedehntes und durch viele
Namen unterschiedenes Land, nimmt die nun folgende Küste
ein. Da, wo es an Arabien grenzt, hiess es Palästina, auch
Judäa und Coele10), dann Phönicien, der nach dem Innern
liegende Theil Damascena und weiter südlich Babylonien.
Ferner Mesopotamien zwischen dem Euphrat und Tigris,
Sophene jenseits des Taurus, Commagene diesseits desselben.
Hinter Armenien liegt das früher Assyrien genannte Adia-
bene und der an Cilicien grenzende Theil ist Antiochien.
Die Länge Syriens zwischen Cilicien und Arabien beträgt
') Der südliche zwischen dem arabischen und persischen Meer-
busen liegende Theil.
2) Die Beduinen. 3) Dsjebbl Okrab. 4) Busen von Suez.
5) Busen von Akaba. 6) Akaba. 7) Gazeh. 8) mittelländischen.
9) Suez.
t0) Eigentlich Svgia xotkr/, das hohle Syrien; so hiess das Thal
zwischen dem Libanon und dem Antilibanon.
380 Fünftes Buch.
470,000 , die Breite aber von Pieria l) in Seleucis bis zur
Stadt Zeugma 2) am Eupbrat 175,000 Schritte. Diejenigen,
welche noch genauer eintbeilen, sagen, Phönicien werde
von Syrien eingeschlossen und die syrische Seeküste be-
greife Idumäa, Judäa, Phönicien und das eigentliche Syrien
in sich. Das ganze davor liegende Meer wird das phöni-
cische genannt. Das Volk der Phönicier hat sich durch die
Erfindung der Buchstaben , Sternknnde , Schifffahrt und
Kriegskunst grossen Ruhm erworben.
14.
Von Pelusium an liegen: das Lager des Chabrias 3)r
der Berg Casius 4) , der Tempel des Jupiter Casius , das
Grabmal des grossen Pompejus 5). Ostracine 6) , 65,000
Schritte von Pelusium entfernt, grenzt an Arabien. Unweit
davon fängt Idumäa an, ferner Palästina, da wo der
See Sirbon 7) hervorbricht, dessen Umfang Einige auf 150,000
Schritte angegeben haben. Herodot sagt, er liege am Berge
Casius, und gegenwärtig ist es nur ein massiger Sumpf.
Von Städten sind anzuführen: Rhinocolura 8) und im Innern
Rhaphäa9), Gaza10) und im Innern Anthedon11), der Berg
Argaris12). Der Küstenstrich Sa maria; die freie Stadt As-
calo 13), Azotus14), die beiden Städte Janneia15), von denen
eine im Innern des Landes liegt. Joppe16), eine Stadt der
Phönicier, die älter als die grosse Erdüberschwemnmng sein
soll. Sie liegt auf einem Hügel, vor welchem sich ein
Felsen befindet, an dem man noch Spuren der Fesseln der
') Kapse. 2) Tscheschme.
3) Welches dieser atheniensische Feldherr gegen den vordrin-
genden Artaxerxes an den östlich von Pelusium hinziehenden Mo-
rästen angelegt hatte.
/') El-Katieh. 5) Am Berge Casius, wo er ermordet wurde.
6) Steaki in Unterägypten. ~) Sebaket-Bardonil. 8) El-Arisch.
9) Refa. ,0) Ghase. ") Daran. 12) Garizin. 13) Ascalan.
,4) Ezdud. Sie wurde von Psammetich , König von Aegyptem
nach einer Belagerung von 29 Jahren erobert.
15) Nämlich die eigentliche Stadt und die Hafenstadt; jetzt Ibne.
,6) Jaffa.
Fünftes Buch. 381
Andromeda x) zeigt. Hier wird auch die fabelhafte Ceto 2)
verehrt. Nun folgt Apolloma 3) , der vom Köuig Herodes
erbauete Thurm des Strato, auch Cäsarea 4) genannt; ferner
die erste flavische , vom Kaiser Vespasian angelegte Colo-
nie. Die Grenze Palästina's ist von der arabischen 189,000
Schritte entfernt; dann kommt Phönicien. Im Innern liegen
die samarischen Städte Neapolis5), früher Mamortha ge-
nannt , Sebaste 6) auf einem Berge und Gamala 7) auf
einem noch höheren Berge.
15.
Hinter Idumäa und Samaria breitet sich Judäa der
Länge und Breite nach aus. Der an Syrien grenzende
Theil desselben heisst Galiläa, der Arabien und Aegypten
zunächst liegende aber Peräa; dieser ist von rauhen Ge-
birgen durchschnitten und vom übrigen Judäa durch den
Jordan getrennt. Das übrige Judäa wird in 10 Toparchien
eingetheilt, welche wir der Keine nach nennen wollen: die
an Palmen und Quellen reiche hiericuntische 8) , die em-
maische 9), lyddische10), joppische11), acrabatenische12), goph-
nitische13), thamnitische14), bethleptephenische , orineische,
in welcher Hierosolyma 15) , eine der berühmtesten Städte
nicht bloss Judäa's , sondern des ganzen Orients lag , und
endlich die herodische mit einer bedeutenden Stadt gleiches
Samens.
Der Jordan entspringt aus einer Quelle des Paneas16),
die der Stadt Cäsarea, von der wir noch reden werden,
1) Sie wurde von ihrer Mutter einem Seeungeheuer ausgesetzt,
aber durch Perseus befreiet. (Ovid-Metam IV. 670.)
2) Oder Derceto , eine Göttin , die man halb als Weib und halb
als Fisch abbildete, und der man besonders goldene und silberne
Fische opferte. (Herodot I. 105).
3) Arsuf. 4) Kaisarieh. 5) Nablos. 6) Schemrun.
7) Santorri.
8) Jericho. 9) Kubeib. ,0) Ludd. ") Jaffa.
12) Von Nablos nach Südost bis Jericho und zum Jordan.
13) Gofna. ") Oestlich von Antipatris nach Lydda.
,r>) Jerusalem. 16) Der höchste Rücken des Antilibanon.
382 Fünftes Buch.
den Beinamen *) gegeben hat. Es ist ein anmuthiger Fluss,
der, soweit es die Beschaffenheit der Gegend gestattet , in
schlängelndem Laufe zum Nutzen der anwohnenden Völker
sich fortbewegt, gleichsam als nahe er sich nur mit Wider-
willen dem verderblichen Asphaltsee 2) , welcher ihn end-
lich verschlingt und sein vortreffliches Wasser durch die
Vermischung mit dem stinkenden des Sees verdirbt. Da
wo die Lage des Thaies es zuerst möglich macht, ergiesst
er sieb in einen See , den Mehrere Genesara 3) nennen.
Dieser ist 16,000 Schritte lang, 6000 Schritte breit und von
freundlichen Städten umgeben; östlich davon Julias4) und
Hippo, südlich Tarichea, mit welchem Namen Einige auch
den See bezeichnen, und westlich Tiberias 5) mit warmen
Heilquellen.
Der Asphaltsee enthält nichts als Erdpech , wovon er
auch seinen Namen hat. Er nimmt keinen thierischen Körper
auf, selbst Stiere und Kameele schwimmen auf ihm. Dabei-
ist die Sage entstanden , dass nichts in ihm untersinke.
Seine Länge beträgt über 100,000 Schritte, die grösste
Breite 25,000, die geringste 6000. Oestlich von ihm liegt
der von Nomaden bewohnte Theil Arabiens, südlich Machä-
rus 6), ehemals nächst Jerusalem die zweite Hauptstadt von
Judäa. Auf derselben Seite befindet sich die warme Heil-
quelle Callirhoe, deren Name schon den Ruhm ihres Was-
sers anzeigt. Westlich wohnen, so nahe die Ausdünstungen
des Sees es gestatten, die Essener, ein einsames und vor
allen übrigen Bewohnern der Erde wunderliches Volk 7),
das ohne Weiber, überhaupt ohne alle Gemeinschaft mit
dem weiblichen Geschlechte, ohne Geld, und nur in Ge-
sellschaft seiner Palmen lebt. Ihre Anzahl erneuert sich
immer wieder durch Ankömmlinge, denn viele wandern da-
') Caesarea Paneas, jetzt Banias. 2) Das todte Meer.
3) See Tiberias (Taberia). 4) Kassr el Bedauih. 5) Taberia.
e) Mkaur.
7) Eine jüdische Secte, über welche man mehr findet in Jose-
phus' Geschichte des jüdischen Krieges, B. II. Cap. 7.
Fünftes Buch. 333
hin, welche lebensmüde sind und von den Wogen des Schick-
sals sich zur Annahme ihrer Sitten gedrungen fühlen. So
besteht (was unglaublich scheint) ein Volk, bei dem Nie-
mand geboren wird, tausende von Jahrhunderten fort. So
fruchtbar ist für sie der Lebensüberdruss Anderer! Unter-
halb ihres Gebiets lag früher die Stadt Engadda *), welche
nach Hierosolyma wegen ihres fruchtbaren Bodens und ihrer
Palmenwälder den zweiten Rang behauptete; jetzt ist sie
gleichfalls ein Schutthaufen. Hierauf folgt Masada, ein
Schloss mit einem Felsen, nicht weit vom Asphaltsee. So-
weit reicht Judäa.
16.
An dasselbe stösst auf der syrischen Seite das deca-
politanische Gebiet, so genannt von der Zahl seiner
Städte, in deren Angabe aber nicht alle übereinstimmen.
Die Meisten nennen jedoch Damascus, welches durch die Be-
wässerung , die mit dem Flusse Chrysorrhoas 2) hergeleitet
wird und diesen fast ganz erschöpft, sehr fruchtbar ist;
Philadelphia 3), Rhaphana, welche Städte alle nach Arabien
hin liegen. Ferner Scythopolis 4), welches seinen Namen
von einer dahin geführten scythischen Colanie erhielt und
früher nach dem Bachus, dessen Amme hier begraben liegt?
Nysa hiess. Gadara 5) am Flusse Hieromiax 6); das schon
genannte Hippos, Dion, das wasserreiche Pella 7), Galasa 8)
und Canatha 9). Zwischen und um diese Städte ziehen sich
die Tetrarchien hin, welche gleichsam für sich einzelne Be-
zirke bilden und als Reiche gelten, nämlich: Trachonitis,
Paneas, in welcher Cäsarea10) mit der obenerwähnten Quelle
liegt, Abila11), Area12) Ampeloessa und Gabe.
17.
Nun müssen wir wieder zur Küste und zwar nach
Phönicien zurückkehren. Hier war die Stadt Crocodilon,
*) Aiu-Dsjiddy. 2) Barradi. 3) Amman. 4) El Bissan.
5) Mkesi. 6) Scherriat-Mandur. 7) Bellue.
8) Eigentlich Gerasa (Dsjerrasch). 9) Khaunat. ,0) Banias.
") Abil. 12) Geburtsort des Kaisers Alexander Severus.
384 Fünftes Buch.
jetzt führt nur noch ein Fluss x) diesen Namen. Im' blossen
Andenken stehen noch die Städte Dorum 2) und Sycami-
num 3), das Vorgebirge Carmelum und auf dem Berge selbst
eine Stadt gleiches Namens , welche vormals Ecbatana 4)
hiess. In der Nähe liegen Getta und Jebba; der Bach Pa-
gida oder Belus 5) , an dessen kleinem Ufer sich Sand fin-
det, der zur Bereitung des Glases tauglich ist. Er selbst
kommt aus dem See Cendevia am Fusse des Carmel. Nicht
weit davon die Colonie des Kaiser Claudius, Ptolemais,
früher Ace e) genannt. Die Stadt Ecdippa 7) , das weisse
Vorbebirge 8). Tyrus 9), vormals eine 700 Schritte weit
im Meere liegende Insel, hängt jetzt durch die Belagerungs-
werke Alexanders mit dem Festlande zusammen. Sie war
einst berühmt als Gründerinn anderer Städte , wie Leptis,
Utica und jene nach der Weltherrschaft strebende Neben-
buhlerin des römischen Reichs, Carthago; auch Gades,
ausserhalb dieses Erdkreises , ist durch sie entstanden.
Jetzt besteht noch ihr ganzer Ruhm in Muscheln und Pur-
pur. Diese Insel, auf welcher die Stadt Palätyrus liegt,
hält 19,000 Schritte im Umfange; die Stadt selbst nimmt
einen Raum v©n 22 Stadien ein. Nun folgen die Städte
Sarepta 10), Ornithon ") und Sidon 12), deren Bewohner Glas
machen , und welche die Mutterstadt von Theben in
Böotien ist. Hinter ihr liegt das Gebirge Libanüs, das sich
1500 Stadien weit bis Simyra13) erstreckt, wo Syrien den
Namen Coele bekommt. Ihm gegenüber, durch ein Thal
getrennt, vormals aber durch eine Mauer verbunden, liegt
der gleich grosse Antilibanus. Hinter demselben die deca-
politanische Landschaft mit den bereits angeführten
Tetrarchien, und die ganze Breite von Palästina." An der
Küste, unter dem Libanus der Fluss Magoras14), die Colo-
») Zirka. 2) Tartuva. 3) Keisa.
4) Kaiffa. Hier starb nach Herodot Cambyses, König von Per-
sien, auf der Rückkehr aus Aegypten.
5) Nähr Abu. c) St. Jean d'Acre. 7) Zib. 8) C. Blanco.
9) Tsor. 10) Sarphond. ») El Urbi. v-) Saida, 13) Sumre.
u) Nahr-el-Damur.
Fünftes Buch. 385
nie Berytus x), auch Felix Julia genannt, die Stadt Leon-
tos , der Fluss Lycos 2) , Paläbyblos , der Fluss Adonis 3),
die Städte Byblos 4) , Botrys 5) , Gigarta 6) , Trieris , Cala-
mos 7), Tripolis 8), welche letztere die Tyrier, Sidonier und
Araber bewohnen , Orthosia 9) , der Fluss Eleutheros 10),
die Städte Sinigra, Marathos11) und dieser gegenüber Ara-
dus12), eine Stadt und Insel von 7 Stadien Länge und 200
Schritte vom Festlande entfernt. Sodann der Distrikt, in
welchen sich die obengenannten Gebirge abdachen und der
durch zwischen liegende Ebenen davon getrennte Berg Bar-
bylus anfängt.
18.
Hier verlassen wir Phönicien und kehren wieder nach
Syrien zurück. Darin die Städte: Garne13), Balanea14),
Paltos15) ,' Gabale10); das Vorgebirge auf welchem das freie
Laodicea17) liegt, Diospolis, Heraclea, Charodrus, Posi-
diune18); dann folgt das Vorgebirge des antiochischen
Syriens. Im Innern die freie Stadt Antiochia19) selbst,
mit dem Beinamen Epidaphnes20); sie wird vom
Flusse Orontes21) durchschnitten. Auf dem Vorgebirge das
freie Seleucia 22) , Pieria genannt. Hinter derselben liegt
ein Berg, der, wie der oben23) erwähnte, auch den Namen
Casius2,1) führt. Seine Höhe ist so bedeutend, dass schon
um die vierte Nachtwache 25) die aufgehende Sonne ihn be-
scheint, so dass man durch eine geringe Wendung des Kör-
pers Tag und Nacht zugleich sehen kann. Der Weg von
seinem Fusse bis zum Gipfel beträgt 19,000, die senkrechte
Höhe 4000 Schritte. An der Küste fliesst der Orontes,
welcher zwischen dem Libanus und Antilibanus in der Nähe
l) Beirut. 2) Bahr-el-Kelp.
3) Nahr-el-lbrahim. 4) Dsjebail. 5) Patrone. 6) Gazir.
7) Kallemon. 8) Trablo. 9) Ortosa. I0) Nahr-el-Quibir.
u) Rhede von Tortosa. 12) Ruad. ,3) Tortosa. ,4) Baneas.
15) Boldo. 16) Dsjebail. t7) Latakia. 18) Posseda. 19) Antakia.
20) Neben dem Lorbeerhaine. 21) Asi. 22) Kebse. 23) Im 14. Cap.
24) Dsjebbl Okrab. 25) Früh um 3 Uhr.
25
386 Fünftes Buch.
von Heliopolis *) entspringt. Die Stadt Rhosos und da-
hinter die sogenannten syrischen Thore 2) zwischen den
rhosischen Gebirgen und dem Taurus. An der Küste die
Stadt Myriandros , der Berg Amanus 3) mit der Stadt Bo-
mytä, welcher Cilicien von Syrien trennt.
19.
Jetzt wollen wir von dem Innern Syriens reden. In
Coele liegt Apamia 4), das durch den Fluss Marsyas 5) von
der Tetrarchie der Nazeriner 6) geschieden ist; ferner Bam-
byce 7), welches auch Hierapolis, bei den Syrern aber Ma-
bog heisst, und wo man die abenteuerliche Ataropatis, von
den Griechen Derceto 8) genannt , verehrt. Chalcis 9) , mit
dem Beinamen „am Belus"10), von der Chalcidine, die frucht-
barste Gegend Syriens, ihren Namen hat. Dann folgen:
das cyrrhestische Cyrrhus11), die Gazater, Gindarener12),
Gabener; die beiden granucomatischen Tetrarchien, die Eme-
sener, Hylater, Ituräer und ein Stamm derselben, die Bä-
tarrener; die Mariammitaner , die Tetrarchie Mammisea;
Parodisus, Pagrä13), die Pinariter, ausser den schon ge-
nannten noch 2 Städte Namens Seleucia, von denen die
eine am Eupbrat14), die andere am Belus15) liegt, und die
Cardytenser. Im übrigen Syrien wohnen (mit Ausnahme
derer, welche beim Euphrat genannt werden solleu) die
Arethusier 16), Beröenser 17), Epiphaneenser18); gegen Osten
die Laodicener, mit dem Beinamen „am Libanus", die Leu-
cadier, Larissäer 19) und ausserdem noch 17 in Regierungs-
bezirke getheilte Tetrarchien mit barbarischen Namen.
20.
Bei dieser Gelegenheit wird es am passendsten sein,
auch vom Euphrat zu reden. Er entspringt nach dem
») Balbek. 2) Sakal-Doutan. 3) Alma-Dagh.
4) Heisst jetzt Famirh. 5) Ochiense, 6) Nosairis.
7) Boinbädsch. 8) S. im 14. Cap. 9) Kimisrini.
10) Dschebel-el-Semraak. ") Korus. **) Daina. 13) Bagras.
u) Bachadmosal. ,5) Schoghr. ,ü) Restun. ") Halep (Aleppo).
,8) Hama. ,9) Dsjesar.
Fünftes Buch. 387
Berichte derer, welche selbst dort waren, in der Statthalter-
schaft Carantis *) in Gross-Armenien , nach Domitius Cor-
bulo 2) auf dem Berge Aba 3) , nach Licinius Mucianus am
Fusse des Berges Capotes4), 12,000 Schritte oberhalb Zi-
mara, und heisst anfangs Pyxurates. Er fliesst zuerst durch
Derxene 5) , dann durch Anaitica 6) und trennt Armenien
von Cappadocien. Dascusa 7) ist von Zimara 75,000 Schritte
entfernt. Von da beträgt die Reise zu Schiffe bis Sartona 8)
50,000 Schritte, bis Militene 9) in Cappadocien 74,000, bis
Elegia10) in Armenien 10,000. Auf dieser Strecke nimmt
er die Flüsse Lycus n), Arsanias 13) und Arsanus 13) auf. Bei
Elegia tritt ihm der Berg Taurus entgegen, vermag ihn
aber trotz seiner Breite von 12,000 Schritten nicht aufzu-
halten. Da wo er an das Gebirge stösst, heisst er Omma,
nachdem er es durchbrochen Euphrat, und auch dann noch
ist er voll Felsen und reissend. Weiterhin liegt ihm Ara-
bien, und zwar das 3 Schönus breite Gebiet Oreon zur
Linken, zur Rechten grenzt er an Commagene14), doch dul-
det er, selbst da wo er den Taurus durchbricht, eine Brücke
über sich. Bei Claudiopolis 15) in Cappadocien lenkt er
seinen Lauf gegen Westen; hier aber tritt ihm der Taurus
abermals entgegen, siegt, früher von ihm überwunden und
durh schnitten, jetzt auf andere Weise über ihn und treibt
ihn nach Süden. So gleicht sich dieser Streit der Natur
aus, indem der Fluss geht, wohin er will, und der Berg ihn
in seinem willkürlichen Laufe hindert16). Von den Wasser-
fällen an wird er wieder schiffbar, und 40,000 Schritte wei-
ter liegt Samosata17), die Hauptstadt von Commagene.
«) Erzerum. 2) War 39 n. Chr. Consul.
3) Alatagh. 4) Bingöltagh. 5) Tordsjan. 6) Momacottom.
') Dengizlu. 8) Pastek. 9) Malatya. 10) Ilidsje. ") Bingöl.
12) Murad. 13) Arslan.
u) Die Paschaliks Merasch, Aintab und Simasat.
,5) Ra-Claudie.
16) D. h. der Euphrat kommt zum Meere, wohin er will, aber
durch den Widerstand des Taurus nicht in das mittelländische.
") Simasat.
25*
388 Fünftes Buch.
21.
In dem oben genannten Arabien liegen folgende Städte :
Edessa l), vormals Antiochia genannt, das nach einer Quelle
benannte Callirrhon, Carrhä2), bekannt durch die Nieder-
lage des Crassus 3). Hieran grenzt die Statthalterschaft
Mesopotamien 4) , welche von den Assyriern gegründet ist
und die Städte Anthemusia und Nicephorium 5) enthält. Nun
folgen die prätavischen Araber mit der Hauptstadt Singara 6).
Hinter Samosata auf der syrischen Seite fällt der Marsyas
in den Euphrat. Cingilla 7) liegt an der Grenze von Com-
magene und dann beginnt der Bezirk der Immeer 8). Die
Städte Epiphania und Antiochia, „am Euphrat" benannt;
desgleichen Zeugma9), 72,000 Schritte von Samosata, be-
rühmt durch den Uebergang über den Euphrat. Das gegen-
über liegende Apamea10) hat Seleucus, der Gründer beider
Städte, durch eine Brücke mit jener verbunden. Die Grenz-
nachbaren von Mesopotamien sind die Rhoaler. Aber in
Syrien liegen 11) die Städte Europum 12) und das vormalige
Thapsacum, jetzt Amphipolis 13) ; endlich die scenitischen
Araber u). So fliesst er bis zu dem ehemaligen Ura 15), wo
er sich gegen Osten wendet und die palmyrenischen Wüsten
Syriens, welche sich bis zur Stadt Petra 16) und dem glück-
lichen Arabien erstrecken, verlässt.
Die Stadt Palmyra17) ist berühmt durch ihre Lage,
durch die Ergiebigkeit des Bodens und anmuthige Wässer;
im weiten Umkreise sind ihre Aecker von Sandwüsten um-
schlossen; durch die Natur gleichsam von allen übrigen
Ländern abgeschieden, liegt sie unabhängig zwischen zwei
mächtigen Reichen, dem römischen und parthischen, und
J) Orfa im nördlichen Mesopotamien. In der spätem Zeit nahm
sie den Namen Justinopolis an.
-) Harran. 3) 53 v. Chr. 4) Diarbekr.
5) Von Alexander dem Grossen erbauet, jetzt Racca.
,!) Sindrjar. 7) Kuph. 8) Armana. 9) Tscheschme.
,0) Rum. u) Nämlich längs des Euphrat. 12) Jerabolos.
u) El-Der. w) In der Nähe der palmyrensischen Wüste.
,s) Gorur. lfi) Ar-Rakim. 17) Tadinor.
Fünftes Buch. 389
wird bei jedem Zwiste auf beiden Seiten zu gewinnen ge-
sucht. Von der parthischen Stadt Seleucia x) am Tigris ist
sie 337,000 Schritte entfernt, von der nächsten Küste Sy-
riens aber 203,000; Damascus liegt 27,000 Schritte näher.
Vor den Wüsten Palmyra's liegt der stelendenische Be-
zirk und die schon 2) genannten Städte Hierapolis , Beröa
und Chalcis. Hinter Palmyra in derselben Wüste Emesa 3),
ferner Elatium, welches der Stadt Petra am die Hälfte näher
ist als Damascus. Von Sura 4) aus kommt man zunächst
nach Philiscum 5) , einer parthischen Stadt am Euphrat.
Von da schifft man in 10 Tagen nach Seleucia und fast in
derselben Zeit nach Babylon. 94,000 Schritte von Zeugma,
beim Flecken Massice theilt sich der Euphrat; sein linker
Arm geht nach Mesopotamien durch Seleucia selbst und er-
giesst sich hier in den vorüberfliessenden Tigris. Der rechte
Arm aber fliesst nach Babylon, der ehemaligen Hauptstadt
von Chaldäa, die er, sowie die Stadt Otris mitten durch-
strömt und verliert sich in Sümpfe. Er schwillt auch gleich
wie der Nilstrom an bestimmten Tagen, die aber mit denen
beim Nil nicht ganz zusammentreffen, an und überschwemmt
Mesopotamien. Dies geschieht, wenn die Sonne im 20. Grade
des Krebses steht; er fängt wieder an zu fallen, wenn die
Sonne aus dem Löwen in die Jungfrau übergeht und tritt
ganz in sein Bett zurück, wenn sie im 29. Grade der Jung-
frau steht.
22.
Wir kehren zu derjenigen Küste von Syrien zurück,
an die zunächst Cilicien6) grenzt. Darin: der Fluss Dia-
phanes, der Berg Crocodilus 7), die Pässe des Berges Ama-
nus 8), die Flüsse Androcus 9), Pinarus10), Lycus, der Busen
von Issos11). Die Stadt Issos12), Alexandria13), der Fluss
») AI Modain. 2) Im 19. Cap.
3) Hems. *) Beled-Surieh. 5) Blis.
6) Ejalet Itschil. 7) Ein Vorsprung des Taurus.
8) Thor von Beilan. 9) Kermes. ,0) Deli-Su.
") Golf von Ayas. ,2) Oeseler. '*) Eskiendrun.
390 Fünftes Buch.
Chlorus, die freie Stadt Aegä *), der Fluss Pyramus 2), die
cilicischen Engpässe3); die Städte Mellos 4), Magarsos und
im Innern Tarsos 5J. die alejische Ebene, die Städte Cas-
sipolis , das freie Mopsos G) am Pyramus , Thynos , Zephy-
rium , Anchiale. Die Flüsse Saros 7) , Cydnus 8) , der die
unweit vom Meere gelegene freie Stadt Tarsus durch-
schneidet. Der celenderitische Bezirk mit einer Stadt9);
das ehemalige Nymphäum , Solo Cilicii 10) , jetzt Pompejo-
polis, Adana11), Cibyra12), Pinara, Pedalie, Ale, Selinus13),
Arsinoe, Jotape, Doron. Am Muere liegt Corycos u), welchen
Namen die Stadt, ihr Hafen und eine Höhle führen. Dann
folgt der Fluss Calycadnus 15), das Vorgebirge Sarpedon16),
die Städte Holmö, Myle; das Vorgebirge und die Stadt der
Venus17), welche der Insel Cypern am nächsten liegt. Auf
dem Festlande ferner die Städte Myanda, Anemurium 18),
Coracesium 19) und der Fluss Melas 20), die alte Grenze von
Cilicien. Im Innern des Landes aber sind zu nennen Ana-
zarbus21), welches jetzt Cäsarea heisst, Augusta, Casta-
bala22), Epiphania vormals Oeniandos, Eleusa23), Iconium,
Seleucia24) oberhalb des Flusses Calycadnus, welche den
Beinamen Tracheotis hat; sie lag früher näher am Meere
und hiess Lolmia. Ausserdem sind im Innern des Landes
die Flüsse Liparis, Bombos und Paradisus, sowie das Ge-
birge Jmbarus25).
23.
Alle Schriftsteller lassen Pamphylien an Cilicien gren-
zen, wobei sie das Volk der Isaurer26) nicht berücksich-
tigen. Die Städte desselben im Innern sind: Isaura27), Cli-
banus, Lelasis. Das Land dacht sich in der Richtung der
') Ajascala. 2) Dsjihhan.
3) Thor von Sakaltutan. 4) Malo. 5) Tarso.
«■) Mysis. 7) Seihhan. 8) Karasu. 9) TscheHndre.
,0) Mezetlu. ») Adene. 12) Iburar. ,3) Selenti. 14) Burku.
15) Selefkieh. 16) Cap Cavaliere. 17) Port Pinus. 18) Anemur.
19) Alajah. 20) Manavgat. 21) Ainzarbeh. 22) Dsjakel.
23) Ajasch. 24) Selefkeh. 25) Ein Zweig des Ararat.
2C) Paschalik Begscheer. 21) Serki-Seroj.
Fünftes Buch. 391
oben genannten Gegend von Anemurium nach dem Meere
zu ab. Ebenso ist allen, die über diese Länder geschrieben
haben, das an jenes grenzende Volk der Homanader un-
bekannt, in deren innern Gebiete die Stadt Homana *) liegt.
Ausserdem sind noch 44 Burgen in rauhen Thälern ver-
borgen.
24.
Das Hochland bewohnen die Pisider2), welche vor-
mals Solymer Messen. Ihre Colonie Cäsarea 3) hat auch
den Namen Antiochia. Ihre Städte sind Oroanda4) und
Sagalessos 5).
25.
Die Pisider werden von Lycaonien6) eingeschlossen,
welches nebst den Philomeliensern 7), Tymbrianern, Leuco-
lithern , Peltenern und Tyriensern 8) zum asiatischen Ge-
richtsbezirk gehören. Der Theil von Lycaonien, der an
Galatia grenzt und aus 14 Gemeinden mit der sehr berühm-
ten Stadt Iconium 9) besteht , bildet eine Tetrarchie. Im
eigentlichen Lycaonien sind berühmt: Thebasa am Taurus,
Hyde an der Grenze von Galatien und Cappadocien. Zur
Seite aber hinter Pamphylien wohnen die Milyer, Nach-
kommen der Thracier, deren Stadt Arycanda heisst.
26.
Pamphylien10) hiess sonst Mopsopia11). Das pam-
phylische Meer grenzt an das cilicische. Städte sind: Side1'2),
Aspendum 13) auf einem Berge , Pletemissum und Perga 14).
Das Vorgebirge Leucolla; der Berg Sardemisus. Flüsse:
der Eurymedon15), der an Aspendum vorbeifliesst, der Catar-
') Erminak. 2) Paschalik Hamid.
3) Akscheer. 4) lgricli. 5) Aglason-Bey. 6) Paschalik Konia.
7) Bulawadin. 8) Altyn-Khan. 9) Konia.
10) Paschalik Tekke z. Th.
") Von Mopsus, welcher nach dem trojanischen Kriege diese
Küste beherrschte.
12) Side. 13) Minugat. ") Karahissar.
15) Zacuth; berühmt durch den Doppelsieg des Cimon über die
Perser.
392 Fünftes Buch
ractes *) , an welchem Lyrnessus und Olbia 2) liegen. Die
letzte Stadt an dieser Küste heisst Phaseiis 3).
27.
Hieran stösst das lycische Meer, an dem die Lycier
wohnen. Von da an beschreibt der von den östlichen Küsten
sich herabziehende Taurus durch das chelidonische Vor-
gebirge 4) einen bedeutenden Meerbusen 5). Er 6) ist un-
ermesslich gross und beherbergt zahlreiche Völker; mit der
rechten Seite, wo er vom indischen Meere aufsteigt, ist er
nach Norden, mit der linken nach Süden gerichtet, wendet
sich dann nach Westen und würde ganz Asien durchschnei-
den, wenn diesem Unterdrücker der Länder nicht die Meere
Widerstand leisteten. Er springt also nach Norden ab und
sucht bei seiner Wendung einen unermesslichen Weg ein-
zuschlagen; da setzt ihm aber die Natur gleichsam mit
Fleiss plötzlich die Meere entgegen, hier das phönicische,
dort das pontische, da das caspische und hyrcanische und
gegenüber den mäotischen See. So windet er sich zwischen
diese hemmenden Elemente gepresst dennoch siegend durch,
gelangt in Krümmungen zu der ihm verwandten riphäischen
Bergkette und hat sich auf seinem Wege durch viele und
neue Namen berühmt gemacht. Zuerst heisst er Imaus 7),
dann Emodus s) , Paropamisus 9) , Circius , Chambades , Pa-
ryadres 10), Choatras11), Oreges, Oroandes, Niphates12), Tau-
2) Duden. 2) Antalia.
3) Fianda. Die Einwohner waren Erfinder gewisser schnell-
segelnder Schifte, die daher den Namen Phaseli hatten.
4) Cap Kalidoni. 5) Den pamphylischen Golf von Atalia.
6) Nämlich der Taurus. 7) Erhebt sich 7° östlich vom Ganges,
geht durch Tibet und die Wüste nach Norden hin.
8) Bildet mit dem Imaus das Himalayahgebirge.
9) Hendu-Khos in Candahar.
10) In Armenien; ein Arm des Antitaurus.
n) Auch Zagros genannt, jetzt Tag-Riaghi, an der Grenze von
Medien und Assyrien.
12) Im südlichen Armenien, wo der Tigris entspringt; heisst
jetzt Tschudy.
Fünftes Buch. 393
rus l); da wo er am höchsten ist Caucasus2); wo er sich
in Arme theilt, als ob er die Meere angreifen wollte, Sar-
pedon3), Caracesius 4) , Cragus 5) und wiederum Taurus;
und selbst wo er sich öffnet und den Völkern den Zutritt
verschafft, behauptet er dennoch seine Einheit, denn diese
Zugänge führen bloss den Namen Pforten (Engpässe) und
heissen auf einer Seite die armenischen, auf einer andern
die caspischen, auf einer dritten die cilicischen. Sogar da,
wo er gebrochen den Meeren ausweicht, wird er noch nach
den anwohnenden Völkern mit vielen Namen belegt; so
heisst er rechts der hyrcanische, caspische, links der par-
yedrische 6) , moschische 7) , amazonische , coraxische und
scythische. Das ganze Gebirge nennen aber die Griechen
das ceraunische.
28.
In Lycien8) liegen vom Vorgebirge des Taurus an
die Stadt Simena, der des Nachts feuerspeiende Berg Chi-
inära, die Gemeinde Hephästium, in deren Bezirke sich eben-
falls Berge befinden, die oft brennen. Früher lag daselbst
die Stadt Olympus, jetzt aber die Bergstädte Gagä, Cary-
dalla und Rhodiopolis. In der Nähe des Meeres: Limyra mit
einem gleichnamigen Flusse 9) , in welchen sich der Ary-
candus ergiesst, der Berg Massycites, die Gemeinde An-
driaca10) und Myra11). Die Städte Apyre12), Antiphellos13),
welche vormals Habessus hiess, und weiter im Lande:
Phellus. Sodann Pyrrha und Xanthus14), beide 15,000
Schritte vom Meere entfernt und der Fluss Xanthus. Pa-
tara15), früher Pataros, Sidyma auf einem Berge; das Vor-
gebirge Cragus16). Weiterhin ein dem vorigen17) gleicher
1) Die Kette im Norden von Pamphylien und Cilicien.
2) Zwischen dem schwarzen und caspischen Meere.
3) Cap Cavaliere. 4) Kurko. 5) Monte di Goronte.
8) Agatsch-Baschi. 7) Bingol.
8) Theile der Paschaliks Muntescha und Tekke.
9) Arakli. «>) Sevedo. ») Mira. ,2) Fineka. ,3) Antifello.
M) Essenide. 15) Patira. ,6) Cap Serdeni?
») Golf von Chelidoni.
394 Fünftes Buch.
Busen x), an welchem Pinara und Telmessus 2), die Grenz-
stadt von Lycien, liegen. Lycien hatte einst 70 Städte,
jetzt hat es nur noch 36. Von diesen sind, ausser den oben
genannten, noch bemerkenswerth: Canas, Condyba, berühmt
durch den önischen Wald, Podalia, Choma am Flusse
Adesa, Cyaneä, Ascandalis, Amelas, Noscopium, Tlos und
Telandrus. In der Mitte des Landes liegt Cabalia mit den
3 Städten Oenoanda, Balbura und Bubon. Bei Telmessus
fängt das asiatische oder carpathische Meer, sowie Asien
im engern Sinne 3) an. Letzteres hat Agrippa in 2 Theile
getheilt. Den einen Theil schliesst im Osten Phrygien und
Lycaonien, im Westen das ägeischeMeer, im Süden Aegypten
und im Norden Paphlagonien ein. Seine Länge beträgt
470,000, seine Breite 320,000 Schritte. Die Grenzen des
andern Theiles bestimmt er folgendermaassen: gegen Osten
Klein-Armenien , gegen Westen Phrygien , Lycaonien und
Paniplfylien, gegen Norden die pontische Provinz und gegen
Süden das pamphylische Meer. Er ist 575,000 Schritte
lang und 325,000 Schritte breit.
29.
Das nächste Küstenland ist Carien, dann folgt Jonien
und hinter diesen Aeolien. Carien4) schliesst das in der
Mitte liegende Doris ein und stösst zu beiden Seiten bis
ans Meer. In ihm sind zu merken: das Vorgebirge Peda-
lium 5), der Fluss Glaucus, der nach Telmedium führt; die
Städte Dädala 6) und Crya7), von Flüchtlingen gegründet.
Der Fluss Axon , die Stadt Calynda. Der Fluss Indus 8)
entspringt auf den cibyratischen Gebirgen 9), nimmt 60 be-
ständig strömende Flüsse und noch 100 Giessbäche auf
Die freie Stadt Caunos10), dann Pyrnos, der Hafen Cressa11),
20,000 Schritte von der Insel Rhodus. Die Ruinen von
') Golf von Magri. -) Magri.
3) Anatoli oder Natolien.
4) Mit Doris das Paschalik Muntescha z. Th. 5) Ginakri.
6) Doleman. ') Messi. 8) Kabbeh. 9) Horssulu.
lü) Kaiguez. ") Krissa.
Fünftes Buch. 395
Lorynia1); die Städte Tisanusa, Paridion und Larymna.
Der Busen Thymnias; das Vorgebirge Aphrodisias; die
Stadt Hyda; der Busen Schönus; der Bezirk Bubassus. Auf
dem Vorgebirge liegt die freie Stadt Gnidos 2), welche erst
Triopia, dann Pegusa und Stadia hiess. Hier fängt Doris an.
Vorher aber müssen wir die hintern Länder und die in
der Mitte liegenden Gerichtskreise anführen. Der eine von
ihnen heisst der cibyratische. Die Stadt Cibyra 3) selbst
gehört zu Phrygien. 25 Gemeinden und die berühmte Stadt
Laodicea 4) sind ihr einverleibt. Letztere liegt am Flusse
Lycus 5), und der Asopus und Caprus bespülen sie zu bei
den Seiten. Sie hiess erst Diospolis, dann Rhoas. Die
übrigen nennenswerthen Gemeinden in diesem Kreise sind
die Hydreliter, Themisoner 6) und Hierapoliter 7). Der an-
dere Gerichtskreis hat seinen Namen von der Stadt Synnas 8)
bekommen. Zu ihm gehören die Lycaoner, Appianer, Eu-
carponer, Doryläer 9), Midäer, Julienser und noch 15 unbe-
deutende Völker. Der Hauptort des dritten Kreises ist
Apamea10), welches früher Celänä, dann Cibotos hiess. Es
liegt am Fusse des Berges Signiä11), und wird von den
Flüssen Marsyas, Obrimas und Orgas 12), welche sich in den
Mäander13) ergiessen, umflossen. Hier kommt der Marsyas
wieder zum Vorschein, denn unweit seines Ursprunges ver-
birgt er sich an der Stelle, wo des Marsyas Wettstreit auf
der Flöte mit dem Apollo vorgefallen war14), nämlich zu
Aulocrenä 15) , einem 10,000 Schritte von Apamea, nach
Phrygien zu liegenden Thale. Aus diesem Kreise verdienen
genannt zu werden: die Metvopoliter16), Dionysopoliter, Eu-
phorbener, Acmonenser, Peltener17) und Silbianer. Die
übrigen 9 Völker sind unbedeutend.
Am Busen von Doris18) liegen Leucopolis, Hamaxitos,
') Cap Volno. 2) Guido. 3) Burun.
<) Eski-Hissar. 5) Diokbunar. 6) Denislei. 7) Bambuk-Kalesi.
8) Said-Gazelle. 9) Eskischeher. 10) Afiuni-Karahissar.
») Kaldes Tagh. 12) Burbascha. I3) Bojuk-Minder.
,4) Ovids Metam. VI. 383. ,5) Flötenbrunnen.
•6) Surmina. ,7) Peletis. 18) Golf von Simie. •
396 Fünftes Buch.
Elans und Eutbeue. Dann folgen die carischen Städte Pi-
taium, Eutane und Halicarnassus 1). Letzterer sind folgende
6 Städte von Alexander dem Grossen einverleibt: Thean-
gela 2) , Sibde , Medmassa , Euralium , Pedasus 3) und Tel-
messus. Sie liegt zwischen zwei Meerbusen , dem cera-
mischen 4) und dem jasischen 5). Dann folgt Myndos 6), die
Trümmer von Palämyndus, Nariendus, Neapolis, Caryanda 7),
das freie Termera, Bargyla 8) und Jasus 9), von der der ja-
sisclie Busen seinen Namen hat.
Carien steht noch sehr im Rufe seiner vormaligen im
Innern belegenen Städte; denn wo jetzt das freie Mylasa10)
und Antiochia11) liegen, da standen früher Symmäthos und
Cranaos; jetzt wird diese Gegend vom Mäander12) und Or-
sinus 13) umflossen. Daselbst lag auch ehemals Mäandro-
polis 14). Jetzt findet man Eumenia, am Flusse Cludrus;
der Fluss Glaucus, die Stadt Lysias, Orthosia, die berecyn-
tische Gegend, Nysa15); Trallis16), welches auch Evanthia,
Seleucia und Antiochia heisst, liegt am Flusse Eudon und
wird vom Thebais durchschnitten. Nach Einigen sollen da-
selbst die Pygmäer gewohnt haben. Ausserdem liegen hier:
Thydonos, Pyrrha, Eurane, Heraclea 17), Amyzon 1S), das freie
Alabanda 19), von dem der Kreis seinen Namen hat, das freie
Stratonicea 20) , Hynidos , Ceramus 21) , Trözene , Phorontis.
Entlegenere Völker, welche zu diesem Gerichtsbezirke ge-
hören, sind: die Orthronienser, Halydienser oder Hippiner,
die Xystianer, Hydissenser, Apolloniater, Trapezopoliter22)
und die freien Aphrodisienser 23). Noch sind zu merken:
Coscinus, Harpasa24) am Flusse Harpasus25), der auch bei
der ehemaligen Stadt Trallicon vorbeifloss.
') Budru; Vaterstadt des Herodot und Dionysius.
"-) Karabaglar. 3) Paitschin. 4) Golf Stanka. 5) Askeni-Kalesi
6) Mentesche. 7) Karracion. 8) Barghili. 9) Askem-Kalesi.
,0) Myllesch. ») Jenischeer. 12) Bujuk-Minder. ,3) Jenscher.
M) Guzel-Hissar. 15) Nasli. 16) Sultanhissar.
,7) Am Berge Latmos. 18) Ruinen bei Baffo. ,9) Karpusoli.
-°) Eskihissar. 21) Keramo. 22) Karads-je-su. 23) Dsjera.
'■") Arpas-Kalesi. 25) Tschina.
Fünftes Buch. 397
30.
Lydien1), welches der vielfach gewundene Mäander
durchfliesst und das früher Mäonien hiess, geht über Jonien
hinaus, grenzt gegen Osten an Phrygien, gegen Norden an
Mysien und gegen Mittag an Carien. Seinen grössten Ruhm
verdankt es Sardes 2) , einer Stadt am Berge Tmolus 3),
welcher früher Tinolus hiess, mit Weinreben bepflanzt ist
und auf dem der Pactolus, Chrysorrhoas und die Quelle
Tarne entspringen. Von den Mäoniern ist die Stadt selbst
Hyde genannt und bemerkenswerth durch den gygäischen 4)
See. Jetzt heisst dieser Gerichtsbezirk der sardianische.
Ausser den schon genannten gehören dazu: die macedo-
nischen Caduener , die Lorener , die Philadelphener 5) , die
die am Fusse des Tmolus, am Flusse Cogamus wohnenden
Mäonier, die Tripolitaner, welche, sowie die Antoniopoliter
am Mäander wohnen, die Apollonoshieriter , Mesotimoliter
und noch einige unbedeutende.
31.
Jonien 6) fängt am jasischen Meerbusen an und dehnt
sich einer noch buchtenreichem Küste entlang aus. Ihr
erster Busen heisst der basilische 7); dann folgt das Vor-
gebirge Posideum 8) nebst einer Stadt 9) gleichen Namens,
das Orakel, welches früher das der Brauchiden10), jetzt aber
das des Apollo Didymäus heisst und 20 Stadien von der
Küste entfernt ist. 180 Stadien weiter liegt Milet11), die
Hauptstadt von Jonien, vormals Lelege'is, Pityusa und Anac-
toria genannt, die Gründerin von mehr als 90 an allen
Meeren gelegenen Städten; auch dürfen wir ihren Bürger
Cadmus nicht übergehen, der zuerst eine prosaische Rede
aufzusetzen lehrte. Der Fluss Mäander entspringt aus einem
*) Paschalik Szarnkhan. -) Sart. 3) Bergi.
4) Innlighol; in dessen Nähe befanden sich die Gräber der alten
Könige von Lydien.
5) Allascheher. 6) Paschalik Sighla.
7) Meerbusen von Melasso. 8) Cap Melasso. ») Melasso.
10) Die Nachfolger des Branchos, eines Priesters des Apollo.
") Palatschia.
398 Fünftes Buch.
See am Berge Aulocrene, fliesst an mehreren Städten vor-
bei, nimmt viele Flüsse auf und macht so viele Krüm-
mungen, dass man oft glauben könnte, er kehre wieder um.
Zuerst durchzieht er die apamenische Gegend, dann die
eumenetische, hierauf die bargyletischen Ebenen und zuletzt
fliesst er sanft durch Carien, düngt deren Aecker mit frucht-
barem Schlamme und ergiesst sich 10 Stadien von Milet
ruhig ins Meer. Nun folgt der Berg Latmos, die Stadt
Heraclea 1), welche von diesem Berge einen Beinamen führt,
Caryca, Myus 2), was die von Athen zuerst eingewanderten
Jonier gegründet haben sollen, Naulochum, Priene 3); der
Fluss Gessus an der sogenannten trogilischen Küste 4); die
allen Joniern heilige Gegend, welche daher auch Panjonia 5)
heisst. Daneben lag die (wie schon der Name sagt) von
Flüchtlingen gebauete Stadt Phygela 6), sowie Marathesium.
Dahinter Magnesia7), bekannt durch ihren vom Mäander
entlehnten Beinamen und Tochterstadt des thessalischen
Magnesia. Ihre Entfernung von Ephesus beträgt 15,000
Schritte, von Tralles noch 3000 mehr. Früher hiess sie
Thessalocce und Androlitia, und da sie dicht au der Küste
liegt, so hat sie die derasidischen Inseln mit sich vereinigt
und dem Meere entzogen. Im Innern des Landes liegt am
Lycus 8) Thyatira 9), früher unter den Namen Pelopia und
Euhippia.
An der Küste aber folgen: Mantium, Ephesus10), ein
Werk der Amazonen. Diese Stadt hat oft ihren Namen
gewechselt. Zur Zeit des trojanischen Krieges hiess sie
Alopes, dann Ortygia, Morges, Smyrna mit dem Beinamen
') Jotan. 2) Wurde schon früh zerstört und die Einwohner
nach Milet versetzt.
3) Samsun-Kalessi. 4) Cap St. Maria.
5) Tshängli. Hier versammelten sich alljährlich die Abgeordneten
der 12 jonischen verbündeten Städte.
6) Figela. 7) Guzelhissar. 8) Kodos. 9) Akhissar.
10) Aja-Saluk; sonst eine der prächtigsten Städte in Asien, be-
rühmt durch den Tempel der Diana und als die Geburtsstadt des
Heraclit und des Malers Parrhasias.
Fünftes Buch. 399
Trachea, Samornion und Ptelea. Sie erliebt sich am Berge
Pion und wird vom Cayster J) bespült, der auf dem cil-
bianischen Gebirge entspringt und viele Flüsse nebst dem
pegaseischen Sumpfe, den der Fluss Phyrites zum Abfluss
nöthigt, aufnimmt. Diese Flüsse führen viel Schlamm mit
sich, wodurch sich in dem Maasse Land ansetzt, dass die
Insel Syrie bereits mitten in den Feldern liegt. In der
Stadt befindet sich die Quelle Callipia und die beiden Seen
Selinus, welche von verschiedenen Seiten den Tempel der
Diana einschliessen. Von Ephesus gelangt man zu einem
zweiten Mantium, im Gebiete der Colophonier und im Innern,
am Flusse Heiasus, liegt Colophon 2) selbst. Dann folgt
der Tempel des clarischen Apollo 3), ferner Lebedos 4) ; auch
die Stadt Notium lag hier. Das Vorgebirge Coryceon 5),
der 150,000 Schritte weit ins Meer auslaufende und nach
dem festen Lande hin in eine weite Ebene sich verlierende
Berg Mimas 6). An dieser Stelle liess Alexander der Grosse
eine 7500 Schritte lange Strecke durchstechen, um zwei
Busen 7) mit einander zu verbinden und Erythrä 8) nebst
dem Mimas mit Wasser zu umgeben. Nicht weit davon
lagen die Städte Pteleon, Helos und Dorion; jetzt fliesst
daselbst der Aleon. Corynäum, das Vorgebirge des Mimas,
Clazomenä 9), Parthenie und Hippi, Chytrophoria genannt,
als sie noch Inseln waren, und die Alexander durch einen
2 Stadien langen Damm mit dem Festlande vereinigt hat.
Im Innern sind untergegangen: Daphnus, Hermesia und das
früher Tantalis genannte Sipylum, die ehemalige Haupt-
stadt von Mäonien; jetzt befindet sich der See Säle an
ihrer Stelle. Auch Archäopolis, welches Sipylum im Range
folgte, ist nicht mehr, dann folgte Colpe und nach dieser
Lebade.
Kehrt man von da wieder zurück, so erreicht man nach
einem Wege von 12,000 Schritten an der Küste die von
») Kutschuk-Minder oder der kleine Mäander. 2) Dsjili.
3) Zille. 4) Lebedizi Hissar. 5) Kurku. 6) Karaburun.
7) Den von Ephesus und von Snryrna. 8) Ritre. 9) Kelismen.
400 Fünftes Buch.
Amazonen erbaute und von Alexander wiederhergestellte
Stadt Smyrna 1), an dem nicht weit davon entspringenden
Flusse Meles. In dieser Gegend breiten sich die vorzüg-
lichsten Berge Asiens aus, wie der Mastusia im Rücken
von Smyrna und der Termitis, welcher bis zu dem Fusse
des Olympus 2) reicht. Dieser stösst an den Draco , der
Draco an den Tmolus, der Tmolus an den Cadmus 3) und
dieser an den Taurus. Bei Smyrna schwemmt der Her-
mus 4) Land heran und giebt ihm seinen Namen. Er ent-
springt bei Doryleum 5), einer Stadt in Phrygien, und nimmt
viele Flüsse auf, unter andern auch den Phryx, der dem
anwohnenden Volke den Namen gegeben hat und dessen
Gebiet von Carien scheidet; ferner den Hyllus und Cryos,
die selbst durch andere Flüsse Phrygiens, Mysiens und In-
diens verstärkt werden. An der Mündung des Hermus lag
vormals die Stadt Temnos 6); jetzt sieht man am äussersten
Ende des 7) Meerbusens die myrmecischen Felsen; die Stadt
Leuce, an einem Vorgebirge, welches früher eine Insel war,
und Pbocäa s) bilden den Grenzpunkt von Jonien.
Zum smyrnaischen Gerichtsbezirke gehört ein grosser
Theil Aeoliens, von dem bald die Rede sein wird, ausser-
dem noch die hyrcanischen Macedonier und die Magneter 9)
am Sipylus. Nach Ephesus aber, dem andern berühmten
Gerichtsbezirke Asiens, gehören die entfernten Cäsarienser,
Metropoliter 10) , untern und obern Cilbianer u) , Mysomace-
donier, Mastaurenser, Briulliter, Hypäpener12) und Dios-
hieriter.
32.
Nun folgt zunächst Aeolien13), welches früher Mysien
hiess, und das am Hellesponte liegende Troas. Von Pbocäa
ab gelangt man zuerst zum Hafen Ascanius. Weiterhin lag
ehemals Larissa14), jetzt sind dort Cyme15) und Myrina,
») Ismir. -) Keschisch-Dagh. 3) Baba-Dagh. '') Sarabat.
5) Eskischeber. 6) Memmen. 7) smyrnaischen. 8) Fokia.
») Manissa. >°) Tireh. ») Durgut. l2) Tappui.
,3) Paschalik Aidin. ") Larusar. ,5) Nemourt.
Fünftes Buch. 401
welche letztere sich auch Sebastopolis nennt. Im Innern:
Aegä *), Attalia 2), Posidea, Neontichos, Temnos 3). An der
Küste ist der Fluss Titanus und ein nach ihm benanntes
Städtchen. Statt der frühem Stadt Grynia sind nur noch
zwei Häfen auf einer mit dem Festlande verbundenen Insel
vorhanden. Die Stadt Eläa 4) und der aus Mysien kom-
mende Fluss Caicus 5). Die Stadt Pitane 6) und der Fluss
Ganaius. Nicht mehr vorhanden sind: Canä 7), Lysimachia,
Atarnea8), Carene, Cisthene 9), Cilla10), Cocylium, Thebe,
Astyre, Chrysa, Paläscepsis, Gergithos, Neandros; jetzt liegt
daselbst der Flecken Pefperene, die Landschaft Heracleot.es,
die Stadt Coryphas. Die Flüsse Geylios und Ollius; der
Bezirk Aphrodisias, der früher Politice Orgas hiess, der Be-
zirk Scepsis; der Fluss Evenus, an dessen Ufern die jetzt
verschwundenen Städte Lyrnessos und Miletos lagen. Hier
erhebt sich auch der Berg Ida. An der Küste liegt die
ehemals Pedasus genannte Stadt Adramytteos11), nach (lei-
der Busen und Kreis benannt ist. Flüsse: der Astron, Cor-
nialos, Criamos, Alabastros und der vom Ida kommende
Hieros. Im Innern liegt der Berg Gargara und eine Stadt
gleichen Namens. Wiederum an der Küste: Antandros 12),
früher Edonis , dann Cimmeris genannt und Asses 13) oder
Apollonia. Hier lag auch die Stadt Palamedium. Das Vor-
gebirge Lecton M), welches Aeolis von Troas scheidet. Auch
der Flecken Polymediä, Chrysa und noch ein anderes La-
rissa standen hier. Der smintheische Tempel 15) ist noch
vorhanden. Colone im Innern ist untergegangen. Zu Adra-
mytteos führen ihre Rechtshändel: die am Flusse Rhynda-
cus16) wohnenden Apolloniater 17), dieErizier, Miletopoliter13),
Pämaneuer, asculacischen Macedonier, Polichnäer, Piouiter,
*) Guzel-Hissar. 2) Italieh. 3) Menimen. 4) Jalea.
3) Girmaki. «) Sanclarlik. 7) Kanot-Köi. *) Dikeli-Köi.
») Kidonia. ,0) Zeizeli-Küi. ") Adramiti.
n) Antandro. 13) Asso. '*) Cap Baba.
,5) Des Apollo. ,6) Lubad.
") Abellionte. ,8) Bali-Kesri.
26
402
Fünftes Buch.
mandacadenischen Cilicier und in Mysien die Abrettiner,
die auch Hellespontier heissen, und andere unbedeutende
Völker.
33.
Der erste Ort in Troas *) heisst Hamaxitos 2) , dann
folgt Cebrenia, Troas 3) selbst, das Antigonia genannt wurde,
jetzt aber unter dem Namen Alexandria eine römische Co-
lonie ist. Die Stadt Nee. Der schiffbare Fluss Scaman-
der 4) , und an einem Vorgebirge 5) die ehemalige Stadt
Sigeum. Dann der Hafen der Achäer, in den sich der mit
dem Simois 6) vereinigte Xanthus 7) ergiesst , sowie auch
der Paläscamander , der vorher einen See8) bildet. Von
den übrigen von Homer 9) angeführten Städten Rhesus, Hep-
taporus, Caresus und Rhodius ist keine Spur mehr vorhan-
den. Der Granicus 10) fliesst in einer andern Richtung in
den Propontis. Doch besteht noch jetzt der kleine Flecken
Scamandria und 1500 Schritte vom Hafen entfernt das steuer-
freie Ilium n) , von dem der ganze Ruhm jener Begeben-
heiten ausging. Ausserhalb des Busens liegt die rhöteische
Küste mit den Städten Rböteum, Dardanium12) und Arisbe.
Auch existirte eine Stadt Achilleon, welche neben dem Grabe
des Achilles von den Mityleniern und nachmals von den
Atheniensern am Vorgebirge Sigeum 13), wo Achill's Flotte
gestanden hatte, erbauet war. Aeantium, von den Rhodiern
erbauet, lag auf der andern Landspitze, beim Grabmale
des Ajax, 30 Stadien von Sigeum, da wo dessen Flotte vor
Anker lag.
») PaschaUk Bigha. 2) Messi. 3) Eski Stambul.
4) Skamandro. 5) Cap Jenischeher. 6) Mendre-Su.
') Ist mit dem Scamander ein und derselbe Fluss.
8) Stomalimne. 9) Iliade XII. 20.
10) Uetwola, berühmt durch Alexanders ersten Sieg über die
Perser.
") Wurde 1184 v. Chr. von den Griechen zerstört. Die bei dem
Dorie Bunar-Baschi liegenden Ruinen sind von dem spätem, von
Alexander dem Grossen erbaueten llium.
'-) Gallipoli. 13) Cap Jenischeher.
Fünftes Buch. 4Q3
Ueber Aeolieu und Troas, mitten im Lande, liegt der
Bezirk Teutbrania, welchen die Mysier vormals in Besitz
hatten. Dort entspringt der schon genannte Fluss Caicus.
Das dortige Volk war schon sehr mächtig, als noch das
ganze Land Mysien genannt wurde; und ich bemerke da-
von: Pioniä, Andera, Cale, Stabulum, Conisium, Tegium,
Balcea, Tiare, Teuthranie, Sarnaca, Haliserne, Lycide, Par-
thenium, Thymbre, Oxyopum, Lygdamum, Apollonia l) und
Pergamum 2) , eine der berühmtesten Städte Asiens , durch
welche der Selinus fliesst, und wo der vom Berge Pinda-
sus kommende Cetius vorbeifliesst. Nicht weit davon liegt
Eläa, die wir bereits bei der Küste genannt haben. Der
Gerichtsbezirk dieser Gegend heisst der pergamenische und
zu ihm gehören: die Thyatirener, Mygdoner, Mosyner, Breg-
menter, Hieracometer, Perperener, Tiarener, Hierolophienser,
Hermocapeliter , Attalenser, Pantänser, Apollonidienser 3)
und andere unbedeutende. Von Rhoeteum liegt die kleine
Stadt Dardanium 70 Stadien entfernt. Von hier bis zum
Vorgebirge Trapeza, wo der Hellespont anfängt, sind es
18,000 Schritte.
Nach Eratosthenes sind folgende Völker untergegangen;
die Solymer, Leleger, Bebrycer, Colycantie\ Tripseder:
nach Isidorus die Arimer und Capreter, welche da wohnten,
wo Apamea 4) vom König Seleucus zwischen Cilicien, Cappa-
docien, Cataonien und Armenien erbauet ist, und diese Stadt
soll, weil sie die wildesten Völker bezwungen hatte, anfangs
Damea genannt worden sein.
34.
Die erste unter den Inseln vor Asien liegt in der
canopischen Mündung des Nils und hat (wie man sagt) ihren
Namen vom Canopus, dem Steuermanne des Menelaus. Eine
andere, durch eine Brücke mit Alexandrien verbunden, ist
') Bairam. 2) Bergainah. s) Balamonte..
4) Fanrieh, auf einer Insel des Orontes (Nähr el Asi) 13 Meilen
südlich von Antiochia.
26*
404
Fünftes Buch.
eine Colonie des Dictators Cäsar und heisst Pharos 1).
Früher war sie eine Seetagereise von Aegypten entfernt;
jetzt befindet sich auf ihr ein Leuchtturm, der des Nachts
die Fahrt der Schiffe leitet, denn wegen der gefährlichen
Untiefen kann man überhaupt nur auf 3 Wegen, dem stega-
nischen, posideischen und taurischen, nach Alexandrien ge-
langen.
Dann folgt im phönicischen Meere vor Joppe die Insel
Paria, die eigentlich nur eine Stadt bildet und auf welcher
Andromeda dem Seeungeheuer vorgeworfen sein soll 2).
Ferner die schon 3) genannte Insel Arados , zwischen der
und dem Festlande, aus einer Tiefe von 50 Ellen (wie
Mucian erzählt) süsses Wasser aus einer Quelle "mittelst
einer ledernen Röhre heraufgezogen wird4).
35.
Das pamphylische Meer enthält nur unbedeutende In-
seln. Im cilicischen liegt Cyprus5), eine der 5 grössten
Inseln6); sie ist mit ihrer Ost- und Westseite nach Cilicien
und Syrien gerichtet und war einst der Sitz von 9 König-
reichen. Ihr Umfang beträgt nach Timosthenes 427,500,
nach Isidorus 375,000 Schritte. Die Länge zwischen den
beiden Vorgebirgen Dinä 7) und Acamas 8), welches letztere
das westliche ist, giebt Artemidorus auf 162,500, Timosthe-
auf 200,000 Schritte an. Nach Philonides 9) hiess sie früher
Acamantis; nach Xenagoras Cerastis10), Aspelia, Ainathusia
und Macaria11); nach Astynomus12) Cryptos und Colinia.
Folgende 15 Städte liegen auf ihr: Nea Paphos13), Palä-
*) Die Inseln Canopus und Pharus sind jetzt mit dem festen
Lande verbunden.
2) S. im 14. Cap. 3) Im 19. Cap.
4) Darüber im XXXI. B. 37. Cap. 5) Cypern.
6) Im mittelländischen Meere. 8) S. Andreas. 8) S. Epiphani.
9) Unbekannter Schriftsteller.
,0) D. h. die Gehörnte, wegen der vielen Landspitzen.
") Wegen ihrer Fr achtbarkeit: Die Gesegnete.
'-) Unbekannt. '») Baffa.
Fünftes Buch. 405
paphos x) , Curias 8) , Citium 3) , Corineum 4) , Salamis 5),
Amathos6), Lapethos7), Solo8), Tamaseus, Epidarum 9),
Chytri10), Arsinoe11), Carpasium 12) und Golgi. Cinyria,
Marium und Idaliuni existiren nicht mehr. Von Anemurium
in Cilicien ist sie 50,000 Schritte entfernt uud das dazwischen
liegende Meer heisst Aulon cilicium13). Hier befindet sich
auch die Insel Eleusa und vor dem Syrien gegenüber lie-
genden Vorgebirge14) die 4 clidischen Inseln; vor der andern
Landspitze15) aber Stiria; Neapaphos gegenüber Hierocepia
und nach Salamis hin die salaminischen Inseln.
Im lycischen Meere liegen: Illyris, Telendos , Attele-
bussa, die 3 unfruchtbaren cyprischen und Dionysia, welche
früher Caretha hiess. Dann folgen, dem Vorgebirge 16) des
Taurus gegenüber, die den Seefahrern gefährlichen 3 che-
lidonischen 17). Hierauf: Leucolla mit einer Stadt, die Pac-
tyen, Lasia, Nymphais, Macris, Megista18), deren Stadt
untergegangen ist und noch viele unbedeutende. Chimäia
gegenüber liegen Dolichiste19), Chirogylium, Crambussa 20),
Rhoge21), Enagora, 8000 Schritte gross, die beiden däda-
lischen, die 3 crye'ischen, Strongyle, Sidyma22) gegenüber
die Insel des Antiochus, dem Flusse Glaucus gegenüber
Lagussa, Macris, die Didymen, Helbo, Scope, Aspis und Te-
J) Eski-Baffa. 2) Piscopia. 3) Chiti. 4) Cerines.
5) Porto Constanza. Sie wurde von Teucer erbauet, als ihn nach
der Rückkehr von Troja der Schwur seines Vaters aus dem Vater-
lande verbannte.
6) Limesol. 7) Lapta.
8) SoHa. Hier hatten sich viele Athener angesiedelt, deren
Sprache durch den Umgang mit den Eingebornen verdorben wurde;
daher heisst jeder schlechte, verdorbene Dialect Solöcismus.
9) Pitarenü. ,0) Cherkes.
n) Mehrere Städte auf Cypern führten diesen Namen; an der
Stelle der einen steht jetzt Alessandretta, und an der einer andern
Aryes.
12) Karpas. I3) Die cilicische Strasse. I4) Dinaretum.
,s) Acamas. ,6) Cap Chehdoni. ") Icole Correnti.
'*) Kastelorizo. ,9) Kakava. 20) Grambusa. 21) Kastei Rosso.
22) In Lycien.
406 Fünftes Buch.
landria, deren Stadt untergegangen ist. Dem Caunus zu-
nächst liegt Rbodussa.
36.
Aber am schönsten ist die freie Insel Rhodus, welche
125,000, oder wenn wir lieber dem Isidorus Glauben schenken
wollen, 103,000 Schritte im Umfange hat. Auf ihr liegen
die Städte Lindus *), Camirus 2) und Jalysus, die jetzt Rho-
dus 3) heisst. Nach Isidorus beträgt ihre Entfernung von
Alexandrien in Aegypten 583,000 Schritte, nach Eratosthe-
nes 469,000, nach Mucianus 500,000, von Cypern aber
166,000. Vormals hiess sie Ophiusa, Asteria, Aethräa, Tri-
nacria, Corymbia, Pöressa, Atabyria nach einem Könige,
Macaria und Aloessa. Inseln, die dem Rhodern gehören,
sind: Carpathus 4), von der das Meer den Namen hat, Ca-
sos 5) ehemals Achne, Nisyros 6), welche von Gnidus 12,500
Schritte entfernt ist und früher Porphyris hiess. Mitten
zwischen Rhodus und Gnidus liegt Syme 7), mit einem Um-
fange von 37,500 Schritten und 8 bequemen Häfen. Ausser-
dem liegen um Rhodus: Cyclopis, Steganos, Cordylussa 8),
die 4 Diabeten, Hymos , Chalce 9) mit einer Stadt, Seut-
lussa, Narthecussa, Dimastos, Progne; hinter Gnidus: Cisse-
russa, Therionarce, Calydne10) mit den 3 Städten Notium,
Nisyrum und Mendeterum , und auf Arconnesus die Stadt
Ceramus. An der Küste von Carien liegen die sogenannten
argischen Inseln, 20 an der Zahl, ferner Hyrtussa, Lepsia11)
und Leros12).
Die berühmteste in diesem Meerbusen ist Cos 13) 15,000
Schritte von Halicarnassus entfernt und 100,000 Schritte
im Umfange. Wie die Meisten glauben, hat sie früher Me-
rope geheissen, nach Staphylus 14) aber Cea, nach Dionysius
Meropis, später Nymphäa. Auf ihr liegt der Berg Prion.
Nisyros , die vorhin auch unter dem Namen Porphyris
') Lindo. 2) Camiro. 3) Rhodes. 4) Scarpanto. 5) Caso.
6) Nisari. Sie wurde mit zu den Sporaden gezählt. 7) Synii.
8) S. Catharina. 9j Chalki. I0) Calamine. ") Lipso.
'*) Lero. I3) Ko, auch Stanko. M) Arzt aus Naucratis, über
dessen Lebensverhältnisse nichts weiter bekannt ist.
Fünftes Buch. 407
aufgeführt ist, soll von Cos abgerissen sein. Dann folgt
Caryanda *) mit einer Stadt, Pidosus, nicht weit von Hali-
carnassus. Im ceramisehen Busen 2) aber: Priaponnesos,
Hipponnesos, Psyra3), Mya, Lampsa, Aemindus, Passala,
Crusa, Pyrrhe, Sepiussa, Melano und in geringer Entfer-
nung vom Festlande: Cinädopolis 4), weil der König Alexan-
der dergleichen lasterhafte Menschen hier zurückliess.
37.
An der jonischen Küste liegen Tragiä, die Corseen und
Icaros, von der schon die Rede war5), Lade, früher Late
genannt, und unter den unbedeutendem die beiden Came-
liden nahe bei Milet; bei Mycale die 3 trogilischen Inseln
Philion, Argennos und Sandalios; die freie Insel Samos 6)
87,000 Schritte, oder nach Isidorus 100,000 im Umfange.
Nach Aristoteles hiess sie zuerst Parthenia, dann Dryussa
und darauf Anthemussa. Aristocritus 7) fügt noch die Na-
men Melamphyllus und Cyparissia hinzu; Andere nennen
sie Parthenoarussa und Stephane. Die Flüsse auf derselben
sind Imbrasus, Chesius, Ibettes; Quellen: Gigartho und Leu-
cothea. Der Berg Cercetius 8). In der Nähe liegen die In-
seln Rhypara, Nymphäa und Achilläa.
38.
Gleiche Berühmtheit mit Samos hat die 94,000 Schritte
davon entfernte freie Insel Chios 9) mit einer Stadt. Ephö-
rus nennt sie mit ihrem alten Namen Aethalia; nach Me-
trod orusund Cleobulus10) heisst sie Chia, entweder von der
Nymphe Chione oder vom Schnee, sonst auch Macris und
Pityusa. Der auf ihr befindliche Berg Pellinäus liefert den
bekannten chiischen Marmor. Nach den älteren Schrift-
stellern hat sie einen Umfang von 125,000 Schritten, nach
Isidorus noch 9000 mehr. Sie liegt zwischen Samos und
Lesbos, Erythrä gerade gegenüber.
*) Coracöion. 2) Golf von Castel Marniora. 3) Ipsera.
4) Knabenschänderstadt. 5) Im IV. B. 23. Cap.
6) Susam-Adasi. 7) Unbekannt. 8) Kertlis. 9) Skio.
10) Einer der 7 Weisen, aus Lindus auf Rhodus, st. um 560 v. Chr.
Fünftes Buch.
Ganz in der Nähe liegen: Thaliusa, welche Eiuige auch
Daphnusa schreiben , Oenussa x) , Elaphitis , Euryanassa,
Arginusa mit einer Stadt; diese und die sogenannten Pisi-
straten Antbinä, Myonnesos 2) Diarrheusa liegen um Ephe-
sus; auf den beiden letztern sind keine Städte mehr vor-
handen. Peroselene mit einer Stadt, Cerciä, Halone 3), Com-
moue, Illetia; Lepria, Rbesperia, die Procusä, Balbulä, Phanä,
Priapos , Syce, Melane, Aenare, Sidusa, Pela, Drymusa,
Anhydros, Scopelos, Sycussa, Marathussa, Psile, Perirrheusa
und viele andere unbedeutende. Berühmt aber ist die im
hohen Meere liegende Insel Teos 4) mit einer Stadt, 71,500
Schritte von Chios und ebensoweit von Erythrä entfernt.
Bei Smyrna liegen die Peristeriden: Carteria, Alopece,
Eliiusa, Bachina, Pystira, Crommyonesos, Megale. Vor Troas
die ascanisclien und die 3 plateischen Inseln; feiner die
Lamien, die 2 plitanischen, Plate, Scopelos, Getone, Artlie-
don, die Cola, Lagussä und Didymä.
39.
Sehr berühmt ist ferner die 65,000 Schritte von Chios
entfernte Insel Lesbos5), früher Himerte, Lasia, Pelasgia,
Aegira, Aethiope, Macaria genannt. Sie hatte 9 berühmte
Städte, von denen aber Pyrrha 6) vom Meere verschlungen,
Arisbe durch ein Erdbeben zerstört und Antissa mit Me-
thymna 7) vereinigt ist; letztere liegt von 9 Städten Asiens
37,000 Schritte entfernt. Auch Agamede und Hiera sind
nicht mehr. Nur Eresos 8) , Pyrrha 9) und das freie Myti-
lene10), was bereits 1500 Jahre lang blühet, existiren noch.
Die ganze Insel hat nach Isidorus einen Umfang von 168,000,
nach altern Schriftstellern aber von 195,000 Schritten. Die
auf ihr befindlichen Berge heissen: Lepethymnus11), Ordym-
nus , Macistus , Creon und Olympus. Vom nächsten Fest-
') Spalmadori. s) Jalanghi-Liman. 3) Aloni.
') Diese giebt Strabo als Halbinsel an. Jetst hängt sie auch
i.i it dem Festlande zusammen. Die Stadt heisst Bodrun.
') Metelino. ,;) Cop, bei dem jetzigen Hafen Caloni.
~\ Molivo.
8) Eresso. ») Kaloni. ><>) Castros. 1!) Leptimo.
Fünftes Buch. 409
lande ist sie 7500 Schritte entfernt. In der Nähe liegen
die Inseln Sandaleon und die 5 leucischen, von denen
Cydonea warme Quellen hat. Die Argenussen liegen von
Aege 4000 Schritte weit. Dann Phellusa und Pedna. Noch
ausserhalb des Hellespontes, dem sigeischen Ufer gegen-
über, liegt Tenedus x), auch Leucophrys, Phönice und Lyr-
nessos genannt. Ihre Entfernung von Lesbos beträgt 56,000,
von Sigeum 12,500 Schritte.
40.
Nun nimmt der Hellespont seinen Anfang, das Meer
stemmt sich gegen das Land, wühlt mit seinen Wogen einen
Weg aus, und trennt so Asien von Europa. Das hier lie-
gende Vorgebirge haben wir Trapeza 2) genannt; 10,000
Schritte davon liegt die Stadt Abydus 3), wo die Meerenge
7 Stadien breit ist. Dann folgt die Stadt Percote 4) und
Lampsacus 5) , vormals Pityusa genannt. Die Colonie Pa-
rium 6), welche Homer 7) Adrastia nennt. Die Stadt Pria-
pus 8), der Fluss Aesopus 9), Zelia 10), Propontis n) (nämlich
die Gegend, wo sich das Meer wieder erweitert); der Fluss
Granicus 12), der Hafen Artace 13), wo früher eine Stadt war.
Weiterhin eine Insel, die Alexander mit dem Festlande ver-
bunden hat, und auf welcher die milesiche Stadt Cyzicum14)
liegt; vormals hiess die Insel Arctonnesos, Dolionis und von
ihrer höchsten Bergspitze Dindymus auch Dindymis. Dann
kommen die Städte: Piacia15), Ariace, Scylace16), in deren
Rücken der Berg Olympus17), genannt der mysische, sich
erhebt; das Städtchen Olympena, die Flüsse Horisius18)
und der vormals Lycus geuannte Rhyndacus 19). Dieser
') Bokdsja-Adasi. 2) Ras-Abydos.
3) Bei Nagara, an der Stelle der asiatischen Dardanellen.
*) Bergas. 5) Lanipsak. 6) Kemares. 7) Illiade II. 335.
*) Karaboa. 9) Sataldere. ,0) Kileh. ") Mannora-Meer.
12) Ustwola. 13) Artaköi.
") War eine der schönsten Städte Asiens, Ruinen davon findet
man in der Nähe von Artaki.
1S) Panerino. ,6) Siki. I7) Kesahisch-Dagh.
18) Lartacho. 19) Lubad.
4X0 Fünftes Bucb.
entspringt aus dem See Artynia bei Miletopolis 1), nimmt
den Macestos 2) und mehrere andere Flüsse auf und schei-
det (Klein-) Asien von Bithynien. Letzteres Land hatte
auch die Namen Cronia, dann Thessalis, Maliande und Stry-
monis. Die Bewohner dieses Küstenlandes nennt Homer 3)
Halizonä, weil sie vom Meere umgürtet sind. Auch eine
sehr bedeutende Stadt Namens Attusa lag hier; jetzt trifft
man 12 Flecken, von denen Gordiucome 4) oder Juliopolis,
und Dascylos 5) an der Küste zu bemerken sind. Sodann
der Fluss Gelbes und im Innern die Stadt Helgas, die auch
Germanicopolis und Booscoete heisst; Apamea heisst jetzt
das colophanische Myriea6); der Fluss Etheleus, die alte
Grenze zwischen Troas und Mysien. Hierauf ein Busen,
in den der Fluss Ascanius fällt; die Stadt Bryllion; die
Flüsse Hylas und Cios mit einer Stadt gleichen Namens 7),
welche einen Stapelplatz des nahen Phrygiens bildete. Sie
wurde zwar von Milesiern angelegt, allein in einer Gegend,
welche das phrygische Ascanien hiess; daher konnte sie
nicht wohl anderswo aufgeführt werden.
41.
Phrygien8) liegt hinter Troas und den vom Vorge-
birge Lectum 9) an bis zum Flusse Etheleus vorher ge-
nannten Völkern, und wird nördlich von Galatien, südlich
von Lycaonien, Pisidien und Mygdonien und östlich von
Cappadocien begrenzt, Ausser den schon 10) genannten
Städten befinden sich darin noch folgende bemerkenswerthe:
Ancyra11), Andria, Celänä12), Colossä13), Carina, Cotya'ion14),
Ceranä15), Conium16), Midaion. Nach einigen Schriftstellern
sollen die Moser, Bryger und Thyner aus Europa hier ein-
gewandert sein, und die Veranlassung zu den Namen Mysier,
Phrygier und Bithynier gegeben haben.
') Bali Kessri. 2) Susugherli. 3) Iliade II. 856.
4) Kiostebe. 5) Eskil. 6) Mundania. 7) Dscheinlok.
8) Die Paschaliks Kutahia und Sultan Oegm. 9) Baba.
,0) Im 29. und 30. Cap. 1J) Enghir. 12) Ischekleh. ,3) Konus.
") Kiuta'i'e. •*) Sandakleb. 16) Chonas.
Fünftes Buch. 411
42.
Es wird passend sein, hier gleich auch Galatien1)
abzuhandeln, welches oberhalb Phrygien liegt, und den
grössten Theil des flachen Landes von Phrygien ausmacht.
Gordium 2) war einst die Hauptstadt darin. Die Gallier,
welche sich einst hier niedergelassen hatten, wurden Tolisto-
boger, Voturer und Ambituer, die aber in Mäonien und Pa-
phlagonien wohnten, Trocmer genannt. Gegen Norden und
Osten breitet sich Cappadocien aus, dessen fruchtbarsten
Theil die Tectosager und Teutobodiacer inne haben. Diess
sind die Völkerstämme; die Zahl aller Gemeinden und Te-
trarchien beläuft sich auf 195. Städte: der Tectosagen,
Ancyra 3); der Trocmer, Tavium 4); der Tolistoboger, Pesi-
nus 5). Ausserdem verdienen noch genannt zu werden: die
Attalenser, Arasenser, Comenser, Didienser, Hierorenser,
Lysterner, Neapolitaner, Oeandenser, Seleucenser, Sebaste-
ner, Timoniacenser, Thebasener. Galatien grenzt auch an
Cabalien in Pamphylien, sowie an die um Baris 6) wohnen-
den Milyer, ferner an den cy Nautischen und oroandischen
Distrikt in Pisidien; und an Obizene, einen Theil von Ly-
caonien. Flüsse dieses Landes sind ausser den schon ge-
nannten 7): der Sangarius 8) und Gallus 9), von welchem die
Priester der Mutter der Götter10) ihren Namen haben.
43.
Nun wollen wir den Rest der Küstenstrecke besprechen.
Vom Cius an folgt im Innern Bithyniens Prusa u) am
Fusse des Olympus, von Hannibal erbauet. Von da bis
Nicäa12) sind 25,000 Schritte, und dazwischen liegt der See
Ascanius 13). Dann folgt Nicäa am äussersten Endedes asca-
nischen Busens, früher Olbia genannt; hierauf ein zweites
') Die Paschaliks Anguri und Kanghri.
2) Hier löste Alexander den bekannten gordischen Knoten.
3) Anguri. 4) Gukurthoi. 5) Bosan. 6) Is Barteh.
7) Caystrus, Rhyndacus, Cios etc. 8) Sacarja. 9) Gatipo.
,0) Cybele, die besonders in Phrygien verehrt wurde.
») Bursa. 12) Isnik. ,3) Isnik.
412
Fünftes Buch.
Prusa *) am Fusse des Berges Hypius. Untergegangen sind:
Pythopolis, Parthenopolis und Coryphanta. An der Küste
die Flüsse: Aesius, Bryazon, Plataneus, Areus, Aesyros und
Geodos oder Cbrysorrhoas. Das Vorgebirge 2), auf welchem
die Stadt Megarice lag; der dann folgende Busen wurde
Craspeditos 3) genannt, weil jene Stadt gleichsam an seinem
Saume lag. Auch lag hier Astacum 4), wovon dieser Busen
auch der astacenische heisst. Da wo die Stadt Libyssa
stand, befindet sich jetzt nur noch das Grabmal Hannibals.
An der innersten Seite des Busens liegt die berühmte bi-
thynische Stadt Nicomedia 5). Das Vorgebirge Leucatas c),
welches den astacenischen Busen einschliesst , ist 37,500
Schritte von Nicomedia entfernt. Nun nähern sich die
Küsten wieder einander und bilden bis zum thracischen
Bosporus eine Meerenge. An ihr liegen: das freie Chal-
cedon 7), 62,500 Schritte von Nicomedien, vormals Proce-
rastis genannt; sodann Colpusa, ferner die Stadt der Blin-
den, weil ihre Einwohner einen so schlechten Platz wählten,
denn Byzanz, welches doch eine in jeder Hinsicht glück-
liche Lage hat, ist nur 7 Stadien davon entfernt. Ausser-
dem liegen im Innern von Bithynien: die Colonie Apamena,
das Gebiet der Agrippenser und Juliopoliter, Bithynion 8);
die Flüsse Syrium, Lophias, Pharnacias, Alces, Serinis, Sco-
pius und Hieras, der Bithynien von Galatien scheidet. Hin-
ter Chalcedon lag Chrysopolis 9) und Nicopolis, von welcher
der Busen noch den Namen behalten hat. In dem Busen
ist der Hafen Amyci; hierauf kommt das Vorgebirge Nau-
lochum, der Tempel des Neptun zu Estia10). Der Bospo-
rus, welcher hier wieder Asien von Europa durch einen
500 Schritte breiten Zwischenraum trennt, ist 12,500 Schritte
von Chalcedon entfernt. Dann folgt die erste 8750 Schritte
breite Enge, wo die Stadt Spiropolis war. Die ganze Küste
bewohnen die Thyner, das innere Land die Bithyner. Hier
') Uskubi. 2) Capo Fagona.
3) xQuonaöov, der Saum. 4) Olvadsjik. *) Isnikmid.
') Akrita. 7) Kadiköi. 8) Boli. 3) Scutari. ,0) Algiro.
Fünftes Buch. 413
ist die Grenze von Asien, und vom lycischen Meerbusen an
bis hierher zählt man 282 Völker. Die Länge des Hel-
lespontes und des Propontis bis zum thracischen Bosporus
haben wir *) auf 239,000 Fuss angegeben. Sigeum ist von
Chalcedon nach Isidorus 322,500 Schritte entfernt.
44.
Die Inseln im Propontis sind: vor Cyzicus Elaphon-
nesus 2) , woher der cyzicanische Marmor kommt , und die
auchNeuris und Proconnesus heisst. Dann folgen: Ophiusa3)
Acanthus, Phöbe, Scopelos, Porphyrione, Halone 4) mit einer
Stadt, Desphacie, Polydora und Artacäon mit einer Stadt.
Nicomedia gegenüber liegt| Demonnesos 5), ferner hinter He-
raclea nach Bithynien zu Thynias 6) , welche die Barbaren
Bithynia nennen. Ferner: Antiochia, Bosbicos7), der Mün-
dung des Rhyndacus gegenüber und 18,000 Schritte im Um-
fange; Eläa, die beiden Rhodussen, die Erebinthus, Megale,
Chalcitis 8) und Pityodes.
») Im IV. B. 24. Cap.
2) Mannora. Früher waren Elaphonnesos und Proconnesos zwei
einander nahe liegende Inseln. Später wurde der sie trennende
Kanal verstopft.
3) Aphsia. 4) Aloni. 5) Papas Adasi (Prinzeninseln).
6) Kirpe. 7) Kalolymno. 8) Barki.
Sechstes Buch.
Von der Lage und Grösse der Länder, Meere, Städte, Häfen,
Berge, Flüsse und den Völkern, welche noch da sind
oder da waren.
1.
Auch der Pontus Euxinus1), der früher wegen sei-
ner unwirthlichen Rauheit Axenos genannt wurde, ergiesst
sich, weil die Natur aus besonderm Hasse dem raubgierigen
Wasser unaufhörlich nachgab, zwischen Europa und Asien
hindurch. Es war dem Ocean nicht genug, die Länder
umflossen und einen Theil derselben ausgehöhlt und ent-
rissen zu haben; nicht genug, durch zerrissene Berge ein-
gedrungen zu sein, Calpe2) von Afrika getrennt, und da-
durch einen noch grössern Raum, als er unberührt gelassen,
verschlungen zu haben; nicht genug, sich durch den Hel-
lespont gedrängt und nach abermaliger Wegnahme von
Ländern in den Propontis ergossen zu haben; selbst am
Bosporus dehnt er sich wieder zu einer ungeheuren Fläche
aus und wird nicht eher gesättigt, bis der mäotische See
ihm auch seinen Raub zubringt. Dass die Erde alles diess
nicht gern hergab, beweisen die vielen Meerengen und die
wegen des natürlichen Widerstandes so schmalen Zwischen-
räume; so ist der Hellespont nur 815 Schritte, die beiden
') Das schwarze Meer. -) Gibraltar.
Sechstes Buch. 415
Bosporus aber nur so breit, dass Ochsen hintiberschwiinmen
können, woher sie denn auch ihre Namen1) haben. Und
selbst bei dieser Trennung findet noch eine gewisse Ver-
bindung statt, denn man hört auf jedem der beiden Ufer
den Gesang der Vögel und das Bellen der Hunde vom ent-
gegengesetzten her; auch können die Bewohner beider Welt-
theile Unterredungen mit einander halten, wenn der Wind
nicht hinderlich ist.
Die Länge des Pontus vom Bosporus bis zum Mäotis
haben Einige auf 1,438,000 Schritte angegeben; Eratosthe-
nes nimmt 100,000 weniger an. Nach Agrippa beträgt die
Entfernung von Chalcedon 2) nach Phasis 3) 1,000,000, und
von hier bis zum cimmerschen Bosporus 4) 360,000 Schritte.
Wir wollen im Allgemeinen die Entfernungen angeben,
welche zu unserer Zeit, wo selbst an der cimmerschen Mün-
dung Krieg geführt wurde 5) , ermittelt worden sind. Am
Ausfluss des Bosporus befindet sich der Fluss Khebas 6),
den Einige Rhesus genannt haben. Dann folgt Psillis und
der Hafen Calpas 7). Der Fluss Songaris 8), einer von den
bedeutendem, entspringt in Phrygien und nimmt mehrere
grosse Flüsse , unter andern den Tembrogius 9) und Gal-
lus10) auf. Meistenteils wird er Sangarius genannt. An
seiner Mündung beginnt der mariandynische Busen11).
Die Stadt Heraclea12) am Flusse Lycus, 200,000 Schritte
von der Mündung des Pontus entfernt; der Hafen Acone,
berüchtigt durch das Gift Aconitum13), die Höhle Ache-
rusia14). Die Flüsse: Pädopides, Callichorus, Sonautes und
Billis 15). Die Stadt Tium 16), 38,000 Schritte von Heraclea.
*) Von ßovg Ochse und noQoq Uebergang. 2) Kadiköi.
3) Fax in Georgien. 4) Strasse von Kaffa.
5) In Folge des Krieges gegen Mithridates kam das bosporo-
nische Reich unter die Herrschaft der Römer. 6) Rheba.
7) Kerbeh oder Busadsche; hier sollen die Argonauten gelan-
det sein.
8) Sakarja. 9) Ko'ismir. 10) Gatipo. ") Golf von Sakarja.
«) Erekli. 13) XXVII. B. 2. Cap.
,4) Auf dem Vorgebirge bei Heraclea; der Eingang zur Unterwelt
,5) Falios. 16) Tilios.
Ä-tß Sechstes Buch.
2.
Hinter dem Flusse Billis wohnen die Paphlagonier l),
von Einigen auch Pylämenier genannt; ihr Gebiet ist im
Rücken von Galatien eingeschlossen. Darin die Stadt Mas-
tya, von den Milesiern erbauet, dann Cromna. In dieser
Gegend lässt Cornelius Nepos die Heneter wohnen, von
denen nach seiner Behauptung die namensverwandten Ve-
neter in Italien abstammen sollen. Weiterhin die Stadt Se-
samum, jetzt Amastris 2); der Berg Cytorus 3), 63,000 Schritte
von Tium; die Städte Cimolis 4) und Stephane 5); der Fluss
Prathenius 6). Das weit auslaufende Vorgebirge Carambis 7),
325,000, oder nach Andern {350,000 Schritte von der Mün-
dung des Pontus, von dem cimmerschen Bosporus aber
ebensoviele oder 312,500 Schritte entfernt. Auch lag da-
selbst eine Stadt desselben Namens, und etwas weiter eine
andere, Armene; jetzt befindet sich dort die Colonie Si-
nope 8), 164,000 Schritte vom Berge Cytorus. Der Fluss
Evarchum, die Cappadocier, die Städte Gaziura 9) und Ga-
zelum10); der Fluss Halys11), der vom Fusse des Taurus
durch Cataonien und Cappadocien herabkommt. Die Städte:
Gangre12), Carusa, das freie Amisum13), 130,000 Schritte
von Sinope. Ein Meerbusen gleichen Namens (der amisi-
sche)14) zieht sich soweit ins Land, dass er (Klein-) Asien
fast zur Insel macht, denn von hier aus beträgt der Weg
über das Festland bis zum issischen Meerbusen15) in Cili-
cien nicht mehr als 200,000 Schritte. Auf diesem ganzen
Landstriche sollen nur 3 ursprünglich griechische Völker
wohnen, nämlich die Dorier, Jonier und Aeolier; die übrigen
aber sollen Barbaren sein. Mit Amisum stand die von Mi-
thridates erbauete Stadt Eupatoria in Verbindung; nach
dessen Besiegung wurden beide Städte Pompejopolis genannt.
') In den Paschaliks Kastamuni und Boli. '-) Amassru.
8) Kydros. 4) Kinoli. 5) Istifani. 6) Partine. 7) Kerempe.
8) Sinob. 9) Turkal. l0) Assin. ») Kizil Irmak. ,2) Kjankri.
13) Sainsun. M) Golf von Samsun. 15) Golf von Skanderun.
Sechstes Buch. 417
3.
Im Innern von Cappadocien liegt die Colonie des
Kaisers Claudius, Archelais x) , bei der der Halys vorbei-
^fliesst. Städte sind: Comana 2) am Sarus8), Neocäsarea4)
am Lycus und Amasia 5) am Iris 6) in dem gazacenischen
Bezirke. In Calopena liegen Sebastia 7) und Sebastopolis 8),
kleine, aber docb den vorigen gleichkommende Städte. In
dem übrigen Theile dieses Landes: Melita 9) von Semiramis
erbauet, und nicht weit vom Euphrat, Diocäsarea, Tyana 10),
Castabala n) , Magnopolis w) , Zela13), und am Fusse des
Berges Argäus14), Mazaca, das jetzt Cäsarea15) heisst. Der
Theil Cappadociens, welcher sich vor Gross-Armenien aus-
dehnt, wird Melitene genannt, der an Commagene liegende
Cataonien, der an Phrygien grenzende Garsauritis, Sarga-
rausene und Cammanene, der bei Galatien Morimene; hier
macht der Fluss Cappadox, von dem die vormals Leuca-
syrer genannten Bewohner den Namen erhalten haben, die
Grenze. Von dem oben genannten Neocäsarea scheidet der
Fluss Lycus Klein- Armenien. Im Innern ist auch noch der
Ceraunus bemerkenswerth. An der Küste aber liegt von
Amisum an die Stadt Chadisia mit einem Flusse gleichen
Namens und Lycastum, von wo das themiscyrenische Ge-
biet16) beginnt.
4.
Im themiscyrenischen Gebiete nimmt der Fluss
Iris den Lycus auf. Im Innern liegt der Flecken Ziela ll),
berühmt durch die Niederlage des Triarius18) und den Sieg
des C. Cäsar19). An der Küste fliesst der Thermodon20),
•) Akserai. 2) El Bostan. 3) Seihhan. 4) Niksara.
5) Amasia. 6) Kasalmak. 7) Siwas. 8) Kisildsjik.
9) Malatya. 10) Nikdeh. ») DsjakeL ") Schekineh. »J Ziel.
M) Ardsjisch. 15) Kaisarieh. 16) Dsjanik. ») Kileh.
18) Ein römischer Unterfeldherr im Kriege des Lucullus gegen
Mithridates, 67 v. Chr.
19) Des Dictators, der hier den Pharnaces, den Sohn des Mithri-
dates, schlug und seinen Sieg mit den bekannten veni, vidi, vici nach
Rom meldete, 47 v. Chr. 20) Termah.
27
418 Sechstes Buch.
welcher bei dem Castell Phanaröa entspringt und am Fusse
des Berges Amazonius vorbeiströmt. Es gab hier auch eine
Stadt desselben Namens, sowie noch 5 andere, als: Ama-
zonium, Themiscyra, Sotira, Amasia und Comana1); jetzt
existirt nur noch Mantejum. Dann folgen die Geneter und
Cbalyber; die Stadt Cotyorum 2). Die Tibarener, die Mos-
syner, die ihren Körper mit Zeicben bemalen, die Macro-
cepbaler; die Stadt Cerasus 3). Der Hafen Chordule 4). Die
Bechirer, Luzerer. Der Fluss Melas; die Macroner; Sidene
und der Fluss Sidenum, an welchem die 120,000 Schritte
von Amisum entfernte Stadt Polemonium 5) liegt, Dann die
Flüsse Jasonium und Melanthium; die Stadt Pharnacea,
80,000 Schritte von Amisum; das Schloss und der Fluss
Tripolis6); das Schloss und der Fluss Philacalea 7) und
das Schloss Liviopolis; das freie Trapezus8), von einem
weiten Berge eingeschlossen und 100,000 Schritte von Phar-
nacea entfernt. Dahinter wohnt, in einer Entfernung von
30,000 Schritten von Gross-Armenien, das Volk der Ar-
menochalyber. An der Küste vor Trapezus fliesst der
Pyxites, jenseits aber wohnen die heniochischen Sanner.
Der Fluss Absarum, und an dessen Mündung, 140,000
Schritte von Trapezus, ein gleichnamiges Schloss9). Im
Rücken der Gebirge in dieser Gegend liegt Iberien10), an
der Küste aber wohnen die Heniocher, Amprauter und Lazer.
Flüsse: der Acampsis11), Isis, Magrus, Bathys12). Die Col-
chier. Die Stadt Matium; der Fluss Heracleum, ein gleich-
namiges Vorgebirge , und der Phasis 13) , der bedeutendste
Fluss in Pontus. Er entspringt im Gebiete der Moscher14)
und kann auf eine Strecke von 38,500 Schritte mit sehr
grossen Schiffen, noch viel weiter hinauf aber mit kleinern
') Gumenih. 2) Ordu.
:,i Karesum oder Chirisonda; von hier verpflanzte Lucullus de-
ersten Kirschbaum nach Rom.
4) Bojuk-Liman. 5) Fatsa. 6) Tereboli. 7) Ewloi.
8) Trabesun oder Trebisonde. 9) Gunieh. ,0) Grusien.
") Fscharuk. «) Batumi. ,3) Fax. >4) Imerethi.
Sechstes Buch. 419
befahren weiden; 120 Brücken führen über denselben. An
seinen Ufern waren vormals sehr viele Städte, unter denen
vorzüglich Tyndaris , Circäum *) , Cygnum und an seiner
Mündung Phasis2) genannt zu werden verdienen. Am
meisten aber glänzte die Stadt Aea3), 15,000 Schritte vom
Meere, wo die bedeutenden Flüsse Hippos4) und Cyaneos
von verschiedenen Seiten her sich in denselben ergiessen.
Jetzt liegt bloss noch Surium 5) an ihm, welches nach einem
in ihn fallenden Flusse, bis zu welchem er (der Phasis),
wie wir gesagt haben, für grosse Schiffe befahrbar ist, be-
nannt wurde. Auch noch viele andere grosse Flüsse, z. B.
den Glaucus 6), nimmt er auf. An der Mündung des letztern
liegen 70,000 Schritte von Absarus mehrere Inseln ohne
Namen7). Nun folgt ein anderer Fluss, der Chanen 8).
Die Saler, von den Alten Phthirophagen 9) genannt, und die
Suaner, durch deren Gebiet der vom Caucasus kommende
Chobum 10) fliesst. Dann der Rhoas, die Landschaft Ecrec-
tice n). Die Flüsse Singames 12), Tarsuras 13), Astelephus u),
Chrysorrhoas. Die Absiler, das Schloss Sebastopolis 15) ,
100,000 Schritte vom Phasis entfernt. Die Sanniger, die
Stadt Cygnus, der Fluss und die Stadt Penius. Sodann
die heniochischen Völker mit vielen Namen.
5.
Hier stösst an den Pontus das colische Gebiet, in
welchem sich die Kette des Caucasus nach dem riphäischen
Gebirge wendet, indem sie sich, wie bereits bemerkt ist,
J) Irke. 2) Poti.
3) Diese Stadt war der Sage nach von Sesostris, König von
Aegypten, erbauet worden. Auch soll das goldne Vliess in einem
benachbarten Haine an einem Baume gehangen haben, sowie über-
haupt der Schauplatz der Abenteuer der Meder und der Argo-
nauten hierher verlegt wird. ■■-
4) Tzchenistzquali. 5) Asmuleti. 6) Rioni.
7) Fasaneninseln genannt. 8) Mecu-Enguri.
9) Läusefresser. ,0) Tschani. n) Letschgumi. ,2) Langur.
l3) Ozeils. tA) Mokoi. ,5) Soghumkala.
27*
420
Sechstes Buch.
mit der einen Seite nach dem Pontus Euxinus und dem
Mäotis, mit der andern aber nach dem caspischen und
hyrcanischen Meere hin abdacht. Die übrigen Küsten be-
wohnen wilde Völker, als die Melanchläner, die Coraxer
in der jetzt verödeten colchischen Stadt Dioscurias l) am
Flusse Anthemus 2); sie war einst so berühmt, dass, wie
Timosthenes erzählt, 300 Nationen mit verschiedenen Spra-
chen in ihr zusammenkamen; und später wurden durch
130 römische Dolmetscher daselbst Geschäfte gemacht.
Einige glauben, sie wäre von Amphitus und Telchius, den
Wagenlenkern des Castor und Pollux, von denen ohne
Zweifel die wilden Heniocher 3) abstammen, erbauet. Nach
Dioscurias folgt die von Sebastopolis 70,000 Schritte ent-
fernte Stadt Heracleum. Die Achäer 4), Marder, Cerceter 5),
Serrer und Caphalotomer ß). Die im innersten Theile dieser
Gegend gelegene sehr reiche Stadt Pityus 7) ist von den
Heniochern zerstört; hinter derselben wohnen die Epageriter,
ein sarmatischer Stamm auf dem Rücken des Caucasus;
dann8) folgen die Sauromater. Zu diesen floh, unter der
Regierung des Kaisers Claudius, Mithridates, und erzählte,
dass sie an die Thaller 9) grenzten, deren Gebiet im Osten
die Mündung des caspischen Meeres 10) berührte, und dass
diese letztere bei der Ebbe trocken wäre. An der Küste,
neben den Cerceten, ist der Fluss Icarusa11), die Stadt12)
und der Fluss 13) Hierum, 130,000 Schritte von Heracleum.
Dann das Vorgebirge Crunoe, dessen steilen Ausgangspunkt
die Toreter bewohnen. Der Flecken Sindica, 67,000 Schritte
von Hierum. Der Fluss Setheries. Von ihm bis an den
Eingang des cimmerschen Bosporus beträgt die Ent-
fernung 88,500 Schritte.
I) Iskuriah oder Isgaur. -) Marmari. 5) Wagenlenker.
4) Awchasen. s) Tscherkessen. 6) Kopfabschneider.
7) Pitschinda. 8) Im Nordosten von Grusien.
") Im Astrachanischen.
,0) Siehe die Berichtigung S. 427, Anmerkung 5.
II ) I krach. '-) Sudschukkale. «) Zemes.
Sechstes Buch. 421
6.
Die Länge der zwischen dem Pontus und dem Mäotis
auslaufenden Halbinsel beläuft sich nicht über 67,000 Schritte,
die Breite beträgt aber nirgends weniger als zwei Jugera.
Sie heisst Ejon *). Die Küste des Bosporus selbst krümmt
sich auf der asiatischen und europäischen Seite nach dem
Mäotis hin. Städte sind: vorn am Eingange des Bosporus
Hermonassa, dann Cepi, von den Milesiern erbauet. Fer-
ner Stratoelia, Phanagoria2), das fast ganz verödete Apa-
turos, und am Ende der Meerenge das früher Cerberion
genannte Cimmerium. Darauf folgt der Mäotis, von dem
bei Europa schon die Rede war.
7.
Um Cimmerium wohnen die Mäotiker, Valer, Serber,
Arrecher, Zinger, Psesser. An dem durch zwei Mündungen
sich ergiessenden Tanais wohnen die Sarmater, welche von
den Mederu abstammen sollen und selbst in viele Völker-
schaften getheilt sind. Zunächst die gynäcoeratumenischen
Sauromater, die ihren Beinamen daher haben, weil die
Amazonen sie zur Begattung zwangen; dann die Evazer,
Coiter, Cicimener, Messenianer, Castoboccer, Choatrer, Zi-
ger, Dandarer, Tyssageter, Jyrcer, bis an die durch wal-
dige Thäler rauhen Einöden, hinter denen die Arimphäer
sich bis an das riphäische Gebirge erstrecken. Den Tanais
nennen die Scythen Silis und den Mäotis Temerunda, was
so viel heisst als die Mutter des Meeres. Auch an der
Mündung des Tanais lag eine Stadt. Die angrenzenden
Districte hatten zuerst die Carer inne, dann die Clazome-
nier und Mäoner, und darauf die Panticapanser.
Einige Schriftsteller führen folgende Völker an, welche
um den Mäotis herum bis an die ceraunischen Berge woh-
nen : An der Küste die Napiter, dahinter die an die Colcher
grenzenden Essedoner, oben auf den Bergen. Sodann die
Carmacer, Oraner, Autacer, Mazacaser, Cantiocer, Agamather,
') Tunitarakan. 2) Taman.
422 Sechstes Buch.
Picer, Rhymosoler, Acascomarcer, und auf dem Rücken des
Caucasus die Itacaler, Imaducher, Ramer, Anclacer, Tyaier,
Carastaseer, Authiander. An dem von dem catheischen Ge-
birge kommenden Flusse Lagous, in welchen der Opharus
fliesst: die Cauthader und Ophariter. Die Flüsse Menotha-
rus und Imitys von dem cissischen Gebirge, zwischen dem
die Acdeer, Carner, Oscardeer, Accisser, Gabrer und. Goga-
rer wohnen. An der Quelle des Imitys die Imityer und
Apaträer. Nach Andern fliesst er durch die Länder der
auchetischen Scythen, Atarneer und Asampater; von diesen
sind die Tanaiter und Inapäer Mann für Mann vertilgt wor-
den. Einige lassen den Fluss Ocharius durch die Wohn-
sitze der Canticer und Sapeer fliessen, den Tana'is aber
durch die der Sarcharceer, Herticrer, Spondolicer, Synchieter,
Anaser, Isser, Cateter, Tagorer, Caroner, Neriper, Agandeer,
Mandareer, Satarcheer und Spaleer.
8.
Mit der Beschreibung der innern Küsten und aller
anwohnenden Völker sind wir nun fertig, und wenden uns
daher jetzt zu dem grossen mitten in das Land gehenden
Busen. Hierbei wird man nicht verkennen, dass ich vieles
anders, als die altern Schriftsteller vortrage; ich habe
nämlich alles mit der grössten Sorgfalt untersucht, und
diess wurde mir dadurch möglich, dass vor einigen Jahren
Domitius Corbulo x) in jener Gegend die Staatsangelegen-
heiten leitete, und mehrere unterworfene Könige oder Kinder
derselben als Geiseln von dorther sandte. Wir wollen mit
dem Volke der Cappadocier2) beginnen. Unter allen pon-
tischen Völkern wohnt dieses am weitesten nach dem Innern
zu, und dehnt sich auf der linken Seite über Klein- und
Gross- Armenien und Commagene, auf der rechten Seite
aber über alle schon genannten asiatischen und die meisten
dahinter wohnenden Völkerschaften aus. Ihr Gebiet steigt
') Den Nero zum Schutze Armeniens dorthin gesandt hatte.
2) Die Paschaliks Akserai, Nikde, Kirkscheer, Kaisarieh und Bosuk.
Sechstes Buch. 423
in einer grossen Ausdehnung gegen Morgen und den Tau-
ras hinauf, zieht sich über Lycaonien, Pisidien und Cilicien,
durch Antiochien, und reicht mit dem Theile, welcher Ca-
taonien genannt wird, bis zu dem cyrrhestischen Gebiete
in Antiochien. Hier beträgt also die Länge von Asien
1,250,000 und die Breite 640,000 Schritte.
9.
Gross-Armenien1) aber nimmt seinen Anfang von
dem paryadrischen Gebirge 2) und wird, wie schon gesagt 3),
durch den Fluss Euphrat von Cappadocien, und da, wo der
Euphrat eine andere Richtung nimmt, durch den nicht
minder berühmten Tigris von Mesopotamien getrennt. Beide
Flüsse lässt es entströmen, und bildet so den Anfang von
Mesopotamien, welches zwischen ihnen fortläuft. Was
dazwischen liegt, bewohnen die oreischen Araber 4). So
zieht sich die Grenze des Landes bis nach Adiabene.
Hier wird es durch querliegende Gebirge 5) abgeschlossen,
dehnt sich in der Breite links über den Araxes 6) hin
bis an den Fluss Cyrus 7),' in der Länge aber bis nach
Klein-Armenien aus, von dem es durch den in den Pontus
sich ergiessenden Fluss Absarus und durch das paryadrische
Gebirge, auf dem der Absarus entspringt, geschieden wird.
10.
Der Cyrus8) entspringt auf dem heniochischen Ge-
birge9), welches Andere das coraxische nennen; der
Araxes10) auf demselben Berge11), wo der Euphrat ent-
springt, nur 6000 Schritte davon, verstärkt sich noch durch
*) Die jetzigen Tschaldir, Kars, Erzerum , Wan und Diarbekr,
ein Theil Grusiens und der persischen Provinz Irak Adschemi.
2) Ein Arm des Antitaurus, jetzt Agatsch-Baschi.
3) Im V. B. 20. Cap. 4) V. B. 20. Cap. 5) Nimroddagh.
6) Arrasch. 7) Khur. 8) Khur. 9) Auhileh.
,0) Arrasch. Ausser diesem gab es noch 2 bedeutende Flüsse in
Asien, die vorzugsweise den Namen Araxes führten; der eine jetzt
Bend Emir in Persien, der andere Sihon oder Sirr in Turkestan
(Sagdiana). ") Bingöl.
424 Sechstes Buch.
den Usis l) und fällt, wie die Meisten glauben, in den
Cyrus und mit diesem ins caspische Meer.
Berühmte Städte in Klein- Armenien 2) sind: Cäsa-
rea 3), A za 4), Nicopolis 5) ; in G r o s s - A r m e n i e n : Armosata 6)
am Euphrat, Carcathiocerta 7) am Tigris, Tigranocerta 8)
auf einer Anhöhe und Artaxata 9) in der Ebene am Araxes.
Die Grösse des ganzen Landes giebt Aufidius auf 5,000,000
Schritte an. Nach Kaiser Claudius beträgt die Länge von
Dascusa10) bis zur Grenze am caspischen Meere 1,300,000
Schritte, die Breite aber von Tigranocerta bis Iberien halb
so viel. Es wird, nach zuverlässigen Kachrichten, in Prä-
fecturen, welche Strategien genannt werden, eingetheiltT
von denen einige früherhin sogar eigene Reiche bildeten;
sie haben alle barbarische Namen und ihre Anzahl beläuft
sich auf 120. Auf der Ostseite schliessen es, jedoch nicht
unmittelbar, die ceraunischen Berge u) und die Landschaft
Adiabene 12) ein. Den dazwischen liegenden Raum bewohnen
die Sophener13); an diese stossen die Berge und dahinter
leben die Adiabener. In den Thälern aber sind die Meno-
barder und Moschener den Armeniern am nächsten. Adia-
bene wird vom Tigris und unwegsamen Gebirgen umgeben.
Links davon ist das Gebiet der Meder und die Aussicht
auf das caspische Meer. Dieses erhält (wie wir später
noch sagen werden) seinen Zufluss vom Ocean, und ist
rings von dem caucasischen Gebirge eingeschlossen. Nun
gehen wir zu den Grenzvölkern Armeniens über.
11.
Die ganze Ebene vom Cyrus an hat das Volk der
Albaner inne; dann folgen die Iberer, welche von jenen
') Karassu. 2) Aladulieh.
3) Kalat el Nedsjur. <) Ezaz.
5) Diese zum Andenken an den Sieg des Pompejus über Mithri-
dates so genannte Stadt hiess auch Tephrice, daher ihr neuerer
Name Divriki.
6) Schemisat. 7) Kartpurt. 8) Schikaran. 9) Ardesthie.
10) Dengiglu. ") Zagros. '*) Kurdistan. »3) In Diarbekr.
Sechstes Buch. 425
durch den Fluss Alazon x), der von dem caucasischen Ge-
birge herab sich in den Cyrus ergiesst, getrennt werden.
Bedeutende Städte sind: in Albanien2) Cabalaca 3), in Ibe-
rien 4) Harmastis 5) an einem Flusse und Neoris. Das Ge-
biet Thasie und Triare, das bis an das paryadrische Gebirge
reicht. Weiter hin liegen die colchischen Einöden 6), und
diesen zur Seite nach dem ceraunischen Gebirge zu wohnen
die Armenochalyber und Moscher, deren Gebiet an dem in
den Cyrus sich ergiessenden Flusse Iberus 7) herläuft; unter
diesen wohnen die Sacassaner und hierauf die Macroner
am Flusse Absarus. So sind diese Ebenen und Anhöhen 8)
bevölkert. Wiederum an der albanischen Grenze, an der
ganzen Vorderseite des Gebirges wohnen die wilden Stämme
der Silver, darunter die Lubiener, und weiter die Didurer
und Sodier.
12.
Auf diese folgt der caucasische Pass9), von Vielen
irrigerweise der caspische genannt, ein ungeheures, durch
plötzliche Unterbrechung dieser Berge entstandenes Werk
der Natur. Hier sind Thore mit eisenbeschlagenen Balken
angebracht, unter denen ein übelriechender Strom10) hin-
fliesst, und diesseits liegt auf einem Felsen ein festes
Schloss, Cumania11) genannt, welches unzähligen Völkern
den Durchgang streitig macht; an dieser Stelle also, welche
der iberischen Stadt Harmastes gerade gegenüber liegt,
ist der Erdkreiss durch Thore verschlossen. Hinter dem
caucasischen Passe wohnen in dem gordyäischen Gebirge12)
die Valier13) und Suaner, 2 wilde Völker, die jedoch Gold-
') Alasani. 2) Schirvan und Daghestan. 3) Kablasvar.
A) Dieses Land begriff Karduel, ein Stück von Kacheti und
Imerethi.
5) Westlich von Tiflis in der Gegend von Tzcheti.
6) Imerethi. 7) Dsama.
8) Zwischen dem schwarzen und kaspischen Meere.
9) Vladi-Caucas oder Khewis-Kari. ,0) Terek. ") Dariel.
12) Das Hochgebirge des Caucasus. ") Osseten.
426
Sechstes Buch.
erze graben. Hinter diesen bis an den Pontus wohnen
mehrere Stämme der Heniocher und dann die Achäer. So
verhält es sich mit diesem Landstriche r) im Innern, wel-
cher zu den berühmtesten gehört.
Einige geben die Entfernung vom Pontus bis zum cas-
pischen Meere auf nicht mehr als 375,000, Cornelius Nepos
nur auf 250,000 Schritte an. Bei einer solchen Landenge
ist Asien wiederum in Gefahr 2). Kaiser Claudius bestimmt
die Entfernung vom cimmerschen Bosporus bis zum cas-
pischen Meere auf 150,000 Schritte, und erzählt, dass Se-
leucus Nicator den Plan gehabt habe, die Landenge zu
durchstechen; er wurde aber um diese Zeit von Ptolemäus
Ceraunus getödtet 3). Die Entfernung vom caucasischen
Passe bis zum Pontus kann man mit ziemlicher Gewissheit
zu 200,000 Schritten annehmen.
13.
Im Pontus liegen die planktischen, oder cyaneischen
auch Symplegaden genannten Inseln 4). Ferner Apollonia,
zum Unterschiede von der zu Europa gehörenden 5) auch
Thynias6) genannt. Vom Festlande ist sie 1000 Schritte
entfernt und ihr Umfang beträgt 4000. Pharnacea gegen-
über liegt Chalceritis, welche bei den Griechen Aria heisst ;
sie ist dem Mars geheiligt, und auf ihr sollen Vögel mit
ihren Flügeln gegen fremde Ankömmlinge gekämpft haben.
14.
Nachdem wir nun alle Theile im Innern von Asien
"beschrieben haben, wollen wir im Geiste das riphäische
Gebirge übersteigen uud an die rechte Küste des Oceans
gehen. Dieser bespült Asien von 3 Himmelsgegenden
her, im Norden heisst er der scythische, im Osten der
esoische; im Süden der indische, und dann führt er nach
seinen Busen und Küstenbewohnern noch verschiedene
M Zwischen dem schwarzen und caspischen Meere.
2) Von Europa abgeschnitten zu werden.
3) Im Jahre 282 v. Chr. 4) IV. B. 27. Cap.
5) IV. B. 27. Cap. «) V. B. 44. Cap.
Sechstes Buch. 427
Namen. Aber auch ein grosser Theil Asiens, welcher nach
Norden hin liegt, enthält wegen seines kalten Klima's un-
geheuere Wüsteneien. Vom äussersten Nordosten bis nach
Ostnordost wohnen die Scythen. Ueber diese hinaus und
noch jenseits des Nordens setzen Einige die bei Europa
schon mehrerwähnten Hyperboräer *). Von da an kommt
man zuerst an das celtische Vorgebirge Lytarmis 2) und
den Fluss Carambucis 3), wo durch die schwache Kraft des
Himmels die riphäische Bergkette abnimmt. Hier sitzen,
wie wir erfahren haben, einige Arimphäer 4), ein den Hy-
perboräern nicht unähnliches Volk. Sie wohnen in Wäldern,
leben von Beeren; das Haupthaar zu tragen, halten die
Männer und Weiber für schimflich; ihre Sitten sind milde;
sie werden daher, wie man erzählt, für heilig gehalten,
und sogar von den wilden Grenznachbarn nicht beleidigt,
und zwar nicht allein sie selbst, sondern auch alle die-
jenigen, welche zu ihnen geflohen sind. Hinter ihnen
wohnen wieder Scythen, die Cimmerier, Cissianther, Geor-
gier und Amazonen. Letztere breiten sich bis an das cas-
pische und hyrcanische Meer hin aus.
15.
Das Meer bricht nämlich aus dem scythischen Ocean
im hintern Asien ein, und erhält von den Anwohnern meh-
rere Namen, von denen die zwei des caspischen und
hyrcanischen die verbreitetsten sind5). Clitarchus meint,
es sei nicht kleiner als der Pontus Euxinus. Eratosthenes
giebt auch eine Maassbestimmung an, er sagt nämlich,
seine Ausdehnung von Süden nach Osten, längs den Küsten
von Cadusien 6) und Albanien, betrage 5400 Stadien; von
») IV. B. 26. Cap.
-) Vielleicht Kanine-Noss am weissen Meere.
3) Vielleicht die Dwina.
4) Die Argippaer des Herodot (IV. 23)?
5) Plinius hält, wie die meisten seiner Zeitgenossen, imger Weise
das caspische Meer für einen Busen des Oceans. Aber schon Herodot
beschreibt dasselbe richtig als ein Binnenmeer. I. 202.
6) Ungefähr die heutige persische Provinz Ghilon.
428
Sechstes Buch.
da an den Ländern der Anariacer, Amarder und Hyrcaner *)
vorbei, bis an die Mündung des Flusses Zonus 2) 4800
Stadien; weiter bis zur Mündung des Jaxartes 3) 2400 Sta-
dien. Diess macht zusammen 1,575,000 Schritte. Artemi-
dorus nimmt 25,000 Schritte weniger an. Agrippa sagt
bei der Grenzbestimmung des caspischen Meeres und der
umwohnenden Völker nebst Armenien, dasselbe grenze
gegen Osten an den serischen Ocean 4), gegen Westen an
den Caucasus, gegen Süden an den Taurus und gegen
Norden an den scythischen Ocean, seine Länge betrage, so
weit sie bekannt sei, 480,000 und seine Breite 290,000
Sehritte. Andere Schriftsteller geben aber den ganzen
Umfang des Meeres von der Meerenge an auf 2,500,000
Schritte an.
Der Einbruch erfolgt durch einen engen, aber sehr
langen Schlund 5); doch wo er breiter zu werden beginnt,
da krümmt er sich mondföimig, und zieht sich von der
Mündung an (um mit M. Varro zu reden) in Form einer
Sichel nach dem mäotischen See hin. Der erste Busen
heisst der scythische, demi auf beiden Seiten desselben
wohnen die Scythen, welche über die Meerenge eine stete
Verbindung miteinander unterhalten, und zwar diesseits die
Nomaden und Sauromaten unter mehrern Namen und jen-
seits die Abzoer unter nicht wenigem. Rechts vom Ein-
gange, an der Spitze der Mündung selbst ist das Gebiet
der Udiner, eines scythischen Stammes. Weiterhin längs
der Küste: die (wie man sagt) von Jason abstammenden
Albaner, nach denen das davor liegende Meer das albanische
genannt wird. Dieses Volk verbreitet sich über das cau-
casische Gebirge bis an den Fluss Cyrus, der, wie schon
gesagt 6), die Grenze zwischen Armenien und Iberien bildet.
•) In der jetzigen persischen Provinz Masenderan.
2) Gihon oder Amu (?) 3j Szyr.
4) Dieser würde, wenn die Angabe richtig wäre, das chinesische-
Meer sein.
5) Hier ist die Wolga gemeint. «; Im 11. Cap.
Sechstes Buch. 429
Oberhalb dieses Seedistrikts und der Udiner wohnen die
Sarmater, Utidorser und Aroterer und im Rücken derselben
die schon angeführten sauromatischen Amazonen. Flüsse
die durch Albanien ins l) Meer strömen, sind: der Casius 2)
und Albanus 3); ferner der auf dem caucasischen Gebirge
entspringende Cambyses 4), dann der, wie schon erwähnt 5),
von dem coraxischen Gebirge kommende Cyrus. Die ganze
Küste, welche vom Casius an wegen der hohen Felsen un-
zugänglich ist, hat nach Agrippa eine Länge von 425,000
Schritten. Vom Cyrus an erhält das Meer den Namen
des caspischen; an ihm wohnen die Caspier.
Bei dieser Gelegenheit müssen wir einen Irrthum vieler
Schriftsteller 6) und selbst solcher, welche an dem Feldzuge
des Corbulo in Armenien mit Theil genommen haben, be-
richtigen. Diese haben nämlich den Pass in Iberien, von
welchem wir gesagt haben, dass er der caucasische heisse,
den caspischen genannt, auch auf die entworfenen und von
dort her gesandten Karten diesen Namen geschrieben.
Ferner wurde die Drohung des Kaisers Nero 7) auf den
caspischen Pass bezogen, da er doch den meinte, welcher
durch Iberien zu den Sarmaten führt, und wegen der da-
vorliegenden Berge ein anderer Zugang zum caspischen
Meere nicht wohl möglich ist. Es giebt zwar noch einen
anderen zu den caspischen Völkern führenden Pass, den
man aber nur aus dem Berichte der Begleiter Alexander's
des Grossen kennen lernen kann.
16.
Das Reich der Perser, welches bekanntlich jetzt
den Parthern gehört, erhebt sich an dem caucasischen Ge-
birge zwischen zwei Meeren, dem persischen und hyrcani-
schen. Auf beiden Seiten, längs der Abdachungen, stösst
') caspische.
-) Sanm. 3) Terek. 4) Sumarga. 5) Im 10. Cap.
°) Auch Strabo.
') Er wollte nämlich, gleich Alexander, einen Feldzug gegen
die asiatischen Fürsten unternehmen. S. Sueton's Nero. Cap. 19.
430
Sechstes Buch.
Sophene, wie wir bemerkt haben l), mit der nach Comma-
gene gerichteten Vorderseite von Gross-Armenien zusammen,
undan Sophene grenzt Adiabene 2), der Anfang des Landes
der Assyrier. Ein Tb eil des letzteren heisst Arbelitis 3),
an der Grenze von Syrien, wo Alexander den Darius be-
siegte 4). Dieses ganze Land nannten die Macedonier
wegen der Aehnlichkeit 5) Mygdouien. Städte sind Alexan-
drien und Antiochia, die auch Nisibis 6) heisst, und von
Artaxata 7) 750,000 Schritte entfernt ist. Am westlichen
Ufer des Tigris lag auch die einst sehr berühmte Stadt
Ninus 8). Der übrige Landstrich aber, welcher vorn nach
dem caspischen Meere zu liegt, und von dem armenischen
Gebiete Otene durch den Araxes getrennt ist, heisst Atro-
patene 9) mit der Stadt Gaza 10), welche 450,000 Schritte
von Artaxata, und ebenso weit von Ekbatana im Lande
der Meder, von denen die Uropatener nur ein Theil sind,
entfernt liegt.
17.
Ecbatana11), die Hauptstadt Mediens, vom König Se-
leucus erbauet, ist von Gross-Seleucia 12) 750,000, vom cas-
pischen Passe aber 2,000,000 Schritte entfernt. Die übrigen
Städte der Meder sind: Phinganzaga, Apamia mit dem
Beinamen Rhagiane. Die Ursache des Namens „Pass"
ist dieselbe wie oben, denn die Bergkette ist durch einen
') Im 10. Cap. 2) Das Ejalet Schehrsor.
3) Mit der Hauptstadt Arbela, jetzt Erbil in Kurdistan.
4) Diess war die letzte entscheidende Schlacht zwischen Alexan-
der und den Persern, im Jahre 331 v. Chr. Sie ist auch unter dem
Namen der Schlacht von Gaugamela (Enkewat, einem Flecken, 10
Meilen von Arbela) bekannt.
5) Mit dem mygdonischen Gebiete in Macedonien.
6) Nisibin. ") Ardschat.
8) Oder Niniveh, die Stadt des Ninus, jetzt ein Dorf Nunia.
9) Aserbidschan. ,ü) Zwischen Tauris und Miana.
") Hamadan. Ihre erste Gründung wird von Herodot (I. 98)
dem ersten König Mediens, Dejoces, zugeschrieben.
yl) Madain, südöstlich von Bagdad.
Sechstes Buch. 431
so engen Durchgang unterbrochen, dass kaum einzelne
Wagen ihn passiren können; er ist ganz durch Menschen-
hände gemacht, und hat eine Länge von 8000 Schritten.
Rechts und links hängen Klippen herab, die wie verbrannt
aussehen, und auf einer Strecke von 28,000 Schritten ist
kein trinkbares Wasser zu finden. Das von dem Felsen
herabtröpfelnde und zusammenfliessende Salzwasser er-
schwert die Passage, welche wegen der Menge von Schlangen
auch nur im Winter möglich ist 1).
An die Andiabener grenzen die sonst Carducher genann-
ten Corduener 2) am Flusse Tigris; an diese die Pratiter
oder Parodoner 3), welche den caspischenPass inne haben.
An das Land der letztern stossen auf der andern Seite
die parteiischen Wüsten 4) und das cithenische Gebirge 5).
Dann folgt der höchst anmuthige parthische Busen Choara 6).
Hier lagen sonst zwei, zum Schutze gegen die Meder er-
bauete Städte, Calliope und Issatis, auf einem Felsen.
Aber Hecatonpylos, die Hauptstadt von Parthien selbst, ist
133,000 Schritte vom Passe entfernt. So wird auch das
Reich der Parther durch ein Thor abgeschlossen. Beim
Austritt aus dem Passe kommt man zunächst zum caspischen
Volke, welches sich bis zur Küste erstreckt, und dem Passe
sowohl, wie dem Meere den Namen gegeben hat. Der Theil
zur Linken ist bergig 7). Vom Gebiete der Caspier an
rückwärts bis zum Flusse Cyrus wird die Entfernung auf
220,000, und von diesem Flusse an bis zu dem Passe auf
700,000 Schritte angegeben. Diese Berechnungen vom Passe
als Ausgangspunkt aus sind durch die Märsche Alexander's
des Grossen bestimmt; von ihm bis zur Grenze von Indien
') Dieser Pass heisst jetzt Kharwar, und führt über den Dema-
vend, eine Schneekuppe der Bergkette Alburs in der persischen
Provinz Taberistan.
2) Im Ejalet Wan, um den See Ardisch.
3I rtag böov: die am Wege.
4) Die Wüste Naubendan in der Provinz Irak.
s) Die Berge von Luristan. 6) In der Provinz Khusistan.
7) Die Bergkette Alburs.
432
Sechstes Buch.
sollen es 15,680 Stadien, bis zur Stadt Bactra *) oder Za-
riaspa 3700 und von da bis zum Flusse Jaxartes 5000
Stadien sein.
18.
Oestlich von den Caspiern liegt die Landschaft Apa-
vortene 2), und in derselben der durch seine Fruchtbarkeit
berühmte Ort Darejum 3). Dann folgen die Tapyrer, Ana-
riacer, Staurer, Hyrcaner 4), an deren Küste, nämlich vom
Flusse Sideris 5) an, das caspische Meer den Namen des
hyrcanischen erhält. Diesseits des Sideris sind die vom
Caucasus kommenden Flüsse Maxeras 6) und Stratos 7).
Dann folgt die Landschaft Margiane8), reich an sonnigen
Anhöhen, und unter allen diesen Ländern die einzige, worin
Weinbau getrieben wird. Sie ist ringsum von anmuthigen
Bergen eingeschlossen, hat 1500 Stadien im Umfange, und
ist wegen der 120,000 Schritte langen Sandwüsten schwer
zugänglich. Sie liegt gegen Parthien hin und Alexander
der Grosse erbauete daselbst Alexandria. Nachdem diese
von den Barbaren zerstört war, stellte sie Antiochus, der
Sohn des Seleucus, auf derselben Stelle unter einem an
Syrien erinnernden Namen wieder her, denn da der Mar-
gus9), dessen Zweige sich in dem Distrikte von Zotale
vereinigen, sie durchströmt, so zog er es vor, sie Antiochia
zu nennen10). Die Stadt hat 70 Stadien im Umfange.
Hierher führte Orodos n) die bei der Niederlage des Crassus
gefangenen Römer. Von den Höhen dieser Gegend an über
den Caucasus hin bis zu den Bactrern wohnen die wilden
und freien Marder12). Hierauf die Ochaner, Chomarer,
') Balkih. 2) In der Begierbergschaft Masenderan. 3) Sari.
4) In den Beglerbergschaften Masenderan und Astrabad.
5) Kurkan. 6) Masenderan. 7) Sefidrud.
8) Das Land Mawer und die Provinz Khorassan. 9) Murghal.
,0) Jetzt heisst sie Meru Schah Jehan.
") Ein parthischer König. Die Geschichte jener Niederlage
(53 v. Chr.) beschreibt Plutarch in der Biographie des Crassus , Cap. 39.
n) In dem zur afghanischen Landschaft Balkh gehörenden
Distrikte Meimunna am Kassarigebirsre.
Sechstes Buch. 433
Berdrigeer, Harmatotropher, Bomareer, Comaner, Marucäer,
JMandruaner, Jatier. Die Flüsse Man drum und Chindrum.
Weiterhin die Chorasmier, Candarer, Attasiner, Paricaner,
Saranger, Parrhasiner, Maratianer, Nasotianer, Aorser, Geler,
von den Griechen Cadusier genannt, und die Matianer.
Die von Alexander erbauete Stadt Heraclea, die später
zerstört aber von Antiochus wieder hergestellt und Acha'is
genannt wurde. Die Derbicer, deren Grenze der Oxus x),
welcher aus dem See Oxus entspringt 2), mitten durchschnei-
det; die Syrmater, Oxydracer, Heniocher, Batener, Saraparer,
Bactrer, deren Stadt Zariaspe (später Bactrum) 3) nach
einem Flusse 4) benannt ist. Die Bactrer bewohnen die
Gegend hinter dem Berge Paropamisus 5), auf dessen vor-
derer Seite die Quellen des Indus sind, und werden von
dem Flusse Ochus 6) eingeschlossen. Weiterhin folgen die
Sogdianer 7), ihre Stadt Panda8), und an der äussersten
Grenze Alexandria 9), von Alexander dem Grossen erbauet.
Hier befinden sich Altäre, welche Hercules und Bacchus,
ferner Cyrus, Semiramis und Alexander errichtet haben;
denn alle diese Personen setzten in dieser Gegend, welche
der Fluss Jaxartes 10) , den die Scythen Silis nennen, und
den Alexander und seine Soldaten für den Tana'is hielten,
begrenzt, ihren Feldzügen ein Ziel. Demodamas, der Feld-
« herr der Könige Seleucus und Antiochus, dem wir vor-
züglich bei Beschreibung dieser Länder folgen, überschritt
ihn und errichtete dem Apollo Didymäus Altäre.
19.
Weiter hinaus11) wohnen scythische Völker. Die
Perser nennen sie, von dem zunächst wohnenden Stamme,
') Gihon oder Amu genannt.
2) Er entspringt in Afghanistan am Hindu-Kuhs, aber nicht aus
«inem See. 3) Balkh.
4) Zariaspes, jetzt Dehasch. 5) Hindu-Kusch. 6) Tedsen.
7) Im Thale al Sogdh in dein zum Dschagatai gehörenden
Lande Mawarelnahar.
8) Samarkand? 9) Koschend am Szyr? t0) Szyr.
u) Jenseits des Jaxartes.
28
434
Sechstes Buch.
insgesammt Sacer; bei den Alten hiessen sie Aramäer. Die Scy-
then aber nennen die Perser Chorsarer, und den Caucasus Grau-
casis, d. h. schneeweiss. Die Menge dieser Völkerschaften,
welche mit den Persern gleiche Lebensweise haben, ist
unzählig, die berühmtesten unter ihnen sind die Sacer,
Massageter, Daher, Essedoner, Ariacer, Rhymmicer, Pasicer,
Amarder, Hister, Edoner, Camer, Camacer, Euchater, Cotierer,
Anthusianer, Psacer, Arimasper, Antacater, Chroasäer und
Oeteer. Die Napäer sollen durch die Paläer untergegangen
sein. Bedeutende Flüsse daselbst sind der Mandragäus
und Caspasius :). Ueber kein Land sind die Angaben der
Schriftsteller so schwankend, was, wie ich glaube, von den
vielen herumziehenden Völkern herrührt. Das Wasser des
(caspischen) Meeres soll, nach x41exanders des Grossen Be-
richte, süss sein, und Marcus Varro erzählt, dass Pompejus,
der im Mithridatischen Kriege dort commandirte, dasselbe
gehört habe; ohne Zweifel wird der Salzgehalt des Wassers
durch die vielen in dasselbe strömenden Flüsse unterdrückt.
Varro fügt noch hinzu, man habe durch des Pompejus
Feldzüge erfahren, dass man in 7 Tagen von Indien zu den
Bactrern am Flusse Icarus 2), welcher in den Oxus fliesst,
gelangen, uud die aus demselben durchs caspische Meer
in den Cyrus gebrachten indischen Waaren auf einem nur
fünftägigen Landwege bis zum Phasis am Pontus schaffen
könne. In diesem ganzen Meere liegen viele Inseln, doch
ist nur eine, Tazata 3), genauer bekannt.
20.
Vom caspischen Meere und dem scythischen Oceau
wenden wir uns zum östlichen Meere, dessen Küste mit
der Vorderseite gegen Osten gerichtet ist. Der vorderste
Theil derselben, vom scythischen Vorgebirge an, ist wegen
des Schnees unbewohnt, der nächstfolgende wegen der
Wildheit seiner Bewohner unangebauet. Hier hausen die
anthropophagischen Scythen, welche Menschenfleisch essen;,
*) "Vielleicht die Steppenflüsse Sarasu und Tzui.
8) Koktscha (B